Beschreibung

Der katholische Pfarrer Aegidius Schmitz (geb. 30.05.1886 zu Hof Ronig bei Neuwied) verweigerte wegen der Hakenfreuzfahne auf dem Sarg eines Hitlerjungen die Beerdigung. Am 16.12.1936 fand in Binsfeld unter Teilnahme der örtlichen NS-Formationen aus SA und HJ das Begräbnis eines kurz zuvor verstorbenen Hitlerjungen statt. Für die Einsegnung des Sarges durch Pfarrer Schmitz wurde die Hakenkreuzfahne, die den Sarg bedeckte entfernt, um sie nur kurz darauf wieder auf den Sarg zu legen. Darüber erregt schrie Schmitz: "Weg mit der Fahne! Solche Frechheiten wie seiner Zeit lasse ich mir nicht mehr gefallen! SA und HJ ans Kreuz!" Mit dem Ausdruck "seiner Zeit" nahm Schmitz Bezug auf die Beerdigung eines Hitlerjungen im Jahre 1934. Da die NS-Formationen seinem Wunsch zunächst nicht folgten, drohte Schmitz: "Ich gebe den uniformierten Teilnehmern 2 Minuten meiner Aufforderung, vor das Kreuz zu gehen, nachzukommen, andernfalls werde ich die Beerdigung nicht vornehmen." Auf diese Worte hin befolgten die nationalsozialistischen Verbände dem Wunsch des Pfarrers und die Beerdigung wurde vollzogen. Der Ortsgruppenleiter der NSDAP brachte die Verweigerung des Pfarrers Schmitz zur Anzeige. Der Kreisschulrat entzog unverzüglich in Rücksprache mit dem Regierungsdirektor Schmitz die Unterrichtserlaubnis für den schulischen Religionsunterricht. In der Vernehmung begründete Schmitz, der bis zu ihrer Auflösung der Zentrumspartei angehört hatte, sein Verhalten mit der Tatsache, dass die Hakenkreuzfahne nicht kirchlich geweiht und deshalb mit den uniformierten Nationalsozialisten vor das Kreuz zu führen sei. Er wurde in Trier in Schutzhaft genommen und seine Deportation ins Konzentrationslager angeordnet, allerdings wegen dem Prozesstermin zurückgestellt. Das Verfahren wurde schließlich am 16.05.1938 aufgrund einer Amnestie eingestellt.

Quellen

LAV NRW Abt. Rheinland Gerichte Rep. 112 Nr. 17131 Bundesarchiv Abt. Patres Abli Best. 51.01, 22282, 62.2

Literatur

Priester unter Hitlers Terror. Eine biographische und statistische Erhebung, bearb. von Ulrich von Hehl/Christoph Kösters u.a., 4. durchgesehene und ergänzte Auflage, Paderborn u.a. 1998, S. 1498 f. Beiträge zur Geschichte der Pfarrei und der Pfarrkirche St. Georg zu Binsfeld, o.O. 1990, S. 45-47.

Sicherheit: belegt