Beschreibung

Der am 30.9.1894 in Bonn geborene Heinrich Joseph Dresen wurde am 21.5.1921 zum Priester geweiht. Seine Tätigkeit als Religionslehrer in Essen, die er seit 1926 ausgeübt hatte, endete 1933. Dresen wurde entlassen, da er zu Beginn seines Unterrichts in den Schulklassen stets das Hitlerbild ab- und ein Kreuz aufhängte. Zum 20. Dezember 1933 versetzte der Kölner Erzbischof Dresen als Pfarrrektor an das Pfarrektorat Sankt Dreifaltigkeit in Siegburg-Wolsdorf. Hier fiel er rasch wegen seiner regimekritischen Predigten auf. Als Religionslehrer wirkte er in der Wolsdorfer Volksschule, wo es 1934 zu einem Zwischenfall kam. Dresen schlug den Schüler Pit Brei mit dem Stock. Brei war der Sohn eines vom Kommunisten zum Nationalsozialisten mutierten Vaters und nicht mehr zu Sonntagsmesse und Andacht erschienen. Der Vater zeigte den Priester an. Im "Westdeutschen Beobachter" erschien ein Artikel unter der Überschrift "Pfaffe verprügelt Hitlerjungen". Als NS-Schergen des Pfarrrektors habhaft werden wollten, konnte er sich im Glockenstuhl der Kirche verstecken. Zudem gelang es dem Gemeindemitglied Karl Luschek, die Nationalsozialisten zu entmutigen. Er erklärte, Rektor Dresen sei ein Bruder des bekannten Godesberger Hoteliers. Im Rheinhotel Dreesen pflegte Hitler zu übernachten, wenn er im Rheinland weilte. Dies war allgemein bekannt, wenn auch die von Luschek schnell erfundene Geschichte nicht stimmte. Heinrich Dresen schrieb seinen Namen anders als die Hoteliers und eine nähere Verwandtschaft bestand nicht. Zudem befanden sich, was die Wolsdorfer Nationalsozialisten nicht wussten, die das Hotel führenden Brüder Fritz (1884-1944) und Georg (1891-1964) in einer schwierigen Situation. Sie galten zwar als mit Hitler befreundet, waren aber Söhne einer jüdischen Mutter und halfen später auch verfolgten Juden. Luscheks Geschichte aber wurde geglaubt und die den Rektor bedrohenden Nationalsozialisten zogen ab. - Gegen Kriegsende agierte Dresen nochmals in für ihn höchst gefährlicher Weise. Am 18.3.1945 druckte er auf einer kleinen Handpresse Flugblätter, die in Siegburg verteilt wurden. Auf ihnen stand zu lesen: "Macht die weißen Fahnen fertig" und "Helft uns, den Krieg beenden. Keinen Schuß mehr schießen! Die braunen Teufel haben ausregiert." Am 24. März - noch mehrere Tage vor dem Einmarsch der amerikanischen Truppen - kündigte Dresen dem Stadtdirektor an, am Kirchturm die Kirchenfahne zu hissen. Dies geschah tatsächlich. Gesundheitlich angeschlagen, ging Dresen 1950 in den Ruhestand, erst 56 Jahre alt. Dresen überlebte das NS-Regime und starb am 3.1.1971 in einem Siegburger Altenheim.

Literatur

Pfarrer Heinrich Dresen - ein mutiger Siegburger, in: Rundblick Siegburg, 5.8.2008 (www.ortszeitungen.de/rmp/DxMLW?Template=./Templates/idx.tpl&Ort=70&Rubrik=1000008&Art=1819640). Tondar, Ulrich, Pastor mit Zivilcourage. Pfarrektor Dresen leistete den Nazis Widerstand und geriet immer wieder ins Visier der Gestapo, in: Rhein-Sieg-Rundschau, 30.7.2005, S. 44. Wendl, Friedrich Georg, Adolf Hitlers "Lieblingshotel" gehörte "Halbjuden". Vor 70 Jahren wurden im Rheinhotel Dreesen die Weichen zum "Münchener Abkommen" gestellt, in: Godesberger Heimatblätter 46 (2008), S. 101-108. Priester unter Hitlers Terror. Eine biographische und statistische Erhebung, bearb. von Ulrich von Hehl/Christoph Kösters u.a., 4. durchgesehene und ergänzte Auflage, Paderborn u.a. 1998, S. 713 f.

Sicherheit: belegt