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Laura von Oelbermann gehörte zu den prominentesten und reichsten Kölner Frauen ihrer Zeit. Kennzeichen ihrer bemerkenswerten Persönlichkeit war ihr vielfältiges, großzügiges soziales Engagement und Mäzenatentum.
Die am 18.5.1846 in Köln am Altermarkt geborene Tochter des Bürstenwarenhändlerpaares Reinhold (1810-1852) und Emilie Nickel geborene Molineus (oder Molinus) (1807-1875) besuchte das Lyzeum der evangelischen Gemeinde. 1866 heiratete sie den reichen Kölner Kaufmann Emil Oelbermann (1833-1897), Besitzer eines Tuchgeschäfts und Teilhaber einer Tuchfabrik in Lennep (heute Stadt Remscheid). Aufgrund erfolgreicher Geschäfte mit amerikanischen Firmen war er in den 1850er Jahren in die USA ausgewandert und Mitgründer der Deutsch-amerikanischen Versicherungsgesellschaft geworden. Inwieweit er am Pelz- oder Sklavenhandel beteiligt war, ist bisher ungeklärt.
Laura Oelbermann folgte ihrem Ehemann nach New York. Nach der Geburt von drei Söhnen nahm das Ehepaar die amerikanische Staatsangehörigkeit an, kehrte aber 1878 nach Köln zurück. 1891 bezog die Familie ein von dem Architekten Hermann Otto Pflaume (1830-1901) errichtetes repräsentatives Stadtpalais am Hohenstaufenring 57 (heute Nr. 55). 1897 starb Emil Oelbermann. Nachrufe in deutschen wie amerikanischen Zeitungen bezeichneten ihn als wichtigen Exponenten deutsch-amerikanischer Handelsbeziehungen.
„Da stauten sich zu früheren Zeiten so um die Mittagsstunde vor ihrem großen Hause am Hohenstaufenring die Menschen, und wenn man einen Schutzmann erwischen konnte und ihn oder auf der Elektrischen den Schaffner fragte, was denn eigentlich los wäre, ob es einen Krawall gäbe oder einen Zusammenstoß, so wurde einem ziemlich von oben herab geantwortet, als ob man das wissen müßte: ‚de reiche Frau Oelbermann jeht aus’. Das war damals ein Ereignis.“[1]
Die Multimillionärswitwe gehörte mit Diener, Hausangestellten, Dienstmädchen und Köchin zu den reichsten Frauen Kölns – und zugleich zu den karitativ tätigsten. Nach dem Tod auch ihrer drei Söhne (1897, 1901, 1904) widmete sie viel Zeit und Geld der evangelischen Gemeinde, städtischen Institutionen wie auch Wohltätigkeitsvereinigungen. So war sie auch an der Gründung des Evangelischen Krankenhauses Köln-Weyertal 1898 maßgeblich beteiligt. Als Protektorin gewann sie die kirchlich aktive Kaiserin Auguste Victoria (1858-1921), unter deren Schirmherrschaft 1888 der „Evangelisch-Kirchliche Hilfsverein zur Bekämpfung des religiös-sittlichen Notstands“ gegründet worden war und die auch durch ihr karitativ-soziales Engagement in Kontakt zur christlich-sozialen Bewegung des evangelischen Theologen und Politikers Adolf Stoecker (1835-1909) stand.
Im Jahre 1900 regte Laura Oelbermann die Gründung der „Frauenhilfe des Evangelisch-kirchlichen Hilfsvereins Köln“ an, dessen Vorsitz sie 1908-1918 inne hatte. Nur Frauen konnten darin ordentliche Mitglieder werden, einige wenige Männer saßen mit im Vorstand. 1909 hatte der Frauenhilfsverein bereits 1.000 Mitglieder. Er betreute mit Diakonissen und ehrenamtlich wirkenden Frauen über 200 kranke Familien jährlich, organisierte Erholungsaufenthalte, vermittelte Heimarbeit und speiste Kinder. Damit die Familien sich selbst ernähren konnten, besorgten die Damen des Hilfsvereins Produktionsgeräte wie Nähmaschinen oder Werkzeug, richteten Nähschulen ein, ließen Nähunterricht erteilen und suchten Abnehmer für Heimarbeitsprodukte. 1906 betreute der Verein über 200 Familien, sieben Jahre später rund 250. Neben den Honoratiorengattinnen wirkten an diesem Projekt professionelle evangelische Krankenschwestern und Diakonissen mit.
Laura Oelbermann spendete für alle diese Zwecke allein im Jahr 1906 20.000 Mark, außerdem 25.000 Mark für ein neues Schwesternheim. Sie kümmerte sich um Betten, Hauswäsche und Kinderschuhe. Mit einer von ihr in Höhe von 1 Million Mark finanzierten Stiftung wurden ein Kinderhort, eine Kinderkrippe und ein Tagesheim für Kinder Not leidender oder kranker Eltern eingerichtet.
1906 nahm die Witwe wieder die deutsche Staatsangehörigkeit an. Ein Jahr später spendete sie aus dem Vermögen ihres zuletzt verstorbenen Sohnes 1 Million Mark für die auf Initiative der Kaiserin 1898 anlässlich der Reise des Kaiserpaares in das Heilige Land entstandene Kaiserin Auguste Victoria-Stiftung in Jerusaleum („Ölbergstiftung“), die eine Haushaltsschule und ein Hospiz ins Leben rief. Die Stiftungsurkunde wurde von Wilhelm II. (Regentschaft 1888-1918), der Kaiserin Auguste Viktoria, sämtlichen Prinzen und der Kaisertochter Prinzessin Victoria Luise (1892-1980) unterschrieben. Nicht zuletzt die Mitwirkung an diesem Projekt trug dazu bei, dass Laura Oelbermann von der Kaiserin ein Orden und noch am 15.8.1918 von Kaiser Wilhelm II. der Adelstitel verliehen wurde. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges unterstützte die patriotische Dame die „Heimatfront“, indem sie mit dem ihr eigenen Organisationstalent Gelder für die Kriegshilfe einwarb.
Neben der Nobilitierung wurden Laura Oelbermann vielfache Ehrungen durch die Verleihung von Orden und Medaillen zuteil; so wurde sie unter anderem mit dem Wilhelm Orden, dem Ölberg-Kreuz, dem Luisenorden Erster Klasse, dem Verdienstkreuz für Frauen und Jungfrauen in Gold, der Rot-Kreuz-Medaille, der Schwedischen Medaille in Gold für Kunst und Wissenschaft am blauen Bande, dem Verdienstkreuz für Kriegshilfe, dem Sachsen-Meiningschen Verdienstorden für Frauen und Jungfrauen in der Kriegsfürsorge, dem Ehrenzeichen für Kriegsfürsorge, dem Lippischen Kriegsverdienstkreuz und der Schaumburg-Lippischen Kriegs-Ehrenmedaille geehrt.
Laura Oelbermann starb am 3.6.1929. „Über alles gingen ihr die Kinder“, so der Nachruf im Kölner Stadtanzeiger. „Daß sie an einem Tage 12 oder 14 Besuche machte, war keine Seltenheit. So gut wie nie kam sie mit leeren Händen, sei es auch nur, dass sie den Bestand an Küchenvorräten auffrischte. Geradezu rührend ist ein Fall, wie sie sich bei der Frau eines Gefängnisbestraften dafür einsetzte, dass der aus der Haft Heimkehrende nicht vor verschlossene Tür kam, sondern ein mit liebevoller und verzeihender Hand gepflegtes Heim vorfand. Dabei hat sie selbst mitgewirkt, trotz des vierten Stockwerks Fleisch und Lebensmittel herbeizutragen, den Haushalt zum Teil neu einzurichten, die Kinder neu zu kleiden usw.“
Nach einer großen Trauerfeier in ihrem Haus wurde das gesamte Inventar einschließlich bedeutender Kunstwerke - darunter Gemälde von Arnold Böcklin (1827-1901), Camille Corot (1796-1875), Franz von Lenbach (1836-1904), Max Liebermann (1847-1935), Henri Rousseau (1844-1910) und anderen renommierten Künstlern - ihrem Wunsch gemäß am 11.12.1929 versteigert. In ihrem Testament aus dem Jahre 1928 hatte sie nicht nur soziale Einrichtungen, Bedürftige und ihre Bediensteten reichlich bedacht, sondern auch verfügt, dass ihre Villa als Wohn- und Aufenthaltsort für erwerbstätige Mädchen und Versammlungsraum für evangelische Jungfrauenvereine umgebaut werden solle. Bis Ende der 1960er Jahre wohnten hier berufstätige Frauen. Das Haus wurde Anfang der 1980er Jahre abgerissen. Die am 1.1.1930 anerkannte Laura und Emil Oelbermann-Stiftung mit dem Zweck der Kinder-, Jugend- und Waisenhilfe besteht bis heute.
Die Grabstätte für Emil und Laura Oelbermann auf dem Kölner Melaten-Friedhof hat der Düsseldorfer Künstler Karl Janssen (1855-1927) 1897 im neubarocken Stil gestaltet. Nach Beschädigungen, Verwitterung und Vernachlässigung wurde sie 2007/2009 restauriert. Im Kölner Rheinauhafen erinnert die Laura-von-Oelbermann-Promenade an die großzügige Mäzenin und Stifterin.
Quellen
Galerie Frau Laura von Olbermann, Köln: Besichtigung: 6.-10. Dezember 1929; Versteigerung: 11. Dezember 1929, Band 293 von Math. Lempertz'sche Kunstversteigerung, Kunsthaus Lempertz (Köln). [online]
Literatur
Franken, Irene, Von der Bürstenverkäuferin zur Millionärin, in: Franken, Irene, Frauen in Köln, Köln 2008, S. 143-144.
Sass, Anne, Wohlfahrt und Wohlstand. Laura Oelbermann zwischen protestantischer Hilfsarbeit und Luxusleben, in: Kölner Frauengeschichtsverein (Hg.), „10 Uhr pünktlich Gürzenich.“ Hundert Jahre bewegte Frauen in Köln, Münster 1995, S. 109-114.
Schmidt, Klaus, Laura Oelbermanns soziale Tatkraft, in: Schmidt, Klaus, Kölns kleine Leute. Geschichten und Porträts, Köln 2011, S. 133-135.
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Schmidt, Klaus, Laura von Oelbermann, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/laura-von-oelbermann/DE-2086/lido/5dc018ad4661e2.56554166 (abgerufen am 06.12.2024)