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Duisburg entstand auf einem hochwasserfreien Ausläufer der Niederterrasse an der Mündung der Ruhr in den Rhein am Prallufer des Rheins und am Ausgangspunkt des Hellwegs. Im Kernbereich ist seit dem 1. Jahrhundert eine kontinuierliche, zunächst römische, ab dem 5. Jahrhundert fränkische Besiedlung feststellbar. Ausgangspunkt der Stadtwerdung war ein im 8. Jahrhundert gegründeter, im 10. Jahrhundert zur Pfalz ausgebauter fräkisch-karolingischer Königshof. Die um 1000 anzusetzende Rheinverlagerung beeinträchtigte den Fernhandel als Quelle eines beachtlichen Wohlstandes zunächst nicht. Nachdem der Rheinhandel im 15. Jahrhundert zum Erliegen gekommen war, bekam seit dem 17. Jahrhundert und verstärkt ab 1826 die Lage am Rhein wieder maßgebliche Bedeutung für die Duisburger Wirtschaft.
Als Pfalzort war Duisburg Königsstadt bis zur 1290 erfolgten Verpfändung an die Grafschaft beziehungsweise das Herzogtum Kleve, dessen Schicksal Duisburg von nun an teilte. 1609/1614 kam es an Brandenburg-Preußen, ebenso wie die späteren Stadtteile Ruhrort, Meiderich, Hamborn und Walsum. Der Süden mit Huckingen und Mündelheim – außer der Duisburger Exklave Wanheim-Angerhausen – gehörte zum Amt Angermund im Herzogtum Berg. Die Keimzelle von Ruhrort war eine bald nach 1371 angelegte Zollstelle auf einer Landspitze („Ort") an der Ruhrmündung. Die als „Freiheit", seit 1473 als Stadt bezeichnete Fischer- und Handwerkersiedlung bekam 1716 einen Hafen, der zu ihrer wichtigsten Erwerbsgrundlage und schließlich, mit den Duisburger Anlagen vereinigt, zum größten Binnenhafen Europas wurde.
Die übrigen vormals selbständigen Stadtteile, zumeist bis ins 9./10. Jahrhundert zurückzuverfolgen, waren bis zum Beginn der Industrialisierung vorwiegend landwirtschaftlich geprägte Siedlungen. Die linksrheinischen Orte gehörten zur Grafschaft Moers und fielen mit dieser 1600 an Oranien-Nassau, 1702 an Preußen, bis auf einen Teil von Kaldenhausen, der zum Kurfürstentum Köln gehörte. Alle linksrheinischen Orte gelangten 1801 an Frankreich, die rechtsrheinischen 1806 an das Großherzogtum Berg. 1816 kamen die Bürgermeisterei Friemersheim sowie der Duisburger Süden mit Huckingen und Mündelheim als Teil der Bürgermeisterei Angermund zum Regierungsbezirk Düsseldorf, das übrige Gebiet zum Regierungsbezirk Kleve in der Provinz Jülich-Kleve-Berg. Seit 1822 gehörte das ganze heutige Stadtgebiet zum Regierungsbezirk Düsseldorf in der preußischen Rheinprovinz.
Die Bevölkerungszahl der spätmittelalterlichen Stadt kann auf 2.000-3.000 geschätzt werden. Sie stieg bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts auf circa 5.000, bis 1850 auf knapp 12.000, bis 1905 auf über 110.000 und 1905 durch die Vereinigung mit Ruhrort und Meiderich auf 183.000 an. Hamborn, vormals aus einigen verstreuten Bauerschaften um eine Prämonstratenserabtei bestehend, wuchs durch die Industrialisierung explosionsartig von circa 2.500 Einwohnern im Jahr 1850 auf 102.000 im Jahr 1911 (Verleihung der Rheinischen Städteordnung) und 132.000 im Jahr 1929. 1929 wurden die Stadt Hamborn sowie Teile des Amtes Angermund mit den Gemeindeverbänden Huckingen und Mündelheim sowie der Ortschaft Rahm als so genannter „Duisburger Süden" mit Duisburg vereinigt, die Einwohnerzahl stieg dadurch von 277.000 auf 441.000, 1958 wurden die 500.000 überschritten. 1975 wurden die Städte Rheinhausen - 1923 entstanden aus den Bürgermeistereien Friemersheim und Hochemmerich (1934 Stadt) - Homberg (1921 Stadt) und Walsum (1958 Stadt) sowie die Gemeinde Rumeln-Kaldenhausen und der Ort Baerl aus der Gemeinde Rheinkamp in Duisburg eingegliedert. Die Bevölkerungszahl wuchs dadurch auf 607.000. Im Jahr 2006 wurde die Zahl von 500.000 Einwohnern wieder unterschritten.
Die Reformation setzte sich um Mitte des 16. Jahrhunderts eher langsam durch. Erst durch Flüchtlinge aus den Niederlanden und zeitweise England wurde die Stadt zunehmend calvinistisch geprägt. 1816 waren circa 73 Prozent der Bevölkerung evangelisch. Erneute Zuwanderungen zur Zeit der Industrialisierung und nach dem Zweiten Weltkrieg führten zu einem leichten Übergewicht der Katholiken. Auch die von 1655 bis 1818 bestehende Universität war calvinistisch ausgerichtet, wurde aber in geringer Zahl auch von Mitgliedern anderer Konfessionen und von Juden besucht.
Eine seit dem 12. Jahrhundert erwähnte jüdische Gemeinde bestand bis zum Pestjahr 1349/1350. Seit dem 15. Jahrhundert werden wieder Juden in Duisburg erwähnt. Eine Synagogengemeinde entstand aber erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts wieder, die bis 1944 wiederum ausgelöscht wurde. 1816 betrug der Anteil der Juden an der Bevölkerung 0,68 Prozent, 1928 circa 0,8 Prozent. Seit den 1990er Jahren hat die Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen durch Zuwanderung vor allem russischer Juden größeren Zuwachs erhalten. Etwa 8 Prozent der Einwohner bekennen sich zum Islam.
Nachdem der seit dem 14. Jahrhundert zurückgehende Fernhandel im 15. Jahrhundert zum Erliegen gekommen war, wurde Duisburg zur Ackerbürger- und Handwerkerstadt. Mit der Einrichtung einer regelmäßigen Schiffsverbindung in die Niederlande (Börtschifffahrt) im Jahr 1674 belebte sich die Wirtschaft wieder. Aus dem Handel vor allem mit Kolonialwaren entwickelten sich ein bedeutendes Speditionswesen sowie Textil-, dann Tabak- und Zuckerfabriken als wichtigste Wirtschaftsfaktoren, bevor seit 1824 die chemische, ab der Mitte des 19. Jahrhunderts die Metallindustrie die Wirtschaft dominierten. Mit dem Bau einer Kanalverbindung zum Rhein ab 1826 gewann der Rheinhandel wieder erhebliche Bedeutung. Die Verbindung zur Ruhr ermöglichte ab 1844 den Anschluss an den wachsenden Kohlehandel. Mit der Ausdehnung der Umschlaggüter auf Holz, Erze und vor allem Getreide nahm der Duisburger Hafen nach dem Ruhrorter den zweiten Platz unter den Rheinhäfen ein.
Im noch bedeutenderen Ruhrorter Hafen dominierte v.a. der Kohleumschlag, daneben der Schiffbau. Eine bedrohlich werdende Konkurrenzsituation führte schließlich 1905 zum Zusammenschluss zunächst der Häfen, dann auch der Städte Duisburg, Ruhrort und Meiderich. Seit 1846 an die Eisenbahn angeschlossen, wurde Duisburg in Verbindung mit den Häfen auch ein Eisenbahnknotenpunkt.
In Hamborn, Beeck und Meiderich begründeten die um 1856 festgestellten Steinkohlevorkommen die Montanindustrie als beherrschenden Faktor mit zahlreichen Schachtanlagen, Hochofen- und Stahlwerken bei extremem Wachstum innerhalb weniger Jahrzehnte. Auch linksrheinisch in Homberg und Rheinhausen erlangten der Bergbau und mit dem Kruppschen Hüttenwerk die Stahlindustrie fast absolute Dominanz. Infolge der Monostruktur der Wirtschaft entwickelte sich Duisburg seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer ausgesprochenen Arbeiterstadt, wovon noch die gegenwärtige Situation geprägt ist. Infolge der schon in den 1950er Jahren beginnenden Anwerbungen ergab sich ein Ausländeranteil, der von circa 10 Prozent im Jahr 1975 auf gegenwärtig über 15,2 Prozent anstieg. Türken stellen gegenwärtig mit circa 12 Prozent den größten Ausländeranteil an der Stadtbevölkerung.
Die wirtschaftliche Monostruktur hatte eine hohe Konjunkturempfindlichkeit mit extremer Arbeitslosigkeit und politischer Radikalisierung während der Weltwirtschaftskrise zur Folge. Wegen der kriegsrelevanten Industrien und Transportwege kam es zum Einsatz von zahlreichen Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen sowie zu schweren Zerstörungen durch Luftangriffe während des Zweiten Weltkriegs. Die erhöhte Nachfrage nach Kohle und Stahl führte zu einer kurzen wirtschaftlichen Blüte während der "Wirtschaftswunderzeit", bevor seit den 1960er Jahren die meisten Werke der Montanindustrie nach und nach stillgelegt wurden, zum Teil von spektakulären Arbeitskämpfen begleitet wie ab 1987 in Rheinhausen. Gleichwohl kommt noch mehr als die Hälfte des in Deutschland produzierten Roheisens und ein Drittel des Rohstahls aus Duisburg. Die letzte Zeche der ehemaligen „Stadt Montan" in Walsum wurde 2008 geschlossen. Die Ansiedlung neuer Unternehmen, etwa der Logistik und der Mikroelektronik, gelingt nur allmählich, der Strukturwandel mit hoher Arbeitslosigkeit (2007: 13,4 Prozent) und großen Finanzproblemen dauert an.
Eine kurze wissenschaftliche Blüte im 16. Jahrhundert mit Gerhard Mercator und anderen Gelehrten und die von 1655 bis 1818 bestehende Universität, die aber nur begrenzte Bedeutung erlangte, brachte der Stadt gleichwohl den Titel „duisburgum doctum" ein. Die 1972 als Gesamthochschule begründete neue Universität wurde 2003 mit der Universität Essen fusioniert. Aus privater Initiative entstand 1887 die Tonhalle, auch das 1912 errichtete Theater wurde überwiegend privat finanziert. Aus einer 1877 gegründeten privaten Kapelle sind die Duisburger Philharmoniker hervorgegangenen. In den 1920er Jahren erlebten das Theater mit Saladin Schmitt und der Theatergemeinschaft mit Bochum eine Blüte, ebenso das Musikleben. Mit Düsseldorf wurde 1955 der Vertrag über die Deutsche Oper am Rhein abgeschlossen.
1902 enststand aus einer privaten Sammlung prähistorischer Urnen ein historisches Museum, aus dem das heutige Kultur- und Stadthistorische Museum hervorging, mit einer bedeutenden Sammlung zu Gerhard Mercator. Das seit 1924 aufgebaute Kunstmuseum wurde 1964 als Wilhelm-Lehmbruck-Museum neu begründet und konzentriert sich auf moderne Skulptur und insbesondere das Werk Lehmbrucks. Ein Museum für Gegenwartskunst wurde 1999 in einem ehemaligen Mühlenwerk, der Küppersmühle, eingerichtet. 2009 wurde das private Kunstmuseum DKM eröffnet.
Literatur
Duisburger Forschungen. Schriftenreihe für Geschichte und Heimatkunde Duisburgs, Duisburg 1957ff.
Kleine Geschichte der Stadt Duisburg, Duisburg 1983, 4. Auflage Duisburg 1996.
Meyer, Friedrich Albert, Rheinhausen, 3 Bände, Neustadt a.d. Aisch 1956-1966.
Rheinischer Städteatlas Lieferung IV Nr. 21: Duisburg, bearb. von Joseph Milz, 2. Auflage, Köln/Bonn 1985
Rheinischer Städteatlas Lieferung XIII Nr. 70: Hamborn, bearb. von Michael A. Kanther, Köln/Bonn 1998.
Rheinischer Städteatlas Lieferung XV Nr. 83: Ruhrort, bearb. von Joseph Milz, Köln/Weimar/Wien 2003.
Rheinischer Städteatlas Lieferung XVII Nr. 92: Walsum, bearb. von Michael A. Kanther, Köln/Weimar/Wien 2008.
Roden, Günter von, Geschichte der Stadt Duisburg, Duisburg 1970-1974.
Online
Chronik und Geschichte der Stadt Duisburg (Website der Stadt Duisburg). [Online]
Website des Stadtmuseums Duisburg. [Online]
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Kraume, Hans Georg, Stadt Duisburg, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/stadt-duisburg/DE-2086/lido/57a1bb8b86e3d8.75533467 (abgerufen am 05.12.2024)