Romanisierung im Rheinland
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1. Einleitung
Romanisierung ist ein zentrales Konzept der altertumswissenschaftlichen Forschung zur Erklärung der politischen, sozialen, kulturellen und ökonomischen Wandlungsprozesse in Italien und den Provinzen des römischen Reiches in der Kaiserzeit.[1] Der Begriff wurde um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert von Theodor Mommsen und Francis Haverfield geprägt.[2] Seitdem hat sich das Verständnis der Entwicklungen in den Provinzen allerdings mehrfach grundlegend gewandelt und bis heute besteht kein Konsens über die Ursachen, Träger und Folgen der Romanisierung. Teile der Forschung lehnen sogar die Verwendung des Begriffes selbst ab. Nichtsdestoweniger gerät bei den vorgeschlagenen Ersatzbegriffen die entscheidende Macht, nämlich das Imperium Romanum, aus dem Blick. Zwar betrieb Rom keine forcierte Kulturpolitik, und viele Veränderungen sind durch das Bestreben der provinzialen Eliten nach Anschluss an das imperiale Zentrum erklärbar. Dennoch sollte der Einfluss der kaiserlichen Repräsentation und der römischen Administration auf die Verhältnisse in den Provinzen nicht unterschätzt werden. Dafür spricht auch, dass sich antike Autoren durchaus der Veränderungen im Reich bewusst waren und diese auf die Wirkung Roms zurückführten, auch wenn sie dafür keinen übergeordneten Begriff kannten.[3]
Weitgehende Einigkeit besteht heute aber hinsichtlich der Chronologie der Romanisierung. Um die Zeitenwende lässt sich nämlich eine Phase grundlegender Wandlungsprozesse erkennen, die gleichzeitig Rom, Italien und die Provinzen erfasste. In dieser „Roman Cultural Revolution“ entstand ein reichsweites kulturelles und soziales Bezugssystem.[4] Insofern dürfen die Veränderungen in den Provinzen nicht einfach als Kopie hauptstädtischer Verhältnisse angesehen werden, diese Entwicklungen bedingen sich vielmehr. Voraussetzungen für die verstärkte Integration der Provinzen dürften unter anderem mit der Etablierung des römischen Kaisertums, den damit einhergehenden neuen Formen der Reichsverwaltung sowie der Auswanderung und Ansiedlung von Italikern in den Provinzen zusammenhängen. Entsprechend den jeweiligen Voraussetzungen in den Provinzen gestaltete sich diese formative Phase durchaus unterschiedlich und hatte nicht überall die gleiche Dauer. Im Anschluss an diese erste Periode großer Veränderungen bildeten sich langsam differenzierte und durchaus eigenständige römische Provinzialkulturen aus – so auch in der Provinz Germania Inferior.
2. Die formative Phase: Von Augustus bis zum Bataveraufstand
2.1 Voraussetzungen und Ansiedlungen
Das Gebiet der späteren Provinz Niedergermanien umfasste westlich beziehungsweise südlich des Rheins gelegene Gebiete im heutigen Deutschland, in den Niederlanden sowie in Nordosten Belgiens. Im Süden bildete der Vinxtbach bei Bad Breisig die Grenze zu Obergermanien. In der Zeit vor den gallischen Kriegen Caesar wurde die Region von den Eburonen beherrscht. Caesar (100-44 v. Chr.) zerschlug diesen Stammesverband, und in der Folgezeit existierten am Nieder- und Mittelrhein offenbar keine größeren politischen Verbände mehr. Zudem verfügte die Region weder über städtische Gemeinwesen noch über eine eigenständige Schriftkultur. Unter Augustus (63 v.-14 n. Chr., Kaiser 31v.-14 n. Chr.), als sich die römische Herrschaft am Rhein intensivierte, wurde daher eine administrative Neuorganisation des Raums notwendig, zumal von hier aus Feldzüge ins rechtsrheinische Gebiet unternommen wurden, um Germanien bis zur Elbe zu erobern. Dementsprechend wurden mehrere rechtsrheinische Stämme im ehemaligen eburonischen Gebiet angesiedelt. So erhielten die Ubier das Gebiet um Köln; die Cugener, eine Abspaltung der Sugambrer, siedelten bei Xanten, und die Canninefaten und Bataver, die sich von den Chatten getrennt hatten, ließen sich im Rheindelta nieder. Nach dem Vorbild der civitates im Inneren Galliens richtete die römische Verwaltung auch Zentralorte für die neuen Stämme ein, die ebenfalls als Verkehrsknotenpunkte dienten.[5] Als Zentrum einer geplanten großgermanischen Provinz, die bis zur Elbe reichen sollte, sollte Köln fungieren, wo auch ein Provinzialkult eingerichtet wurde.[6]
2.2 Die römische Militärpräsenz und das kriegerische Selbstverständnis der Stämme
Auch wenn die Eroberung der Germania Magna scheiterte und zunächst auch im Rheinland keine eigene Provinz eingerichtet wurde, sondern die Region mit der Provinz Gallia Belgica verbunden war, blieb dennoch die starke Konzentration römischen Militärs bestehen, da sich der Fluss nach und nach zur festen Grenze entwickelte. Das römische Heer war zunächst hauptsächlicher Träger römischer Kultur im Rheinland.[7] Aufgrund der Bedürfnisse der Legionäre, die zum überwiegenden Teil aus Norditalien und Südgallien stammten, wurden zahlreiche mediterrane Konsumgüter wie Wein, Olivenöl und Tischgeschirr an den Rhein gebracht. Daneben kam es auch zu einem starken Zufluss römischer Münzen, derer sich offenbar auch die Einheimischen gerne bedienten – zumindest verschwanden ältere Geldsysteme sehr schnell. Die meisten Inschriften der julisch-claudischen Zeit wurden auch von Angehörigen des Militärs gesetzt, die mit diesen Monumenten offenbar ihren besonderen Status in der Provinz deutlich hervorheben wollten.
Das römische Heer war aber auch der hauptsächliche Motor für die Romanisierung der germanischen Stämme. Im Gegenzug für die Erlaubnis zur Ansiedlung im römischen Reich waren diese zur Stellung von Hilfstruppen verpflichtet, zugleich aber von weiteren Abgaben befreit. Die Einheiten waren ethnisch einheitlich strukturiert und wurden von Adeligen des Stammes geführt. Die Belastung für die germanischen Stämme war beträchtlich: Die Bataver etwa stellten acht oder neun Kohorten sowie eine Reitereinheit (ala), insgesamt also 4.500–5.000 Mann. Auch wenn zu vermuten ist, dass die Bataver zudem Soldaten bei den benachbarten Stämmen anwarben, kann man also davon ausgehen, dass jede batavische Familie von den Rekrutierungen betroffen war.[8] Den Batavern wurde sogar gestattet, ihr Stammesgebiet mit der dort stationierten Reiterala selbst zu verteidigen. Die Kohorten, die aus Fußsoldaten gebildet wurden, nahmen hingegen an verschiedenen auswärtigen Einsätzen teil und waren vor allem längere Zeit in Britannien stationiert; die Soldaten kehrten nach ihrem Militärdienst aber in die Heimat zurück.
Wegen ihres besonderen Ansehens wurden Bataver und Ubier auch bevorzugt in die kaiserliche Leibgarde aufgenommen. Archäologische Funde zeigen zudem eine hohe Dichte an Militaria im Siedlungsbereich der Bataver. Zentrales Merkmal der Identität der männlichen Bataver war also ihr Selbstverständnis als Elitesoldaten, das aber in dieser Form erst in Kontakt und Austausch mit Rom geschaffen wurde.[9] Nichtsdestoweniger trugen die ethnische Geschlossenheit der Einheiten und die Führung durch die eigene Elite zur Eigenständigkeit der Stämme bei. Auf der anderen Seite wurden während des Heeresdienstes die Soldaten mit römischen Kommandostrukturen und Institutionen vertraut gemacht. Vor allem lernten sie die lateinische Sprache, die sich daher auch schnell zur Verkehrs- und Umgangssprache im Rheinland entwickelte. Die häufigen Funde von Siegelkapseln zeugen zudem von einem hohen Grad an Lese- und Schreibfähigkeit bei den Stämmen in der Region.[10] Die Aristokraten wurden außerdem größtenteils mit dem römischen Bürgerrecht ausgezeichnet und somit zusätzlich an Rom gebunden.
2.3 Die Schwächen der Integration und der Bataveraufstand
Bezugspunkte des Selbstverständnisses der Stämme bildeten also sowohl Rom als auch der eigene Stamm. Solange diese Identitäten nicht in Widerspruch zueinander gerieten, standen die Stämme loyal zum Kaiser. Die prekäre Integration zeigte sich allerdings im Bataveraufstand (69/70 n. Chr.).[11] Im Zuge der Thronwirren nach Neros (37-68 n. Chr., Kaiser 54-68 n. Chr.) Selbstmord wollte der neue Kaiser Aulus Vitellius (15-69 n. Chr., Kaiser April-22.12.69 n. Chr.) Aushebungen im batavischen Gebiet vornehmen (Januar 69 n. Chr.), was in den Augen der Bataver eine Verletzung der bestehenden vertraglichen Verhältnisse mit Rom bildete.[12] Die Bataver betrachteten sich als privilegierte Verbündete, die Römer sahen sie vor allem als Untertanen an. Vor der Erhebung der Bataver war es auch schon zu Unruhen bei den Friesen und Canninefaten gekommen und der batavische Aristokrat Iulius Civilis (25-nach 70 n. Chr.), der einige Demütigungen durch das niedergermanische Heer hatte hinnehmen müssen, stellte sich rasch an die Spitze der Aufstandsbewegung.[13] Die Bataver ergriffen Partei für den Thronprätendenten Vespasian (9-79 n. Chr., Kaiser 1.7.69-23.7.79 n. Chr.) und erhofften sich vom ihm die Bestätigung ihrer besonderen Stellung. Als die Ordnung am Rhein infolge der anhaltenden Bürgerkriegssituation aber weitgehend zusammenbrach, verfolgten die Aufständischen, denen sich bald auch Treverer, Lingonen und sogar rechtsrheinische Stämme anschlossen, bald sehr unterschiedliche, im Einzelnen aber kaum noch zu rekonstruierende Ziele – jedenfalls kam es zur Eskalation des Konflikts.[14]
Als Teile der Aufständischen dann entgegen einer eidlichen Zusicherung und gegen den Willen des Bataver und ihres Anführers Iulius Civilis die römische Besatzung des Lagers Vetera bei Xanten massakrierten (März 70 n. Chr.),[15] schickte Vespasian ein großes Aufgebot unter dem Kommando von Quintus Petillius Cerialis (geboren um 30 n. Chr.) an den Rhein, der den Aufstand rasch niederschlagen konnte (September/Oktober 70 n. Chr.).[16] Die Bataver sahen sich sogar gezwungen, ihren Hauptort oppidum Batavorum bei Nimwegen niederzubrennen,[17] was zeigt, dass trotz der Bemühungen der römischen Administration die Stammeseliten die Stadt nicht als den wichtigsten Zentralort des Stammes betrachteten, den es um jeden Preis zu verteidigen galt.
Nur widerwillig hatten sich hingegen die Ubier dem Aufstand angeschlossen. Ihr Hauptort bildete das administrative Zentrum Niedergermaniens und war deshalb schon in augusteischer Zeit repräsentativ ausgestaltet worden. Dort hatte Kaiser Claudius (10 v.-54 n. Chr., Kaiser 24.1.41-54 n. Chr.) 50 n. Chr. zudem eine Veteranenkolonie mit dem Namen Colonia Claudia Ara Agrippinensium angelegt. Die Ubier arrangierten sich rasch mit den Neuankömmlingen und bis zum Ende des 1. Jahrhunderts verschwand der Ubiername weitgehend – die Ubier waren in der colonia der Agrippinenses aufgegangen.[18] Daher widerstanden die Ubier auch der Forderung der Aufständischen, alle Römer in der Stadt umzubringen, weil sie schon längst Ehegemeinschaften mit den angesiedelten Veteranen geschlossen hätten und aus diesen Verbindungen Kinder entstanden seien, und nutzten die erste Gelegenheit, sich wieder von den Aufständischen loszusagen.[19]
3. Ausbildungen einer Provinzialkultur nach dem Bataveraufstand
3.1 Urbanisierung, Munizipalisierung und Gesellschaft
Nach dem Bataveraufstand lässt sich keine grundsätzliche Veränderung der römischen Politik erkennen. Zwar rückte man nach und nach vom Prinzip der ethnisch einheitlichen militärischen Einheiten ab, zunächst hatte man aber offensichtlich die Privilegien der Bataver erneuert. Auch verlegte man jeweils eine Legion in das Gebiet der Bataver bei Nimwegen und Lingonen bei Mirebeau-sur-Bèze, insgesamt stabilisierte sich die Lage am Rhein aber sehr schnell und blieb bis zum 3. Jahrhundert auch ruhig. Diese lange Friedensphase war Voraussetzung für die Ausbildung einer niedergermanischen Provinzialkultur.
Die im Bataveraufstand zerstörten Städte wurden wieder auf- und monumental ausgebaut, und um 85 n. Chr. richtete Kaiser Domitian (51-96 n. Chr., Kaiser 81-96 n. Chr.) Niedergermanien und Obergermanien als reguläre Provinzen ein.[20] Sein Nachfolger Trajan gründete zudem bei Xanten eine weitere Kolonie namens Colonia Ulpia Traiana. Wie im Fall von Köln wurden auch hier die einheimischen Cugerner schnell integriert und bildeten bald zusammen mit den Veteranen den Verband der Traianenses.
In den anderen vier Selbstverwaltungseinheiten (civitates) der Bataver, Canninefaten, Frisiavonen und Tungrer, die möglicherweise erst jetzt eine feste Form erhielten, blieben die Stammesnamen als Eigenbezeichnungen bestehen, auch wenn diese Städte im Laufe des 2. Jahrhunderts verschiedene Privilegien erhielten und wohl alle zu Munizipien erhoben wurden.[21] Zudem erhielten immer mehr Einheimische das römische Bürgerrecht, bis Kaiser Caracalla (188-217, Kaiser 211-217) im Jahre 212 es allen Provinzialen verlieh.
Während die beiden coloniae Köln und Xanten und auch Tongeren (Atuatuca Tungrorum), der Hauptort der Tungrer, über ein großes repräsentatives Stadtzentrum verfügten, entwickelten sich die städtischen Zentren im Norden der Provinz nur langsam und selbst Ulpia Noviomagus Batavorum (Nimwegen) wurden wohl zu keiner Zeit zum bevorzugten Aufenthaltsort der Eliten. Der Hauptort der Canninefaten (Forum Hadriani beim heutigen Voorburg-Arentsburg) wuchs sogar niemals über eine Größe von 15 Hektar hinaus, und der Hauptort der Frisiavones bleibt bis heute unbekannt.[22]
Aber selbst in Köln entwickelte sich anders als in den Städten Italiens, Spaniens oder Nordafrikas weder eine stadtbürgerliche Repräsentationsepigraphik noch ein ausgeprägtes Stifterwesen. Demensprechend fehlen auch Hinweise auf Ehrenmonumente für verdiente Bürger in den Städten. Die lokalen Eliten waren offenbar nicht bereit, ihre finanziellen Mittel in die Ausgestaltung der Stadt zu investieren. Engagement für die eigene Stadt war allerdings eine wichtige Voraussetzung für den Aufstieg in die Reichsaristokratie. Daher, aber auch wegen der weiterhin bestehenden starken militärischen Prägung der Region und einer reservierten Haltung der führenden Kreise in Rom gegenüber den Bewohnern der Grenzprovinzen, lassen sich so gut wie keine Mitglieder der Reichselite aus den germanischen Provinzen nachweisen.[23] Unklar bleibt, ob die lokalen Eliten aufgrund der schlechten Karrierechancen keinen Anreiz zur Investition in die Städte hatten oder ob die führenden Familien in Niedergermanien überhaupt wenig an einem Aufstieg in die Reichselite interessiert waren. Möglicherweise betrachteten viele Einheimische auch weiterhin eine Laufbahn im Heeresdienst als erstrebenswerter.
3.2 Religion und Kulte
Ansonsten bediente man sich im 2. Jahrhundert n. Chr. in zunehmendem Maße römischer Formen, Institutionen und Güter. Insbesondere im religiösen Bereich ist ein stetiges Wachstum der Inschriftenproduktion zu erkennen.[24] Vielfach tauchen nun einheimische Gottheiten wie die Matronen oder spezielle Formen wie die Jupitergigantensäulen auf. Auch wenn die meisten dieser Gottheiten und Monumenttypen nicht vor der Mitte des 2. Jahrhunderts belegt sind, hat man es hier nicht mit einer „Renaissance“ alter Kulte oder gar einer kulturellen Widerstandsbewegung gegen Rom zu tun.[25] Vielmehr wurden bestehende einheimische Kulte nun in römischen, reichsweit verständlichen Formen gepflegt, die dadurch archäologisch deutlicher sichtbar werden. So war der Tempelbezirk von Nettersheim in der Nordeifel schon sicher längere Zeit in Benutzung, bevor hier in der Mitte des 2. Jahrhunderts ein Steintempel errichtet wurde und die Kultanhänger mit Inschriften und Reliefs versehene Altäre für die aufanischen Matronen aufstellten.[26]
Die soziale Bandbreite der Stifter von Matronensteinen war relativ groß. Nach Auskunft der Inschriften war der Kult nicht nur bei den Ubiern, sondern auch bei Mitgliedern der Provinzverwaltung und bei Angehörigen des Militärs sehr verbreitet, wobei allerdings seit dem 2. Jahrhundert ohnehin viele Legionäre aus der Region selbst stammten. Nichtsdestoweniger ist der Matronenkult ein deutlicher Indikator für das Zusammenwachsen der unterschiedlichen Bevölkerungsteile in der Provinz.[27]
Während sich die Heiligtümer für Matronen größtenteils in ländlichen Gebieten befanden und auf ältere Traditionen zurückgingen, beschränkte sich die regionale Verbreitung von Gottheiten mit römischen Namen auf die städtischen Zentren und Militärlager, und diese Kulte wurden dementsprechend auch in erster Linie von den Soldaten und den besonders stark romanisierten Stadtbewohnern gepflegt. Einheimische Götter erhielten jedoch auch römische Namen und trugen daneben einheimische Beinamen – so etwa Hercules Magusanus, der Hauptgott der Bataver. Indigene Gottheiten wurden aber auch von hochstehenden Persönlichkeiten geehrt: Der Prätorianerpräfekten Titus Flavius Constans etwa stellte in Köln der nur in Niedergermanien belegten Dea Vagdavercustis einen Altar auf.[28]
3.3 Alltagskultur
Immer mehr Einheimische errichteten im 2. Jahrhundert auch Grabdenkmäler verschiedener Formen, die häufig mit Inschriften versehen waren. Die Texte sind meist sehr kurz und formelhaft, enthalten aber Elemente wie die Anrufung an die Di Manes, die Totengötter, oder weisen auf die römische Praxis hin, sich schon zu Lebzeiten um die Errichtung des eigenen Grabes gekümmert zu haben.[29] Auf den Grabdenkmälern waren die Verstorbenen gelegentlich in Reliefs abgebildet. Die Porträts können dabei im begrenzten Maße Aufschluss über die damals vorherrschende Tracht geben. Einige Männer ließen sich in einheimischer Kleidung mit dem kurzen gallischen Kapuzenmantel (cucullus) darstellen, andere mit der römischen Toga, dem Symbol des römischen Bürgerstatus. Während in der Region um Mainz bei den Frauen die einheimische Tracht dominierte, überwog im Gebiet der Ubier in Niedergermanien das römische Obergewand. Gelegentlich finden sich aber auch Darstellungen von Ubierinnen mit voluminösen Kopfbedeckungen, mit denen auch die Matronae dargestellt wurden. Wie häufig welche Kleidung im Alltag getragen wurde und inwiefern mit den Kleidungsstücken eine ethnische Identität ausgedrückt wurde, lässt sich aufgrund der spärlichen Befunde aber kaum klären.[30]
Die Übernahme römischer Kulturpraktiken lässt sich auch in anderen Bereichen fassen. So zeigen einige Grabstelen auch Gelageszenen mit Klinen; importierte Güter wie Olivenöl, Wein und Fischsoße wurden offenbar von immer weiteren Teilen der Bevölkerung geschätzt. Von der Übernahme römischer Speisesitten zeugt neben der Verwendung des reichsweit verwendeten rot glänzenden Tafelgeschirrs (Terra Sigillata) auch die Einführung von Reibschalen, in denen vor allem Würzsoßen hergestellt wurden – eine Praktik, die in dieser Form zuvor bei den Galliern und Germanen unbekannt war. Auch waren ab dem 2. Jahrhundert die Städte und Villen nicht selten mit beheizbaren Badeanlagen ausgestattet. Zumindest die beiden coloniae und der Hauptort der Bataver verfügten zudem über ein Amphitheater zur Abhaltung von Tierhatzen und Gladiatorenkämpfen.
3.4 Wirtschaft und Villenkultur
Sowohl vor als auch nach der römischen Eroberung bildete die Landwirtschaft die Grundlage der Wirtschaft. Durch die römische Herrschaft veränderten sich jedoch die Rahmenbedingungen der Produktion erheblich und neue Methoden und Praktiken wurden eingeführt, die zu einem Übergang von der Selbstversorgung zur Überschussproduktion führten. Diese zusätzlichen Lebensmittel waren auch zentrale Voraussetzung für den Unterhalt der neuen Städte und vor allem des Militärs, das enorme Mengen an Konsumgütern benötigte.[31]
Allerdings zeigen sich deutliche regionale Unterschiede. In der fruchtbaren Lösszone im Süden der Provinz legte man in der hohen Kaiserzeit zahlreiche villae rusticae an, die unterschiedliche Größe und Formen annahmen und bei denen es sich teils um Neubauten, teils um Um- und Ausbauten bestehender Gehöfte handelte. Meist waren die Hauptgebäude ab dem 2. Jahrhundert aber mit Steinfundamenten und verputzten Fachwerkwänden ausgestattet, und größere Villen verfügten über repräsentative Wohnräume mit Mosaiken und Wandmalereien. Durch die Häufung an Villen bekam der ländliche Raum in dieser Region eine starke römische Prägung. Hingegen wurde in den nördlichen Gebieten vor allem Viehzucht betrieben und größere Hallenhäuser und einfache Wohnstallhäuser aus Holz dominierten die Landschaft. Die hergebrachte Bauweise bestand hier also fort, und römische Architekturformen gab es fast ausschließlich in den Zentralorten. Ob die geringe Verbreitung von Villen im Norden nur auf die schlechtere Bodenqualität in dieser Region zurückzuführen ist oder ob bei der lokalen Bevölkerung die römische Villenkultur weniger Anklang fand, bleibt unklar.[32]
Schon in julisch-claudischer Zeit lässt in der Nähe der Legionslager die Entstehung eines differenzierten Handwerks erkennen, das sich an den Bedürfnissen des Militärs orientierte. Weil das römische Heer auch sehr schnell ein System von Straßen aufbaute und vor allem die Flüsse als Verkehrswege genutzt wurden, konnten auch zahlreiche Konsumgüter aus dem mediterranen Raum an den Rhein gebracht werden. Bald wurden auch handwerkliche Produkte wie Tischgeschirr nach römischem Geschmack in Köln und anderen Städten Germaniens produziert. Für den germanischen Raum entwickelte sich im 2. und 3. Jahrhundert das heutige Rheinzabern in Obergermanien zum wichtigsten Produktionsort von Terra Sigillata-Keramik. Köln selbst wurde in der gleichen Zeit das bedeutendste Zentrum der Glasmacherei im gesamten Westen des Reiches.[33] Die kunstvollen Trinkgefäße wurden weithin exportiert, sogar im rechtsrheinischen Germanien und in Ägypten hat man Exemplare gefunden. Diese Handelsbeziehungen zeigen die weitreichende Integration des Rheinlandes in das Austauschsystem des Imperium Romanum, dessen Funktionstüchtigkeit die Voraussetzung für die Entstehung so spezialisierter Handwerksbetriebe war.
4. Ausblick
Um die Mitte des 3. Jahrhunderts kam es immer häufiger zu germanischen Einfällen neuartiger Gruppen in das Gebiet der Provinz. Die Bedrohung durch Franken und Alemannen, die sich aus kleineren Stämmen zu größeren, aber äußerst mobilen Kriegerverbänden zusammengeschlossen hatten, zwangen die Römer zur Reorganisation ihrer Grenzverteidigung und der Provinzverwaltung. So wurden die Städte und Siedlungen stärker befestigt und das Wirtschaftsleben wieder stärker an den Bedürfnissen des Militärs und der Verwaltung ausgerichtet. Während die Franken zunächst nur Plünderungszüge unternahmen, versuchten sie im 4. Jahrhundert immer häufiger, auch Land in Besitz zu nehmen. Um diese Bewegungen zu kontrollieren und zu steuern, siedelten verschiedene Kaiser dann auch gezielt fränkische Gruppen an und verpflichteten sie zum Heeresdienst.
Insbesondere in den nördlichen Teilen der Provinz verschärfte sich die Bedrohungslage für die einheimische Bevölkerung zusehends, sodass Nimwegen (Ulpia Noviomagus Batavorum) und andere Siedlungen offenbar im späteren vierten und 5. Jahrhundert aufgegeben wurde. Auch die Colonia Ulpia Traiana, die zum ersten Mal bereits 275 n. Chr. zerstört und nur in wesentlich kleinerem Maße wiederaufgebaut wurde, wurde Ende des 4. Jahrhunderts weitgehend verlassen. Durch den ständigen Zuzug rechtsrheinischer Germanen und die Flucht von Ortsansässigen veränderte sich auch die Bevölkerungszusammensetzung, und die alten Stammesnamen tauchen im 5. Jahrhundert nicht mehr auf. Die Einwohner verstanden sich im zunehmenden Maße als Franken und sprachen bald auch eine germanische Sprache. Langsamer verlief die „Frankisierung“ im Raum von Köln. Die Stadt blieb ein bedeutendes Zentrum und wurde ein wichtiger Mittelpunkt des Christentums. Entsprechend lange lassen sich hier romanische Traditionen fassen – nichtsdestoweniger verschmolzen letztlich auch hier die Einheimischen mit den Neuankömmlingen zur neuen Einheit der Franken, die seit König Chlodwig (circa 481/482–511 n. Chr.) auch in einem Reich vereint waren.[34]
5. Zusammenfassung
Prägende Faktoren der Romanisierung im Rheinland waren die Eingriffe der römischen Administration in augusteischer Zeit, die große Konzentration von Militär sowie die Grenzlage der Provinz. Unter Augustus waren die römischen Machthaber darum bemüht, die Region durch gezielte Umsiedlungen und den Ausbau urbaner Zentren beherrschbar zu machen und mithilfe der angesiedelten Stämme die Region zu sichern. Weil diesen im Gegenzug umfangreiche Privilegien gewährt wurden, behielten sie ihre ethnische Eigenständigkeit und bildeten ein starkes kriegerisches Selbstbewusstsein aus. Die Schwächen dieser militärischen Integration zeigten sich im Bürgerkrieg nach dem Tod Neros.
Erst die lange Friedensphase nach dem Bataveraufstand ermöglichte die Ausbildung einer eigenständigen Provinzkultur. Die Militärpräsenz und die Grenzlage blieben prägende Faktoren, doch entwickelte sich daneben zumindest im Raum von Köln eine zivile Stadt- und Villenkultur. Insbesondere im Norden der Provinz wurde die Stadt aber nie zur bevorzugten Lebensform der Einheimischen und ihrer Eliten, wie auch die schnelle Aufgabe der urbanen Zentren und der größeren Siedlungen im vierten und frühen 5. Jahrhundert zeigt. Nichtsdestoweniger bediente man sich in allen Lebensbereichen ab dem 2. Jahrhundert immer stärker römischer Formen, Güter und Institutionen. Entsprechend entwickelte sich ein spezialisiertes Handwerk, dessen Produkte zum Teil weithin exportiert wurden.
Während häufig eine direkte Übernahme oder Anpassung römischer Gepflogenheiten an lokale Verhältnisse zu erkennen ist, weist insbesondere der religiöse Bereich ein eigenständiges Profil auf. Hier wurden bestehende Kulte nun in römischen Formen zelebriert, wodurch ganz neue Monumentgattungen entstanden, die so nur in den germanischen Provinzen zu finden sind. Abseits der Kolonien blieben zudem die Stammesidentitäten intakt, auch wenn sich die Stämme nun immer weniger als auswärtige Partner, sondern als Angehörige des Reichs, also als Römer verstanden. Das Rheinland im 2. und 3. Jahrhundert war fest integriert in das kulturelle und ökonomische System des Imperium Romanum.
Dennoch lag die Provinz Germania Inferior an der äußersten Peripherie des römischen Reichs: Aristokraten aus der Region gelang so gut wie nie der Sprung in das Zentrum der Macht, und den Städten fehlten der Glanz und die Monumentalität der Metropolen des Mittelmeerraums. Auch war die Region in der Spätantike im besonderen Maße von der sich zuspitzenden äußeren Bedrohung durch neuartige Stammesverbände erfasst und wurde als eine der ersten Provinzen Anfang des 5. Jahrhunderts faktisch aufgegeben. Dass sich im Rheinland eine germanische und nicht eine romanische Sprache durchsetzte, liegt aber nicht an einer nur oberflächlichen Romanisierung der Bevölkerung, sondern an einem massiven Bevölkerungsumbruch in der unsicheren Zeit des späten 4. und 5. Jahrhunderts.
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- 1: Vgl. für einen Überblick zu den gegenwärtigen Tendenzen der Romanisierungsforschung Woolf, Romanisierung; Alföldy, Romanisation; Schörner, Einführung.
- 2: Zu den Anfängen der Romanisierungsforschung Rothe, Anfänge.
- 3: Vgl. Woolf, Romanisierung, S. 1126.
- 4: Wallace-Hadrill, Rome’s Cultural Revolution.
- 5: Galsterer, Romanisation am Niederrhein.
- 6: Zur Diskussion um die Ziele der augusteischen Germanienpolitik vgl. Eck, Eine römische Provinz.
- 7: Hesberg, Militär als Kulturträger.
- 8: Vossen, Possibilities.
- 9: Roymans, Ethnic Identity.
- 10: Derks/ Roymans, Siegelkapseln.
- 11: Flaig, Römer werden.
- 12: Tac. hist. 4,14.
- 13: Noch unter Kaiser Nero wurden die batavischen Adeligen Iulius Civilius und sein Bruder Claudius Paulus der Rebellion angeklagt. Während Iulius Civilis nach Rom geschickt und von Neros Nachfolger Galba (3 v.-69 n. Chr., Kaiser 8.6.68-15.1.69 n. Chr.) freigesprochen wurde, hatte der niedergermanische Statthalter seinen Bruder bereits hingerichtet. Auch blieb die Ehre des Civilis beschädigt (Tac. hist. 4,13) und Spannungen mit den Legionen am Rhein blieben bestehen (Tac. hist. 1,59); zu den Anfängen der Unruhen bei den Canninefaten und Friesen Tac. hist. 4,15.
- 14: Die Motive der Aufständischen und die Entwicklung der Zielsetzungen im Zuge der Eskalation des Konflikts sind in der Forschung allerdings höchst umstritten; vgl. Flaig, Römer werden und Timpei, Tacitus; für einen Überblick zum Verlauf des Bataveraufstands auch Schmitz, Bataveraufstand.
- 15: Tac. hist. 4,60.
- 16: Der überlieferte Text bricht zwar mit der Kapitulation der Bataver ab, das Resultat der Verhandlungen dürfte aber im Wesentlichen eine Wiederherstellung des alten Vertrags zwischen Römern und Batavern gewesen sein.
- 17: Tac. hist. 5,19.
- 18: Vgl. Eck, Köln, S. 127-177.
- 19: Tac. Hist. 4,65,2.
- 20: Das genaue Jahr der Provinzgründung ist nicht bekannt; zur Diskussion: Eck, Köln, S. 211-223.
- 21: Vgl. den guten Überblick bei Raepsaet-Charlier, Les institutions municipales. Bataver: Ulpia Noviomagus Batavorum (Nimwegen); Canninefaten: Forum Hadriani beziehungsweise municipium Aelium Cananefatium (Voorburg); Tungrer: Atuatuca Tungrorum beziehungsweise municipium Tungrorum (Tongeren). Der Hauptort der Frisiavonen ist nicht lokalisiert, sein rechtlicher Status ist unklar. Möglicherweise lag er beim heutigen Colijnsplaat in Zeeland und hieß Ganuenta.
- 22: Vgl. Carol, Römer, Kelten und Germanen, S. 74-77; Krauße/Spickermann, Romanisierung, S. 315 meinen hingegen, dass sich nach dem Bataveraufstand „die Schwerpunkte des wirtschaftl[ichen] und gesellschaftlichen Lebens der civitates verlegten sich nunmehr in die Städte, ihre Eliten fanden hier endgültig den Raum und v. a. weiterreichende Kontakte für polit[ische] und wirtschaftl[iche] Aktivitäten.“
- 23: Eck, Struktur der Städte – hier auch Diskussion der sicheren und möglichen Aufsteiger.
- 24: Vgl. Spickermann, Romanisierung zur Bedeutung der Inschriftenkultur für die Romanisierung in den germanischen Provinzen.
- 25: Vgl. Krauße/Spickermann, Romanisierung, S. 316.
- 26: Biller, Kultische Zentren.
- 27: Zum Matronenkult Biller, Kultische Zentren und Biller, Die Matronenverehrung.
- 28: CIL 13, 12057.
- 29: Vgl. etwa CIL 13, Nr. 3596 aus Tongeren (2. Jahrhundert n. Chr.): D(is) M(anibus) / Nepos Silvini fil(ius) sibi et Velmadae / Gangussonis fil(iae) / uxori obitae v(ivus) f(ecit) – „Den göttlichen Manen / Nepos, der Sohn des Silvinus, hat (dieses Grabmonument) für sich und seine verstorbene Ehefrau Velmada, die Tochter des Gangusso, zu seinen Lebzeiten angefertigt.“
- 30: Vgl. Rothe, Kleidung.
- 31: Für einen Überblick zur wirtschaftlichen Entwicklung der Provinz vgl. die Beiträge in Grünewald, Germania Inferior.
- 32: Vgl. Caroll, Römer, Kelten und Germanen, S. 79-104.
- 33: Vgl. Caroll, Römer, Kelten und Germanen, S. 105-113.
- 34: Zu den inschriftlichen Belegen für eine Akkulturation von Franken und Romanen vgl. Schmitz, Zur Akkulturation; zur Kontinuität römischer Traditionen im Frankenreich Demandt [u. a.]., Kontinuitätsprobleme.
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Gilhaus, Lennart, Romanisierung im Rheinland, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/romanisierung-im-rheinland/DE-2086/lido/5b0541652102f3.51051923 (abgerufen am 05.12.2024)