Zu den Kapiteln
Ausonius war ein bedeutender römischer Dichter des 4. Jahrhunderts nach Christus. Lange Zeit in Trier lebend, setzte er der Mosellandschaft und ihren Bewohnern mit seinem Werk „Mosella" ein bleibendes literarisches Denkmal.
Decimus Magnus Ausonius wurde um 310 in Burdigala, dem heutigen Bordeaux, als Sohn eines Arztes geboren. Schon früh mit dem reichen Erbe der antiken Überlieferung und speziell der römischen Poesie vertraut gemacht, unterrichtete er in seiner Heimatstadt Grammatik und später Rhetorik. Bereits in diesen frühen Jahren seiner Lehrtätigkeit begann sein umfangreiches literarisches Schaffen, das oft virtuos an die Traditionen der römischen Klassik, besonders an Vergil (70-19 vor Christus) anknüpft.
Obwohl Ausonius jedenfalls formal Christ war, zeigte er keine Berührungsangst gegenüber dem damit verbundenen heidnischen Erbe, eine Offenheit, die für ihn auch sonst charakteristisch war und die Vielfalt seines literarischen Werks erklärt.
Um 364 wurde der früh verwitwete Ausonius von Kaiser Valentinian I. (Regierungszeit 364-375 nach Christus) als Erzieher des Kaisersohns Gratian (Regierungszeit 375-383 nach Christus) nach Trier berufen, wo er die nächsten fast 20 Jahre leben und wirken sollte. Diese Jahre waren nicht nur die produktivsten und wohl auch glücklichsten seines Lebens, sondern auch eine Zeit, in der er Karriere im Staatsdienst machte. So wurde er - dann bereits unter der Herrschaft Gratians - 378 praefectus Galliarum und 379 Konsul. Als Dank für die Verleihung des Konsulats schrieb er die „gratiarum actio", die er in der Konstantinsbasilka zu Trier vor Kaiser Gratian vortrug und die insofern etwas aus seinem Werk heraus fällt, als sie in Prosa verfasst ist. Weitere herausragende Werke aus seiner Trierer Zeit, die auch regionalgeschichtlich von besonderem Interesse sind, sind die wohl 370/371 entstandene Mosella, ein Kleinepos in dem Schönheit und Reichtum des Moselgebiets in 483 Hexametern beschrieben werden, sowie Bissula, eine poetische Liebeserklärung an ein Suebenmädchen dieses Namens, das ihm nach seiner Teilnahme am Alamannenfeldzug 368/369 als Beutesklavin zugeteilt worden war.
Mit dem gewaltsamen Tod seines Schülers und späteren Gönners Gratian 383 nach Christus endete auch die politische Tätigkeit des Ausonius, der sich auf sein Anwesen bei Bordeaux zurückzog, wo er als wohlhabender Privatier bis zu seinem Tode etwa 394 nach Christus lebte und sich weiterhin der Literatur sowie seiner Korrespondenz widmete.
Die moderne Forschung hat Ausonius, der von seinen Zeitgenossen hoch geschätzt wurde, lange Zeit als klassizistischen, gar epigonalen Hofpoeten abgetan. Auch wenn von ihm keine dichterischen Innovationen ausgingen und er stattdessen der Tradition verbunden blieb, wird man mit einer solchen Beurteilung diesem liebenswürdigen Polyhistor nur sehr bedingt gerecht. Das umfangreiche literarische Werk des Ausonius ist ein kulturgeschichtlich wertvoller Spiegel seiner Zeit, einer Ära des Umbruchs.
Werke
Dräger, Paul (Hg.), Decimus Magnus Ausonius, Mosella, Trier 2001.
Dräger, Paul (Hg.), Decimus Magnus Ausonius, Mosella, Bissula, Briefwechsel mit Paulinus Nolanus, Düsseldorf, Zürich 2002.
Literatur
Albrecht, Michael von, Geschichte der Römischen Literatur II, München u.a. 1994, S. 1047-1054.
Bautz, Friedrich Wilhelm, Artikel "Ausonius", in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon 2 (1990), Sp. 304-305.
Liebermann Wolf-Lüder, Ausonius, in: Der Neue Pauly 2 (1996), Spalten 333-335.
Lossau, Manfred Joachim (Hg.), Ausonius, Darmstadt 1991.
Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Beitrags die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.
Wirtler, Lars, Decimus Magnus Ausonius, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/decimus-magnus-ausonius/DE-2086/lido/57adbac06603a1.58791125 (abgerufen am 15.10.2024)