Beschreibung

Der Redakteur Peter August Stern (1907-1947) gründete am 26.10.1933 den Westland-Verlag. Zuvor hatte er seine Anstellung beim Saarbrücker Abendblatt verloren, da er am 3.5.1933 die jüdische Marie Louise Sender (geboren 1911) geheiratet und Drohungen seitens des Aufsichtsrates entschieden zurückgewiesen hatte. Der demokratisch-bürgerlich geprägte Stern sah im einsetzenden Abstimmungskampf die Möglichkeit, neben den parteipolitisch formierten Zeitungen ebenso ein konfessionell unabhängiges Organ der "liberalen Intelligenz" zu schaffen. Seine Frau erinnerte sich später: "Die Sozialisten hatten die Volksstimme und die Freiheit. Blieb eine Leere: Wer erfaßt die nicht konfessionellen, nicht sozialistischen Intellektuellen, die Anwälte, Doktoren, Ingenieure, Lehrer, Kaufleute?" Mit Hilfe des aus Düsseldorf emigrierten Journalisten Siegfried Thalheimer - er stellte das notwendige Kapital zur Verfügung - gründeten die beiden Eheleute schließlich den Westland-Verlag. Die erste Ausgabe erschien am 11.11.1933; durch Schmuggel über die Schweiz und Luxemburg auch zeitlich versetzt im Deutschen Reich. Themen waren unter anderem die Unterdrückung der Pressefreiheit in Deutschland, die nationalsozialistische Personalpolitik in der Justiz sowie die Einrichtung der ersten Konzentrationslager. In zahlreichen Artikeln äußerte Stern seine ablehnende Haltung über eine mögliche Rückgliederung des Saarlandes sowie die Politik des NS-Regimes im Allgemeinen: "Die Situation in Deutschland erfordert eine Tat. Der Zusammenschluß aller deutschen Hitlerfeinde wird das große politische und moralische Beispiel unserer Epoche sein. Vorwärts, die Unterdrückten warten darauf!". Weitere Mitarbeiter waren der saarländische Jurist Ernst Meyer, der ehemalige Mitarbeiter der Frankfurter Zeitung Konrad Heiden sowie ein Freund des erwähnten Thalheimers: Fritz Heymann. Ein Mitarbeiter des Stabes des Gauleiters Bürckel schrieb rückblickend: "Der Gegner verfügte an der Saar über eine ausgezeichnete Presse. Besonders das Westland [...]. Hier hatte sich der alte Kurfürstendamm versammelt und schrieb jenen Stil, den früher die Weltbühne schätzte." Um die ausgehende publizistische Gefahr der Zeitung einzudämmen, gelang es den Nationalsozialisten durch ein Täuschungsmanöver, Thalheimer vom Verkauf des Westlands zu überzeugen. Die Mitarbeiter verließen die Redaktion des Westlands, um die neue Wochenzeitung Grenzland zu gründen, die bis zur Verkündung der Abstimmungsergebnisse für die Beibehaltung des "Status-Quo" warb. Am 15.1.1935 verließen die Sterns das Saargebiet, nachdem sie von "ein[em] Richter des Abstimmungsgerichtshofes, den wir kaum kannten" gewarnt worden waren, dass gegen Stern ein Haftbefehl wegen Unterschlagung ausgestellt worden war. "Laut Gesetz durfte keiner wegen seiner politischen Gesinnung verfolgt werden, also mußte ein Verbrecher fabriziert werden", erinnerte sich Sterns Ehefrau im Jahre 1988.

Literatur

Mallmann, Klaus-Michael/Paul, Gerhard, Das zersplitterte Nein. Saarländer gegen Hitler, Bonn 1989, S. 243-251.

Sicherheit: belegt