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Adolf von Pommer Esche war ein preußischer Spitzenbeamter, der seine Karriere in den 1830er Jahren im preußischen Finanzministerium in der wichtigen Abteilung für Handel, Gewerbe und Bauwesen begann und 1845 deren Direktor als Nachfolger von Christian Peter Beuth wurde. 1842 vertrat er Preußen auf der Generalkonferenz des Deutschen Zollvereins. 1848 kurzzeitig Minister im neu geschaffenen Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten, wirkte er anschließend dort als Unterstaatssekretär, bis er 1858 Oberpräsident der Rheinprovinz wurde. Dort galt er als der „rechte Mann für die gewerbereiche Provinz“.
Adolf von Pommer Esche wurde am 24.6.1804 in Stralsund als Sohn des Regierungsrats in schwedischen Diensten Johann Arnold Joachim Pommer Esche (1774-1814) und der Johanna Hermina Juliana geborene Bohnstedt (gestorben 1822) geboren. Die Familie war evangelischer Konfession. Der Vater wurde 1813 in Schweden nobilitiert. Pommer Esche heiratete am 23.9.1836 in Gingst (Insel Rügen) Julie Maria Victoria Picht (1820–1903).
Adolf von Pommer Esche besuchte das Gymnasium in Stralsund, legte dort 1823 die Reifeprüfung ab, studierte 1823-1826 Rechtswissenschaften in Göttingen, Berlin und Heidelberg. Im November 1826 trat er als Auskultator beim Stadtgericht Berlin in den Staatsdienst ein. Nach Ablegung der entsprechenden Prüfungen wurde er am 29.5.1828 Gerichtsreferendar und am 12. Februar Gerichtsassessor am Kammergericht. Im Mai 1831 wurde er als Hilfsarbeiter in das preußische Ministerium des Innern, Abteilung für Handel und Gewerbe, einberufen, 1832 als Regierungsassessor übernommen und - ausgestattet mit besten Beurteilungen - zur Erweiterung seines fachlichen Horizonts in andere Behörden geschickt. Kurzzeitig hospitierte er in der Provinzialsteuerdirektion in Köln, wo er nicht nur Einblicke in das Steuerwesen bekam, sondern auch in Rheinschifffahrtsangelegenheiten. Im Mai 1833 kehrte er in das Ministerium des Innern zurück, wo er am 30. Oktober zum Regierungsrat ernannt wurde. Noch im gleichen Jahr wechselte er in die Abteilung für Handel, Gewerbe und Bauwesen des Finanzministeriums und wurde dort am 4.2.1835 zum Geheimen Regierungsrat und Vortragenden Rat ernannt, 1838 zum Wirklichen Geheimen Oberfinanzrat. 1842 wurde er in den Staatsrat berufen. Vom 4.7.-26.9.1842 vertrat er Preußen auf der Generalkonferenz des Deutschen Zollvereins in Stuttgart.
Neben Adolf von Pommer Esche wirkte auch sein älterer Bruder Johann Friedrich (1803-1870) im Finanzministerium für die Zollvereinsangelegenheiten. Seit 1848 Generalsteuerdirektor, war er neben Rudolf (von) Delbrück (1817-1903) und dem Legationsrat im Außenministerium Max von Philipsborn (1815-1885) preußischer Bevollmächtigter auf den Zollvereinsverhandlungen der 1850er und 1860er Jahre. Delbrück heiratete 1875 Adolf von Pommer Esches Tochter Elise (1840-1926).
Am 8.9.1845 wurde Adolf von Pommer Esche Wirklicher Geheimer Oberfinanzrat und Nachfolger von Christian Peter Beuth als Direktor der Abteilung Handel, Gewerbe und Bauwesen im Finanzministerium. König Friedrich Wilhelm IV. (Regentschaft 1840-1858, gestorben 1861) beauftragte ihn per Kabinettsordre am 8.11.1848 mit der vorläufigen Wahrnehmung des Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten. Das Ministerium war im Zuge der Revolution erst am 17. April errichtet worden. Es gliederte sich in fünf Abteilungen:1. Post- und Telegrafenwesen, 2. Verwaltung der Eisenbahnangelegenheiten, 3. Verwaltung des Bauwesens, 4. Verwaltung der Handels- und Gewerbeangelegenheiten, 5. Bergwerks-, Hütten- und Salinenwesen. Pommer Esche trat somit in eine Behörde ein, mit deren Zuständigkeit er bereits seit den 1830er Jahren befasst war. Nach Ablauf seiner vorläufigen Beauftragung verblieb er ab 4.12.1848 dort als Unterstaatssekretär, das heißt als Amtschef und beamteter Stellvertreter des Ministers. 1849 war er vorübergehend Mitglied der Ersten Kammer. 1847-1858 gehörte er dem Gerichtshof zur Entscheidung der Kompetenzkonflikte an.
Im November 1858 wurde er zum Oberpräsidenten der Rheinprovinz ernannt und trat dieses Amt am 1. Dezember an. Im Gegensatz zu seinem konservativen Amtsvorgänger Hans von Kleist-Retzow galt er als „eine neutrale, geschäftstüchtige Persönlichkeit“, der ein Freund der rheinisch-liberalen Institutionen sein und sich nach der Kölnischen Zeitung „als rechter Mann für die gewerbereiche Provinz“ erweisen werde. Selbst die kurze Zeit seiner Tätigkeit in Köln 1832/1833 galt als Bonus.
Die Zeit der Tätigkeit von Pommer Esche in der Rheinprovinz war wirtschaftlich bewegt - das preußische Rheinland erlebte in dieser Zeit den „entscheidenden Durchbruch auf dem Weg zur Industrialisierung“ (Hermann Kellenbenz) - und außenpolitisch unruhig, vor allem wegen der aggressiven Rheinpolitik Napoleons III. (französischer Staatspräsident 1848-1852, Kaiser der Franzosen 1852-1870).
Pommer Esche wurde vielfältig geehrt, von den zahlreichen staatlichen Verdienstorden, mit denen er ausgezeichnet wurde, seien nur der Preußische Rote Adler-Orden 4. Klasse (circa 1840), 3. Klasse mit Schleife (1842), 2. Klasse mit Stern und Eichenlaub (bis 1855), 1. Klasse mit Eichenlaub (circa 1868) erwähnt. 1869 wurde ihm für seine Verdienste der Charakter Wirklicher Geheimer Rat mit dem Prädikat „Exzellenz“ beigelegt.
Adolf von Pommer Esche starb am 7.12.1871 in Koblenz, nachdem er noch den Sieg über Frankreich und die Reichsgründung erleben konnte.
Quellen
Die Protokolle des Preußischen Staatsministeriums 1817–1934/36, Band 4: 30. März 1848 bis 27. Oktober 1858, bearb. von Bärbel Holtz, Hildesheim [u. a.] 2003; Band 5: 10. November 1858 bis 28. Dezember 1866, bearb. von Rainer Paetau, Hildesheim [u.a.] 2001. (Acta Borussica NF 1. Reihe).
Literatur
Bär, Max, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz seit 1815, Bonn 1919, ND Düsseldorf 1998.
Berndt, Helga, Die höheren Beamten des Ministeriums für Handel und Gewerbe in Preußen 1871 bis 1932. Eine Analyse und Dokumentation ihrer sozialen Zusammensetzung, in: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 1981/II, Berlin 1981, S. 105–200.
Kreutzmann, Marko, Die höheren Beamten des Deutschen Zollvereins. Eine bürokratische Funktionselite zwischen einzelstaatlichen Interessen und zwischenstaatlicher Integration (1834–1871), Göttingen 2012, S. 279-280 [Biographische Daten]
Romeyk, Horst, Die leitenden staatlichen und kommunalen Verwaltungsbeamten der Rheinprovinz 1816–1945, Düsseldorf 1994, S. 671-672.
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Lilla, Joachim, Adolf von Pommer Esche, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/adolf-von-pommer-esche/DE-2086/lido/5e146cf36e0bd2.52337563 (abgerufen am 05.11.2024)