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Marcus Postumus war ein Befehlshaber an der römischen Rheingrenze. 259/ 260 nach Christus wurde er von meuternden Truppen zum Kaiser ausgerufen und gründete das „Gallische Sonderreich" mit der Hauptstadt Köln.
Die Herkunft des Marcus Cassianus Latinius Postumus liegt weitgehend im Dunkeln. Weder ist sein Geburtsjahr bekannt noch seine nähere familiäre Herkunft. Die Indizien sprechen lediglich dafür, dass er im Gebiet der gallischen Provinzen geboren wurde.
In den Jahren 259/ 260 nach Christus, zur Regierungszeit der Kaiser Valerianus (Regierungszeit 253-260 nach Christus) und Gallienus (Regierungszeit 260-268 nach Christus), war er als militärischer Befehlshaber mit der Verteidigung der Rheingrenze in der Provinz Niedergermanien beauftragt, wobei er sich als tatkräftiger und erfolgreicher Truppenführer erwies. Er geriet jedoch in Konflikt mit dem in Köln residierenden Sohn des Gallienus, dem als Cäsar mitregierenden Saloninus (242-260 nach Christus), der von den Postumus unterstellten Truppen die Herausgabe der Beute verlangte, was diese jedoch verweigerten. Postumus stellte sich auf die Seite seiner Soldaten und nahm Köln nach einer wohl kurzzeitigen Belagerung ein. Anschließend ließ er den Saloninus und seinen Berater, den Prätorianerpräfekten Silvanus umbringen.
Nach diesem Kaisermord wurde Postumus nun selbst zum Kaiser proklamiert und machte Köln zu seiner Machtbasis. Die Legionen nicht nur in Gallien, sondern auch in Britannien und Spanien erkannten ihn bald ebenfalls als Herrscher an, so dass der überwiegende Teil der westlichen Reichshälfte nun unter seiner Kontrolle stand. In kurzer Zeit etablierte er seine Herrschaft durch die Einsetzung von Konsuln und die Bildung einer eigenen Prätorianergarde, wobei es allerdings keine Anhaltspunkte dafür gibt, dass er auch einen eigenen Senat einrichtete. Postumus nutzte auch die Möglichkeiten der neu geschaffenen Münzstätte Köln, durch die er unter anderem repräsentative Goldmünzen mit seinem Bildnis prägen ließ, was nicht zuletzt auch der propagandistischen Etablierung diente. Dennoch konnte sich der rechtmäßige Kaiser Gallienus (Valerianus war unterdessen verstorben) in Rom behaupten, so dass das Herrschaftsgebiet des Postumus begrenzt blieb. Dieses Gebiet verstand Postumus jedoch zu sichern, sowohl gegenüber den Germanen als auch gegenüber Gallienus, dessen Rückeroberungskampagne sich Postumus 265 nach Christus erfolgreich widersetzte.
Sämtliche Spekulationen, dass er eine Art Sezession von Rom angestrebt habe, sind durchaus irrig, da bislang jeder Usurpator immer die Herrschaft über das Reichsganze angestrebt hatte und eine Sezession so etwas wie eine gemeinsame „antirömische" Identität dieser drei doch recht unterschiedlichen Reichsteile vorausgesetzt hätte. Da außerdem verschiedene praktische Erwägungen gegen einen direkten Zug nach Italien sprachen, musste sich Postumus zumindest vorerst mit der Wahrung des Erreichten begnügen. Er konnte sich jedoch in Anbetracht seiner eher prekären Rechtsposition beachtliche acht Jahre behaupten.
268 nach Christus konnte Postumus die Erhebung des Laelianus (gestorben 268 nach Christus) in Mainz erfolgreich unterdrücken, wurde jedoch von seinen eigenen Soldaten erschlagen, da er ihnen die Plünderung der Stadt untersagte. Dies bedeutete jedoch noch nicht das Ende des Sonderreichs, das unter wechselnden Nachfolgern noch bis 274 nach Christus Bestand hatte, als der letzte dieser Herrscher, Tetricus I. (Regierungszeit 271-274 nach Christus), gegenüber dem nun amtierenden Kaiser Aurelian kapitulierte. Zuletzt war die Hauptstadt dieses Reichs von Köln nach Trier verlegt worden.
Postumus gehört in die lange Reihe der so genannten Soldatenkaiser des 3. Jahrhunderts, die vom Militär installiert und bald wieder beseitigt wurden. Im Gegensatz zu vielen anderen von ihnen behauptete er sich aber verhältnismäßig lange, was seiner politischen Umsicht und seinen militärischen Fähigkeiten zuzuschreiben sein dürfte.
Literatur
Barthelemy, Eric, Köln als Hauptstadt des gallischen Sonderreichs: Eine Münze des Postumus, 265, in: Rosen, Wolfgang/Wirtler, Lars (Hg.), Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, Band 1, Köln 1999, S. 35-36.
Eck, Werner, Köln in römischer Zeit. Geschichte einer Stadt im Rahmen des Imperium Romanum, Köln 2004.
Franke, Thomas, Imperator Caesar Marcus Cassianius Latinius Postumus Pius Felix Invictus Augustus, in: Der Neue Pauly 10 (2001), Spalte 228 .
König, Ingemar, Die gallischen Usurpatoren von Postumus bis Tetricus, München 1981.
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Wirtler, Lars, Marcus Cassianus Latinus Postumus, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/marcus-cassianus-latinus-postumus/DE-2086/lido/57c95b7e87fe31.56385459 (abgerufen am 04.06.2023)