Beschreibung

Gerhard Storm (1.4.1888-20.8.1942) wirkte seit 1920 als Pfarrer der Gemeinde St. Adelgundis in Emmerich. Neben seiner Arbeit in der Seelsorge engagierte er sich auch an den Berufsschulen als Lehrer für "lebenskundlichen Unterricht" und übernahm den katholischen Unterricht am Lyzeum. Storm wurde bald zum Seelsorger und geistlichen Begleiter für viele junge Menschen. Neben seiner Lehrtätigkeit setzte er sich intensiv für die katholische Jugend ein und beteiligte sich an der Errichtung eines katholischen Jugendheimes. Nach der "Machtergreifung" der Nationalsozialisten am 30.1.1933 kam es zu ersten Konflikten zwischen beiden Parteien, da Storm gegen die von der Stadt nun angestrebte Kündigung seiner Lehrvertrages klagte. Während des zwei Jahre dauernden Verfahrens lebte Storm aus Mitteln des Kirchenvorstandes und engagierte sich vermehrt in der Pfarrseelsorge. Bis zu seinem Schreibverbot durch die Nationalsozialisten am 25.3.1936 zeichnete sich Storm verantwortlich für die Textgestaltung des "Katholischen Kirchenblattes Bezirk Nördlicher Niederrhein" der Diözese Münster. In den Kirchenzeitungen veröffentliche er immer wieder Artikel, die sich mit der Frage nach der Legitimation des Nationalsozialismus und dem Verhältnis von Kirche und Staat befassten. Wegen seiner kritischen Äußerungen gegenüber dem NS-Regime stand Storm seit dem 28.11.1935 unter Beobachtung der Gestapo-Leitstelle Düsseldorf. 1936 musste Storm auf Druck der Nationalsozialisten auch seine Tätigkeit als Schriftleiter und Autor des Emmericher Kirchenblattes aufgeben. In Folge des Verbots kirchlicher Jugendverbände 1938 verteilte Storm jeden Monat illegal an die ihm anvertrauten Jugendlichen einen selbstverfassten Rundbrief, um ihnen in einer schweren Zeit Unterstützung und eine Orientierungshilfe zu bieten. Am 29.4.1939 versuchte die Gestapo, Storm wegen des Aufrufs zu einer Lebensmittelsammlung für karitative Zwecke zu verhaften. Gegen ihn wurde wegen Übertretung des Sammlungsverbotes ermittelt, doch kam es zu keiner Anklage. Gerhard Storm galt als "politisch unzuverlässig", die Überwachung durch die Gestapo verschärfte sich. Seit August 1941 wurde auch seine Post kontrolliert. Während des Zweiten Weltkriegs wurde Gerhard Storm in Emmerich als Lazarettpfarrer verpflichtet. Mit einer Predigt zum Fest der Heiligen Familie am 11.1.1942 bot Storm den Nationalsozialisten schließlich doch einen Grund für eine Festnahme. Besonders die Stelle: "Genau so ginge es einem Staate, der durch Gesetze und Verordnungen das morsche Staatsgebilde künstlich aufputzte und so weiter. Auch dieses Staatsgebilde bräche zusammen, wenn die Zeit da sei", hob die Gestapo hervor und wertete sie als direkten Angriff auf das Regime. Bei den anschließenden Hausdurchsuchungen wurden die Originale der Predigten vom 11.1.1942, die Predigt "Das Heil kommt von den Juden" aus dem Jahr 1938 sowie 95 weitere Predigten beschlagnahmt. Außerdem erfolgte am 25.3.1942 eine Vernehmung Storms in Emmerich. Am 15.5.1942 wurde er schließlich festgenommen und im Emmericher Polizeigefängnis inhaftiert, drei Tage später erfolgte die Verlegung in das Männergefängnis Düsseldorf. Von dort aus wurde er am 23.7.1942 ins Konzentrationslager Dachau überführt. Von einem Lungenleiden stark geschwächt, starb Gerhard Storm dort am 20.8.1942 an den Folgen der Haft.

Literatur

Bettray, Alex, Vor fünfzig Jahren: Schreibverbot für den Priester und Religionslehrer Gerhard Storm, in: Kalender für das Klever Land 36 (1986), S. 32-36. Gollnick, Rüdiger, Die Überwachung der Kirchen in Emmerich, Speerlberg und Hadeln am 23.8.1942 wurde veranlasst…, in: Kalender für das Klever Land 35 (1985), S. 20-23. Gollnick, Rüdiger, Vom Winde nicht verweht: Gerhard Storm, Prophet und Rebell, Bad Honnef 1988. Kloidt, Franz, KZ-Häftling Nr. 32281: Blutzeuge Gerhard Storm, Xanten 1966. Moll, Helmut, Zeugen für Christus: das deutsche Martyrologium des 20.Jahrhunderts, Paderborn 1999, S. 449-452. Steeger, Karl-Heinz, Gerhard Storm, in: Rundbrief Internationaler Karl-Leisner-Kreis 36 (1997), S. 49-51.

Sicherheit: belegt