Zu den Kapiteln
Der Prämonstratensermönch Hermann Josef war ein bedeutender Mystiker des 13. Jahrhunderts. Er schuf Hymnen und Gedichte, zum Beispiel einen Mariengruß („Großer Muttergotteshymnus"), einen Hymnus auf die heilige Ursula und ihre Gefährtinnen sowie Prosagebete an Christus. Hermann Josef wird als Ordensmann mit Maria und dem Jesuskind dargestellt, seine Attribute sind Kelch oder drei Rosen. Sein Namensfest ist am 21. Mai.
Hermann, um 1150 als Sohn einer verarmten Familie in Köln geboren, wurde im Alter von zwölf Jahren Prämonstratenser-Chorherr im Kloster Steinfeld in der Eifel. Nach einer Ausbildungszeit in Friesland - vermutlich in Mariengaarde bei Hallum - kehrte er nach Steinfeld zurück und wurde zum Priester geweiht.
Der Heilige wurde vor allem durch seine Marienverehrung bekannt, die ihm den Beinamen Josef einbrachte. Schon als Kind soll er dem Jesuskind eines Marienstandbildes in der Kölner Kirche St. Maria im Kapitol Äpfel als Geschenk dargebracht haben, weshalb ihm der Volksmund auch den Namen „Apfelheiliger" gab. Steinfelds marianische Grundausrichtung führte „zu jener als ‚exzessiv’ empfundenen Erfahrung, die uns als ‚mystische Vermählung’ umschrieben wird". (Helmut J. Kirfel)
Die Vita Hermann Josefs überliefert Wunderberichte, die unmittelbar nach seinem Tod geschehen sein sollen und die Verehrung des Heiligen im späten Mittelalter bezeugen. Die Wundergeschichten weisen im frühen und hohen Mittelalter bekannte hagiographische Muster wie Heilungen und Totenerweckungen auf. Die Berichte von Wunderheilungen befassen sich mit Blinden beziehungsweise fast Erblindeten, Gelähmten und Besessenen, ferner mit alltäglichen Beschwerden wie Zahnschmerzen, Ohrenschmerzen, Schwerhörigkeit, Halsschmerzen, Kopfschmerzen, Fieber, Hautkrankheiten, Ruhr oder Fallsucht. Als Wunder ist auch seine Vorhersage der Ermordung des Kölner Erzbischofs Engelbert I. m Jahr 1225 verstanden worden.
Hermann Josef wurde von Frauen angerufen, die sich das Glück einer guten und gesunden Mutterschaft erbaten. Auch vertrauten sie sich dem Heiligen bei der Vorbereitung auf eine bevorstehende Geburt oder nach glücklicher Beendigung des Kindbettes an. Das Patronat der werdenden Mütter („patronus puerperarum") ist seit dem 17. Jahrhundert überliefert, damals fanden sich Nadeln, Broschen und Spangen auf dem Reliquienschrein. Diese nahmen die Frauen als „Berührungsreliquien" wieder mit nach Hause, befestigten sie an ihrer Haartracht oder ihrer Kleidung in der Hoffnung, auf die Fürsprache des Heiligen zu einer glücklichen Schwangerschaft zu gelangen.
Der heilige Hermann Josef gilt bis heute als Patron auch in mancherlei anderen Anliegen. Die katholische Jugend wurde angeleitet, ihn als vorbildlichen Schüler zu verehren, Ministranten und Küster wurde er als unermüdlicher Diener am Altar vor Augen gestellt. Den Priestern wurde er als Patron wegen seiner Keuschheit und unübertroffenen Demut empfohlen.
Das ganze Jahr hindurch steht in der Vorhalle der Steinfelder Basilika gesegnetes Wasser aus dem Hermann-Josef-Brunnen im Kuttenbachtal für die Gläubigen zur Mitnahme bereit. Es wird bei Augenleiden benutzt in Erinnerung an das Wasser des Brunnens, aus dem der Heilige reines Eifelwasser zur liturgischen Verwendung ins Kloster hinaufgeschafft haben soll.
Als Seelsorger wirkte Hermann Josef in mehreren Frauenklöstern der Umgebung, so auch im Zisterzienserinnenkloster Hoven. Geschwächt von einer Krankheit, starb er dort vermutlich am 7.4.1241. Durch päpstliches Dekret von 1958 kann Hermann Josef - auch ohne formale Kanonisation - als Heiliger verehrt werden. Seine Grabstätte in der Basilika Steinfeld ist ein vor allem von Gläubigen aus der Eifel viel besuchter Wallfahrtsort, besonders am Hermann-Josef-Fest (sechster Sonntag nach Ostern).
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Vita / Werke
Brosch, Joseph, Hymnen und Gebete des seligen Hermann Josef im lateinischen Originaltext nebst einer deutschen Übersetzung, Aachen 1950.
Spilbeeck, Ignatius van, B. Hermanni Joseph canonici Steinfeldensis o. praem. opuscula, Namur 1899.
Sterre, Johannes Chrysostomus van der, Lilium inter spinas. Vita B. Josephi Presbyteri et Canonici Steinfeldensis Ordinis Praemonstratensis, Antwerpen 1627 .
Literatur
Bautz, Friedrich Wilhelm Artikel "Hermann Joseph von Steinfeld", in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 2 (1990), Sp. 755-756.
Döring, Alois, Heilige Helfer. Rheinische Heiligenfeste durch das Jahr, Köln 2009.
Kirfel, Helmut J., Der heilige Chorherr Hermann Josef von Steinfeld. Sein Leben und seine Verehrung auf dem Hintergrund der Steinfelder Geschichte, in: Heilige im Bistum Aachen, hg. v. Geschichtsverein für das Bistum Aachen e.V., Neustadt a. d. Aisch 2005, S. 81-263.
Online
Heilige im Kölner Dom. Hermann Josef von Steinfeld(Information auf der Website des Kölner Doms).
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Döring, Alois, Hermann Josef, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/hermann-josef-/DE-2086/lido/57c82c941ce500.25762654 (abgerufen am 14.11.2024)