Berthold von Nasse

Regierungspräsident in Trier, Oberpräsident der Rheinprovinz (1831-1906)

Joachim Lilla (Krefeld)

Porträt von Berthold von Nasse aus seiner Zeit als Oberpräsident der Rheinprovinz. (Landeshauptarchiv Koblenz/LHAKo Best. 710 Nr. 16159)

Bert­hold (ab 1905 von) Nas­se war ein preu­ßi­scher Spit­zen­be­am­ter, der sei­ne Kar­rie­re mit Äm­tern in der Re­gie­run­g Ko­blenz be­gann, in der preu­ßi­schen Staats­ver­wal­tung in Ber­lin den wei­te­ren Auf­stieg nahm, be­vor er 1881 in die Rhein­pro­vinz zu­rück­kehr­te, wur­de zu­nächst Re­gie­rungs­prä­si­dent in Trier und schlie­ß­lich 1890 Ober­prä­si­dent. Nas­se war der ers­te ge­bür­ti­ge Rhein­län­der auf die­sem Pos­ten. In sei­ner 15-jäh­ri­gen Amts­zeit er­warb er sich den Eh­ren­ti­tel „Va­ter der Rhein­pro­vin­z“.

Bert­hold Jo­han­nes Mar­cel­lus Ed­mund Nas­se wur­de am 9.12.1831 in Bonn als Sohn des Chris­ti­an Fried­rich Nas­se (1778-1851) und sei­ner Frau Hen­ri­et­te ge­bo­re­ne We­ber (1788-1878) ge­bo­ren. Der Va­ter war ein re­nom­mier­ter In­ter­nist und Psych­ia­ter, Pro­fes­sor an der Uni­ver­si­tät Bonn (seit 1819) und Ge­hei­mer Me­di­zi­nal­rat. Die Mut­ter ent­stamm­te ei­ner al­ten Bie­le­fel­der Lei­nen­händ­ler­fa­mi­lie. Die Fa­mi­lie war evan­ge­li­scher Kon­fes­si­on. Ein Bru­der Bert­hold Nas­ses war der Na­tio­nal­öko­no­m Er­win Nas­se. Bert­hold von Nas­se hei­ra­te­te am 12.6.1862 in Ham­burg Hen­ri­et­te Sa­ra He­le­ne We­ber (1842-1877). Aus der Ehe gin­gen zwei Söh­ne - Er­win (1869-1920) und Ernst (1875-1931), die bei­de Land­rä­te wur­den – und die Toch­ter Al­wi­ne her­vor.

Nas­se be­such­te das Gym­na­si­um in Bonn, leg­te 1849 die Rei­fe­prü­fung ab und stu­dier­te 1849-1853 Rechts­wis­sen­schaf­ten in Bonn und Ber­lin. Sei­ner Mi­li­tär­pflicht ge­nüg­te er im 2. Rhei­ni­schen Land­wehr-Re­gi­ment Nr. 28. Am 27.7.1853 wur­de er als Aus­kulta­tor beim Land­ge­richt Bonn ver­ei­digt. Am 21.1.1856 er­folg­te sei­ne Ein­be­ru­fung als Re­gie­rungs­re­fe­ren­dar zur Re­gie­rung Ko­blenz; dort wur­de ihm vom 11.12.1857 bis Fe­bru­ar 1858 ver­tre­tungs­wei­se die Ver­wal­tung des Land­rats­amts May­en über­tra­gen, fer­ner war er beim Land­rats­amt Zell ein­ge­setzt. An­schlie­ßend war er bei der Re­gie­rung Pots­dam tä­tig. Nach Ab­le­gung der Gro­ßen Staats­prü­fung („mit Aus­zeich­nun­g“) wur­de er am 7.9.1860 zum Re­gie­rungs­as­ses­sor bei der Re­gie­rung Ko­blenz er­nannt, vor­über­ge­hend kom­mis­sa­risch beim Land­rats­amt Ko­blenz-Land ver­wen­det, und wech­sel­te am 23.9.1861 zum Ober­prä­si­di­um in Ko­blenz. Am 28.6.1867 er­folg­te sei­ne Er­nen­nung zum kom­mis­sa­ri­schen Land­rat des Un­ter­lahn­krei­ses in Diez, am 23.3.1868 de­fi­ni­tiv. Mit dem 24.7.1874 wur­de Nas­se als Hilfs­ar­bei­ter in das Mi­nis­te­ri­um des In­nern in Ber­lin ein­be­ru­fen und dort am 26.7.1878 zum Ge­hei­men Re­gie­rungs­rat und Vor­tra­gen­den Rat er­nannt.

Mit die­ser Aus­gangs­po­si­ti­on war Nas­se zu hö­he­ren Eh­ren in der preu­ßi­schen Staats­ver­wal­tung prä­des­ti­niert. Am 11.8.1881 er­reich­te ihn die Be­stal­lung zum Re­gie­rungs­prä­si­den­ten in Trier, das Amt trat er am 7.9.1881 an. Knapp sie­ben Jah­re spä­ter er­klomm er ei­ne wei­te­re Spros­se auf der Kar­rie­re­lei­ter, als er am 28.7.1888 (Er­nen­nung 9. Ju­li) die Stel­le des Un­ter­staats­se­kre­tärs (Amts­chef und Stell­ver­tre­ter des Mi­nis­ters) und Di­rek­tor der Me­di­zi­nal­ab­tei­lung im Mi­nis­te­ri­um der Geist­li­chen, Un­ter­richts- und Me­di­zi­nal­an­ge­le­gen­hei­ten) an­trat. In die­ser ver­ant­wor­tungs­vol­len Stel­lung ver­blieb Nas­se in­des nur knapp zwei Jah­re: Am 19.2.1890 er­nann­te ihn Wil­helm II. (Re­gent­schaft 1888-1918) zum Ober­prä­si­den­ten der Rhein­pro­vinz. Da­mit war Nas­se der ers­te ge­bür­ti­ge Rhein­län­der auf die­sem Pos­ten, den er am 3.3.1890 an­trat. In sei­ner 15-jäh­ri­gen Amts­zeit er­warb sich Nas­se den Eh­ren­ti­tel „Va­ter der Rhein­pro­vin­z“ und auch das Wohl­wol­len sei­nes Lan­des­herrn, das sich nicht zu­letzt in der Ver­lei­hung des Cha­rak­ters ei­nes Wirk­li­chen Ge­hei­men Ra­tes mit dem Prä­di­kat „Ex­zel­len­z“ 1893 äu­ßer­te.

Auch für wei­te­re ho­he Po­si­tio­nen in der preu­ßi­schen Ver­wal­tung war er im Ge­spräch, so 1891 als mög­li­cher Kan­di­dat für das Amt des Ober­kon­sis­to­ri­al­prä­si­den­ten. Nas­se wur­de auf ei­ge­nes Er­su­chen durch Er­lass vom 19.8.1905 zum 1.9.1905 un­ter Ver­lei­hung des erb­li­chen Adels in den Ru­he­stand ver­setzt.

Nas­se wur­den zahl­rei­che Eh­run­gen zu­teil: Seit 1901 war er Eh­ren­bür­ger von Bonn, Ko­blenz und Trier, au­ßer­dem von May­en, Prüm, An­der­nach und Ba­cha­rach. 1903 ver­lieh ihm die Ju­ris­ti­sche Fa­kul­tät der Uni­ver­si­tät Bonn die Eh­ren­dok­tor­wür­de. Seit 1901 ist ihm im Sie­ben­ge­bir­ge bei Kö­nigs­win­ter-It­ten­bach ein Denk­mal ge­wid­met. Un­ter den Or­den, die ihm ver­lie­hen wur­den, wa­ren der Ro­te Ad­ler­or­den I. Klas­se mit Ei­chen­laub so­wie der Kö­nig­li­che Kro­nen-Or­den I. Klas­se.

Bert­hold von Nas­se starb am 30.11.1906 in Bonn.

Quellen

Die Pro­to­kol­le des Preu­ßi­schen Staats­mi­nis­te­ri­ums 1817–1934/38, Band 7: 8. Ja­nu­ar 1879 bis 19. März 1890, be­arb. von Hart­win Spen­kuch, Hil­des­heim [u.a.] 1999; Band 8: 21. März 1890 bis 9. Ok­to­ber 1900, Hil­des­heim [u.a.] 2003; Band 9: 23. Ok­to­ber 1900 bis 13. Ju­li 1909, be­arb. von Rein­hold Zilch, Hil­des­heim [u.a.] 2001 (Ac­ta Bo­rus­si­ca Neue Fol­ge, 1. Rei­he: Die Pro­to­kol­le des Preu­ßi­schen Staats­mi­nis­te­ri­ums 1817-1934/38).

Literatur

Bär, Max, Die Be­hör­den­ver­fas­sung der Rhein­pro­vinz seit 1815, Bonn 1919, Nach­druck Düs­sel­dorf 1998.

Klein, Tho­mas, Lei­ten­de Be­am­te der all­ge­mei­nen Ver­wal­tung in der preu­ßi­schen Pro­vinz Hes­sen-Nas­sau und in Wal­deck 1867–1945, Darm­stadt/Mar­burg 1988, S. 180.

Ro­meyk, Horst, Die lei­ten­den staat­li­chen und kom­mu­na­len Ver­wal­tungs­be­am­ten der Rhein­pro­vinz 1816–1945, Düs­sel­dorf 1994, S. 646-647. 

 
Zitationshinweis

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Lilla, Joachim, Berthold von Nasse, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/berthold-von-nasse/DE-2086/lido/635f9c973354f4.93914916 (abgerufen am 27.04.2024)