Adolf von Pommer Esche

Oberpräsident der Rheinprovinz (1804-1871)

Joachim Lilla (Krefeld)

Adolph von Pommer Esche, um 1860. (public domain)

Adolf von Pom­mer Esche war ein preu­ßi­scher Spit­zen­be­am­ter, der sei­ne Kar­rie­re in den 1830er Jah­ren im preu­ßi­schen Fi­nanz­mi­nis­te­ri­um in der wich­ti­gen Ab­tei­lung für Han­del, Ge­wer­be und Bau­we­sen be­gann und 1845 de­ren Di­rek­tor als Nach­fol­ger von Chris­ti­an Pe­ter Beuth wur­de. 1842 ver­trat er Preu­ßen auf der Ge­ne­ral­kon­fe­renz des Deut­schen Zoll­ver­eins. 1848 kurz­zei­tig Mi­nis­ter im neu ge­schaf­fe­nen Mi­nis­te­ri­um für Han­del, Ge­wer­be und öf­fent­li­che Ar­bei­ten, wirk­te er an­schlie­ßend dort als Un­ter­staats­se­kre­tär, bis er 1858 Ober­prä­si­dent der Rhein­pro­vinz wur­de. Dort galt er als der „rech­te Mann für die ge­wer­be­rei­che Pro­vin­z“.

Adolf von Pom­mer Esche wur­de am 24.6.1804 in Stral­sund als Sohn des Re­gie­rungs­rats in schwe­di­schen Diens­ten Jo­hann Ar­nold Joa­chim Pom­mer Esche (1774-1814) und der Jo­han­na Her­mi­na Ju­lia­na ge­bo­re­ne Bohn­stedt (ge­stor­ben 1822) ge­bo­ren. Die Fa­mi­lie war evan­ge­li­scher Kon­fes­si­on. Der Va­ter wur­de 1813 in Schwe­den no­bi­li­tiert. Pom­mer Esche hei­ra­te­te am 23.9.1836 in Gingst (In­sel Rü­gen) Ju­lie Ma­ria Vic­to­ria Picht (1820–1903). 

Adolf von Pom­mer Esche be­such­te das Gym­na­si­um in Stral­sund, leg­te dort 1823 die Rei­fe­prü­fung ab, stu­dier­te 1823-1826 Rechts­wis­sen­schaf­ten in Göt­tin­gen, Ber­lin und Hei­del­berg. Im No­vem­ber 1826 trat er als Aus­kulta­tor beim Stadt­ge­richt Ber­lin in den Staats­dienst ein. Nach Ab­le­gung der ent­spre­chen­den Prü­fun­gen wur­de er am 29.5.1828 Ge­richts­re­fe­ren­dar und am 12. Fe­bru­ar Ge­richt­s­as­ses­sor am Kam­mer­ge­richt. Im Mai 1831 wur­de er als Hilfs­ar­bei­ter in das preu­ßi­sche Mi­nis­te­ri­um des In­nern, Ab­tei­lung für Han­del und Ge­wer­be, ein­be­ru­fen, 1832 als Re­gie­rungs­as­ses­sor über­nom­men und - aus­ge­stat­tet mit bes­ten Be­ur­tei­lun­gen - zur Er­wei­te­rung sei­nes fach­li­chen Ho­ri­zonts in an­de­re Be­hör­den ge­schickt. Kurz­zei­tig hos­pi­tier­te er in der Pro­vin­zi­al­steu­er­di­rek­ti­on in Köln, wo er nicht nur Ein­bli­cke in das Steu­er­we­sen be­kam, son­dern auch in Rhein­schiff­fahrts­an­ge­le­gen­hei­ten. Im Mai 1833 kehr­te er in das Mi­nis­te­ri­um des In­nern zu­rück, wo er am 30. Ok­to­ber zum Re­gie­rungs­rat er­nannt wur­de. Noch im glei­chen Jahr wech­sel­te er in die Ab­tei­lung für Han­del, Ge­wer­be und Bau­we­sen des Fi­nanz­mi­nis­te­ri­ums und wur­de dort am 4.2.1835 zum Ge­hei­men Re­gie­rungs­rat und Vor­tra­gen­den Rat er­nannt, 1838 zum Wirk­li­chen Ge­hei­men Ober­fi­nanz­rat. 1842 wur­de er in den Staats­rat be­ru­fen. Vom 4.7.-26.9.1842 ver­trat er Preu­ßen auf der Ge­ne­ral­kon­fe­renz des Deut­schen Zoll­ver­eins in Stutt­gart.

Ne­ben Adolf von Pom­mer Esche wirk­te auch sein äl­te­rer Bru­der Jo­hann Fried­rich (1803-1870) im Fi­nanz­mi­nis­te­ri­um für die Zoll­ver­eins­an­ge­le­gen­hei­ten. Seit 1848 Ge­ne­ral­steu­er­di­rek­tor, war er ne­ben Ru­dolf (von) Del­brück (1817-1903) und dem Le­ga­ti­ons­rat im Au­ßen­mi­nis­te­ri­um Max von Phi­lips­born (1815-1885) preu­ßi­scher Be­voll­mäch­tig­ter auf den Zoll­ver­eins­ver­hand­lun­gen der 1850er und 1860er Jah­re. Del­brück hei­ra­te­te 1875 Adolf von Pom­mer Esches Toch­ter Eli­se (1840-1926).

Am 8.9.1845 wur­de Adolf von Pom­mer Esche Wirk­li­cher Ge­hei­mer Ober­fi­nanz­rat und Nach­fol­ger von Chris­ti­an Pe­ter Beuth als Di­rek­tor der Ab­tei­lung Han­del, Ge­wer­be und Bau­we­sen im Fi­nanz­mi­nis­te­ri­um. Kö­nig Fried­rich Wil­helm IV. (Re­gent­schaft 1840-1858, ge­stor­ben 1861) be­auf­trag­te ihn per Ka­bi­netts­ord­re am 8.11.1848 mit der vor­läu­fi­gen Wahr­neh­mung des Mi­nis­te­ri­ums für Han­del, Ge­wer­be und öf­fent­li­che Ar­bei­ten. Das Mi­nis­te­ri­um war im Zu­ge der Re­vo­lu­ti­on erst am 17. April er­rich­tet wor­den. Es glie­der­te sich in fünf Ab­tei­lun­gen:1. Post- und Te­le­gra­fen­we­sen, 2. Ver­wal­tung der Ei­sen­bahn­an­ge­le­gen­hei­ten, 3. Ver­wal­tung des Bau­we­sens, 4. Ver­wal­tung der Han­dels- und Ge­wer­be­an­ge­le­gen­hei­ten, 5. Berg­werks-, Hüt­ten- und Sa­li­nen­we­sen. Pom­mer Esche trat so­mit in ei­ne Be­hör­de ein, mit de­ren Zu­stän­dig­keit er be­reits seit den 1830er Jah­ren be­fasst war. Nach Ab­lauf sei­ner vor­läu­fi­gen Be­auf­tra­gung ver­blieb er ab 4.12.1848 dort als Un­ter­staats­se­kre­tär, das hei­ßt als Amts­chef und be­am­te­ter Stell­ver­tre­ter des Mi­nis­ters. 1849 war er vor­über­ge­hend Mit­glied der Ers­ten Kam­mer. 1847-1858 ge­hör­te er dem Ge­richts­hof zur Ent­schei­dung der Kom­pe­tenz­kon­flik­te an.

Im No­vem­ber 1858 wur­de er zum Ober­prä­si­den­ten der Rhein­pro­vinz er­nannt und trat die­ses Amt am 1. De­zem­ber an. Im Ge­gen­satz zu sei­nem kon­ser­va­ti­ven Amts­vor­gän­ger Hans von Kleist-Ret­zow galt er als „ei­ne neu­tra­le, ge­schäfts­tüch­ti­ge Per­sön­lich­keit“, der ein Freund der rhei­nisch-li­be­ra­len In­sti­tu­tio­nen sein und sich nach der Köl­ni­schen Zei­tung „als rech­ter Mann für die ge­wer­be­rei­che Pro­vin­z“ er­wei­sen wer­de. Selbst die kur­ze Zeit sei­ner Tä­tig­keit in Köln 1832/1833 galt als Bo­nus.

Die Zeit der Tä­tig­keit von Pom­mer Esche in der Rhein­pro­vinz war wirt­schaft­lich be­wegt - das preu­ßi­sche Rhein­land er­leb­te in die­ser Zeit den „ent­schei­den­den Durch­bruch auf dem Weg zur In­dus­tria­li­sie­run­g“ (Her­mann Kel­len­be­nz) - und au­ßen­po­li­tisch un­ru­hig, vor al­lem we­gen der ag­gres­si­ven Rhein­po­li­tik Na­po­le­ons III. (fran­zö­si­scher Staats­prä­si­dent 1848-1852, Kai­ser der Fran­zo­sen 1852-1870). 

Pom­mer Esche wur­de viel­fäl­tig ge­ehrt, von den zahl­rei­chen staat­li­chen Ver­dienst­or­den, mit de­nen er aus­ge­zeich­net wur­de, sei­en nur der Preu­ßi­sche Ro­te Ad­ler-Or­den 4. Klas­se (cir­ca 1840), 3. Klas­se mit Schlei­fe (1842), 2. Klas­se mit Stern und Ei­chen­laub (bis 1855), 1. Klas­se mit Ei­chen­laub (cir­ca 1868) er­wähnt. 1869 wur­de ihm für sei­ne Ver­diens­te der Cha­rak­ter Wirk­li­cher Ge­hei­mer Rat mit dem Prä­di­kat „Ex­zel­len­z“ bei­ge­legt.

Adolf von Pom­mer Esche starb am 7.12.1871 in Ko­blenz, nach­dem er noch den Sieg über Frank­reich und die Reichs­grün­dung er­le­ben konn­te.

Quellen

Die Pro­to­kol­le des Preu­ßi­schen Staats­mi­nis­te­ri­ums 1817–1934/36, Band 4: 30. März 1848 bis 27. Ok­to­ber 1858, be­arb. von Bär­bel Holtz, Hil­des­heim [u. a.] 2003; Band 5: 10. No­vem­ber 1858 bis 28. De­zem­ber 1866, be­arb. von Rai­ner Pae­tau, Hil­des­heim [u.a.] 2001. (Ac­ta Bo­rus­si­ca NF 1. Rei­he).

Literatur

Bär, Max, Die Be­hör­den­ver­fas­sung der Rhein­pro­vinz seit 1815, Bonn 1919, ND Düs­sel­dorf 1998.
Berndt, Hel­ga, Die hö­he­ren Be­am­ten des Mi­nis­te­ri­ums für Han­del und Ge­wer­be in Preu­ßen 1871 bis 1932. Ei­ne Ana­ly­se und Do­ku­men­ta­ti­on ih­rer so­zia­len Zu­sam­men­set­zung, in: Jahr­buch für Wirt­schafts­ge­schich­te 1981/II, Ber­lin 1981, S. 105–200.
Kreutz­mann, Mar­ko, Die hö­he­ren Be­am­ten des Deut­schen Zoll­ver­eins. Ei­ne bü­ro­kra­ti­sche Funk­ti­ons­eli­te zwi­schen ein­zel­staat­li­chen In­ter­es­sen und zwi­schen­staat­li­cher In­te­gra­ti­on (1834–1871), Göt­tin­gen 2012, S. 279-280 [Bio­gra­phi­sche Da­ten]
Ro­meyk, Horst, Die lei­ten­den staat­li­chen und kom­mu­na­len Ver­wal­tungs­be­am­ten der Rhein­pro­vinz 1816–1945, Düs­sel­dorf 1994, S. 671-672. 

 
Zitationshinweis

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Lilla, Joachim, Adolf von Pommer Esche, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/adolf-von-pommer-esche/DE-2086/lido/5e146cf36e0bd2.52337563 (abgerufen am 05.11.2024)