Beschreibung

Der katholische Pfarrer Wilhelm Caroli (1895-1942) predigte in einer seiner Messen in Kottenheim gegen die nationalsozialistische Euthanasie, die Ermordung von behinderten Menschen. Caroli war zuvor Pfarrer in Rheingönheim bei Ludwigshafen gewesen, musste aber aufgrund eines Aufenthaltsverbotes für die Pfalz und das Saarland (7.4.1937) und etlichen Eingaben, die seine Versetzung forderten, nach Kottenheim umsiedeln. Bereits im Juni 1933 wurde er von der Gauleitung verwarnt, da er sich in seiner Position als Schriftleiter des katholischen Kirchenblatts Ludwighafens "staatsabträglich" geäußert hatte. Das Kirchenblatt wurde für sechs Wochen verboten, die Schriftleitung ging auf einen anderen Pfarrer über. Eine Woche später, in der Nacht vom 26. auf den 27. Juni 1933, wurde Caroli vor seinem Pfarrhaus von drei Männern der SA überfallen und bewusstlos geschlagen. Schon zu diesem Zeitpunkt begannen die NSDAP-Ortgruppe sowie die Gauleitung, seine Versetzung einzufordern, vorerst vergeblich. Im Oktober und November des gleichen Jahres weigerte sich Caroli wiederholt, die Kirche zu beflaggen. Die SA demonstrierte vor seinem Pfarrhaus, brach schließlich gewaltsam ein und brachte Hakenkreuzfahnen an. Caroli blieb weiterhin im Visier der nationalsozialistischen Verfolgungsinstanzen. Am Abend des 8.7.1935 kam es zu einer Demonstration von über 800 Personen, welche sich angeblich über dessen nonkonformes Rundschreiben an die Pfarrjugend ereiferten. Ein SS-Scharführer und mehrere Sprechchöre forderten nicht nur Carolis Versetzung, sondern die Ermordung des Pfarrers. Polizeilicher Schutz blieb aus. Trotz des oben genannten Aufenthaltsverbotes weigerte sich Caroli weiterhin, seine Kirche zu beflaggen. In der Folge verurteilte ihn das Sondergericht Frankenthal zu einer Geldstrafe vom 50 RM und einer achtmonatigen Haft. Im Jahre 1939 erfolgte die bereits genannte Umsiedlung in die Diözese Trier (Kottenheim), wo er seinen Zwangsruhestand verbringen sollte, sich aber weiterhin an der lokalen Seelsorge beteiligte. 1940 stellten der SD und das Reichskirchenministerium im Auftrag der Reichsschrifttumskammer eine Personenbeurteilung an, nachdem Caroli seinen Austrittt aus ebenjener beantragt hatte. Der Antrag wurde aufgrund der von Seiten des Regimes empfundenen politischen Unzuverlässigkeit des Pfarrers offenkundig abgelehnt. Im Oktober 1941 hielt Caroli schließlich eine Messe, in welcher er sich in scharfen Tönen gegen die Euthanasie äußerte. Wegen angeblichem Kanzelmissbrauch wurde Caroli umgehend verhaftet und am 18.2.1942 in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Ein halbes Jahr später, am 23.8.1942, verstarb Caroli an den Folgen seiner Haft.

Literatur

Priester unter Hitlers Terror. Eine biographische und statistische Erhebung, bearb. von Ulrich von Hehl/Christoph Kösters u.a., 4. durchgesehene und ergänzte Auflage, Paderborn u.a. 1998, S. 1371f. Wetzler, Eva, Die katholische Kirche und der Nationalsozialismus 1933 - 1945, Bd. 1: Die Geistlichen, 2. verbesserte Auflage, Speyer 1994, S. 46-52. Weiler, Eugen, Die Geistlichen in Dachau sowie in anderen Konzentrationslagern und Gefängnissen, Bd. 1, Mödling bei Wien 1971, S. 165. Münch, Maurus, Unter 2579 Priestern in Dachau, 2. Auflage, Leutesdorf 1972, S. 33-40. Hofen, Karl, Das Bistum Speyer in den Jahren religiöser Bedrückung durch den Nationalsozialismus. Geschichtliche Notizen, Speyer 1980, S. 50.

Sicherheit: belegt