Decimus Magnus Ausonius

römischer Dichter (310-394)

Lars Wirtler (Köln)

Ausoniusdenkmal am Palazzo delle Scuole palatine, Piazza Mercanti, Mailand, 1. Hälfte 17. Jahrhundert, Bildhauer: Giovanni Pietro Lasagna (geboren um 1600), Foto: Giovanni Dall'Orto.

Auso­ni­us war ein be­deu­ten­der rö­mi­scher Dich­ter des 4. Jahr­hun­derts nach Chris­tus. Lan­ge Zeit in Trier le­bend, setz­te er der Mo­sel­land­schaft und ih­ren Be­woh­nern mit sei­nem Werk „Mo­sel­la" ein blei­ben­des li­te­ra­ri­sches Denk­mal.

De­ci­mus Ma­gnus Auso­ni­us wur­de um 310 in Bur­di­ga­la, dem heu­ti­gen Bor­deaux, als Sohn ei­nes Arz­tes ge­bo­ren. Schon früh mit dem rei­chen Er­be der an­ti­ken Über­lie­fe­rung und spe­zi­ell der rö­mi­schen Poe­sie ver­traut ge­macht, un­ter­rich­te­te er in sei­ner Hei­mat­stadt Gram­ma­tik und spä­ter Rhe­to­rik. Be­reits in die­sen frü­hen Jah­ren sei­ner Lehr­tä­tig­keit be­gann sein um­fang­rei­ches li­te­ra­ri­sches Schaf­fen, das oft vir­tu­os an die Tra­di­tio­nen der rö­mi­schen Klas­sik, be­son­ders an Ver­gil (70-19 vor Chris­tus) an­knüpft.

Ob­wohl Auso­ni­us je­den­falls for­mal Christ war, zeig­te er kei­ne Be­rüh­rungs­angst ge­gen­über dem da­mit ver­bun­de­nen heid­ni­schen Er­be, ei­ne Of­fen­heit, die für ihn auch sonst cha­rak­te­ris­tisch war und die Viel­falt sei­nes li­te­ra­ri­schen Werks er­klärt.

 

Um 364 wur­de der früh ver­wit­we­te Auso­ni­us von Kai­ser Va­len­ti­ni­an I. (Re­gie­rungs­zeit 364-375 nach Chris­tus) als Er­zie­her des Kai­ser­sohns Gra­ti­an (Re­gie­rungs­zeit 375-383 nach Chris­tus) nach Trier be­ru­fen, wo er die nächs­ten fast 20 Jah­re le­ben und wir­ken soll­te. Die­se Jah­re wa­ren nicht nur die pro­duk­tivs­ten und wohl auch glück­lichs­ten sei­nes Le­bens, son­dern auch ei­ne Zeit, in der er Kar­rie­re im Staats­dienst mach­te. So wur­de er - dann be­reits un­ter der Herr­schaft Gra­ti­ans - 378 prae­fec­tus Gal­li­ar­um und 379 Kon­sul. Als Dank für die Ver­lei­hung des Kon­su­lats schrieb er die „gra­tiar­um ac­tio", die er in der Kon­stan­tins­ba­sil­ka zu Trier vor Kai­ser Gra­ti­an vor­trug und die in­so­fern et­was aus sei­nem Werk her­aus fällt, als sie in Pro­sa ver­fasst ist. Wei­te­re her­aus­ra­gen­de Wer­ke aus sei­ner Trie­rer Zeit, die auch re­gio­nal­ge­schicht­lich von be­son­de­rem In­ter­es­se sind, sind die wohl 370/371 ent­stan­de­ne Mo­sel­la, ein Klein­epos in dem Schön­heit und Reich­tum des Mo­sel­ge­biets in 483 He­xa­me­tern be­schrie­ben wer­den, so­wie Bis­su­la, ei­ne poe­ti­sche Lie­bes­er­klä­rung an ein Su­e­ben­mäd­chen die­ses Na­mens, das ihm nach sei­ner Teil­nah­me am Ala­man­nen­feld­zug 368/369 als Beu­tes­kla­vin zu­ge­teilt wor­den war.

Mit dem ge­walt­sa­men Tod sei­nes Schü­lers und spä­te­ren Gön­ners Gra­ti­an 383 nach Chris­tus en­de­te auch die po­li­ti­sche Tä­tig­keit des Auso­ni­us, der sich auf sein An­we­sen bei Bor­deaux zu­rück­zog, wo er als wohl­ha­ben­der Pri­va­tier bis zu sei­nem To­de et­wa 394 nach Chris­tus leb­te und sich wei­ter­hin der Li­te­ra­tur so­wie sei­ner Kor­re­spon­denz wid­me­te.

Die mo­der­ne For­schung hat Auso­ni­us, der von sei­nen Zeit­ge­nos­sen hoch ge­schätzt wur­de, lan­ge Zeit als klas­si­zis­ti­schen, gar epi­go­na­len Hof­poe­ten ab­ge­tan. Auch wenn von ihm kei­ne dich­te­ri­schen In­no­va­tio­nen aus­gin­gen und er statt­des­sen der Tra­di­ti­on ver­bun­den blieb, wird man mit ei­ner sol­chen Be­ur­tei­lung die­sem lie­bens­wür­di­gen Po­ly­his­tor nur sehr be­dingt ge­recht. Das um­fang­rei­che li­te­ra­ri­sche Werk des Auso­ni­us ist ein kul­tur­ge­schicht­lich wert­vol­ler Spie­gel sei­ner Zeit, ei­ner Ära des Um­bruchs.

Werke

Drä­ger, Paul (Hg.), De­ci­mus Ma­gnus Auso­ni­us, Mo­sel­la, Trier 2001.
Drä­ger, Paul (Hg.), De­ci­mus Ma­gnus Auso­ni­us, Mo­sel­la, Bis­su­la, Brief­wech­sel mit Pau­li­nus No­la­nus, Düs­sel­dorf, Zü­rich 2002.

Literatur

Al­brecht, Mi­cha­el von, Ge­schich­te der Rö­mi­schen Li­te­ra­tur II, Mün­chen u.a. 1994, S. 1047-1054.
Bautz, Fried­rich Wil­helm, Ar­ti­kel "Auso­ni­us", in: Bio­gra­phisch-Bi­blio­gra­phi­sches Kir­chen­le­xi­kon 2 (1990), Sp. 304-305.
Lie­ber­mann Wolf-Lü­der, Auso­ni­us, in: Der Neue Pau­ly 2 (1996), Spal­ten 333-335.
Los­sau, Man­fred Joa­chim (Hg.), Auso­ni­us, Darm­stadt 1991.

Titelblatt von: Mosella. Cum Commentatrio Marq[uardi] Freheri/Marquard Freher (1565-1614), Druck von Gotthard Vögelin (1597-1631), Heidelberg 1619, Foto: Gotthard Vögelin. (Stadtbibliothek Trier)

 
Zitationshinweis

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Wirtler, Lars, Decimus Magnus Ausonius, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/decimus-magnus-ausonius/DE-2086/lido/57adbac06603a1.58791125 (abgerufen am 15.10.2024)