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Caesarius war Mönch und Novizenmeister des Zisterzienserklosters Heisterbach im Siebengebirge und ein außergewöhnlich produktiver Schriftsteller. Er verfasste 39 Schriften in etwa 30 Jahren. Sein Gesamtwerk zeugt dabei nicht nur für sein persönliches Können, sondern auch für das geistige Klima in der noch jungen Zisterzienserabtei. Mit seinem Werk machte Caesarius auch Heisterbach weithin bekannt.
Caesarius wurde um das Jahr 1180 geboren. Er entstammte einer vermögenden Familie aus Köln oder dessen näheren Umgebung und hat seine Kindheit und Jugend vermutlich im Stadtviertel um die Kölner Pfarrkirche St. Jakob und die Stiftskirche St. Georg verbracht. Seine elementare Ausbildung erhielt er an der Schule des Stifts St. Andreas. Dieser Grundausbildung schlossen sich theologische Studien an der Kölner Domschule bei dem berühmten Magister Rudolf an. Caesarius war somit gebildet, und ihm stand eine Karriere als Weltgeistlicher offen, als er sich entschloss, Mönch zu werden.
Im Oktober 1198 legte Caesarius den Weg von Walberberg (heute Stadt Bornheim) nach Köln gemeinsam mit Abt Gevard von Heisterbach (1196-1208) zurück. Während der Reise gelang es dem Abt, seinen jungen Mitreisenden durch die Erzählung eines Marienwunders für sein Kloster zu begeistern. Dem Klostereintritt war Caesarius nicht abgeneigt, jedoch hatte er sich durch ein Gelübde zur Wallfahrt verpflichtet. Zunächst begab er sich auf die gut 1.000 Kilometer lange Reise zur Schwarzen Madonna nach Rocamadour. Nach seiner Rückkehr aus dem Südwesten Frankreichs trat er ohne Wissen seiner Verwandten und Freunde im Januar 1199 in das Kloster Heisterbach ein, das erst knapp zehn Jahre zuvor gegründet worden war.
Nach seinem Klostereintritt durchlief Caesarius wie alle Neuankömmlinge die einjährige Probezeit, bevor er im Frühjahr 1200 vor Abt Gevard und den Mitbrüdern seine Profess ablegte. Er erhielt spätestens als Mönch die Priesterweihe und zelebrierte nachweislich 1218 eine Messe. Gevards Nachfolger, Abt Heinrich (1208-1244), ernannte ihn vor 1219 zum Novizenmeister des Klosters. Dieses Amt bekleidete er mehrere Jahre hindurch, bis ihn 1222/1223 der Mönch Gottfried darin ablöste. Zu seinen Aufgaben gehörte die Einweisung der Neulinge in das Klosterleben. Seine Lehrtätigkeit erstreckte sich zudem möglicherweise auch auf ein theologisches Hausstudium.
Als Novizenmeister (monachus et magister noviciorum) ist Caesarius sogar als Zeuge in einer Urkunde für das Nonnenkloster Hoven aus dem Jahr 1221 genannt. Die im 17. Jahrhundert erstmals geäußerte, ihn vermeintlich aufwertende Annahme, er sei auch Prior der Abtei gewesen, lässt sich durch zeitgenössische Quellen oder in seinen Werken indes nicht bestätigten. Als Mönch und Novizenmeister reiste er gemeinsam mit seinem Abt oder einem anderen Offizialen im Auftrag des Klosters nicht nur in die nähere Umgebung, sondern sogar bis weit in die Niederlande. Im Zeitraum 1218 bis 1233 war er beinahe jährlich außerhalb des Klosters unterwegs, häufig auch mehrmals im Jahr. Allein hierin unterschied er sich von vielen anderen einfachen Mönchen.
Bekannt, ja berühmt wurde Caesarius allerdings durch seine schriftstellerische Tätigkeit, die er wahrscheinlich im ersten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts, sicher jedoch vor 1218 begonnen hat. Schreiben zu dürfen, war für einen Mönch keineswegs selbstverständlich und bedurfte sowohl der Erlaubnis des Abtes als auch des Generalkapitels des Zisterzienserordens. Seine Zielgruppe bestand in erster Linie aus seinen Mitbrüdern in Heisterbach und seinen Ordensbrüdern und -schwestern.
Viele seiner Abhandlungen sind erst auf deren Bitte und Anregung hin entstanden. Seine Werke sollten im Klosteralltag zur Lesung im Kapitel und zur Erbauung dienen. Caesarius selbst hat seine Schriften in einem Brief an den Prior Petrus von Marienstatt verzeichnet. In diesem Brief, der so genannten „epistola catalogica", den er nach 1237 verfasste, zählt er in chronologischer Reihenfolge 36 verschiedene Schriften auf. Davon sind heute zwölf gedruckt, zehn in Manuskripten nachgewiesen und 14 noch nicht identifiziert. Hinzu kommen drei weitere, kleinere Abhandlungen, die dort nicht genannt sind. Caesarius war in erster Linie an theologischen Fragen interessiert, so dass die Mehrzahl seiner 39 Schriften religiöse Themen behandelt. Einige wenige Schriften sind biographisch-hagiographischen oder historischen Inhalts. Er schrieb mehrere Kommentare zu verschiedenen Stellen der Bibel, die er allegorisch oder moralisch deutete. Darüber hinaus erläuterte er das Marienlied „Ave, praeclara maris stella", sammelte Gebete zu den kanonischen Stunden im klösterlichen Alltag und bezog in zwei (heute verlorenen) Schriften Stellung gegen Häretiker (Irrgläubige). Besonders lag ihm jedoch sein großes Predigt- und Homilienwerk am Herzen. Zeitlebens verfasste er zahlreiche Texte zu den Sonn- und Festtagen sowie den Marien- und Heiligenfesten des Kirchenjahres, die er – wie zum Beispiel die 18 Homilien über die Geburt und Kindheit Christi – in eigenen Büchern zusammenstellte.
Sein bekanntestes Werk, den „Dialogus miraculorum", schrieb er zwischen 1219 und 1223 auf ausdrückliche Bitte Abt Heinrichs und seiner Mitbrüder. Es handelt sich um ein didaktisches Einführungsbuch in den Mönchsstand, das als Dialog zwischen einem fragenden Novizen und einem antwortenden Mönch konzipiert ist. Hinter dem „monachus respondens" verbirgt sich kein Geringerer als Caesarius selbst, und sein fragender Gesprächspartner ist der Novize Apollonius aus dem Kölner Patriziergeschlecht vom Spiegel. In zwölf Büchern („distinctiones") werden bestimmte Fragen des klösterlichen Lebens, so über die innere und äußere Bekehrung zum Mönchsstand, die Versuchungen und Sünden im Klosteralltag, die Beichte oder den Tod, angesprochen und diskutiert. Zur Veranschaulichung fügt Caesarius Beispiele und Wundererzählungen an, die den eigentlichen Charakter des Werkes ausmachen, auch wenn mehrere Kapitel über theologische Fragen ohne Exempel auskommen.
Auch seine durchaus kritische Lebensbeschreibung des Kölner Erzbischofs Engelbert von Berg steht im Zusammenhang mit der Sammlung von Wundern, die sich nach dessen Ermordung am 7.11.1225 ereignet haben sollen. Caesarius arbeitete seine Zusammenstellung, im Auftrag des Kölner Erzbischofs Heinrich von Müllenark (Episkopat 1225-1238), in eine Vita ein, die einer Heiligsprechung Engelberts dienen sollte. Darüber hinaus fasste er davon unabhängige Mirakelgeschichten in acht Büchern zusammen. Auf Wunsch des Komturs Ulrich und der Brüder des Deutschen Ordens in Marburg gestaltete er 1236/1237 den Bericht über die am 27.5.1235 erfolgte Heiligsprechung Elisabeths von Thüringen (1207-1231) in eine Lebensbeschreibung der Heiligen um. Schließlich stellte er auch einen Katalog der Kölner Erzbischöfe zusammen.
Seine Schriften, insbesondere seine Wundererzählungen, fanden bereits im Mittelalter große Beachtung. Sie wurden in der Predigt- und Exempelliteratur adaptiert, in die Volkssprachen übersetzt und früh gedruckt. Wohl an einem 25. September um das Jahr 1240 ist Caesarius gestorben. Vielleicht wurde er direkt nach seinem Tod in der Heisterbacher Klosterkirche vor dem Altar der Apostel Peter und Paul bestattet, wahrscheinlicher ist jedoch eine Umbettung erst in späterer Zeit. Seine Verehrung als Seliger an seinem Todestag ist erstmals seit dem 17. Jahrhundert im Zisterzienserorden nachweisbar.
Werke (Auswahl)
Dialogus miraculorum, hg. von Joseph Strange, 2 Bände, Köln/Bonn/Brüssel 1851 (Neudruck Ridgewood 1966).
Dialogus miraculorum/Dialog über die Wunder, eingeleitet von Horst Schneider, übersetzt und kommentiert von Nikolaus Nörgs und Horst Schneider, 5 Bände, Turnhout 2009.
Fasciculus moralitatis venerabilis fratris Caesarii Heisterbacensis monachi s. ordinis Cisterciensium Homilias de Infantia Servatoris Jesu Christi complectens, hg. von Johannes Andreas Coppenstein, 4 Teile, Köln 1615.
Die Fragmente der Libri VIII miraculorum des Caesarius von Heisterbach, hg. von Aloys Meister, Rom 1901.
Die Wundergeschichten des Cäsarius von Heisterbach, hg. von Alfons Hilka, 1. und 3. Band [2. Band nicht erschienen], Bonn 1933/1937.
Literatur (Auswahl)
Bautz, Friedrich Wilhelm, Artikel "Caesarius von Heisterbach", in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 1 (1990), Sp. 843-844.
Brunsch, Swen Holger, Das Zisterzienserkloster Heisterbach von seiner Gründung bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts, Siegburg 1998, S. 20-23 und S. 144-158.
McGuire, Brian Patrick, Friends and tales in the cloister: Oral sources in Caesarius of Heisterbach's Dialogus miraculorum, in: Analecta Cisterciensia 36 (1980), S. 167-247.
van Moolenbroek, Jaap, Mirakels historisch. De exempels van Caesarius van Heisterbach over Nederland en Nederlanders, Hilversum 1999.
Neininger, Falko, Caesarius von Heisterbach in Walberberg, in: Arbor amoena comis. Festschrift zum 25jährigen Bestehen des Mittellateinischen Seminars der Universität Bonn, hg. von Ewald Könsgen, Stuttgart 1990, S. 207-218.
Tewes, Ludger, Der Dialogus miraculorum des Caesarius von Heisterbach: Beobachtungen zum Gliederungs- und Werkcharakter, in: Archiv für Kulturgeschichte 79/1 (1997), S. 13-30.
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Brunsch, Swen Holger, Caesarius von Heisterbach, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/caesarius-von-heisterbach-/DE-2086/lido/57c6879c59b097.08268411 (abgerufen am 12.10.2024)