Die Nachkriegszeit in Köln am Beispiel des Vorortes Höhenhaus

Willi Spiertz (Köln)
Veröffentlicht am 08.09.2016, zuletzt geändert am 28.08.2020

Lageplan Siedlung Neue Heimat, 1942. (Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland)

1. Einleitung

Im Mai 1940 wur­de Köln erst­mals Ziel ei­nes bri­ti­schen Luft­an­griffs. Wei­te­re Luft­an­grif­fe folg­ten, die sich ab 1941 zu Flä­chen­bom­bar­de­ments aus­wei­te­ten und am 30.5.1942 zu dem furcht­ba­ren „1.000-Bom­ber-An­grif­f“ mit 1.047 eng­li­schen Bom­bern auf Köln führ­te, der die Köl­ner In­nen­stadt in Schutt und Asche leg­te und 45.000 Men­schen ob­dach­los mach­te. Bis März 1945 hat­te die Köl­ner Be­völ­ke­rung ins­ge­samt 1.122 Flie­ger­alar­me zu er­dul­den, wo­bei min­des­tens 20.000 Zi­vil­per­so­nen star­ben. In­fol­ge der Bom­ben­an­grif­fe muss­ten vie­le ih­re Hei­mat­stadt ver­las­sen, so­dass im De­zem­ber 1944 in Köln nur noch 178.000 Men­schen von ehe­mals 770.000 leb­ten.

Seit An­fang Ok­to­ber 1940 wa­ren auch auf Hö­hen­haus und das be­nach­bar­te Dünn­wald Bom­ben ge­fal­len und hat­ten Ver­letz­te und To­des­op­fer ge­for­dert. Am 8.5.1944 star­ben durch ei­ne Luft­mi­ne auf der Leuch­t­er­stra­ße fünf Dünn­wal­der. In den Mo­na­ten Ju­li bis Sep­tem­ber 1944 und be­son­ders am 20. und 30.10.1944 gab es wei­te­re schwe­re Luft­an­grif­fe mit To­ten. Hö­hen­hau­ser Zeit­zeu­gen be­rich­te­ten von - of­fi­zi­ell nicht nach­weis­ba­ren - Tief­flie­gern, die auf Men­schen, so­gar auf spie­len­de Kin­der ge­schos­sen ha­ben sol­len. Nach ei­ner kur­zen Be­ru­hi­gung um die Jah­res­wen­de 1944/1945 ent­brann­ten in den ers­ten Mo­na­ten des Jah­res 1945 Ar­til­le­rie­schlach­ten in Hö­hen­haus. Auf der Ber­li­ner- und der Leuch­t­er­stra­ße ent­stan­den grö­ße­re Schä­den und Ver­lus­te, wo­bei zehn Per­so­nen star­ben. In den Gär­ten der Hö­hen­hau­ser Fin­nen­haus­sied­lung lan­de­te ein eng­li­scher Pi­lot, des­sen Flug­zeug von der deut­schen Ab­wehr ab­ge­schos­sen wor­den war. Das Ster­be­buch von St. Jo­hann Bap­tist ver­zeich­net un­ter dem 3. Ja­nu­ar, dem 8. und dem 14.4.1945 acht Hö­hen­hau­ser, die durch Flie­ger­an­grif­fe ums Le­ben ka­men. Be­son­ders tra­gisch war der Tod von drei Jun­gen im Al­ter zwi­schen sechs und neun Jah­ren, die am 6.5.1945 töd­lich ver­un­glück­ten, weil sie mit ei­ner ge­fun­de­nen Pan­zer­faust ge­spielt hat­ten. Am 13. und 14.3.1945 lag der Ort im Be­reich der letz­ten Ar­til­le­rie­kämp­fe. Pan­zer­wa­gen durch­fuh­ren die schma­len un­be­fes­tig­ten We­ge. Die letz­ten deut­schen Sol­da­ten muss­ten am 10. April den Rück­zug an­tre­ten. Ih­nen folg­te der Volks­sturm, der zum sinn­lo­sen Auf­bau von Pan­zer­sper­ren und zum Aus­he­ben von Ver­tei­di­gungs­grä­ben auf­ge­for­dert war. Am 14. April, kurz nach 14.00 Uhr, zo­gen die ers­ten Ame­ri­ka­ner in Hö­hen­haus ein. Noch bis zum 16. April leis­te­ten SS– und HJ–Kampf­trup­pen in den um­lie­gen­den Wald­ge­bie­ten Wi­der­stand.

2. Höhenhaus und die Finnenhaussiedlung Neue Heimat

Hö­hen­haus und Hö­hen­feld wa­ren bis auf die Hö­fe Schön­rath, Neu­rath und Rod­der­hof, der Ber­gi­schen Lö­wen­braue­rei, ei­ner Leim­fa­brik und ei­ner Gast­wirt­schaft bis zum Ers­ten Welt­krieg weit­ge­hend un­be­baut. Da­ne­ben gab es im Wei­den­bruch et­wa fünf und auf der Ber­li­ner Stra­ße die „Deng­ler­schen“ Häu­ser. Wäh­rend der Jah­re 1920 bis 1922 bau­te das „Carls­wer­k“ am Em­berg die ers­te Sied­lung. Der Em­berg-Be­bau­ung folg­ten 1931/1932 die GAG-Sied­lung Neu­rath, 1931-1934 die „Rand­sied­lun­g“ um Bir­ke­na­cker und Kie­fern­weg, die „Blu­men­sied­lun­g“, die „Pas­to­ren­sied­lun­g“ und 1937 die „Fluss­sied­lun­g“. Die Be­völ­ke­rungs­zahl stieg auf an­nä­hernd 7.000 Ein­woh­ner. Seit 1934 hei­ßen Hö­hen­haus und Hö­hen­feld of­fi­zi­ell „Köln-Hö­hen­haus“. Mit der Fin­nen­haus­sied­lung „Neue Hei­ma­t“ und wei­te­ren Be­bau­un­gen ent­wi­ckel­te sich, was den dann mit rund 14.000 Ein­woh­nern be­sie­del­ten Vor­ort Hö­hen­haus aus­mach­te.

Pfarrkirche St. Johann Baptist, Honschaftsstraße, 1940er Jahre. (Privatbesitz Alfred Kemp, Köln-Höhenhaus)

 

Über­all im Deut­schen Reich, wo die Bom­ben­an­grif­fe Häu­ser und Woh­nun­gen ver­nich­tet und Men­schen ob­dach­los ge­macht hat­ten, be­gann die na­tio­nal­so­zia­lis­ti­sche Reichs­füh­rung im Jah­re 1943 so­ge­nann­te „Kriegs­woh­nun­gen“ zu bau­en. Da­für wur­de auf Er­lass Adolf Hit­lers (1889–1945) das „Deut­sche Woh­nungs­hilfs­wer­k“ (DWH) ein­ge­rich­tet und dem Reichs­or­ga­ni­sa­ti­ons­lei­ter Ro­bert Ley, der gleich­zei­tig Lei­ter der Deut­schen Ar­beits­front (DAF) war, un­ter­stellt. Das DWH soll­te ein­fa­che ein­ge­schos­si­ge Be­helfs­bau­ten in Form von Wo­chen­end­häu­sern er­stel­len. Es ver­an­lass­te die ört­li­chen Bür­ger­meis­ter, Grund­stü­cke für den Sied­lungs­bau kos­ten­los zur Ver­fü­gung zu stel­len. Nach dem aus­drück­li­chen Wil­len Hit­lers wur­de noch im Ok­to­ber 1943 mit den Bau­ten, die bis En­de 1944 fer­tig­ge­stellt sein soll­ten, be­gon­nen. Ge­plant wa­ren min­des­tens ei­ne Mil­li­on Häu­ser. Im Köl­ner Haus der Gau­lei­tung trat am 26.11.1943 die Füh­rung des „Deut­schen Woh­nungs­hilfs­werks im Gau Köln-Aa­chen“ un­ter Lei­tung von Gau­lei­ter und Gau­woh­nungs­kom­mis­s­ar Jo­sef Grohé zu­sam­men, um über die Vor­ga­ben des DWH im Gau Köln-Aa­chen zu be­ra­ten. Bür­ger­meis­ter Ro­bert Bran­des (1899–1987) führ­te un­ter an­de­rem aus, dass vie­le Köl­ner Be­trie­be ih­ren bom­ben­ge­schä­dig­ten „Ge­folg­schafts­mit­glie­dern“ beim Bau der neu­en Hei­me be­hilf­lich sein woll­ten und die Stadt Köln Bau­land zur Ver­fü­gung ge­stellt ha­be. Im März 1944 mel­de­te die na­tio­nal­so­zia­lis­ti­sche Ta­ges­zei­tung „West­deut­scher Be­ob­ach­ter“ 500 im Bau be­find­li­che „Fin­nen­häu­ser“ in Köln. Zu die­sen zähl­te auch die Sied­lung „Neue Hei­ma­t“ in Köln-Hö­hen­haus, in die schon im Jah­re 1943 die ers­ten Aus­ge­bomb­ten aus Köln ein­ge­zo­gen wa­ren. Da­bei hat­te das DWH auf ein be­ste­hen­des Pro­jekt der im Mai 1940 von der DAF ge­grün­de­ten „Neue Hei­mat – Ge­mein­nüt­zi­ge Woh­nungs- und Sied­lungs­ge­sell­schaf­t“ zu­rück­ge­grif­fen. Die­se hat­te bald nach ih­rer Grün­dung die Fin­nen­haus­sied­lung in Hö­hen­haus ge­plant und zur Fi­nan­zie­rung ein Reichs­bau­dar­le­hen in Hö­he von rund 3,5 Mil­lio­nen RM auf­ge­nom­men. Als Bau­ge­biet stell­te die Stadt Köln das Are­al zwi­schen Zeisbusch-, Bir­ken-, Main- und Do­nau­weg zur Ver­fü­gung. Bau­be­ginn war ver­mut­lich noch im Jahr 1942. Da zu die­ser Zeit vie­le deut­sche Ar­beits­kräf­te zum Kriegs­dienst ein­ge­zo­gen wa­ren, be­dien­te sich die mit den Bau­ar­bei­ten be­auf­trag­te NS-Or­ga­ni­sa­ti­on „Tod­t“ ost­eu­ro­päi­scher Zwangs­ar­bei­ter und deut­scher KZ-Häft­lin­ge. Die pol­ni­schen Staats­bür­ger Ste­fan Kwiat­kow­ski (ge­bo­ren 1922) und Ta­de­usz Grzelak (ge­bo­ren 1923), die im Som­mer 1995 die Fin­nen­haus­sied­lung be­such­ten, be­rich­te­ten, dass sie 1942 nach Köln ver­schleppt wur­den und für die „III. SS-Baub­ri­ga­de“ Zwangs­ar­beit ver­rich­ten muss­ten, so auch im Herbst 1943 zum Bau der Fin­nen­haus­sied­lung in Hö­hen­haus. Dort ent­stan­den in Fer­tig­bau­wei­se dun­kel­braun ge­fir­niss­te, dop­pel­wan­di­ge, ein­ein­halb­stö­cki­ge Holz­häu­ser. Ei­ni­ge Häu­ser wa­ren be­reits be­zugs­fer­tig, als ein durch ei­nen feind­li­chen Flie­ger­an­griff ver­ur­sach­ter Groß­brand ei­ni­ge da­von so­wie Bau­tei­le, die sich auf dem La­ger am Lüt­zen­kir­cher Weg be­fan­den, ver­nich­te­te. Das ver­mut­li­che Her­kunfts­land des Ma­te­ri­als der Häu­ser so­wie der in Schwe­den und Finn­land üb­li­che Bau­stil er­klä­ren den heu­te ge­bräuch­li­chen Na­men „Fin­nen­haus­sied­lun­g“. Wäh­rend der ers­ten Jah­re ih­res Be­ste­hens, und für die äl­te­ren Be­woh­ner noch heu­te, hieß sie, ab­ge­lei­tet vom Na­men der Sied­lungs­ge­sell­schaft, ein­fach „Neue Hei­ma­t“. Er­klä­run­gen, die man hier und da in der Li­te­ra­tur fin­det, aber auch von Be­woh­nern der Sied­lung ver­brei­tet wer­den, die Holz­häu­ser sei­en ein Ge­schenk Nor­we­gens als Ent­schä­di­gungs­leis­tung für ein be­schä­dig­tes deut­sches U-Boot be­zie­hungs­wei­se der fin­ni­schen Re­gie­rung als Dank für deut­sche Hil­fe im rus­sisch-fin­ni­schen „Win­ter­krie­g“ 1939/1940 ge­we­sen, las­sen sich nicht be­le­gen. Mit Wir­kung vom 12.8.1954 an än­der­te die Ge­sell­schaft ih­ren Na­men und fir­mier­te fort­an un­ter „Rhein­land – Ge­mein­nüt­zi­ge Woh­nungs- und Sied­lungs­ge­sell­schaft mit be­schränk­ter Haf­tung Köln“. Am 16.10.1986 ist die Fin­nen­haus­sied­lung in die Denk­mal­lis­te der Stadt Köln ein­ge­tra­gen wor­den. Da­zu ge­hö­ren fol­gen­de Häu­ser: Dierather Weg Num­mern. 1–19, Höh­schei­der Weg Num­mern. 18–20, Im­ba­cher Weg Num­mern 1–9, 2–28, Lip­pe­weg Num­mern 40–44 (Stein­häu­ser), 43–77, 85–95, 46–64, 72–82, Lüt­zen­kir­cher Weg Num­mern 51–53, 2–16, 22–48, Main­weg Num­mern 86–92, Patt­schei­der Weg Num­mern 1–27, 2–24, Scha­ber­ger Weg Num­mern 1–12, 2–4, Wip­per­fel­der Weg Num­mern 3–9, 2–16, Zeisbusch­weg Num­mern 40–42. Man­che Zeit­ge­nos­sen se­hen die Sied­lung heu­te als ech­te At­trak­ti­on oder be­zeich­nen sie als „Mar­ken­zei­chen von Hö­hen­haus“, an­de­re fin­den sie „put­zi­g“, wäh­nen sich in ei­nem „Gra­tis-Frei­licht­mu­se­um“ oder so­gar in „Bul­ler­bü“.

Die Ver­ga­be der Häu­ser in der „Neu­en Hei­ma­t“, zum Teil noch im Roh­bau, er­folg­te noch wäh­rend des Krie­ges durch die Stadt Köln. Die aus­ge­bomb­ten Fa­mi­li­en, die aus al­len Stadt­tei­len ka­men, be­gan­nen un­ver­züg­lich da­mit, die un­fer­ti­gen Woh­nun­gen her­zu­rich­ten, bis gro­ße Köl­ner Fir­men, ins­be­son­de­re „West­wag­gon“ (Ver­ei­nig­te West­deut­sche Wag­gon­fa­bri­ken, Köln-Deutz), „Deutz Mo­to­ren“ (Klöck­ner-Hum­boldt-Deutz AG, Köln-Mül­heim) und „Ra­di­um“ (Ra­di­um Gum­mi­wer­ke, Köln-Dell­brück) die Fer­tig­stel­lung der Häu­ser für ih­re Werks­an­ge­hö­ri­gen in die Hand nah­men. Nun galt es, sich in der neu­en Um­ge­bung den Man­gel­er­schei­nun­gen des Krie­ges zu stel­len. Nicht nur Mö­bel und Haus­rat fehl­ten, auch die Ver­sor­gungs­la­ge war kri­tisch. Al­le Le­bens­mit­tel un­ter­la­gen der Ra­tio­nie­rung und konn­ten nur auf Le­bens­mit­tel­kar­ten be­zo­gen wer­den. Die stän­di­gen Bom­bar­die­run­gen ei­ner­seits, aber auch die schlech­te Er­näh­rungs­la­ge ver­an­lass­ten die NS­DAP-Kreis­lei­tung in Köln-Mül­heim, al­le „un­pro­duk­ti­ven“ Be­völ­ke­rungs­grup­pen zu eva­ku­ie­ren. Im Sep­tem­ber 1944 gab sie be­kannt, dass al­le Ein­woh­ner un­ter 14 und über 60 Jah­re kei­ne Le­bens­mit­tel­kar­ten mehr er­hal­ten und dass sie zwangs­wei­se um­ge­sie­delt wer­den soll­ten, um die rest­li­che, ar­beits­fä­hi­ge Be­völ­ke­rung ver­sor­gen zu kön­nen. Die Be­trof­fe­nen hat­ten sich an Sam­mel­stel­len ein­zu­fin­den. Wer dem Auf­ruf nicht fol­ge, wer­de mit „Flam­men­wer­fern aus Kel­lern und Höh­len hin­aus­ge­trie­ben“, so die Dro­hung.

Lageplan Siedlung Neue Heimat, 1942. (Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland)

 

3. Das Leben in den ersten Nachkriegsjahren

Als am 6.3.1945 ame­ri­ka­ni­sche Trup­pen in das links­rhei­ni­sche Köln ein­mar­schier­ten, tra­fen sie auf ei­ne Stadt mit nur noch rund 42.000 Ein­woh­nern. „Köln ist heu­te ei­ner der gro­ßen Trüm­mer­hau­fen der Welt“, schrieb der von den Ame­ri­ka­nern her­aus­ge­ge­be­ne „Köl­ni­sche Ku­rier“ am 9.4.1945 und mach­te gleich­zei­tig die für vie­le Köl­ner er­leich­tern­de Mit­tei­lung: „Der Dom in Köln steh­t“. Am 9.3.1945 rich­te­ten die Ame­ri­ka­ner ei­ne Mi­li­tär­ver­wal­tung im Al­li­anz­haus, Kai­ser-Wil­helm-Ring 2, ein, das den Na­men „Rat­haus“ er­hielt. Ihr Kom­man­deur war Leut­nant Co­lo­nel John K. Pat­ter­son (ge­bo­ren 1900). Am 4.5.1945, al­so noch vor der end­gül­ti­gen Ka­pi­tu­la­ti­on Deutsch­lands, setz­ten sie den von den Na­tio­nal­so­zia­lis­ten ver­jag­ten Kon­rad Ade­nau­er als Köl­ner Ober­bür­ger­meis­ter wie­der ein, der aber, nach­dem Köln am 21.6.1945 Teil der bri­ti­schen Be­sat­zungs­zo­ne ge­wor­den war, schon im Ok­to­ber wie­der ab­ge­setzt wur­de. Statt­des­sen er­nann­ten die Bri­ten den ehe­ma­li­gen Zen­trums­po­li­ti­ker Her­mann Pünder  z­um Ober­bür­ger­meis­ter und Wil­helm Suth (1881–1956) zum Ober­stadt­di­rek­tor. Die ers­te Kom­mu­nal­wahl in Köln war am 13.10.1946. In Hö­hen­haus ent­fie­len auf die CDU 38,7 Pro­zent, auf die SPD 43,3 Pro­zent und auf die KPD 15,9 Pro­zent der ab­ge­ge­be­nen Stim­men.

Kinder in der Neuen Heimat, 1949. (Privatbesitz Willi Spiertz)

 

Zu Be­ginn ih­rer Tä­tig­keit sah sich die Köl­ner Stadt­ver­wal­tung vor fast un­über­wind­li­che Pro­ble­me ge­stellt. Zu Tau­sen­den ström­ten die eva­ku­ier­ten und ge­flüch­te­ten Köl­ner in ih­re Stadt zu­rück. Sie muss­ten er­nährt und in Woh­nun­gen un­ter­ge­bracht wer­den. Die Ver­sor­gung mit Strom und Was­ser war zu­sam­men­ge­bro­chen, die Stra­ßen weit­ge­hend un­pas­sier­bar. Ent­schut­tung und Weg­räu­men der Trüm­mer in der Stadt wa­ren un­ab­ding­ba­re Vor­aus­set­zung für ei­nen Wie­der­auf­bau. Hin­zu kam die Schwie­rig­keit, dass sich ei­ni­ge Tau­send ehe­ma­li­ge Zwangs­ar­bei­ter in der Stadt be­fan­den, die, nun oh­ne Ar­beit, Nah­rung und „Ar­beit­ge­ber“, halb ver­hun­gert zur Selbst­hil­fe grif­fen, bis hin zur Aus­rau­bung der ein­hei­mi­schen Be­völ­ke­rung. Die Mi­li­tär­re­gie­rung ging nur zö­ger­lich ge­gen die aus ih­rer Hei­mat ver­schlepp­ten Op­fer der na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Dik­ta­tur vor. En­de Mai 1945 be­gann der Rück­trans­port der Zwangs­ar­bei­ter aus Deutsch­land. Die Rück­be­för­de­rung ma­che gu­te Fort­schrit­te, ver­kün­de­te der „Köl­ni­sche Ku­rier“ am 3.8.1945.

Im Lau­fe des Jah­res 1945 bil­de­ten sich im rechts­rhei­ni­schen Köln, das an­fangs we­gen der un­zu­rei­chen­den Ver­bin­dung zur In­nen­stadt - al­le fünf Köl­ner Rhein­brü­cken la­gen zer­bombt oder ge­sprengt im Rhein - von der Stadt­ver­wal­tung nur schlecht er­reicht wer­den konn­te, so­ge­nann­te Orts­aus­schüs­se, in Hö­hen­haus am 14.5.1945. Der Vor­sit­zen­de des zu­nächst aus fünf Per­so­nen be­ste­hen­den Hö­hen­hau­ser Orts­aus­schus­ses er­stat­te­te dem Stadt­rat am 15.11.1945 Be­richt, in dem er aus­führ­te, der Orts­aus­schuss ha­be bis zum 1.5.1945 in Hö­hen­haus 291 Woh­nun­gen wohn­fä­hig ge­macht, „als So­fort­maß­nah­me die ‚Al­te-Kämp­fer-Sied­lung’ der SA [das Ge­biet um den Wup­per­platz] weit­ge­hendst ge­räumt und neu be­setz­t“ so­wie das ehe­ma­li­ge Orts­grup­pen­haus der NS­DAP si­cher­ge­stellt.

Die Stra­ßen­ver­bin­dun­gen in die Stadt war für die Hö­hen­hau­ser ei­nes ih­res grö­ß­ten Sor­gen­kin­der nach dem Krieg, weil die meis­ten Ar­beit­neh­mer ih­re Ar­beits­stel­le in Köln hat­ten. Im April 1945 wur­de als ers­ter Rhein­über­gang von den Ame­ri­ka­nern un­ter­halb der Süd­brü­cke ei­ne Mi­li­tär­pon­ton­brü­cke an der Schön­hau­ser Stra­ße in Bay­en­thal ge­baut, die im Mai 1945 von ei­ner aus Holz ge­bau­ten Pfahl­joch­brü­cke, ne­ben den Trüm­mern der al­ten Deut­zer Brü­cke, ab­ge­löst wur­de. Die Brü­cke wich der im Win­ter 1945/1946 von den Eng­län­dern er­rich­te­ten Pat­ton­brü­cke zwi­schen dem Deut­zer Mes­se­ge­län­de und dem heu­ti­gen Theo­dor-Heuß-Ring. Durch Ein­rich­tung ei­ner Bus­li­nie war da­mit erst­ma­lig nach län­ge­rer Pau­se wie­der ein Rhein über­schrei­ten­der Per­so­nen­ver­kehr mög­lich. Die wich­tigs­te Rhein­über­que­rung für die Hö­hen­hau­ser Be­völ­ke­rung, die Mül­hei­mer Brü­cke, konn­te erst am 8.9.1951 ein­ge­weiht wer­den, sie er­setz­te die Pat­ton­brü­cke. Von Ok­to­ber 1945 an ver­kehr­te in Hö­hen­haus als ers­te Stra­ßen­bahn wie­der die Li­nie S, aber nur von Dünn­wald bis Mül­heim. Die Li­nie 2 fuhr bis zur Au­to­bahn­über­füh­rung (Am Wei­den­bruch) und in der Haupt­ver­kehrs­zeit bis zum Em­berg. Von 1949 an wa­ren die Li­nie 2 re­gel­mä­ßig bis Em­berg und die Li­nie S bis Dünn­wald ein­ge­setzt. Man­gels Mas­se setz­te die KVB al­te Stra­ßen­bahn­wa­gen ein, so al­te, dass die Hö­hen­hau­ser klag­ten, „schon die Schwie­ger­mut­ter des Kö­nigs He­ro­des sei ver­mut­lich mit den Stra­ßen­bahn­wa­gen ge­fah­ren“. Im Be­rufs­ver­kehr wa­ren die Bah­nen so voll, dass die Leu­te, die mit der Li­nie S fah­ren und am Em­berg ein­stei­gen woll­ten, kei­nen Platz mehr fan­den und häu­fig zu spät zur Ar­beit ka­men. Vie­le nutz­ten die Tritt­bret­ter und den Raum zwi­schen den Wa­gen, was na­tür­lich le­bens­ge­fähr­lich war und zu schwe­ren Un­fäl­len führ­te. Den Schaff­nern, die in je­dem Wa­gen mit­fuh­ren, war es oft nicht mög­lich, al­le Fahr­gäs­te ab­zu­kas­sie­ren, so­dass im­mer von vie­len Schwarz­fah­rern, oft un­ge­wollt, aus­zu­ge­hen war. Ei­ni­ge mö­gen die Ge­le­gen­heit be­wusst aus­ge­nutzt ha­ben, denn ei­ne Ein­zel­fahrt oh­ne Um­stei­gen kos­te­te 20 Pfen­nig und ei­ne Wo­chen­kar­te 1,80 DM, was dem Lohn für zwei Ar­beits­stun­den ent­sprach.

Bei Kriegs­en­de stand die Sied­lung „Neue Hei­ma­t“ un­voll­endet da. 81 Dop­pel­häu­ser mit 315 Woh­nun­gen wa­ren be­wohnt. Ei­ni­ge Kel­ler wa­ren noch oh­ne Auf­bau­ten, und die Stra­ßen gli­chen im Win­ter und bei Re­gen­wet­ter „Mo­rast­flä­chen und Sumpf­ge­bie­ten“. Die Woh­nun­gen im Erd­ge­schoss wa­ren un­ge­fähr 40 Qua­drat­me­ter groß, im Dach­ge­schoss ent­spre­chend klei­ner. Da die ers­ten Be­woh­ner al­les Mo­bi­li­ar im Krieg ver­lo­ren hat­ten, muss­ten sie es sich von über­all her, zum Teil aus Trüm­mern, zu­sam­men­su­chen. Es leb­ten bis zu acht Per­so­nen in ei­ner Woh­nung. Nach­dem im Früh­jahr 1946 die Stra­ßen der „Neu­en Hei­ma­t“ nach Or­ten im frü­he­ren Rhein-Wup­per-Kreis be­zie­hungs­wei­se im Rhei­nisch-Ber­gi­schen Kreis be­nannt wor­den wa­ren, wur­den im Lau­fe des Jah­res 1950 die Stra­ßen be­fes­tigt und asphal­tiert. Für die in der Sied­lung le­ben­den Kin­der war das ei­ne neue Er­leb­nis­welt: Last­wa­gen, Bag­ger, Bau­wa­gen und rie­si­ge Schutt­hau­fen, die im Rah­men der Ent­schut­tung Kölns für den Stra­ßen­un­ter­bau an­ge­fah­ren wur­den, und auf de­nen sie spie­len und vor al­lem, aus de­nen sie Me­tal­le her­aus­su­chen konn­ten, um die­se beim Alt­wa­ren­händ­ler zu dem ers­tem selbst ver­dien­ten Geld zu ma­chen. Vom 1.9.1949 an nahm die Sied­lungs­ge­sell­schaft „Neue Hei­ma­t“ ei­nen wei­te­ren Aus­bau ih­rer Sied­lung vor. Die Häu­ser, für die die Kel­ler be­reits be­to­niert, aber we­gen ver­brann­ter oder nicht ge­lie­fer­ter Holz­auf­bau­ten noch nicht fer­tig­ge­stellt wa­ren, wur­den nun als Stein­bau­ten er­rich­tet. Um die bau­li­che Ein­heit der Sied­lung zu wah­ren, leg­te man Wert dar­auf, die neu­en Häu­ser so­weit wie mög­lich dem Stil der „Fin­nen­häu­ser“ nach­zu­emp­fin­den. Ins­ge­samt wur­den 22 (Dop­pel-)Häu­ser mit 88 Woh­nun­gen er­rich­tet.

In den ers­ten Nach­kriegs­jah­ren war Nach­bar­schaft ein ho­hes, un­ver­zicht­ba­res Ge­mein­gut. Der Kon­takt und die ge­gen­sei­ti­ge Hil­fe un­ter Nach­barn ver­lie­fen meis­tens rei­bungs­los und wa­ren oft le­bens­wich­tig. Ei­ner gu­ten Nach­bar­schaft vor­an stand der Fa­mi­li­en­zu­sam­men­halt, der be­son­ders ge­pflegt wur­de und häu­fi­ge Ver­wand­ten­be­su­che ein­schloss, die meis­tens zu Fuß er­le­digt wur­den. Der wei­te Fuß­weg war da­bei nicht das Schlimms­te, son­dern der Ver­schleiss der Schuh­soh­len. Volks­fes­te wa­ren in die­ser Zeit die ein­zi­ge Ab­len­kung vom sonst grau­en All­tag, wie zum Bei­spiel der Köl­ner Kar­ne­val. Mit bun­ten Fran­sen an der Ho­se, das Ge­sicht mit ei­nem Schnäu­zer be­malt, ei­nen Cow­boy­hut auf dem Kopf, be­waff­net mit ei­ner Spiel­zeug­pis­to­le und den da­zu­ge­hö­ri­gen Knall­plätt­chen, ging es für die Jun­gen raus zum „Cow­boy- und In­dia­ner-Spie­len“. Die Hö­hen­hau­ser Schul­chro­nik ver­an­schau­licht die Zeit: „Trotz der Schwe­re der Zeit wur­de das ur­al­te und be­lieb­te Köl­ner Volks­fest nach jah­re­lan­ger Un­ter­bre­chung lus­tig ge­fei­ert. Zahl­rei­che Kin­der er­schie­nen mas­kiert und er­laub­ten sich sonst un­er­laub­te Scher­ze und über­mü­ti­ge Stö­run­gen des Un­ter­richts. Es war eben ‚Fa­s­te­leer’.“ Na­tür­lich ge­hör­te zum Kar­ne­val auch der Be­such des Köl­ner Ro­sen­mon­tags­zu­ges, der ab 1949 wie­der statt­fand, und ab 1950 auch des Hö­hen­hau­ser „Vee­dels­zoch­s“ der Ge­sell­schaf­ten „Lös­ti­ge Hö­hen­huuser“ und „Naak­süh­le“.

Siedlung Neue Heimat, 2012. (Privatbesitz Willi Spiertz)

 

Als grö­ß­te und schwie­rigs­te Auf­ga­be nach dem Krieg galt über­all in Deutsch­land, für die Er­näh­rung der Be­völ­ke­rung zu sor­gen. Wie die meis­ten Köl­ner ha­ben na­tür­lich auch die Hö­hen­hau­ser viel Hun­ger ge­lit­ten. „Hun­ger“ war das Wort, das in der ers­ten Nach­kriegs­zeit al­les über­schat­te­te. Es be­gann, wie es in je­nen Ta­gen hieß, die „schlech­te“ oder „ar­me“ Zeit. Weil im Som­mer 1945 wö­chent­lich cir­ca 6.000 Zwangseva­ku­ier­te wie­der in Köln ein­tra­fen, er­wies sich die Ver­sor­gungs­la­ge bald als so schwie­rig und ka­ta­stro­phal, wie wäh­rend des gan­zen Krie­ges nicht. Der Ein­trag in der Hö­hen­hau­ser Schul­chro­nik aus dem Jah­re 1947 be­zeugt das ein­drucks­voll: „Ein gro­ßer Teil un­se­rer Schul­kin­der zeigt im Aus­druck des Ge­sichts und in der kör­per­li­chen Ent­wick­lung trau­ri­ge Spu­ren der Un­ter­ernäh­rung. Das kann nicht an­ders sein. Seit Mo­na­ten sind die meis­ten Haus­hal­tun­gen oh­ne Kar­tof­feln, und Ge­mü­se, Nähr­mit­tel, Fleisch, Zu­cker wer­den sel­ten und zu­meist in sehr ge­rin­gen Men­gen aus­ge­ge­ben, Fett­zu­tei­lung ist auf den Tag in we­ni­gen g ‚zu­sam­men­ge­schmol­zen’. Wenn das En­de der Wo­che her­an­kommt, fra­gen die Haus­frau­en bäng­lich, ob es in der nächs­ten Wo­che 2, 3 oder höchs­tens 4 [Pfund] Brot gibt, und sie wis­sen, daß sie für die­ses täg­li­che Brot vor dem La­den des Bä­ckers stun­den­lang ‚in Schlan­ge an­ste­hen’ müs­sen.“ Man­chem Hö­hen­hau­ser Sied­ler stand ein Nutz­gar­ten zur Ver­fü­gung, der al­ler­dings nur in be­grenz­tem Ma­ße die Mög­lich­keit zur Selbst­ver­sor­gung bot. Die Nah­rungs­mit­tel­zu­wei­sung be­trug zeit­wei­se un­ter 900 kcal pro Per­son und Tag, am 18.7.1946 zum Bei­spiel nur 751 kcal. Das wa­ren kaum drei Schei­ben tro­cke­nes Brot am gan­zen Tag. Sehr we­nig, wenn man be­denkt, dass der Min­dest­be­darf vom Völ­ker­bund auf 2.400 Ka­lo­ri­en fest­ge­legt war. Die Köl­ner kom­mu­nis­ti­sche Ta­ges­zei­tung „Volks­stim­me“ heiz­te der Be­völ­ke­rung mit dem Ver­gleich der Er­näh­rung in den Kon­zen­tra­ti­ons­la­gern des „Drit­ten Rei­ches“ ein: „800 Ka­lo­ri­en wa­ren auch un­ge­fähr der Satz, den die Na­zis als hin­läng­lich be­zeich­ne­ten, um Mil­lio­nen in den Kon­zen­tra­ti­ons- und Ge­fan­ge­nen­la­gern plan­mä­ßig dem lang­sa­men Hun­ger­tod ent­ge­gen­zu­trei­ben“, schrieb sie in ih­rer Aus­ga­be vom 7.11.1946. Die stark ra­tio­nier­ten Le­bens­mit­tel gab es ne­ben Geld nur auf so­ge­nann­te Le­bens­mit­tel­kar­ten, die an die Vor­la­ge ei­nes gül­ti­gen Ar­beitspas­ses ge­kop­pelt wa­ren. Der Be­sat­zungs­macht ge­lang es nicht, die­se na­tio­nal­so­zia­lis­ti­sche Ein­rich­tung, ver­bun­den mit der Schaf­fung so­ge­nann­ter Er­näh­rungs­pe­ri­oden, neu zu or­ga­ni­sie­ren. Die Hö­hen­hau­ser er­hiel­ten ih­re Le­bens­mit­tel­mar­ken al­le 14 Ta­ge von der schon vor dem Krieg ein­ge­rich­te­ten „Be­zirks­stel­le 46 des Er­näh­rungs- und Wirt­schafts­am­tes der Stadt Köln“ in der Gast­wirt­schaft Deng­ler, Ber­li­ner Stra­ße 438. Es gab Mar­ken für Brot, Nähr­mit­tel, Fleisch, Fett, Zu­cker, Mar­me­la­de, Ei­er, Fisch, Kar­tof­feln so­wie für Klei­der und Ta­bak. Da­ne­ben wa­ren die zu­ge­teil­ten Men­gen, wie auf den Ab­schnit­ten auf­ge­druckt, nach Al­ters- und Be­schäf­ti­gungs­grup­pen ge­staf­felt. Die Kos­ten für ein­zel­ne Le­bens­mit­tel wa­ren von ei­nem Durch­schnitts­haus­halt viel­fach nicht oder nur schwer auf­zu­brin­gen. Man ließ in den Le­bens­mit­tel­ge­schäf­ten, Bä­cker- oder Metz­ge­rei­en die ge­kauf­te Wa­re „an­schrei­ben“, die dann am Lohn­tag be­zahlt wur­de. Bei­spiels­wei­se kos­te­ten am 15.8.1946: Kaf­fee-Er­satz 0,86 RM/kg, Kar­tof­feln 0,95 RM/5 kg, Voll­milch 0,24 RM/l, But­ter 3,60 RM/kg, Mar­ga­ri­ne 1,96 RM/kg, Brot 0,60 RM/kg, Le­ber- oder Blut­wurst 1,00 RM/kg, Rind­fleisch 1,90 RM/kg, Rot­kohl 0,28 RM/kg. Da­ge­gen stand das Ein­kom­men ei­ner Fa­mi­lie der mitt­le­ren Ein­kom­mens­schicht von durch­schnitt­lich 360 RM mo­nat­lich.

Ent­wür­di­gen­des An­ste­hen vor den Le­bens­mit­tel­ge­schäf­ten war tris­ter All­tag. Da­bei war der Stadt­ver­wal­tung be­wusst, dass „Schlan­ge ste­hen“ als Herd der Un­zu­frie­den­heit der Be­völ­ke­rung mit der Ver­wal­tung galt und im Win­ter zum ge­sund­heit­li­chen De­ba­kel füh­ren konn­te. Ver­ein­zelt muss­te die Stadt so­gar Po­li­zei ein­set­zen, um Un­ru­he zwi­schen den Schlan­ge Ste­hen­den zu ver­mei­den. Für ei­ne grö­ße­re Fa­mi­lie war es oft un­mög­lich, beim stun­den­lan­gen Schlan­ge ste­hen auf die Hil­fe der Kin­der zu ver­zich­ten, die da­durch ih­ren Schul­un­ter­richt ver­säum­ten.

Schule Honschaftsstraße, 1940er Jahre. (Privatbesitz Alfred Kemp, Köln-Höhenhaus)

 

Ein we­sent­li­cher Es­sens­bei­trag und le­bens­wich­tig für die Kin­der war die Schul­spei­sung. Sie be­gann in Köln am 15.12.1945 aus bri­ti­schen Ar­mee­be­stän­den mit Un­ter­stüt­zung der Schwei­zer Or­ga­ni­sa­ti­on „Schwei­zer Spen­de“. Zu­nächst wur­den in Köln 17.000 Kin­der und Ju­gend­li­che zwi­schen sechs und 16 Jah­ren drei­mal wö­chent­lich, von Fe­bru­ar 1946 an täg­lich, mit je ei­nem hal­ben Li­ter Sup­pe ver­sorgt. Dar­über hin­aus er­hiel­ten 7.000 Kin­der je­den zwei­ten Tag in den Kin­der­gär­ten ei­ne Ver­pfle­gung, und zur Klein­kin­der­spei­sung stan­den et­wa 1.000 Por­tio­nen Pul­ver­milch zur Ver­fü­gung. Für vie­le Schul­kin­der war die Schul­spei­sung Haupt­grund, über­haupt zur Schu­le zu ge­hen. Für 25 Pfen­nig, spä­ter 6 Pfen­nig, gab es ab­wech­selnd Nu­del-, Erb­sen­mehl- oder Bis­kuit­sup­pe, auch Ka­kao- und Malz­ge­trän­ke so­wie Öl­sar­di­nen, ab Mai 1946 au­ßer­dem ein Bröt­chen. Ge­schirr und Be­steck muss­ten die Kin­der mit­brin­gen. In den rund fünf Jah­ren Köl­ner Schul­spei­sung sind durch­schnitt­lich täg­lich 50.000 Por­tio­nen aus­ge­ge­ben wor­den.

Rosenmaarschule, 2001. (Rheinisches Bildarchiv Köln)

 

Tau­schen oder „Mag­geln“ war für die meis­ten Men­schen in der Stadt, auch für die in dem dorf­ähn­li­chen Vor­ort Hö­hen­haus, oft der ein­zi­ge Weg, an aus­rei­chend Nah­rungs­mit­tel zu kom­men. „Wer nicht mag­gelt, der wag­gel­t“, hieß es in Köln. „Auf Hams­ter­fahr­ten, die oft bis zu 100 Ki­lo­me­ter aus­ge­dehnt wur­den, die auch wohl ‚Schwarz­fahr­ten’ in an­de­re Zo­nen wa­ren, sind die Kin­der un­ent­behr­li­che Trä­ger ge­we­sen“, hält die Hö­hen­hau­ser Schul­chro­nik fest. Da Hams­tern als „ernst­haf­te Stö­rung der Le­bens­mit­tel­ver­sor­gun­g“ galt, war es ver­bo­ten. Die Po­li­zei be­schlag­nahm­te al­le Le­bens­mit­tel, die ihr bei Raz­zi­en auf­fie­len, und ver­häng­te ge­gen die Hams­te­rer Geld­stra­fen. Die „Rhei­ni­sche Zei­tun­g“ mach­te bei­spiels­wei­se am 5.6.1946 ein Ge­richts­ur­teil be­kannt, wel­ches ei­nen Hams­te­rer mit ei­ner Ord­nungs­stra­fe von 300 Mark be­leg­te, weil er Ge­mü­se di­rekt vom Er­zeu­ger be­zo­gen hat­te. Bei man­chen blieb es nicht beim Mag­geln. Dieb­stahl, Be­trug und vor al­lem Schwarz­han­del ka­men hin­zu. Ban­den von „Au­to­sprin­gern“, auch Kin­der und Ju­gend­li­che, klau­ten al­les, was für sie zu ho­len war. Sie spran­gen auf Last­kraft­wa­gen und Zü­ge und war­fen die La­dung ih­ren Kum­pa­nen, die am Stra­ßen­rand war­te­ten, zu. In Köln bil­de­ten sich re­gel­rech­te Schwarz­händ­ler­rin­ge, un­ter an­de­rem in Hö­hen­haus auf der Ber­li­ner Stra­ße, de­nen bis zu 30.000 Per­so­nen an­ge­hör­ten. Die Schwarz­markt­prei­se für Le­bens­mit­tel la­gen 1947 im Durch­schnitt um das 77­fa­che über den re­gu­lä­ren Prei­sen. „Wir mu­ß­ten auch er­fah­ren, daß Jun­gen un­se­rer Schu­le sich Ko­lon­nen an­ge­schlos­sen hat­ten, die hin­ter Aa­chen, auf bel­gi­schem Ge­biet, ‚Ein­käu­fe’ tä­tig­ten. Es wa­ren ge­wag­te Un­ter­neh­mun­gen, da auf sol­che Grenz­gän­ger ge­schos­sen wur­de,“ hält die Hö­hen­hau­ser Schul­chro­nik fest. Die schlech­te Er­näh­rungs­la­ge ver­bes­ser­te sich bis ins Jahr 1948 hin­ein nicht. Um der Not Herr zu wer­den, rich­te­te die Köl­ner Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung am 18.7.1946 ei­nen drin­gen­den Ap­pell an die Welt­öf­fent­lich­keit: 

„Die Be­völ­ke­rung un­se­rer Stadt hun­gert. Kei­ne Be­schö­ni­gung, wel­cher Art auch im­mer, täuscht dar­über hin­weg. Die ein­fa­che auf­rüt­teln­de Tat­sa­che bleibt be­ste­hen: Köln hun­gert! So­for­ti­ge Hil­fe ist ge­bo­ten.“

Weil we­gen der Man­gel­er­näh­rung, ins­be­son­de­re der schlech­ten Brot­ver­sor­gung, die Ar­beit im­mer schwe­rer wur­de, tra­ten die Be­schäf­tig­ten der Fir­men „West­wag­gon“ und „Klöck­ner Hum­boldt Deut­z“ am 12.11.1946 spon­tan in ei­nen Hun­ger­streik und leg­ten für drei Stun­den die Ar­beit nie­der. Wei­te­re Be­trie­be schlos­sen sich in den nächs­ten Ta­gen an. In der Zeit vom 24.-28.3.1947 folg­te ei­ne zwei­te Streik­wel­le, wäh­rend der rund 5.000 Be­schäf­tig­te der Fir­men zum Köl­ner Rat­haus zo­gen, um ge­gen die schlech­te Er­näh­rungs­la­ge zu pro­tes­tie­ren. Den Aus­schlag da­zu hat­te die Kür­zung der Fett­ra­ti­on von 200 auf 100 Gramm mo­nat­lich ge­ge­ben. Das sei der Trop­fen ge­we­sen, der das Fass zum Über­lau­fen ge­bracht ha­be. Die Not wer­de im­mer grö­ßer, und nicht nur der Man­gel an Brot, Fleisch, Fett, Kar­tof­feln, Ei­ern, Mehl, Hül­sen­früch­ten, Ge­mü­se und Haus­brand, son­dern auch die Man­gel­zu­stän­de auf an­de­ren haus­wirt­schaft­li­chen Ge­bie­ten, wie Putz­ma­te­ri­al, Leib- und Bett­wä­sche, Klei­dung und Schu­he, be­son­ders Kin­der­schu­he, sei zu be­kla­gen, so die „Rhei­ni­sche Zei­tun­g“. Ei­nem drit­ten und vier­ten Streik­auf­ruf folg­ten im Ju­ni 1947 bis zu 30.000 und im Ja­nu­ar 1948 über 120.000 Be­schäf­tig­te aus Köl­ner Be­trie­ben. Greif­ba­ren Er­folg hat­ten die­se Streiks nicht. Nur der hei­ße Som­mer 1947 und der fol­gen­de mil­de Win­ter 1947/1948 er­leich­ter­ten das Le­ben der Men­schen.

Kommunionkinder vor der Pfarrkirche St. Joseph, 1949. (Privatbesitz Willi Spiertz)

 

Die Ver­sor­gung der Be­völ­ke­rung mit Heiz­ma­te­ri­al war die nächst­wich­tigs­te Fra­ge. Die Mi­li­tär­be­hör­den lie­ßen vor­ran­gig die In­dus­trie zur Pro­duk­ti­on von Gü­tern mit Koh­le be­lie­fern, zu­rück stand die All­ge­mein­heit, der der har­te Win­ter 1946/1947 we­gen des man­geln­den Haus­brands zur Über­le­bens­fra­ge wur­de. Um an Brenn­holz zu kom­men, gin­gen vie­le Hö­hen­hau­ser Fa­mi­li­en in die um­lie­gen­den Wäl­der und sam­mel­ten Äs­te und Zwei­ge. Weit ver­brei­tet war der „Koh­len­klau“ von den Gü­ter­zü­gen, die durch Hö­hen­haus fuh­ren und häu­fig vor der ein­glei­si­gen Über­füh­rung der Ber­li­ner Stra­ße an­hal­ten muss­ten. Den „Die­ben“ kam zu­gu­te, dass der Köl­ner Erz­bi­schof, Kar­di­nal Jo­seph Frings, in sei­ner auf­se­hen­er­re­gen­den Sil­ves­ter­pre­digt am 31.12.1946 in der St. En­gel­bert-Kir­che in Riehl ver­kün­det hat­te: „Wir le­ben in Zei­ten, da der ein­zel­ne das wird neh­men dür­fen, was er zur Er­hal­tung sei­nes Le­bens und sei­ner Ge­sund­heit not­wen­dig hat, wenn er es durch sei­ne Ar­beit oder durch Bit­ten nicht er­lan­gen kann.“ Die­se Qua­si-Er­laub­nis zum Dieb­stahl aus Not wird bis heu­te in Köln „frings­en“ ge­nannt. Nicht nur Le­bens­mit­tel und Brenn­stoff für den Win­ter und zum Ko­chen, auch Klei­dung war bei der Be­völ­ke­rung knapp. Die Klei­dung der Kin­der be­stand haupt­säch­lich aus be­reits ge­tra­ge­nen oder ge­spen­de­ten Sa­chen. Wenn den Kin­dern die Schu­he zu klein ge­wor­den wa­ren, schnitt man die Spit­ze ab, da­mit die Ze­hen Platz hat­ten.

Am 20.6.1948, dem Tag „X“, bes­ser­te sich die Ver­sor­gungs­la­ge der Be­völ­ke­rung ele­men­tar. Die Al­li­ier­ten, die West­deutsch­land ver­wal­te­ten, ka­men nicht län­ger um­hin an­zu­er­ken­nen, dass die Reichs­mark, de­ren Kauf­kraft voll­stän­dig aus­ge­höhlt war, ab­ge­löst wer­den muss­te. Nach­dem Ame­ri­ka­ner, Bri­ten und Fran­zo­sen ih­re Be­sat­zungs­zo­nen im Au­gust 1948 zur „Tri­zo­ne“ - dem Köl­ner Kar­ne­va­lis­ten Karl Ber­buer (1900–1977) fiel da­zu das „Tri­zo­ne­si­en-Lie­d“ ein, das zu­wei­len bei in­ter­na­tio­na­len Sport­ver­an­stal­tun­gen die noch feh­len­de Na­tio­nal­hym­ne er­setz­te - ver­ei­nigt hat­ten, war die Vor­aus­set­zung ge­schaf­fen, die durch den ver­lo­re­nen Krieg her­bei­ge­führ­te Wäh­rungs­zer­rüt­tung der Reichs­mark zu be­sei­ti­gen. Es kam zu ei­ner Wäh­rungs­re­form. „Reichs­mark durch Deut­sche Mark ab­ge­lös­t“ ti­tel­te die „Köl­ni­sche Rund­schau“ am 19.6.1948. Am fol­gen­den Tag, dem 20.6.1948, er­hielt je­de Per­son in den drei West­zo­nen ein „Kopf­gel­d“ von 40 DM und we­ni­ge Wo­chen spä­ter noch ein­mal 20 DM. „Für ehr­li­che Ar­beit wie­der ehr­li­ches Gel­d“, for­mu­lier­te der frü­he­re Ober­bür­ger­meis­ter Her­mann Pünder die Si­tua­ti­on. Spar­gut­ha­ben wur­den stark ab­ge­wer­tet, Sach­wer­te be­hiel­ten ih­re Äqui­va­lenz. Le­bens­mit­tel und Wa­ren, die bis jetzt ge­hor­tet wor­den wa­ren, gab es nun un­be­schränkt zu kau­fen. Mit dem neu­en Geld wa­ren die Men­schen end­lich wie­der in der La­ge, ih­ren un­be­dingt not­wen­di­gen Le­bens­un­ter­halt zu be­strei­ten.

4. Kinder- und Schulzeit

In Hö­hen­haus und der Sied­lung „Neue Hei­ma­t“ wohn­ten über­wie­gend jun­ge Fa­mi­li­en mit für heu­ti­ge Ver­hält­nis­se vie­len Kin­dern. Ne­ben Schu­le war Spie­len die Haupt­be­schäf­ti­gung der Kin­der. Je­de freie Mi­nu­te wur­de da­zu ge­nutzt, bei schö­nem Wet­ter drau­ßen. Es wa­ren zu je­der Ta­ges­zeit Kin­der auf der Stra­ße, die der ge­mein­sa­me Spiel­platz war, an­zu­tref­fen. Vor Au­tos brauch­te sich nie­mand zu fürch­ten, es gab nur we­ni­ge. Un­ter an­de­rem der Bur­ger Platz, ein­ge­rahmt von ei­nem Bom­ben­trich­ter und ei­nem klei­nen Busch, eig­ne­te sich bes­tens als Fuß­ball­feld. Fuß­ball­spie­len war für die Jun­gen die be­vor­zug­te Sport­art, auch, wenn es kei­nen rich­ti­gen Fuß­ball gab oder schon mal die Fens­ter­schei­be ei­nes be­nach­bar­ten Hau­ses zu Bruch ging. Wenn Jun­gen und Mäd­chen zu­sam­men­spiel­ten, wa­ren „Völ­ker­bal­l“, „Nach­lau­fen“ oder „Ver­ste­cken“ an­ge­sagt, Letz­te­res bei den vie­len Sträu­chern und Ge­bü­schen in der Um­ge­bung, zum Bei­spiel am Bir­ken­weg, ein idea­les Spiel. Der Bir­ken­weg eig­ne­te sich auch her­vor­ra­gend zum „Höp­pe­käs­tje-Spie­len“. Man mal­te die „Höp­pe­käs­tje“ auf den Asphalt, num­me­rier­te die ein­zel­nen Käst­chen und hüpf­te auf ei­nem Bein von Käst­chen zu Käst­chen. Wer auf die Be­gren­zung ei­nes Käst­chens trat, schied aus. Nicht zu ver­ges­sen, dass die Hö­hen­hau­ser Kin­der im Som­mer ins na­he­lie­gen­de Dünn­wal­der Wald­bad zum Schwim­men gin­gen. Der Ein­tritt kos­te­te 20 Pfen­ni­ge, für die meis­ten Fa­mi­li­en viel Geld, das sie nicht im­mer auf­brin­gen konn­ten. Da muss­te manch­mal ein Loch im Zaun hel­fen. Der Herbst war die bes­te Zeit, Dra­chen stei­gen zu las­sen. Die grö­ße­ren Jun­gen bas­tel­ten sich ei­nen Dra­chen aus Sperr­holz­ste­gen und bun­tem Pa­pier, das mit Kar­tof­fel­l­eim be­fes­tigt wur­de. Der Ehr­geiz be­stand dar­in, sei­nen Dra­chen hö­her stei­gen zu las­sen als den der an­de­ren Jun­gen. Da­zu brauch­te man na­tür­lich ei­ne lan­ge und vor al­lem star­ke Kor­del. Wenn die Kor­del riss, ging „dä Pat­te­vu­jjel trit­sche“, das hei­ßt, er flog weg und war ver­lo­ren. Im Win­ter wa­ren Schnee­ball­schlach­ten sehr be­liebt, aber auch Schlit­ten­fah­ren und „Rutsch­bahn schla­gen“. Ein ganz po­pu­lä­res „Spiel“ war „Müs­jetre­cke“. Die Kin­der klin­gel­ten an der Haus­tü­re ei­nes Nach­barn, und be­vor je­mand öff­ne­te, wa­ren sie ver­schwun­den. Das är­ger­te die Leu­te und freu­te die Kin­der. Be­liebt un­ter Kin­dern war in je­ner Zeit auch das Sam­meln. Man sam­mel­te Glanz­bil­der, Brief­mar­ken oder Bil­der, die den Zi­ga­ret­ten- und Kau­gum­mi­pa­ckun­gen bei­la­gen. Es ent­stand ein re­ger Tausch­han­del. Reich­te das Geld, wa­ren Ki­no­be­su­che im Ki­no Höl­ler, der „Film­büh­ne“ oder im ehe­ma­li­gen Bun­ker in der Hon­schafts­stra­ße ei­ne wün­schens­wer­te Un­ter­hal­tung. Für 80 Pfen­ni­ge war das Bil­lett „Ra­sier­sit­z“, das hei­ßt in ei­ner der ers­ten drei Rei­hen, von wo man wäh­rend des gan­zen Films den Kopf hoch­re­cken muss­te, zu ha­ben.

Die schul­pflich­ti­gen Hö­hen­hau­ser Kin­der gin­gen in die Hon­schafts­stra­ße zur Schu­le. Die Schu­le war 1913 als vier­klas­si­ge Schu­le er­öff­net wor­den. Weil sie nach ei­ni­gen Jah­ren zu klein ge­wor­den war, wur­den 1932 Schul­ba­ra­cken auf­ge­stellt. Die evan­ge­li­schen Schü­ler er­hiel­ten 1933, als ih­re Zahl auf 100 an­ge­stie­gen war, ei­ne ei­ge­ne Schu­le, eben­falls in der Hon­schafts­stra­ße. Der klei­ne Schul­hof bei der Turn­hal­le hieß seit­dem der „evan­ge­li­sche Schul­hof“. Die na­tio­nal­so­zia­lis­ti­sche Macht­über­nah­me brach­te am 1.4.1939 auch in Hö­hen­haus als Ein­heits­schu­le die „Deut­sche Schu­le“. Die Ar­beit der Köl­ner Schu­len kam mit Fort­schrei­ten des Krie­ges nach und nach völ­lig zum Er­lie­gen, bis sie am 5.10.1944 ganz ein­ge­stellt wer­den muss­te. Nach En­de des Krie­ges ord­ne­te das Schul­amt an, dass al­le volks­schul­pflich­ti­gen Kin­der, die zwi­schen dem 1.10.1931 und dem 30.9.1938 ge­bo­ren wa­ren, in der für sie zu­stän­di­gen Volks­schu­le an­zu­mel­den wa­ren. Die Vor­be­rei­tun­gen für den Un­ter­richts­be­ginn konn­ten En­de Mai 1945 auf­ge­nom­men wer­den. Da­bei er­ga­ben sich zu­nächst Schwie­rig­kei­ten, weil nur po­li­tisch un­be­las­te­te Leh­rer und Leh­re­rin­nen Aus­sicht hat­ten, im Schul­dienst be­schäf­tigt zu wer­den; im­mer­hin wa­ren 75 Pro­zent der männ­li­chen und 20 Pro­zent der weib­li­chen Lehr­kräf­te Na­tio­nal­so­zia­lis­ten ge­we­sen. Au­ßer­dem muss­ten die Un­ter­richts­räu­me ge­rei­nigt und auf­ge­räumt, Fens­ter mit Glas oder Pap­pe ge­schlos­sen, na­tio­nal­so­zia­lis­ti­sche Schrif­ten und Sym­bo­le be­sei­tigt so­wie Bü­cher, Bän­ke, Ti­sche und Stüh­le re­pa­riert wer­den. Am 23.8.1945 wur­de die Schu­le Hon­schafts­stra­ße wie­der er­öff­net, zu­nächst noch mit we­ni­gen Kin­dern, doch nahm ih­re Zahl stän­dig „durch Heim­keh­rer und durch sehr zahl­rei­che Fa­mi­li­en, die durch Un­ter­mie­tung oder in den vie­len klei­nen Be­helfs­hei­men und den ‚fin­ni­schen’ Holz­häu­sern bei Haus Ha­an ei­ne neue Hei­mat ge­fun­den hat­ten“, zu. Bald wa­ren Klas­sen­fre­quen­zen von 50 und mehr Schü­lern er­reicht. Schicht- und ver­kürz­ter Un­ter­richt war un­um­gäng­lich.

„Un­ter­richts­mit­tel stan­den nur man­gel­haft zur Ver­fü­gung, weil al­te Schul­bü­cher nicht mehr be­nutzt wer­den durf­ten und neue fehl­ten“, so die Schul­chro­nik. Vor­erst stan­den nur die Fä­cher Re­li­gi­on, Deutsch, Rech­nen und Raum­leh­re auf dem Stun­den­plan, Ge­schichts­un­ter­richt war ver­bo­ten. Er konn­te erst vom Win­ter­halb­jahr 1947/1948 an wie­der er­teilt wer­den. Über­schat­tet wur­de der Schul­un­ter­richt im ers­ten Jahr von der Aus­ein­an­der­set­zung um die Kon­fes­si­ons­schu­le. Die Mi­li­tär­re­gie­rung ord­ne­te am 19.2.1946 ei­ne Ab­stim­mung dar­über an, zu der es im März kam. In Köln ent­stan­den hef­ti­ge Kon­tro­ver­sen zwi­schen den Kir­chen und den po­li­ti­schen Par­tei­en. Ka­tho­li­sche und evan­ge­li­sche Kir­che so­wie die CDU spra­chen sich für die Kon­fes­si­ons­schu­le, SPD, KPD und FDP für ei­ne Ge­mein­schafts­schu­le aus. In Hö­hen­haus stimm­ten 89 Pro­zent der stimm­be­rech­tig­ten El­tern für die Ein­rich­tung kon­fes­sio­nel­ler Schu­len. An­fang Mai 1946 wur­de der Schu­le in Hö­hen­haus die ge­wünsch­te Form ge­ge­ben, mit je ei­ner ka­tho­li­schen und evan­ge­li­schen Be­kennt­nis­schu­le so­wie ei­ner Ge­mein­schafts­schu­le mit kon­fes­sio­nel­lem Re­li­gi­ons­un­ter­richt. Die Ge­fahr der Tren­nung der Kin­der in ver­schie­de­ne „La­ger“ nahm man be­wusst in Kauf. Nur ver­zö­gert kam es in den nächs­ten Mo­na­ten zu ei­nem ge­ord­ne­ten Schul­un­ter­richt. Wäh­rend des Win­ters 1946/1947 muss­te zum Bei­spiel der Schul­be­trieb vor­über­ge­hend we­gen des man­geln­den Heiz­ma­te­ri­als ein­ge­stellt wer­den. Die Schü­ler be­ga­ben sich zur Schu­le, um ih­re Haus­auf­ga­ben ab­zu­ho­len be­zie­hungs­wei­se am nächs­ten Tag zur Durch­sicht ab­zu­ge­ben. 

Durch stän­di­ge Zu­zü­ge in den Vor­ort Hö­hen­haus reich­ten die Ka­pa­zi­tä­ten der Schu­le ab En­de der 1940er Jah­re nicht mehr aus; auch die Dünn­wal­der Schu­len wa­ren zu klein ge­wor­den. So muss­te an den Neu­bau ei­ner Schu­le ge­dacht wer­den. Im Sep­tem­ber 1951 teil­te die Stadt­ver­wal­tung den Hö­hen­hau­ser Bür­gern mit, dass in al­ler­nächs­ter Zeit mit der Grund­stein­le­gung ei­ner Schu­le am Ro­sen­maar zu rech­nen sei. Nach ers­ten Pla­nun­gen, die aus fi­nan­zi­el­len Grün­den ei­ni­ge Ma­le un­ter­bro­chen wur­den, konn­ten die Ar­bei­ten für den Neu­bau der Schu­le am 15.10.1951 be­gin­nen. Am 26.1.1952 wur­de Richt­fest ge­fei­ert und am 11.6.1952 konn­te die neue Schu­le in Be­nut­zung ge­nom­men wer­den. „Es ist scha­de, dass Sie nicht die Freu­de in den Au­gen der Kin­der ge­se­hen ha­ben, als die­se am ers­ten Ta­ge nach den Pfingst­fe­ri­en in das neue Haus ein­zo­gen.“ Mit die­sen Wor­ten be­grü­ß­te Schul­lei­ter Heinz Ku­me­tat (ge­bo­ren 1909) die Fest­gäs­te, un­ter ih­nen Bür­ger­meis­ter und Schul­de­zer­nent Dr. Kas­par Linn­artz (1878–1955), die zur of­fi­zi­el­len Ein­wei­hung der „Ka­tho­li­schen Volks­schu­le Am Ro­sen­maar“ am 10.7.1952 ge­kom­men wa­ren. Ei­ne neue, mo­der­ne Schu­le, die ers­te in Köln nach dem Krieg, war fer­tig­ge­stellt und stand den Kin­dern der Sied­lung „Neue Hei­ma­t“ und Um­ge­bung zur Ver­fü­gung. Das neue Schul­ge­bäu­de be­stand aus ei­nem Pa­vil­lon­trakt mit sechs Klas­sen- und drei Grup­pen­räu­men so­wie ei­nem zwei­ge­schos­si­gen Stein­haus, in dem ei­ne Dop­pel­klas­se, das Leh­rer- und Lern­mit­tel­zim­mer, das Rek­tor­zim­mer, die Haus­meis­ter­woh­nung, die of­fe­ne Pau­sen­hal­le, die Toi­let­ten und der Hei­zungs­raum un­ter­ge­bracht wa­ren. Ein neu­es Lern­kon­zept, in dem die Grup­pen­ar­beit im Vor­der­grund stand und den bis­her üb­li­chen Klas­sen­ver­band auf­lo­cker­te, trug da­zu bei, die bei den Kin­dern fest­ge­stell­ten Kriegs­nach­wir­kun­gen über­win­den zu hel­fen. Das Leh­rer­kol­le­gi­um ent­wi­ckel­te Lern­grund­sät­ze, die sich auf den so­ge­nann­ten Je­na­plan von Pe­ter Pe­ter­sen (1884–1952) stütz­ten. Die Schu­le soll­te ei­ne „Le­bens­ge­mein­schafts­schu­le“ und kei­ne „Ler­n­a­ren­a“ mehr sein. Es galt der Grund­satz, dass je­der Schü­ler Kind sein durf­te und der Leh­rer nur der Äl­te­re, Er­fah­re­ne, und nicht mehr „der von Macht- oder Über­le­gen­heits­be­wu­ßt­sein er­füll­te Fach­man­n“ war.

5. Das religiöse Leben

Die Hö­hen­hau­ser Be­woh­ner ge­hör­ten kirch­lich ur­sprüng­lich ne­ben Mül­heim und Hol­wei­de haupt­säch­lich zu Dünn­wald (St. Ni­ko­laus), was wei­te We­ge zur je­wei­li­gen Kir­che be­deu­te­te. Für die Ka­tho­li­ken wur­de am 6.5.1928 mit St. Jo­hann Bap­tist die ers­te Kir­che in Hö­hen­haus ge­weiht. Für die ka­tho­li­schen Be­woh­ner der Sied­lung „Neue Hei­ma­t“, die kir­chen­recht­lich wei­ter­hin zu Dünn­wald ge­rech­net wur­den, stand das am 6.11.1933 zur Not­kir­che St. Jo­seph um­funk­tio­nier­te Ju­gend­heim in der Dünn­wal­der von-Dier­gardt-Stra­ße als Got­tes­haus zur Ver­fü­gung. Vie­le Kin­der der „Neu­en Hei­ma­t“ er­leb­ten in der Not­kir­che St. Jo­seph ih­re Erst­kom­mu­ni­on und da­mit zum ers­ten Mal ein Fest, das ih­nen selbst galt, das aber in den ers­ten Nach­kriegs­jah­ren nur in sehr be­schei­de­nem Rah­men ge­fei­ert wer­den konn­te. Nicht al­le Kin­der wa­ren mit dem für Jun­gen üb­li­chen dun­kel­blau­en An­zug mit Schirm­müt­ze und dem für Mäd­chen ob­li­ga­to­ri­schen wei­ßen Kleid mit Kopf­schmuck per­fekt ge­klei­det. Im Pfar­rar­chiv St. Jo­seph ist die Kom­mu­ni­on­fei­er 1951 be­schrie­ben: „Am Wei­ßen Sonn­tag, den 1. April fand die Fei­er der ers­ten hl. Kom­mu­ni­on der Kin­der statt. Es wa­ren in die­sem Jah­re 75 Kna­ben und 52 Mäd­chen, die zum ers­ten­ma­le zum Tisch des Herrn schrit­ten. Die Kin­der ver­sam­mel­ten sich wie­der im St. Ni­kolaus­stift um in Pro­zes­si­on zur al­ten Kir­che zu zie­hen. Da die El­tern der Kin­der bei dem un­freund­li­chen Wet­ter ne­ben ih­ren Kin­dern her­schrit­ten, war ei­ne be­trächt­li­che Un­ord­nung bei der Pro­zes­si­on, die in spä­te­ren Jah­ren nicht wie­der vor­kom­men darf. Auch die Ord­nung in der Kir­che ließ viel zu wün­schen üb­rig, trotz des Ein­sat­zes der St. Se­bas­tia­nus-Schüt­zen­bru­der­schaft. Am Nach­mit­tag war um 3 Uhr Dank­an­dacht.“ Für vie­le Kin­der die­ser Zeit be­gann nach der Erst­kom­mu­ni­on, wie auch heu­te, die lang­sa­me Ent­frem­dung von der Kir­che. Der Dünn­wal­der Pfar­rer hielt in der Pfarr­chro­nik fest: „Un­se­re Ju­gend, die heu­te mit 15 Jah­ren die Volks­schu­le ver­lä­ßt, ist viel­fach den Ein­flüs­sen die­ser Welt schon so stark ver­fal­len, oft auch von zu Hau­se aus so stark are­li­gi­ös er­zo­gen, daß man­che beim Ver­las­sen der Volks­schu­le schon mit ih­rer Re­li­gi­on ‚Schluß’ ge­macht ha­ben.“ Er führ­te das auf „die Ent­täu­schun­gen der ver­gan­ge­nen Jah­re und das Zu­sam­men­bre­chen der Ido­le des „Drit­ten Rei­ches“ zu­rück, die die Men­schen „stumpf ge­gen je­des Ide­al ge­mach­t“ hät­ten.

Für die evan­ge­li­schen Hö­hen­hau­ser stand vor­wie­gend die in den Jah­ren 1937/1938 er­rich­te­te und 1948 als ei­ge­ne Pfarr­stel­le ein­ge­rich­te­te Ters­tee­gen­kir­che in Dünn­wald zur Ver­fü­gung. Dar­über hin­aus bot die Kir­che in ei­nem Raum in der Schu­le Hon­schafts­stra­ße ei­nen sonn­täg­li­chen Got­tes­dienst an. Die Ein­wei­hung der Pau­lus­kir­che im Drei­sam­weg am 12.4.1953 bot den evan­ge­li­schen Chris­ten in Hö­hen­haus end­lich ei­ne ei­ge­ne re­li­giö­se Heim­statt. Für Kin­der, die we­der zur ers­ten hei­li­gen Kom­mu­ni­on gin­gen noch kon­fir­miert wur­den, stand am En­de der acht­jäh­ri­gen Schul­zeit, ähn­lich wie in der frü­he­ren DDR, ei­ne „Ju­gend­wei­he“ an, bei der aber, an­ders als in der DDR, kei­ne Ab­schlus­sur­kun­den ver­lie­hen wur­den.

Nach dem Krieg wa­ren so vie­le Flie­ger­ge­schä­dig­te und Aus­ge­bomb­te nach Hö­hen­haus und Dünn­wald ge­zo­gen, dass es, ins­be­son­de­re auf­grund der Sied­lung „Neue Hei­ma­t“, er­for­der­lich wur­de, ei­nen neu­en Seel­sor­ge­be­reich mit zu­ge­hö­ri­ger Kir­che ein­zu­rich­ten. Kon­kre­te Bau­plä­ne ent­stan­den vor­erst je­doch nicht. Der Dünn­wal­der Pfar­rer Au­gust Brandt (ge­bo­ren 1898) be­grün­de­te das mit den Zeit­ver­hält­nis­sen und der Knapp­heit an Bau­stof­fen und Ar­beits­kräf­ten. In­des­sen in­sti­tu­ier­ten die Be­woh­ner der „Neu­en Hei­ma­t“ und der um­lie­gen­den Sied­lun­gen am 20.7.1947 im Pfarr­saal von St. Jo­seph in Dünn­wald den „Kirch­bau­ver­ein Hö­hen­haus–Neue Hei­ma­t“, der sich fort­an müh­te, das In­ter­es­se für den Kirch­bau zu we­cken und ei­nen Fond für den In­nen­aus­bau zu bil­den. Im April 1948 be­auf­trag­te der Kir­chen­vor­stand im Ein­ver­ständ­nis mit dem Köl­ner Ge­ne­ral­vi­ka­ri­at die Ar­chi­tek­ten Wolf­ram Bor­gard und Fritz Vol­mer (ge­bo­ren 1902) mit der Bau­pla­nung. In sei­ner Sit­zung am 10.1.1949 be­schloss der Kir­chen­vor­stand, ein et­wa 30 Ar gro­ßes Grund­stück am Lip­pe­weg von der Stadt Köln zu kau­fen. Der Kauf­ver­trag wur­de am 9.3.1950 ge­schlos­sen. Am 9.12.1950 konn­te im Bei­sein der Pfarr­geist­lich­keit, des Kir­chen­vor­stan­des, des Vor­stan­des des Kirch­bau­ver­eins, der Ar­chi­tek­ten und ei­ner An­zahl von Ge­mein­de­mit­glie­dern der ers­te Spa­ten­stich voll­zo­gen wer­den. Pfar­rer Brandt ver­kün­de­te, dass die neue Kir­che der Hei­li­gen Fa­mi­lie von Na­za­reth als Sinn- und Vor­bild für die vie­len jun­gen Fa­mi­li­en in dem neu­en Sied­lungs­ge­biet ge­weiht wer­den soll. Die Bau­pla­nung der Ar­chi­tek­ten sah im ers­ten Bau­ab­schnitt den Bau ei­ner Kir­che vor, die sich in ih­rer äu­ße­ren Form den Häu­sern der „Neu­en Hei­ma­t“ und mit ih­rer wei­ßen Far­be den Sied­lungs­häu­sern der „Rand­sied­lun­g“ an­pas­sen soll­te. Kir­chen­vor­stand und Ar­chi­tek­ten wa­ren über­ein­ge­kom­men, die Kir­che im Stahl­ske­lett­bau mit Zie­gel­stein­mau­er­werk zu er­rich­ten. Sie soll­te 30 Me­ter lang und 14,5 Me­ter breit wer­den und so Platz für 750 Gläu­bi­ge bie­ten. Noch vor Weih­nach­ten 1950 be­gan­nen frei­wil­li­ge Hel­fer mit den Aus­schach­tungs­ar­bei­ten für die Fun­da­men­te der Kir­che. Der 18.3.1951 war der Tag der Grund­stein­le­gung. In ei­ner fei­er­li­chen Pro­zes­si­on zo­gen die Gläu­bi­gen von St. Jo­seph zum Bau­platz am Lip­pe­weg. Ob­wohl die Fi­nan­zie­rung we­gen zwei Lohn­er­hö­hun­gen ins Wan­ken ge­ra­ten war, konn­te die Kir­che nach nur fünf Mo­na­ten Bau­zeit fer­tig­ge­stellt wer­den. Am 30.9.1951 kon­se­krier­te Weih­bi­schof Jo­seph Fer­che (1887–1965) die Kir­che in ei­nem fei­er­li­chen Fest­akt un­ter re­ger Be­tei­li­gung der Hö­hen­hau­ser Be­völ­ke­rung. Mit Ur­kun­de vom 3.2.1952 er­hob der Köl­ner Erz­bi­schof den Seel­sor­ge­be­reich zum Rek­to­rat.

6. Ergebnis

Die­ser Bei­trag ver­sucht, den All­tag der Nach­kriegs­zeit in Köln ex­em­pla­risch am Vor­ort Hö­hen­haus mit der Fin­nen­haus­sied­lung „Neue Hei­ma­t“ ab­zu­bil­den. Er bie­tet Ge­le­gen­heit, die Zeit­um­stän­de ins Be­wusst­sein der heu­ti­gen Ge­ne­ra­ti­on zu rü­cken und in Er­in­ne­rung zu hal­ten. Da­bei ist auf die Ent­ste­hung der Sied­lung und über das ent­beh­rungs­rei­che Le­ben der Hö­hen­hau­ser Be­völ­ke­rung wäh­rend der letz­ten Kriegs- und der ers­ten Nach­kriegs­jah­re ein­ge­gan­gen wor­den. Die Zeit­zeu­gen ver­bin­den das letz­te Kriegs­jahr mit Flie­ger­an­grif­fen und Flucht in den na­hen Bun­ker oder Eva­ku­ie­rung in den Os­ten Deutsch­lands. Für die Meis­ten stand in den ers­ten Jah­ren nach dem Krieg ein Wort im Vor­der­grund: Hun­ger! Die­se Er­fah­rung präg­te ihr gan­zes Le­ben. All­tag be­deu­te­te der Ju­gend ne­ben Schu­le und Kir­che Be­we­gungs­frei­heit, das hei­ßt Spie­len auf au­to­lee­ren Stra­ßen und Plät­zen. „Wir ha­ben Ball ge­spielt und hat­ten kei­nen Bal­l“, cha­rak­te­ri­sier­te ein Zeit­zeu­ge die Ver­hält­nis­se tref­fend. Die Kin­der wuch­sen in ei­ner gro­ßen Ge­mein­schaft, ver­gleich­bar den heu­ti­gen Kin­der­ta­ges­stät­ten, auf, al­ler­dings oh­ne päd­ago­gi­sche An­lei­tung. Die Klei­nen lern­ten von den Gro­ßen. Von ganz be­son­de­rer Be­deu­tung wa­ren für sie die Neu­bau­ten der Kir­che und der Ro­sen­maar­schu­le, ei­ner Schu­le mit hel­len Räu­men und neu­en Un­ter­richts­me­tho­den, die mehr Frei­raum als in an­de­ren Schu­len ließ.

7. Quellen

Pfar­rar­chiv St. Jo­seph Köln–Dünn­wald.
Pfar­rar­chiv Hl. Fa­mi­lie Köln-Hö­hen­haus.
Schul­ar­chiv Ge­mein­schafts­grund­schu­le Hon­schafts­stra­ße Köln-Hö­hen­haus.
Schul­ar­chiv Ro­sen­maar­schu­le Köln-Hö­hen­haus.
Die Volks­stim­me 1946–1948.
Köl­ni­sche Rund­schau 1946–1959.
Köl­ni­scher Ku­rier 1945/1946.
Rhei­ni­sche Zei­tung 1946–1952.
West­deut­scher Be­ob­ach­ter 1943–1944.  

8. Literatur

Kemp, Al­fred, Köln-Hö­hen­haus zwi­schen da­mals und ges­tern, [Köln 2007]. Lin­de­lauf, Ed­mund (Hg.), Kath. Pfarr­amt zur Hl. Fa­mi­lie Köln-Hö­hen­haus, Markt­hei­den­feld 1967.
Spiertz, Wil­li, „Wir ha­ben Ball ge­spielt und hat­ten kei­nen Bal­l“. Die Nach­kriegs­zeit in Köln am Bei­spiel der Hö­hen­hau­ser Fin­nen­haus­sied­lung Neue Hei­mat mit Er­in­ne­run­gen von Zeit­zeu­gIn­nen, Ber­lin 2012 [dort wei­te­re Li­te­ra­tur­hin­wei­se].
30 Jah­re Evan­ge­li­sche Volks­schu­le Köln-Hö­hen­haus Hon­schafts­stra­ße. Ei­ne Fest­schrift. Den Bür­gern von Köln-Hö­hen­haus 1963.  

Grundsteinlegung der Kirche Zur Hl. Familie, 1951. (Pfarrarchiv)

 
Zitationshinweis

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Spiertz, Willi, Die Nachkriegszeit in Köln am Beispiel des Vorortes Höhenhaus, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/die-nachkriegszeit-in-koeln-am-beispiel-des-vorortes-hoehenhaus/DE-2086/lido/57d133495fc156.44752687 (abgerufen am 25.01.2025)