Der Rheinpark in Köln - Garten am Strom
Zu den Kapiteln
1. Vorgeschichte
Das Gelände des heutigen Rheinparks blickt auf eine wechselvolle städtebauliche und grünplanerische Entwicklung zurück, die eng mit der Topographie der Auenlandschaft am rechtsrheinischen Rheinufer und den Ansprüchen einer wachsenden Großstadt an freien und nutzbaren Flächen verbunden ist.[1] Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war der Bereich durch sanft zum Fluss hinabfallende Wiesen mit Pappel- und Weidenbeständen geprägt, die von Zeit zu Zeit von Hochwasser überflutet wurden. Weite Teile des Areals zwischen Hohenzollernbrücke und Mülheimer Hafen waren unbebaut.
Erst mit dem fortschreitenden Stadtwachstum sowie der Aufgabe des inneren preußischen Befestigungsringes zu Beginn des 20. Jahrhunderts geriet das weitläufige Gelände aufgrund seiner fußläufigen Entfernung zur Innenstadt immer mehr ins Blickfeld der Stadtplaner. Eine dauerhafte Bebauung des Geländes kam aufgrund der topgraphischen Gegebenheiten nicht in Betracht. Es bot sich jedoch eine Nutzung für temporäre Ausstellungszwecke an, da im linksrheinischen Stadtgebiet vergleichbare Flächen nicht zur Verfügung standen.
1.1 Werkbundausstellung 1914
Es lag daher nahe, dass auf Betreiben von Oberbürgermeister Konrad Adenauer und von Stadtbaumeister Carl Rehorst (1866-1919) dieses Auengelände für eine großflächige Architektur- und Kunsthandwerkausstellung des Deutschen Werkbundes ausgewählt wurde. Mit dem Bau des Deutzer Bahnhofs 1913 war das Gelände dann auch an das städtische und überregionale Verkehrsnetz angebunden. Am 16.5.1914 wurde die Werkbundausstellung eröffnet. Das Ausstellungsgelände erstreckte sich vom recht schmalen Haupteingangsbereich nördlich der Hohenzollernbrücke trapezförmig entlang des Rheinufers bis zum Mülheimer Hafen und wurde nur durch einen bestehenden Hochwasserdeich begrenzt. Eine Vielzahl namhafter Architekten waren mit ihren wegweisenden Gebäuden an der Werkbundausstellung beteiligt. Insbesondere sei auf das Fabrikgebäude von Walter Gropius (1883-1969), das Glashaus von Bruno Taut (1880-1938) und das Theater von Henry van de Velde (1863-1957) hingewiesen. Das auf dem Gelände befindliche ehemalige preußische Fortgebäude wurde nach dem Entwurf von Wilhelm Kreis zu einem Teehaus umgebaut. Das Teehaus war – neben Teilen des Niederrheinischen Dorfes – als einziger Bau der Werkbundausstellung auf Dauer angelegt. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde die Werkbundausstellung vorzeitig am 6.8.1914 beendet.
1.2 Rheinvolkspark
Nach dem Ersten Weltkrieg vernichtete ein Hochwasser die bis dahin weitgehend erhalten gebliebenen Aufbauten der Ausstellung, so dass der damalige Gartendirektor Fritz Encke (1861-1931) die Planungen für einen Rheinvolkspark an dieser Stelle aufnehmen konnte. Kernpunkt dieser ab 1920 ausgebauten Parkanlage wurde das auf dem ehemaligen Fort errichtete Teehaus mit den umgebenden Gartenanlagen. Die Zweiteilung des nördlich angrenzenden Geländes durch den Hochwasserdeich blieb bestehen. In dem rheinufernahen Abschnitt legte Encke eine für damalige Zeiten großzügige offene Sport- und Spielwiese an, die von prächtigen alten Pappeln und malerischen Weiden der natürlichen Flusslandschaft geprägt war. Den östlichen, rheinfernen Teil gliederte er dagegen in geometrischer Weise durch drei strahlenförmige Wege, die in der Achse des Teehauses ihren Anfang fanden. Diese Wege führten durch eine waldartige Partie zu einem regelmäßig gegliederten, tieferliegenden Rosengarten und einem nördlich liegenden Wandelgang aus beschnittenen Linden, mit einer dahinter liegenden grünen Wand aus Pyramidenpappeln.
1.3 Messebauten 1922-1924, Pressa 1928
In den Jahren 1922-1924 wurden auf Initiative von Konrad Adenauer zwischen dem neuen Rheinvolkspark und der Hohenzollernbrücke die ersten Messebauten errichtetet. Diese Bauten bildeten nicht nur die Grundlage der heutigen KölnMesse, sondern boten 1928 auch die Voraussetzung zur Durchführung einer weiteren internationalen Ausstellung, der Pressa. Die am 12.5.1928 eröffnete Ausstellung sollte der wachsenden Bedeutung des Pressewesens Rechnung tragen und dies auch entsprechend repräsentieren.
Die bis dahin uneinheitlich errichteten Messebauten wurden zur Pressa-Ausstellung nach den Plänen des Architekten Adolf Abel (1882-1968) mit einer umlaufenden Stahlskelettkonstruktion und vorgesetzter Backsteinfassade architektonisch aufgewertet und eingefasst. In der Verlängerung der Mittelachse der Messebauten entwarf Abel einen kreisrunden Leuchtbrunnen (heutiger Tanzbrunnen) mit einem Kranz von Wasserstrahlen, die vom Brunnenrand nach innen ausgerichtet waren. Östlich davon wurde nach seinen Plänen das halbrunde, mit Backstein verkleidete Staatenhaus für den internationalen Ausstellungsteil der Pressa errichtet. Die zentrale Brunnenanlage bildete das räumlich-architektonische Gelenk zwischen den Messehallen, dem Staatenhaus und dem bestehenden Teehaus.
Am Übergang von der Rheinpromenade zum Gartenrondell errichtete Abel das Rheinterrassen-Restaurant. Der asymmetrisch gegliederte Backsteinbau orientierte sich mit seiner stark verglasten Front zum Park und mit seiner spitz vorspringenden Terrassenanlage zum Rhein und auf das Stadtpanorama hin. Für die gartenkünstlerische Ausgestaltung der gärtnerischen Anlagen waren Gartendirektor Josef Giesen (1888-1962) und Stadtbaurat Theodor Nußbaum (1885-1956) gemeinsam verantwortlich.
Hinter dem neu errichteten Staatenhaus reihten sich entlang des damaligen oberen Auenwegs die Repräsentationsbauten der einzelnen Verlage zur sogenannten Zeitungsstraße auf. So wie die rückwärtigen Hallen des Staatenhauses waren auch sie nur für die Dauer der Ausstellung gedacht und spiegelten die Tendenzen des zeitgenössischen neuen Bauens wider. Vom Teehaus führte eine axiale Verbindung zum Vergnügungspark, dessen Zugang der 43 Meter hohe Kaffee-HAG-Turm von Bernhard Hoetger (1874-1949) markierte. Einen weiteren, eher kurzweiligen Anziehungspunkt bildete das zu einem Weindorf umgestaltete ehemalige Niederrheinische Dorf der Werkbundausstellung.
Unmittelbar nach dem Ende der Pressa begann der Abriss der für die Ausstellung errichteten Bauten, der Rheinvolkspark sowie der zentrale Brunnenbereich blieben jedoch bestehen.
1.4 Kriegszerstörungen
Am Ende des Zweiten Weltkriegs war Köln eine Trümmerwüste. Auch der Rheinvolkspark war stark in Mitleidenschaft gezogen. Über das gesamte Parkgelände verteilt, insbesondere aber östlich des Rheindeichs, hatte man wahllos Trümmerhalden aufgeschüttet. Die Messehallen und das Staatenhaus waren teilweise zerstört oder stark beschädigt. Von dem Teehaus überragte nur noch das Betonskelett des Rundbaus die von Gestrüpp und Unkraut überwucherte Umgebung. Auch das Rheinterrassen-Restaurant war nicht mehr nutzbar.
Bereits in den ersten Nachkriegsjahren legte das Gartenamt erste Planungen zur weitgehend originalgetreuen Rekonstruktion des Rheinvolksparks vor, die jedoch nicht umgesetzt wurden. Als Kurt Schönbohm (1908-1997) im Januar 1951 Leiter des Garten- und Friedhofsamtes wurde, fand er ein verwildertes und mit Trümmerschutt bedecktes Gebiet vor. „Daraus eine landschaftliche Kostbarkeit zu machen, das war kein leichtes Unterfangen, aber eine reizvolle Herausforderung, die Phantasie, Vorstellungskraft und gestalterisches Können wie Erfahrung verlangte.“[2]
2. Bundesgartenschau 1957
Schönbohm war es auch, der die Durchführung einer Bundesgartenschau als geeignetes Instrument zur Wiederherstellung der Parkanlage ansah. Schon vor dem Krieg gab es in Dresden (1936), in Essen (1938) und in Stuttgart (1939) Reichsgartenschauen, mit deren Hilfe dauerhafte Grünanlagen geschaffen wurden. Die erste Bundesgartenschau nach dem Krieg fand 1951 in Hannover statt, 1953 gefolgt von der Stadt Hamburg und 1955 von der Stadt Kassel. Für die vierte Bundesgartenschau 1956 bewarb sich Köln. Um jedoch zu dem auch heute noch praktizierten zweijährigen Turnus zu kommen, wurde der Termin auf das Jahr 1957 verschoben.
Die zentrale Lage sowie die Nähe zu den vorhandenen Ausstellungshallen der Messe begünstigten die Auswahl des vorgesehenen Geländes. Sie bot darüber hinaus aus städtebaulicher und grünplanerischer Sicht die Möglichkeit, an die Grünpolitik der 1920er Jahre anzuknüpfen und den nördlichen Inneren Grüngürtel auf die rechte Rheinseite zu verlängern und gleichzeitig die rechtsrheinische Rheinfront aufzuwerten. Man erwartete aber auch, dass die geplante Bundesgartenschau der Stadt und ihren Bewohnern neue Impulse geben und neben den wirtschaftlichen Erwartungen das Stadtbild verbessert und neue Erholungsflächen geschaffen würden.
Mit der künstlerischen und technischen Oberleitung für das geplante Gartenschaugelände wurde Kurt Schönbohm beauftragt. Die Bauleitung bei der Umsetzung der Maßnahmen lag beim Garten- und Friedhofsamt. Da eine Bundesgartenschau in erster Linie ein gärtnerischer Leistungswettbewerb ist, war es selbstverständlich, dass der konkreten Ausgestaltung des Gartenschaugeländes die Auslobung eines Ideenwettbewerbs vorausging.
Insgesamt wurden 55 Entwürfe eingereicht, von denen die Jury vier Arbeiten prämierte. Mit der weiteren Ausarbeitung der Gesamtplanung wurde jedoch nicht einer der Preisträger, sondern eine neu gegründete Arbeitsgemeinschaft beauftragt, bestehend aus der erfahrenen Gartenarchitektin Professorin Herta Hammerbacher (1900-1985) sowie den jungen Gartenarchitekten Günther Schulze (1927-1994) und Joachim Winkler (1928-2017) unter Leitung von Kurt Schönbohm.
Für die Ausgestaltung der einzelnen Gartenschaubereiche und der unterschiedlichen Hochbauaufgaben wurden neben den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft auch die Preisträger des Wettbewerbs sowie eine Reihe weiterer Fachleute herangezogen. Insgesamt waren 24 Architekten, Gartenarchitekten und Künstler an der Ausgestaltung der neuen Parkanlage beteiligt.
Für Schönbohm „stand das Bemühen um echte Teamarbeit an der Spitze. Die Priorität hatte die Koordination der unterschiedlichen Ideen, die so in die weiträumige Uferlandschaft eingebunden werden sollten, daß sie den großzügigen Charakter nicht beeinträchtigen, sondern unterstreichen.“[3]
Waren die ersten drei Bundesgartenschauen in Formgestaltung und Materialität noch durch die vornehmlich architektonische Gartengestaltung der 1930er Jahre geprägt, so ist es der Auswahl erfahrener und jüngerer Gartenarchitekten unter der Leitung von Schönbohm zu verdanken, dass die Parkgestaltung der vierten Gartenschau durch ein modernes Formempfinden und eine neuartige Verwendung verschiedener Materialien gekennzeichnet war.
Die Gartenschau 1957 stand ganz im Zeichen des Wiederaufbaus der zerstörten Stadt und des allgemeinen wirtschaftlichen Aufbruchs. Unter großer Beteiligung der europäischen Fachwelt begann die Gartenschau schon vor der offiziellen Eröffnung mit einer weit beachteten Präsentation niederländischer Tulpen und Narzissen. Eine Vielzahl von Sonderschauen, Kongressen und Veranstaltungen ließen die Gartenschau zu einem Publikumsmagneten werden. Auf Wunsch der Stadt Köln und des Zentralverbandes Gartenbau übernahmen Bundespräsident Theodor Heuss (1884-1963) und der frühere langjährige Oberbürgermeister der Stadt Köln, Bundeskanzler Konrad Adenauer, gemeinsam die Schirmherrschaft über die Bundesgartenschau.
Zur Schaffung einer großzügigen Grünanlage mit weitläufigen Rasenflächen wurde der alte Auenweg nach Osten unmittelbar an die Eisenbahnstrecke verlegt und die Friedhofsschau und die Kleingartenschau vom Gartenschaugelände getrennt. Im westlichen Teil des Geländes zwischen Rhein und dem altem Rheindeich wurde die natürliche und weitläufige Auenlandschaft nicht verändert. Auch während der Gartenschau blieb der Charakter dieses Parkteils gewahrt und nur auenbezogene Ausstellungsthemen, wie zum Beispiel die Irisaue, wurden hier untergebracht.
Eine völlig andere gartenarchitektonische Gestaltung erhielt dagegen der Bereich zwischen Deich und Auenweg. Die hier abgelagerten Trümmermassen aus dem Zweiten Weltkrieg wurden dazu genutzt, diesen Bereich hochwasserfrei anzulegen und nach Osten „eine dünenartige, sanft geschwungene Hügelkette mit weichen Konturen“ auszubilden.[4] So entstanden kleinere Anhöhen, teilweise ausgestattet mit Aussichtsplattformen, und ein schattiges Tal hinter der Hügelkette zum Auenweg hin. Im nordöstlichen Bereich entstand eine acht Meter hohe Aufschüttung mit krönender Bastion sowie daran anschließend ein wallartig zur Mülheimer Werft hin abschirmender Wildstaudenhang mit Rosenterrassen und Rosencafé.
Die planmäßige Anlage von Aussichtspunkten entlang dieses Höhenzugs sorgte für visuelle Sichtverbindungen zwischen beiden Parkteilen und insbesondere zu markanten Gebäuden der linksrheinischen Stadtsilhouette, die somit in den Park eingebunden wurden. Der Rheinpark wurde so Teil der Stadt- und Flusslandschaft. Die Ausgestaltung des gesamten Geländes erfolgte unter der Vorgabe, sowohl eine Gartenschau durchzuführen als auch eine abwechslungsreiche und auf Dauer angelegte Grünfläche zu schaffen. Die neue Parkanlage sollte in Formgebung und Materialverwendung etwas Neues, etwas Besonders hervorbringen. „Die einzelnen Parkräume sollten ineinander übergehen, mit dem Strom fließen und den Blick häufig in die Ferne schweifen lassen.“ Mit dieser Zielvorgabe entstand unter Einbeziehung naturräumlicher Strukturen und zeitgemäßer Gestaltungselemente, eine harmonisch gestaltete Parkanlage mit verschiedenen ineinanderfließenden Parkräumen.
Die planmäßige Anlage von Aussichtspunkten entlang dieses Höhenzugs sorgte für visuelle Sichtverbindungen zwischen beiden Parkteilen und insbesondere zu markanten Gebäuden der linksrheinischen Stadtsilhouette, die somit in den Park eingebunden wurden. Der Rheinpark wurde so Teil der Stadt- und Flusslandschaft. Die Ausgestaltung des gesamten Geländes erfolgte unter der Vorgabe, sowohl eine Gartenschau durchzuführen als auch eine abwechslungsreiche und auf Dauer angelegte Grünfläche zu schaffen. Die neue Parkanlage sollte in Formgebung und Materialverwendung etwas Neues, etwas Besonders hervorbringen. „Die einzelnen Parkräume sollten ineinander übergehen, mit dem Strom fließen und den Blick häufig in die Ferne schweifen lassen.“[5] Mit dieser Zielvorgabe entstand unter Einbeziehung naturräumlicher Strukturen und zeitgemäßer Gestaltungselemente, eine harmonisch gestaltete Parkanlage mit verschiedenen ineinanderfließenden Parkräumen.
In die so geschaffene Einheit aus Park- und Stadtlandschaft sollten sich die für die Gartenschau erforderlichen Hochbauten so zurückhaltend wie möglich einfügen. Die monumentale Bauweise zurückliegender Epochen und Gartenschauen sollte bewusst vermieden werden. Auch sollte durch eine zweckmäßige Verteilung der Hochbauten über das gesamte Gelände gewährleistet werden, dass keine Massierung der Bauten auftrat. Zwei Standorte waren bereits durch die vorhandenen Fundamente vorgegeben.
Das zerstörte Rheinrestaurant am südlichen Eingang sollte nicht zuletzt wegen seiner Lage am Rheinufer und des freien Blicks auf den Dom wieder aufgebaut werden. Der Architekt Hans Schilling (1921-2009) erhielt hierfür den Auftrag. Während sich der Vorgängerbau mit seiner stark durchfensterten Ostfassade vornehmlich auf den Tanzbrunnen hin orientierte, war der Entwurf von Schilling durch ein Wechselspiel großer Terrassen geprägt, die wie Schiffsdecks über den Fluss ragen und den tieferliegenden Promenadenweg mit der Eingangsterrasse vollständig überdecken.
Das mit seiner Mittelachse auf den Tanzbrunnen ausgerichtete Teehaus war so stark zerstört, dass ein Wiederaufbau nicht sinnvoll war. Dieser war auch nicht vorgesehen, da die symmetrische Bauweise und die axiale Ausrichtung des Bauwerks nicht der Intention der zeitgemäßen Gesamtgestaltung entsprachen. Der Architekt Rambald von Steinbüchel-Rheinwall (1902-1990) verfolgte für das neu zu errichtende Parkcafé vielmehr das Ziel, dass sich dieses als organisch wirkendes Gebäude harmonisch in den Park einfügen sollte. Nach seinen Plänen entstand ein fast filigran zu bezeichnender Bau mit einer Virtuosität in Leichtigkeit und Transparenz. Kern des Gebäudes ist ein mit geometrischem Grundriss erbauter Baukörper, der durch die auf schlanken Rundstützen aufliegenden, nierenartig geschwungenen und weit ausladenden Terrassen beziehungsweise Verdachungen, seine strenge Geometrie verliert. „Die Terrassen machen oft den Eindruck, als seien sie nach allen Seiten hin so gewachsen wie die Zweige und Blätter eines Baumes. Rein zufällig scheint das Bauwerk entstanden zu sein.“[6]
Die angestrebte Leichtigkeit fand ihren Ausdruck auch in der Farbigkeit des Bauwerks. Zur Gartenschau 1957 waren die Unterseite der ersten Dachterrasse blau, die der oberen Verdachung gelb und die Stützen weiß gestrichen. Mit dieser Farbgestaltung nahm der Architekt auch auf die farbenprächtigen Beete im davorliegenden Blumenhof Bezug. Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten zeigt sich das Parkcafé heute wieder in seiner ursprünglichen Gestalt.
Das Umfeld des Parkcafés wurde von den beiden Gartenarchitekten Schulze und Winkler sehr abwechslungsreich und aufwendig gestaltet. Ein großes, streng eingefasstes Wasserbecken zeichnet in groben Zügen den Grundriss des ehemaligen Forts nach, um dann ohne eine formale Kante mit Wellenstrukturen im Beton ganz seicht in den angrenzenden Wegebelag auszulaufen. Dieser Wassergarten umfasst den Großen Blumenhof mit seinen geschwungenen und bunt bepflanzten Blumenbeeten, der wiederum in den rechteckig aufgeteilten Tropenhof vor dem Parkcafé übergeht. Mit der strengen Gliederung des Tropengartens wollte der Gartenarchitekt Herbert W. Dirks die Leuchtkraft und Üppigkeit vieler vornehmlich subtropischer Pflanzen unterstreichen.
„Einer der wohl prägnantesten Bereiche, an dem man noch immer, in all seinem Umfang, die Details dieser Zeit ablesen kann, wird vom Parkcafé, dem großen Blumenhof und dem Wasserbecken gebildet, sowohl in Form- und Materialsprache der Architektur als auch in der Gestaltung der Beete, die keinem strengen Raster unterliegen. Eins scheint ins andere zu fließen.“[7]
Im nördlichen Teil des Parks bildete das von dem Architekt Fritz Ruempler (1905-1983) gestaltete Rosencafé den architektonischen Abschluss des Geländes. Das erhöht gelegene Gebäude sollte einen einladenden und offenen Charakter erhalten und die „Leichtigkeit eines Vogels“ widerspiegeln.[8] Der zum Park hin ausgerichtete und sich nach unten verjüngende mittlere Hauptkörper ist auf drei Seiten verglast. Die Stahlträger in den Glaswänden bilden neben- und ineinander abwechselnd auf die Spitze oder die Basis gestellte, spitzwinklige Dreiecke und wirken eher dekorativ, als dass sie ihre statische und stabilisierende Funktion erahnen lassen. Beidseitig anschließend bilden die mit Eternitdächern eingedeckten und von schlanken Stahlstützen getragenen Seitenflügel, die Tragflächen des Gesamtgebäudes.
Von besonderer Bedeutung für die Bundesgartenschau war die Lage des Geländes direkt am Rheinstrom. Da der Rhein von vielen Stellen sichtbar und unmittelbar erlebbar ist, lag es nahe, auch im Gartenschaugelände das Thema Wasser in seinen verschiedenen Variationen in Form von Wasseranlagen zu integrieren. Um dem Rhein keine Konkurrenz zu machen, wurden die rheinnahen Wasserbecken bewusst in streng geometrischer Form gebaut und auf die Anlage natürlich geformter Wasserflächen, wie zum Beispiel geschwungene Bachläufe, verzichtet. Auch die Anordnung und Ausformung der Springbrunnen ordnet sich dem Rheinstrom unter und so finden sich keine senkrecht ausgerichteten Fontänen, sondern vielgestaltige, kaskadenartig herabfallende oder flach geneigte Wasserspiele. Nur die Fontäne im Flamingoweiher wurde aufgrund ihrer rheinfernen und windgeschützten Lage hinter dem Staatenhaus als senkrechter Strahl ausgeformt.
Von dem ehemaligen Baum- und Strauchbestand waren trotz der hohen Kriegsverluste einige Einzelbäume und Baumgruppen auf dem Gelände erhalten geblieben. So die Pappelbestände um das zerstörte Teehaus, den Tanzbrunnen und am früheren oberen Auenweg, einige Exemplare der Robinienallee auf dem Rheindeich sowie vereinzelte Pappeln oder Weiden entlang des Ufers. Sie bildeten nun das Grundgerüst der neuen Gartenschauanlage.
Die für die Gartenschau erforderlichen Pflanzungen von Rosen und Stauden wurden vor allem auf dem höher gelegenen Parkbereich angeordnet, wobei die Schwerpunkte der Blumenpflanzungen vor den beiden Restaurationsgebäuden lagen. So bildete der Große Blumenhof und der Tropengarten vor dem Parkcafé mit ihren jahreszeitlich wechselnden farbenprächtigen Beeten einen besonderen Höhepunkt. Im Bereich des Rosencafés stand die Rose im Vordergrund. Überhaupt war die Rose die herausragende Pflanze in der Gartenschau, für die eigene Gartenbereiche gestaltet wurden. Jedoch sollten Rosen nicht nur ausgestellt werden. „Sie brauchen sich nicht miteinander um Ehrenpreise und Medaillen zu streiten. Keine andere Aufgabe haben sie, als in ihrer ganzen Gelassenheit schön zu sein.“[9]
Schon auf dem Weg zum Ausstellungsgelände erwartete den Besucher vor den Messehallen die Rosenvergleichsschau. Im Gartenschaugelände bildete der Große Rosengarten den Mittelpunkt, dessen inselartige Lage inmitten der ausgedehnten Rasenflächen durch Brüstungsmauern hervorgehoben wurde. Die für diesen Bereich zuständigen Gartenarchitekten Schulze und Winkler gestalteten den Rosengarten nach allen Seiten offen und vermieden so unansehnliche Rückfronten. Mittig, in einer geschwungenen Linie sind fünf jeweils nach einer Seite geöffnete und an den übrigen Seiten verglaste Lauben angeordnet. Ihre Seitenwände werden ähnlich wie die Glasfronten am Rosencafé von spitzwinklig gegeneinander gestellten Profileisen gebildet, während die nach außen geneigten Rückfronten ein quergelegtes Rechteckraster zeigen. Die einstige Verglasung der Seitenwände ist heute beseitigt.
Die gläsernen Windschutzwände dienten weniger dem Schutz der Rosen, sondern sollten gewährleisten, dass der Rosenfreund windgeschützt den sanften Duft der verschiedenen Sorten erschnuppern konnte.
Eine Besonderheit stellt die den Großen Rosengarten zur Aue hin begrenzende Brüstungsmauer dar. Diese Mauer ist nicht nur aufgrund ihrer Formgebung, sondern auch aufgrund ihrer Materialität ein Zeugnis für die Neuausrichtung der Kölner Gartenschau. War die Bauweise der Gartenarchitekturen und -elemente bei den vorangegangenen Gartenschauen noch geprägt durch eine traditionelle Bauausführung mit Natursteinen, so kamen hier erstmals Kunststeinprodukte aus Beton in den unterschiedlichsten Formen, Farben und Oberflächen zur Anwendung. Als Gründe für die Abkehr standen nicht nur die Inszenierung unkonventioneller Ausdrucksformen, sondern vor allem auch die Wirtschaftlichkeit und kurzfristige Verfügbarkeit des Materials im Vordergrund. Den Durchbruch brachte aber die Möglichkeit, die Oberflächen unterschiedlich zu strukturieren und dem Beton Farbigkeit zu verleihen. „Unregelmäßige, farbige Betonplatten deckten Wege und Plätze ab und lösten große Begeisterung aus. Man erkannte erst jetzt, welche Möglichkeiten in diesem Material steckten.“[10]
Besonderes Aufsehen erregten neben den neuartigen Wegeplatten und Pflasterungen auch die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Beton als Baustoff von Mauern. Es war nun möglich, große Oberflächen, wie bei der Brüstungsmauer im Großen Rosengarten, durch Einlagen von Schablonen in die Verschalung zu strukturieren und auch Mauern aus farbigen Formsteinen zu errichten. Die durchgängig aus Betonfertigsteinen errichtete Stützmauer unterhalb der Rosenterrassen ist hierfür ein besonderes Zeugnis. Die beiden Gartenarchitekten Schulze und Winkler legten besonderen Wert darauf, der Mauer nicht den Charakter einer Natursteintrockenmauer zu geben. Kunststein sollte Kunststein bleiben und dies sollte in Formgebung und Oberfläche zum Ausdruck gebracht werden. Die Stützmauer besteht aus einzelnen, wabenförmigen Fertigteilelementen, die ohne Mörtel aufeinander geschichtete wurden. Hinsichtlich der Farbgebung dominieren sandfarbige Betonelemente, in die eine Wellenlinie dunklerer Steine eingefügt wurde.
War die Verwendung des neuartigen Baustoffes Beton richtungsweisend für die Gartenschau, so bot das Gesamtkonzept der Parkgestaltung für Schönbohm „auch Raum für andersartige Formen menschlicher Ausdruckskraft, wie zum Beispiel für Skulpturen.“[11] In enger Zusammenarbeit mit dem Kunstsammler Josef Haubrich und dem Direktor des Wallraf-Richartz-Museums, Leopold Reidemeister (1900-1987), wurden insgesamt 21 Skulpturen bekannter Künstler im Gartenschaugelände aufgestellt. Es handelte sich überwiegend um annähernd lebensgroße und mehr oder weniger abstrahierte figürliche Darstellungen, vorwiegend in Bronze, die wiederum in ihrer jeweiligen Umgebung eigene Akzente setzten. Die Standortwahl erfolgte nach der weitgehenden Fertigstellung der Parkanlage. Mit Hilfe von Schablonen in den Abmessungen der betreffenden Skulptur wurde der Aufstellungspunkt bestimmt. Nach Beendigung der Gartenschau kamen einige der Skulpturen wieder ins Museum. Ein Großteil blieb jedoch bis heute dem Rheinpark erhalten. Diebstahl und Vandalismus führten jedoch dazu, dass Skulpturen zerstört und einige auch gestohlen wurden.
War die unmittelbare Lage am Strom zwar von besonderem Reiz, so stellte sie die Organisation der Besucherbewegungen aber vor große Probleme. Von Süden war das Gartenschaugelände über die Hohenzollernbrücke fußläufig gut erreichbar. Im Norden des Geländes gab es dagegen keine Überquerungsmöglichkeiten über den Rhein. Die heutige Zoobrücke war noch nicht errichtet und die Mülheimer Brücke zu weit entfernt. Man entschloss sich deshalb zum Bau einer Seilbahn über den Rhein mit der eine direkte Verbindung zwischen Zoo und Flora hergestellt und gleichzeitig der Innere Grüngürtel mit dem rechten Rheinufer verbunden werden konnte. Auf einer Länge von 680 Metern überspannte die Seilbahn, gestützt von zwei Masten, den Rhein von der linksrheinischen Station am Zoo bis in den nördlichen Rheinpark. Bei einer Spitzenauslastung von 50 Kabinen konnte die Seilbahn in einer Höhe von 28 Metern über dem Rhein bei Bedarf 2.400 Personen stündlich befördern.
Innerhalb des Gartenschaugeländes bestand die Möglichkeit, von der Rheinseilbahn in eine kleine Sesselliftbahn zu wechseln und in etwa zehn Metern Höhe das gesamte Gelände und die darunterliegenden Gartenbereiche aus der Vogelperspektive zu betrachten. Die etwa 654 Meter lange Strecke verband den nördlichen Teil der Gartenschau mit dem südlichen am Eingang Auenweg. Zusätzlich konnten die Besucher auf einer knapp zwei Kilometer langen Rundstrecke mit einer Kleineisenbahn das Gelände erkunden. Der Betrieb dieser Kleineisenbahn wurde nach Beendigung der Bundesgartenschau 1957 zunächst noch aufrecht gehalten.
Im Oktober 1957 schloss die vierte Bundesgartenschau in Köln ihre Tore. Mit insgesamt rund 4,3 Millionen Besuchern wurde sie als „voller Erfolg“ gewertet.[12]
Mit Blick auf die zurückliegenden Bundesgartenschauen kann festgestellt werden, dass mit der Kölner Gartenschau eine vollständige Abkehr von der Gartenarchitektur der Vorgängerveranstaltungen vollzogen wurde und eine in Formgebung, Pflanzenauswahl und Materialität neue Stilrichtung der Gartenarchitektur eingeleitet wurde. Dank der künstlerischen Gesamtleitung von Kurt Schönbohm und dem Einbezug älterer und jüngerer Gartenarchitekten, entstand nicht nur eine dauerhafte Erholungsanlage, sondern ein einzigartiges Gesamtkunstwerk im Stile der 1950er Jahre.
Im Gegensatz zu heutigen Gartenschauen gab es für die erste Kölner Gartenschau kein vorab vereinbartes Konzept hinsichtlich der künftigen Ausgestaltung des Parkgeländes. Es gab auch keinen Namen für die neue Parkanlage. Erst nach einer 1958 durchgeführten öffentlichen Umfrage erhielt die Parkanlage den endgültigen Namen Rheinpark. „Die Kölner haben den Rheinpark - das zeigt ihr Interesse und ihr erfreulich reger Besuch - in ihr Herz geschlossen. Sie möchten ihn keinesfalls mehr missen und zeigen ihn sozusagen als »ihr« Besitzstück den auswärtigen Besuchern.“[13]
3. Bundesgartenschau 1971
Nach dem großen Erfolg der Bundesgartenschau 1957 begannen schon 1960 erste Vorbereitungen für eine zweite Gartenschau in Köln im Jahr 1971. Ziel war es, einen schon im Generalbebauungsplan von Fritz Schumacher (1869-1947) geplanten radialen Grünzug zwischen dem Volksgarten und dem Äußeren Grüngürtel zu realisieren. Mit der Ausgestaltung des Grünzuges Süd sollte ein circa 140 Hektar großes Gelände saniert werden, das seit den Nachkriegsjahren mit einer Vielzahl von notdürftig angelegten Nutzgärten, Behelfsheimen und provisorisch errichteten Kleinbetrieben durchsetzt war. Die Beseitigung und Verlagerung dieser Nutzungen verzögerte sich jedoch erheblich, so dass der Zeitrahmen bis zur geplanten Gartenschau nicht mehr einzuhalten war.
Da man jedoch die Gartenschau 1971 unbedingt in Köln durchführen wollte, entschied man sich, diese erneut in den Rheinpark zu verlegen. Die Parkanlage sollte allerdings nicht grundlegend neugestaltet, sondern nach Vorgabe von Kurt Schönbohm nur behutsam überarbeitet und durch einzelne zeitgemäße Ergänzungen aufgewertet werden. Da aufgrund dieser Vorgabe die gärtnerischen Leistungsschauen nicht angemessen präsentiert werden konnten, wurde auch das Gelände der linksrheinischen Riehler Aue mit in das Gartenschaukonzept eingebunden. Von vornherein stand fest, dass dieses Gartenschaugelände zurückgebaut und als extensiv zu pflegende öffentliche Grünfläche erhalten bleiben sollte.
Mit der künstlerischen Oberleitung wurde erneut der Leiter des Grünflächenamtes Kurt Schönbohm beauftragt. Auf die Durchführung eines offenen Ideenwettbewerbs musste aufgrund des Zeitrahmens verzichtet werden. Stattdessen wurde Anfang 1968 nur ein begrenztes Gutachtachterverfahren für die Gesamtgestaltung durchgeführt.
Da der Rheinpark lediglich in Teilbereichen behutsam modernisiert werden sollte, wurden die Gartenarchitekten mit der Planung beauftragt, die schon für die Bundesgartenschau 1957 an den betreffenden Stellen tätig waren. Hierzu zählten Viktor Calles (1901-1969), Wolfgang Darius, Gottfried Kühn (1912-2002), Herta Hammerbacher, Karl Penzler (geboren 1897), Günther Schulze, Roland Weber (1909-1997) und Joachim Winkler. Zur Ausgestaltung des erweiterten Parkbereiches in der Riehler Aue wurden die jungen Gartenarchitekten Richard Bödecker (1934-2019), Georg Penker (1926-2023), Gustav Wörner (1932-1997), Walter Polak (geboren 1913[14]), Ulrich Timm, Franz Joseph Maubach und Bruno Müller hinzugezogen.
Die behutsame Überarbeitung von Teilbereichen des mittlerweile 14 Jahre alten Rheinparks sollte dazu dienen, diesen zu modernisieren und in Hinblick auf die Nutzbarkeit attraktiver zu gestalten.
Um das Nutzungsangebot zu erweitern und den gewachsenen Bedürfnissen nach mehr Kinderspielmöglichkeiten nachzukommen, wurde am Rande der großen Wiesenfläche eine neue Spielhügellandschaft angelegt. Nach Plänen der Gartenarchitekten Richard Bödecker (1934-2019), Georg Penker, Gustav und Rose (1927-2015) Wörner und unter Beteiligung des Künstlers Christian Weiser (geboren 1941), entstand die großzügige Spiellandschaft mit zeitgemäßen Formen und Farben und neuartigen Materialien. Fünf Spielhügel, die mit neuartigen Kunststoffmatten befestigt wurden und ein kreisrunder Gondelteich, dessen Grund aus Glasfasergewebe mit eingeschmolzenen Kieseln bestand, bilden die Grundelemente.
Vom Rande des Teiches führten Holzstege ins Wasser, wo zahlreiche farbige, Plastikspielelemente schwammen. „Es gibt viel modernes Spielzeug in diesem Kinderland aus Teich, Sand und Meer und Bergen. Bessere Geräte waren in Europa nicht auffindbar.“[15] Die Spielgeräte gingen später unter der Bezeichnung „Gigantos” in Serienproduktion.
Von den Spielhügeln ist heute lediglich die Grundstruktur erhalten geblieben. Sämtliche Spielgeräte mussten in den Folgejahren abgebaut und durch neue ersetzt werden. Der Gondelteich wurde aus hygienischen Gründen mit Sand verfüllt.
Neu hinzugefügt wurde auch der Mittelmeer-Gartenhof des Gartenarchitekten Walter Polak aus Israel. Der annähernd quadratische Gartenhof wurde bewusst als Gegensatz zu den in der Nähe liegenden alten Hausgärten angelegt und in seiner Gestaltung und Bepflanzung der Atmosphäre eines mediterranen Gartenhofes angelehnt. Umfasst von unterschiedlich hohen Waschbeton-Mauern aus Carrara-Marmor-Kieseln, liegt in der Mitte des Gartenhofs ein hellblau schimmerndes Wasserbecken. Über die von der Kölner Künstlerin Hannelore Wiese geschaffene pilzförmige Brunnenplastik, rieselte vom Scheitelpunkt aus ein feiner Wasserschleier und belebte den umfriedeten Garten.
Neben den wenigen neu hinzugefügten Parkbestandteilen wurden bestehende Gartenteile von den erneut hinzugezogenen Gartenarchitekten so überarbeitet und modernisiert, dass deren ursprüngliche Gestaltungsabsicht erhalten blieb. Dies wird besonders deutlich an den Wasserterrassen, die von der Gartenarchitektin Herta Hammerbacher gestaltet wurden. Hammerbacher nutzte die topographische Hügelsituation und fügte vier verschieden große, leicht trapezförmige und auf drei Ebenen angeordneten Wasserbecken in den östlichen Hang ein. Diese Wasserterrassen wurden mit einem getreppten Holzsteg und einer eigenwilligen und filigranen Pergola-Konstruktion überspannt. Zur zweiten Gartenschau ergänzte Hammerbacher diese Gartenanlage durch den Bau einer mit Betonmauern abgegrenzten Bastion, von der aus der Blick auf die großen Wiesen und den Rhein freigegeben wird. Über die Wasserbecken errichtete sie eine Wassertreppe aus spitzwinklig dreieckigen Aluminiumschalen.
Wie zur Bundesgartenschau 1957 so war auch diesmal von Anfang an vorgesehen, zeitgenössische Kunst in die Grünanlage zu integrieren. Ganz bewusst wurden die alten Werke im Parkgelände erhalten, wurden jedoch in der Mehrzahl an neue Standorte versetzt. Bei den hinzugekommenen Kunstwerken überwog vor allem die kinetische Kunst in abstrakten Formen und Objekten, die sich bewegten und dabei teilweise Töne erzeugten. Von diesen Arbeiten sind heute noch einige im Rheinpark vorhanden.
Das linksrheinische Ausstellungsgelände in der Riehler Aue wurde nach der Gartenschau wie geplant zu einer extensiven Grünanlage zurückgebaut. Heute sind nur noch die befestigten Hauptwege sowie einzelne vergessene Relikte der ehemaligen Anschauungsgärten vor Ort sichtbar. Dort, wo sich das Festzelt und ein Großteil der Hausgärten befanden, ist in den Folgejahren das Jugendgästehaus errichtet worden. Das bis heute unbenannte Gelände ist ein wichtiges Bindeglied in der linksrheinischen Grünverbindung entlang des Rheins „und bildet zusammen mit dem Rheinpark das Herz der Grünen Lunge Kölns. Beide Anlagen geben Beispiel für sinnvollen Umweltschutz und Landschaftspflege in einer Großstadt.“[16]
Der Rheinpark dagegen wurde durch die zweite Bundesgartenschau aufgewertet und behutsam weiterentwickelt, blieb jedoch in der Gesamtgestaltung unverändert. Nach der zweiten Gartenschau wurde der Tanzbrunnenbereich vom Rheinpark abgetrennt, so dass bei Veranstaltungen Eintritt erhoben werden kann. Der Zugang zum Rheinpark verläuft nun unterhalb der Rheinterrassen. Zur Verringerung des Pflege- und Unterhaltungsaufwandes wurden einige Pflanzflächen, wie zum Beispiel die Irisaue, in Rasenflächen umgewandelt oder verkleinert.
Von den Restaurationsbetrieben wurden die Rheinterrassen, das Parkcafé und das Rosencafé weiterhin bewirtschaftet, lediglich der Feinschmeckertreff und die Milchbar wurden abgebaut beziehungsweise geschlossen. In Betrieb blieben auch die Ausstellungsbahn, der Sessellift und die Rheinseilbahn. Kleinbauten wie das Torfhaus oder die Glashäuser am Flamingoweiher sollten als Regenschutz bestehen bleiben.
Die Reaktionen auf die zweite Bundesgartenschau in Köln waren sehr unterschiedlich. Der offizielle Abschlussbericht der Stadt Köln führt naturgemäß Zahlen und Ereignisse auf, welche die Gartenschau als eine überaus gelungene Veranstaltung erscheinen lassen. Die Fachpresse dagegen setzte sich in ihrer Bewertung eher kritisch mit der Veranstaltung und den Ausstellungsinhalten auseinander.[17] Besonderen Anklang fand die mit modernen Geräten ausgestattete Spielhügellandschaft im Rheinpark
4. Resümee und Bewertung
Obwohl beide Gartenschauen im Rheinpark für ihre Zeit typische Spuren hinterließen, ist dank der zweimaligen künstlerischen Oberleitung von Kurt Schönbohm ein bedeutendes, in sich stimmiges Gartenkunstwerk und ein vielseitig nutzbarer Volkspark entstanden, der in seinen gestalterischen Grundformen im Wesentlichen die Züge der 1950er Jahre trägt. 1989 wurde der Rheinpark als Gesamtanlage der 1950er Jahre unter Denkmalschutz gestellt. Seit 1991 ist der Rheinpark als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen.
Weder nach Beendigung der ersten noch der zweiten Gartenschau wurde ein vorausschauendes Pflegekonzept für die künftige Unterhaltung und Ausstattung der Parkanlage festgelegt. Man ging vielmehr davon aus, dass nach Rückbau der Blumenflächen der Park mit all seinen Ausstattungselementen, Schmuck- und Staudenflächen und der Vielzahl an Aufbauten auf Dauer erhalten werden könnte. In den 1960er und 1970er Jahren war die Pflege und Unterhaltung der Parkanlage auch noch gewährleistet, jedoch führte eine Reduzierung der personellen und finanziellen Ressourcen dazu, dass der Park zum Ende der 1990er Jahre in einen sanierungsbedürftigen Zustand gelangte.
Mit der Ernennung des seit vielen Jahren im Leerstand allmählich verfallenden Parkcafés zum Denkmal des Monats griff der Rheinische Verein für Denkmalpflege e.V. dies auf und lenkte die Aufmerksamkeit von Öffentlichkeit und Politik auf die Probleme des Parks. Das überaus große öffentliche Interesse an der Erhaltung der Parkanlage führte letztlich zur Erstellung eines umfassenden Pflege- und Entwicklungskonzeptes. Bis zum 50-jährigen Jubiläum des Rheinparks konnten die im Konzept aufgeführten Maßnahmen umgesetzt werden.[18] Mit der Sanierung und Eröffnung des Parkcafés 2023 zeigt sich der Rheinpark heute in einem guten Zustand.
Literatur
Bauer, F./Noack, C./Paulenz, A./Sauer, F., Buga Köln 1957, in: Gartenschauen der 50er Jahre als gestalterischer Ideenpool. Seminar am Lehrstuhl Landschaftsplanung und Freiraumplanung, BTU Cottbus, Sommersemester 2005, S. 85-108.
Bauer, Joachim/Klein-Meynen, Dieter/Meynen, Henriette, Garten am Strom. Der Rheinpark in Köln, Köln 2007.
Bundesgartenschau 1957, Amtlicher Ausstellungskatalog.
Norden, H./Schubert, J., Bundesgartenschau Köln 1971 – Resümee einer Studienfahrt im September, in: Garten und Landschaft 81 (1971), Heft 12.
Panten, Helga, Die Bundesgartenschauen. Eine blühende Bilanz seit 1951, Stuttgart 1987.
Schönbohm, Kurt, Köln: Grünanlagen 1945-1975, Köln 1988.
- 1: Die Ausführungen basieren auf: Bauer/Klein-Meynen/Meynen.
- 2: Schönbohm, S. 69.
- 3: Schönbohm, S. 70.
- 4: Schönbohm, S. 69.
- 5: Schönbohm, S. 71.
- 6: Bundesgartenschau 1957, Amtlicher Ausstellungskatalog. S. 33.
- 7: Bauer/Noack/Paulenz/Sauer.
- 8: Bundesgartenschau 1957, Amtlicher Ausstellungskatalog. S. 45.
- 9: Bundesgartenschau 1957, Amtlicher Ausstellungskatalog. S. 46.
- 10: Panten, S. 34.
- 11: Schönbohm, S. 71.
- 12: Fresdorf, E. (Berichterstatter, Vorsitzender der Gesamtleitung): Bundesgartenschau Köln 1957, Schlussbericht.
- 13: Das Kölner Gartenschaugelände – zwei Jahre danach. Garten und Landschaft, Heft 7, 1960, S. 187-188.
- 14: In Leer geboren, 1934 nach Palästina ausgewandert.
- 15: Gesamtleitung der Bundesgartenschau 1971 (Hg.), Bundesgartenschau 1971, Ausstellungskatalog, S. 31.
- 16: Berge, H. (Berichterstatter, Vorsitzender der Gesamtleitung), Bundesgartenschau Köln 1971, Schlussbericht.
- 17: Norden/Schubert, S. 443.
- 18: Bauer/Klein-Meynen/Meynen, S. 20-24.
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Bauer, Joachim, Der Rheinpark in Köln - Garten am Strom, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/der-rheinpark-in-koeln---garten-am-strom/DE-2086/lido/65a6456ad0f9e8.07834533 (abgerufen am 09.10.2024)