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Adolf II. von Kleve war der zweite Klever Graf aus dem Hause Mark. Unter seiner Regierung gewann das Klever Territorium deutlich an politischem Gewicht und wurde zum Herzogtum erhoben.
Adolf wurde am 2.8.1373 als ältester Sohn des Klever Grafen Adolf von der Mark (Adolf I.) und der Margarethe von Berg (gestorben 1429) geboren. Er wurde am Hof der Herzogin Johanna von Brabant (gestorben 1406) erzogen und besuchte bis 1387 gemeinsam mit seinem Bruder Dietrich (1374-1398) die Schule in Soissons. Seit 1388 beteiligte der alte Graf seine Söhne an der Herrschaft. Dabei erhielt Adolf II. 1392 das Amt Aspel-Rees als eigenen Herrschaftsbereich zugewiesen. Nach dem Tod Graf Adolfs I. am 7.9.1394 folgte der junge Adolf in der Grafschaft Kleve, während sein Bruder bereits seit 1393 die Grafschaft Mark regierte. Im Frühjahr 1395 erhielt er bei einer Schlacht in Luxemburg den Ritterschlag.
Der Versuch Herzog Wilhelms von Berg (Regierungszeit 1360-1408), seine zunehmend mächtiger werdenden Neffen, die Grafen von Kleve und Mark, militärisch in ihre Schranken zu weisen und die eigene Vomachtstellung abzusichern, schlug dramatisch fehl: In der Schlacht im Kleverhamm am 7.6.1397 unterlagen die bergischen Streitkräfte. Für Adolf bedeutete dieser Sieg Gewinn von Prestige und vor allem enorme Lösegeldzahlungen. Nach dem Tod seines Bruders Graf Dietrich von der Mark im März 1398 konnte er beide Grafschaften in seiner Hand vereinigen.
Im März 1400 heiratete Graf Adolf Agnes (1379-1404), eine Tochter Kurfürst Ruprechts von der Pfalz (Regierungszeit 1398-1410, als König 1400-1410), der wenige Monate später nach der Absetzung König Wenzels (Regierungszeit 1376-1400) zum römisch-deutschen König gewählt wurde. Die Ehe blieb kinderlos und währte nur wenige Jahre. 1406 schloss Adolf eine zweite Ehe mit Maria (1393-1463), Tochter des burgundischen Herzogs Johann Ohnefurcht (Regierungszeit 1404-1419), die allerdings erst 1415 vollzogen wurde. Aus der Ehe gingen zehn Kinder hervor, von denen zwei früh starben. Außerdem war Adolf Vater mehrerer unehelicher Kinder.
Adolf gelang es, Kleves Position gegenüber dem Herzogtum Geldern abzusichern. 1402 konnte Emmerich endgültig dem Klever Territorium einverleibt werden, 1406 verzichtete der geldrische Herzog auf seine Ansprüche an der Liemers. Später erwarb Adolf noch den Reichswald (1429), die Düffel (1446) und zeitweise Wachtendonk (1440-1469) von Geldern.
Kräfte zehrend und langwierig gestaltete sich der Konflikt des Klever Grafen mit seinem jüngeren Bruder Gerhard (um 1387-1461). Ursprünglich für eine geistliche Laufbahn vorgesehen, hatte dieser in Köln und Paris studiert und war seit 1402 Propst des Xantener Viktorstifts. Seit 1408 forderte er immer dringlicher eine Teilhabe an der Herrschaft des Bruders, schließlich sogar die selbständige Regierung in der Grafschaft Mark. 1409 fand Adolf seinen Bruder zunächst mit der Liemers ab, 1413 übergab er ihm den Zoll Kaiserswerth, einen Großteil des märkischen Süderlandes und weitere Besitzungen.
Im April 1417 war der Klever Graf – wahrscheinlich vermittelt durch den Herzog von Burgund – auf dem Konstanzer Konzil durch Kaiser Sigismund (Regierungszeit 1410-1437) zum Herzog erhoben worden. Bald darauf hatte er die Primogenitur in seinen Ländern eingeführt, und Anfang 1419 wurde sein erster Sohn, Johann I., geboren. Seitdem vertrat Gerhard seinen Erbanspruch noch nachdrücklicher und verband sich mit dem Kölner Erzbischof Dietrich von Moers, an den er für seine Unterstützung 1424 den Kaiserswerther Zoll abtrat. Der Konflikt wurde während der 1420er Jahre mit wechselndem Geschick kriegerisch ausgetragen. Erst 1430 kam ein vorläufiger Kompromiss zustande, den die Brüder 1437 auf Lebenszeit abschlossen: Adolf trat seinem Bruder den größten Teil der Grafschaft Mark ab, behielt sich aber den Titel eines Grafen von der Mark vor, während Gerhard sich nur „Graf zur Mark" nennen durfte. 1423 hatte sich der Klever Herzog in den Streit um die Nachfolge in den Herzogtümern Jülich und Geldern eingemischt und dem Kandidaten Arnold von Egmond (Regierungszeit 1423-1473), der sich in Geldern durchsetzen konnte, seine Tochter Katharina (1417-1479) zur Frau gegeben
Nach Beilegung der innerfamiliären Streitigkeiten konnte sich Herzog Adolf in den 1430er und frühen 1440er Jahren verstärkt mit innenpolitischen Themen beschäftigen. Neben gesetzgeberischen Maßnahmen und dem Ausbau der Territorialverwaltung realisierte er 1436 die Verlegung des Zyfflicher Martinsstifts nach Kranenburg und verlieh 1441 Isselburg ein Stadtprivileg. 1435 hatte Adolf eine Antoniterpräzeptorei auf dem Hau bei Kleve gegründet, um diese Zeit dürfte er auch den klevischen Antonius-Ritterorden gestiftet haben, eine ritterliche Gebetsverbrüderung. Intensiv engagierte sich der Herzog auch bei der Umgestaltung der kirchlichen Strukturen in seinem Territorium. Zahlreiche Kapellen ließ er zu selbstständigen Pfarrkirchen erheben (1436 Dinslaken, 1437 Hönnepel, 1441 Kalkar und Keppeln, 1445 Kervenheim, 1448 Donsbrüggen) und strebte zeitweise die Schaffung eines klevischen Landesbistums an.
Der militärischen Sicherung des Klever Territoriums dienten die Anlage eines engmaschigen Netzes von Landwehren und der Neu- oder Ausbau vieler Burgen und Höfe (Büderich, Dinslaken, Griethausen, Isselburg, Kalkar, Orsoy, Schravelen, Sonsbeck, Wesel, Zevenaar); das eindrucksvollste Beispiel dieser Baumaßnahmen ist der 1440 begonnene Schwanenturm der Klever Burg. Vor allem in den letzten Lebensjahren Adolfs II. werden seine „landesväterlichen" Bemühungen, seine Untertanen durch Zwang und Schutz auf dem rechten Weg zu halten, deutlich. Die Stiftung des Arme-Diener-Hofs in Kleve 1444 drückt seine besondere Fürsorge für das Hofpersonal aus.
Das latent angespannte Verhältnis zwischen dem Klever Herzog und dem Kölner Erzbischof Dietrich von Moers entlud sich in Adolfs letzten Lebensjahren in einem spektakulären und weithin Aufsehen erregenden Konflikt, der Soester Fehde. Im Jahr 1444 hatte die bis dahin kurkölnische Stadt Soest dem Erzbischof den Gehorsam aufgesagt und sich dem Klever unterstellt. Die daraufhin ausbrechende „Generalabrechnung" (Wilhelm Janssen) spannte zwar die Ressourcen des Klever Herzogs, der insbesondere von seinem Schwager Herzog Philipp der Gute von Burgund (Regierungszeit 1419-1467) unterstützt wurde, bis aufs Äußerste an, endete aber vor allem für Erzbischof Dietrich in einem Desaster. Neben Soest verlor das Erzstift auch Xanten endgültig an Kleve, Papst Eugen IV. (Pontifikat 1431-1447) entzog die klevischen Territorien 1445 der geistlichen Amtsgewalt des Erzbischofs, setzte Dietrich von Moers 1446 ab und erhob stattdessen Adolf von Kleve (1425-1492), den zweiten Sohn des Herzogs, zum Erzbischof – dieses Amt trat er faktisch allerdings nicht an.
Die Belagerung Soests im Jahr 1447 endete erfolglos, und von den finanziellen Belastungen sollte sich das Kurfürstentum Köln nicht wieder erholen. Noch vor dem Friedensschluss im Jahr 1449 starb Adolf II. am 23.9.1448 in Kleve und wurde in dem von ihm 1417 gestifteten Kartäuserkloster auf der Graveinsel bei Wesel bestattet. Die Nachfolge trat sein Sohn Herzog Johann I. an.
Gert van der Schuren (gestorben 1496), Sekretär am Klever Hof, hat in seiner ab 1471 verfassten Klevischen Chronik eine ausführliche Lebensbeschreibung Adolfs II. gegeben
Quellen
Ilgen, Theodor, Quellen zur inneren Geschichte der rheinischen Territorien. Herzogtum Kleve 1: Ämter und Gerichte, 2 Bände in 3 Teilen, Bonn 1921-1925.
Preuss, Heike (Bearb.), Kleve-Mark Urkunden 1394-1416. Regesten des Bestandes Kleve-Mark Urkunden im nordrhein-westfälischen Hauptstaatsarchiv in Düsseldorf, Siegburg 2003.
Scholten, Robert (Hg.), Clevische Chronik nach der Originalhandschrift des Gert van der Schuren, Kleve 1884.
Literatur
Janssen, Wilhelm, Die Entwicklung des Territoriums Kleve, Bonn 2007 (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande V 11-12).
Janssen, Wilhelm, Die niederrheinischen Territorien im Spätmittelalter. Politische Geschichte und Verfassungsentwicklung 1300-1500, in: Rheinische Vierteljahrsblätter 64 (2000), S. 45-167.
Knecht, Elisabeth, Die Verwaltungsorganisation im Territorium Kleve und ihre Reformen unter dem Grafen und späteren Herzog Adolf (1394-1448), Diss. Köln 1958.
Werd, Guido de (Red.), Land im Mittelpunkt der Mächte. Die Herzogtümer Jülich –Kleve – Berg, Kleve 1984.
Online
Grüneisen, Henny, Artikel "Adolf I., Herzog von Kleve und Graf von der Mark", in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 81-82. [Online]
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Hagemann, Manuel, Adolf II. von Kleve, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/adolf-ii.-von-kleve/DE-2086/lido/57a9bf51d0a8e2.63254403 (abgerufen am 05.11.2024)