Beschreibung

Der Düsseldorfer Pfarrer lic.theol. Dr. Joachim Beckmann (1901-1987) war 1933 Mitgründer der rheinischen Pfarrerbruderschaft und seit 1934 Mitglied des Bruderrats der Bekennenden Kirche. Er formulierte Ende 1933 Gegenthesen zu den sogenannten Rengsdorfer Thesen. Diese waren von den Deutschchristen beeinflusst und hatten ein völkisches deutsches Christentum zum Ziel. Beckmann meinte, dass ein im deutschen Volkstum verwurzeltes Christentum, theologisch verstanden, kein Christentum sei. Denn der Nährboden des Christentums ist nicht das Volkstum, sondern allein das Wort Gottes. Das "sola fide" der Reformation sei die Wiederentdeckung der biblischen Wahrheit für die ganze Welt. Die theoretische Frage, worauf sich die Volksgemeinschaft gründet, sei theologisch bedeutungslos gegenüber der praktischen Frage der Christen: "Was ist Gottes Gebot?" Die Kirche schulde dem Staat, so Beckmann, nicht Gehorsam in allen irdischen Dingen, ihr ganzer Gehorsam gelte allein dem Gebot und Auftrag Gottes. Am 7.2.1934 eröffnete das Konsistorium der Rheinischen Kirche parallel zur Amtsenthebung ein Disziplinarverfahren gegen ihn. Ziel war die Strafversetzung in eine andere Pfarre. Dazu kam es jedoch nicht. Allerdings führten die Maßnahmen des Konsistoriums gegen Beckmann und andere zur Einberufung der oppositionellen "Ersten Freien Synode" am 19.2.1934 in Barmen-Gemarke (heute Stadt Wuppertal).

Literatur

Goebel, Klaus, Nationalsozialistische Ideologie oder christlicher Glaube? Konflikte und Kontroversen im Reinland, dargestellt an vier Beispielen zwischen 1933 und 1941, in: Günther von Norden (Hg.), Kirchenkampf im Rheinland, Köln 1984, S. 261-282. Rauthe, Simone, "Scharfe Gegner". Die Disziplinierung kirchlicher Mitarbeitender durch das Evangelische Konsistorium der Rheinprovinz und seine Finanzabteilung von 1933 bis 1945, Bonn 2003, S. 124-126.

Sicherheit: belegt