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Carl Zuckmayer, der große Sohn des kleinen Nackenheim am Rhein, der seine großen Erfolge mit der Beschreibung und den Geschichten seiner rheinhessischen Heimat erzielte, avancierte bedingt durch die politischen Zeitläufte zu einem kosmopolitischen Weltbürger außerhalb Deutschlands und gilt doch als einer der bedeutendsten Schriftsteller deutscher Sprache im 20. Jahrhundert.
Das Thema eines seiner berühmtesten Stücke „Der fröhliche Weinberg“ war Carl Zuckmayer schon in die Wiege gelegt worden – am 27.12.1896 kam er als zweiter Sohn des Fabrikanten für Weinflaschenkapseln Carl Zuckmayer sen. (1864-1947) und dessen Ehefrau Amelie Friederike Auguste Zuckmayer, geborene Goldschmidt (1869-1954), in dem rheinhessischen Winzerort Nackenheim am Rhein unweit von Mainz zur Welt und wuchs gemeinsam mit seinem sechs Jahre älteren Bruder Eduard (1890-1972), der ein bekannter Musikpädagoge, Komponist und Pianist werden sollte, ab 1900 in Mainz auf. Das Elternhaus war wohlhabend und gut bürgerlich, und die Kindheit der Brüder glücklich und sorgenfrei. Die mütterlichen Großeltern waren vom Judentum zum Protestantismus konvertiert, die beiden Söhne wurden aber katholisch erzogen. Im Elternhaus waren Hausmusik ebenso selbstverständlich wie eine umfangreiche häusliche Bibliothek, derer sich Carl schon früh bedienen und so die Werke moderner, zeitgenössischer Literatur bereits als Heranwachsender kennenlernte konnte – eine Vorliebe, der er sich heimlich und immer intensiver als Gymnasiast hingab.
Ab 1903 besuchte Carl mit wenig Enthusiasmus das Humanistische Neue Gymnasium in Mainz (das heutige Rabanus-Maurus-Gymnasium). Die im Eigenstudium durchforschen Werke etwa von Henrik Ibsen (1928-1906), Gerhart Hauptmann (1862-1946), Arthur Schnitzler (1862-1931), Frank Wedekind (1864-1918), Hugo von Hofmannsthal (1874-1929), Rainer Maria Rilke (1875-1926), Arthur Schopenhauer (1788-1860) und Friedrich Nietzsche (1844-1900) blieben aber die Wegmarken seiner Jugend. Schon als Schüler unternahm er erste schriftstellerische Gehversuche. Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges kam Carl Zuckmayer mit der aufkommenden expressionistischen Literatur in Berührung und schloss bei Kriegsausbruch 1914 seine gymnasiale Ausbildung mit dem Notabitur ab. Er meldete sich, angesteckt von der großen allgemeinen Kriegsbegeisterung, sogleich als Kriegsfreiwilliger, doch führten die miterlebten Kriegsgräuel bald zu einer Ernüchterung, die in eine pazifistische Neuausrichtung in Zuckmayers Denken mündeten. Er war zunächst in das berittene Feldartillerie-Regiment „Oranien“ (1. Nassauisches) Nr. 27 eingetreten. Als Leutnant an der Westfront nahm er 1916 an den Materialschlachten an der Somme und als Vizefeldwebel bei der Fußartillerie in der Marine-Kanonen-Batterie 32 1917 in Flandern teil. Pausen zwischen den Kampfhandlungen nutzte er abermals zum exzessiven Lesen und mündeten schließlich in seinem Ostern 1916 entstandenen Gedichtzyklus „Passion“, in dem Zuckmayer seine Kriegserfahrungen verarbeitete. Seit Dezember 1917 schrieb Zuckmayer zudem für die von Franz Pfemfert (1879-1954) herausgegebene Zeitschrift „Die Aktion“, die seit 1911 erschien und mehr und mehr zu einem führenden Organ politisch linker Kräfte wurde, die links von der SPD standen. Pfemfert hatte es aber verstanden, führenden Schriftstellern und Künstlern der neuen Kunstrichtung des Expressionismus ein Forum in seiner Zeitschrift zu bieten.
Mit mehreren Tapferkeitsmedaillen (Eisernes Kreuz, Klasse I und II, badischer Orden vom Zähringer Löwen mit Eichenlaub und Schwertern, die Hessische Tapferkeitsmedaille) ausgezeichnet, wurde Zuckmayer im Herbst 1918 als Leutnant der Reserve aus dem Militärdienst entlassen. Ein nur kurzes Intermezzo blieb sein gleich im Anschluss begonnenes Jurastudium in Frankfurt am Main, wo er auch dem dortigen Revolutionären Studentenrat angehörte. Bereits 1919 wechselte Zuckmayer an die Universität Heidelberg, wo er ohne feste Zielorientierung Literatur- und Kunstgeschichte, Jura, später auch Philosophie, Soziologie und Biologie belegte. In Heidelberg lernte Zuckmayer auch als Kommilitonen den späteren SPD-Reichtstagsabgeordneten Carlo Mierendorff (1897-1943) kennen, der sich ebenfalls als expressionistischer Autor versuchte und Anfang 1919 die politische Zeitschrift „Das Tribunal. Hessische Radikale Blätter“ (in Bezug auf Georg Büchners „Hessischen Landboten“) gründete, für die zu schreiben er Zuckmayer aufforderte, nachdem er dessen Arbeiten in Pfemferts „Aktion“ gelesen hatte. In diesem Kreis um Mierendorff lernte Zuckmayer viele gleichgesinnte Freunde kennen, wie zum Beispiel den späteren Journalisten und Widerstandskämpfer Theodor Haubach (1896-1945), den späteren bekannten Verleger Henry Goverts (1892-1988) oder den Schriftsteller Fritz Usinger (1895-1982).
Die bewegten zwanziger Jahre fielen in etwa auch zusammen mit den eigenen zwanziger Lebensjahren und waren nicht minder bewegt: im Januar 1920 heiratete Carl Zuckmayer seine Mainzer Jugendliebe Annemarie Ganz, mit der er den Sommer zunächst noch in Heidelberg verbrachte. Statt weiter zu studieren, schrieb Carl an Gedichten und Dramen mit antik-historischem Inhalt. Im Herbst vermittelten Freunde aus Mainz die Annahme seines Dramas „Kreuzweg“ - eine tragische Liebesgeschichte im expressionistischen Stil, die zur Zeit der Bauernkriege spielt – an einem Berliner Theater. Bei den Theaterproben lernte er die Schauspielerin Annemarie (genannt Mirl) Seidel (1895-1959) kennen, in die er sich sofort verliebte und sich von seiner Frau Annemarie 1921 wieder scheiden ließ. Sein Drama, das im Dezember 1920 unter der Regie von Ludwig Berger (1892-1969) am Staatlichen Schauspielhaus uraufgeführt wurde, fiel beim Publikum durch und wurde nach drei Tagen wieder abgesetzt. Fortan versuchte Zuckmayer, sich als freier Schriftsteller und Regieassistent in Berlin durchzuschlagen, was aber nicht ausschloss, dass er gleichzeitig als Bänkelsänger in Kneipen auftrat, als Filmstatist und Anwerber für illegale Vergnügungslokale in Berlin arbeitete und kurzzeitig sogar als Drogendealer fungierte, was aber fast zu einer Verhaftung geführt hätte. Seine stürmische Beziehung zu Annemarie Seidel endete 1922 wieder und den Sommer verbrachte Carl zunächst in Norwegen, ehe er im September ein Engagement als Dramaturg am Städtischen Theater in Kiel erhielt. Als eine von Zuckmayer inszenierte Aufführung des Stückes „Eunuch“ des antik-römischen Dichters Terenz (195/184-159/158 v. Chr.) zu einem regelrechten Theaterskandal schon bei der Generalprobe führte, folgte in Kiel bereits 1923 die fristlose Entlassung gemeinsam mit dem Intendanten Curt Elwenspoek (1884-1959), der ihn im kurz zuvor nach Kiel geholt hatte.
Zuckmayers nächste kurze Lebensstation führte ihn daraufhin nach München, wo er als Dramaturg am Münchner Schauspielhaus zu arbeiten begann und dort mit Bertolt Brecht (1898-1956) Freundschaft schloss. Eine besondere Vorliebe hatte Zuckmayer in dieser Zeit für die Romane von Karl May (1842-1942), wobei ihn die Begeisterung für den Indianerstoff zeitlebens nie losließ. Er arbeitete in dieser Zeit auch an einem Roman über die Lebensgeschichte des Indianerhäuptlings Sitting Bull, den er aber nie abschloss. Der Weg führte den rastlosen Zuckmayer rasch wieder zurück nach Berlin, wo er gemeinsam mit Bertolt Brecht eine Anstellung am Deutschen Theater erhielt. Dort lernte er 1925 auch die Wiener Schauspielerin Alice Frank, geborene von Herdan (1901–1991), kennen, die er in zweiter Ehe heiratete und zeitlebens mit ihr zusammenblieb. Auch für Alice Zuckmayer war es die zweite Ehe, zuvor war sie mit dem kommunistischen Funktionär Karl Frank (1893-1969) verheiratet, mit dem sie eine Tochter namens Michaela (geboren 1923) hatte, die sie mit in die Ehe mit Zuckmayer brachte, deren Stiefvater dieser nun wurde. 1926 wurde dann die gemeinsame Tochter Winnetou Maria geboren, deren ungewöhnlicher Vorname Ausdruck von Zuckmayers Karl-May-Verehrung war.
Nach unruhigen Jahren mit nahezu ausschließlich schriftstellerischen Misserfolgen wandte sich Zuckmayer von seiner rein expressionistischen Phase ab und schrieb in Berlin das Theaterstück, mit dem ihm durch die Vermittlung des befreundeten Regisseurs Ludwig Berger der literarische Durchbruch gelang. Die Uraufführung der Komödie „Der fröhliche Weinberg“ am 22.12.1925 im Theater am Schiffbauerdamm brachte Zuckmayer einen immensen Erfolg, wurde das Stück doch rasch zum erfolgreichsten Theaterstück der Weimarer Jahre. Allein zweimal wurde es verfilmt: 1927 und noch einmal 1952. Noch vor der Uraufführung erhielt Zuckmayer den renommierten Kleist-Preis. Inhaltlich war Zuckmayer wieder an den Ort seiner Kindheit zurückgekehrt und hatte ein ungeschönt-hintergründiges Volksstück geschrieben, das die Menschen in einem kleinen Weinort in Rheinhessen mit all ihren Schwächen treffsicher karikierte und es waren die realen Figuren aus Nackenheim, die für seinen Stoff die Vorlage boten. Während im ganzen Land das Stück gefeiert wurde, nahmen es die Nackenheimer, die sich unzweideutig wiedererkannten, Zuckmayer lange übel, dass er sie derart vorgeführt hatte. Erst drei Jahrzehnte später machten sie mit ihrem großen Sohn ihren Frieden.
Der Erfolg des „Fröhlichen Weinberg“ bescherte Zuckmayer nicht nur den langersehnten Ruhm, sondern der jungen Familie durch die Tantiemen erstmals auch einen gewissen Wohlstand. Neben seiner Wohnung in Berlin kaufte er das Landhaus „Wiesmühl“. Das bei Henndorf in der Nähe von Salzburg gelegene Haus wurde zum zentralen Ort der Familie in den nächsten Jahren, wo seine folgenden literarischen Arbeiten entstanden. Zuckmayer stand mittlerweile unter Generalvertrag bei dem zum bekannten Berliner Ullstein-Konzern gehörenden Propyläen-Verlag, er arbeitete regelmäßig für den Rundfunk und war an Filmprojekten beteiligt, schrieb für renommierte Zeitungen und Zeitschriften und gehörte Ende der zwanziger Jahre zu den bestverdienenden Autoren der Weimarer Republik. Seinen Erfolg verdankte er sicher auch der Tatsache, dass er sein Erfolgsrezept des „Fröhlichen Weinberg“ vorerst nicht aufgab und mit seinen Geschichten und Dramen seiner Heimat weiter verbunden blieb. Auch setzte er sich damit bewusst ab von dem aufkommenden lehrhaft-politischen Theater, wie es Brecht oder Erwin Piscator (1893-1966) entwarfen. So entstand 1927 sein Schauspiel vom noblen Räuberhauptmann „Schinderhannes“, das auf der Lebensgeschichte Johannes Bücklers (ca. 1779-1803) basiert. Das Stück spielt im Hunsrück während der Franzosenzeit um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Der Schinderhannes, der als Anführer einer Räuberbande die Reichen bestiehlt und die armen Bauern unterstützt, wird eines Tages verraten und nach seiner Gefangennahme mit 19 Kameraden vor dem Mainzer Holzturm geköpft. Trotz ihrer Trauer kann Julchen, die Braut des Schinderhannes, einen gewissen Stolz nicht verhehlen, dass zur Hinrichtung mehr Zuschauer („Fünfzehntausend Leut!“) gekommen waren, als kurz zuvor in Mainz Napoleon Bonaparte (1769-1821) gehuldigt hatten.
Auch Zuckmayers erster Erzählband „Ein Bauer aus dem Taunus und andere Geschichten“ erschien 1927. Im nächsten Jahr erschien sein Seiltänzerstück (wie er es selbst nannte) „Katharina Knie“, das von dem berühmten schweizerischen Zirkus handelt, der in einer kleinen pfälzischen Stadt gastiert. Sowohl der „Schinderhannes“ als auch „Katharina Knie“ wurden im jeweiligen Folgejahr verfilmt. Schon 1929 erhielt Zuckmayer mit dem Georg Büchner-Preis einen weiteren herausragenden Preis und ebenso den Dramatikerpreis der Heidelberger Festspiele.
Im Jahr 1930 schrieb Zuckmayer am Drehbuch zu dem Film „Der blaue Engel“ mit, der nach der Romanvorlage „Professor Unrat“ von Heinrich Mann (1871-1950) entstand. Im folgenden Jahr gelang dem erfolgreichen Mitdreißiger ein weiterer großer Erfolg – eines der bis heute bekanntesten Stücke aus seiner Feder wurde im März 1931 uraufgeführt: „Der Hauptmann von Köpenick“. Das Stück persifliert auf der Basis einer historischen Begebenheit zu Beginn des 20. Jahrhunderts den preußischen Militarismus und Bürokratismus, wenn es dem stellungslosen ehemaligen Gefangenen Wilhelm Voigt gelingt, allein mithilfe einer erworbenen Uniform das Kommando über einen gutgläubigen Trupp zu übernehmen, um im Rathaus von Köpenick endlich an einen ersehnten Pass für die Ausreise aus Preußen zu kommen. Das Stück, das den Untertitel „Ein deutsches Märchen“ trug, brachte Zuckmayer den größten finanziellen Erfolg der Weimarer Jahre – allein 160.000 Reichsmark an Tantiemen im ersten Jahr der Uraufführung. Aber es weckte auch den Argwohn der Nationalsozialisten, denen der deutliche Antimilitarismus darin ein Dorn im Auge war.
Politisch spitzte sich die Lage in Berlin ab 1932 rasant zu – die stärker werdende nationalsozialistische Bewegung veranlasste Zuckmayer, seine Prominenz zu nutzen, um sich für den Erhalt der Republik einzusetzen. Doch die Machtergreifung der NSDAP mit Adolf Hitler (1889-1945) als neuem Reichskanzler war nicht mehr abzuwenden. Ab Januar 1933 war Zuckmayer nur noch ein Halbjude, der zudem eine kritische Haltung zum neuen Regime hatte und dessen Theaterstücke folglich mit einem Aufführungsverbot bedroht waren. Seine Honorare verminderten sich schlagartig und bereits nach dem Reichstagsbrand am 27.2.1933 übersiedelte die Familie Zuckmayer von Berlin ganz nach Henndorf ins Salzburger Land. Auch in Wien hatte Zuckmayer mittlerweile noch eine Wohnung und somit begann die Zeit des Exils in dem noch nicht angeschlossenen Österreich. Sein Landhaus „Wiesmühl“ entwickelte sich zu einem Zufluchtsort für Schriftsteller und Künstler und es bildete sich eine Art „Henndorfer Kreis“ im Exil heraus.
Die nächsten Stücke wurden nun statt in Berlin in Wien uraufgeführt und auch seinen Verlag wechselte Zuckmayer im August 1934. Der Ullstein-Verlag erschien ihm nach dem politischen Umbruch 1933 endgültig zu weit nach rechts gerückt und nun wurde der S. Fischer-Verlag, mit dem er schon länger im Gespräch stand, sein neuer Verlag. Statt Theaterstücke zu schreiben, konzentrierte sich der Autor mehr auf Prosastücke, für die er sich ein breiteres Publikum im gesamten deutschsprachigen Raum erhoffte. Um aber weiter im Reich publizieren zu dürfen, musste Zuckmayer im Juli 1933 einen Antrag auf Mitgliedschaft im Reichsverband der Deutschen Schriftsteller stellen, was aber erst im Januar 1934 nach einem weiteren Versuch Erfolg hatte. Mit der Begründung, dass diese Mitgliedschaft nicht vorgesehen sei für im Ausland lebende Schriftsteller, entfernte man ihn im Sommer 1935 wieder aus der Mitgliederliste. Auch Zuckmayers Bruder Eduard war von der Reichsmusikkammer ausgeschlossen und mit einem Berufsverbot belegt worden. Er emigrierte 1935 in die Türkei.
Ende 1935 erschien Zuckmayers einziger zu Lebzeiten abgeschlossener Roman „Salwàre oder die Magdalena von Bozen“, der aber kurz vor der Auslieferung in Deutschland verboten wurde. Schließlich erschien das Buch in dem von Samuel Fischers (1859-1934) Schwiegersohn Gottfried Bermann Fischer (1897-1995), der 1934 die Verlagsleitung übernommen hatte, gegründeten Wiener Sezessionsverlag, in den unter Billigung der Reichsschrifttumskammer die Rechte und Bestände der im Deutschen Reich „unerwünschten“ S. Fischer-Verlagsautoren, darunter zum Beispiel auch Thomas Mann (1875-1955) transferiert worden waren. Einige unverfänglichere Autoren durften noch in Berlin verlegt werden. Hier kümmerte sich Peter Suhrkamp (1891-1959), der 1935 Annemarie („Mirl“) Seidel geheiratet hatte, im Hause Fischer kommissarisch um diesen Teil des Verlagsprogramms. Die Wiener Exilproduktion durfte ebenso noch in großen Teilen im Reich erscheinen, doch Zuckmayer galt wegen seiner Vergangenheit als im Reich unerwünscht. Mit Drehbüchern versuchte er sich nun durchzuschlagen, um irgendeine Existenzgrundlage zu behalten, was aber zeitraubend und nicht erfolgreich war. Ihm blieb nur noch die Möglichkeit, die österreichische Staatsbürgerschaft zu beantragen – ein Versuch der 1938 am Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich scheiterte.
Der Anschluss zwang Zuckmayer sofort zur Flucht in die Schweiz. Überstürzt – schon als Rollkommandos in Henndorf vor seiner Haustür standen, die tags darauf auch seine Wiener Wohnung plünderten, entkam er in letzter Sekunde am 15.3.1938 mit dem Zug allein nach Zürich, das zu einer Zwischenstation wurde, wie für viele deutschsprachige Exilautoren und Künstler. Seine Werke erschienen fortan in dem von Bermann Fischer nach Stockholm transferierten Exilverlag, so auch schon 1938 seine autobiographische Schrift „Pro domo“, in der er den NS-Staat scharf angriff, aber sich dennoch zu Deutschland bekannte. Widerstandkreise und Exilanten wurden bald aufmerksam auf sein Werk, doch die Reaktion des NS-Regimes ließ nicht lange auf sich warten. Am 31.12.1938 standen Zuckmayers „zersetzende“ Veröffentlichungen auf der „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ im Reich, was ein Gesamtverbot seiner Werke im Deutschen Reich bedeutete. Schon im Mai 1939 wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt, das Haus in Henndorf schließlich beschlagnahmt und die ganze Familie aus dem Reich ausgebürgert. In Chardonne am Genfer See hatte sich die Familie zwar mittlerweile gut eingerichtet, doch wollte man nun in Europa lieber nicht mehr bleiben. Die nächste Etappe ihrer unfreiwilligen Odyssee sollten die USA werden. Über Paris, von wo die Zuckmayers am 28.5.1939 mit dem Zug zur Einschiffung nach Rotterdam weiterreisten, erreichten sie (mit einer Zwischenstation in Kuba) mithilfe eines Besuchervisums auf Einladung der Journalistin Dorothy Thompson (1893-1961) die USA.
Es begann eine Zeit des „Sich-Durchschlagens“ als Emigrant. Er konnte zeitweise als Drehbuchautor bei Warner Brothers in Hollywood arbeiten. 1940 kehrte er aber nach New York zurück und wurde Dozent an der von Erwin Piscator geleiteten Theaterschule „Dramatic Workshop“ der Exil-Universität der New School for Social Research. Auch für einige amerikanische Magazine schrieb er Kurzgeschichten, um den Lebensunterhalt irgendwie abzusichern. Da ihn diese Tätigkeit nicht ausfüllte und seine Familie damit auch nicht ernähren konnte, entschlossen er und seine Frau sich im Frühjahr 1941, als letzten Ausweg sich als Farmer zu versuchen. Die Zuckmayers gaben ihre New Yorker Wohnung auf, pachteten bei Barnard im Bundesstaat Vermont, wo Dorothy Thompson den Landsitz „Twin Farms“ unterhielt, für 50 Dollar im Monat die „Backwoods Farm“ und bewirtschafteten diese für die folgenden Jahre. Das Leben als Farmer war mühsam, aber Zuckmayer vermochte es mit harter Arbeit und einer eigenen Hühner-, Enten- und Ziegenzucht seine Familie durchzubringen. Er schrieb nur wenig in dieser Zeit, aber sein neues abgeschiedenes Refugium wurde zu einem neuen Refugium für emigrierte und neue amerikanische Freunde, es gab wieder unbeschwerte Zusammenkünfte wie einst in Henndorf.
In der Nacht vom 22. zum 23.2.1942 nahm sich der aus Salzburg vertriebene Stefan Zweig (1881-1942), der früher oft Gast der Zuckmayers in Henndorf war, in seinem brasilianischen Exilort Petrópolis (bei Rio de Janeiro) das Leben – Grund für den erschütterten Zuckmayer wieder mehr schriftstellerisch aktiv zu werden. Für die deutschsprachige Exilzeitung „Aufbau“ schrieb er zunächst ein Flugblatt mit dem Titel „Aufruf zum Leben“, während er sich sonst bei Aktionen der deutschsprachigen Emigration weitgehend zurückhielt, um nicht in den Streit der verschiedenen Lager verstrickt zu werden. 1942/1943 schrieb er dann auch den erst 2002 komplett veröffentlichten „Geheimreport“ für den ersten amerikanischen Auslandsgeheimdienst, das Office of Strategic Services (OSS). Dieser Geheimreport beinhaltete differenzierte Charakterstudien über 150 Schauspieler, Regisseure, Verleger und Journalisten, die während des NS-Regimes in Deutschland Karriere gemacht hatten und offenbarte die gesamte Spannbreite an Verhaltensmöglichkeiten in einer Diktatur. Zudem sollte der Report den Amerikanern eine Grundlage für die Einschätzung bieten, wie und ob die genannten Personen nach dem Zweiten Weltkrieg im deutschen Kulturleben wieder verwendet werden konnten.
Zuckmayer arbeitete auch an einem neuen Stück, um langsam wieder Anschluss an das literarische Leben zu finden. Es war die Zeitungsnachricht vom tödlichen Absturz des gleichaltrigen, alten Berliner Freundes Ernst Udet (1896-1941), die ihm dazu den Anstoß gab. Während des Ersten Weltkriegs war Udet ein erfolgreicher Jagdflieger in der Fliegertruppe des Deutschen Heeres und in der Zeit des Nationalsozialismus im Reichsluftfahrtministerium verantwortlich für die technische Ausrüstung der Luftwaffe. Ab 1939 bekleidete er, zuletzt im Rang eines Generalobersten, das Amt des Generalluftzeugmeisters der Wehrmacht. Zuckmayers neues Stück „Des Teufels General“ erinnerte mit dem Protagonisten, General Harras, an Udet, welcher aufgrund seiner Flugbegeisterung den Nationalsozialisten verfiel, obwohl er die Partei innerlich ablehnte. Das 1945 abgeschlossene Stück dramatisierte den Widerstand gegen das NS-Regime im Zweiten Weltkrieg, das Dilemma zwischen der Treue zu Deutschland und der Aufforderung des Gewissens, das Udet schließlich nur durch seinen Freitod zu lösen vermochte. „Des Teufels General“ wurde Zuckmayers größter Nachkriegserfolg auf den westdeutschen Theaterbühnen, auch wenn aus seiner Sicht nicht immer die deutlich antifaschistische Tendenz des Stückes erkannt wurde, sondern oftmals die Identifikation mit dem Kriegshelden Udet im Vordergrund stand. Wider jeden Gedanken des Nationalismus hatte Zuckmayer in diesem Stück den Begriff „Völkermühle Europas“ für das Rheinland geprägt. Gerade seine Heimatregion schien sich aus seiner Sicht kaum zu eignen, solches nationalistisches Gedankengut zu konservieren, da die Region am Rhein im Lauf der Geschichte immer wieder Durchzugsgebiet und Handelsroute verschiedener Völker war.
So lässt Zuckmayer seinen Titelhelden Harras gegenüber dem aus dem Rheinland stammenden Fliegerleutnant Hartmann, dessen Verlobte gerade das Verlöbnis wegen einer Unklarheit in Hartmanns Stammbaum gelöst hatte, sagen: „... Denken Sie doch - was kann da nicht alles vorgekommen sein in einer alten Familie: Vom Rhein - noch dazu. Vom Rhein. Von der großen Völkermühle. Von der Kelter Europas! Und jetzt stellen Sie sich doch mal Ihre Ahnenreihe vor - seit Christi Geburt. Da war ein römischer Feldhauptmann, ein schwarzer Kerl, braun wie ne reife Olive, der hat einem blonden Mädchen Latein beigebracht. Und dann kam ein jüdischer Gewürzhändler in die Familie, das war ein ernster Mensch, der ist noch vor der Heirat Christ geworden und hat die katholische Haustradition begründet. Und dann kam ein griechischer Arzt dazu, oder ein keltischer Legionär, ein Graubündner Landsknecht, ein schwedischer Reiter, ein Soldat Napoleons, ein desertierter Kosak, ein Schwarzwälder Flözer, ein wandernder Müllerbursch vom Elsaß, ein dicker Schiffer aus Holland, ein Magyar, ein Pandur, ein Offizier aus Wien, ein französischer Schauspieler, ein böhmischer Musikant - das hat alles am Rhein gelebt, gerauft, gesoffen und gesungen und Kinder gezeugt - und - und der der Goethe, der kam aus demselben Topf, und der Beethoven und der Gutenberg, und der Matthias Grünewald und - ach was, schau im Lexikon nach. Es waren die Besten, mein Lieber! Die Besten der Welt! Und warum? Weil sich die Völker dort vermischt haben. Vermischt - wie die Wasser aus Quellen und Bächen und Flüssen, damit sie zu einem großen, lebendigen Strom zusammenrinnen. Vom Rhein - das heißt: vom Abendland. Das ist natürlicher Adel. Das ist Rasse. Seien Sie stolz darauf, Hartmann - und hängen Sie die Papiere Ihrer Großmutter in den Abtritt. Prost.“ (Carl Zuckmayer: Des Teufels General. Fischer Taschenbuch S. 64f.)
Im Winter 1944/1945 zog Zuckmayer in ein kleines Farmhaus in Woodstock und konzentrierte sich kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges wieder ausschließlich auf seine literarischen Projekte, mit denen er so rasch wie möglich nach Deutschland zurückkehren wollte. Die heitere Erzählung „Der Seelenbräu“, in der das verlorene Henndorfer Paradies heraufbeschworen wird, erschien 1945 bei Bermann-Fischer in Stockholm. In einen elementaren Gegensatz geriet Zuckmayer bis in die Nachkriegszeit hinein mit der ebenfalls im amerikanischen Exil lebenden Familie Mann. Thomas Mann selbst, mehr aber noch seine politisch scharf und unversöhnlich argumentierende Tochter Erika (1905-1969), die erst für die US-Propagandabehörde Office of War Information und von 1943-1945 als Kriegsberichterstatterin für diverse Zeitungen (in Status und Bezahlung einem US-Offizier im Range eines Captain gleichgestellt) gearbeitet hatte, vertraten die These einer deutschen Kollektivschuld, die Zuckmayer vehement ablehnte. Eine generelle Langzeitbestrafung eines Volkes passte nicht in sein Menschenbild. Vielleicht hatte dies auch damit zu tun, dass seine Eltern bis zu ihrem Tod nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland geblieben waren. Sie waren nach der Ausbombung ihres Mainzer Hauses 1941 nach Oberstdorf übergesiedelt, wo anscheinend der NS-Ortsgruppenleiter die jüdische Herkunft der Mutter mit vertuschen half.
Nachdem der gesamten Familie Zuckmayer im Januar 1946 die amerikanische Staatsbürgerschaft verliehen wurde, kehrte Zuckmayer als ziviler Kulturbeauftragter des amerikanischen Kriegsministeriums im Herbst 1946 für fünf Monate nach Berlin zurück. Die Eindrücke seiner Reise durch das völlig zerstörte Deutschland erschütterten Zuckmayer. Hierüber schrieb er einen 1947 abgeschlossenen und 2004 erstmals veröffentlichten „Deutschlandbericht“ über die Situation des kulturellen Lebens im Nachkriegsdeutschland und -Österreich sowie dessen Auf- und Ausbaumöglichkeiten, in dem er zahlreiche besatzungspolitische Maßnahmen kritisierte und eine Reihe konkreter Änderungsvorschläge machte. Anfang 1947 kehrte Zuckmayer kurz nach Henndorf zurück, weil in Salzburg der Film „Nach dem Sturm“ nach seinem Drehbuch produziert wurde. In Stockholm erschien der erste Band seiner Gesammelten Werke bei Bermann Fischer. Zuckmayers Stücke aus den Weimarer Jahren, vor allem aber „Des Teufels General“ fanden sich nun wieder auf den Spielplänen der deutschen Theater. Zuckmayer arbeitete zudem als Rundfunksprecher beim Sender „Voice of America“ und warb bei der deutschen Bevölkerung um Verständnis für die amerikanische Besatzungsmacht. Es begann für die Zuckmayers nun bis 1958 ein Pendelleben zwischen Europa und den USA, wo sich Zuckmayer immer für einige Monate des Jahres in sein 1952 erworbenes Woodstocker Haus zum Schreiben zurückzog, ansonsten aber wieder im deutschsprachigen Raum mit den Inszenierungen seiner Stücke beschäftigt war.
Erste Ehrungen stellten sich wieder ein: 1948 wurde ihm die Gutenberg-Plakette der Stadt Mainz verliehen und 1949 wurde Zuckmayer Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. Ende 1948 erlitt der Schriftsteller nach einer Diskussionsreise einen Herzinfarkt. Während der mehrmonatigen Genesungszeit entstand das Stück „Der Gesang im Feuerofen“, ein Theaterstück über Widerstand und Kollaboration in Frankreich während des Zweiten Weltkriegs, das im November 1950 am Deutschen Theater in Göttingen uraufgeführt wurde. Obwohl Zuckmayer auch mit dem Ehemann von Annemarie Seidel, Peter Suhrkamp, befreundet war, entschloss er sich doch in dem Verlagsstreit Suhrkamp/Fischer in Anbetracht der gemeinsamen Exilerfahrungen beim Fischer-Verlag zu bleiben. Suhrkamp hatte in Berlin den einst verbliebenen Teil des Fischer-Verlags übernommen, zunächst war nach dem Krieg eine Fusion mit dem Stockholmer Exilverlag Bermann Fischers angedacht, die aber scheiterte.
1952 erhielt Zuckmayer den Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main für sein Gesamtwerk und sein Geburtsort Nackenheim verlieh ihm die Ehrenbürgerwürde. Im folgenden Jahr erhielt er die Silberne Plakette der Stadt Göttingen für Kunst und Wissenschaft und 1955 das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern. Ehrendoktorate des Dartmouth College in Hanover (New Hampshire, USA) 1956 und ein Jahr später von der Bonner Universität schlossen sich. Unter der Regie von Helmut Käutner wurden Zuckmayers Stoffe in den fünfziger Jahren verfilmt mit den damals bedeutendsten deutschen Schauspielern, so 1954 „Des Teufels General“ mit Curd Jürgens (1915-1982) in der Hauptrolle oder 1956 „Der Hauptmann von Köpenick“ mit Heinz Rühmann (1902-1994).
Immer mehr merkte Zuckmayer, dass sein Platz in Europa war – wie schon in den zwanziger Jahren der Weimarer Republik avancierte er in der jungen Bundesrepublik wieder zu einem gefeierten Schriftsteller, ja zu einer moralischen Autorität. Ein annähernd vergleichbarer Erfolg war ihm in den USA nie gelungen – zu stark war seine Verwurzelung mit der deutschen Sprache und Kultur. Im Juli 1958 verließen die Zuckmayers endgültig die USA und siedelten sich in der Schweiz an. In Saas-Fee im Kanton Wallis fanden sie das Haus Vogelweid und blieben dort. Überlegungen in die rheinhessische Heimat zurückzukehren, gab es zwar, doch missfiel es Zuckmayer, dass die im Dritten Reich ausgesprochenen Ausbürgerungen nicht automatisch aufgehoben wurden und man einen Antrag hierfür stellen musste. Die amerikanische Staatsbürgerschaft gab das Ehepaar Zuckmayer zurück und beantragte nun die österreichische Staatsbürgerschaft.
Dennoch kehrte der Schriftsteller in Gedanken immer wieder in seine Heimat zurück, 1959 erschien seine Novelle „Die Fastnachtsbeichte“, die einen verwickelten Mordfall im Mainzer Karnevalstreiben 1913 meisterlich erzählt. Gleich zweimal wurde der Stoff 1960 und 1976 verfilmt. Die Stadt Mainz beging 1962 ihre 2000-Jahrfeier und es entstand als Auftragsarbeit der Stadt der für Singstimmen, Chor und Orchester konzipierte „Mainzer Umzug“, der einen humorvollen Überblick über die Stadtgeschichte von den Römern bis zur Gegenwart gab und den Zuckmayer gemeinsam mit dem befreundeten Komponisten Paul Hindemith (1895-1963) schuf. Die Stadt Mainz verlieh Zuckmayer 1962 die Ehrenbürgerwürde.
Ein letztes Hauptwerk seines Lebensabends begann Zuckmayer 1964 – seine Lebenserinnerungen, die 1966 unter dem Titel „Als wär' s ein Stück von mir – Horen der Freundschaft“ erschienen und zu einem langanhaltenden und millionenfach verkauften Bucherfolg wurden. 1966 wurde ihm mit dem Gemeindebürgerrecht von Saas-Fee auch das Schweizer Bürgerrecht verliehen. Neben vielen weiteren Ehrungen in den letzten Lebensjahren ragte 1967 die Wahl in den Orden „Pour le Mérite für Wissenschaft und Kunst“ heraus. 1972 erhielt Zuckmayer den Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf. Ebenfalls 1972 wurde in seinem Geburtsort Nackenheim die Carl Zuckmayer-Gesellschaft e. V. gegründet. Die 1975-1997 publizierten Zuckmayer-Blätter wurden ab 1998 durch das umfangreichere Zuckmayer-Jahrbuch ersetzt, das zur Dokumentation bislang unveröffentlichter Quellen und als Forum für wissenschaftliche Studien zu seinem Leben und Werk dient. Das Land Salzburg verlieh ihm 1974 den Literaturpreis und den Ehrenring. Zu seinem 80. Geburtstag am 27.12.1976 erschien im S. Fischer-Verlag eine zehnbändige Taschenbuchausgabe seiner „Gesammelten Werke“ und eine umfangreiche Festschrift der Freunde. Drei Wochen später starb Carl Zuckmayer nach kurzer Krankheit am 18.1.1977 im schweizerischen Visp (Wallis). Seine letzte Ruhe fand er am 22.1.1977 auf dem Friedhof in Saas-Fee.
Zuckmayers Nachlass befindet sich im Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar. Teile davon sind dort im Literaturmuseum der Moderne in der Dauerausstellung zu sehen. Im Andenken an Carl Zuckmayer wird seit 1979 vom Land Rheinland-Pfalz die Carl-Zuckmayer-Medaille alljährlich an seinem Todestag verliehen.
Werke (Auswahl)
Dramen
Kreuzweg. Drama, München 1921. (Uraufführung 20.12.1920, Berlin Staatliches Schauspielhaus).
Der fröhliche Weinberg. Lustspiel in drei Akten, Berlin 1925. (Uraufführung 22.12.1925, Berlin Theater am Schiffbauerdamm).
Schinderhannes. Schauspiel in vier Akten, Berlin 1927. (Uraufführung 14.10.1927, Berlin Lessingtheater).
Katharina Knie. Ein Seiltänzerstück in vier Akten, Berlin 1927. (Uraufführung 21.12.1928, Berlin Lessingtheater).
Kakadu-Kakada. Ein Kinderstück, Berlin 1929. (Uraufführung 18.1.1930, Berlin Deutsches Künstlertheater).
Der Hauptmann von Köpenick. Ein deutsches Märchen in drei Akten, Berlin 1931. (Uraufführung 5.3.1931, Berlin Deutsches Theater).
Der Schelm von Bergen. Schauspiel in einem Vorspiel und drei Akten, Berlin 1934. (Uraufführung 21.10.1934, Wien Burgtheater).
Bellman. Schauspiel in drei Akten, Chur 1938. (Uraufführung 14.11.1938, Zürich Schauspielhaus). Buchausgabe: Ulla Winblad oder Musik und Leben des Carl Michael Bellman. Drama in Prosa, Frankfurt/Main/Berlin 1953 (mit Noten).
Des Teufels General. Drama in drei Akten (1945), Stockholm 1946. (Uraufführung 14.12.1946, Zürich Schauspielhaus).
Barbara Blomberg. Ein Stück in drei Akten, Amsterdam 1949. (Uraufführung 30.4.1949, Konstanz).
Der Gesang im Feuerofen. Drama in drei Akten, Frankfurt/Main 1950. (Uraufführung, 3.11.1950, Göttingen).
Das kalte Licht. Drama in drei Akten (14 Bildern), Frankfurt/Main 1955. (Uraufführung, 3.9.1955, Hamburg Deutsches Schauspielhaus; Regie: Gustaf Gründgens).
Die Uhr schlägt eins. Ein historisches Drama aus der Gegenwart, Frankfurt/Main 1961.
Das Leben des Horace A. W. Tabor. Ein Stück aus den Tagen der letzten Könige (1962–64), Frankfurt/Main 1964. (Uraufführung 18.11.1964, Zürich Schauspielhaus).
Der Rattenfänger. Eine Fabel, Frankfurt/Main 1975. (Uraufführung 22.2.1975, Zürich Schauspielhaus).
Lyrik
Der Baum. Gedichte, Berlin 1926.
Abschied und Wiederkehr, Gedichte 1917–1976. Hg. von Alice Zuckmayer (1977).
Libretti
Heimkehr. Mainzer Kantate (1962; nicht vertont).
Mainzer Umzug. Volksvergnügen für Singstimmen, gemischten Chor und Orchester, Mainz 1962. (Uraufführung 23.6.1962, Mainz Stadttheater; Musik und Dirigent: Paul Hindemith).
Erzählende Prosa
Sitting Bull. Erzählung (1925). Erstdruck 1960 in den Gesammelten Werken.
Ein Bauer aus dem Taunus und andere Geschichten, Berlin 1927.
Eine Weihnachtsgeschichte. Erstdruck: Vossische Zeitung, 25.12.1931, Buchausgabe: Zürich 1962.
Die Affenhochzeit. Novelle, Berlin 1932.
Eine Liebesgeschichte. Erzählung, Berlin 1934.
Salwáre oder Die Magdalena von Bozen. Roman, Berlin 1934 (vor Auslieferung beschlagnahmt), Wien 1936.
Ein Sommer in Österreich. Erzählung, Wien 1937.
Pro Domo. Autobiographischer Bericht Stockholm 1938.
Herr über Leben und Tod. Roman, Stockholm 1938.
Second Wind. Autobiographie. Vorwort: Dorothy Thompson, New York 1940; London 1941.
Der Seelenbräu. Erzählung, Stockholm 1945.
Engele von Loewen. Erzählungen, Zürich 1955.
Die Fastnachtsbeichte. Erzählung, Frankfurt/Main 1959.
Geschichten aus vierzig Jahren, Frankfurt/Main 1962.
Als wär’s ein Stück von mir. Horen der Freundschaft. Autobiographie, Frankfurt/Main 1966.
Auf einem Weg im Frühling. Wiedersehen mit einer Stadt. Aus dem Stegreif erzählt. Erzählung, Salzburg 1970.
Henndorfer Pastorale, Salzburg 1970.
Vermonter Roman. Aus dem Nachlass. Frankfurt/Main 1996.
Essays und Reden
Gerhart Hauptmann. Rede zu seinem siebzigsten Geburtstag, gehalten bei der offiziellen Feier der Stadt Berlin, Privatdruck 1932.
Pro Domo. Essay, Stockholm 1938.
Carlo Mierendorff. Porträt eines deutschen Sozialisten. Gedächtnisrede, New York 1944/Berlin 1947.
Die Brüder Grimm. Ein deutscher Beitrag zur Humanität. Essay, Frankfurt am Main 1948.
Die langen Wege. Ein Stück Rechenschaft. Rede, Frankfurt am Main 1952.
Fünfzig Jahre Düsseldorfer Schauspielhaus 1905–1955. Ein Beitrag, Düsseldorf 1955.
Ein Blick auf den Rhein. Rede zur Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Bonn am 10.5.1957. Einführung: Benno von Wiese, Bonn 1957.
Ein Weg zu Schiller. Eine Rede, Frankfurt am Main 1959.
Das Ziel ist Klasse. Humanistisches Gymnasium in Anekdote und Reflexion. Festrede zum vierhundertjährigen Bestehen des Humanistischen Gymnasiums in Mainz am 27.5.1962, Mainz 1962.
Ein voller Erdentag. Zu Gerhart Hauptmanns hundertstem Geburtstag. Festrede, Frankfurt am Main 1962.
Für Gertrud von Le Fort. 11.10.1966, Privatdruck 1966.
Scholar zwischen gestern und morgen. Vortrag in der Universität Heidelberg anlässlich der Ernennung zum Ehrenbürger am 23.11.1967, Heidelberg 1967.
Memento zum zwanzigsten Juli, Frankfurt 1969.
Über die musische Bestimmung des Menschen. Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele 1970, Salzburg 1970.
Aufruf zum Leben. Porträts und Zeugnisse aus bewegten Zeiten, Frankfurt 1976.
Editionen
Gesammelte Werke in vier Bänden, Berlin/Frankfurt am Main 1960.
Zehnbändige Taschenbuchausgabe Gesammelter Werke, Frankfurt am Main 1976.
Gesammelte Werke in Einzelbänden, hg. von Knut Beck und Maria Guttenbrunner-Zuckmayer, Frankfurt am Main 1995–1997.
Dokumente und Briefwechsel
K. O. Paetel, Deutsche innere Emigration. Anti-nationalsozialistische Zeugnisse aus Deutschland. Mit Originalbeiträgen von Carl Zuckmayer und Dorothy Thompson, New York 1946.
Fülle der Zeit. Carl Zuckmayer und sein Werk, Frankfurt/Main 1956.
Carl Zuckmayer in Mainz, Mainz 1970.
Späte Freundschaft in Briefen. Briefwechsel mit Karl Barth, hg. von Hinrich Stoevesandt, Zürich 1977.
Carl Zuckmayer – Paula Wessely, in: Blätter der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft 4, H. 4 vom 1.11.1978, S. 124–128.
Carl Zuckmayer und Gustaf Gründgens, mitgeteilt von Rolf Badenhausen, in: Blätter der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft 5, H. 4. vom 1.11.1979, S. 214–243.
Carl Zuckmayer und sein Bibliograph. Aus dem Briefwechsel mit Arnold J. Jacobius 1953–1976, mitgeteilt von Gerald P. R. Martin, in: Blätter der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft 6, H. 3 vom 1.8.1980, S. 117–157.
Einmal, wenn alles vorüber ist. Briefe an Kurt Grell. Gedichte, Dramen, Prosa aus den Jahren 1914–1920, Frankfurt am Main 1981.
Carl Zuckmayer und die Lindemanns. Aus seiner Korrespondenz mit Louise Dumont und Gustav Lindemann 1926–1931, mitgeteilt von Winrich Meiszies, in: Blätter der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft 8, H. 1 vom 1.2.1982, S. 34–48.
„Ganz neu aus meiner Phantasie“. Der Weg zum Rattenfänger, dargestellt an Carl Zuckmayers Briefwechsel mit Günther Niemeyer in den Jahren 1964–1975, zusammengestellt von Gerald Martin, in: Blätter der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft 8, H. 4 vom 1.11.1982, S. 173–211.
„Wir sind noch dem Wunder begegnet …“ Der Briefwechsel zwischen Carl Zuckmayer und Fritz Usinger 1919–1976, zusammengestellt von Gerald P. R. Martin, in: Blätter der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft 10 (1984), H. 1, S. 7–58.
Carl Zuckmayer, Gottfried von Einem. Aus der Korrespondenz des Autors mit dem Komponisten der Rattenfänger-Musik. Zusammengestellt von Gerald P. R. Martin, in: Blätter der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft 8, H. 4 vom 1.11.1982, S. 212–222.
Carl Zuckmayer, Paul Hindemith: Briefwechsel, ediert, eingeleitet und kommentiert von Gunther Nickel und Giselher Schubert, in: Zuckmayer-Jahrbuch 1 (1998), S. 9–118.
Carl Zuckmayer, Max Frisch: Briefwechsel, ediert, eingeleitet und kommentiert von Walter Obschlager, in: Zuckmayer-Jahrbuch 3 (2000), S. 247–279.
Carl Zuckmayer und Friedrich Dürrenmatt – eine Dokumentation, ediert, eingeleitet und kommentiert von Rudolf Probst und Ulrich Weber, in: Zuckmayer-Jahrbuch 3 (2000), S. 273–297.
„Ihnen bisher nicht begegnet zu sein, empfinde ich als einen der größten Mängel in meinem Leben“. Der Briefwechsel zwischen Ernst Jünger und Carl Zuckmayer. Deutsch und Französisch, in: Les Carnets Ernst Jünger (Montpellier), Nr. 2 (1997), S. 139–165 (dt.) und 167–195 (frz.); erweiterte dt. Fassung in: Zuckmayer-Jahrbuch 2 (1999), S. 515–547.
Carl Zuckmayer – Carl Jacob Burckhardt, Briefwechsel, ediert eingeleitet und kommentiert von Gunther Nickel und Claudia Mertz-Rychner, in: Zuckmayer-Jahrbuch 3 (2000), S. 11–243.
Geheimreport (Dossiers über deutsche Künstler, Journalisten und Verleger im „Dritten Reich“), hg. von Gunther Nickel und Johanna Schrön, Göttingen 2002.
„Ich bange um die Eiszeit ‚als wärs ein Stück von mir‘“. Der Briefwechsel zwischen Carl Zuckmayer und Tankred Dorst, ediert, eingeleitet und kommentiert von Heidrun Ehrke-Rotermund, in: Zuckmayer-Jahrbuch 5 (2002), S. 11–73.
Carl Zuckmayer, Briefe an Hans Schiebelhuth 1921–1936, ediert, eingeleitet und kommentiert von Gunther Nickel, in: Zuckmayer-Jahrbuch 6 (2003), S. 9–85.
Alice und Carl Zuckmayer – Alma Mahler-Werfel und Franz Werfel: Briefwechsel, ediert, eingeleitet und kommentiert von Hans Wagener, in: Zuckmayer-Jahrbuch 6 (2003), S. 89–218.
Carl Zuckmayer, Gottfried Bermann Fischer: Briefwechsel, hg. von Irene Nawrocka, Göttingen 2004.
Carl Zuckmayer, Annemarie Seidel: Briefwechsel, hg. von Gunther Nickel, Göttingen 2003.
Deutschlandbericht für das Kriegsministerium der Vereinigten Staaten von Amerika (1947), hg. von Gunther Nickel, Johanna Schrön und Hans Wagener, Göttingen 2004.
Carl Zuckmayer, Alexander Lernet-Holenia: Briefwechsel, ediert, eingeleitet und kommentiert von Gunther Nickel, in: Zuckmayer-Jahrbuch 8 (2006), S. 9–185.
Carl Zuckmayer, Albrecht Joseph: Briefwechsel, hg. von Gunther Nickel, Göttingen 2007.
Carl Zuckmayer, Josef Halperin: Briefwechsel, ediert, eingeleitet und kommentiert von Gunther Nickel, in: Zuckmayer-Jahrbuch 10 (2010), S. 9-182.
Carl Zuckmayer, Theodor Heuss: Briefwechsel, ediert, eingeleitet und kommentiert von Gunther Nickel, in: Zuckmayer-Jahrbuch 11 (2012), S. 9-177.
Dokumentarfilm
Deutsche Lebensläufe: Carl Zuckmayer. Dokumentation, 45 Min., ein Film von Simone Reuter, Produktion: SWR, Erstsendung: 18.1.2007.
Literatur (Auswahl)
Albrecht, Richard, Persönliche Freundschaft und politisches Engagement: Carl Zuckmayer und Erich Maria Remarques „Im Westen nichts Neues“ 1929/30, in: Blätter der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft 10 (1984) 2/7, S. 5–86.
Albrecht, Richard, Literarische Prominenz in der Weimarer Republik – Carl Zuckmayer, in: Blätter der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft 12 (1986) 2/3, S. 127–135.
Fähnders, Walter, Volksstück mit letalem Ausgang. Carl Zuckmayers Schinderhannes in der Theaterkritik, in: Carl Zuckmayer und die Medien. Beiträge zu einem internationalen Symposion, Hg. Gunther Nickel, Teil 1, St. Ingbert 2001, S. 155–178.
Kohlhäufl, Michael, Zuckmayer, Carl, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL), Band 17, Herzberg 2000, Sp. 1590–1598.
Kreuzer, Helmut, Schinderhannes – ein Räuber um 1800 bei Clara Viebig, Carl Zuckmayer und Gerd Fuchs, in: Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik, Nr. 423. Stuttgart 2004, S. 179–197.
Krützen, Michaela, „Gruppe 1: Positiv“ Carl Zuckmayers Beurteilungen über Hans Albers und Heinz Rühmann, in: Zuckmayer-Jahrbuch 5 (2002), S. 179–227.
Marschall, Brigitte, Carl Zuckmayer, in: Kotte, Andreas (Hg.), Theaterlexikon der Schweiz. Band 3, Zürich 2005, S. 2157-2158..
Nickel, Gunther/Weiß, Ulrike, Carl Zuckmayer 1896–1977, Marbach a. N. 1996.
Nickel, Gunther, Zuckmayer und Brecht, in: Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft 41 (1997), S. 428–459.
Nickel, Gunther, Carl Zuckmayer und seine Verleger von 1920 bis zur Rückkehr aus dem Exil, in: Buchhandelsgeschichte. Aufsätze, Rezensionen und Berichte zur Geschichte des Buchwesens 1998/2, S. B84–B91; Nachdruck in: Zuckmayer-Jahrbuch 3 (2000), S. 361–376.
Nickel, Gunther/Rotermund, Erwin/Wagener, Hans,, Zuckmayer-Jahrbuch Band 1–4, St. Ingbert 1998–2001, ab Band 5, Göttingen 2002 ff.
Strasser, Christian, Carl Zuckmayer. Deutsche Künstler im Salzburger Exil 1933–1938, Wien/Köln/Weimar 1996.
Carl Zuckmayer in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, dargestellt von Thomas Ayck. Reinbek 1977.
Carl Zuckmayer. 1896-1977. „Ich wollte nur Theater machen“. In Verbindung mit der Stadt Mainz und dem Land Rheinland-Pfalz. Ausstellung und Katalog: Gunther Nickel und Ulrike Weiß, Marbach a.N. 1996.
Auszeichnungen und Ehrungen (Auswahl)
1925: Kleist-Preis
1929: Georg-Büchner-Preis
1952: Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main
1952: Ehrenbürger seines Geburtsortes Nackenheim
1953: Ehrenmedaille der Stadt Göttingen
1955: Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern
1955: Deutscher Weinkulturpreis
1957: Ehrendoktor der Universität Bonn
1960: Großer Österreichischer Staatspreis für Literatur
1961: Ehrenbürger von Saas Fee
1962: Ehrenbürgerschaft von Mainz
1967: Ehrenbürger der Universität Heidelberg
1967: Pour le mérite für Wissenschaften und Künste
1968: Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst
1971: Ehrenring der Stadt Wien
1972: Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf
1975: Ring des Landes Salzburg
1996: Briefmarke der Deutschen Post zu Ehren Carl Zuckmayers 1996
Online
Tabellarischer Lebenslauf im LeMO des DHM und HdG. [online]
Buchinger, Susanne: Zwischen Heimat und Exil. Der rheinhessische Schriftsteller Carl Zuckmayer, 2006. [online]
Carl-Zuckmayer-Gesellschaft e.V. [online]
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Burtscheidt, Andreas, Carl Zuckmayer, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/carl-zuckmayer/DE-2086/lido/5d19d706521279.21615198 (abgerufen am 07.12.2024)