Philipp von Pestel

Regierungspräsident von Düsseldorf, Oberpräsident der Rheinprovinz (1767?–1835)

Joachim Lilla (Krefeld)

Zeitgenössische Abbildung von Philipp von Pestel. (Österreichische Nationalbibliothek, PORT_00010655_01 POR MAG)

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Phil­ipp von Pe­s­tel dien­te der preu­ßi­schen Mon­ar­chie 1793–1806 als Steu­er-, Kriegs- und Do­mä­nen­rat in Min­den. Zwi­schen 1808 und 1813 stand er als ho­her Ver­wal­tungs­be­am­ter in Diens­ten des na­po­leo­ni­schen Kö­nig­reichs West­pha­len so­wie 1814 des Ge­ne­ral­gou­ver­ne­ments Berg und wech­sel­te 1815 wie­der in den preu­ßi­schen Staats­dienst. 1816 wur­de er der ers­te Re­gie­rungs­prä­si­dent des Re­gie­rungs­be­zirks Düs­sel­dorf und er­reich­te schlie­ß­lich 1831 mit dem Amt des Ober­prä­si­den­ten der Rhein­pro­vinz ein Spit­zen­amt in der preu­ßi­schen Staats­ver­wal­tung.

Phil­ipp Franz Wil­helm (von) Pe­s­tel wur­de am 11.10.1767[1] in Min­den in West­fa­len ge­bo­ren. Sei­ne El­tern wa­ren der preu­ßi­sche Kriegs- und Do­mä­nen­rat Carl Phil­ipp Pe­s­tel (1729–1791) und Jo­han­na Loui­se ge­bo­re­ne Kot­ze­bue. Die Fa­mi­lie war evan­ge­lisch und wur­de am 20.11.1786 durch Pa­tent vom 3.1.1787 no­bi­li­tiert.

Pe­s­tel er­hielt nach ei­ge­ner An­ga­be in sei­nen frü­hen Jah­ren teils pri­va­ten, teils öf­fent­li­chen Un­ter­richt, wech­sel­te 1784 zur Vor­be­rei­tung auf die Uni­ver­si­tät auf das Joa­chimst­hal­sche Gym­na­si­um in Ber­lin, das er drei­ein­halb Jah­re be­such­te mit Er­rei­chung der ers­ten Klas­sen. Ab 1788 stu­dier­te er drei Jah­re Rechts­wis­sen­schaf­ten und Ka­me­ra­lis­tik in Hal­le und kehr­te dann nach Min­den zu­rück, um sei­nen kran­ken Va­ter zu un­ter­stüt­zen. Un­ter des­sen An­lei­tung lern­te er den steu­er­rät­li­chen Dienst ken­nen. 1790 wur­de er Re­fe­ren­dar bei der Kriegs- und Do­mä­nen­kam­mer Min­den; Mit­te 1791 hat­te er of­fen­bar Ge­le­gen­heit, sich auch mit land­rät­li­cher Ar­beit ver­traut zu ma­chen. En­de 1791 wur­de er be­auf­tragt, in­te­ri­mis­tisch das steu­er­rät­li­che Of­fi­ci­um sei­nes in­zwi­schen ver­stor­be­nen Va­ters zu ver­wal­ten. Dar­in be­währ­te er sich und wur­de nach vier Mo­na­ten As­sis­tent des neu er­nann­ten Steu­er­rats.

Wäh­rend sei­nes Re­fe­ren­da­ri­ats führ­te er ver­schie­de­ne Kom­mis­sio­nen in der Pro­vinz durch und er­le­dig­te Auf­trä­ge in Kle­ve, Mark und Lin­gen. Am 15.11.1791 bat er um Zu­las­sung zum Ri­go­ro­sum; auf­grund ei­nes Gut­ach­tens der Prü­fungs­kom­mis­si­on vom 10.3.1792 wur­de er vom münd­li­chen Ex­amen be­freit, un­ter an­de­rem we­gen der durch den Tod des Va­ters be­dräng­ten La­ge der Fa­mi­lie und die Qua­li­tät sei­ner Ar­beit, die von prak­ti­schen Kennt­nis­sen zeug­te. Die Prü­fung leg­te er er­folg­reich am 20.3.1792 ab. Im Ja­nu­ar 1793 er­folg­te sei­ne Er­nen­nung zum Kriegs- und Do­mä­nen-Steu­er­rat in Min­den, zeit­wei­lig war er auch in Pa­der­born tä­tig.

Am 15.1.1798 hei­ra­te­te er in Min­den Char­lot­te von Hül­le­s­heim (1773–1810), Toch­ter des Kriegs- und Do­mä­nen­rats und Kam­mer­jus­ti­ti­ars Jo­hann Bern­hard von Hül­le­s­heim (1729-1806) und der An­na Wil­hel­mi­ne ge­bo­re­ne Hac­ci­us (1738-1830). 

Ei­ne dienst­li­che Be­ur­tei­lung Pe­s­tels aus dem Jahr 1800 be­schei­nigt ihm, er ha­be ein „rich­ti­ges Ur­teil, zeich­ne sich durch ei­ne klu­ge Lei­tung der Ge­schäf­te, Ord­nungs­lie­be und äu­ße­ren An­stand aus“.[2] Im Herbst 1804 wur­de er von sei­nem Amt als Steu­er­rat dis­pen­siert, blieb aber Kriegs- und Do­mä­nen­rat. Den Vor­schlag, Pe­s­tel En­de 1804 zum Vi­ze-Kam­mer­di­rek­tor zu er­nen­nen, lehn­te Kö­nig Fried­rich Wil­helm III. (Re­gent­schaft 1797-1840) ab. Pe­s­tel ver­blieb bis zum En­de der preu­ßi­schen Herr­schaft En­de 1806 auf sei­nem Pos­ten in Min­den.

Spä­ter trat er in den Dienst des Kö­nig­reichs West­pha­len. Im Ja­nu­ar 1808 wur­de er zum Prä­fek­ten des durch kö­nig­li­ches De­kret er­rich­te­ten De­par­te­ments der We­ser er­nannt. Die­ses De­par­te­ment hat­te sei­nen Sitz in Os­na­brück und be­stand aus den Ar­ron­dis­se­ments Os­na­brück, Min­den, Bie­le­feld und Min­den. Der Prä­fekt des De­par­te­ments hat­te zu­gleich die Un­ter­prä­fek­tur des Ar­ron­dis­se­ments Os­na­brück in­ne. 1811 en­de­te die Amts­zeit Pe­s­tels als Prä­fekt in Os­na­brück, ver­mut­lich im Zu­sam­men­hang mit der ge­biet­li­chen Ver­klei­ne­rung des De­par­te­ments, das sei­ne nörd­li­chen Tei­le an das Kai­ser­reich Frank­reich ab­zu­tre­ten hat­te. In der Fol­ge­zeit war Pe­s­tel Ge­ne­ral­in­ten­dant des öf­fent­li­chen Schat­zes des Kö­nig­reichs West­pha­len bis zu des­sen Auf­he­bung 1813.

Nach den Be­frei­ungs­krie­gen war Pe­s­tel 1814 zu­nächst Kriegs- und Do­mä­nen­rat und Di­rek­tor des Gou­ver­ne­ments­ra­tes des Ge­ne­ral­gou­ver­ne­ments Berg. Ab dem 3.7.1815 am­tier­te er als Or­ga­ni­sa­ti­ons­kom­mis­sar für den Re­gie­rungs­be­zir­k Ko­blenz, vom 20. No­vem­ber bis En­de 1815 in glei­cher Ei­gen­schaft für den Re­gie­rungs­be­zirk Köln; um die­se Zeit er­folg­te sei­ne Er­nen­nung zum Ge­hei­men Re­gie­rungs­rat. Durch Al­ler­höchs­te Ka­bi­netts­ord­re vom 16.1.1816 wur­de Pe­s­tel der ers­te Re­gie­rungs­prä­si­dent von Düs­sel­dorf, dem 1822 der Re­gie­rungs­be­zirk Kle­ve zu­ge­schla­gen wur­de.

Durch Al­ler­höchs­te Ka­bi­netts­ord­re vom 3.7.1831 zum Ober­prä­si­den­ten der Rhein­pro­vinz er­nannt, trat er die­ses Amt am 1. Sep­tem­ber an. Auf ei­ge­nen An­trag vom 11.4.1834 wur­de er zum 1.7.1834 in den Ru­he­stand ver­setzt. Pe­s­tel starb am 9.6.1835 auf Gut Un­ter­bach bei Düs­sel­dorf.

Quellen

Die Pro­to­kol­le des Preu­ßi­schen Staats­mi­nis­te­ri­ums 1817–1934/38, hg. von der Ber­lin-Bran­den­bur­gi­schen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten un­ter der Lei­tung v. Jür­gen Ko­cka u. Wolf­gang Neu­ge­bau­er (Ac­ta Bo­rus­si­ca NF Rei­he 1), Band 1: 19. März 1817 bis 30. De­zem­ber 1829, be­arb. v. Chris­ti­na Ra­th­ge­ber, Hil­des­heim [u.a.] 2001.

Literatur

Bär, Max, Die Be­hör­den­ver­fas­sung der Rhein­pro­vinz seit 1815, Bonn 1919, ND Düs­sel­dorf 1998.
Ro­meyk, Horst, Die lei­ten­den staat­li­chen und kom­mu­na­len Ver­wal­tungs­be­am­ten de­er Rhein­pro­vinz 1816–1945, Düs­sel­dorf 1994, S. 666.
Strau­bel, Rolf, Bio­gra­phi­sches Hand­buch der preu­ßi­schen Ver­wal­tungs- und Jus­tiz­be­am­ten 1740–1806/15, Band 2, Mün­chen 2009, S. 725. 

 
Zitationshinweis

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Lilla, Joachim, Philipp von Pestel, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/philipp-von-pestel/DE-2086/lido/6242c0c84cb374.68990538 (abgerufen am 26.04.2024)