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Der vermutlich aus Trier stammende Ambrosius von Mailand war der bedeutenste Prediger des 4. Jahrhunderts. Er war der erste der vier großen Kirchenlehrer und wird aufgrund seiner Bedeutung für die Lehren des Christentums seit dem Ende des 13. Jahrhunderts auch als Kirchenvater bezeichnet.
Ambrosius wurde 333/334 oder 339 als Sohn des Prätorianerpräfekten von Gallien, eines hohen Verwaltungsbeamten, wahrscheinlich in Trier geboren. Nach dem Tod seines Vaters siedelte er mit seiner Mutter und seinen beiden Geschwistern, unter anderem der Schwester und späteren heiligen Marcellina (330/335-um 398), nach Rom über. Ambrosius begann seine Karriere in der römischen Verwaltung, zunächst als advocatus am Hof des illyrischen Prätorianerpräfekten in Sirmium, dann als consularis Aemiliae et Liguriae in Mailand, bevor er im Jahr 374 spontan vom Volk von Mailand zum Bischof gewählt wurde. Zum damaligen Zeitpunkt war Ambrosius nicht einmal getauft. Als Bischof setzte er sich vehement für den nizänischen Glauben ein und verteidigte die Unabhängigkeit der Kirche gegen Einmischungen des Staates. Bezeichnend für die Auffassung des Ambrosius über das Verhältnis von Staat und Kirche ist seine Aussage, dass der Kaiser "innerhalb der Kirche, nicht über ihr" stehe (Ambr. ep. 75a [21a], 36).
Zu einem ersten Konflikt des Ambrosius mit den regierenden Kaisern kam es im Jahr 386, als sich der Mailänder Bischof weigerte, den "Arianern" zwei Kirchen zu überlassen. In diesem Konflikt setzte sich Ambrosius ebenso durch wie in den Auseinandersetzungen um den Wiederaufbau der von Christen zerstörten Synagoge von Kallinikum im Jahr 388 und im Zusammenhang mit dem Blutbad von Thessaloniki im Jahr 390. Nur indem er sich der Kirchenbuße unterwarf, konnte sich Kaiser Theodosius (Regierungszeit 379-394) durch den "Bußakt von Mailand" von der Schuld befreien, die er durch die Strafaktion gegen die Bevölkerung von Thessaloniki auf sich geladen hatte.
Der streitbare Mailänder Bischof wurde nicht nur in Trier geboren, er wurde dort auch Zeuge des ersten Ketzerprozesses in der Geschichte des Christentums, als er sich in diplomatischer Mission in der Stadt aufhielt. Zweimal begab sich Ambrosius nämlich im Auftrag des in Mailand residierenden jungen Kaisers Valentinian II. (Regierungszeit 375-392) nach der Ermordung des Gratian im Jahr 383 an den Kaiserhof nach Trier. Sein Ziel war es, nach der Usurpation des Magnus Maximus (Regierungszeit als Usupator 383-388) das politische Überleben Valentinians zu sichern und den neuen Kaiser von einem Zug über die Alpen abzuhalten. Die zweite Gesandtschaft im Jahr 385 sollte den Frieden zwischen Mailand und Trier sichern und die Herausgabe des Leichnams Kaiser Gratians (Regierungszeit 367-383, gestorben 383) bewirken. Während dieser zweiten Gesandtschaftsreise wurde Ambrosius Zeuge des Prozesses gegen Priscillian (um 340-385) und seine Anhänger. Nach Ambrosius' eigener Aussage missbilligte er diesen Prozess und wurde daher der Stadt verwiesen. Neben Ambrosius war auch eine zweite berühmte Persönlichkeit in den Priscillianistenprozess in Trier involviert: Martin von Tours (um 316 oder 336-397) begab sich zwei Mal an den Kaiserhof in Trier, um für Priscillian und seine Anhänger einzutreten – letztlich ohne Erfolg. Angeklagt waren in diesem Prozess Priscillian, der Bischof von Abula/Avila in Hispanien, und seine Anhänger. Priscillian stand für eine Glaubensrichtung innerhalb des Christentums, die sich durch eine besonders asketische Lebensweise auszeichnete. Verbreitung fand die von Priscillian initiierte Bewegung hauptsächlich in Hispanien, das heißt dem heutigen Spanien und Portugal. Priscillian hatte seine Anhänger im Volk, beim Klerus und sogar bei einigen Bischöfen; er hatte allerdings auch entschiedene Gegner, denen die Praktiken der Gruppe missfielen. Vorgeworfen wurde den Priscillianern Manichäismus, Magie und unkanonische Ordination. Tatsächlich gab es Parallelen zwischen der rigorosen Glaubensauffassung des Priscillian und der ebenfalls streng asketischen Religion des Mani (216-276/277), einer Bewegung mit starken Anleihen an Judentum, Christentum und der Gnosis. Fatal für die Priscillianisten war jedoch, dass der Manichäismus seit Diokletian (Regierungszeit 284-305) unter Strafe gestellt war und dass der Vorwurf der Magie mit der Todesstrafe geahndet wurde.
Noch zur Zeit des Kaisers Gratian hatte man versucht, den Konflikt auf kirchlicher Ebene zu lösen. Eine neue Stufe erreichte der Konflikt nach der Usurpation des Magnus Maximus. Dieser suchte angesichts der noch ungefestigten Machtverhältnisse nach der Ermordung Gratians Rückhalt bei Theodosius (Regierungszeit 379-394), dem Augustus des Ostens, und bei den Bischöfen und präsentierte sich als Hüter des wahren Glaubens. Die Gegner Priscillians wie auch Priscillian selbst nutzten die Situation und suchten Unterstützung bei dem neuen Kaiser. Priscillian und seine Mitangeklagten wurden daraufhin an den Kaiserhof nach Trier vorgeladen. Die Auseinandersetzungen um die christliche Lehre wurden damit erstmals auf die Ebene eines Strafprozesses vor dem Kaiser verlegt, der mit Todesurteilen gegen Priscillian, die Kleriker Felicissimus und Armenius, den Dichter Latronianus und die Witwe Euchrotia endete, die im Jahr 385 in Trier vollstreckt wurden
Dieser Ketzerprozess hatte für Gallien, insbesondere für den Zusammenhalt des gallischen Episkopats, weit reichende Folgen. Bischöfe in Trier waren zu dieser Zeit zunächst Britto, dann Felix. Martin von Tours war Zeuge der Bischofsweihe des Felix, als er sich 385/386 nach Trier begab, um nach der Hinrichtung des Priscillian zu verhindern, dass seine Anhänger weiter verfolgt würden. Um dies zu erreichen, willigte er ein, anlässlich der Bischofsweihe des Felix die Gemeinschaft mit den gegnerischen Bischöfen wieder aufzunehmen. Diese Handlung belastete das Gewissen Martins jedoch so sehr, dass er Zeit seines Lebens an keiner Synode mehr teilnahm. Folge des Priscillianistenprozesses war zudem eine Spaltung des gallischen Episkopates. Der Trierer Bischof spielte bei diesem Schisma eine prominente Rolle, da sich die Parteien nach seinem Namen in Felicianer und Antifelicianer aufteilten.
Ambrosius starb am 4.4.397 in Mailand. Er wird als Heiliger verehrt; sein Fest ist am 7. Dezember.
Auf einem Relief des 18. Jahrhunderts, das noch heute in der Porta Nigra in Trier zu sehen ist, ist Ambrosius mit einem Bienenkorb dargestellt. Das Trierer Relief greift damit die Sage auf, nach der sich auf dem Gesicht des Kindes Ambrosius ein Bienenschwarm niedergelassen haben soll, was verschiedentlich als Hinweis auf seine “honigsüße Sprache” gedeutet wurde.
Quellen
Sancti Ambrosi Opera. Epistularum liber decimus (CSEL 82), Wien 1968ff.
Literatur
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Dassmann, Ernst Artikel “Ambrosius”, in: Theologische Realenzyklopädie 2 (1978), S. 362-386.
Dörner, Norbert, Ambrosius in Trier. Zu den Hintergründen der zweiten Gesandtschaft bei Maximus (Ambrosius, epist. 30[24]), in: Historia 50 (2001), S. 217-244.
Fischer, Balthasar, Ist Ambrosius wirklich in Trier geboren?, in: Dassmann, Ernst/Thraede, Klaus, Vivarium. Festschrift Theodor Klauser zum 90. Geburtstag, Münster 1984, S. 132-135.
Girardet, Klaus, Trier 385. Der Prozeß gegen die Priszillianer, in: Chiron 4 (1974), S. 577-608.
Heinen, Heinz, Frühchristliches Trier. Von den Anfängen bis zur Völkerwanderung. Trier 1996.
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Binsfeld, Andrea, Ambrosius von Mailand, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/ambrosius-von-mailand/DE-2086/lido/57a9e401693e63.12814344 (abgerufen am 07.10.2024)