Beschreibung
Der katholische Pfarrer Karl Schütz (1892-1971) nutzte eine Kindermesse, um die Kirchenpolitik des NS-Regimes zu kritisieren und die Kinder zur Verteidigung des christlichen Glaubens aufzurufen. Der am 29.3.1892 in Tholey geborene Schütz wohnte in der Totenborn Straße 5 in Linz am Rhein. Am 18.4.1937 organisierte er eine Kindermesse und richtete, so die spätere Anklageschrift, folgende Worte an sein junges Publikum: „Kinder betet, dass euer Vater auch so stark ist, wie der heilige Josef und es verhüten kann, euch den Christus zu nehmen, denn sie wollen euch in Deutschland Christus rauben.“ Schon drei Tage zuvor war Schütz vom Landgericht Neuwied zur Zahlung eines Sicherungsgeldes von 100 RM verurteilt worden. Wegen der Kindermesse und seiner kritischen Haltung erhielt er schließlich am 6.7.1937 ein Schreiben der Geheimen Staatspolizei Koblenz, das den Geistlichen des Verstoßes gegen eine Verordnung zur „Bekämpfung des Missbrauchs dogmatischer Erörterungen und Verstößen gegen die nationalsozialistische Bewegung“ bezichtigte. Er erhielt eine Geldstrafe von 50 RM, wobei er sein Vergehen auch mit einer Haftstrafe von 10 Tagen hätte abbüßen können. Karl Schütz wehrte sich gegen die Anklage, indem er beim Staatspolizeiamt Berlin Beschwerde einlegte und eine gerichtliche Vernehmung forderte. Später geriet Schütz wegen des Versandes religiöser Schriften an Wehrmachtssoldaten erneut ins Visier der Gestapo.
Quellen/Literatur
StAL 29-98, Geheime Staatspolizei (Gestapo), 1935-1937 BATr Best. 51.01, Nr. 22260, p. 91ff.
Literatur
Priester unter Hitlers Terror. Eine biographische und statistische Erhebung, bearb. von Ulrich von Hehl/Christoph Kösters u.a., 4. durchgesehene und ergänzte Auflage, Paderborn u.a. 1998, S. 1502.