Beschreibung

Der jüdischgläubige Verwaltungsangestellte Eugen Marx (geboren am 29.3.1869 in Schwerte) verbreitete ab März 1933 in der Firma "Murex Gesellschaft für Schweißtechnik" in Hermülheim, in der er seit dem 01.2.1933 als Buchhalter arbeitete, eine NS-feindliche Satire in Form eines von ihm verfassten und im Selbstverlag erschienen Buches "Lustige Politik". Das Buch, in dem er die deutsche sowie europäische Politik auf ironische Art persifliert und unter Anderem auch die Nationalsozialisten der Lächerlichkeit preisgibt, verteilte er an mehrere Mitarbeiter. Ein Mitarbeiter gab das Buch an den Gau-Nachrichtendienst weiter, weshalb Marx am 1.3.1934 wegen des Verdachts illegaler Betätigung durch den für den Hermülheimer Betrieb zuständigen "Treuhänder der Arbeit" angezeigt wurde. Der Gestapo fiel in der Satire des Verdächtigen unter anderem folgende Passage über Nationalsozialisten und Völkische auf: "Es gibt unter den Deutschen Leute, die behaupten, die Nation stamme von einem Herrn Arier ab. Andere wieder, unter Führung des Herrn General a. D. Ludendorff [Erich Ludendorff (1865-1937)], behaupten, die Nation stamme von Herrn Thor, dem Erfinder des Hammers. Beide Behauptungen sind nicht nachweisbar. Die Nation hat sich seit den Tagen der Herren Arier und Thor in ihrer Struktur arg verändert, so daß die blonden Arier= oder Thorleute höchstens noch bei den rechtsstehenden Parteien und nationalen Verbänden sowie bei den schlagenden Studentenverbindungen zu finden sind." (S. 5f.) Zum Ende heißt es nochmal ironisch: "Dann über den Antrag der Nationalsozialen, das aktive Wahlrecht mit dem 12. Lebensjahre zu verbinden. Ja, ja, die Nationalsozialen! Die haben auch die deutsche Sprache bereichert. Sie haben das Wort "Killen" eingeführt. Dieses Wort kommt direkt aus dem Hebräischen, heißt in der Einzahl (Kille) die Gemeinde und in der Mehrzahl (Killen) die Gemeinden. Frei übersetzt bedeutet das Wort Ritualmord." (S.42f.) Die Mitarbeiter belasteten Marx schwer und gaben an, dass dieser in seinem Verhalten "bis an die Grenze des Erlaubten" ginge sowie "durch ironische Bemerkungen die im Betrieb tätigen Nationalsozialisten herauszufordern" bestrebt sei, obgleich er offene Kritik an der NS-Regierung vermeide. Eine dieser ironischen Bemerkungen soll gegenüber einem Kollegen gewesen sein: "Du musst jetzt stramm stehen und die Knochen zusammennehmen, denn Ihr seit jetzt in der SA usw." In der Vernehmung gab Marx Autorenschaft und Besitz der Bücher zu. Bei einer Wohnungsdurchsuchung fand die Gestapo zwei Pakete mit etwa 200 Exemplaren von "Lustige Politik", allerdings kein weiteres vermutetes NS-feindliches Material. Am 12.4.1934 wurde das Verfahren auf Grund von Verjährung eingestellt.

Quellen

LAV NRW Abt. Rheinland Gerichte Rep. 112, Nr. 19020

Sicherheit: belegt