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Heinz Haake war einer der ersten Nationalsozialisten im Rheinland; er war vor 1933 führender Funktionär dieser Partei und von 1933–1945 Landeshauptmann der Rheinprovinz. Gleichwohl blieb er in der NS-Zeit gegenüber machtbewussten Figuren wie Robert Ley oder den rheinischen Gauleitern eher in der zweiten Linie.
Heinrich – wie sein offizieller Name lautete - Haake wurde am 24.1.1892 in Köln als erstes Kind des beim Kölner Stadtkonservator beschäftigten Architekten Louis Haake (1853-1953) geboren. Seine Mutter Cäcilie war Tochter des Küsters an St. Aposteln in Köln, Georg Antoni. Haake besuchte nach der Volksschule bis Weihnachten 1905 das Schillergymnasium in Köln-Ehrenfeld. Er absolvierte eine Bankausbildung. 1914 meldete er sich freiwillig zum Militärdienst, war an der Westfront eingesetzt und erreichte den Dienstgrad eines Unteroffiziers. Er wurde mehrfach verwundet und erhielt mehrere Auszeichnungen. Bei Kriegsende geriet er in englische Kriegsgefangenschaft. Eine der Verwundungen führte zu einer bleibenden Gehbehinderung. Nach dem Kriege war Haake bei einer Kölner Versicherung beschäftigt, danach bei einer Filiale der Deutschen Bank, wo er Ende 1924 ausschied. 1925 schloss er die Ehe mit Christiane Heuser (1893-1960), aus der ein Sohn hervorging.
Nach dem Krieg begann Haake eine politische Karriere. 1921/1922 trat er in den Deutsch-Völkischen Schutz- und Trutzbund ein und gehörte zusammen mit Josef Grohé und Ley zu der Gruppe, die den Anschluss an die NSDAP betrieb. Während des Verbotes der NSDAP nach Hitlers Novemberputsch in München war er Gauleiter des Gaues Rheinland des Deutschvölkischen Blocks. Nach der Neugründung der NSDAP wurde er Mitglied und war 1925 auch kurzfristig Gauleiter des Gaues Rheinland, wurde aber rasch durch Ley abgelöst. Seine Funktion als Ortsgruppenleiter von Köln gab er 1927 ab. In der Folgezeit nahm er für die NSDAP im überregionalen Rahmen wichtige Funktionen wahr, unter anderem in der Reichsleitung der NSDAP als Leiter des Organisationamtes und als Reichsinspekteur.
1924 zog er für die Nationalsozialistische Freiheitsbewegung in den Preußischen Landtag ein. Ihm gehörte er als einer der wenigen nationalsozialistischen Abgeordneten bis 1933 an, 1932 sogar als 3. und 1933 nach der Eroberung der Macht als 1. Vizepräsident. Seit 1929 war er auch Mitglied des Provinziallandtags Rheinland. Insbesondere während der Wahlkämpfe trat er häufig als Redner bei politischen Veranstaltungen auf, auch außerhalb des Rheinlandes.
Die eigentliche politische Karriere im rheinischen Rahmen begann mit der nationalsozialistischen Herrschaft. Am 11.4.1933 wurde Haake als Nachfolger des im Februar verstorbenen Johannes Horion vom neugewählten Provinziallandtag zum Landeshauptmann der Rheinprovinz bestimmt, damit Leiter der herkömmlichen landschaftlichen Selbstverwaltung. Die Provinzialverwaltung änderte in dieser Zeit ihren Charakter. Der Oberpräsident wurde zwar formell Leiter der Staats- und der Selbstverwaltung, faktisch blieb die Stellung des Landeshauptmanns erhalten. Indessen wurden zunächst die Beschlussfunktionen auf den Provinzialausschuss übertragen, durch das Oberpräsidentengesetz vom 15.12.1933 sämtliche Vertretungs- und Beschlussorgane, das heißt auch der Provinziallandtag, beseitigt.
Haakes Personalpolitik bevorzugte nationalsozialistische Gefolgsleute. Als Nichtfachmann war er aber auf das Fachwissen und die Erfahrung der vorhandenen Mitarbeiter angewiesen. Daher berücksichtigte er bei der Personalauswahl auch fachliche Qualifikation und verfuhr in der Personalpolitik behutsamer als andere neue Behördenchefs in staatlichen und kommunalen Bereichen. Das Verhältnis zu den Oberpräsidenten Hermann Freiherr von Lüninck (1933-1935) und Josef Terboven (seit 1935) als Vertretern der staatlichen Provinzverwaltung verlief - soweit ersichtlich - weitgehend konfliktfrei. Bestrebungen von Parteiorganisationen - so der HJ auf dem Gebiet der Jugendarbeit, der NSV im Bereich der Sozialarbeit oder auch Bestrebungen im kulturellen Aufgabenbereich - provinziale Aufgaben an sich zu ziehen, trat Haake entgegen. Ebenso wandte er sich gegen Gauleiter Gustav Simon, der während des Krieges bemüht war, seinen Gau „Moselland“ aus dem Provinzialverband zu lösen. Überdies trat er Bestrebungen staatlicher Organe entgegen, bisher kommunale Aufgaben zu übernehmen, wie es etwa Fritz Todt (1891-1942) als Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen versuchte.
Als Landeshauptmann und führender Nationalsozialist vereinigte Haake in seiner Person eine Reihe von Ämtern und Funktionen. Im November 1933 wurde er Mitglied des politisch bedeutungslos gewordenen Reichstags und behielt diese Funktion bis zum Ende des NS-Systems. Auf Grund seiner frühen Mitgliedschaft in NSDAP und SA, seiner politischen Funktionen und seines Amtes wurde er 1936 zum SA-Brigadeführer ernannt und stieg in der Folgezeit bis zum SA-Obergruppenführer auf. Durch sein Amt erlangte er auch wichtige Funktionen in kommunalen Energieversorgungsunternehmen (RWE, Rheingas GmbH). Zudem wurde ihm eine Reihe von Ehrungen zuteil (unter anderem Ehrensenator der Universität Köln, Ehrenbürger der TH Aachen). Gegen Widerstände des Düsseldorfer Gauleiters Friedrich Karl Florian wurde er 1937 Leiter der Provinzialdienststelle Rheinland und Hohenzollern des Deutschen Gemeindetages, der Einheitsorganisation der kommunalen Spitzenverbände. Zudem übernahm er die Leitung der Arbeitsgemeinschaft der Preußischen Provinzen und Reichsgaue.
Als Landeshauptmann betrieb Haake eine Neuorganisation des Verwaltungsapparates. Besonderes Interesse zeigte er für die Kulturpolitik, vornehmlich in Form einer nationalsozialistisch begriffenen Heimatpflege. 1933 übernahm er die Leitung des Deutschen Heimatbundes und wurde 1937 zudem Vorsitzender des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Heimatschutz. Zur Stärkung der "Volkstumsarbeit" im benachbarten Ausland richtete er 1933 das Grenzlandamt der Provinzialverwaltung ein. 1935 stiftete die Provinz den Rheinischen Literaturpreis, der bis weit in den Krieg hinein an Schriftsteller aus dem Rheinland verliehen wurde, die den nationalsozialistischen Vorstellungen einer landschaftsgebundenen und systemtreuen Literatur entsprachen. Konservativ genealogischen wie rassistischen Zielsetzungen entsprachen das 1941 gegründete Rheinische Landessippenamt und das im gleichen Jahr von der Provinz übernommene Rheinische Provinzialinstitut für Sippen- und Volkskörperforschung an der Universität Köln.
Eine der Hauptaufgaben der Provinzialverwaltung war im Bereich des Gesundheits- und Sozialwesens die Fürsorge für Geisteskranke und Schwachsinnige. Zunächst gegen den Widerstand von Haake und einigen seiner nächsten Mitarbeiter wurde auch im Rheinland die „Euthanasie“-Aktion durchgeführt, in deren Rahmen in Galkhausen und Andernach zwei „Zwischenanstalten“ eingerichtet wurden, von wo aus die Patienten in die Tötungsanstalt Hadamar gebracht wurden.
Im Krieg wurde die Tätigkeit der Provinzialverwaltung durch den Verlust an Personal und durch die Luftangriffe stark eingeschränkt, wenngleich die Aufgaben in Bereich des Gesundheitswesens kriegsbedingt weiter zunahmen. Im März 1945 verließ Haake Düsseldorf und bezog zunächst in Wuppertal ein Ausweichquartier. Die Besetzung Düsseldorfs am 21.4.1945 bedeutete zugleich das Ende der Provinzialverwaltung.
Haake wurde bei Kriegsende gefangen genommen und in das Internierungslager Recklinghausen gebracht. Wegen einer schweren Erkrankung wurde er in das Lazarett Velen eingeliefert, wo er am 17.9.1945 verstarb.
Die Gesamtbewertung von Haake bleibt ambivalent. Seine völkisch-nationalistischen Einstellungen machten ihn früh zum überzeugten Nationalsozialisten und fanatischen Anhänger Hitlers. Er hielt sich augenscheinlich weitgehend fern von den innerparteilichen Machtkämpfen, wodurch er innerhalb der Parteihierarchie eine relativ schwache Stellung hatte. In seinem Arbeitsbereich ließ er zwar Raum für nichtnationalsozialistische Fachleute, führte aber letztlich die Aufgaben durch, die nationalsozialistischer Zielsetzung entsprachen.
Literatur
Romeyk, Horst, Heinrich Haake (1892 - 1945), in: Rheinische Lebensbilder 17 (1997), S. 187-222.
Romeyk, Horst, Die leitenden staatlichen und kommunalen Verwaltungsbeamten der Rheinprovinz 1816-1945, Düsseldorf 1994, S. 490.
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Matzerath, Horst, Heinrich Haake, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/heinrich-haake-/DE-2086/lido/57c8187cd0ed38.69450587 (abgerufen am 06.12.2024)