Leonard Monheim

Schokoladenfabrikant (1830–1913)

Tanja Junggeburth (Bonn)

Leonard Monheim, Porträt, Gemälde, um 1905.

Leo­nard Mon­heim war ei­ne der prä­gen­den Per­sön­lich­kei­ten der deut­schen Scho­ko­la­den­in­dus­trie im 19. und frü­hen 20. Jahr­hun­dert.

Leo­nard Ma­ria Mon­heim wur­de am 16.6.1830 als neun­tes und jüngs­tes Kind des Apo­the­ker­s Jo­hann Pe­ter Jo­seph Mon­heim und des­sen Ehe­frau Lu­cia Do­ro­thea Emonts (1790–1848) in Aa­chen ge­bo­ren und ge­hör­te der drit­ten Ge­ne­ra­ti­on der Mon­heims in Aa­chen an. Sein Gro­ßva­ter An­dre­as Mon­heim (1750-1804) war aus Köln zu­ge­wan­dert, wo sich der Na­me Mon­heim seit dem 14. Jahr­hun­dert nach­wei­sen lässt.

An­dre­as Mon­heim hat­te den Be­ruf des Apo­the­kers er­lernt und En­de der 1770er Jah­re auf dem Hüh­ner­markt in Aa­chen die da­ma­li­ge Ad­lerapo­the­ke im Co­eberg­schen Stock­haus über­nom­men. Er war von Ok­to­ber 1797 bis März 1798 der letz­te Bür­ger­meis­ter der frei­en Reichs­stadt Aa­chen. Nach sei­nem Tod 1804 führ­te sein äl­tes­ter Sohn Jo­hann Pe­ter Jo­seph, Apo­the­ker, Che­mi­ker und Me­di­zi­nal­as­ses­sor so­wie Ab­ge­ord­ne­ter im Rhei­ni­schen Pro­vin­zi­al-Land­tag, die vä­ter­li­che Apo­the­ke – laut Tei­lungs­akt zwi­schen ihm, sei­ner Mut­ter und sei­ner Schwes­ter ab 1809 auf ei­ge­ne Rech­nung – wei­ter. Er grün­de­te 1830 un­ter der Fir­ma „J. P. J. Mon­heim" ein Dro­gen-en-gros-Ge­schäft, des­sen Wa­ren teil­wei­se in dem be­reits von sei­nem Va­ter ge­grün­de­ten La­bo­ra­to­ri­um her­ge­stellt wur­den, kauf­te 1830 das Gut Die­pen­be­n­den bei Aa­chen, in dem ei­ne Far­ben­fa­brik be­trie­ben wur­de, und grün­de­te 1833 ein Dro­gen- und Ma­te­ri­al­wa­ren De­tail­ge­schäft.

Leo­nard Mon­heim wur­de, da sein Va­ter durch sei­ne ver­schie­de­nen Tä­tig­kei­ten stark in An­spruch ge­nom­men und die Mut­ter in­fol­ge ei­nes Schlag­an­falls ge­sund­heit­lich ge­schwächt war, im Al­ter von et­wa zehn bis zwölf Jah­ren zu ei­nem Ka­plan nach Neu­werk (heu­te Stadt Mön­chen­glad­bach) ge­schickt, der ihn un­ter an­de­rem in Fran­zö­sisch und La­tein un­ter­rich­te­te. Im Al­ter von 16 Jah­ren trat er in das Dro­gen- und Ma­te­ri­al­wa­ren­ge­schäft sei­nes Va­ters ein und durch­lief ei­ne drei­jäh­ri­ge kauf­män­ni­sche Leh­re. Im An­schluss an sei­ne ge­schäft­li­che Aus­bil­dung ar­bei­te­te er vier Jah­re in gro­ßen Han­dels­häu­sern in Mainz so­wie in Frank­reich (Ly­on und Mar­seil­le), eig­ne­te sich um­fas­sen­de Sprach­kennt­nis­se an und be­such­te die ita­lie­ni­schen Städ­te Rom, Flo­renz und Ve­ne­dig. Bei sei­nem Prin­zi­pal in Mainz, der aus Ita­li­en stamm­te, oder auf sei­ner Rück­rei­se nach Aa­chen über Ita­li­en und die Schweiz lern­te Leo­nard Mon­heim die Scho­ko­la­den­pro­duk­ti­on ken­nen und ent­wi­ckel­te die Idee, den Um­satz der vä­ter­li­chen Apo­the­ke durch die Her­stel­lung von Scho­ko­la­de zu he­ben.

1853 kehr­te Leo­nard Mon­heim nach Aa­chen zu­rück und hei­ra­te­te am 8.9.1856 An­toi­net­te Merck­el­bach (1835–1913), mit der er fünf Kin­der hat­te. Ein Sohn und ei­ne Toch­ter star­ben noch im Säug­lings- be­zie­hungs­wei­se Kin­des­al­ter. Nach dem Tod des Va­ters über­nahm er 1857 aus des­sen Be­trie­ben die Dro­gen- und Ma­te­ri­al­wa­ren­hand­lung auf dem Hüh­ner­markt, sei­ne Brü­der Vic­tor Theo­dor (1813-1887) und Her­mann Jo­seph (1822-1892) führ­ten die Apo­the­ke be­zie­hungs­wei­se die Dro­gen­gro­ßhand­lung und das La­bo­ra­to­ri­um wei­ter. Ver­mut­lich auf der Grund­la­ge sei­ner Aus­lands­er­fah­run­gen glie­der­te Leo­nard Mon­heim dem Dro­gen- und Ma­te­ri­al­wa­ren­ge­schäft ei­nen Han­del mit Ko­lo­ni­al­wa­ren und Süd­früch­ten an und stell­te den Be­trieb so auf ei­ne brei­te­re Grund­la­ge. Im Hin­blick auf ei­ne wei­te­re Di­ver­si­fi­zie­rung des Sor­ti­ments und mit dem Ge­spür für zu­künf­ti­ge Markt­chan­cen stell­te er 1857 ei­nen Cho­co­la­tier aus Ita­li­en an, führ­te die hand­werk­li­che Her­stel­lung von Scho­ko­la­de ein und pro­du­zier­te für den lo­ka­len Markt rasch bis zu 400 Ta­feln Scho­ko­la­de am Tag.

1865 wur­den die Räu­me im Haus am Hüh­ner­markt, dem Stamm­haus der Fa­mi­lie Mon­heim, zu klein. Für die Pro­duk­ti­on wur­den zu­neh­mend (grö­ße­re) Ma­schi­nen er­for­der­lich, die Leo­nard Mon­heim aus Frank­reich, dem auf die­sem Sek­tor füh­ren­den Nach­bar­land, be­zog. Er ver­leg­te sein Ge­schäft in ein neu er­bau­tes Ge­schäfts­haus an der Ja­kob­stra­ße 8, ver­bes­ser­te in den fol­gen­den Jah­ren be­stän­dig die Fa­bri­ka­ti­ons­me­tho­den und wei­te­te die hand­werk­li­che Her­stel­lung von Scho­ko­la­de zum Fa­brik­be­trieb aus. Be­reits 1866 grün­de­te er die ers­te Fi­lia­le in Aa­chen. In­ner­halb der Scho­ko­la­den­in­dus­trie war Leo­nard Mon­heim zu­nächst of­fen­bar we­nig ver­netzt, zu­min­dest zähl­te er nicht zu den Grün­dungs­mit­glie­dern des 1877 kon­sti­tu­ier­ten Ver­ban­des Deut­scher Scho­ko­la­de-Fa­bri­kan­ten.

Im Sin­ne ei­ner suk­zes­si­ven Über­tra­gung un­ter­neh­me­ri­scher Ver­ant­wor­tung nahm Leo­nard Mon­heim 1890 sei­nen Sohn Her­mann Jo­sef (1868-1945) als Teil­ha­ber in die Fir­ma auf, der sich in ers­ter Li­nie dem Be­trieb der Scho­ko­la­den­fa­brik wid­me­te. Her­mann Jo­sef en­ga­gier­te sich zu­dem im Ver­band Deut­scher Scho­ko­la­de-Fa­bri­kan­ten. Am 1.7.1900 über­gab Leo­nard Mon­heim im Al­ter von 70 Jah­ren die Lei­tung des Un­ter­neh­mens an sei­ne Söh­ne, die die Fa­mi­li­en­tra­di­ti­on wei­ter­füh­ren soll­ten. Aus­sa­gen in der Fest­schrift zum 50-jäh­ri­gen Be­ste­hen der Fir­ma deu­ten frei­lich dar­auf­hin, dass er sich – wie vie­le frü­he­re Fir­men­chefs – nicht voll­stän­dig aus dem Un­ter­neh­men zu­rück­zog. Zwar war er „dem Na­men nach […] nicht mehr Teil­ha­ber der Fir­ma", aber den­noch wei­ter­hin „re­ge im Ge­schäf­te". Her­mann Jo­sef bau­te die vä­ter­li­che Un­ter­neh­mung in den fol­gen­den Jah­ren zum mo­der­nen und ex­port­ori­en­tier­ten in­dus­tri­el­len Groß­be­trieb aus. Leo­nard Mon­heims zwei­ter Sohn Ma­thieu (1878-1940) führ­te das Ko­lo­ni­al­wa­ren­ge­schäft des Va­ters un­ter der Fir­ma „Leo­nard Mon­heim und Sohn" wei­ter.

1903 er­folg­te die Grund­stein­le­gung für ei­nen mo­der­nen Fa­brik­bau am Stadt­rand von Aa­chen. Am 1.11.1904 be­schäf­tig­te Mon­heim 240 Mit­ar­bei­ter, 1907 war die Zahl auf 300 ge­stie­gen. Die Fir­ma Mon­heim pro­du­zier­te um die Jahr­hun­dert­wen­de un­ter an­de­rem die Mar­ken „El­i­ta", „Gran­dez­za" und „Er­quick Dich". Seit 1910 wur­de die Mon­heim­sche Scho­ko­la­de un­ter dem Mar­ken­na­men „Trumpf" ver­trie­ben.

Leo­nard Mon­heim starb am 23.1.1913 in Aa­chen. Sein un­ter­neh­me­ri­sches Le­bens­werk wur­de von sei­nen Nach­fah­ren wei­ter­ge­führt. Der Ehe­mann sei­ner Ur-En­ke­lin Ire­ne (ge­bo­ren 1927), der Un­ter­neh­mer und Kunst-Mä­zen Pe­ter Lud­wig, bau­te die Fir­ma Mon­heim zum füh­ren­den deut­schen und zeit­wei­se welt­weit grö­ß­ten Scho­ko­la­den- und Ka­kao­her­stel­ler aus und be­nann­te das Un­ter­neh­men spä­ter in „Lud­wig Scho­ko­la­de" um.

Literatur

Bir­ling, Hans, Trumpf bringt Freu­de, Mainz 1957.
Dam­blon, Hein­rich, 1857–1907. Fest­schrift zum 50jäh­ri­gen Be­ste­hen der Fir­ma Leo­nard Mon­heim Aa­chen, Aa­chen 1907.
Mon­heim, Fe­lix, J. P. J. Mon­heim 1786–1855. Apo­the­ker und Che­mi­ker, so­zi­al en­ga­gier­ter Bür­ger und Po­li­ti­ker zu Aa­chen, Aa­chen 1981.

Online

Zapp, Im­mo, "Mon­heim, Leon­hard", in: Neue Deut­sche Bio­gra­phie 18 (1997), S. 37–38. [On­line]
Vom ers­ten Tag an der Qua­li­tät und Viel­falt ver­pflich­tet(In­for­ma­tio­nen zur Fir­men­ge­schich­te auf der Home­page der Lud­wig Scho­ko­la­de GmbH & Co. KG). [On­line]

 
Zitationshinweis

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Junggeburth, Tanja, Leonard Monheim, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/leonard-monheim/DE-2086/lido/57c94fdc8a8148.95278487 (abgerufen am 11.11.2024)