Beschreibung

Im Oktober 1944 gründete sich in Solingen die Organisation A unter der Leitung von Dr. med. A. Blass. Bereits zuvor hatte es Zusammenkünfte bei Karl Hartmann und bei Frau Korte gegeben. Die Tätigkeit der Widerstandsorganisation "A" beschreibt ein Nachkriegsbericht. "Der Zusammenschluss zu einer einheitlichen Organisation unter der Gesamtleitung von Dr.med. Blass kam Anfang Oktober 1944 zustande. Bis zu diesem Termin standen die führenden Männer jahrelang teils auf eigene Faust, teils in kleinen Gruppen in geheimem Kampf, von dem einen Wunsche beseelt, den Nationalsozialismus zu Fall zu bringen. Schon vor dem Zusammenschluß fanden regelmäßige Besprechungen und Zusammenkünfte im Hause von Karl Hartmann, Katternbergerstr. 60, und Frau Korte, Augustastr. 51, statt. (...) Es war unser Wunsch, evtl. noch bestehende Geheimorganisationen unter einen Hut zu bringen, um unsere Schlagkraft zu steigern. Außer der Gruppe Schiffbauer war jedoch keine Gruppe ausfindig zu machen. Herr Dr. Blass hatte mehrere Besprechungen mit dem späteren kommissarischen Oberbürgermeister, Herrn Rieß, nebst dessen Bruder, welche jedoch ergebnislos verliefen. Ebenso schlugen mehrere Verhandlungen mit dem ehemaligen Landtagsabgeordneten, Herrn Artur Meistermann, fehl. Anfang Dezember 1944 wurde die bereits bestehende Gruppe von Deutschen und Ausländern unter der Führung von Karl Schiffbauer durch Karl Hartmann und Rudolf Müller (Omega-Werk) veranlasst, sich mit uns zusammenzuschließen. Wir legten besonderen Wert darauf, Mitglieder zu haben, welche ohne Rücksicht auf ihre frühere politische Zugehörigkeit oder Einstellung nur den einen Gedanken hegten, die Nazis zu Fall zu bringen und so dem aussichtslosen Weiterführen des Krieges ein Ende zu bereiten. Wir beschlossen, dass sich jedes aktive Mitglied rücksichtslos mit seinem Leben einzusetzen und strengstes Stillschweigen über das Bestehen unserer Organisation zu halten habe, ferner, dass wir nach dem Einzug der alliierten Truppen unsere Arbeit als beendet ansehen und weder Vorteile, noch Postenjägerei bezwecken. Die aktiven Mitglieder bildeten nun Gruppen in allen Bezirken, ohne jedoch den Namen und Sitz der Organisation sowie die Namen der Führer derselben bekanntzugeben. (...) Unser Hauptprogramm bestand in folgenden Punkten, Aufklärung der Bevölkerung, insbesondere des Volkssturms und der Wehrmachtsangehörigen, Verhütung von Sprengungen, insbesondere der Talsperre, Pumpstation, Wasserturm, Müngstener- und sonstige Brücken, Beseitigung von Barrikaden, Besorgung von Waffen und Munition, Unterbringung von verfolgten Ausländern und Desertierten sowie Verpflegung derselben, ferner Herstellung der Verbindung mit den anrückenden alliierten Truppen zur gegebenen Zeit, sowie Anbringung von Plakaten, aufklärenden Schriften und rechtzeitige Hissung der weißen Fahne durch die Bevölkerung. In den letzten Wochen vor der Besetzung legten wir besonderen Wert auf Fühlungnahme mit den hier stationierten Truppen, insbesondere deren Kommandeuren, zwecks Einstellung des sinnlosen Widerstandes. Außerdem wurden in den einzelnen Gruppen Männer bestimmt, welche beim Einzug der Besatzungstruppen diejenigen Nazis bewachten, wo Gefahr bestand, dass dieselben aus ihren Häusern auf die einrückenden Truppen schießen würden. Der Nazi-Stab unter Führung von Claus Witte wurde von dem Mitglied Betty Pauls dauernd überwacht und Informationen unserer Zentrale übermittelt. (Falls Waffengewalt gegen ihn nötig) hatte Herr Karl Schiffbauer sich als Führer einer hierfür besonders ausgewählten Gruppe zur Verfügung gestellt."

Literatur

Weber, Herbert, Das kleine Solingen Lexikon, Solingen 2000, S. 140.

Sicherheit: belegt