Beschreibung

Der katholische Kaplan Dr. Josef Brosch (1907-1978) aus Monschau kam am 7.5.1934 in Schutzhaft, weil er einen inhaftierten SA-Mann, Hermann Miessen, vor dem Arrestlokal zusammen mit Angehörigen der Pfadfinderschaft St. Georg abgeholt hatte. Unter den Pfadfindern waren auch zwei SS-Anwärter und zwei SA-Mitglieder, die Miessen einen Blumenstrauß übergaben. Miessen saß in Arrest, weil er sich geweigert hatte, aus dem katholischen Gesellenverein auszutreten. Zudem sangen sie "Der Mai ist gekommen" und demonstrierten (laut SA) gegen die Maßnahmen der höheren SA-Dienststellen. Darüber hinaus wurden Fotos geschossen, die jedoch nach Anzeige durch die SA wieder vernichtet wurden. Der SA-Mann Hermann Miessen trat aus der SA aus, nachdem eine Doppelmitgliedschaft zu einem katholischen Verband verboten wurde. Abends traf sich Brosch mit Miessen und den SS- und SA-Männern in der Kneipe und forderte sie auf, so der Bericht der Polizei, dem Gesellenverein treu zu bleiben. Zudem habe Brosch bereits gegen die HJ und weitere Verbände der NSDAP agitiert; auch in der Schule. Er gründete innerhalb der Religionsstunde eine neue Pfarrjugend in Konkurrenz zur HJ und forderte die Jungen auf, Verbänden fernzubleiben, die ihnen keine Gelegenheit gäben, zur Kirche zu gehen. Brosch wurde am 1.5. in Schutzhaft genommen. Die SA-Männer wurden ausgeschlossen, gegen die SS-Männer lief ein Ausschlußverfahren, das schließlich ebenfalls erfolgreich war.

Quellen

LHAK 403, Nr. 16845, 457 LAV NRW Abt. Rheinland, RW 58, Nr. 17353, 74012.2

Literatur

Priester unter Hitlers Terror. Eine biographische und statistische Erhebung, bearb. von Ulrich von Hehl/Christoph Kösters u.a., 4. durchgesehene und ergänzte Auflage, Paderborn u.a. 1998, S. 264.

Sicherheit: belegt