Franz Maria Jansen

Künstler (1885-1958)

Martin Pesch (Bonn)

Selbstbildnis von Franz Maria Jansen, 1913, Öl auf Leinwand. (Fotograf: Jürgen Vogel/LVR-LandesMuseum Bonn)

Franz Ma­ria Jan­sen, ge­bo­re­ner Franz Lam­bert, war bil­den­der Künst­ler und be­deu­ten­des Mit­glied der rhei­ni­schen Avant­gar­de vor dem Ers­ten Welt­krieg. Als Re­ak­ti­on auf die ge­sell­schaft­li­chen Kriegs­aus­wir­kun­gen schloss er sich der seit 1918 auf­kom­men­den so­zia­lis­ti­schen Kunst­be­we­gung an, wand­te sich nach de­ren Ab­flau­en ab 1927 je­doch ver­mehrt der Land­schafts­ma­le­rei zu. In der Zeit des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus ließ er sei­ne Kunst durch Pro­pa­gan­da­zwe­cke ver­ein­nah­men. 

Franz Lam­bert Jan­sen wur­de am 4.2.1885 als äl­tes­tes von neun Kin­dern des Ex­port­kauf­manns Pe­ter F. Jan­sen (1855-1924) und des­sen Frau Ma­ria Mar­ga­re­tha, ge­bo­re­ne Man­stet­ten (1856-1931), in Köln ge­bo­ren. Jan­sens Vor­fah­ren müt­ter­li­cher­seits stamm­ten aus dem nie­der­rhei­ni­schen Erft­ge­biet, wo sie am Gill­bach über 300 Jah­re ei­nen Bau­ern­hof ge­führt hat­ten, der von Jan­sens Gro­ß­el­tern auf­grund ei­nes feh­len­den Stamm­hal­ters auf­ge­ge­ben wur­de. Der nie­der­rhei­ni­sche Ur­gro­ßva­ter vä­ter­li­cher­seits war in der Ger­be­rei tä­tig, durch die er sein gan­zes Ver­mö­gen ver­lor. Sein äl­tes­ter Sohn, Jan­sens Gro­ßva­ter, er­lern­te nach dem Tod des Va­ters das Metz­ger­hand­werk, um die Ge­schwis­ter er­näh­ren zu kön­nen. Das von ihm er­öff­ne­te Metzg­er­ei­ge­schäft wur­de spä­ter von Jan­sens On­kel wei­ter­ge­führt.

Franz M. Jansen, Gemüsegarten, um 1911, Öl auf Leinwand auf Hartfaser. (Kunstmuseum Bonn)

 

1887 zog die gut­bür­ger­li­che, ka­tho­li­sche Fa­mi­lie Jan­sen in das von ihr neu­ge­bau­te Haus am Han­sa­ring 45 in Köln. 1891 wur­de der jun­ge Franz in der na­he ge­le­ge­nen Volks­schu­le am Klin­gel­pütz ein­ge­schult, wo er sich zu ei­nem gu­ten Schü­ler ent­wi­ckel­te, so dass er 1894 auf das ka­tho­li­sche Mar­zel­len­gym­na­si­um wech­sel­te, wel­ches er nach Wie­der­ho­lung der 10. Klas­se 1901 mit der Mitt­le­ren Rei­fe ab­schloss. Da Jan­sens Va­ter dem Wunsch des Soh­nes, auf­grund sei­nes zeich­ne­ri­schen Ta­lents Ma­ler zu wer­den, skep­tisch ge­gen­über stand, be­gann die­ser im glei­chen Jahr als Vor­be­rei­tung auf ein Ar­chi­tek­tur­stu­di­um ei­ne Mau­rer­leh­re. Nach er­folg­rei­chem Ab­schluss der Aus­bil­dung be­such­te Jan­sen ab 1903 die Kö­nig­li­che Ge­wer­be­schu­le zu Köln und ab­sol­vier­te an­schlie­ßend bei dem seit 1904 wie­der in der Dom­stadt tä­ti­gen re­nom­mier­ten Ar­chi­tek­ten Franz Brant­z­ky (1871-1945) ein Vo­lon­ta­ri­at. 1905 folg­te ein Ar­chi­tek­tur­stu­di­um an der Tech­ni­schen Hoch­schu­le in Karls­ru­he bei den Pro­fes­so­ren Max La­eu­ger (1864-1952) und Carl Schä­fer (1844-1908). Er­mu­tigt durch Stu­di­en­aus­flü­ge mit La­eu­ger, bei de­nen die­ser die Stu­den­ten Zeich­nun­gen und Aqua­rel­le an­fer­ti­gen ließ, wand­te sich Jan­sen zu­neh­mend der Ma­le­rei zu. Sein Ar­chi­tek­tur­stu­di­um setz­te er 1906 un­ter­des­sen an der Wie­ner Aka­de­mie der Küns­te bei Ot­to Wag­ner (1841-1918) fort, an der er nach Vor­la­ge ei­ner Ent­wurfs­map­pe an­ge­nom­men wur­de. Ei­ne Stu­di­en­rei­se im Jahr 1907 un­ter an­de­rem nach Bos­ni­en, Mon­te­ne­gro und Ita­li­en, die Jan­sen durch ein Sti­pen­di­um der Hoch­schu­le er­mög­licht wur­de, ver­stärk­te den Wunsch Künst­ler zu wer­den. In Wien be­schäf­tig­te er sich seit 1908 mit der Por­trät­ma­le­rei und ent­wi­ckel­te, be­ein­flusst durch die zeit­ge­nös­si­sche Wie­ner Kunst, ei­nen von der Se­ces­si­on ge­präg­ten Stil. 

1908/1909 lern­te Jan­sen sei­ne spä­te­re Ehe­frau Mat­hil­de Kreut­zer, ge­nannt Fi­fi (1891-1977), ken­nen, die seit 1905 Mal­un­ter­richt bei dem Düs­sel­dor­fer Künst­ler Ernst Hardt (1869-1917) ge­nom­men und 1908 meh­re­re Mo­na­te bei Ver­wand­ten in Lon­don ver­bracht hat­te. Aus Lie­be zu sei­ner Freun­din füg­te Jan­sen sei­nem Na­men den Vor­na­men Kreut­zers hin­zu, wel­chen er spä­ter je­doch in Ma­ria ab­wan­del­te. Ent­schlos­sen, sich als Künst­ler au­to­di­dak­tisch wei­ter­zu­bil­den, brach Jan­sen En­de 1909 sein Ar­chi­tek­tur­stu­di­um ab und kehr­te in sein El­tern­haus nach Köln zu­rück, wo er sich zu­vor in ei­ner Man­sar­de ein Ate­lier ein­ge­rich­tet hat­te, das schnell zum künst­le­ri­schen Dis­kus­si­ons­fo­rum für Freun­de avan­cier­te. In den Wer­ken die­ser Zeit setz­te sich Jan­sen in stei­gen­dem Ma­ße mit dem po­st­im­pres­sio­nis­ti­schen Stil Vin­cent van Go­ghs (1853-1890) so­wie dem in Frank­reich auf­ge­kom­me­nen Fau­vis­mus aus­ein­an­der, die in der Zeit ab 1911 die ju­gend­sti­lis­ti­schen Ele­men­te in Jan­sens Bil­dern zu­neh­mend ver­dräng­ten. Abs­trak­ten Strö­mun­gen, wie dem Ku­bis­mus, stand der Künst­ler sein Le­ben lang kri­tisch ge­gen­über

Franz M. Jansen, Bildnis Elsbeth Kreutzer, um 1912, Aquarellfarbe, Deckfarbe und Kreide auf Papier. (Kunstmuseum Bonn)

 

Ei­ne ers­te brei­te öf­fent­li­che Platt­form für sein Werk er­hielt Jan­sen 1910 nach Ver­mitt­lung des Kunst­his­to­ri­kers Al­fred Ha­gel­stan­ge (1874-1914) durch die Teil­nah­me mit 34 Ar­bei­ten an der 2. Aus­stel­lung des „Köl­ner Künst­ler­bun­des“, wel­che ihm je­doch mi­se­ra­ble Kri­ti­ken und den Aus­schluss aus dem Künst­ler­bund ein­brach­te. Im glei­chen Jahr be­gann er durch den Lei­ter des „Köl­ni­schen Kunst­ver­ein­s“, Wal­ter Klug (1873-192), be­stärkt, mit ers­ten Ver­su­chen in der Ra­dier­kunst. Auf­grund des Aus­sto­ßes aus dem Künst­ler­ver­ein grün­de­te Jan­sen An­fang 1911 ge­mein­sam mit den be­freun­de­ten Künst­le­rin­nen Ol­ga Op­pen­hei­mer (1886-1941) und Em­my Worrin­ger (1878-1961) den „Ge­re­ons­klub“, der als pri­va­tes Kul­tur­fo­rum zur eu­ro­päi­schen Kunst der Mo­der­ne bis zu sei­ner Auf­lö­sung 1913 ei­ne der wich­tigs­ten In­sti­tu­tio­nen im Rhein­land bil­de­te. En­de 1911 zähl­te Jan­sen zu­dem zu den Grün­dungs­mit­glie­dern der „Köl­ner Se­zes­si­on“, ei­ner Ver­ei­ni­gung mit Aus­stel­lungs­fo­rum, die, ähn­lich wie der „Ge­re­ons­klub“, nur zwei Jah­re Be­stand hat­te. Die Mit­glied­schaf­ten in bei­den Ver­ei­ni­gun­gen fes­tig­ten Jan­sens Platz in der rhei­ni­schen Kunst­sze­ne, schu­fen ein Kon­takt­netz­werk zu an­de­ren Kunst­schaf­fen­den und er­mög­lich­ten die Be­tei­li­gung an be­deu­ten­den Kunst­aus­stel­lun­gen der Zeit, wie der In­ter­na­tio­na­len Son­der­bund­aus­stel­lung in Köln 1912, der Aus­stel­lung rhei­ni­scher Ex­pres­sio­nis­ten im Bon­ner Kunst­sa­lon Co­hen 1913 und der Deut­schen Werk­bund-Aus­stel­lung in Köln 1914. Den­noch be­rei­te­ten fi­nan­zi­el­le Pro­ble­me dem Künst­ler 1912 Sor­gen, die da­zu ge­führt ha­ben könn­ten, dass er sich der Ar­beit an sei­nem ers­ten gra­phi­schen Zy­klus zu­wand­te. Im glei­chen Jahr wur­de er in die Ber­li­ner Se­zes­si­on auf­ge­nom­men. Ab 1913 setz­te er sich ver­stärkt mit dem The­ma In­dus­trie aus­ein­an­der, was sich in der Mit­glied­schaft in der rhei­nisch-west­fä­li­schen In­dus­trie­dich­ter­grup­pe „Werk­leu­te auf Haus Ny­lan­d“ so­wie in zwei Ra­dier-Zy­klen nie­der­schlug, die er wäh­rend ei­nes ge­mein­sa­men Auf­ent­halts mit dem Künst­ler Ernst Is­sel­mann (1885-1916) im Brü­cken­turm der Duis­burg-Hom­ber­ger Rhein­brü­cke ge­schaf­fen hat­te. Die Zu­sam­men­ar­beit mit den „Werk­leu­ten“ blieb auch in den fol­gen­den Jah­ren be­ste­hen. So ent­warf Jan­sen zum ei­nen den Ein­band für die 1918 von der Grup­pe her­aus­ge­ge­be­ne Zeit­schrift. Zum an­de­ren tag­ten seit 1919 Mit­glie­der der „Werk­leu­te“ im Haus Lin­den­hof (bei Bröleck), das Jan­sens Par­tei­ge­nos­sen Wal­ter Lin­ke ge­hör­te. 1913 er­hielt der Ma­ler sei­ne ers­te Ein­zel­aus­stel­lung in der Kunst­hand­lung Scha­mes in Frank­furt, der 1914 ei­ne wei­te­re im Wall­raf-Ri­ch­artz-Mu­se­um in Köln folg­te. Wäh­rend des ers­ten Welt­kriegs wur­de Jan­sen An­fang 1915 auf­grund ei­ner nicht aus­ku­rier­ten Lun­gen­ent­zün­dung vom Mi­li­tär­dienst zu­rück­ge­stellt. Statt­des­sen be­rief man ihn als ehe­ma­li­gen Ar­chi­tek­tur­stu­den­ten in das Mi­li­tär­bau­amt in Ko­blenz, wo er als Zeich­ner tä­tig war. Ei­nen Schick­sals­schlag er­leb­te Jan­sen 1915 durch den Tod des Bru­ders Bern­hard Pe­ter, der im Au­gust in Russ­land ge­fal­len war, wor­auf­hin er die Ar­beit an dem kriegs­kri­ti­schen Holz­schnitt­zy­klus „Der Krie­g“ be­gann, den er 1917 ab­schloss. In die­sem Jahr hei­ra­te­te Jan­sen sei­ne Freun­din Fi­fi Kreut­zer, de­ren El­tern die Ver­bin­dung jah­re­lang nicht gut­hie­ßen. Das Ehe­paar ließ sich in Win­ter­scheid (heu­te Ge­mein­de Rup­pich­te­roth) nie­der, wo es bis 1922 wohn­te. Die Kriegs­er­leb­nis­se rück­ten Jan­sen zu­neh­mend in das Um­feld re­vo­lu­tio­nä­rer Be­we­gun­gen. Be­reits 1917 hat­te er den gleich­alt­ri­gen Schrift­stel­ler und Ak­ti­vis­ten Kurt Hil­ler (1885-1972) ken­nen­ge­lernt, 1919 wur­de er Mit­be­grün­der und stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der des So­zi­al­de­mo­kra­ti­schen Ver­eins in Win­ter­scheid und trat 1924 der „Ro­ten Grup­pe“, ei­ner Ver­ei­ni­gung kom­mu­nis­ti­scher deut­scher Künst­ler, bei. An­ge­regt durch die so­zia­len Be­völ­ke­rungs­pro­ble­me der Nach­kriegs­zeit wand­te sich Jan­sen seit 1920 ver­mehrt ge­sell­schafts­kri­ti­schen The­men zu, die so­zia­le Un­gleich­heit und Ar­mut an­pran­ger­ten. Ei­ne wach­sen­de Be­deu­tung in Jan­sens Bil­dern nah­men bis zur Mit­te der 1920er Jah­re ge­sell­schafts­kri­ti­sche Su­jets zur bür­ger­li­chen Kul­tur in der Wei­ma­rer Zeit ein, die sich sti­lis­tisch zu­neh­mend durch ei­ne neu­sach­li­che, ve­ris­ti­sche Mal­wei­se aus­zeich­ne­ten.

1922 zog die Fa­mi­lie Jan­sen in ein Haus in der Nä­he des Lin­den­hofs. Das Ge­bäu­de ge­hör­te eben­falls dem be­freun­de­ten Ge­nos­sen Wal­ter Lin­ke und wur­de dem Paar kos­ten­los zur Ver­fü­gung ge­stellt. 1925 ent­stand der 32-tei­li­ge Zy­klus „Der Rhein“, ein Land­schafts­ge­biet, dem sich Jan­sen in den fol­gen­den Jah­ren im­mer mehr wid­me­te. Die Teil­nah­me an der Aus­stel­lung re­vo­lu­tio­nä­rer Kunst des Wes­tens in Mos­kau 1926 mar­kier­te in­des­sen den Schluss­punkt von Jan­sens so­zi­al­kri­ti­scher Pha­se. Nach 1927 wur­den Land­schafts­mo­ti­ve, für die er 1928 mit dem Preis der Rhei­ni­schen Pro­vin­zi­al­ver­wal­tung (für das Ge­mäl­de Bröl­tal­land­schaft) und 1930 mit der Be­frei­ungs­pla­ket­te des Reichs­prä­si­den­ten (für das Ge­mäl­de Früh­ling im Bröl­tal II) aus­ge­zeich­net wur­de, das be­stim­men­de The­men­ge­biet in sei­nem Werk. Die­se Ar­bei­ten ent­spre­chen in ih­rem Stil ei­ner ro­man­ti­schen und klas­si­zis­ti­schen, neu­sach­li­chen Mal­wei­se, die in ih­rer ak­ku­ra­ten Tech­nik Jan­sens Ar­chi­tek­ten­aus­bil­dung of­fen­ba­ren. Als Il­lus­tra­tor für die Köl­ni­sche Zei­tung ent­stan­den ab 1931 zahl­rei­che land­schaft­li­che Gra­fi­ken als Be­glei­tung zu Zei­tungs­be­rich­ten. Trotz die­ser Tä­tig­keit muss­te Jan­sens Bru­der Kurt (1890-1954) den Künst­ler 1932 fi­nan­zi­ell un­ter­stüt­zen. Der Bau des Ei­gen­heims in Bü­chel (Rup­pich­te­roth) 1934 zeigt je­doch, dass sich die pe­ku­niä­re Si­tua­ti­on des Paa­res er­heb­lich ge­bes­sert ha­ben muss, was wohl auch in der Be­auf­tra­gung mit öf­fent­li­chen Ar­bei­ten in der NS-Zeit be­grün­det lag. 

Franz M. Jansen, Der Waldrand (Weggabelung im Wald), um 1913/14, Öl auf Nessel. (Kunstmuseum Bonn)

 

Sei­ne nach Mit­te der 1920er Jah­re voll­zo­ge­ne Hin­wen­dung zu ei­ner tra­di­tio­nel­le­ren Mal­wei­se mit hei­mat­li­chen The­men er­mög­lich­te es Jan­sen, un­ter dem Re­gime künst­le­risch tä­tig zu blei­ben. Schon zu Be­ginn der NS-Herr­schaft im Jahr 1933 war er der Reichs­kul­tur­kam­mer und dem „Bund für jun­ge deut­sche Kunst“ bei­ge­tre­ten. An­ders als vie­le sei­ner ehe­ma­li­gen Künst­ler­kol­le­gen un­ter­warf er sich so­mit der de­ko­ra­tiv-pro­pa­gan­dis­ti­schen Kunst­po­li­tik. Sei­ne Teil­nah­me 1934 an ei­nem Wett­be­werb der Uni­ver­si­tät Köln für ein Wand­bild mit dem Ent­wurf „Deut­sche Ras­se“ wirft die Fra­ge auf, ob Jan­sens An­nä­he­rung an die NS-Kunst­po­li­tik le­dig­lich der Auf­recht­er­hal­tung sei­ner be­ruf­li­chen Tä­tig­keit dien­te, oder viel­mehr für ei­ne ideo­lo­gi­sche Nä­he zum Re­gime spricht. Jan­sens Hal­tung brach­te ihm in je­dem Fall seit 1934 meh­re­re Auf­trä­ge für öf­fent­li­che Wand­ge­stal­tun­gen ein. Die­se von den Na­tio­nal­so­zia­lis­ten oft ge­nutz­te Kunst­form, wel­che in­halt­lich der Un­ter­stüt­zung der Pro­pa­gan­da, äu­ßer­lich der Aus­schmü­ckung mo­nu­men­ta­ler NS-Ar­chi­tek­tur dien­te, er­mög­lich­te es dem Künst­ler, sei­ne ar­chi­tek­to­ni­schen Er­fah­run­gen mit den ma­le­ri­schen Kennt­nis­sen zu ver­knüp­fen. Die vor­zei­tig be­en­de­te Ar­chi­tek­ten­aus­bil­dung so­wie die Tat­sa­che, dass er be­reits vor 1917 ers­te Wand­ma­le­rei­en an­ge­fer­tigt hat­te und zu groß­for­ma­ti­gen Bil­dern neig­te, be­güns­tig­ten ihn si­cher­lich bei der Auf­trags­ver­ga­be. Ei­ne Ab­wen­dung vom Na­tio­nal­so­zia­lis­mus scheint beim Ma­ler auch im Zu­ge der Ak­ti­on Ent­ar­te­te Kunst 1937, als 157 sei­ner Wer­ke be­schlag­nahmt wur­den, nur be­dingt ein­ge­setzt zu ha­ben. Zwar trat er noch im glei­chen Jahr aus dem Bund für jun­ge deut­sche Kunst aus und zog sich 1938 nach Strei­tig­kei­ten aus der 1934 von ihm mit­be­grün­de­ten „Wo­en­sam-Pres­se“, ei­ner Ver­ei­ni­gung zur Ver­brei­tung na­tio­nal­so­zia­lis­tisch ge­sinn­ter Künst­ler­gra­fi­ken, zu­rück. Je­doch nahm er im Jahr vor Aus­bruch des zwei­ten Welt­kriegs an der Aus­stel­lung „Kraft durch Freu­de“ teil und er­hielt 1942 ei­nen letz­ten öf­fent­li­chen Auf­trag im deutsch­be­setz­ten Moos­burg (heu­te Prze­decz, Po­len). Ne­ben sei­nen the­ma­tisch und sti­lis­tisch stark an der Blut- und Bo­den­kunst ori­en­tier­ten Wand­ge­mäl­den, of­fen­ba­ren auch sei­ne na­iv an­mu­ten­den Öl­bil­der der 1930er Jah­re in der Be­schäf­ti­gung mit bäu­er­li­chen The­men ei­ne Aus­ein­an­der­set­zung mit dem plum­pen Blut- und Bo­den­stil. 

Wohl auf­grund des mit dem Aus­tritt aus der „Wo­en­sam-Pres­se“ ein­her­ge­hen­den zwi­schen­zeit­li­chen Ver­lusts von Auf­trä­gen ge­riet das Ehe­paar Jan­sen nach Kriegs­aus­bruch in der­ar­ti­ge fi­nan­zi­el­le Nö­te, dass sie zum Er­halt von Nah­rungs­mit­teln in der Land­wirt­schaft aus­hel­fen muss­ten. Im Fol­ge­jahr wur­de der Künst­ler zwi­schen­zeit­lich von der Ge­sta­po in­haf­tiert, weil man in sei­nen Skiz­zen Spio­na­ge­be­mü­hun­gen zu er­ken­nen glaub­te. Durch Ver­mitt­lung des Bru­ders Fritz, ei­nem SA-Mit­glied, wur­de Jan­sen je­doch kur­ze Zeit spä­ter wie­der ent­las­sen. 1944 zog Kreut­zers Schul­freun­din So­phie Gerl (ge­bo­ren 1891) in das Haus der Jan­sens ein, ob­wohl die­se zu En­de der zwan­zi­ger Jah­re ein Ver­hält­nis mit dem Künst­ler hat­te. Im glei­chen Jahr wur­de die­ser mit 60 Jah­ren zum Kriegs­dienst ein­ge­zo­gen, er­krank­te je­doch schwer und wur­de in ei­nem La­za­rett un­ter­ge­bracht, aus dem er An­fang 1945 ent­las­sen wur­de. Gleich­zei­tig er­folg­te die Ent­las­sung aus dem Mi­li­tär­dienst auf­grund von Kriegs­un­taug­lich­keit. Nach Kriegs­en­de grün­de­te er 1946 mit sei­ner Frau, Car­lo Men­se und wei­te­ren Kol­le­gen den „Rhei­nisch-Ber­gi­schen Künst­ler­kreis“, der wohl eben­so, wie sei­ne Vor­stands­tä­tig­keit im „Lan­des­be­rufs­ver­band der bil­den­den Künst­ler“, der Kon­so­li­die­rung der be­ruf­li­chen Zu­kunft dien­te. Trotz die­ser Be­mü­hun­gen und ver­schie­de­ner Aus­stel­lungs­teil­nah­men seit 1946, wie bei­spiels­wei­se ei­ner Ein­zel­aus­stel­lung im Köl­ner Kunst­ver­ein 1947, blieb die fi­nan­zi­el­le La­ge des Paa­res bis 1951, als Jan­sen vom Kul­tus­mi­nis­te­ri­um ei­nen jähr­li­chen Eh­ren­sold er­hielt, pre­kär. Auch in den fol­gen­den Jah­ren bes­ser­te sich die fi­nan­zi­el­le Si­tua­ti­on auf­grund von aus­blei­ben­den Ver­käu­fen nicht, so dass das Ehe­paar 1955 ihr Haus auf Ren­ten­ba­sis an ih­ren Arzt ver­kau­fen muss­te. Nach lan­ger Zeit ge­sund­heit­li­cher Pro­ble­me starb Jan­sen am 21.5.1958 in Bü­chel.

In sei­nen Wer­ken der ers­ten Nach­kriegs­jah­re ver­ar­bei­te­te Jan­sen die Er­fah­run­gen des Welt­kriegs und der Zeit nach dem Nie­der­gang des NS-Re­gimes. Seit den frü­hen fünf­zi­ger Jah­ren setz­te er sich in sei­nen Bil­dern wie­der ver­mehrt mit der Land­schafts­ma­le­rei aus­ein­an­der, die sich in die­ser Pha­se durch ei­ne sur­rea­le At­mo­sphä­re aus­zeich­ne­ten.

Schriften

Ak­ti­vis­ti­sche Ma­le­rei, in: Das Ziel 4 (1920), S. 35-38.
 
Über den Ex­pres­sio­nis­mus, in: Volks­mund 3.8.1918.
 
Re­vo­lu­ti­on der Kunst. Selbst­ge­sprä­che ei­nes Ma­lers, in: Der Os­ten 2, 2/4 (1919), S. 20-22.
 
Von da­mals bis heu­te. Le­bens­er­in­ne­run­gen, (ed.) von Mag­da­le­na Mo­el­ler, Köln 1981.

Literatur

Bo­den­sieck, Karl Heinz, Der Ma­ler F. M. Jan­sen, in: Kunst und An­ti­qui­tä­ten Rund­schau 4 (1936), S. 101-104.

Bru­es, Ot­to, Der Weg des Ma­lers Franz M. Jan­sen. Von der Li­nie zur Far­be, in: Deut­sche Grenz­lan­de 12 Nr. 6 (1933), S. 180-183.

Franz M. Jan­sen. Frü­he Zy­klen 1912-1914, in: Schrif­ten­rei­he des Ver­eins Au­gust Ma­cke Haus e. V. 14, Bonn 1994.

Franz M. Jan­sen. Zwi­schen Sym­bo­lis­mus und Sach­lich­keit, in: Schrif­ten­rei­he des Ver­eins Au­gust Ma­cke Haus e. V. 52, Bonn 2008.
 
Mer­holz, Ul­ri­ke, Franz M. Jan­sen, Das gra­phi­sche Werk 1910-1956, Düs­sel­dorf 1994.

Mo­el­ler, Mag­da­le­na, F. M. Jan­sen und die Köl­ner Se­ces­si­on, in: Köln 1 (1983), S. 32ff.

Nell­man, Kat­ja, F. M. Jan­sen (1885-1958). Die Ge­mäl­de, 2 Bän­de, Phil. Diss. Bonn 2007.

Franz M. Jansen, Promenade, 1925, Öl auf Leinwand auf Pappe. (Kunstmuseum Bonn)

 
Zitationshinweis

Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Beitrags die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.

Pesch, Martin, Franz Maria Jansen, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/franz-maria-jansen/DE-2086/lido/5f58c2385911f7.35528681 (abgerufen am 05.12.2024)