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Der aus Bad Godesberg (heute Stadt Bonn) stammende Paul Kemp war ein bekannter Theater- und Filmschauspieler, der auch als Komiker erfolgreich war. Insbesondere in den 1930er Jahren gewann er durch bekannte Filme wie „Die Dreigroschenoper" oder „M – Eine Stadt sucht einen Mörder" die Gunst eines breiten Publikums.
Paul Kemp, mit vollständigem Namen Peter Paul Kemp, wurde am 20.5.1896 in Bad Godesberg als Sohn eines Musiklehrers geboren. Er war kurzzeitig Internatszögling des Godesberger Jesuitenkollegs Hubertinum (dem heutigen Aloisiuskolleg), besuchte die Realschule in Königwinter, sowie die Landwirtschaftsschule in Bitburg. Anschließend nahm er an der Baugewerkeschule in Köln eine Ausbildung zum Architekten auf und hospitierte bei einem Godesberger Architekten.
Während des Ersten Weltkriegs meldete sich Paul Kemp freiwillig als Krankenfahrer und wurde an der Westfront eingesetzt. Hier gewann er erste Theatererfahrungen mit Auftritten in einem Soldatenensemble. Nach dem Krieg nahm er die Tätigkeit als Architekt nicht wieder auf, da für ihn feststand, dass er Schauspieler werden wollte. Er besuchte die Hochschule für Bühnenkunst in Düsseldorf und lernte sein Handwerk unter anderem bei Louise Dumont. In Düsseldorf gab er auch sein Theaterdebüt. Darauf folgten Engagements in Remscheid, Hamburg und Berlin.
In Berlin sah er sich in einer schwierigen Anfangszeit Konkurrenten wie Gustav Gründgens und Viktor de Kowa (1904-1973) gegenüber. Als er endlich eine Rolle in einem Kriminalstück bekam, spielte er einen stummen Diener. Die Leute lachten herzlich über diesen unbekannten jungen Komiker. Er war endlich aufgefallen. Und am anderen Tag konnte er in der Kritik lesen: „Ein neuer Mann! Der Schauspieler, der den stummen Diener spielt, ist hervorragend. Ein wirklicher Komiker. Er heißt Paul Klemm. Den Namen wird man sich merken müssen." Diese Namensverwechselung gereichte ihm aber nicht zum Schaden. Immer mehr machte er sich als Charakterkomiker einen Namen. Er spielte und inszenierte mit großem Erfolg „Charleys Tante", trat mit Chaplin-Parodien im Kabarett „Die Jungfrau" auf und krönte seinen Titel als Charakterkomiker mit der Darstellung des Buchhalters Kringelein in Vicky Baums (1888-1960) „Menschen im Hotel". Nebenher drehte er auch noch einige kurze, kuriose Werbefilme für Motorenöl, Rhizinus und Lebensversicherungen.
Von Berlin aus fand er 1930 den Weg zum Film, wo er schon bald mit seiner schüchternen Darstellung und seinem leicht verschmitzten Humor große Popularität erlangte. Paul Kemps Bandbreite reichte von der Darstellung des biederen Kleinbürgers über den skurrilen Alltagsmenschen bis zum tragischkomischen Träumer. Er spielte unter anderem neben Heinz Rühmann in der „Dreigroschenoper" (1931), in Fritz Langs „M – eine Stadt sucht einen Mörder" (1931), in Max Ophüls Opernfilm „Die verkaufte Braut"(1932). In Reinhold Schünzels „Amphitryon – Aus den Wolken kommt das Glück"(1935) spielte er sogar eine Doppelrolle und stellte zwei völlig unterschiedliche Charaktere dar. In den 1930er und 1940er Jahren, bis zum Kriegsende, wirkte er pro Jahr in bis zu zehn Unterhaltungsfilmen mit.
Nach dem Krieg verdiente er sich sein Geld mit Tourneen durch österreichische Städte, bevor er 1947 seine Filmkarriere wieder aufnehmen konnte. Seinem Talent wurden hier aber nur wenige Herausforderungen geboten und die Rollen wurden immer kleiner. Zu seinen bekanntesten Filmen nach dem Krieg gehörten „Absender unbekannt" (1950), „Der Mann, der sich selber sucht" (1950), „Die Diebin von Bagdad" (1952) und „Glück muss man haben" (1953).
Am 13.8.1953 starb Paul Kemp in der Bonner Universitätsklinik an den Folgen eines Bilddarmdurchbruchs. Sein Grab befindet sich auf dem Burgfriedhof in Bad-Godesberg. Die Paul-Kemp-Straße (bis 1978 Bachstraße) in Bad Godesberg, in der sich sein Elternhaus befindet, erinnert an ihn. Eine gotische Pietà in der Godesberger Marienkirche ist ein Geschenk aus dem Nachlass von Paul Kemp.
Bühnenauftritte
Komödie der Irrungen, William Shakespeare (Hamburg 1923).
Charleys Tante, Brandon Thomas (Hamburg 1923).
Orpheus in der Unterwelt, Jacques Offenbach (Hamburg 1926).
Der Mann, der seinen Namen änderte, Edgar Wallace (Hamburg 1929).
Menschen im Hotel, Vicky Baum (Uraufführung. Berlin 1930).
Die Schule der Frauen, Moliére (Berlin 1930).
Der Hauptmann von Köpenick, Carl Zuckmayr (Uraufführung, Berlin 1931).
Filme
Die Dreigroschenoper (1931).
M – Eine Stadt sucht einen Mörder (1931).
Die verkaufte Braut (1932).
Amphitryon – Aus den Wolken kommt das Glück (1935).
Kornblumenblau (1939).
Jenny und der Herr im Frack (1941).
Die Dritte von rechts (1950).
Engel im Abendkleid (1951).
Quellen
Kemp, Paul, Blühendes Unkraut – Heiteres aus meinem Leben, Bonn 1953 [Autobiographie].
Literatur
Küpper, Jürgen, Im Dienste der heiteren Muse. Vor 50 Jahren starb Paul Kamp – Stationen eines rastlosen Künstlerlebens, in: Godesberger Heimatblätter 41 (2003), S. 148-163. Niesen, Josef, Bonner Personenlexikon, Bonn 2007, S. 163.
Online
Nachlass Paul Kemp im Deutschen Filmmuseum Frankfurt am Main. [Online]
Paul Kemp – Schauspieler, Filmographische Information auf der Website filmportal.de, einem Projekt des Deutschen Filminstitut – DIF e.V. [Online]
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Steinhausen, Erika, Paul Kemp, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/paul-kemp/DE-2086/lido/57c9340aafa3e5.84536106 (abgerufen am 15.10.2024)