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Peter Kreuders Aufstieg zu einem der erfolgreichsten Unterhaltungsmusiker Deutschlands, der auch international Beachtung fand, begann in den 1930er Jahren. An die großen Erfolge seiner Schlager und Filmmusiken konnte er nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wieder ganz anknüpfen.
Peter Kreuder war Sohn des gleichnamigen aus Köln stammenden Kammersängers (Tenor) und dessen Frau Margarethe, geborene Heidemann. Entgegen einer anders lautenden Überlieferung wurde er am 18.8.1905 nicht während des Auftritts seines Vaters in der Aachener Theatergarderobe, sondern tagsüber im Hause Großkölnstraße 53 geboren. Seine musikalische Früherziehung erhielt er in seiner eigentlichen Vaterstadt Köln und soll schon mit sechs Jahren im Gürzenich als Solist am Klavier aufgetreten sein.
Kreuder studierte Musik, Piano und Komposition in Berlin, München und Hamburg. Seine ersten größeren Engagements hatte er ab 1929 an Berliner Kabarettbühnen. Dort hatte er Kontakt unter anderem mit Max Reinhardt (1873-1943) und Friedrich Hollaender (1896-1976). Neben seinen Konzertreisen und Tonaufnahmen komponierte er beständig Filmmusiken. Kreuder wurde am 1.8.1932 Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer1.275.600), jedoch bereits im November 1934 wieder aus der Mitgliederliste des Gaus Oberbayern-München gestrichen. Er war vier Mal verheiratet. Von seinen Kindern hat ihn keines überlebt. Seine zweite Frau Gertraud (geborene Kuhlo) war eng mit der Frau des Gauleiters und bayrischen Staatsministers Adolf Wagner (1890-1944) befreundet und hat ihm vermutlich zur Berufung an die Bayrische Staatsoperette (auch Gärtnerplatztheater) verholfen.
1934/ 1935 war Kreuder musikalischer Leiter des Schauspielhauses München und 1938 Musikdirektor am Theater am Gärtnerplatz. 1941 sagte er die von seiner Agentur Gunderloch vorbereiteten Konzerte in dem durch Bombenangriffe gefährdeten Westen des Reiches ab und spielte in der Mitte des Jahres 1943 mit der Überlegung, sich dauerhaft im neutralen Schweden niederzulassen. Da die Möglichkeiten, sich von hier aus künstlerisch entfalten zu können, eingeschränkt waren und er keine seinen Bedürfnissen entsprechenden Einnahmen erzielen konnte, kehrte er spätestens im Herbst 1943 nach Deutschland zurück, wo er weiterhin mit der Komposition von Filmmusiken betraut war. Die Umstände seiner Rückkehr sind jedoch nicht gänzlich geklärt. Kreuder hielt sich in den letzten Kriegsjahren bevorzugt in Prag, wohin die deutschen Filmstudios verlegt waren, und schließlich in Bad Aussee im Salzkammergut auf. Die Begründung von Bad Ausseer Festspielen scheiterte 1945 am Verbot durch die Alliierte Militärregierung.
In Kreuders Werk überwiegen die Schlager. Der Anfang der 1930er Jahre aufkommende Tonfilm bot in der Form des Musikfilms neue Möglichkeiten, mit populärer Musik viele Hörer zu erreichen. Besonders erfolgreiche Evergreens waren "Bel Ami", "Good bye Johny", "Ich brauche keine Millionen", "Ich wollt´, ich wär ein Huhn". Fritz Beckmann (1909-1979) war sein bevorzugter Texter. Im Film arbeitete Kreuder mit den besten Regisseuren und den bekanntesten Schauspielern seiner Zeit zusammen. Beispielhaft seien erwähnt Willi Forst (1903-1980), Gustav Gründgens, Gustav Ucicky (1899-1961), Hans Albers (1891-1960), Marlene Dietrich (1901-1992), Johannes Heesters (geboren 1903), Hans Moser (1880-1964), Theo Lingen (1903-1978), Marika Rökk (1913-2004) und Heinz Rühmann. Kreuder hatte ein untrügliches Gespür für gefällige Melodien. Charakteristisch für seine Musik sind eine heitere Stimmung und ein flotter Rhythmus, der zum Mittanzen anreizt. Diese Art von Unterhaltungsmusik wurde durch den Reichsminister für Propaganda und Volksaufklärung Joseph Goebbels in den Kriegsjahren besonders gefördert, um die Menschen vom harten Alltag und den Kriegsnöten abzulenken. Kreuder konnte aber auch anders. Erst seine Musik verlieh dem Propaganda-Film "Tag der Freiheit" zur Wiedereinführung der Wehrpflicht im Jahre 1935 unter der Regie von Leni Riefenstahl (1902-2003) die beabsichtigte schmissige Wirkung. Auch bei seinen Kompositionen für die Filme "Weiße Sklaven - Panzerkreuzer Sewastopol" (1937), "Wort und Tat" (1938) und "Gestern und heute" (1938) - letzterer zur "Heimholung Österreichs ins Reich" - zeigte er, dass er auch die Klaviatur der Marschmusik bespielen konnte ("75 Millionen - Ein Schlag. Das Deutsche Volk am Donaustrand").
Das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda empfahl nach Kriegsbeginn sein Singspiel "Liebe Trommeln und Fanfaren" als "Ersatz für die sog. klassische Operette, die für die Kriegszeit ungemein geeignet sei". Am Münchener Gärtnerplatztheater wurde seine Fassung von Franz Léhars (1879-1948) "Lustiger Witwe" mit leichter Anlehnung an den Jazz aufgeführt. Adolf Hitler (1889-1945, Amtszeit 1933-1945), der mehrfach persönlich zu Aufführungen oder Proben im Theater erschien, soll das eher amüsiert als irritiert haben. Allerdings wurde am 25.7.1944 Kreuders Ballettmusik "Tanze Marlen" beanstandet.
Interne Vorgänge der UFA zeigen auf, dass Kreuder sich in Prag oder Bad Aussee bis zuletzt mit der Komposition heiterer Filmmusiken beschäftigte und sich dabei in harten Verhandlungen über seine Gage mit dem geschäftsführenden Gesellschafter Hans Sikorski (1899-1972) durchsetzen konnte, der sogar wegen dieses Konfliktes von seinen Funktionen entbunden wurde.
Kreuders breitem musikalischen Talent sind nicht nur einige für Propagandazwecke geschriebene Stücke, sondern auch überraschend "undeutsch" wirkende Jazz- und Swingstücke zu verdanken, von denen es sogar Tonaufzeichnungen gibt. Weiterer Forschung bleibt überlassen, ob man ihm als Prominenten damals einen größeren Freiraum zugestanden hat oder ob der im NS-Musikbetrieb grundsätzlich verpönte Jazz in erster Linie für Zwecke der Auslandspropaganda aufgenommen wurde.
Kreuder wirkte nach dem Krieg für einige Jahre in Südamerika. Er erwarb 1959 die österreichische Staatsbürgerschaft und bemühte sich nicht ohne Erfolg um gemeinsame Produktionen mit prominenten Künstlern wie Josefine Baker (1906-1975), Zarah Leander (1907-1981), Peter Alexander (geboren 1926) und Udo Jürgens (geboren 1934). Österreichs Bundeskanzler Fred Sinowatz (1929-2008) verlieh ihm am 2.10.1973 den Titel eines Professors und Franz Josef Strauss (1915-1988) am 12.6.1980 den Bayerischen Verdienstorden.
Kreuders Werk ist unüberschaubar. Er soll circa 40 Stücke "ernster Musik", 188 Filmmusiken und circa 1.200 Schlager komponiert, circa 1.000 Schallplatten aufgenommen und circa 5.000 Konzerte gegeben haben. Die Uraufführung seines Musicals "Lola Montez" hat Kreuder nicht mehr erlebt. Bei seinen Konzertauftritten spielte Kreuder nicht nur eigene Kompositionen, sondern brachte auch zusammen mit bekannten Künstlern wie Johannes Heesters populäre Stücke aus Operetten auf die Bühne. Nicht alle Kompositionen Kreuders sind in dem noch zu seinen Lebzeiten erstellten Werkverzeichnis nachgewiesen. Auftragsarbeiten für die NS-Propaganda fehlen oder sind irreführend oder unvollständig verzeichnet.
Peter Kreuder starb am 28.6.1981 in Salzburg.
Werke
Berswordt, Ludovica von, Peter Kreuder – Werkverzeichnis, München 1985.
Autobiographie
Kreuder, Peter, Nur Puppen haben keine Tränen - Erinnerungen, München 1971, erweiterte Ausgabe München 2003.
Literatur
Kottmann, Dietmar, Peter Kreuder – die Jahre 1932 bis 1945 im Lichte der Künstlerautobiographien sowie der Bestände des Bundesarchivs und des Bayrischen Hauptstaatsarchivs, in: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 109 (2007), S. 279-294.
Richter, Wolfgang, Peter Kreuder – 1905 – 1981, Weltbürger der leichten Muse und König des Evergreens, in: Kasties, Bert / Sicking, Manfred, Aachener machen Geschichte, Band 2, Aachen 1999, S. 147-155.
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Kottmann, Dietmar, Peter Kreuder, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/peter-kreuder/DE-2086/lido/57c939d6e291d9.55226976 (abgerufen am 15.12.2024)