Adolf Achenbach

Berghauptmann (1825-1903)

Peter Burg (Münster)

Adolf Achenbach, Porträtfoto.

Adolf Achen­bach war ein ho­her preu­ßi­scher Berg­bau­be­am­ter, der neun Jah­re in Saar­brü­cken  und 22 Jah­re in Claus­thal-Zel­ler­feld in lei­ten­der Funk­ti­on tä­tig war. Im rhei­nisch-west­fä­li­schen Raum be­gann sei­ne Be­rufs­kar­rie­re. 

Adolf Achen­bach wur­de am 25.5.1825 in Saar­brü­cken ge­bo­ren; be­kann­ter wur­de sein jün­ge­rer Bru­der Hein­rich (seit 1888 von) Achen­bach, 1873-1878 preu­ßi­scher Han­dels­mi­nis­ter, an­schlie­ßend Ober­prä­si­dent in den Pro­vin­zen West­preu­ßen und Bran­den­burg. Der Va­ter Hein­rich Mo­ritz (1795-1865) war als Kas­sen­kon­trol­leur in der Kö­nig­li­chen Berg­ver­wal­tung Saar­brü­cken tä­tig, be­vor er im Jah­re 1830 als Ren­dant nach Sie­gen ver­setzt wur­de. Die Mut­ter Ju­lia­ne Achen­bach (1793-1883) war ei­ne Ku­si­ne des Va­ters. Die El­tern ent­stamm­te ei­ner Sie­ger­län­der Be­am­ten-, Pfar­rer- und Un­ter­neh­mer­fa­mi­lie. 

Nach der Rei­fe­prü­fung hat­te Adolf Achen­bach auf der Kar­rie­re­lei­ter vie­le Stu­fen zu über­win­den, bei de­nen sich Theo­rie und Pra­xis ab­wech­sel­ten und er­gänz­ten. Nach ei­ner ein­jäh­ri­gen prak­ti­schen Tä­tig­keit stu­dier­te er Berg­bau an den Uni­ver­si­tä­ten Bonn (1847/1848) und Ber­lin (1848/1849). 1852 ­stell­te er beim Rhei­ni­schen Ober­berg­amt in Bonn den An­trag auf Zu­las­sung zum Re­fe­ren­dar­ex­amen, das er 1853 ab­schloss. Er be­rei­te­te sich dort vom Herbst 1856 bis Herbst 1857 auf sein As­ses­sor­ex­amen vor. Von den drei schrift­li­chen Ar­bei­ten, die er an­zu­fer­ti­gen hat­te, be­zog sich ei­ne auf den Berg­amts­be­zirk Saar­brü­cken. Achen­bach soll­te die „Be­rech­ti­gungs­ver­hält­nis­se des lan­des­herr­li­chen Stein­koh­len­berg­bau­es“ aus den Ak­ten eru­ie­ren. 

 

Nach be­stan­de­ner Prü­fung er­hielt Adolf Achen­bach 1859 das Pa­tent als Ber­g­as­ses­sor. Dem mitt­ler­wei­le 34-Jäh­ri­gen wur­de 1859 die Ver­wal­tung des Berg­re­viers Bur­bach über­tra­gen, die über zwei Jah­re in sei­nen Hän­den lag, an­schlie­ßend wur­de er als Hilfs­ar­bei­ter in das Ober­berg­amt Bonn be­ru­fen. Das war das Sprung­brett für hö­he­re Auf­ga­ben. Im Jah­re 1865 er­folg­te die Er­nen­nung zum Ober­ber­grat und ei­ne Ver­set­zung an das Ober­berg­amt Dort­mund. Sein vier Jah­re jün­ge­rer Bru­der Hein­rich, des­sen Kar­rie­re deut­lich stei­ler ver­lief, hat­te die­sen Ti­tel be­reits 1863 er­hal­ten und war in das Mi­nis­te­ri­um für Han­del, Ge­wer­be und öf­fent­li­che Ar­bei­ten nach Ber­lin be­ru­fen wor­den. 

Ei­nen klei­nen Rück­schlag stell­ten Gal­len­lei­den dar, die Adolf Achen­bach in den Jah­ren 1865 und 1866 zu mehr­wö­chi­gen Kur­auf­ent­hal­ten in Karls­bad zwan­gen. Des­halb muss­te er ei­ne 1866 an­ge­tra­ge­ne kom­mis­sa­ri­sche Lei­tung der Berg­werks­di­rek­ti­on in Saar­brü­cken ab­leh­nen. Er soll­te dort Ge­org Ri­chard Bluh­me (1830-1875), den Schwie­ger­sohn Leo­pold Sel­los, der von 1861 bis 1866 Berg­werks­di­rek­tor war, ver­tre­ten. Da der Berg­haupt­mann und Di­rek­tor des Ober­berg­am­tes in Bonn, Her­mann Bras­sert, Adolf Achen­bach als Di­rek­tor des Saar­brü­cker Berg­am­tes für ge­eig­net hielt, wur­de die­sem 1869 die Lei­tung über­tra­gen. Der 1870 zum Ge­hei­men Berg­rat be­för­der­te Be­am­te führ­te die Ge­schäf­te in Saar­brü­cken, zu der auch die Kon­trol­le der Kö­nig­li­chen Bankagen­tur ge­hör­te, neun Jah­re lang (1869-1878). 

Achen­bach er­leb­te das Land an der Saar in ei­ner Zeit gro­ßer po­li­ti­scher Ver­än­de­run­gen und ei­ner ra­sant wach­sen­den In­dus­tria­li­sie­rung mit ei­ner ge­wal­ti­gen Pro­duk­ti­ons­stei­ge­rung und ei­ner sprung­haft wach­sen­den Be­völ­ke­rung. Durch die An­ne­xi­on El­sass-Loth­rin­gens nach dem deutsch-fran­zö­si­schen Krieg 1870/1871 ver­schob sich die Staats­gren­ze nach Wes­ten. Ein neu­er Wirt­schafts­raum wur­de ge­won­nen, in dem sich auch saar­län­di­sche Un­ter­neh­mer (Röch­ling und Stumm) nie­der­lie­ßen. Wäh­rend der Amts­zeit Adolf Achen­bachs wur­de die Stein­koh­le­för­de­rung um rund 50 Pro­zent ge­stei­gert. Lag der jähr­li­che Durch­schnitt En­de der 1860er Jah­re bei rund drei Mil­lio­nen, so En­de der 1870er Jah­re bei 4,5 Mil­lio­nen Ton­nen. Be­lief sich die Be­leg­schaft 1870 auf 15.000 Per­so­nen, so 1880 auf 23.000. Das dy­na­mi­sche Wirt­schafts­wachs­tum war von ei­nem An­stieg der Be­völ­ke­rung be­glei­tet. Im Kreis Saar­brü­cken stieg die Be­völ­ke­rungs­zahl von 78.711 im Jah­re 1867 auf 111.534 im Jah­re 1880. 

Of­fen­sicht­lich be­währ­te sich Adolf Achen­bach in der Lei­tung des grö­ß­ten Un­ter­neh­mens an der Saar, so dass ihm 1878 mit der Be­för­de­rung zum Berg­haupt­mann und Di­rek­tor im Ober­berg­amt Claus­thal neue Auf­ga­ben an­ver­traut wur­den. Der Har­zer Berg­bau war ein Jahr­zehnt zu­vor nach der An­ne­xi­on des Kö­nig­reichs Han­no­vers an Preu­ßen ge­fal­len und 1867 das Berg­ge­setz von 1865 ein­ge­führt wor­den. Die seit 1775 be­ste­hen­de Berg­schu­le zur Aus­bil­dung von Stei­gern und Be­am­ten war im Jah­re 1869 nach preu­ßi­schem Vor­bild neu ein­ge­rich­tet wor­den. Adolf Achen­bach setz­te die An­pas­sungs­be­mü­hun­gen fort, muss­te aber auch be­stands­ge­fähr­den­de Ab­sich­ten der Ber­li­ner Po­li­tik ab­weh­ren. Da­zu ge­hör­te der An­trag der Bud­get­kom­mis­si­on des Ab­ge­ord­ne­ten­hau­ses aus dem Jah­re 1879, das Ober­berg­amt zu Claus­thal auf­zu­he­ben und die Berg­aka­de­mie zu schlie­ßen. Im De­zem­ber 1882 wur­de im Ab­ge­ord­ne­ten­haus er­klärt, ei­ni­ge der im Harz ge­le­ge­nen Hüt­ten sei­en un­ren­ta­bel. Adolf Achen­bachs Be­hör­de meis­ter­te die­se Kri­se. Bei der Be­stands­wah­rung und dem wei­te­ren Aus­bau un­ter­stütz­te ihn sein Bru­der Hein­rich. 

Zu den Mo­der­ni­sie­rungs­maß­nah­men des Berg­haupt­manns ge­hör­te die Ein­füh­rung der Press­luft­bohr­ma­schi­ne im Harz. Zu Amts­be­ginn wur­de der nach sei­nem Vor­gän­ger Ernst Her­mann Ot­ti­liae (1821-1904) be­nann­te "Ot­ti­lia­e­schacht" – heu­te noch ei­ne Se­hens­wür­dig­keit des Har­zes – fer­tig­ge­stellt, und im Jah­re 1892 konn­te ein neu­er Schacht („Kai­ser Wil­helm II.“) in Be­trieb ge­nom­men wer­den. Die Berg­aka­de­mie er­hielt in den Jah­ren 1880 bis 1888 fünf neue Lehr­stüh­le für Berg­bau­kun­de, Berg­recht, Na­tio­nal­öko­no­mie, Hüt­ten­kun­de und Phy­sik. Achen­bach ver­hin­der­te nicht nur de­ren Schlie­ßung, son­dern auch ei­ne Ver­le­gung von Claus­thal nach Gos­lar, die ei­ni­ge Do­zen­ten aus kli­ma­ti­schen Grün­den be­grü­ßt hät­ten. Der Berg­haupt­mann ver­wies auf die im Ver­gleich zu Gos­lar schwa­che In­fra­struk­tur Claust­hals, auf die Not­wen­dig­keit, Leh­rer und Stu­den­ten als Kon­su­men­ten in der Stadt zu hal­ten. 

Adolf Achen­bach wid­me­te der Or­ga­ni­sa­ti­on des Knapp­schafts­we­sens sei­ne Auf­merk­sam­keit. Er pass­te die­ses den Reichs­ver­si­che­rungs­ver­hält­nis­sen an und ver­an­lass­te die Fu­si­on re­gio­na­ler Ver­eins­kas­sen. Ver­dient mach­te sich der Berg­haupt­mann des Wei­te­ren durch sei­ne Samm­ler­tä­tig­keit. Er re­gis­trier­te und be­wahr­te die so ge­nann­ten Berg­zet­tel, auf de­nen För­de­rung und Um­satz der Bo­den­schät­ze fest­ge­hal­ten wur­den, so dass die Ent­wick­lung der Berg­wirt­schaft re­kon­stru­iert wer­den kann. Fer­ner hin­ter­ließ er ei­ne um­fang­rei­che Bi­blio­thek mit wert­vol­len Hand- und Ab­schrif­ten zur Ge­schich­te des Har­zes und sei­nes Berg­baus, die in den Be­stand der Claustha­ler Ober­berg­amts­bi­blio­thek ein­ging, ei­ne Samm­lung von Glo­cken­in­schrif­ten so­wie his­to­ri­sches Ge­zä­he (spe­zi­fi­sche Werk­zeu­ge und Ar­beits­ge­rä­te) der Berg­leu­te, das heu­te noch im Ober­har­zer Berg­werks­mu­se­um in Zel­ler­feld be­sich­tigt wer­den kann.

Der Jung­ge­sel­le Adolf Achen­bach leb­te per­sön­lich zu­rück­ge­zo­gen, galt als Son­der­ling, der sein ho­hes Amt nicht an­ge­mes­sen in der Öf­fent­lich­keit re­prä­sen­tier­te. Den­noch er­freu­te er sich ei­ner gro­ßen Be­liebt­heit in der Be­völ­ke­rung. An­läss­lich sei­nes 50-jäh­ri­gen Dienst­ju­bi­lä­ums im Jah­re 1896 wur­de ihm ei­ne „berg­män­ni­sche Auf­war­tun­g“ zu­teil, bei der 2.500 mit Gru­ben­lam­pen und Fa­ckeln aus­ge­stat­te­te Berg- und Hüt­ten­leu­te, be­glei­tet von Mu­sik­ka­pel­len, ih­ren Re­spekt er­wie­sen. Die Eh­rer­wei­sung wie­der­hol­te sich, als er im Jah­re 1900 in den Ru­he­stand ein­trat. Die Städ­te Claus­thal und An­dre­as­burg ver­lie­hen ihm die Eh­ren­bür­ger­rech­te. 1907 wur­de ein Erz­berg­werk in Bad Grund nach ihm be­nannt. Von staat­li­cher Sei­te wur­de er mit Or­den und Ran­ger­hö­hun­gen aus­ge­zeich­net. 1888 er­hielt er den Ro­ten Ad­ler-Or­den zwei­ter Klas­se mit Ei­chen­laub, 1893 den Ti­tel ei­nes Wirk­li­chen Ge­hei­men Ober­ber­gra­tes mit dem Ran­ge der Rä­te ers­ter Klas­se, im Ru­he­stand kam schlie­ß­lich noch der Ti­tel „Ex­cel­len­z“ hin­zu. In Saar­brü­cken, sei­nem Ge­burts- und zeit­wei­li­gen Wir­kungs­ort, ist heu­te noch ei­ne Stra­ße nach ihm be­nannt. 

Literatur

Den­nert, Her­bert, Berg­haupt­mann Adolf Achen­bach (geb. 5.1.1825, im Amt 1878-1900, gest. 13.6.1903), in: Den­nert, Her­bert, Berg­bau und Hüt­ten­we­sen im Harz vom 16. bis zum 19. Jahr­hun­dert dar­ge­stellt in Le­bens­bil­dern füh­ren­der Per­sön­lich­kei­ten, 2. Auf­la­ge, Claus­thal-Zel­ler­feld 1986, S. 190-192.
Fuchs, Kon­rad, Adolf Achen­bach. 1825-1903, in: Nas­saui­sche Le­bens­bil­der, Band 6, Wies­ba­den 1961, S. 238-247.
Gleich­mann, Joa­chim, Adolf Achen­bach – ein Sie­ger­län­der als Berg­haupt­mann zu Claus­thal, in: All­ge­mei­ner Harz-Berg-Ka­len­der für das Jahr 2008, S. 41-44.

Online

Kren­kel, Erich, Achen­bach, Adolf, Berg­haupt­mann, in: Neue Deut­sche Bio­gra­phie, Band 1, Ber­lin 1953, S. 31-32. [On­line]

Heinrich von Achenbach, Porträtfoto.

 
Zitationshinweis

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Burg, Peter, Adolf Achenbach, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/adolf-achenbach/DE-2086/lido/57a8ae9e979d23.20375145 (abgerufen am 14.11.2024)