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Helena, die Mutter Kaiser Konstantins des Großen, gilt als eine der bedeutendsten Frauengestalten der Spätantike. Ihr Ruhm beruht vor allem auf ihren Kirchengründungen und der ihr zugeschriebenen Auffindung von Reliquien. In Trier werden in erster Linie der Bau der ersten christlichen Kirche (heute Dom und Liebfrauen) und der Heilige Rock mit ihrem Namen in Verbindung gebracht.
Weder der Geburtsort noch das genaue Geburtsjahr Helenas sind bekannt. Sie stammte wahrscheinlich aus Drepanon in Bithynien in der heutigen Türkei – auch wenn mittelalterliche Quellen in ihr gerne eine Triererin oder eine Britin sehen würden. Als 80-Jährige starb sie gegen Ende der 20er Jahre des 4. Jahrhunderts, was bedeutet, dass sie um 250 nach Christus geboren wurde.
Gut bezeugt ist, dass Helena aus bescheidenen Verhältnissen stammte. Sie war eine „stabularia", eine Gastwirtin, übte also ein Gewerbe von eher zweifelhaftem Ruf aus. Im Osten des Römischen Reiches wird sie wohl auch Constantius Chlorus, einen Offizier illyrischer Herkunft, kennen gelernt haben. Aus dieser Verbindung stammt der spätere Kaiser Konstantin, der zwischen 272 und 285 nach Christus in Naissus, dem heutigen Nisch, in Serbien geboren wurde. Auch sein Geburtsdatum ist nicht sicher überliefert. Helena war vermutlich nicht in rechtmäßiger Ehe mit Constantius verbunden, sondern lebte mit ihm im Konkubinat, einer eheähnlichen Lebensgemeinschaft.
Einen Einschnitt im Leben Helenas bedeutete es, als Constantius Chlorus im Jahr 293 in das Kaiserkollegium der Tetrarchen berufen wurde und die Herrschaft über den nordwestlichen Teil des Römischen Reiches mit der Hauptstadt Trier übernahm. Um die Einheit dieses Kaiserkollegiums zu festigen, trennte sich Constantius von Helena und ging eine Ehe mit Theodora, der Stieftochter seines Amtskollegen Maximian (Mitkaiser 286-305) ein. Über das Schicksal Helenas in den folgenden Jahren sind keine Nachrichten überliefert. Vermutlich blieb sie im Osten des Reiches und kümmerte sich um die Erziehung ihres Sohnes Konstantin.
Der Aufstieg Helenas von der Gastwirtin zur Kaiserin ist letztlich eng verbunden mit dem Aufstieg ihres Sohnes. Als Constantius Chlorus 306 in York starb, wurde Konstantin von den Truppen seines Vaters zum Kaiser ausgerufen. Über den Verbleib Helenas ist auch in dieser Zeit nichts Genaues bekannt. Zu vermuten ist aber, dass sie sich im Herrschaftsbereich ihres Sohnes und hier wahrscheinlich in Trier aufhielt. Für die enge Beziehung zwischen Mutter und Sohn sprechen Ehrungen, die Konstantin seiner Mutter erwies: Er ließ Münzen mit ihrem Bild prägen, errichtete ihr Statuen und verlieh ihr und seiner Gemahlin Fausta 324 den Ehrentitel Augusta (Kaiserin).
Erst die Helena-Vita des Almannus von Hautvillers aus dem 9. Jahrhundert stellt einen direkten Bezug zu Trier her. Demnach stammte die Mutter Konstantins aus Trier und ließ dort ihr Haus in den Bischofssitz umwandeln, den sie dem Heiligen Petrus weihte. Dass Helena eine gebürtige Triererin sei, ist in den Bereich der Legende zu verweisen. Die Frage ist, ob in der Nachricht, dass ein kaiserlicher Palast oder Teile davon in eine Kirche umgewandelt wurden, ein historischer Kern steckt. Als Beleg dafür wurden auch die prachtvollen Deckenmalereien herangezogen, die im Bereich des heutigen Domes gefunden wurden und die zu einer größeren Wohnanlage gehörten. Diese Anlage wurde zerstört, als während der 30er Jahre des 4. Jahrhunderts ein großer Kirchenkomplex gebaut wurde, der sich im Bereich des heutigen Domes und der Liebfrauenkirche befand, aber auch das Gebiet der heutigen Dominformation und des Domfreihofs mit einbezog. Die Interpretation dieser Deckenmalereien ist jedoch heftig umstritten. Nach jetzigem Forschungsstand handelt es sich bei den abgebildeten Frauengestalten wohl nicht um Angehörige des konstantinischen Hauses, sondern eher um allegorische Darstellungen. Möglicherweise stellt aber eines der Frauenporträts, das eine zeitgenössische Frisur zeigt, doch Helena oder Fausta, oder zumindest eine Frau des 4. Jahrhunderts dar.
Der historische Kern in der mittelalterlichen Überlieferung könnte also darin bestehen, dass man einen Palast niederreißen musste, um die Kirchenanlage zu erbauen. Für einen Zusammenhang mit Helena oder Fausta fehlen jedoch nach wie vor sichere Anhaltspunkte.
Der Ruhm Helenas als christliche Kaiserin beruht auf ihrer Reise in die östlichen Provinzen des Römischen Reiches, die sie nach dem Sieg ihres Sohnes Konstantin über seinen Mitregenten Licinius im Jahr 324 als fast 80-Jährige unternahm und in deren Verlauf sie auch Palästina besuchte. Bis zu diesem Zeitpunkt ist über Helena und speziell über ihre Religiosität nur wenig bekannt. Wahrscheinlich hat sie sich erst unter dem Einfluss ihres Sohnes zum Christentum bekehrt. Eusebius, der Bischof von Cäsarea in Palaestina (ungefähr 260/4-337/40), berichtet, dass sie auf dieser Reise zwei Kirchen – in Bethlehem und auf dem Ölberg – gestiftet und bereits bestehende Kirchen prächtig ausgeschmückt habe. Bereits im Verlauf des 4. Jahrhunderts nach Christus entstehen weitere Legenden, die die Auffindung des Kreuzes Christi und der Kreuzesnägel Helena zuschreiben.
Auch die Trierer Reliquientradition knüpft an Helena an. Die prominenteste Trierer Reliquie, die ihr zugeschrieben wird, ist der Heilige Rock. Auch diese Überlieferung setzt erst im Mittelalter ein, und zwar wieder mit Altman von Hautvillers. Demnach habe Helena ihrer „Vaterstadt" Trier Reliquien zugesandt, darunter das Abendmahlsmesser. In der weiteren mittelalterlichen Überlieferung wird diese Tradition noch um die Reliquien des Apostels Matthias, den Kreuzesnagel und weitere Herrenreliquien erweitert. Diese soll Helena dem Agricius übergeben haben, damit er sie nach Trier bringe. Die Existenz des Heiligen Rockes kann man in Trier jedoch lediglich bis in das 8./9. Jahrhundert zurückverfolgen; es gibt keine Anhaltspunkte für eine Datierung in das 4. Jahrhundert. Historische Graffiti der Form „vivas in deo", die auf Chorschranken aus der Mitte des 4. Jahrhunderts bzw. der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts angebracht waren, könnten jedoch auf die Verehrung einer Kreuzesreliquie hinweisen. Möglicherweise hat Helena in Form einer Kreuzesreliquie doch eine Spur ihres Wirkens in Trier hinterlassen.
Kurz nach dieser Reise, also gegen Ende der 320er Jahre, ist Helena nach Aussagen des Eusebius in Gegenwart ihres Sohnes gestorben. Ihr Todesort wird nicht überliefert, wohl aber, dass sie nach Rom überführt und dort beigesetzt wurde. Ihr Mausoleum liegt an der Via Labicana und war verbunden mit der Basilika S. Marcellino e Pietro. Sowohl Mausoleum als auch Basilika sind von Konstantin, wohl für seine eigene Bestattung, errichtet worden.
Literatur
Anton, Hans Hubert / Heinz Heinen / Winfried Weber (Hg.), Im Umbruch der Kulturen – Spätantike und Frühmittelalter. Geschichte des Bistums Trier, Band 1, Trier 2003.
Bautz, Friedrich Wilhelm, Artikel "Helena, Heilige, Mutter Konstantins des Großen", in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 2 (1990), Sp. 701.
Klein, Richard, Helena II (Kaiserin), in: Reallexikon für Antike und Christentum 14 (1988) Sp. 355-375.
Pohlsander, Hans A., Helena: Empress and Saint, Chicago 1995.
Online
Drijvers, Jan Willem, Helena Augusta (248/249-328/329 A.D.)(Englischsprachige Website „De Imperatoribus Romanis". An Online Encyclopedia of Roman Emperors).
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Binsfeld, Andrea, Helena, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/helena/DE-2086/lido/57c82a069744e4.90497359 (abgerufen am 11.11.2024)