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Das wissenschaftliche Lebenswerk des Benediktiners und Kirchenhistorikers Johannes Hau war die Erforschung der Geschichte der Abtei St. Eucharius / St. Matthias in Trier und der Matthiaswallfahrt. Als Gegner des Nationalsozialismus engagierte er sich im Widerstand gegen das NS-Regime.
Johannes Hau wurde am 18.3.1899 in Frankfurt am Main in eine vermögende katholische Familie geboren, die aus dem Ort Bürgel (heute Stadt Offenbach am Main) stammte. Über seine frühen Jahre ist nur wenig bekannt. Nach dem Abitur nahm er zunächst ein Studium an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Stuttgart-Hohenheim auf, das ihm jedoch nicht zusagte. Stattdessen immatrikulierte er sich an der Universität Frankfurt am Main für die Fächer Nationalökonomie und Geschichtswissenschaft. Schon während seiner Studienzeit fand er Gefallen an archivfachlichen und kirchenhistorischen Fragen. Insbesondere widmete er sich der Geschichte des im Landkreis Offenbach gelegenen Zisterzienserinnenklosters Patershausen sowie der Benediktinerabtei St. Eucharius / St. Matthias in Trier. Die Beschäftigung mit der Geschichte der Abtei St. Matthias sollte zu seinem Lebenswerk werden.
Während des Studiums machte Hau die Bekanntschaft mit dem Mainzer Studenten Ernst Martin Schreiber (1892-1967). Dieser studierte ebenfalls Geschichte und war wie Hau Mitglied der katholischen Verbindung KDStV Badenia (Straßburg). Es entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft; während des Zweiten Weltkrieges arbeiten die beiden Männer Hand in Hand im Widerstand gegen das NS-Regime. Wann Hau seine geistliche Berufung erfuhr, ist nicht ganz klar. Er trat ins Bischöfliche Priesterseminar in Mainz ein und wurde am 20.3.1926 in der Seminarkirche von Bischof Ludwig Maria Hugo (1871-1935) zum Priester geweiht. Einen Tag darauf, am 21.3.1926 las er seine erste Heilige Messe in der Abteikirche von St. Matthias. 1927 wurde er in den Konvent aufgenommen und am 24.2.1928 legte er die Profess ab.
In den nun folgenden Jahren wirkte Johannes Hau als Archivar und Bibliothekar der Abtei und profilierte sich in zahlreichen Publikationen als Kirchenhistoriker. Sein besonderes Augenmerk galt der Geschichte der Abtei St. Matthias sowie der Geschichte der Mattheiser Wallfahrt und der St. Matthiasbruderschaften von den Anfängen im 12. bis zum 18. Jahrhundert. Ein siebenbändiges Urkundenbuch der Abtei St. Matthias blieb unveröffentlicht.
Weitere Schwerpunkte seine Arbeit waren die Hagiographie mit Werken zu den Heiligen Willibrordus (um 658-739) und Maximin (Ende 3. Jh. -346) sowie den „Heiligen von St. Matthias in ihrer Verehrung“, eine Publikation aus dem Jahre 1933, die sich neben den Hauptpatronen der Abtei mit zahlreichen weiteren dort verehrten Heiligen wie beispielsweise dem Heiligen Celsus (gestorben um 146) befasste. Abgesehen davon galt sein Interesse der religiösen Volkskunde des Trierer Raumes und der Echternacher Springprozession, der Baugeschichte der Abtei Tholey sowie der Geschichte des Rosenkranzgebetes. Erwähnt sei auch die Mitherausgeberschaft am St.-Matthias-Boten sowie die Betreuung der St. Matthiasbruderschaften als Pilgerpater.
Als die Abtei St. Matthias 1941 von der Gestapo geschlossen wurde, übersiedelte Pater Hau nach Wiesbaden, wo er sich ebenfalls als Archivar und Bibliothekar betätigte. Aus dieser Zeit datieren Studien zur Hessen-Nassauischen Geschichte, die nach Kriegsende publiziert wurden, darunter etwa eine Geschichte seines Herkunftsortes Bürgel im Frühmittelalter. Während des Aufenthaltes in Wiesbaden war Johannes Hau darüber hinaus seelsorgerisch tätig.
Zusammen mit Ernst Martin Schreiber engagierte sich Hau an der Schnittstelle zwischen militärischem und kirchlichem Widerstand gegen das NS-Regime in einer „antinationalsozialistischen Arbeitsgemeinschaft“. Dabei erhielt Hau von Schreiber, der inzwischen als Offizier beim Rüstungskommando in Wiesbaden tätig war und das NS-Regime als „Eiterbeule“ bezeichnete, streng geheime Informationen über den Stand der Rüstungsindustrie. Diese Informationen spielte Hau in sein bis nach Frankreich reichendes Netzwerk. Hierzu nahm er im Juli 1945 in einem für die Entnazifizierung Schreibers bestimmten Schreiben Stellung: „Ich verbreitete die Nachrichten an weite Kreise, auch nach Lothringen und ins Elsass. Du hast ebenfalls Nachrichten an Metzer Freunde gebracht.“ Dem engen Kontakt mit Schreiber verdankte die Abtei St. Matthias offenbar auch die Rettung von Teilen der Klosterbibliothek. Hierzu heißt es: „So hast Du eine grosse Menge Bücher, die unserer Abtei St. Matthias gehören, laufend in Sicherheit gebracht.“ Nähere Informationen über die subversive Tätigkeit Haus fehlen allerdings, da sich weder im Archiv der Abtei St. Matthias, das seinen Nachlass aufbewahrt, entsprechende Quellen zu dem Vorgang finden.
Nach Kriegsende kehrte Johannes Hau nach St. Matthias zurück, half beim Wiederaufbau der Abtei und wirkte als Seelsorger. Er starb am 6.12.1951 in Trier. Johannes Hau war Mitglied der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde und der Historischen Kommission für Nassau.
Werke (Auswahl)
St. Willibrord, Sein Leben und seine Verehrung, Saarbrücken 1932.
St. Matthias-Gebetbuch, Saarbrücken 1933.
Die Heiligen von St. Matthias in ihrer Verehrung, Saarbrücken 1933, , 2. Auflage Gebweiler 1938.
Neumünster-Ottweiler, Saarbrücken 1934.
St. Maximinus, Saarbrücken 1935.
Villmar. Grundherrschaft, Vogtei, Pfarrei, Limburg 1936.
Elsässische Pilger am Trierer Apostelgrab im 12. und 13.-14. Jahrhundert, in: Gesellschaft für Elsässische Kirchengeschichte 11 (1936), S. 120-136.
(Mitarb.), Die Erzbruderschaft des hl. Matthias in Geschichte und Gegenwart, Trier 1936.
Zur Volkskultur des Trierer Raumes, in: Jahrbuch für Volkskunde 2 (1937), S. 270-290.
Der Rosenkranz in Vergangenheit und Jetztzeit, Trier 1938. Hermann Johann Bär (1742-1814), in: Nassauische Lebensbilder 3 (1948), S. 165-170.
(Mitarb.), 800 Jahre St. Matthiaskirche in Trier, Trier 1948.
Die St.-Matthiasverehrung im Rheingau während des 12. Jahrhunderts, Mainz 1948.
Bürgel um das Jahr 800, Mainz 1948.
Aus dem Altmattheiser Wunderbuch, Trier 1949.
(Mitarb.), Das alte christliche Wiesbaden, Wiesbaden 1949.
Die Echternacher Springprozession, in: Trierisches Jahrbuch 1 (1950), S. 101-105.
Antonius von Trier, Abt von Tholey (1582-1617), in: Trierisches Jahrbuch 4 (1953), S. 106-112.
Unveröffentlichte Manuskripte
St. Willibrord und die Rheinlande.
Urkundenbuch der Abtei St. Matthias (7 Bände).
Bibliographie
Bayerische Benediktinerakademie (Hg.), Bibliographie der deutschsprachigen Benediktiner 1880-1980, Band 2, St. Ottilien 1987, S. 840-841.
Literatur
Brammertz, Eugen, P. Johannes Hau, O.S.B. (1899-1951), in: Trierisches Jahrbuch 4 (1953), S.114-115.
Ries, Hermann, P. Johannes Hau, OSB, Mönch der Abtei St. Matthias zu Trier (gest. 1951), in: Archiv für Mittelrheinische Kirchengeschichte 5 (1953), S. 393.
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Bernard, Birgit, Johannes Eugen Hau OSB, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/johannes-eugen-hau-osb/DE-2086/lido/6628c9f5809459.10454193 (abgerufen am 15.12.2024)