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Die durch Otto als Herrn von Linn begonnene, durch sechs Flankentürme geschützte Ringmauer überdauerte die Zeit seit ihrer Entstehung Ende des 12. Jahrhunderts und zeugt noch heute von Ottos Einfluss auf die bauliche Gestaltung der Burg Linn.
Erstmalig urkundlich erwähnt wird Otto von Linn kurz vor 1188, als er gemeinsam mit seinem namentlich nicht genannten Bruder das allodium de Linne für 100 Mark an den Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg verkauft und von diesem als Lehen zurück erhält.[1] Da noch zwei Jahre zuvor ein Gerlachus de Linne als Zeuge in einer in Neuss ausgestellten Urkunde des Erzbischof aufgetreten war[2] und dann erst wieder als Gerlacus ohne den Zusatz de Linne in einer wahrscheinlich um 1210 ausgestellten Urkunde erwähnt wird,[3] ist es denkbar, dass Otto den Verkauf zeitnah nach Erreichen der Mündigkeit tätigte und Gerlach weder Vater noch Bruder Ottos war, sondern 1186 lediglich als Vormund für den noch unmündigen Otto fungiert hatte. Ottos Geburtsjahr könnte daher zwischen 1167 und 1176 gelegen haben. Ein weiteres und bereits letztes Mal wird Otto 1218 in einer Urkunde genannt, in der er gemeinsam mit seinem Sohn Gerhard für die Äbtissin von Gerresheim Zoll und Gericht beurkundet.[4] Da sein Sohn 1234 in einer vom Grafen von Moers ausgestellten Urkunde als Zeuge ohne seinen Vater auftritt,[5] muss Otto zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben gewesen sein.
Diese eher dürftige Quellenlage wird durch den Fund der Grablege der Herren von Linn erweitert, die sich in der Alde Kerk östlich der Stadt, am rechten Ufer des Mühlenbaches befand. Im Rahmen der dort und an der Stadtkirche St. Margareta in Linn in den Jahren 1989 und 1990 durchgeführten Ausgrabungen wurden insgesamt drei Grablegen entdeckt, bei denen es sich wahrscheinlich 1. um die Eltern Ottos sowie seine bereits in jungen Jahren verstorbenen Geschwister, 2. um Otto mit seiner Frau und 3. um seinen im hohen Alter kinderlos verstorbenen Sohn Gerhard handelt. Die älteste Grablege fand man unter dem Turm, die zweite in einem Seitenschiff und die jüngste in der Mitte der Kirche. Es ist anzunehmen, dass die drei Generationen auch an der Alde Kerk bauen ließen. So fügten vermutlich die Eltern Ottos den Turm hinzu, Otto das Seitenschiff im Süden und sein Sohn Gerhard einen neuen Chor. Diese Anbauten dürften in direktem Zusammenhang mit dem Ausbau der Burg Linn stehen: So sind vermutlich der Turm und eine mögliche Schildmauer als älteste steinerne Ausbauten Ottos Eltern zuzuschreiben, auf Otto selbst geht wahrscheinlich die Errichtung der Ringmauer zurück und sein Sohn Gerhard wird diese schließlich vollendet haben. Anders als seine Eltern ließ Otto keinen Naturstein für die Bauarbeiten verwenden, sondern Backstein. Diese durch Otto gegen Ende des 12. Jahrhunderts begonnene, durch sechs Flankentürme geschützte Ringmauer ist fast vollständig erhalten.
Doch nicht nur das bauliche Werk gibt der Nachwelt Auskunft über diesen in den überlieferten Quellen kaum erwähnten Herrn von Linn, sondern auch sein bei den Ausgrabungen gefundenes Skelett. So offenbarte dessen Untersuchung, dass Otto zeitweise stark unterernährt war - ein ungewöhnlicher Befund, da Adelige nur selten einen derartigen Mangel erleiden mussten. Die Forschung sieht dies als Indiz für Ottos Teilnahme am Dritten Kreuzzug (1189-1192) unter Kaiser Friedrich Barbarossa (Regierungszeit 1151-1190), denn die Entbehrungen und Strapazen während des monatelangen Marschs über den Landweg dürften bleibende Spuren am Skelett Ottos, der zu diesem Zeitpunkt maximal in seinen frühen zwanziger Jahren gewesen sein wird, hinterlassen haben. Zudem könnte Otto während dieser Zeit Ideen für die bauliche Gestaltung der Burg Linn gesammelt haben: Vorbilder für Ringmauerburgen mit Flankiertürmen dürften ihm nämlich spätestens auf dem letzten Teil des Marsches in Kleinarmenien begegnet sein.
Quellen
Die Regesten der Erzbischöfe von Köln, Band 2, bearb. von Richard Knipping, Bonn 1901.
Keussen, Hermann, Urkundenbuch der Stadt Krefeld und der alten Grafschaft Mörs, Band 1, Krefeld 1938.
Literatur
Keussen, Hermann, Linn und seine Geschichte, in: Die Heimath. Wochenblatt für Kunde der niederrheinischen Geschichte mit Einschluß der Sagen, Legenden, Gebräuche, Nr. 5 (29. Januar 1876), S. 17-18.
Klümpen-Hegmanns, Johanna, Linn. Burg und Stadt vom Mittelalter zur Gegenwart, Krefeld 1993.
Reichmann, Christoph, Neue Untersuchungen zur Baugeschichte der Burg Linn, in: Die Heimat (Krefeld) 65 (1994), S. 131-148.
Rotthoff, Guido, Das Land Linn in Meerer Urkunden, in: Die Heimat (Krefeld) 42 (1971), S. 121-122.
Rotthoff, Guido, Das Mittelalter, in: Krefeld. Die Geschichte der Stadt, Band 1, Krefeld 1998, S. 299-493.
Rotthoff, Guido (Bearb.), Rheinischer Städteatlas IV Nr. 23: Linn, Köln/Bonn 1978.
- 1: Regesten der Erzbischöfe von Köln II, Nr. 1386 (45).
- 2: Keussen, Urkundenbuch Krefeld I, Nr. 46; Regesten der Erzbischöfe von Köln II, Nr. 1260.
- 3: Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland Meer Urkunde 11.
- 4: Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland Gerresheim Urkunde 13.
- 5: Keussen, Hermann, Urkundenbuch Krefeld I, Nr. 68.
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Gillner, Daniela, Otto von Linn, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/otto-von-linn/DE-2086/lido/57c941ff797307.20811522 (abgerufen am 11.11.2024)