Evangelische Kirche im Rheinland

Evangelische Kirche im Rheinland mit Kirchenkreisen und Verteilung nach Bundesländern, 2007. (Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland)

1. Kirchlicher Strukturwandel in der französischen Zeit (1794-1815)

Die zahl­rei­chen lu­the­ri­schen und re­for­mier­ten Kir­chen­tü­mer im Be­reich der spä­te­ren Rhein­pro­vinz hat­ten zu­meist den Sta­tus ei­ner Min­der­hei­ten­kir­che, nur we­ni­ge bil­de­ten ei­ge­ne Lan­des­kir­chen aus und wur­den ob­rig­keit­lich ge­för­dert. Die Erz­stif­te Köln un­d Trier blie­ben rein ­ka­tho­lisch, wo­bei sich in Köln ei­ni­ge heim­li­che Ge­mein­den be­haup­ten konn­ten. In den Her­zog­tü­mern Jü­lich un­d Berg, für de­ren kon­fes­sio­nel­le Zu­stän­de sich der Ter­mi­nus von der (evan­ge­li­schen) „Kir­che un­ter dem Kreuz" eta­bliert hat, und im Her­zog­tum Kle­ve war im Cöll­ner ­Re­li­gi­ons­ver­gleich von 1672 ein fra­gi­ler In­ter­es­sen­ab­gleich zwi­schen dem ka­tho­li­schen Pfalz-Neu­burg und dem re­for­mier­ten Bran­den­burg ge­fun­den wor­den. Die fran­zö­si­sche Be­sat­zung seit 1794 för­der­te die re­li­giö­se To­le­ranz und brach­te die Gleich­be­rech­ti­gung der Kon­fes­sio­nen. Erst­mals durf­ten evan­ge­li­sche Got­tes­diens­te auch in ehe­dem rein ka­tho­li­schen Städ­ten frei aus­ge­übt wer­den. 

So er­hiel­ten 1802 die Evan­ge­li­schen in Köln die An­to­ni­ter­kir­che und in Aa­chen die An­na­kir­che zu­ge­wie­sen. Im glei­chen Jahr be­stimm­ten die „Or­ga­ni­schen Ar­ti­kel" für bei­de evan­ge­li­sche Kon­fes­sio­nen in den links­rhei­ni­schen De­par­te­ments die Bil­dung von Kon­sis­to­ri­al­kir­chen mit je­weils 6.000 See­len. Die­se ra­di­ka­le Ver­wal­tungs­re­form hat­te zwar kei­nen Be­stand, bahn­te aber den Weg für die an­schlie­ßen­de Ver­ein­heit­li­chung der kirch­li­chen Struk­tu­ren nach preu­ßi­schem Mus­ter. Auch der Ge­dan­ke ei­ner Uni­on zwi­schen Lu­the­ra­nern und Re­for­mier­ten wur­de in ein­zel­nen Ge­mein­den - zu­nächst noch er­folg­los - for­ciert.  

2. Die preußische Provinzialkirche I: Union und Agende (1815-1835)

Rasch er­folg­te der Zu­sam­men­schluss der evan­ge­li­schen Rhein­län­der zu ei­ner Kir­chen­pro­vinz der preu­ßi­schen Lan­des­kir­che mit dem Kö­nig als sum­mus epi­sco­pus. Ein be­reits 1814 ein­ge­rich­te­tes Kon­sis­to­ri­um in Düs­sel­dorf wur­de in den Fol­ge­jah­ren ge­mäß der Pro­vin­zen­glie­de­rung durch zwei ­Kon­sis­to­ri­en in Köln für Jü­lich-Kle­ve-Berg und in Ko­blenz für die Pro­vinz Nie­der­rhein er­setzt. Nach Auf­he­bung des Köl­ner Kon­sis­to­ri­ums 1826 ver­blieb Ko­blenz als kirch­li­cher Be­hör­den­sitz für die Rhein­pro­vinz; dort war auch fort­an der Dienst­sitz des Ge­ne­ral­su­per­in­ten­den­ten. 

Der Auf­ruf Kö­nig Fried­rich Wil­helms III. (Re­gent­schaft 1797-1840) zur Bil­dung ei­ner Uni­on 1817 stieß in den rhei­ni­schen Ge­mein­den auf brei­te Zu­stim­mung, we­ni­ger hin­ge­gen die Ein­füh­rung ei­ner als hoch­kirch­lich emp­fun­de­nen Agen­de für den Got­tes­dienst. Schwie­rig er­wies sich auch der Aus­gleich zwi­schen re­gio­na­ler Son­der­tra­di­ti­on und Herr­schafts­an­spruch der Ber­li­ner Zen­tra­le. In ei­nem zä­hen Kon­flikt zwi­schen Kul­tus­bü­ro­kra­tie und Syn­oden wur­de mit der rhei­nisch-west­fä­li­schen Kir­chen­ord­nung von 1835 ein trag­fä­hi­ger Kom­pro­miss ge­fun­den, der das pres­by­te­ri­al-syn­oda­le Ver­fas­sungs­prin­zip als Er­be vor al­lem der re­for­mier­ten Kir­chen am Nie­der­rhein weit­ge­hend be­wahr­te. Die Be­fug­nis­se der ein­zel­nen Ge­mein­de­pres­by­te­ri­en, der Kreis­syn­oden als mitt­le­rer Ebe­ne und der von ih­rem Prä­ses ge­lei­te­ten Pro­vin­zi­al­syn­ode wur­den un­ter­ein­an­der so­wie ge­gen­über den Ein­griffs­rech­ten der staat­li­chen Auf­sichts­be­hör­den (Kon­sis­to­ri­um so­wie Mi­nis­te­ri­um be­zie­hungs­wei­se seit 1850 der Evan­ge­li­sche Ober­kir­chen­rat in Ber­lin) klar de­fi­niert. Ein Ge­ne­ral­su­per­in­ten­dent fun­gier­te als geist­li­cher Lei­ter, bis 1877 war er gleich­zei­tig Lei­ter des Kon­sis­to­ri­ums. 

Stolberger Gesangbuch, 1802. (Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland)

 

Für den theo­lo­gi­schen Nach­wuchs ge­wann die 1818 ge­grün­de­te Uni­ver­si­tät Bonn rasch an Be­deu­tung. Im­pul­se aus der Er­we­ckungs­be­we­gung führ­ten­ zu ver­stärk­tem En­ga­ge­ment in der Äu­ße­ren Mis­si­on (zum Bei­spiel Ber­gi­sche Bi­bel­ge­sell­schaft 1814, Rhei­ni­sche Mis­si­ons­ge­sell­schaft 1828). Im Be­reich der In­ne­ren Mis­si­on er­wies sich das um 1820 ein­ge­rich­te­te Dia­ko­nis­sen­amt (Graf Adel­berdt von der Re­cke-Vol­mer­stein (1791-1878) in Düs­sel­thal, Theo­dor Flied­ner in Kai­sers­werth) als zu­kunfts­fä­hi­ge Lö­sung.

Der ter­ri­to­ria­le Zu­schnitt der rhei­ni­schen Kir­che blieb fort­an recht sta­bil, so dass sie bis in die Ge­gen­wart über vier Bun­des­län­der hin­weg die Gren­zen der ehe­ma­li­gen Rhein­pro­vinz wi­der­spie­gelt. Zum Kir­chen­ge­biet tra­ten 1835 das ehe­ma­li­ge Her­zog­tum Lich­ten­berg um St. Wen­del so­wie 1866 im Zu­ge der preu­ßi­schen An­nek­ti­on von Hes­sen-Hom­burg das Ober­amt Mei­sen­heim. Die Ex­kla­ve um Wetz­lar ver­blieb auch nach de­ren Wech­sel zur Pro­vinz Hes­sen-Nas­sau 1932 kirch­lich beim Rhein­land. Erst 1937 wur­de der Land­kreis Bir­ken­feld, der bis­lang zum Land Ol­den­burg ge­hört hat­te, der Rhein­pro­vinz an­ge­glie­dert und in die Pro­vin­zi­al­kir­che in­te­griert. Ein Ku­rio­sum bil­de­te die Zu­stän­dig­keit der rhei­ni­schen Kir­che für die Ver­wal­tung des Lan­des Ho­hen­zol­lern, die erst 1950 an die würt­tem­ber­gi­sche Kir­che über­ging.

Diakonissenanstalt Kaiserswerth, Gemälde, um 1850. (Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland)

 

3. Die preußische Provinzialkirche II: In Treue fest zur Monarchie (1835-1918)

Die Loya­li­tät der Pfar­rerschaft und der ma­ß­geb­li­chen evan­ge­li­schen Krei­se zur Ho­hen­zol­lern­mon­ar­chie war über die Re­vo­lu­ti­on von 1848/ 1849 hin­aus bis zum No­vem­ber 1918 un­ge­bro­chen. Hin­ge­gen fand die rhei­ni­sche Kir­che auf die Her­aus­for­de­run­gen der So­zia­len Fra­ge kei­ne ad­äqua­te Ant­wort. So er­schöpf­te sich die Re­ak­ti­on auf die ra­pi­de an­wach­sen­den Ge­mein­den in den Bal­lungs­räu­men weit­ge­hend in ei­ner in­ten­si­ven Bau­ak­ti­vi­tät. Nie sind für bei­de Kon­fes­sio­nen mehr Kir­chen als zwi­schen 1860 und 1914 er­rich­tet wor­den. Die neo­go­ti­schen und neo­ro­ma­ni­schen Bau­ten prä­gen trotz man­cher Kriegs­ver­lus­te das Bild vie­ler rhei­ni­scher Kom­mu­nen bis heu­te. Der zu­neh­men­den Ent­kirch­li­chung - seit 1880 ist der Abend­mahls­be­such auf un­ter 10 Pro­zent ge­sun­ken- nicht nur der Ar­bei­ter­schaft ver­moch­te dies nicht ent­ge­gen zu wir­ken.

Das 1893 er­schie­ne­ne Rhei­nisch-West­fä­li­sche Ge­sang­buch be­deu­te­te ei­nen wei­te­ren Schritt für die Aus­ge­stal­tung der Uni­on, letzt­lich auch zu ei­ner An­glei­chung der Got­tes­dienst­pra­xis in al­len Re­gio­nen der rhei­ni­schen Kir­che. Span­nun­gen zwi­schen Ver­tre­tern der li­be­ra­len Theo­lo­gie und ih­ren be­kennt­nis­ori­en­tier­ten so ge­nann­ten „po­si­ti­ven" Geg­nern durch­zo­gen un­ter­schwel­lig die Pro­vin­zi­al- und Kreis­syn­oden und fan­den sich in den je­wei­li­gen kirch­li­chen Pres­se­or­ga­nen wi­der­ge­spie­gelt. Reichs­wei­te Auf­merk­sam­keit er­reg­te der so ge­nann­te „Fall Ja­tho", als der Köl­ner Pfar­rer Carl Ja­tho (1851-1913) 1911 von ei­ner kirch­li­chen Spruch­kam­mer we­gen Irr­leh­re sei­nes Am­tes ent­ho­ben wur­de.

Das kirch­li­che Ver­eins­we­sen ge­lang­te im 19. Jahr­hun­dert zu sei­ner vol­len Aus­prä­gung: Jüng­lings­ver­ei­ne, die Rhei­nisch-West­fä­li­sche Ge­fäng­nis­ge­sell­schaft, der Rhei­ni­sche Haupt­ver­ein des Gus­tav-Adolf-Ver­eins und die Evan­ge­li­sche Frau­en­hil­fe sei­en ex­em­pla­risch her­aus­ge­grif­fen. 1849 wur­de in Bonn (seit 1851 in Lan­gen­berg) der Rhei­ni­sche Pro­vin­zi­al­aus­schuss für In­ne­re Mis­si­on ge­grün­det, der die ver­schie­de­nen Fa­cet­ten dia­ko­ni­scher Ar­beit bün­del­te. Er wur­de 1963 mit dem Evan­ge­li­schen Hilfs­werk zum Dia­ko­ni­schen Werk zu­sam­men­ge­schlos­sen.

Bei Kriegs­aus­buch 1914 zeich­ne­ten sich ge­ra­de evan­ge­li­sche Geist­li­che durch theo­lo­gisch frag­wür­di­ge Kriegs­pre­dig­ten aus. Bis in den Herbst 1918 führ­ten rhei­ni­sche Pfar­rer Auf­klä­rungs- und Wer­be­vor­trä­ge et­wa zur Zeich­nung von Kriegs­an­lei­hen durch.

4. Der rheinische Protestantismus in der Weimarer Republik und im NS-Staat (1918-1945)

Evangelische Kreuzkirche am Kaiserplatz in Bonn, Außenansicht um 1896, Foto: Stengel & Co. (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland)

 

Das En­de der Mon­ar­chie be­deu­te­te auch das En­de de­s­ ­lan­des­herr­li­chen Kir­chen­re­gi­ments („Thron und Al­tar"). 1919 wur­de der Aa­che­ner Su­per­in­ten­den­t Walt­her Wolff z­um neu­en Prä­ses der Pro­vin­zi­al­syn­ode ­ge­wählt Er mo­de­rier­te er­folg­reich den Weg zur neu­en Kir­chen­ord­nung von 1923, die nun stär­ker die kirch­li­che Selbst­ver­wal­tung zum Aus­druck brach­te. So wur­de mit dem vom Prä­ses ge­lei­te­ten Pro­vin­zi­al­kir­chen­rat ein Ver­fas­sungs­ele­ment ent­wi­ckelt, das von Ver­tre­tern des Kon­sis­to­ri­ums und der Syn­ode ge­mein­sam be­schickt wur­de. Wolff nahm sich vor al­lem der Öf­fent­lich­keits­wir­kung des Pro­tes­tan­tis­mus an. Erst­mals fan­den Mas­sen­ver­an­stal­tun­gen wie die Rhei­ni­schen Kir­chen­ta­ge 1924 in Köln, 1926 in Es­sen und 1930 in Saar­brü­cken statt. Auf die ge­sell­schaft­li­chen Um­brü­che re­agier­te die Kir­che mit Spe­zia­li­sie­rung und ver­stärk­tem fi­nan­zi­el­len En­ga­ge­ment für die not­wen­di­ge Pro­fes­sio­na­li­sie­rung. Ar­beits­ge­bie­te wur­den nun­mehr durch Aus­schüs­se so­wie ei­gens ein­ge­rich­te­te Pfarr­äm­ter un­ter an­de­rem für so­zia­le Fra­gen, Ju­gend und Stu­den­ten­seel­sor­ge be­treut. Für die Theo­lo­gen­aus­bil­dung wur­de 1930 das ers­te rhei­ni­sche Pre­di­ger­se­mi­nar in Düs­sel­dorf er­rich­tet.

Walther Wolff, Porträtfoto. (Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland)

 

Die Kir­chen­wah­len vom 23.7.1933 wur­den von den Deut­schen Chris­ten (DC) do­mi­niert. Im Zu­ge der Gleich­schal­tung der Kir­chen der Alt­preu­ßi­schen Uni­on folg­te das kurz­le­bi­ge In­ter­mez­zo ei­nes evan­ge­li­schen Bis­tums Köln-Aa­chen un­ter Hein­rich Ober­heid (1895-1977). Als kirch­li­che Op­po­si­ti­on zum DC-Re­gi­ment for­mier­te sich seit Herbst 1933 die Be­ken­nen­de Kir­che (BK) mit dem Bru­der­rat als Lei­tungs­spit­ze. Vom 29.3. bis zum 1.5.1934 tag­te in der evan­ge­li­schen Kir­che von Bar­men-Ge­mar­ke die ers­te all­ge­mei­ne deut­sche Be­kennt­nis­syn­ode und ver­ab­schie­de­te die rich­tungs­wei­sen­de „Theo­lo­gi­sche Er­klä­rung von Bar­men". Ei­ne Grün­dung der BK war die Kirch­li­che Hoch­schu­le Wup­per­tal, die 1937 be­reits wie­der ver­bo­ten wur­de und nur noch il­le­gal wei­ter­ar­bei­ten konn­te.

Nach ei­ner Über­gangs­zeit der so ge­nann­ten Kir­chen­aus­schüs­se wur­de 1937 auch das rhei­ni­sche Kon­sis­to­ri­um, das 1934 von Ko­blenz nach Düs­sel­dorf um­ge­zo­gen war, auf Par­tei­li­nie ge­bracht. Bis zum Kriegs­aus­bruch, der al­lein schon durch die Ein­be­ru­fung von über 50 Pro­zent der rhei­ni­schen Pfar­rer, Hilfs­pre­di­ger und Vi­ka­re die in­ner­kirch­li­chen Kon­flik­te weit­ge­hend zum Er­lie­gen brach­te, wur­den nun ver­schärft po­li­tisch miss­lie­bi­ge Theo­lo­gen ge­gän­gelt und ver­folgt. Hier­bei wur­de die Ko­ope­ra­ti­on mit Ge­sta­po-Dienst­stel­len nicht ge­scheut, wie das Bei­spiel des 1939 im Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Bu­chen­wald er­mor­de­ten Di­cken­schie­der Pfar­rers Paul Schnei­der zeigt.

Sonderdruck der Barmer Zeitung, 1934. (Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland)

 

5. Neubeginn nach 1945

Noch im Mai 1945 bil­de­te sich in Düs­sel­dorf ei­ne vor­läu­fi­ge neue Kir­chen­lei­tung aus füh­ren­den Re­prä­sen­tan­ten der BK und ei­ni­gen po­li­tisch un­be­las­te­ten Ver­tre­tern des bis­he­ri­gen Kir­chen­re­gi­ments. Aus den ehe­ma­li­gen preu­ßi­schen Pro­vin­zi­al­kir­chen bil­de­ten sich in den fol­gen­den Jah­ren selb­stän­di­ge Lan­des­kir­chen. Auf der Syn­ode in Vel­bert vom 8.-13.11.1948 kon­sti­tu­ier­te sich die „Evan­ge­li­sche Kir­che im Rhein­land" (EKiR) mit dem bis­he­ri­gen Es­se­ner Su­per­in­ten­den­ten Hein­rich Held (1897-1957) als ers­tem Prä­ses. Ih­re „Ver­fas­sung" bil­de­te die 1952 ver­ab­schie­de­te ­neue Kir­chen­ord­nung.

Margarete und Paul Robert Schneider, Porträtfoto. (Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland)

 

Die rhei­ni­sche Kir­che en­ga­gier­te sich stark in der Bil­dungs­ar­beit (Grün­dung der Evan­ge­li­sche Aka­de­mie Mül­heim / Ruhr, Wie­der­er­öff­nung der Kirch­li­chen Hoch­schu­le Wup­per­tal, Grün­dung lan­des­kirch­li­cher Schu­len und In­ter­na­te) und der So­zi­al­po­li­tik (So­zi­al­ethi­scher Aus­schuss un­ter Fried­rich Kar­ren­berg (1904-1966). Kir­chen­in­tern wur­de die vol­le Gleich­be­rech­ti­gung der or­di­nier­ten Theo­lo­gin­nen im Pfarr­amt schlie­ß­lich 1975 er­reicht. Der ge­sell­schaft­li­che Plu­ra­lis­mus in der Ära von Prä­ses Joa­chim Beck­mann (Amts­zeit 1958-1971) und sei­ner Nach­fol­ger Karl Im­mer (Amts­zeit 1971-1981) und Ger­hard Brandt (Amts­zeit 1981-1989) spie­gel­te sich in den Kon­tro­vers­la­gen der EKiR un­mit­tel­bar wi­der. Ex­em­pla­risch be­nannt sei hier­für die von der rhei­ni­schen Lan­des­syn­ode 1980 be­schlos­se­ne Er­klä­rung „zur Er­neue­rung des Ver­hält­nis­ses von Chris­ten und Ju­den", die als An­stoß für zahl­rei­che an­de­re Lan­des­kir­chen und die Evan­ge­li­sche Kir­che Deutsch­lands (EKD) ins­ge­samt wirk­te.

Ak­tu­ell hat die EKiR cir­ca 2,9 Mil­lio­nen Ge­mein­de­glie­der in 777 Kir­chen­ge­mein­den. De­ren Pres­by­te­ri­en ent­sen­den Ab­ge­ord­ne­te in die Kreis­syn­oden, die wie­der­um Ver­tre­ter in die ein­mal jähr­lich ta­gen­de Lan­des­syn­ode schi­cken. Die­se wählt den Prä­ses und die üb­ri­gen Mit­glie­der der Kir­chen­lei­tung. Im Jahr 2006 be­trug der evan­ge­li­sche Be­völ­ke­rungs­an­teil im ge­sam­ten Ge­biet der Lan­des­kir­che 23,6 Pro­zent (zum Ver­gleich: 1905 be­trug er noch 29,1 Pro­zent).

Literatur

Con­rad, Joa­chim/Flesch, Ste­fan/Kurop­ka, Ni­co­le/Schnei­der, Tho­mas Mar­tin (Hg.), Evan­ge­lisch am Rhein. Wer­den und We­sen ei­ner Lan­des­kir­che, Düs­sel­dorf 2007.

Online

Aus­zug aus der Aus­stel­lung An­ver­trau­te Zeit - 150 Jah­re Ar­chiv der EKiR (In­for­ma­ti­on auf der Home­page der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land). [On­line]
Klei­ne Ge­schich­te der EKir (In­for­ma­ti­on auf der Web­site der Evan­ge­li­schen Kir­che im Rhein­land). [On­line]
Zeit­ta­fel zur Rhei­ni­schen Kir­chen­ge­schich­te (In­for­ma­ti­on des Ver­eins für Rhei­ni­sche Kir­chen­ge­schich­te e. V.). [On­line]

Siegel der Kirchlichen Hochschule Wuppertal.

 
Zitationshinweis

Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Beitrags die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.

Flesch, Stefan, Evangelische Kirche im Rheinland, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/evangelische-kirche-im-rheinland/DE-2086/lido/57d11b0c04fee3.27538800 (abgerufen am 05.12.2024)