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Franz Wilhelm Kauhlen führte maßgeblich die Reform des Gesundheitswesens in Kurköln durch und engagierte sich nicht nur für die medizinische Ausbildung, sondern auch für die medizinische Aufklärung der einfachen Bevölkerung.
Franz Wilhelm Kauhlen wurde am 27.1.1750 in Hemmerden (heute Stadt Grevenbroich) geboren. Durch außergewöhnlich gute Leistungen fiel der Sohn eines wohlhabenden katholischen Bauern bereits in der Schule in Elsen (heute Stadt Grevenbroich) auf. Nach dem Besuch des Jesuitengymnasiums in Neuss nahm er zwischen 1768 und 1770 an philosophischen Klassen im Laurentianergymnasium in Köln teil, wo er anschließend an der Universität ein Theologiestudium aufnahm. Da ihm dieses Studium jedoch nicht gefiel, begann er bereits 1771 an der reformierten Universität Duisburg ein Medizinstudium. Am 4.3.1774 promovierte er bei dem berühmten Arzt Johann Gottlob Leidenfrost (1715-1794) mit einer selbstständig verfassten Arbeit – damals durchaus keine Selbstverständlichkeit – über die Mineralquelle von Roisdorf bei Bonn.
Nach einer Station an der Universität in Straßburg, wo er seine medizinischen Kenntnisse in der Theorie, aber vor allem in der Praxis erweiterte, ließ er sich 1775 in Bonn als Arzt nieder. Bereits am 2.1.1776 hielt er im Clementinischen Lehrhaus die ersten medizinischen Vorlesungen in Bonn überhaupt, die sich aber an Barbiergesellen, sogenannte Wundärzte, richteten. 1777 wurde er zum Titularhofrat und 1782 zum Garnisonsarzt ernannt.
Max Braubach vermutet, sein schneller Aufstieg in der Residenzstadt sei nur durch mächtige Fürsprecher möglich gewesen.[1] Für diese Vermutung spricht auch seine Heirat mit der zehn Jahre älteren Anna Maria Kaufmann (1740-1795) am 6.7.1777, einer Tochter des ehemaligen Ratsbürgermeisters Peter Joseph Kaufmann (1702-1767) und Schwester des 1777 amtierenden Schöffenbürgermeisters Mathias Joseph Kaufmann (1751-1811). Damit gehörte Kauhlen einer einflussreichen und hochangesehenen Bonner Familie an. Am 27.5.1778 wurde in St. Remigius zu Bonn der erste Sohn Lambertus Joseph getauft, am 12.11.1779 Franz Wilhelm, am 29.3.1781 Maria Agnes Augusta und am 27.4.1782 Matthias Joseph Franz.
An der 1777 neu begründeten Bonner Akademie war er der einzige Vertreter der Medizin. Sein Gehalt in Höhe von jährlich 100 Reichstalern war ausgesprochen kärglich bemessen. In den nachfolgenden Jahren beschwerte sich Kauhlen auch regelmäßig über sein im Vergleich zu den anderen Medizinprofessoren geringes Gehalt, das jedoch nur einmal – 1783 – erhöht wurde. Weitere Forderungen nach Erhöhungen wurden mit der Begründung abgelehnt, er verdiene bereits genug mit seiner ausgedehnten medizinischen Praxis, die zulasten seiner Lehrtätigkeit ginge.
Bis 1781/1782 wurden seine Vorlesungen nur von wenigen Studenten besucht. Der Großteil der Zuhörer waren Barbiergesellen, für deren Ausbildung er sich sehr einsetzte. Erst nachdem die Zulassung des Medizinalrates eine zwingende Voraussetzung für die Ausübung medizinischer Tätigkeiten im Kurfürstentum wurde, nahmen die Studentenzahlen sprunghaft zu. 1783 wurde die medizinische Fakultät offiziell gegründet.
Kauhlen wurde Professor für Pathologie und medizinische Praxis an der am 20.-22.11.1786 feierlich eröffneten Universität zu Bonn. Bei der Eröffnungsfeier hielt er als Dekan der medizinischen Fakultät eine vielbeachtete Rede, in der er die Bedeutung logischen Denkens und Folgerns sowie genauen Beobachtens als Grundvoraussetzung für medizinisch-therapeutisches Arbeiten herausstellte und blinden Autoritätsglauben streng verurteilte. 1789/1790 amtierte er als dritter Rektor der jungen Bonner Universität.
Den praktischen Unterricht in innerer Medizin erteilte Kauhlen den Studenten in der Regel täglich im Lazarett der Garnison. Wie auch zwei weitere Professoren hielt er täglich von 8 bis 9 Uhr in seiner Wohnung freiwillig eine Armensprechstunde, der ebenfalls häufig Studenten beiwohnten. Von seinen Schülern ist der bekannteste der spätere Bonner Medizinprofessor Franz Gerhard Wegeler (1765-1848).
Neben dem akademischen Unterricht und seiner Tätigkeit als Arzt war Kauhlen auch als kurfürstlicher Medizinalrat tätig. Dem Medizinalrat gehörten die Professoren der medizinischen Fakultät an, von denen sich besonders Kauhlen um die Reformen im Kurfürstentum verdient machte. Hervorzuheben ist die Einführung von obligatorischen Prüfungen für alle medizinischen Berufe gemäß einem kurfürstlichen Edikt von 1779. Die Fakultät fungierte als Nachfolgerin des Medizinalrates und war seit dem 1.9.1787 für die Prüfung der Medizinalpersonen, die Visitationen der Apotheken und alle wissenschaftlichen und technischen Aspekte der Heilkunde zuständig.
Als „Tassilo“ wurde Eichhoff am 12.7.1782 in den Illuminatenorden aufgenommen, einer geheimen Organisation, die 1776 von dem Ingolstädter Professor Adam Weishaupt (1748-1830) gegründet worden war. Um 1780 entstanden überall im Reich Filialen dieses Ordens, der sich zum Ziel gesetzt hatte, die Aufklärung in allen Lebensbereichen zu fördern. Kauhlen war lange Jahre das einzige Mitglied aus der Bonner Universität und machte sich zeit seines Lebens für die Aufklärung und gegen blinden Autoritätsglauben stark.
Kauhlen kann kaum als Gelehrter bezeichnet werden, da er trotz seiner langjährigen Tätigkeit als Professor nur wenige wissenschaftliche Abhandlungen veröffentlichte und sich keinem medizinischen Teilgebiet besonders widmete. Zudem richteten sich die meisten seiner Veröffentlichungen an medizinische Laien, wie zum Beispiel die „Abhandlung über die Ruhr“ von 1787, die er in Auszügen im Bönnischen Intelligenzblatt abdrucken ließ.[2] Er war ein leidenschaftlicher und guter Arzt, der als klinischer Lehrer große Anerkennung genoss. Seine Lehrtätigkeit und Methoden, gar seine Eignung als Universitätsprofessor wurden jedoch von einzelnen Fachkollegen infrage gestellt.[3]
Kauhlens Charakter wird von Wilhelm von Humboldt (1767-1835), der Bonn im Jahr 1788 besuchte, wie folgt beschrieben: „Er ist ein Mann ohne alle leeren Höflichkeitszeremonien, geradezu, aber äußerst dienstfertig und gefällig. Er spricht wenig [...]“[4]. In einer Ode des kurkölnischen Hofrates Bernhard Maria Altstätten (geboren 1744) wird Kauhlen als „bieder“, aber auch als Denker charakterisiert.
1793 brach unter den in Königswinter stationierten preußischen und österreichischen Truppen eine heftige Fleckfieberepidemie aus. Kauhlen und sein Kollege Wegeler reisten zu den Truppen, um die Seuche näher zu untersuchen. Beide Mediziner erkrankten am Flecktyphus. Während Wegeler schnell genas, starb Franz Wilhelm Kauhlen daran am 13.2.1793 in Bonn; begraben wurde er in der Pfarrkirche St. Remigius, die 1806 abgerissen worden ist.
Werke (Auswahl)
Dissertatio inauguralis medica in qua proponitur examen Fontis Mineralis soterii Roisdorffiensis prope Bonnam, Duisburg 1774.
Programm von den Hindernissen, die der Vervollkommung der Arzneigelehrtheit im Wege stehen, Bonn 1786.
Ueber die medizinische Einrichtung bei der Universität Bonn, in: Baldingers Medizinisches Journal 14 (1787), S. 35-38.
Abhandlung über die Ruhr, Bonn 1787.
_Werke online
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Auszug aus der Abhandlung über die Ruhr, in: Bönnisches Intelligenzblatt vom 25.9.1787, 2.10.1787, 9.10.1787, 16.10.1787, 23.10.1787 [22.9.2012]. [Online]
Literatur
Braubach, Max, Die erste Bonner Universität und ihre Professoren. Ein Beitrag zur rheinischen Geistesgeschichte im Zeitalter der Aufklärung, Bonn 1947.
Kaufmann, Paul, Zur Geschichte der Familien Kaufmann aus Bonn und Pelzer aus Köln. Beiträge zur rheinischen Kulturgeschichte, Bonn 1897.
Niesen, Paul, Bonner Personenlexikon, 3. Auflage; Bonn 2011, S. 237.
Wolff, Hannemarie, Die Medizinische Fakultät der Kurfürstlichen Akademie und Universität zu Bonn (1777-98). Ein Beitrag zur Geschichte des Medizinalwesens im ErzstiftKöln, in: Bonner Mitteilungen 19/20 (1940), S. 1-121.
Online
Franz Wilhelm Kauhlen 1750-1793. Der „Endecker“ des Roisdorfer Mineralbrunnens [22.9.2012]. [Online]
Wilhelm von Humboldt, Gesammelte Schriften, Band 14, Tagebücher, hrsg. von Albert Leitzmann, Berlin 1916 [6.1.2013]. [Online]
- 1: Braubach, Bonner Universität und ihre Professoren, S. 161.
- 2: Bönnisches Intelligenzblatt vom 25.9.1787, 2.10.1787, 9.10.1787, 16.10.1787 und 23.10.1787, online: http://s2w.hbz-nrw.de/ulbbn/periodical/pageview/410017 [22.9.2012].
- 3: Wolff, Die Medizinische Fakultät der Kurfürstlichen Akademie, S. 50.
- 4: Wilhelm von Humboldt, Gesammelte Schriften, Band 14, Tagebücher, S. 50 [6.1.2013].
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Schlöder, Christian, Franz Wilhelm Kauhlen, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/franz-wilhelm-kauhlen/DE-2086/lido/57c93333a170a7.38878960 (abgerufen am 09.10.2024)