Orte und Räume Gau Köln-Aachen Aus gutem Grund betonte „Das Buch der deutschen Gaue“ noch im Jahre 1938, dass „die Verdienste der Gaue weniger aus den Wahlergebnissen zu erlesen [seien], als vielmehr aus der Summe der Widerstände“, die die Nationalsozialisten in der „Kampfzeit“ im „Gau Rheinland“ und mithin im Gebiet der 1931 hieraus hervorgegangenen Gaue Köln-Aachen und Koblenz-Trier hatten überwinden müssen, weil hier die „Wiege des Marxismus“ – mit Trier und Köln als Geburts- und Wirkungsstätten von Karl Marx – und die Hochburg(en) des politischen Katholizismus – in Gestalt des alle Positionen des öffentlichen Lebens prägenden Zentrum – gelegen gewesen war. Hinzu kam, wie der Köln-Aachener Gauleiter Josef Grohé noch Ende 1940 in seinem ebenso betitelten Vortrag an der Universität Bonn über „Den politischen Kampf im Rheinlande nach dem Weltkriege“ hervorhob, die im Versailler Vertrag festgeschriebene und in den 1920er Jahren drastisch durchgeführte alliierte Rheinlandbesetzung, die die nationalsozialistischen Propagandamöglichkeiten aufs äußerste limitiert hatte.
Epoche 1871 bis 1918 - Das Rheinland im Kaiserreich Von der nationalen Begeisterung, die viele Deutsche beim Beginn des Deutsch-Französischen Krieges im Sommer 1870 ergriff, blieb auch die Bevölkerung des Rheinlands nicht unberührt. Im Jahr darauf wurden die zurückkehrenden siegreichen Truppen und ihr Monarch in rheinischen Städten mit Pomp und Enthusiasmus empfangen. Aufgrund ihrer exponierten Lage an der Westgrenze des neu geschaffenen Deutschen Reichs konnte die Rheinprovinz sich der besonderen symbolischen Wertschätzung des nationalistischen Empfindens gewiss sein: Als eine inoffizielle Nationalhymne galt in den folgenden Jahrzehnten die von Max Schneckenburger (1819-1849) gedichtete „Wacht am Rhein“.
Biographie Friedrich Tillmann Friedrich Tillmann war ein frommer Idealist - und gleichzeitig NS- Schreibtischtäter. In der NS-Zeit war er Direktor der Wohlfahrtswaisenpflege der Stadt Köln und leitete daneben ab Ende 1939-1942 die Büroabteilung der mit der Durchführung der „Euthanasie-Aktion T4“ beauftragten Zentraldienststelle. Nach 1950 führte er ein unauffälliges Leben als Heimleiter von Einrichtungen der Jugendfürsorge und engagierte sich in der katholischen Pfarrgemeindearbeit, bis er 1960 verhaftet und ihm der Prozess gemacht wurde.
Biographie Karl Müller Dem Düsseldorfer Rechtsanwalt Karl Müller gelang es 1945 zusammen mit Aloys Odenthal (1912-2003) und Karl August Wiedenhofen (1888-1958), eine erneute Bombardierung Düsseldorfs durch die Alliierten abzuwenden und entgegen den Befehlen des NS-Regimes die Stadt kampflos an die heranrückenden amerikanischen Truppen zu übergeben.
Biographie Heinrich Müller Heinrich Müller leitete von 1935 bis 1944 die Bonner Außenstelle des Sicherheitsdienstes der SS (SD). Der gelernte Zahnarzt und überzeugte Nationalsozialist war führend an der Verfolgung von Bonner Juden und Zwangsarbeitern beteiligt. Nach der NS-Zeit und mehrjähriger Haft konnte er ein unauffälliges Leben im Ruhrgebiet führen.
Biographie Heinrich Haake Heinz Haake war einer der ersten Nationalsozialisten im Rheinland; er war vor 1933 führender Funktionär dieser Partei und von 1933–1945 Landeshauptmann der Rheinprovinz. Gleichwohl blieb er in der NS-Zeit gegenüber machtbewussten Figuren wie Robert Ley oder den rheinischen Gauleitern eher in der zweiten Linie.
Biographie Erich Koch Erich (Richard) Koch gehörte als Gauleiter von Ostpreußen und Reichskommissar für die Ukraine zu den bedeutendsten Politkern und Funktionären des "Dritten Reiches". In der Weimarer Republik trug er maßgeblich zum Aufbau der NSDAP im Ruhrgebiet und in Ostdeutschland bei. Während der nationalsozialistischen Diktatur war er Gauleiter von Ostpreußen, im Zweiten Weltkrieg war er als Chef der Besatzungsverwaltung in der Ukraine verantwortlich für den Tod Hunderttausender Juden, Polen und Ukrainer. 1945 verschuldete er die verspätete Evakuierung der ostpreussischen Bevölkerung und die ihr daraus entstehenden Leiden.
Thema Der Provinzialausschuss der Rheinprovinz 1888-1933 Mit der Einführung der Provinzialordnung vom 29.6.1875 in der Rheinprovinz in einer für diese Provinz modifizierten Fassung durch Gesetz vom 1.6.1887 wurden auch im Rheinland wie zuvor im übrigen Preußen die Verwaltungsgliederung und die bisher bestehende provinzialständische Verfassung grundlegend umgewandelt. Die Provinz wurde zweigeteilt in einen staatlichen Verwaltungsbezirk (Rheinprovinz) und einen kommunalen Selbstverwaltungskörper (Provinzialverband). An der Spitze des staatlichen Verwaltungsbezirks stand der Oberpräsident, der auch die Aufsicht über den Provinzialverband ausübte. Organe des Provinzialverbandes waren der Provinziallandtag, der Provinzialausschuss und der Landesdirektor, der ab 1897 auch in der Rheinprovinz Landeshauptmann hieß. Der Provinziallandtag wurde nicht mehr durch Wahlen des bevorrechtigten Grundbesitzes und der besonders bevorrechteten Rittergüter gebildet, sondern ging aus den Wahlen der Kreistage und der Stadtverordnetenversammlungen hervor.