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Engelbert herrschte als Graf von Berg von kurz nach 1160 bis zu seinem Tod im Jahr 1189. Als Erbe der rheinischen Besitzungen seines Vaters Adolf II. von Berg (1115-1160) orientierte er sich nach dem erzbischöflich dominierten Rheinland und gab damit den nachfolgenden Bergern den primären politischen Betätigungsraum vor. An der Seite der Erzbischöfe von Köln gelang ihm ein erheblicher Ausbau bergischer Herrschaftsrechte.
Engelbert wurde vermutlich vor 1140 als dritter Sohn Graf Adolfs II. von Berg und einer namentlich nicht bekannten Schwarzburgerin, die den Namen Engelbert in die bergische Familie einbrachte, geboren. Seine älteren Brüder Everhard (vor 1130-1174) und Friedrich (circa 1123-1158) gelangten als Graf von Altena beziehungsweise Erzbischof von Köln (1156-1158) zu hohen weltlichen beziehungsweise geistlichen Ämtern. Sein jüngerer Bruder Bruno (vor 1140-nach 1193), der 1191-1193 Kölner Metropolit war, stand seinen älteren Geschwistern an Ansehen in nichts nach. Der jüngste Bruder Engelberts war Adolf von Berg (vor 1150-nach 1197), in Abgrenzung zu dem gleichnamigen Sohn Engelberts mit dem Zusatz „der Ältere“ versehen. Zudem hatte Engelbert einen älteren Halbbruder namens Adolf (vor 1123-1148), der der früheren arnsbergischen Ehe seines Vaters entstammte. Jener Adolf verstarb 1148 auf dem zweiten Kreuzzug vor Damaskus. Seit spätestens 1175 war Engelbert von Berg mit Margarethe von Geldern verheiratet, die eine Tochter Graf Heinrichs I. (Regierungszeit 1131-1182) und somit Schwester Ottos I. von Geldern (Regierungszeit 1182-1207) war. Mit ihr zeugte er drei Kinder: den ältesten Sohn Adolf III. (Graf von Berg circa 1190-1218), Engelbert, der Erzbischof von Köln werden sollte, und eine genealogisch nicht näher einzuordnende Tochter, die möglicherweise Gisela hieß und als Nonne im westfälischen Kloster Ölinghausen belegt ist. Durch die Ehe mit Margarethe wurden verwandtschaftliche Verbindungen zu den Herzögen von Brabant, den Grafen von Flandern und Hennegau, Boulogne, Loon und Geldern geknüpft. Die Heirat verweist bereits auf die Orientierung und Integration Engelberts von Berg auf beziehungsweise in die politische Landschaft des Niederrheins.
Engelberts Vater Adolf II. von Berg, der sich zeitweise nach seinen westfälischen Besitzungen auch comes de Altena und comes de Huvili (Hövel) genannt hatte, zog sich kurz nach 1160 von seinen Herrschaftsgeschäften zurück und trat als Mönch in das von ihm gestiftete Zisterzienserkloster Altenberg ein. Seine rheinisch-westfälische Grafschaft Berg hatte er zuvor unter seinen ältesten lebenden Söhnen aufgeteilt. Der ältere Everhard erhielt die westfälischen Besitzungen (ein weiterer Grund, dort die Schwerpunkte älterer bergischer Herrschaft zu vermuten), während Engelbert die Nachfolge seines Vaters im rheinischen Teil der Grafschaft antrat. Unmittelbar zuvor hatte sich Adolf II. bemüht, seinen Sohn Engelbert in das rheinische Herrschaftsgefüge einzuführen, indem er ihn im Gefolge des Kölner Erzbischofs Rainald von Dassel über die Alpen sandte, wo sich Kaiser Friedrich I. Barbarossa (Regierungszeit 1152-1190) gerade bemühte, die Oberhoheit des Reichs wieder herzustellen. Dort zeichnete sich Engelbert derart gegenüber dem Kaiser aus, dass er die villa Dieren (in den heutigen Niederlanden) vom Reich zu Lehen erhielt und wohl auch die Stadt Remagen zu Pfand nahm.
Ab 1165 ist Engelbert wieder im Rheinischen belegt. Seine Herrschaft stand im Zeichen von Konsolidierung und Expansion. Bestehende Rechte konnten gesichert, die Positionen rechts des Rheins ausgebaut werden. Herrschaftliche Zentren der Grafschaft Berg waren in der Zeit Engelberts einerseits die kurz vor dem Rückzug Adolfs II. errichtete Burg an der Wupper (heute Stadt Solingen), die in den Quellen als novus mons oder novum castrum bezeichnet wird, andererseits die Burg Bensberg (heute Stadt Bergisch Gladbach), die wohl besonders der Wahrnehmung der zahlreichen bergischen Vogteirechte östlich von Köln diente. Die Berger errichteten während der Herrschaft Engelberts oder seines Vaters zudem die Burg Neuendorf bei Frielingsdorf (heute Gemeinde Lindlar), um die oberbergischen Besitzungen der Familie besser kontrollieren zu können. Im Jahr 1174 gelang Engelbert die Erwerbung einer weiteren Burg, nämlich Neu-Windeck (heute Burgruine Windeck oberhalb Altwindecks, Gemeinde Windeck), die er von Landgraf Heinrich Raspe III. von Thüringen (um 1155-1189) zu Lehen nahm. Im Gegensatz zu Burgen spielten Städte in der Herrschaftspraxis Engelberts keine besondere Rolle: das Reichspfand Remagen förderte er nicht, ebenso wenig sind Begünstigungen bergischer Siedlungen überliefert.
Engelbert gelang es, die bergischen Gerechtsame erheblich auszubauen: Zusätzlich zu dem genannten Reichslehen Dieren und der Inpfandnahme Remagens errang er zum Beispiel weitere Ortsvogteien des Kölner Severinstifts und trieb die Durchdringung seiner Herrschaft durch die Indienstnahme edelfreier Familien voran, die ihren Allodialbesitz auf den Berger übertrugen. Auch ist von Rodungstätigkeiten auszugehen, die Siedler anlockten, über die wiederum einträgliche Schirmvogteien ausgeübt werden konnten. Besonders lukrativ waren die Pfandgeschäfte, die Engelbert zu seinem Vorteil abschloss: So verpfändete ihm der Edelherr Arnold von Tyvern (Teveren bei Geilenkirchen) seinen kompletten rechtsrheinischen Besitz unter anderem bei Düsseldorf, Holthausen und Monheim. Vorrübergehend konnte Engelbert auch die Erträge der erzbischöflichen Güter bei Lantershofen (heute Gemeinde Grafschaft, Landkreis Ahrweiler), Hilden, Elberfeld (heute Stadt Wuppertal) und Schwelm abschöpfen; diese Pfänder wurden allerdings bis spätestens 1190 ausgelöst. Auffällig bei den letztgenannten Pfandgeschäften ist die Höhe des Gegenwertes: Engelbert war in der Lage, Erzbischof Philipp von Heinsberg im Jahr 1176 auf einen Schlag 400 Mark Silber auszulegen – eine beträchtliche Summe, wenn man bedenkt, dass der gesamte Allodialbesitz des mächtigen Grafen Adolf von Saffenberg 600 Mark wert war. Die Finanzkraft des Bergers kann also als recht hoch eingeschätzt werden, wenngleich Vergleichsdaten nur spärlich gesät sind. Seine geschickt eingesetzte ökonomische Potenz schränkte die Entfaltungsmöglichkeiten konkurrierender Dynastien der Nachbarschaft derart ein, dass jenen bisweilen keine andere Möglichkeit als die Aufgabe ihrer unabhängigen Positionen im Bergischen blieb. So gingen etwa die Herren von Angermund in die Ostkolonisation, während es Engelbert gelang, den Grafen von Hückeswagen in die Vasallität zu zwingen. Die expansive Herrschaftspraxis Engelberts sorgte erwartungsgemäß für Konflikte. So stießen die Berger an der Sieg auf die Grafen von Sayn, die ihrerseits eine Expansion nach Norden anstrebten. Doch obwohl zeitgenössische Quellen einen Krieg zwischen den beiden gegen Erzbischof Arnold von Wied noch verbündeten Häusern regelrecht erwarteten, kam es zu keinen bewaffneten Auseinandersetzungen.
Engelbert agierte vornehmlich im Rheinischen. Die angesprochene Ehe mit Margarethe von Geldern hatte ihn in ein verwandtschaftliches Verhältnis zu zahlreichen Großen des Niederrheins gesetzt, und diese Verwandtschaft bildete im Mittelalter eine wichtige Grundlage gemeinsamen Handelns. So erklärt sich die Parteinahme Engelberts für Gerhard II. von Loon (gestorben 1191) in dessen Konflikt mit Bischof Rudolf von Lüttich (Episkopat 1167-1191) im Jahr 1180 sowie das bergische Eintreten für Heinrich von Brabant (um 1165-1235) im Sommer 1187, als jener sich mit dem Bischof von Utrecht bekriegte. Jenseits der Verwandtschaft band sich Engelbert eng an die Erzbischöfe von Köln, namentlich Rainald von Dassel und Philipp von Heinsberg (dem er allerdings ebenfalls durch Verwandtschaft verbunden war). Dies belegt sein häufiges Erscheinen in erzbischöflichen Urkunden. Auch beteiligte er sich an einem von Rainald geschmiedeten Bündnis gegen Heinrich den Löwen (1142-1189 Herzog von Sachsen, ab 1156 auch Herzog von Bayern) und stand später im Konflikt des Heinsbergers mit Kaiser Friedrich I. auf der Seite des Erzbischofs. Diese Anlehnung an den Kölner Metropoliten zahlte sich für den Berger aus: Die Erzbischöfe revanchierten sich beispielsweise für die erwiesene Treue durch Privilegien für das bergische ‚Hauskloster‘ Altenberg.
Das Verhältnis zur Reichsgewalt war solange gut, bis der Kaiser sich daran machte, das Reichsgut am Niederrhein zu reaktivieren und die politische Situation am Niederrhein aktiv mitzugestalten (luxemburgisch-namurischer Nachfolgestreit 1180), wodurch die fragile ‚Balance of power‘ in der Region in Gefahr geriet. Dies musste zulasten der regionalen Potentaten gehen, die sich hinter Erzbischof Philipp scharten, der die Interessen des Niederrheins gegenüber dem Kaiser energisch vertrat. Nach der Versöhnung zwischen Philipp und Friedrich auf dem Hoftag Jesu Christi im Jahr 1188 scheint sich auch der regionale Adel dem Kaiser mehrheitlich wieder angenähert zu haben. Engelbert von Berg begab sich jedenfalls im Gefolge des Staufers auf den dritten Kreuzzug, der die Wiedereroberung Jerusalems und den Rückgewinn des Heiligen Kreuzes aus den Händen der Muslime zum Ziel hatte. Als der Kaiser im Juni 1190 in Kilikien starb, hatte Engelbert von Berg bereits das Zeitliche gesegnet. Er war Anfang Juli 1189 bei Braničevo (heutiges Banat) gestorben.
Die Frömmigkeit Engelberts ist nur in Ansätzen nachvollziehbar: Er unterstützte zwar in bergischer Tradition die Zisterzienser in Altenberg, führte jedoch mit den Johannitern auch eine am Niederrhein bis dahin nur schwach vertretene Ordensgemeinschaft ein. Jenem geistlichen Ritterorden stiftete er sogar eine Kapelle in seinem Herrschaftszentrum Burg an der Wupper. Vielleicht darf man Engelbert in der Tradition seines Vaters sehen, der mit der Stiftung Altenbergs ebenfalls seine Vorliebe für neue Frömmigkeitsformen demonstriert hatte. Sein Sohn Adolf III. setzte diese Praxis übrigens mit einer Stiftung für den Deutschen Orden fort. Auch die Kreuzzugsteilnahme Engelberts ist in einem familiären Kontext zu sehen: Wenngleich der dritte Kreuzzug anlassgebunden (Verlust Jerusalems und des Heiligen Kreuzes) zwar ohnehin zahlreiche Adelige des Rheinlands mobilisieren konnte, hatte Engelbert mit seinem älteren Halbbruder Adolf zusätzlich einen Verwandten als Vorbild, der bereits 40 Jahre zuvor das Kreuz genommen hatte. Auch sein Bruder Bruno, zur Zeit des Kreuzzugs Kölner Dompropst, hatte das Heilige Land mit eigenen Augen gesehen. Die Nähe der bergischen Grafenfamilie zur Kreuzzugsbewegung beziehungsweise zu einer aktiven Heilig Land-Frömmigkeit ist gerade in der Generation Engelberts deutlich erkennbar.
Sein Sohn und Nachfolger Adolf III. von Berg (Regierungszeit 1189-1218), der seinen Vater sehr verehrte, bezeichnete Engelberts Herrschaft als eine Zeit, die von „Erhabenheit und Ehre“[1] geprägt war. Nüchtern betrachtet hinterließ der Berger eine herrschaftlich gut durchdrungene Grafschaft Berg, die als solide Grundlage für weitere Expansion dienen konnte. Zudem nahm er eine klare politische Orientierung seiner Grafschaft auf das Rheinland vor und setzte bergische Traditionen in den Bereichen Herrschaft und Frömmigkeit fort.
Literatur
Berner, Alexander, Kreuzzug und regionale Herrschaft: die älteren Grafen von Berg 1147-1225, Köln 2014.
Kraus, Thomas R., Die Entstehung der Landesherrschaft der Grafen von Berg bis zum Jahre 1225, Neustadt an der Aisch 1981.
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Berner, Alexander, Engelbert, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/engelbert/DE-2086/lido/5933cd190ac336.84913912 (abgerufen am 07.12.2024)