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Anton Räderscheidt war ein deutscher Maler der Neuen Sachlichkeit, der neben Porträt und Stillleben sich dem Thema Paarbeziehung widmete und in seinem Spätwerk das Selbstbildnis zum bevorzugten Motiv wählte.
Hubert Anton Räderscheidt, Sohn von Wilhelm Räderscheidt (1865-1926) und Elisabeth Beckmann (1868-1922), katholischer Konfession, wurde am 11.10.1892 als ältestes von sieben Kindern in Köln geboren. Sein Vater war ein angesehener Handelsschuldirektor und weithin als Kölner Mundartdichter unter dem Pseudonym „Ohm Will“ bekannt. Während seiner Schulzeit hat Anton Räderscheidt nach eigenen Angaben drei Lieblingsbeschäftigungen: Papiervögel basteln und steigen lassen, Malen und Lesen.
1910, nach Abschluss der Realschule, fügte sich Anton dem Willen seines Vaters, der für ihn den Beruf des Lehrers vorgesehen hatte, und nahm ein Studium an der Kölner Kunstgewerbeschule (später Werkschulen) auf. Ein frühes Bildnis, eine mit dem 25.6.1911 datierte Profilansicht seiner Mutter, hat sich aus dieser Zeit erhalten. Vermutlich noch im gleichen Jahr besuchte er in Düsseldorf ein Zeichenlehrer-Seminar und an der Düsseldorfer Kunstakademie die Klasse des religiösen Historienmalers Franz von Gebhardt (1838-1915).
Durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 musste Räderscheidt sein Studium unterbrechen, wurde 1915 eingezogen und kämpfte sowohl an der Ost- als auch an der Westfront. 1917 wurde er vorzeitig aus dem Kriegsdienst entlassen, da er durch einen Lungensplitter eine schwere Verwundung erlitten hatte. Noch im gleichen Jahr nahm er sein Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf wieder auf und bestand das Examen als Kunsterzieher mit Auszeichnung. Schon im Herbst 1917 trat er am Realgymnasium Köln-Mülheim eine Stelle als Zeichenlehrer an und zwei Jahre später, 1919, schloss er seine Referendarzeit erfolgreich ab. Trotzdem entschloss er sich, nur noch als freier Künstler tätig zu sein. Ein Atelier hatte er bereits 1913 in der Kölner Richard-Wagner-Straße angemietet und auch Ausstellungserfahrung gesammelt, zum Beispiel 1919 in der Kölner Herbstausstellung der „Gesellschaft der Künste“. Im gleichen Jahr erschien seine Holzschnittmappe „Dramaturgie“.
1918 war er die Ehe mit seiner Kollegin Marta Hegemann eingegangen, aus der zwei Söhne hervorgingen: Johann Paul Ferdinand (1919-2008) und Karl Anton (1924-1977). Das Ehepaar bezog das Haus Hildeboldplatz 9, das auch als Atelier und Ausstellungsraum diente. Hier traf sich die Künstler-Gruppe „Stupid“, die Anton Räderscheidt zusammen mit seiner Frau Marta, Heinrich Hoerle (1895-1936) und dessen Frau Angelika Hoerle (1899-1923), Franz Wilhelm Seiwert (1894-1933), sowie Wilhelm (Willy) Fick (1893-1967) gründete und die nur kurz existierte. Den Titel „Stupid“ wählte man in Anlehnung an den Dada-Kreis um Max Ernst, der sich als „W/3“ (W = Weststupidien) bezeichnet. Die Gruppe veröffentlichte 1920 einen Katalog von 28 Seiten, „stupid1“; zuvor, noch 1919, war auf Initiative von Hoerle ein Heft erschienen, das den Titel „Lebendige“ trug und Holzschnitte der Künstler enthielt. Sie waren den in der Revolution ermordeten Sozialisten gewidmet: Jean Jaurès (1859-1914) und Eugene Leviné (1883-1919), porträtiert von Angelika Hoerle, Karl Liebknecht (1871-1919) und Gustav Landauer (1870-1919) von Franz Wilhelm Seiwert und Kurt Eisner (1867-1919) von Peter Abelen (1884-1962). Anton Räderscheidt schuf ein Bildnis von Rosa Luxemburg (1871-1919) und die Verlagsvignette auf der letzten Seite des Heftes.
Werke aus dieser Zeit bezeichnete Anton selbst als „konstruktivistische Aufteilung der Bildfläche in geometrische und naturnahe Formen“[1] – es sind sehr reduzierte geometrische Figuren in einer anonymisierten Umgebung. Sein Stil differenzierte sich jedoch in den frühen 1920-er Jahren zu einem „Magischen Realismus“, als er mit den Bildern der italienischen Künstler Giorgio de Chirico (1888-1978) und Carlo Dalmazzo Carrá (1881-1966) in Berührung kam. Als Beispiel hierfür kann sein Ölgemälde „Der Rhein“ genannt werden – das 1920 von Paul Multhaupt (1884-1933) erworben wurde. Der Düsseldorfer Industrielle gehörte zu den frühesten Sammlern des Künstlers. Die gesamte Sammlung von Multhaupt, die zahlreiche berühmte Werke der Moderne enthielt, wurde 1933 in der Düsseldorfer Galerie von Alfred Flechtheim ausgestellt und gilt seitdem als verschollen. Multhaupt nahm sich vier Wochen vor der Ausstellung das Leben.
1920 entstanden erste Bilder mit dem Motiv „das einsame Paar“, das in den folgenden Jahren Räderscheidts innere Auseinandersetzung mit der Frau im Allgemeinen und insbesondere mit seiner eigenen Frau und Kollegin Marta Hegemann deutlich werden lässt. Distanz und Entfremdung zwischen den Geschlechtern äußern sich zum einen durch Starre, Isolation und Kommunikationslosigkeit der Figuren inmitten kahler Räume und Plätze (zum Beispiel die Gemälde „Das Haus Nr. 9, 1921, „Die Rasenbank“, 1921, „Junge Ehe“, 1922, „Selbstbildnis mit Frau“, 1923 und andererseits im zunehmend scharfen Kontrast der oft unbekleidet dargestellten Frau und dem regungslos dastehenden Mann in dunklem Anzug und steifer Melone.
„Ich bin 34 Jahre alt und in Köln geboren. Ich male den Mann mit dem steifen Hut und die hundertprozentige Frau, die ihn durch das Bild steuert. Meine Vorliebe für waagerechte und senkrechte ist eine verkehrstechnische Angelegenheit in meinen Bildern.“[2] Höhepunkte dieser Auseinandersetzung sind in den „Sportbildern“ - seine Frau Marta war auch examinierte Sportlehrerin – wie zum Beispiel „Akt am Barren“ (1925), oder „Tennisspielerin“ (1926) und auch in dem Bild „Die Schönheitskönigin“ (1930) zu finden.
Seine verschlüsselten Selbstporträts aus jenen Jahren, wie zum Beispiel „Junger Mann mit gelben Handschuhen“ (1921), „Jüngling“ (1923) „Mann mit Laterne“ (1924) machen Prozesse der Selbstfindung und seiner Positionierung gegenüber anderen deutlich. Sie lassen Anton Räderscheidt als konsequenten Einzelgänger erscheinen. In seinem Tagebuch schreibt er unter dem Titel „Freundschaft“: „Der Mann ist ein Einzelgänger. Sein Ichbewußtsein ist so stark, daß ihm ein zweiter Mann gar nicht vorstellbar ist. Ich und die Welt! Alles ist ihm dienstbar oder wird vernichtet. Freundschaft ist für einen Mann unmöglich, weil er niemand als gleichwertig anerkennen kann. […] Der stärkste Zusammenschluß der Männer besteht gegen die Frau. Die geliebte Frau vereinigt alle Feinde: Lehrer, Vorgesetzte, Polizei und was sonst noch die Allherrlichkeit des Mannes bedroht […].“[3]
Neben diesen markanten Figurationen wandte sich Anton Räderscheidt ab 1920 auch dem Stillleben zu und thematisierte in wechselndem Stil zahlreiche Blumenmotive, zum Beispiel „Papillons à la rose“ (1921), „Vase mit Tulpe“ (1923), „Blumenstillleben“ (1923), „Vase mit Tulpen“ (1930).
Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit sind zahlreiche Bildnisse seiner Gönner und Auftraggeber, zum Beispiel porträtierte er 1926/1931 den Galerie-Mitarbeiter Aloys Faust, 1928 seinen Kollegen Heinrich Maria Davringhausen (1894-1970) und seinen Sammler Franz Multhaupt, 1930 seinen Galeristen Dr. Andreas Becker (1894-1972), 1931 den ersten Direktor des Schnütgen-Museums Prof. Dr. Fritz Witte (1876-1937), Josef Haubrich zusammen mit seiner Frau Alice Gottschalk (1892-1944), 1932 den Direktor des Wallraf-Richartz-Museums, Dr. Ernst Buchner (1892-1962), den Kunsthistoriker Dr. Albert Erich Brinckmann (1881-1958) und viele andere mehr. Es waren in der Regel Auftragsarbeiten, die ihm zwar finanziell zu Gute kamen, und ihn in der Presse als den Kölner Porträtisten auswiesen, ihn aber zu ungeliebten Konzessionen zwangen.
1925 gelang Anton Räderscheidt durch die positive Erwähnung des Kunsthistorikers Franz Roh (1890-1965) der Durchbruch zur öffentlichen Anerkennung und wurde vom Direktor der Kunsthalle Mannheim, Dr. Gustav Friedrich Hartlaub (1884-1963), als einziger Kölner an der Ausstellung „Neue Sachlichkeit – Deutsche Malerei nach dem Expressionismus“ beteiligt, die auch in Dresden und anderen mitteldeutschen Städten gezeigt wurde. Außerdem nahm er an der Wanderausstellung „Das Junge Rheinland teil“, die von Düsseldorf bis Berlin führte und in Zeitschriften wie „Das Kunstblatt“ und „Der Cicerone“ erwähnt wurde.
1926 erbte Anton Räderscheidt nach dem Tod seines Vaters Geld und finanzierte damit eine erste Reise nach Südfrankreich, unter anderem nach Marseille und Sanary sur mer. Die Bilder, die während dieser Reise entstanden, wurden zusammen mit denen seiner Frau , Hoerle, Seiwert und Max Ernst in der Kölner Richmod-Galerie des Postmeisters Casimir Hagen (1887-1965) ausgestellt.
Im November 1926 nahm Räderscheidt an der zweiten Ausstellung der Kölner Sezession im Kölnischen Kunstverein teil und kurz darauf kam es zum Kontakt mit der Galerie Dr. Becker & Newman, die in der ersten Etage des Hauses Wallrafplatz 2 gegründet worden war und den wichtigen Sammler Josef Haubrich zu seinen Besuchern zählte. Mit dem Inhaber der Galerie, dem Juristen Dr. Andreas Becker (1894-1972), blieb Anton sein Leben lang freundschaftlich verbunden.
Anfang Mai 1927 erfolgte ein Umzug in die sogenannte „Siedlung Bickendorf“, die durch das Architekturbüro Riphahn & Grod zwischen 1913 und 1938 errichtet wurde. Aufgrund der freundschaftlichen Beziehung zu dem Architekten Wilhelm Riphahn (1889-1963) konnte die Familie Räderscheidt dort eine Wohnung im Schlehdornweg beziehen, die nicht nur mehr Komfort, sondern auch ein eingebautes Atelier aufwies. Hier lernte Anton ein Jahr später den Kollegen Heinrich Maria Davringhausen kennen, mit dem er Freundschaft schloss. Sie porträtierten sich dort gegenseitig.
1929 wurde Anton Räderscheidt für eine Beteiligung an der Ausstellung des „Deutschen Künstlerbundes“ ausgewählt - ein weiterer Schritt, um seinen Erfolg auszubauen. Dennoch blieb die finanzielle Situation ausgesprochen schwierig, er tauschte Bilder gegen Ware und ging mit einer Mappe seiner Bilder auf „Sammlerbesuch“, in der Hoffnung, diese zu verkaufen.
In den 1930er Jahren entstand eine Reihe von „Straßenbildern“, zum Beispiel „Aufbruch/Männer auf der Straße“ (1932), die eine eigene Werkgruppe bildeten und die aufziehende Bedrohung durch die Nationalsozialisten in sich tragen. In der Hoffnung, als Stipendiat der Villa Massimo in Rom angenommen zu werden, gab Anton die Kölner Wohnung auf und zog mit seiner Familie nach Italien. Die Reise wurde von dem reichen Kölner Ehepaar Rudolf Metzger und Ilse Metzger-Salberg (1901-1947) gesponsert. Anton lernte die Fotografin Ilse kennen, als er sie porträtierte und verliebte sich in sie.
Da die Hoffnung auf ein Stipendium sich nicht erfüllte, musste die Familie Räderscheidt nach Köln zurückkehren und zog in eine kleine Wohnung in Köln-Müngersdorf, auf dem Hügel 35. In der Ehe kam es zu Spannungen, es fehlte an Geld, auch für die Medikamente des zuckerkranken Sohnes Anton. Weihnachten 1934 verließ Anton Räderscheidt seine Familie und siedelte mit Ilse Metzger nach Berlin, in eine Wohnung an den Motzsee über. Dort wurde er zusammen mit Ilse, da er im militärischen Sperrgebiet malte, vorübergehende verhaftet und die beiden entschlossen sich, auch, weil Ilse Jüdin war, Deutschland zu verlassen. 1936 emigrierte er mit ihr und ihren beiden Kindern Ernst Meyer (1923-1945) und Brigitte Metzger über die Schweiz und England nach Frankreich.
1936 mietete Anton Räderscheidt ein Atelier in Paris, Rue des Plantes, und versuchte sich neu zu orientieren, nahm Kontakte zu Künstlerkollegen auf und geriet stilistisch unter den Einfluss von Pablo Picasso (1881-1973) und Fernand Léger (1881-1955). 1938 erwarb das Paar das Haus „Le Patio“ in Sanary sur Mer, nahe Toulon. Das Pariser Atelier wurde aufgegeben, die dort gemalten Bilder ließ Anton in Gewahrsam des Hausbesitzers – sie sind bis heute verschollen.
Der Kriegsausbruch 1939 machte auch das Leben in Südfrankreich nicht mehr sicher, zusammen mit nach dort emigrierten Schriftstellern, unter ihnen Franz Werfel (1890-1945), Lion Feuchtwanger (1884-1958), Walter Hasenclever (1890-1940) und Alfred Kantorowicz (1899-1979), wurden Anton Räderscheidt und sein Freund Davringhausen am 21.5.1940 in dem Lager Les Milles, einer ehemaligen Ziegelei bei Toulon, interniert. Nach zwei Monaten gelang ihm zusammen mit Davringhausen und Kantorowicz während des Abtransportes nach Bayonne zwecks Auslieferung an die Deutschen die Flucht. Anton tauchte mit falschen Papieren zusammen mit Ilse und den Kindern zwei Jahre in einem Versteck in Barjols (Département Le Var in den französischen Seealpen) unter.
1942 wurde Ilses Sohn Ernst Meyer an die Deutschen ausgeliefert und kam in Auschwitz um. Anton, Ilse und Brigitte gelang mit Hilfe von Lucien Coquillats, einem Metzger aus Barjols, der sie unter seiner Ware versteckte, die Flucht in die Schweiz. Sie wurden zuerst in Eriswill, dem Auffanglager des Kanton Berns interniert und dann getrennt, Anton kam in das Emigrantenheim Magliaso bei Lugano und musste Feldarbeit verrichten, Ilse in das Lager Girenbad bei Hinwil und ihre elfjährige Tochter Brigitte landete in einem Kinderheim in Aeugst. Beeindruckende Bilder aus jener Zeit zeigen die bedrückende Situation, unter der Anton Räderscheidt zutiefst litt, zum Beispiel „Les Survivantes“, „Les Apatrides und „Le Prisonier“. Durch die Intervention des Direktors des Basler Kunstmuseums, Georg Schmidt (1896-1965), den Anton aus seiner Kölner Zeit kannte, wurde er frei gelassen, wohnte in Bern, konnte den Sammler Hermann Rupf (1880-1962) für sich gewinnen, seine neuesten Arbeiten bei der Galeristin Hedwig Marbach (1901-1988) zeigen und dann auch in einer Sonderausstellung im Berner Kunstmuseum.
1947 - Ilse Metzger war inzwischen an Krebs gestorben - erhielt Anton Räderscheidt ein Rückreisevisum nach Frankreich; Frau Marbach kaufte alle seine Bilder auf, um ihm einen Neustart in Paris zu ermöglichen. Seine dort zurückgelassenen Bilder waren inzwischen verschwunden, und er konnte in Paris nicht mehr Tritt finden. Ende 1949 kehrte er nach Köln zurück, begleitet von seiner neuen Freundin Gisèle Boucherie, geborene Ribreau (geboren 1924), die er in Paris kennengelernt hatte und 1963, nach seiner Scheidung (1961) von Marta Hegemann, in Köln heiratete. Aus dieser Beziehung gingen zwei Söhne hervor, Vinzent (geboren 1949) und Pascal (1953-2014).
In Köln verhalfen ihm seine früheren Galeristen Dr. Andreas Becker und Aloys Faust zu einem Neustart. So konnte er in der Kunsthandlung von Faust am Rathenauplatz Anfang 1950 eine erste Ausstellung präsentieren. Dennoch musste er für sich selbst realisieren, dass seine künstlerische Kraft nachgelassen hatte. In dieser Periode schuf er zu seiner Existenzsicherung zahlreiche Auftragsporträts und Pferdebilder. “Zur Existenz blieb mir also nur die Verwertung eines Handwerks“, konstatiert er voller Resignation in seinem Tagebuch.
In den Jahren von 1957-1964 schaffte er mit dem Schritt in die Abstraktion dennoch ein umfangreiches Werk. 1963 zog er in ein neues Atelierhaus in der Kölner Altstadt, Landsbergstraße 45 um und malte ab 1965 eine Serie von markanten Schwarz-Weißen Pinselzeichnungen, Straßenszenen, Menschenansammlungen und das immer wiederkehrende Motiv „das Paar“. Am 24.9.1967, kurz nachdem er von seinen Ferien bei Davringhausen im französischen Hauts-de-Cagnes zurückgekehrt war und der für den 13. Oktober geplanten Eröffnung seiner Retrospektive im Kölnischen Kunstverein entgegensieht, erlitt Anton Räderscheidt einen zerebralen Schlaganfall, der sein Sehvermögen stark beeinträchtigte. Doch ihm gelang der künstlerische Sieg über diese Einschränkung: Bereits nach zwei Monaten nahm er den Pinsel wieder in die Hand, setzte sich täglich vor dem Spiegel und der Staffelei einer genauen Selbstbetrachtung aus und malte bis zur völligen Erschöpfung. Es entstanden von Dezember 1967- Juni 1968 eine Serie von über 60 beeindruckender Selbstporträts, die als Höhepunkt im Spätwerk des Malers definiert werden können.
Am 8.3.1970 starb Anton Räderscheidt - kurz zuvor hatte das Rheinhochwasser seine Werke im Atelier bedroht. Er wurde auf dem Kölner Melaten-Friedhof beigesetzt. Nachdem die Stadt Köln das Grab versehentlich abgeräumt hatte, wurde die Urne 2010 in einem Grab neben dem des Architekten Wilhelm Riphan (1889-1963) neu beigesetzt.
1993 wurde Anton Räderscheidt in der Josef-Haubrich-Kunsthalle eine große Retrospektive gewidmet.
Werke (Auswahl)
Mehr als 30 Bilder aus dem Nachlass des Malers werden heute von der Kunsthandlung Osper, Köln, betreut.
1911 – Profilansicht der Mutter, Zeichnung, 31,5 x 23 cm, Privatbesitz
Um 1920 - Der Rhein, Öl auf Leinwand, Verbleib unbekannt
1921 – Papillons à la Rose, Öl auf Holz, 48 x 31,5 cm, Privatbesitz
1921 – Junger Mann mit gelben Handschuhen, Öl auf Holz, 27 x 18,5 cm, Privatbesitz
1921 – Das Haus Nr. 9, Öl auf Leinwand, 65 x 55 cm, Privatbesitz
1921 – Die Rasenbank, Öl auf Holz, ehemals Wallraf-Richartz-Museum Köln, Verbleib unbekannt
1921 – Begegnung, Öl auf Leinwand, Verbleib unbekannt
1922 – Junge Ehe, Öl auf Leinwand, Verbleib unbekannt
1923 – Selbstbildnis mit Frau, Öl auf Pappe, 80,5 x 68 cm, Wallraf-Richartz-Museum Köln
1923 – Zwei Männer in Blau, Öl auf Leinwand, 58 x 37 cm, Privatbesitz
1923 – Stillleben mit roter Tulpe, Öl auf Leinwand, Privatbesitz
1923 – Blumenstilleben, Öl auf Leinwand, Verbleib unbekannt
1923 – Jüngling, Öl auf Karton, Verbleib unbekannt
1923 – Freundinnen, Öl auf Karton, Verbleib unbekannt
1923 – Porträt Dr. Georg Lüttge, Öl/Leinwand, Privatbesitz
1924 – Mann und Laterne, Öl auf Holz, Verbleib unbekannt
1925 – Akt am Barren, Öl auf Leinwand, Verbleib unbekannt
1926 – Tennisspielerin, Öl auf Leinwand, 100 x 80 cm, Neue Pinakothek, München
1926 – Porträt eines jungen Mannes, Öl auf Leinwand, 64,5 x 49 cm, Privatbesitz
1926 – Porträt Heinrich Maria Davringhausen, Öl auf Holz, Verbleib unbekannt
1926 – Selbstbildnis, Öl auf Leinwand, 100 x 80 cm, Privatbesitz
1926 – Porträt Aloys Faust, Öl auf Leinwand, 81 x 61 cm, Privatbesitz
1928 – Porträt Paul Multhaupt, Öl/Holz, 100 x 80 cm, Privatbesitz
1928 – Porträt Gertrud Curjel-Lüttge, Öl/Leinwand, Privatbesitz
1929 – Familie am Fenster, Öl auf Leinwand, ehemals Wallraf-Richartz-Museum, Verbleib unbekannt
1930 – Die Schönheitskönigin, Öl auf Leinwand, Verbleib unbekannt
1930 – Vase mit Tulpen, Öl auf Leinwand, Verbleib unbekannt
1930 – Porträt Carl Linfert, Öl auf Leinwand, Verbleib unbekannt
1930 – Porträt Dr. Andreas Becker, Öl auf Leinwand,120 x 100 cm, Privatbesitz
1931 – Porträt Prof. Dr. Fritz Witte, Öl auf Leinwand, 120 x 80 cm, Schnütgen-Museum, Köln
1931 – Porträt Aloys Faust, Öl auf Leinwand, 120 x 78 cm, Privatsammlung
1931 – Porträt Dr. jur. Fritz Husten, Öl auf Leinwand, Privatsammlung
1932 – Straßenbild II, Öl auf Leinwand, 100 x 80 cm, Privatbesitz
1932 – Männer auf der Straße, Öl auf Leinwand, Leopold-Hoesch-Museum, Düren
1933 – Aufbruch, Aquarell/Gouache, Privatsammlung
1933 – Straßenbild III, Öl auf Leinwand, 100 x 80 cm, Verbleib unbekannt
1933 – Aufbruch 33, Öl auf Leinwand, 100 x 80 cm, Musée d`Art Moderne, Paris
1933 – Porträt Prof. Herbert Gericke, Direktor der Villa Massimo Rom, Öl auf Leinwand, Verbleib unbekannt
1939 – Figuren, Öl auf Leinwand, 100 x 80 cm, Privatbesitz
1940 – Camp des femmes, Gouache, Privatbesitz
1957 – Rücken, Öl auf Leinwand, 100 x 80 cm, Privatbesitz
1966 – Ansammlung, Pinselzeichnung auf Karton, 100 x 65 cm, Privatbesitz
1967 – Frau des Künstlers, Pinselzeichnung auf Karton, 100 x 64,5 cm, Privatbesitz
1968 – Selbstporträt, Tempera auf Karton, 65 x 50 cm, Privatbesitz
Literatur
Anton Räderscheidt – das Spätwerk, Ausstellungskatalog Düren 1978.
Herzog, Günter, Anton Räderscheidt, Köln 1991.
Richter, Horst, Anton Räderscheidt, Recklinghausen 1972.
Roh, Franz, Anton Räderscheidt, Ölgemälde, Aquarelle, Zeichnungen 1922-1952, Ausstellungskatalog Köln und Leverkusen 1952.
Schäfke, Werner/Euler-Schmidt, Michael (Hg.), Ausstellungskatalog Josef-Haubrich-Kunsthalle, Köln 1993.
Online
Peters, Olaf, Räderscheidt, Hubert Anton, in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 106-107 [Online]
Anton Räderscheidt - Der Maler der Neuen Sachlichkeit [Online]
Kunsthandlung Osper [Online]
Exil Archiv [Online]
- 1: Zitiert nach Richter, S. 13.
- 2: Zitiert nach Anton Räderscheidt 1926 im Katalog der Richmod-Galerie.vgl. E-Book Pascal Räderscheidt, Anton Räderscheidt – das Spätwerk, S.3, abgerufen unter https://www.raederscheidt.com/3d-flip-book/spaetwerk/
- 3: Auszug aus dem Tagebuch von Anton Räderscheidt, zitiert nach Richter, S. 17.
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Steger, Denise, Anton Räderscheidt, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/anton-raederscheidt/DE-2086/lido/65d717715985e7.61924003 (abgerufen am 05.12.2024)