Gerta Krabbel

Bundesvorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbundes, frauenbewegte Katholikin (1881-1961)

Manfred Berger (Dillingen an der Donau)

Porträtaufnahme von Gerta Krabbel, undatiert. (Ida-Seele-Archiv)

Die pro­mo­vier­te Leh­re­rin Ger­ta Krab­bel war über ein Vier­tel­jahr­hun­dert Vor­sit­zen­de und da­nach Eh­ren­vor­sit­zen­de des „Ka­tho­li­schen Deut­schen Frau­en­bun­des“. Der kon­fes­sio­nell ge­bun­de­ne In­ter­es­sen­ver­band, der sich als Teil der bür­ger­li­chen Frau­en­be­we­gung ver­stand, trug im Lauf sei­ner mehr als 100-jäh­ri­gen Ge­schich­te meh­re­re Na­men: 1916 „Ka­tho­li­scher Frau­en­bund Deutsch­land­s“ (KFD), 1921 „Ka­tho­li­scher Deut­scher Frau­en­bun­d“ (KDF), 1983 setz­te sich die Ab­kür­zung KDFB durch. Ger­ta Krab­bel be­schäf­tig­te sich zeit­le­bens li­te­ra­risch mit be­deu­ten­den Män­nern und vor al­lem Frau­en des abend­län­di­schen Kul­tur­krei­ses. 

Ma­ria Ju­lie Ger­trud, ge­nannt Ger­ta, wur­de als äl­tes­tes von vier Kin­dern des Ge­hei­men Sa­ni­täts­rats Dr. med. Hein­rich Krab­bel (1850-1918) und sei­ner Ehe­frau Emi­lie Fran­zis­ka Agnes, ge­bo­re­ne Gre­ve (1858-1926), am 20.3.1881 in Wit­ten (Ruhr) ge­bo­ren. Die ka­tho­li­schen El­tern leg­ten gro­ßen Wert auf die Er­zie­hung ih­rer Kin­der zu christ­li­chen Wer­ten und so­zia­ler Ver­ant­wor­tung. 1888 über­sie­del­te die Fa­mi­lie nach Aa­chen, wo das Fa­mi­li­en­ober­haupt Chef­arzt an dem von den Eli­sa­be­thin­nen ge­führ­ten Ma­ria-Hilf-Hos­pi­tal wur­de. Die Mut­ter setz­te sich als Vor­sit­zen­de des Ka­tho­li­schen Frau­en­bun­des, Zweig­ver­ein Aa­chen, für die Frau­en­bil­dung ein. Ger­ta be­such­te 1887-1888 die Volks­schu­le in Wit­ten, ab 1888 die hö­he­re Mäd­chen­schu­le St. Ur­su­la in Aa­chen und 1897-1898 das wis­sen­schaft­li­che „Pen­sio­nat des Fräu­lein B. Fröh­lichs“ in Bonn. Im An­schluss setz­te sie ih­re Aus­bil­dung an der Aa­che­ner Leh­re­rin­nen­bil­dungs­an­stalt fort, nach de­ren Ab­schluss sie als Leh­re­rin an Mäd­chen­schu­len in Dan­zig, Ber­lin und Köln tä­tig wur­de. Ab Ok­to­ber 1905 ab­sol­vier­te sie den ers­ten ka­tho­li­schen Re­al­gym­na­si­al­kurs Deutsch­lands, der an der hö­he­ren Mäd­chen­schu­le St. Ur­su­la in Aa­chen durch­ge­führt wur­de. En­de Ju­li und En­de Sep­tem­ber 1909 leg­te die 24-Jäh­ri­ge als Ex­ter­ne die Rei­fe­prü­fung am städ­ti­schen Re­al­gym­na­si­um in Kre­feld mit der Ge­samt­no­te 1,9 ab. Es folg­te das Stu­di­um der Ger­ma­nis­tik, Ge­schich­te und Phi­lo­so­phie an den Uni­ver­si­tä­ten Bonn, Ber­lin, Frei­burg im Breis­gau und Müns­ter.

 

Um das Le­ben der ka­tho­li­schen Stu­den­tin­nen zu er­leich­tern, ih­nen im ge­mein­sa­men Glau­ben ei­ne geis­ti­ge Hei­mat zu ge­ben und der do­mi­nie­ren­den uni­ver­si­tä­ren Män­ner­welt ein Ge­gen­ge­wicht zu bie­ten, grün­de­te Ger­ta Krab­bel den „Ver­band ka­tho­li­scher Deut­scher Stu­den­tin­nen“. Dar­aus ging spä­ter der „Bund ka­tho­li­scher deut­scher Aka­de­mi­ke­rin­nen“ (BkdA) her­vor. Mit 33 Jah­ren schloss Ger­ta Krab­bel 1914 ihr Stu­di­um in Müns­ter mit ei­ner ge­schichts­wis­sen­schaft­li­chen Dis­ser­ta­ti­on über den kroa­ti­schen Pries­ter und Ka­no­ni­kus Paul Ska­lich (Pa­vao Ska­lić) (1534-1575), Mark­graf von Ve­ro­na, ab. 

Titelblatt der 1915 erschienenen Dissertation von Gerta Krabbel. (Universitätsarchiv Münster)

 

Noch vor und ins­be­son­de­re wäh­rend des Stu­di­ums kam Ger­ta Krab­bel in Kon­takt mit dem „Ka­tho­li­schen Frau­en­bun­d“ (KFB), der am 16.11.1903 ins Le­ben ge­ru­fen wor­den war.  Auf der 5. Ge­ne­ral­ver­samm­lung des KFB 1912 in Straß­burg hielt Ger­ta Krab­bel ein viel be­ach­te­tes Re­fe­rat über „Die Sen­dung und die Auf­ga­ben der ka­tho­li­schen Aka­de­mi­ke­rin­nen und die ka­tho­li­schen Stu­den­tin­nen­ver­ei­ne“. Auf die­ser Ver­samm­lung wur­de Hed­wig Drans­feld (1871-1925) zur ers­ten Vor­sit­zen­den ge­wählt. Dem neu­en Zen­tral­vor­stand ge­hör­ten un­ter an­de­rem El­len Am­man (1870-1932) und Agnes Neu­haus (1854-1944) an, 1918 ka­men als Bei­sit­ze­rin­nen He­le­ne We­ber und Ma­rie Bucz­kow­s­ka (1884-1968) hin­zu. Mit die­sen frau­en­be­weg­ten Ka­tho­li­kin­nen pfleg­te die pro­mo­vier­te His­to­ri­ke­rin ei­nen en­gen Kon­takt, der sich teil­wei­se zu ei­ner herz­li­chen Freund­schaft ent­wi­ckel­te. Um 1920 wur­de sie Mit­glied im Zen­tral­vor­stand des KFD und leb­te als Pri­vat­ge­lehr­te zu­rück­ge­zo­gen im Pfarr­haus von St. Ma­ria im Ka­pi­tol in Köln. In die­ser Zeit stand sie den ka­tho­li­schen Stu­den­tin­nen an der neu­ge­grün­de­ten Köl­ner Uni­ver­si­tät als Hel­fe­rin und Rat­ge­be­rin zur Ver­fü­gung, las und be­sprach mit den Mit­glie­dern der Ju­gend­ab­tei­lung des Frau­en­bun­des an­spruchs­vol­le Li­te­ra­tur wie Jo­hann Wolf­gang von Goe­thes (1749-1832) „Faus­t“ oder Dan­te Ali­ghie­ris (1265-1321) „Gött­li­che Ko­mö­di­e“. Seit 1918 un­ter­rich­te­te Ger­ta Krab­bel an der 1916 in Köln ge­grün­de­ten und zwei Jah­re spä­ter nach Aa­chen ver­leg­ten So­zia­len Frau­en­schu­le des KFD un­ter an­de­rem die Fä­cher Staats­leh­re, Volks­wirt­schafts­leh­re, Kul­tur­ge­schich­te, Frau­en­fra­gen und wirt­schaft­li­che Für­sor­ge. Im Jah­re 1923 über­nahm sie von Hed­wig Drans­feld die ver­ant­wort­li­che Schrift­lei­tung der Zeit­schrift „Die Christ­li­che Frau“, für die sie zahl­rei­che Bei­trä­ge ver­fass­te.

Auf der Zen­tral­aus­schuss­sit­zung des KDF 1926 in Ko­blenz wur­de Ger­ta Krab­bel zur Ver­bands­vor­sit­zen­den ge­wählt. Die ers­te gro­ße Auf­ga­be, die auf sie zu­kam, war die Vor­be­rei­tung und Durch­füh­rung der 10. Ge­ne­ral­ver­samm­lung vom 27.-30.6.1927 in Es­sen. Die­se stand un­ter dem Mot­to „Frau­en­be­ru­fe und Frau­en­be­ru­fun­g“. Ei­ne wei­te­re Her­aus­for­de­rung war das 25-jäh­ri­ge Grün­dungs­ju­bi­lä­um des KDF am 4.5.1929 in den Frank­fur­ter Mes­se­hal­len. Die­ses war ver­bun­den mit der Ein­wei­hung (5.5.1929) der Frau­en­frie­dens­kir­che in der Mes­se­stadt, die die ka­tho­li­schen Frau­en Deutsch­lands er­rich­ten lie­ßen als Denk­mal und Dank für die im Krieg ge­fal­le­nen Ehe­män­ner, Söh­ne und Brü­der, als Sym­bol des Frie­dens der Welt.

An den Pfingst­ta­gen 1931 lern­te sie bei ei­nem Kon­gress ka­tho­li­scher Frau­en in Wien Edith Stein ken­nen, die dort ei­nen Vor­trag über die Hei­li­ge Eli­sa­beth hielt. Als die Phi­lo­so­phin jü­di­scher Her­kunft sich mit 42 Jah­ren für ein Le­ben im Köl­ner Kar­mel ent­schied, ge­hör­te Ger­ta Krab­bel zu den we­ni­gen Aus­er­wähl­ten, die der Ein­klei­dung am 14.4.1934 bei­wohn­ten. Sie ver­fass­te auch die ers­te Bio­gra­phie der am 11.11.1988 von Papst Jo­han­nes Paul II. (1920-2005) hei­lig­ge­spro­che­ne Kon­ver­ti­tin, die 1949 die in dem von ihr her­aus­ge­ge­be­nen Sam­mel­band „Se­lig sind des Frie­dens Wäch­ter“ er­schien.

Gre­ta Krab­bel ob­lag die schwie­ri­ge Auf­ga­be, den KDF durch die NS-Zeit zu füh­ren. Be­reits im Mai 1933 war die Auf­lö­sung be­zie­hungs­wei­se Gleich­schal­tung al­ler Ver­bän­de ver­fügt wor­den. An­ge­sichts der wach­sen­den Un­ge­wiss­heit be­müh­te sie sich um Ge­mein­sam­kei­ten von ver­band­li­chen und staat­li­chen In­ter­es­sen und re­sü­mier­te, dass der kon­fes­sio­nell ge­bun­de­ne Frau­en­ver­band die neue Zeit freu­dig und mit star­kem Wil­len be­ja­he, un­ter an­de­rem die ho­he Wert­schät­zung von Fa­mi­lie und Volks­tum, oder aber auch dem her­an­d­rin­gen­den Bol­sche­wis­mus, der Pro­pa­gan­da der Gott­lo­sig­keit das Be­kennt­nis zum Chris­ten­tum ent­ge­gen­zu­stel­len. Ger­trud Scholz-Klink (1902-1999), Reichs­frau­en­füh­re­rin der NS-Frau­en­schaft, ver­such­te mehr­mals, ein­zel­ne Glie­de­run­gen des KDF mit ih­rer Or­ga­ni­sa­ti­on zu ver­bin­den. Da­für hat­te sie Ger­ta Krab­bel und Mon­si­gno­re Her­mann Klens (1880-1972), Ge­ne­ral­prä­sens des Zen­tral­ver­ban­des der Frau­en- und Müt­ter­ver­ei­ne Deutsch­lands, zu ei­ner Un­ter­re­dung nach Ber­lin ge­ru­fen. Dort wur­de über ein ko­ope­ra­ti­ves Zu­sam­men­wir­ken der ka­tho­li­schen Müt­ter­schu­lung mit der NS-Frau­en­schaft be­ra­ten. Das Ge­spräch er­gab, dass ei­ne Zu­sam­men­ar­beit un­mög­lich und ab­zu­leh­nen war. Die ka­tho­li­sche Müt­ter­schu­lung muss­te so­fort auf­ge­ge­ben wer­den. Um den ka­tho­li­schen In­ter­es­sen­ver­band am Le­ben zu er­hal­ten, stand die KDF-Vor­sit­zen­de in ei­nem in­ten­si­ven Aus­tausch mit ho­hen kirch­li­chen und staat­li­chen Amts­trä­gern. So reis­te sie zum Bei­spiel am 5.7.1933 nach Ber­lin, um den päpst­li­chen Nun­ti­us Eu­ge­nio Pacel­li (1876-1958), den spä­te­ren Papst Pi­us XII. (Pon­ti­fi­kat 1939-1958), über die Be­deu­tung des Frau­en­bun­des als kirch­li­chen Ver­ein auf­zu­klä­ren. Der Nun­ti­us zeig­te sich be­ein­druckt.  Letzt­lich konn­te der KDF über­le­ben, in­dem er sich im Rah­men des Reichs­kon­kor­dats vom 20.7.1933 dem Schutz der Amts­kir­che un­ter­stell­te und zwei Jah­re spä­ter der „Ka­tho­li­schen Ak­ti­on“ zu­ge­ord­net wur­de. Die brau­nen Macht­ha­ber un­ter­sag­ten dem Frau­en­bund jeg­li­che so­zi­al- und frau­en­po­li­ti­sche Bil­dungs­ar­beit, es durf­ten nur re­li­giö­se The­men im en­ge­ren Sin­ne be­spro­chen wer­den, aus­schlie­ß­lich in kirch­li­chen Räu­men. Ab 1940 zog sich Ger­ta Krab­bel, die bis zur Auf­lö­sung 1941 an der Aa­che­ner So­zia­len Frau­en­schu­le des KDF un­ter­rich­te­te, ins Pri­va­te zu­rück und wid­me­te sich ver­mehrt der Schrift­stel­le­rei. Des­sen un­ge­ach­tet un­ter­hielt sie re­gen „Flüs­ter­ton­ver­kehr“ mit den den KDF-Mit­glie­dern im gan­zen Deut­schen Reich. Wäh­rend ei­nes Bom­ben­an­griffs auf Aa­chen am 11.4.1944 ver­lor sie ih­re Woh­nung. Dar­auf­hin über­sie­del­te sie nach Beck­um und kehr­te erst 1950 in ih­re ge­lieb­te Hei­mat­stadt zu­rück.

Nach dem Zu­sam­men­bruch der NS-Dik­ta­tur über­nahm Ger­ta Krab­bel wie­der die Haupt­ver­ant­wor­tung für den Auf­bau des KDF. Nach­träg­lich zeich­ne­te sie ein he­roi­sches Bild, wie der kon­fes­sio­nell ge­bun­de­ne In­ter­es­sen­ver­band von der NS-Frau­en­schaft (NSF) um­wor­ben, die Ver­bands­lei­tung im­mer wie­der be­drängt wor­den war, den KDF der NSF an­zu­glie­dern und der Bund letzt­end­lich stand­haft blieb. Der KDF-Vor­sit­zen­den ist es zu ver­dan­ken, dass 1951 die Zeit­schrift „Die Christ­li­che Frau“, die zehn Jah­ren zu­vor hat­te ein­ge­stellt wer­den müs­sen, un­ter ih­rer Fe­der­füh­rung wie­der er­schei­nen konn­te. Für die Mit­ar­beit in der Schrift­lei­tung ge­wann sie Ma­ria Of­fen­berg (1888-1972).

Ger­ta Krab­bels letz­te gro­ße Amts­hand­lung als Ver­bands­funk­tio­nä­rin war die Or­ga­ni­sa­ti­on und Ge­stal­tung der 13. Ge­ne­ral­ver­samm­lung des Frau­en­bun­des vom 25.-27.7.1952 in Bonn. Die­se stand un­ter dem The­ma „Die ka­tho­li­sche Frau­en­be­we­gung in der sich wan­deln­den Welt“. Aus die­sem An­lass sand­te Papst Pi­us XII. Ger­ta Krab­bel ein Hand­schrei­ben vom 17.7.1952, in wel­chem er un­ter an­de­rem fest­stell­te: „[…] Der Ka­tho­li­sche Deut­sche Frau­en­bund, den Sie in den lan­gen Jah­ren Ih­res Prä­si­di­ums in selbst­lo­ser Hin­ga­be, ru­hi­ger Ziel­si­cher­heit und klu­ger An­pas­sung, den Blick auf Gott, sei­nen hei­li­gen Wil­len und sei­ne hilf­rei­che Gna­de ge­rich­tet, durch stür­mi­sche Zei­ten ge­lei­tet ha­ben, hält ge­gen En­de die­ses Mo­nats in Bonn sei­ne 13. Ge­ne­ral­ver­samm­lung ab und hat Uns we­gen der Wich­tig­keit der Ta­gung um ein Wort an die Ver­sam­mel­ten und um Un­se­ren Se­gen ge­be­ten. Ger­ne ent­spre­chen Wir dem von Ih­rer Sei­te ge­äu­ßer­ten Wun­sche. Sie ha­ben als The­ma Ih­rer Ge­ne­ral­ver­samm­lung ‚Die ka­tho­li­sche Frau­en­be­we­gung in der sich wan­deln­den Welt' ge­nom­men. Ihr Bund steht vor Voll­endung sei­ner ers­ten fünf­zig Jah­re. Wäh­rend die­ses Zeit­raums hat sich in der Frau­en­be­we­gung über­haupt und auch in der ka­tho­li­schen Frau­en­be­we­gung wahr­lich vie­les ge­wan­delt. Um von der letz­te­ren zu spre­chen, so sind die Zie­le, die sie sich zu Be­ginn des Jahr­hun­derts steck­te, die da­mals neu klan­gen und über­rasch­ten, ja nicht we­ni­gen zu ge­wagt und über­spannt schie­nen, er­reicht und längst fes­ter Be­sitz, so­gar be­reits Tra­di­ti­on ge­wor­den, schon aus dem ein­fa­chen Grund, weil die zwangs­läu­fi­ge Hin­ein­füh­rung der Frau in al­le Be­ru­fe und in sämt­li­che Be­rei­che des öf­fent­li­chen Le­bens je­weils noch schnel­ler vor sich ging als die An­pas­sung der ka­tho­li­schen Frau­en­be­we­gung an die neue La­ge.“[1]   Für den KDF, der nach 1945 in­ner­halb der höchs­ten deut­schen kle­ri­ka­len Ad­mi­nis­tra­ti­on um sei­ne or­ga­ni­sa­to­ri­sche Ei­gen­stän­dig­keit kämp­fen muss­te, war das päpst­li­che Schrei­ben von be­son­de­rer Be­deu­tung, konn­te er doch da­mit sei­ne Tä­tig­keit mit päpst­li­cher Au­to­ri­tät un­ter­mau­ern.

1952 leg­te Ger­ta Krab­bel den KDF-Vor­sitz nie­der, nahm aber wei­ter­hin ak­tiv an den An­ge­le­gen­hei­ten und Hand­lun­gen des KDF teil, eben­so als Vor­sit­zen­de des Ku­ra­to­ri­ums der So­zia­len Frau­en­schu­le in Aa­chen an de­ren geis­ti­gen, fi­nan­zi­el­len und tech­ni­schen Plä­nen und Sor­gen. Nicht zu ver­ges­sen ist ihr En­ga­ge­ment für das „Hed­wig-Drans­feld-Haus e.V.“ in Ben­dorf/Rhein als stell­ver­tre­ten­de Ver­eins­vor­sit­zen­de. Ih­ren 75. Ge­burts­tag fei­er­te die KDF-Eh­ren­vor­sit­zen­de un­ter An­teil­nah­me von Per­sön­lich­kei­ten des kirch­li­chen und staat­li­chen Le­bens in Köln im Haus der Zen­tra­le des Frau­en­bun­des so­wie im Gür­ze­nich. Zu den Gra­tu­lan­ten ge­hör­ten ne­ben füh­ren­den frau­en­be­weg­ten Ka­tho­li­kin­nen, wie Ger­trud Ehr­le (1897-1985), Ger­trud von le Fort (1876-1971), He­le­ne Hel­ming (1888-1977), Ma­ria Of­fen­berg, Ma­ri­an­ne Pünder, Ma­ria Schlü­ter-Herm­kes un­d He­le­ne We­ber, auch Bun­des­kanz­ler Kon­rad Ade­nau­erJo­sef Kar­di­nal Frings, Ro­ma­no Guar­di­ni (1885-1968) und Bun­des­prä­si­dent Theo­dor Heuss (1884-1963).

Für ih­re Ver­diens­te für Kir­che und Staat hat­te sie be­reits 1951 die päpst­li­che Aus­zeich­nung „Pro Eccle­sia et Pon­ti­fice“ er­hal­ten. 1956 war sie mit der Ver­lei­hung des Bun­des­ver­dienst­kreu­zes Ers­ter Klas­se ge­ehrt wor­den. 

Ger­ta Krab­bel starb am 10.3.1961 in Aa­chen und wur­de fünf Ta­ge spä­ter im Fa­mi­li­en­grab auf dem Aa­che­ner West­fried­hof II bei­ge­setzt. Vie­le Ehr­be­zeu­gun­gen er­reich­ten den KDF. Kei­ne ge­rin­ge­re als die gro­ße ka­tho­li­sche Schrift­stel­le­rin Ger­trud von le Fort schrieb: „Ich ha­be die Heim­ge­gan­ge­ne sehr ver­ehrt und ih­re treu­en Brie­fe, von de­nen der letz­te mich vor nicht lan­ger Zeit er­reich­te, im­mer freu­dig be­grü­ßt in dank­ba­rem Ge­den­ken der Ta­ge, da ich Dr. Ger­ta Krab­bels Gast in Aa­chen sein durf­te. Ich wer­de die­sen Ta­gen und der lie­ben Ent­schla­fe­nen, die sie mir schenk­te, im­mer ein war­mes Ge­dächt­nis be­wah­ren.“[2] 

Frühe Porträtaufnahme von Gerta Krabbel, undatiert. (Ida-Seele-Archiv)

 

Schriften (Auswahl)

Paul Ska­lich. Ein Le­bens­bild aus dem 16. Jahr­hun­dert, Müns­ter 1915. Die Be­deu­tung der ka­tho­li­schen Pri­vat­schu­le in der Ge­gen­wart, Köln 1920.
Geist und Le­ben, 1921 Zur Fra­ge des weib­li­chen Pries­ter­tums, in: Die Christ­li­che Frau 20 (1922), S. 83-88.
Hed­wig Drans­feld, in: Die Christ­li­che Frau 23 (1925), S. 129-134.
Hed­wig Drans­feld zum Ge­dächt­nis, in: Die Christ­li­che Frau 25 (1927), S. 67-69.
Zur 10. Ge­ne­ral­ver­samm­lung des Ka­tho­li­schen Deut­schen Frau­en­bun­des, in: Die Christ­li­che Frau (25) 1927, S. 193-195.
Aus­blick, in: Ka­tho­li­scher Deut­scher Frau­en­bund (Hg.), Fünf­und­zwan­zig Jah­re Ka­tho­li­scher Deut­scher Frau­en­bund, Köln [1928], S. 152-156.
Aus der Ge­schich­te der Frau­en­frie­dens­kir­che, in: Die Christ­li­che Frau (27) 1929, S. 130-132. Die Jung­frau – Wor­te früh­christ­li­cher Zeit, Müns­ter 1937; Neu­aus­ga­be un­ter dem Ti­tel: Um Chris­ti wil­len – Ge­dan­ken der Kir­chen­vä­ter über die Jung­fräu­lich­keit, Müns­ter 1959.
Ma­ri­en­ver­eh­rung in deut­schen Lan­den. Dem An­denken von An­to­nie Hop­mann ge­wid­met, Mün­chen [1941].
Ca­ri­tas Pirck­hei­mer. Ein Le­bens­bild aus der Zeit der Re­for­ma­ti­on, Müns­ter 1940; 5. Auf­la­ge, Müns­ter 1982. Ma­ri­en­ver­eh­rung in deut­schen Lan­den, Mün­chen 1941. Mut­ter und Sohn. Aus den Be­kennt­nis­sen des hei­li­gen Au­gus­ti­nus, Müns­ter 1946.
Se­lig sind des Frie­dens Wäch­ter. Ka­tho­li­sche deut­sche Frau­en aus den letz­ten hun­dert Jah­ren, Müns­ter 1949.
We­ge der Per­sön­lich­keits­bil­dung durch die ka­tho­li­sche Frau­en­be­we­gung, in: Ehr­le, Ger­trud (Hg.), Licht über dem Ab­grund. Auf­zeich­nun­gen und Er­leb­nis­se christ­li­cher Frau­en 1933-1945, Frei­burg/Brsg. 1951, S. 10-15.
Lio­ba. Früh­christ­li­ches Frau­en­wir­ken in Deutsch­land, Müns­ter 1953.
Die hei­li­ge Ger­trud die Gro­ße. Zu ih­rem Ge­den­ken 500 Jah­re nach ih­rem To­de, Ber­lin 1953.
The­re­se Pel­zer, Sr. Ma­ria Ga­brie­le vom Hl. Geist, Aa­chen 1955.
Um Chris­ti Wil­le. Ge­dan­ken der Kir­chen­vä­ter über die Jung­fräu­lich­keit, Müns­ter 1959. Edith Stein. 1891-1942, in: Schiff­ler, Lot­te, Die Ant­wort der Frau in der sich än­dern­den Welt, 2., er­wei­ter­te u. über­ar­bei­te­te Auf­la­ge, Müns­ter 1969, S. 160-169.
Ein Gruß der Ver­bun­den­heit, in: Mohr, An­ne/Pré­gar­dier, Eli­sa­beth (Hg.), Ern­te ei­nes Le­bens: He­le­ne We­ber (1881-1962), Es­sen 1991, S. 157-158. 

Literatur (Auswahl)

Ber­ger, Man­fred, Krab­bel, Ma­rie Ju­lie Ger­trud (Ger­ta), in: Bautz, Trau­gott (Hg), Bio­gra­phisch Bi­blio­gra­phi­sches Kir­chen­le­xi­kon, Ban­d  XXIII, Nord­hau­sen 2004, Spal­ten 847-859.
Bis­ter, Frie­de­ri­ke, Zur Frau­en­eman­zi­pa­ti­on in Aa­chen: Die An­fän­ge der gym­na­sia­len Mäd­chen­bil­dung, in: Zeit­schrift des Aa­che­ner Ge­schichts­ver­eins 100 (1995/96), S. 473-519.
Fi­scher-Holz, Eli­sa­beth, Ger­ta Krab­bel 1881-1961, in: An­ruf und Ant­wort. Be­deu­ten­de Frau­en aus dem Raum der Eu­re­gio Maas-Rhein, Band 3, Aa­chen 1991, S. 173-182.
Müt­her, Jut­ta, Der Ka­tho­li­sche Deut­sche Frau­en­bund in den An­fän­gen der NS-Herr­schaft. No­ti­zen aus den Be­stän­den des Köl­ner Ar­chivs des KDFB, in: Mu­schi­ol, Gi­se­la (Hg.), Ka­tho­li­kin­nen und Mo­der­ne. Ka­tho­li­sche Frau­en­be­we­gung zwi­schen Tra­di­ti­on und Eman­zi­pa­ti­on, Müns­ter 2003, S. 281-293.
Il­le­mann, Re­gi­na, Ka­tho­li­sche Frau­en­be­we­gung in Deutsch­land 1945–1962. Po­li­tik, Ge­schlecht und Re­li­gio­si­tät im Ka­tho­li­schen Deut­schen Frau­en­bund, Pa­der­born 2016. Il­le­mann, Re­gi­na, Män­ner in der Frau­en­be­we­gung?! Die ka­tho­li­sche Frau­en­be­we­gung und die Kle­ri­ker, in: Ari­ad­ne 2013, Nr. 67-68, S. 128-135.
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Titelblatt der Zeitschrift "Die christliche Frau" mit einem Beitrag von Gerta Krabbel, 1923. (Ida-Seele-Archiv)

 
Zitationshinweis

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Berger, Manfred, Gerta Krabbel, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/gerta-krabbel/DE-2086/lido/645c971d0bc4e6.63760623 (abgerufen am 27.04.2024)