Martin Bucer

Reformator (1491–1551)

Siegfried Hermle (Köln)

DE-2086, LVR_ILR_0000147034.

Mar­tin Bu­cer war der „gro­ße Theo­lo­ge des Dia­logs" (Mar­tin Gre­schat). Prä­gend war für ihn un­ter an­de­rem 1518 die Hei­del­ber­ger Dis­pu­ta­ti­on Mar­tin Lu­thers (1483-1546). In den Jah­ren 1542/1543 be­tei­lig­te er sich auf Ge­heiß des Köl­ner Erz­bi­schofs Her­mann von Wied mit Pre­dig­ten und Vor­le­sun­gen in Bonn an dem Ver­such, die Re­for­ma­ti­on in Kur­k­öln ein­zu­füh­ren. Zu­sam­men mit Phil­ipp Me­lan­chthon (1497-1560) ent­warf er in Bonn zu die­sem Zweck ei­ne Re­for­ma­ti­ons­ord­nung.

Mar­tin Bu­cer wur­de am 11.11.1491 im el­säs­si­schen Schlett­stadt ge­bo­ren. Sein Va­ter Claus war Kü­fer, die Mut­ter Eva even­tu­ell Heb­am­me. Als die El­tern 1501 nach Straß­burg über­sie­del­ten, blieb Mar­tin bei sei­nem Gro­ßva­ter und be­such­te wohl die be­kann­te Schlett­städ­ter La­tein­schu­le, die „ein be­tont kirch­li­cher und ent­schie­den ethisch aus­ge­rich­te­ter Hu­ma­nis­mus" aus­zeich­ne­te (Gre­schat). Sein Gro­ßva­ter ver­an­lass­te ihn 1507, in das Do­mi­ni­ka­ner­klos­ter der Stadt ein­zu­tre­ten und bot dem 15-jäh­ri­gen da­mit die Mög­lich­keit des so­zia­len Auf­stiegs. 1508 leg­te Bu­cer die ewi­gen Ge­lüb­de ab, zwei Jah­re spä­ter wur­de er zum Dia­kon ge­weiht. Be­reits wäh­rend die­ser Zeit wid­me­te sich Bu­cer dem phi­lo­so­phi­schen Grund­stu­di­um. Da die Be­ga­bung des jun­gen Man­nes bald er­kannt wur­de, wur­de er für die aka­de­mi­sche Lauf­bahn be­stimmt: Ab 1515 stu­dier­te er zu­nächst im Hei­del­ber­ger Klos­ter und im An­schluss in Mainz, wo er auch zum Pries­ter ge­weiht wur­de. Am 31.1.1517 im­ma­tri­ku­lier­te er sich an der Hei­del­ber­ger Uni­ver­si­tät, um den theo­lo­gi­schen Dok­tor­grad zu er­wer­ben und selbst leh­ren zu kön­nen.

Die Be­geg­nung mit Mar­tin Lu­ther am 26.4.1518 (Hei­del­ber­ger Dis­pu­ta­ti­on) war für Bu­cer ein­schnei­dend. An­fang 1521 brach er sein Stu­di­um ab, nach­dem er seit 1520 al­les dar­an setz­te, aus dem Klos­ter ent­las­sen zu wer­den. Als die Ent­schei­dung auf sich war­ten ließ, fand er auf der Ebern­burg Franz von Si­ckin­gens Zu­flucht. Er wirk­te dort als ei­ne Art Se­kre­tär für Ul­rich von Hut­ten (1488-1553), bis er am 29.4.1521 durch den Spey­rer Bi­schof von den Or­dens­ge­lüb­den ent­bun­den wur­de. Mit­te Mai trat er als Hof­ka­plan in den Dienst von Pfalz­graf Fried­rich II. (Re­gie­rungs­zeit 1520-1556), doch im Früh­jahr 1522 kehr­te er ent­täuscht zu Si­ckin­gen zu­rück, der ihm die Pfar­rei Land­stuhl über­trug. Dort hei­ra­te­te Bu­cer die ehe­ma­li­ge Non­ne Eli­sa­beth Sil­be­rei­sen. Nach­dem die­se 1541 ei­ner Pest­epi­de­mie zum Op­fer ge­fal­len war, ging Bu­cer 1542 mit der Wit­we Wi­bran­dis Ro­sen­blatt (1504-1564) ei­ne zwei­te Ehe ein, die zu­vor mit den Re­for­ma­to­ren Jo­han­nes Oeko­lam­pad (1482-1531) und Wolf­gang Ca­pi­to (1478-1541) ver­hei­ra­tet ge­we­sen war.

Als Si­ckin­gen ge­gen Kur­trier rüs­te­te, ent­ließ er Bu­cer, der in Wit­ten­berg wei­ter­stu­die­ren woll­te. Auf dem Weg nach Straß­burg, wo­hin er sei­ne Frau brin­gen woll­te, bat ihn der Wei­ßen­bur­ger Pfar­rer Hein­rich Mo­the­rer um Un­ter­stüt­zung bei der Ein­füh­rung der Re­for­ma­ti­on. Bu­cer blieb, pre­dig­te täg­lich und for­der­te am 8.4.1522 die Fran­zis­ka­ner und Do­mi­ni­ka­ner Wei­ßen­burgs ver­geb­lich zu ei­ner Dis­pu­ta­ti­on. Bu­cers Auf­tre­ten ver­an­lass­te den Spey­rer Bi­schof, die­sen zu ex­kom­mu­ni­zie­ren und beim Rat die Ent­las­sung des Auf­wieg­lers zu for­dern. Nach der Nie­der­la­ge Si­ckin­gens rück­ten kur­pfäl­zi­sche Trup­pen Rich­tung Wei­ßen­burg, wor­auf­hin Mo­the­rer und Bu­cer in der Nacht vom 13. auf den 14.5.1522 mit ih­ren schwan­ge­ren Frau­en flo­hen. We­nig spä­ter er­reich­ten sie weit­ge­hend mit­tel­los Straß­burg.

Dort wirk­te Bu­cer zu­nächst als Ka­plan des seit 1521 re­for­ma­to­risch tä­ti­gen Müns­ter­pfar­rers Mat­thi­as Zell (1477-1548). Zu­dem hielt er vom Rat ge­neh­mig­te la­tei­ni­sche Vor­le­sun­gen. Zu­gleich ver­fass­te er drei Bü­cher, in de­nen er Grund­zü­ge sei­ner Theo­lo­gie dar­leg­te. Die 1523 pu­bli­zier­te Schrift „Das ym selbs nie­mant … le­ben soll" the­ma­ti­sier­te un­ter an­de­rem Chris­tus als den, „der das neue Le­ben und Sein des Men­schen mög­lich" ma­che, wo­bei Bu­cer be­son­de­ren Wert auf das Prin­zip „des Diens­tes und der Nächs­ten­lie­be" leg­te (Gre­schat).

Am 29.3.1523 wähl­ten die Mit­glie­der der Gart­ner-Zunft Bu­cer zum Pfar­rer an St. Au­re­li­en. Nach sei­ner Be­stä­ti­gung durch den Rat im Sep­tem­ber be­tei­lig­te sich Bu­cer in­ten­siv an der Durch­set­zung der Re­for­ma­ti­on. En­de Sep­tem­ber leg­te er dem Rat ein Gut­ach­ten zu den strit­ti­gen Fra­gen vor und fass­te in zwölf Punk­ten die ent­schei­den­den Ele­men­te zu­sam­men: Mit­tel­punkt­stel­lung der Bi­bel, Recht­fer­ti­gung al­lein aus Glau­ben, Ab­leh­nung der Mes­se, der mensch­li­chen Ze­re­mo­ni­en, der Klos­ter­ge­lüb­de, der Hei­li­gen­ver­eh­rung, des Fe­ge­feu­ers und der tra­di­tio­nel­len Lit­ur­gie.

Wäh­rend die Herr­schaft des Paps­tes und der Kon­zi­le über die Kir­che zu­rück­ge­wie­sen wur­de, er­fuhr die Ge­hor­sams­pflicht der Glau­ben­den ge­gen­über der Ob­rig­keit ei­ne Be­kräf­ti­gung. Ei­ne wei­te­re Aus­ar­bei­tung Bu­cers be­schäf­tig­te sich mit not­wen­di­gen Ver­än­de­run­gen im Got­tes­dienst („Grund und Ur­sach" 1524) und po­le­mi­sier­te ge­gen die Mes­se (Ver­bot Früh­jahr 1529). Im Ge­fol­ge des Bau­ern­krie­ges wur­de Straß­burg zum Zu­fluchts­ort von Täu­fern, Spi­ri­tua­lis­ten und an­de­ren Non­kon­for­mis­ten. Bu­cer stell­te sich ent­schie­den ge­gen die­se Grup­pen und such­te de­ren An­sich­ten zu wi­der­le­gen.

Zu­neh­mend ent­wi­ckel­te sich Bu­cer zum Wort­füh­rer der Straß­bur­ger Kir­che, was sich auch dar­an zeig­te, dass ihm 1529 die Pfar­rei an der St. Tho­mas-Kir­che über­tra­gen wur­de. 1530 er­ar­bei­te­te er die „Con­fes­sio Te­tra­po­li­ta­na", die dem Kai­ser auf dem Augs­bur­ger Reichs­tag vor­ge­legt wur­de. 1533 wur­de in Straß­burg ei­ne Syn­ode zu­sam­men­ge­ru­fen, die 16 Ar­ti­kel mit den Glau­bens­grund­la­gen der Straß­bur­ger Kir­che dis­ku­tier­te und Ab­weich­ler wie Mel­chi­or Hoff­mann (1500-1543) oder Cas­par Schwenk­feld (1490-1561) ver­hör­te. Ei­ne Kir­chen­ord­nung, die dem Rat ei­nen be­herr­schen­den Ein­fluss ein­räum­te, wur­de auf den Weg ge­bracht. Am 13.4.1534 wur­den al­le Täu­fer zum Ver­las­sen der Stadt auf­ge­for­dert. Bu­cer war an al­le­dem ma­ß­geb­lich be­tei­ligt, was Wolf­gang Ca­pi­to im Sep­tem­ber 1534 zu der Äu­ße­rung ver­an­lass­te: „Bu­cer ist der Bi­schof un­se­rer Kir­che".

Nach­zu­tra­gen ist, dass Bu­cer seit 1524 in die zu­neh­mend schär­fer wer­den­den Aus­ein­an­der­set­zun­gen zum Ver­ständ­nis des Abend­mahls in­vol­viert war. Da­bei stand er zu­nächst eher auf der Sei­te Ul­rich Zwing­lis (1484-1531), der die An­we­sen­heit Chris­ti in den Abend­mahls­ele­men­ten spi­ri­tu­ell er­klär­te, wäh­rend Lu­ther die leib­li­che Ge­gen­wart Chris­ti ent­schie­den ver­tei­dig­te. Da Bu­cer zwi­schen die­sen Po­si­tio­nen zu ver­mit­teln trach­te­te, ge­riet er bei den Wit­ten­ber­gern in den Ver­dacht der Un­zu­ver­läs­sig­keit. Erst un­ter dem Druck der po­li­ti­schen Ver­hält­nis­se kam 1536 ei­ne Ei­ni­gung zu­stan­de („Wit­ten­ber­ger Kon­kor­die") – frei­lich oh­ne die Schwei­zer.

Doch nicht nur in Straß­burg, auch an vie­len an­de­ren Or­ten wur­de Bu­cer ak­tiv. Nach Gre­schat hat er al­lein zwi­schen 1534 und 1539 cir­ca 12.000 Ki­lo­me­ter zu Pferd zu­rück­ge­legt (zum Bei­spiel Be­tei­li­gung an der Ein­füh­rung der Re­for­ma­ti­on in Ulm 1531 oder in Augs­burg 1534; 1538 Mit­wir­kung an ei­ner Kir­chen­ord­nung in Hes­sen, wo erst­mals ei­ne Kon­fir­ma­ti­on vor­ge­se­hen wird).

An­fang der 1540er Jah­re such­te Kai­ser Karl V. (Re­gie­rungs­zeit 1519-1556) ei­ne Ei­ni­gung von Alt­gläu­bi­gen und Pro­tes­tan­ten durch Re­li­gi­ons­ge­sprä­che her­bei­zu­füh­ren, an de­nen auch Bu­cer mit­wirk­te. Ein „Worm­ser Buch", das Bu­cer – teil­wei­se nach Ge­heim­ge­sprä­chen – mit dem Köl­ner Rat Jo­han­nes Grop­per im De­zem­ber 1540 er­ar­bei­tet hat­te, soll­te Ba­sis für wei­te­re Ge­sprä­che sein, doch der Text stieß nicht nur in Kur­sach­sen auf Ab­leh­nung. Bu­cers Hoff­nung, den Papst aus­schal­ten und ei­ne Lö­sung der Pro­ble­me in Deutsch­land her­bei­füh­ren zu kön­nen, hat­te sich als Il­lu­si­on er­wie­sen.

In die­ser Si­tua­ti­on schien sich die Chan­ce zu bie­ten, die Sa­che der Re­for­ma­ti­on im Wes­ten und Nord­wes­ten des Rei­ches vor­an­zu­brin­gen: Der Köl­ner Erz­bi­schof Her­mann von Wied nahm – nach­dem ein ers­ter Re­form­vor­stoß 1536 er­folg­los ge­blie­ben war – die For­de­rung des Re­gens­bur­ger Reichs­ab­schieds auf, der den geist­li­chen Her­ren aus­drück­lich Re­for­men auf­er­legt hat­te. Mit­te März 1542 be­auf­trag­ten al­le vier Stän­de – al­so auch das mäch­ti­ge Dom­ka­pi­tel – des Köl­ner Land­tags den Erz­bi­schof, Re­for­men ein­zu­lei­ten. Als er je­doch Bu­cer her­bei­rief, der un­mit­tel­bar nach sei­ner An­kunft in Bonn am 14.12.1542 zu pre­di­gen be­gann und Vor­le­sun­gen über den 1. Ko­rin­ther­brief hielt, sah sich die­ser ei­ner strik­ten Ab­wehr­front des Dom­ka­pi­tels ge­gen­über; ent­schei­den­de Fi­gur sei­tens der Alt­gläu­bi­gen wur­de Grop­per. Mit ei­ner ers­ten Schrift ver­tei­dig­te sich Bu­cer im März 1543 ge­gen laut ge­wor­de­ne Vor­wür­fe und ei­ne zwei­te Ver­tei­di­gungs­schrift folg­te be­reits En­de Ju­li. Wich­tigs­ter Er­trag sei­ner Tä­tig­keit war frei­lich der Ent­wurf ei­ner Re­for­ma­ti­ons­ord­nung, zu de­ren Ent­ste­hung auch der An­fang Mai zur Un­ter­stüt­zung nach Bonn ge­kom­me­ne Phil­ipp Me­lan­chthon bei­ge­tra­gen hat­te.

Das „Ein­fäl­ti­ge Be­den­ken" bot in 60 Ka­pi­teln „ei­ne ei­gen­ar­ti­ge Mi­schung aus theo­lo­gi­schen Grund­sät­zen und er­bau­li­chen Be­sin­nun­gen, kir­chen­recht­li­chen Be­stim­mun­gen und agen­da­ri­schen An­lei­tun­gen" (Gre­schat). Wäh­rend die welt­li­chen Stän­de den Text auf ei­nem Land­tag im Ju­li ak­zep­tier­ten, wi­der­sprach das Dom­ka­pi­tel ka­te­go­risch. Die po­li­ti­schen Er­eig­nis­se stütz­ten die Op­po­nen­ten: Nach dem Sieg Kai­ser Karls V. über Her­zog Wil­helm V. von Jü­lich-Kle­ve-Berg im Au­gust 1543 setz­te er den Köl­ner Erz­bi­schof un­ter Druck. Als Bu­cer im Sep­tem­ber 1543 Bonn ver­ließ, war das Schei­tern der Köl­ner Re­for­ma­ti­on schon ab­zu­se­hen. Her­mann von Wied wur­de ab­ge­setzt und ex­kom­mu­ni­ziert. Im Fe­bru­ar 1547 trat er von sei­nen Äm­tern zu­rück.

Da die Re­li­gi­ons­ge­sprä­che kei­ne Er­geb­nis­se ge­bracht hat­ten, such­te Kai­ser Karl ei­ne mi­li­tä­ri­sche Lö­sung. Die rasch be­sieg­ten Pro­tes­tan­ten hat­ten sich 1548 dem Augs­bur­ger In­te­rim zu beu­gen, das die Rück­kehr zu ka­tho­li­schen Ge­bräu­chen und Glau­bens­grund­la­gen ok­troy­ier­te und den Pro­tes­tan­ten le­dig­lich die Pries­ter­ehe und das Abend­mahl un­ter bei­der­lei Ge­stalt zu­ge­stand. Der in Augs­burg an­we­sen­de, dem In­te­rim ge­gen­über zu­nächst durch­aus po­si­tiv ein­ge­stell­te Bu­cer äu­ßer­te sich zu­neh­mend kri­tisch und wur­de da­her in Haus­ar­rest und spä­ter in kai­ser­li­che Haft ge­nom­men, bis er schlie­ß­lich am 20. April das In­te­rim zwangs­wei­se un­ter­schrieb. Zu­rück in Straß­burg stell­te er sich so­fort ent­schie­den ge­gen die An­nah­me des In­te­rims, doch der Stadt­rat ak­zep­tier­te es aus po­li­ti­schen Grün­den. Bu­cer er­hielt dar­auf­hin am 1.3.1549 die Ent­las­sung. In der Nacht vom 5. auf den 6. April ver­ließ er die Stadt.

Bu­cer ging nach Eng­land und er­hielt in Cam­bridge ei­ne Pro­fes­sur. Er ver­fass­te – trotz Schwie­rig­kei­ten mit Kli­ma und Es­sen – sein ne­ben dem Rö­mer­brief­kom­men­tar von 1536 wich­tigs­tes Werk: „De re­g­no chris­ti" – ein Ent­wurf zur Re­form der an­gli­ka­ni­schen Kir­che. Auch an­ge­sichts ei­ni­ger Ver­leum­dun­gen schwan­den sei­ne Kräf­te rasch. Er ver­starb in der Nacht zum 1.3.1551. Doch selbst als To­ter soll­te er kei­ne Ru­he fin­den. Die ka­tho­li­sche Kö­ni­gin Ma­ria I. (Re­gie­rungs­zeit 1553-1558) ließ nach ei­nem post­hu­men Ket­zer­pro­zess Bu­cers Sarg aus­he­ben und ihn zu­sam­men mit den Bü­chern Bu­cers am 6.2.1556 auf dem Markt­platz von Cam­bridge ver­bren­nen. Un­ter Eli­sa­beth I. (Re­gie­rungs­zeit 1558-1603) wur­de Bu­cer im Ju­li 1560 re­ha­bi­li­tiert.

Der eu­ro­pa­weit wir­ken­de Mar­tin Bu­cer und sei­ne durch­aus ei­gen­stän­di­ge, auf Aus­gleich be­dach­te Theo­lo­gie ge­rie­ten im Zu­ge der ein­set­zen­den Kon­fes­sio­na­li­sie­rung bald in Ver­ges­sen­heit. Si­gni­fi­kant für das Wir­ken Bu­cers sind Ge­sprä­che und Dis­pu­ta­tio­nen, öf­fent­lich oder im klei­nem Kreis (un­ter an­de­rem 1526 Dis­kus­si­on mit den Täu­fern Satt­ler und Denk; 1528 Ber­ner Dis­pu­ta­ti­on; 1529 Mar­bur­ger Re­li­gi­ons­ge­spräch; 1536 Ge­sprä­che in Wit­ten­berg über das Abend­mahl; 1540/1541 Re­li­gi­ons­ge­sprä­che von Ha­genau, Worms und Re­gens­burg). Selbst in sei­nen zahl­rei­chen Schrif­ten griff Bu­cer ver­schie­dent­lich auf das Stil­mit­tel des Ge­sprächs zu­rück (1528 „Ver­glei­chung", 1535 „Dia­lo­gi oder Ge­sprech"; 1539 „Vom Nürn­ber­gi­schen frie­de­stand"). Seit den 1950er Jah­ren wer­den sei­ne Schrif­ten ediert: Bu­cers Be­stre­bun­gen um Dia­log kön­nen da­durch nach­voll­zo­gen und die Im­pul­se sei­ner Theo­lo­gie frucht­bar ge­macht wer­den.

Werke

Mar­ti­ni Bu­ce­ri Ope­ra om­nia, Deut­sche Schrif­ten, 16 Bän­de, Gü­ters­loh/Pa­ris 1960-2008.
Ope­ra la­ti­na, 5 Bän­de, Lei­den/Bos­ton/Köln 1954-2000.
Rott, Jean u.a., Mar­tin Bu­cer Brief­wech­sel/Co­re­s­pen­dence, 6 Bän­de, Lei­den/Bos­ton/Köln 1979-2006.

Bibliographie

Pils, Hol­ger/Ru­de­rer, Ste­phan/Schaf­f­rodt, Pe­tra, Mar­tin Bu­cer – Bi­blio­gra­phie, Gü­ters­loh 2005.

Literatur (Auswahl)

Bautz, Fried­rich Wil­helm, Ar­ti­kel "Bu­cer (But­zer), Mar­tin", in: Bio­gra­phisch-Bi­blio­gra­phi­sches Kir­chen­le­xi­kon 1 (1990), Sp. 782-785. Gre­schat, Mar­tin, Mar­tin Bu­cer. Ein Re­for­ma­tor und sei­ne Zeit, Mün­chen 1990, 2., über­ar­bei­te­te und er­wei­ter­te Auf­la­ge Müns­ter 2009. Lan­ge, Al­bert de/Wil­hel­mi, Tho­mas, Mar­tin Bu­cer (1491–1551). Auf der Su­che nach Wie­der­her­stel­lung der Ein­heit, Ub­stadt-Wei­her 2001.

Online

Bu­cers deut­sche Schrif­ten (In­for­ma­ti­on der For­schungs­stel­le der Hei­del­ber­ger Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten). [On­line]
Mar­tin Bu­cer. Edi­ti­on sei­nes Brief­wech­sel­s (In­for­ma­ti­on der Bu­cer For­schungs­stel­le Er­lan­gen). [On­line]
Stup­pe­rich, Ro­bert, Ar­ti­kel "Bu­cer(us), Mar­tin", in: Neue Deut­sche Bio­gra­phie 2 (1955), S. 695-697. [On­line]

 
Zitationshinweis

Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Beitrags die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.

Hermle, Siegfried, Martin Bucer, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/martin-bucer-/DE-2086/lido/57c58a8e083458.53591656 (abgerufen am 15.10.2024)