Beschreibung

Der aus einer liberalen Elberfelder Familie stammende Willi Ahrem (1902-1967) war in seiner Jugend bei der Wandervogelbewegung. In den 1920er Jahren fing er in der elterlichen Exportfirma an und reiste geschäftlich nach Südafrika, Neuseeland und Australien. 1930 wurde er Teilhaber. Obwohl er viel auf Reisen war, bekam er gewalttätige Ausschreitungen im November 1938 mit und zweifelte an der NS-Herrschaft. Während des Zweiten Weltkrieges erhielt er 1941 seine Einberufung. In seiner Ausbildungszeit in Münster beeindruckten ihn, obwohl er evangelisch war, die mutigen Predigten des katholischen Bischofs von Galen (1878-1946) gegen Rassismus und Euthanasie. Im September 1941 ließ er sich zur Organisation Todt (OT) versetzen. Als Haupttruppenführer leitete er ein Straßenbauprojekt nahe der Stadt Nemirov in der Ukraine. Der Bautrupp gehörte der Firma seines Schwagers, der Wilhelm Fix GmbH aus Bernau an der Ahr. Wegen der militärischen Bedeutung der Straße waren Juden als Zwangsarbeiter eingesetzt. Am 21.11.1941 war Ahrem Zeuge, wie die SS 1.200 Juden im Ghetto von Nemirov ermordete. Er forderte sofort für sein Bauvorhaben Facharbeiter mit ihren Familien an und konnte 20 Personen auf diese Weise das Leben retten. Nachdem er Zeuge einer weiteren Massenerschießung von 2.000 Juden gewesen war, beschloss er, die ihm bekannte Familie Menczer zu retten. Osias Menczer war Dolmetscher, seine Frau war Hausfrau, beide hatten einen 13-jährigen Sohn. Er versteckte sie einige Tage im Dachgeschoss seines Dienstgebäudes. Hinzu kam auch die aus Nemirov stammenden Studentin Dora Salzmann, deren Eltern erschossen worden waren. Im Kofferraum seines Dienstwagens brachte er alle in das rumänisch besetzte Transnistrien, wo er zuvor ein Quartier gefunden hatte. Das rumänische Regime hatte im Herbst 1942 die Deportation von Juden in die Todeslager eingestellt, aber alle Juden in das Lager Djurin in Transnistrien gebracht. Hier mussten sie für die Deutschen arbeiten. Hier lebte auch Lisa Heumann (geboren 1918), die von der wichtigen Hilfe Ahrems für die Internierten (Brieftransport) berichtete. Sie sorgte dafür, dass sein Wirken bekannt wurde und er ein Jahr nach seinem Tod 1968 von Yad Vashem als "Gerechter unter den Völkern" geehrt wurde.

Literatur

Kosmala, Beate, Die Ermordung der Juden von Nemirov und die Rettungsaktion von Willi Ahrem, in: Wette, Wolfram (Hg.), Zivilcourage. Empörte, Helfer und Retter aus Wehrmacht, Polizei und SS , 2. Auflage, Frankfurt a.M. 2006, S. 145-159. Homberg, Frank Friedhelm, Retterwiderstand in Wuppertal während des Nationalsozialismus, Diss. Düsseldorf 2008, S. 181-185.

Sicherheit: belegt