Die Schlacht von Spichern und ihre kulturpolitische Rezeption in Saarbrücken während des Kaiserreichs
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1. Inkubation: Saarbrücken zu Beginn des Deutsch-Französischen Krieges
Saarbrücken war vor der Reichsgründung ein recht unbedeutender Ort im äußersten Südwesten der preußischen Rheinprovinz. In den folgenden gut 40 Jahren entwickelte sich die Stadt - in den zugespitzten Worten Wilfried Loths - zu „Preußens Bastion im Westen“[1]. Mit diesem Diktum hat Loth keineswegs nur die stetig steigende wirtschaftliche und demographische Bedeutung Saarbrückens im Blick, sondern auch die ideelle Integration dieses ehemaligen Provinznests in das neue Deutsche Reich. Katalysator der geistig-politischen Verquickung von Stadt und Reich war vor allem die Schlacht von Spichern am 6.8.1870, welche vor den Toren der Stadt ausgetragen wurde, beziehungsweise ihre kulturpolitische Rezeption in den Folgejahrzehnten.
In diesem Beitrag wird jener Rezeptionsprozess unter mehreren leitenden Fragestellungen analysiert. In einem ersten Schritt wird das Ereignis, die Schlacht von Spichern inklusive der bedeutsamen Vortage, hinsichtlich ihrer Bedeutung für die spätere Rezeptionsgeschichte untersucht. Die Hypothese lautet dabei, dass der unmittelbare lokale Bezug eine langfristige Wirkungskraft des Ereignisses, wie sie später zu konstatieren war, ermöglichte. In einem zweiten Schritt wird gleichsam das Panorama der Spichernrezeption eröffnet. Es wird gezeigt, in welchen Formen sich das Gedenken an die Augustereignisse von 1870 manifestierte. Es wäre freilich eine positivistische Herangehensweise, würde die Analyse hierbei stehen bleiben. Entsprechend wird im Anschluss daran versucht, die entscheidenden Mentalitäten und geistig-politischen Dispositionen, welche dem Spichernkult sein Gepräge verliehen, herauszufiltern. In diesem Zusammenhang ist auch nach den Trägerschichten zu fragen: Wer zeichnete für die kulturpolitischen Maßnahmen verantwortlich und darf folglich als Multiplikator der dahinter stehenden Ideen gelten? Der Beitrag schließt mit einem Ausblick, der vor allem die Langzeitwirkungen von Spichern fokussiert. Konkret werden Überlegungen angestellt über den Zusammenhang zwischen der Spichernrezeption und dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs beziehungsweise dessen Wahrnehmung in der Öffentlichkeit.
1.1 Die Spichernschlacht im Kontext des Deutsch-Französischen Krieges
Nur wenige Kilometer vom Saarbrücker Stadtkern entfernt kam es zu einem der ersten Aufeinandertreffen zwischen preußischen und französischen Truppen im Kontext des Deutsch-Französischen Krieges. Auf dem Spicherer Berg standen sich am 6.8.1870, knapp drei Wochen nach der französischen Kriegserklärung vom 19. Juli, Teile der preußischen I. Armee und der französischen Armeegruppe Bazaine gegenüber[2]. Die Franzosen erwarteten den Gegner in einer eigentlich komfortablen Situation, hatte man sich doch, ausgerüstet mit den modernen Chassepot-Schnellfeuergewehren, auf einem Höhenkamm eingeigelt, zudem war man den Preußen wenigstens zu Beginn zahlenmäßig klar überlegen. Fehlentscheidungen auf beiden Seiten begünstigten indes den preußischen Erfolg: Die Lage vollkommen falsch einschätzend, ordnete der preußische Generalleutnant Georg von Kamecke (1817-1893), Kommandeur der 14. Infanteriedivision, den Sturm auf den Spicherer Berg an, während die französische Führung ebenso überstürzt und von falschen Voraussetzungen ausgehend den Rückzug befahl.
Das Gefecht wogte einige Stunden lang hin und her und verlief höchst unübersichtlich, ja zum Teil chaotisch[3]. Am Ende jedenfalls gelang es den Preußen, auch dank der nun allmählich am Schlachtort eintreffenden Verstärkungen, den Spicherer Berg zu besetzen. Fast zeitgleich zogen sich französische Truppen auch bei Weißenburg (4. August) und Wörth (6. August) vor den Preußen zurück, sodass im Zuge dieser drei Grenzschlachten eine Basis für die folgende Invasion in Frankreich geschaffen wurde.
Bedenkt man, dass sich der Krieg noch mehrere Monate hinzog und die Franzosen selbst nach dem Niedergang des französischen Kaisertums noch erbitterten Widerstand leisteten, erscheint es vollkommen überzogen, die Spichernschlacht zu einer Art Vorentscheidung zu deklarieren. Genau dies geschah jedoch im Zuge der Rezeptionsgeschichte, in deren Verlauf sich die militärhistorischen Fakten immer mehr im Nebel der nationalen Mythenbildung auflösten. In Erinnerung blieb, soviel sei an dieser Stelle vorweggenommen, das Bild einer heldenhaften preußischen Armee, die unter großer Todesverachtung und der Ägide ihrer genialischen Führung einen bis an die Zähne bewaffneten Gegner aus seiner überlegenen Stellung warf. Dabei fügten sich die zahlreichen Todesopfer[4], die aufgrund eines militärischen Dilettantismus ihr Leben lassen mussten, perfekt in die Argumentation: Die Gefallenen symbolisierten den Heldenmut der preußisch-deutschen Armee und eigneten sich in glänzender Weise als Zeugen des Sieges von 1870.
1.2 Die „Wacht an der Saar“: Saarbrücken als Frontstadt
Eduard Haas, der selbst als Soldat an der Spichernschlacht beteiligt war und später seine Kriegserinnerungen festgehalten hat, schildert das allmähliche Eintreffen der preußischen Verstärkungen am 6.8.1870 wie folgt: „Die Stimmung war unbeschreiblich. Solche Augenblicke vaterländischer Begeisterung werden allen Beteiligten unvergessen geblieben sein.“ Zur Anfeuerung der Soldaten habe man ‚Die Wacht am Rhein‘ gespielt[5]. Das 1841 entstandene patriotische Lied Max Schneckenburgers (1819-1849), das sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts zu einer Art inoffiziellen Hymne der deutschen Nationalbewegung entwickelte, wurde in Saarbrücken adaptiert und auf die Geschehnisse in der Stadt umgemünzt: Die Anfänge des Deutsch-Französischen Krieges in den drei Saarstädten wurden zur „Wacht an der Saar“ stilisiert. Der Terminus referiert dabei nicht nur auf die Schlacht am 6. August, sondern in ebenso starkem Maße auf die vorhergehenden und die nachfolgenden Tage, als Saarbrücken kurzzeitig von französischen Einheiten besetzt wurde und sich sodann zum Aufmarschgebiet und zur Lazarettstadt entwickelte[6].
„Die ersten Tage nach der Kriegserklärung [diese wird hier auf den 15. Juli datiert] waren die aufregendsten [...] Wir haben uns verproviantiert und für Einquartierung zurecht gemacht so viel wir konnten [...].“[7] So beschreibt Adelheid Korn, die Gattin eines Lacklederfabrikanten, die Atmosphäre in den drei Saarstädten zwischen Kriegserklärung und Spichernschlacht. Saarbrücken bot in diesen Tagen Bilder, die gemeinhin erst mit den Weltkriegen in Verbindung gebracht werden: Man deckte sich mit Lebensmitteln ein, hielt Ausschau nach vermeintlichen Spionen und erzählte sich zugleich Schauergeschichten über den französischen Gegner, wobei vor allem die Soldaten aus den französischen Kolonien Objekt der eigenen Ressentiments waren. Der französische Vorstoß, der aufgrund der zahlenmäßigen Überlegenheit durchaus zu erwarten war, erfolgte schließlich am 2. August. Bar jeglicher militärischer Vernunft und einem zeitgenössischen Ehrenkodex folgend, leisteten die wenigen in Saarbrücken stationierten Soldaten noch einige Zeit lang Widerstand, sodass in den Straßen der Stadt scharf geschossen wurde. Ein Augenzeuge wusste in seinen Kriegserinnerungen zu berichten: „Tirailleurlinien stehen einander gegenüber, Kugeln pfeifen durch die Stadt, prallen an die Wände der Häuser, schlagen in die Dächer, von denen die Ziegeln herunterrasseln. Die Bürger ziehen sich in ihre Wohnungen zurück, nur Einzelne beobachten von geschützten Stellen aus das Hin- und Herwogen des Kampfes.“[8] Der französische Einmarsch war indes nicht aufzuhalten, die nachfolgende Besatzung währte bis zum 5. August.
Mit dem französischen Abzug war der Krieg keineswegs aus dem Saarbrücker Stadtbild verschwunden, im Gegenteil: Viele private und öffentliche Räumlichkeiten wurden zur Einquartierung der nun eintreffenden Preußen genutzt, während nach Schlachtbeginn immer mehr Verwundete bei Saarbrücker Bürgern untergebracht und versorgt wurden. Überdies taten sich die Saarbrücker, glaubt man den zeitgenössischen Schilderungen, mit der Darreichung von Speisen und Getränken zur Stärkung der Soldaten („Liebesgaben“) hervor. Bezeichnend ist eine entsprechende Stelle aus der Saarbrücker Kriegschronik, dem wohl wirkungsmächtigsten Schriftstück im Dunstkreis der Spichernrezeption: „Doch mit ‚Hurrah‘ allein ist’s jetzt nicht gethan, das wissen die St. Johanner und Saarbrücker sehr wohl. Schon brennt die Augustsonne mit glühenden Strahlen. Die Truppen sind erhitzt und durstig von dem langen Marsche: es gilt sie zu laben. Und als ob nur ein Wille die Masse beseele, unaufgefordert bringt Reich und Arm, Hoch und Niedrig, was ein jeder hat, zur Erquickung der wehrhaften Landsleute herbei.“[9] In einer bemerkenswerten Verdichtung manifestieren sich hier einige Grundzüge der national gefärbten Spichernrezeption: Beschworen wird die soziale und sonstige Schranken überwindende Einigung der Nation im Geist von Spichern, welche durch das unmittelbare Kriegserlebnis begründet worden sei. Freilich entstand die Saarbrücker Kriegschronik erst ein Vierteljahrhundert nach den Ereignissen, als sich die Schemata reichsnationaler Kriegsrezeption bereits verstetigt hatten. Trotzdem belegt das angeführte Exzerpt, das stellvertretend für viele andere stehen kann, einen essentiellen Wesenszug der Saarbrücker Spichernrezeption: Die spätere nationalpolitische Vereinnahmung der Ereignisse ist nur denkbar aufgrund der unmittelbaren Involvierung der Stadt in die Ereignisse. Wenn Alexander Seyferth von der „Heimatfront 1870/71“[10] spricht, so trifft dies wahrscheinlich auf keine andere deutsche Stadt so zu wie auf Saarbrücken. Dies hatte gravierende Folgen für die Perzeption der Ereignisse: Stadtgeschichte und Reichsgeschichte gingen eine untrennbare Symbiose ein. Die bemerkenswerte Intensität und Langlebigkeit des Spicherngedenkens wird nur vor dem Hintergrund der unmittelbaren Einbindung Saarbrückens in das Kriegsgeschehen verständlich.
1.3 Nach Spichern: Die Anfänge der kulturpolitischen Rezeption
Die Rezeption der Spichernschlacht sowie der Ereignisse im Vorfeld des Gefechts setzte gleichsam im Fluss der Aktion ein. Besonders die lokalen Zeitungen gaben schon früh den Ton der späteren Verarbeitung vor. So war in der St. Johanner Zeitung am 13.8.1870 - eine Woche nach der Schlacht - zu lesen: „Nur so todesmuthigen und von der Gerechtigkeit ihrer Sache erfüllten Truppen wie den unserigen und ihren trefflichen Führern konnte es gelingen, den so gut postierten Feind aus seinen Stellungen zu verdrängen.“[11] Das schlecht vorbereitete militärische Unternehmen wurde gezielt umgedeutet in eine heldenhafte Aktion, die von Fehleinschätzungen geprägte Führung wurde konsequent glorifiziert. In der gleichen Ausgabe wurde außerdem die Einigkeit zwischen Militär und Saarbrücker Bevölkerung unterstrichen, der preußische Sieg wurde auch in einen Triumph der Stadt umgemünzt: „Zunächst haben wir hier nun die unbegrenzte patriotische Liebe und Aufopferung zu erwähnen, welche unsere hiesigen und die Bewohner der Schwesterstadt Saarbrücken, sowie die der umliegenden Orte den von jenem Tage ab fast unaufhörlich angekommenen und durchziehenden Truppen [...] bewiesen und fortwährend angedeihen lassen.“[12] In diesem und ähnlichen Zeitungsartikeln wurde eine Symbiose zwischen Nation, Militär und Saarbrücker Stadtbevölkerung beschworen. Zu einem integrativen Bestandteil des Spichernkultes wurde bereits in diesen Tagen die preußische Monarchie, personifiziert durch Wilhelm I. (Regentschaft 1858-1888, König ab 1861, ab 1871 Deutscher Kaiser), der wenige Tage nach der Schlacht, vom 9. bis zum 11. August, erstmals in Saarbrücken weilte und wenige Monate später, im März 1871, nunmehr als Deutscher Kaiser, wieder zurückkehrte. Die Saarstädte befanden sich ob des ersten Eintreffens des Monarchen, glaubt man der Saarbrücker Zeitung, „in freudigster Aufregung“ und sie „priesen Gott“.[13] Alles in allem wurde der Sieg von Spichern binnen kurzer Zeit zu einem epochalen Triumph verklärt, welcher das Schicksal der Nation entscheidend verändert habe, war doch rund ein Jahr später in der Saarbrücker Zeitung zu lesen: „Eine große, unvergleichliche Zukunft liegt sonnenbeglänzt vor dem deutschen Volke da. Durch die Finsterniß innerer Zwietracht dringend, hat es mit seinem Geist und seiner Kraft bei Spichern und Wörth die Pforten zu dieser Zukunft erbrochen und die Dämonen, die sie bewachten, zerschlagen.“[14] Erinnert sei daran, dass die Schlacht von Spichern zwar im Zusammenspiel mit den anderen beiden Grenzschlachten den Weg zur Invasion in Frankreich geebnet hatte, dass von einer Vorentscheidung aber noch keineswegs die Rede sein konnte. In der Retrospektive schwand diese Relativierung schnell und dauerhaft.
Erste Zentralorte des Spicherngedenkens entstanden auf den Soldatenfriedhöfen und den mit ihnen verbundenen Regimentsdenkmälern rund um Saarbrücken. Da es galt, die zahlreichen Opfer der Schlacht schnell beizusetzen, mussten Begräbnisstätten gefunden werden. Diese entwickelten sich rasch zu Anlaufpunkten des Spichernkultes. Zum bedeutendsten Soldatenfriedhof Saarbrückens avancierte das sogenannte „Ehrental“ in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Schlachtfelds.[15] Allein bis zum April 1871 wurden dort über 450 gefallene Soldaten begraben, die Zahl dürfte später die 500 deutlich überschritten haben. Bereits am 7. August wurden hier zwei preußische Leutnants und ein Major unter Beisein General Constantins von Alvensleben (1809-1892) beerdigt. Auch der zur Legende verklärte General Bruno von Francois (1818-1870), der beim Sturm auf den Berg den Tod gefunden hatte, wurde hier wenige Tage später bestattet. Ab 1885 wurden im Ehrental auch Veteranen beigesetzt, die nicht auf dem Schlachtfeld gefallen waren. Einen Höhepunkt des Gedenkens an die Soldaten von 1870 stellte die Beisetzung des Generals von Pestel am 29.3.1908 dar. Eduard von Pestel (1821-1908) war einer der Kommandeure der 1870 in der Stadt verbliebenen Einheiten, die sich dem französischen Vormarsch entgegengestellt hatten. Die Truppe, die sich vollkommen sinnlos in ein aussichtsloses Gefecht stürzte, wurde zur „tapferen Pestelschar“ verklärt. Interessant ist ferner, dass auch Zivilisten ihre letzte Ruhe im Ehrental fanden, besonders solche Bürger, die sich (tatsächlich oder vermeintlich) um die preußischen Truppen 1870 verdient gemacht hatten. Darunter befanden sich unter anderem die Magd Katharina Weißgerber (1818-1886), die den Truppen angeblich unter todesmutigem Einsatz Getränke und medizinische Erstversorgung hatte zukommen lassen, sowie ein Förster namens Bergmann, der laut Überlieferung preußischen Patrouillen den Weg durch den Wald gewiesen haben soll. Bezeichnenderweise blieben die Gräber der Zivilisten gegenüber denjenigen der Offiziere in ihrer äußeren Form bescheiden: Die weltliche Hierarchie wurde somit ganz plastisch im Totengedenken perpetuiert[16].
Das Ehrental entwickelte sich zu einem der Zentralorte des Spicherngedenkens, führten doch die Festzüge im Rahmen der zahlreichen Spichernfeiern immer wieder hier hin. Dabei ging es aber weniger um das Gedenken an die Toten, vielmehr waren die Lebenden Objekt der Beeinflussung: Sie sollten sich an den Gefallenen ein Beispiel nehmen und ihr Dasein in den Dienst des Vaterlands stellen[17]. Die Nähe zum ehemaligen Schlachtfeld verlieh dem Ort seine nationale Weihe und garantierte die außerordentliche Langlebigkeit seiner Anziehungskraft. Das Ehrental mitsamt seinen Gräbern und Gedenksteinen zu Ehren der an der Schlacht beteiligten Regimenter formierte gemeinsam mit den im Folgenden zu analysierenden Denkmälern eine das kaiserzeitliche Saarbrücken prägende nationale Monumentaltopographie.
2. Formen: Nationale Kulturpolitik „im Schatten von Spichern“
Die Spichern-Memoria zeichnete sich durch ihre beachtliche Langlebigkeit und durch ihre bemerkenswerte Vielfalt aus. Wie oben gezeigt wurde, setzte das Gedenken an die Augustereignisse von 1870 bereits wenige Tage nach der Schlacht ein. Bis zum Ersten Weltkrieg verlor die Strahlkraft von Spichern kaum an Wirkungsmacht. Diese enorme Nachhaltigkeit erklärt sich vor allem durch die unmittelbare Involvierung der drei Saarstädte in die Kriegsereignisse und die damit begründete mentale Verquickung von Stadt- und Reichsgeschichte. Ebenso auffällig ist die Vielfalt des Spichernkultes. Um die zahlreichen Formen des Schlachtgedenkens zu bündeln, empfiehlt sich eine von Herfried Münkler definierte Kategorisierung[18]: Nach Münkler erfolge nationale Mythenbildung als „narrative Variation in einem entsprechenden Schriftgut, als rituelle Inszenierung im Rahmen eines nationalen Festkalenders sowie als ikonische Verdichtung“, welche vor allem durch zahlreiche Denkmäler verfestigt werde. Die nachfolgenden Überlegungen orientieren sich an diesen drei Kategorien.
3. Narrative Variation: Die Spichernpublizistik
Die umfangreiche Spichernpublizistik ruhte im Wesentlichen auf zwei Säulen: den lokalen Zeitungen, unter denen besonders die Saarbrücker Zeitung und die St. Johanner Zeitung hervorstachen[19], sowie der vielfältigen Erinnerungsliteratur. Letztere offenbart sehr anschaulich die Langlebigkeit des Spichernkultes. Die wohl früheste Erinnerungsschrift im Dunstkreis von Spichern erschien bereits am 10.4.1871 und wurde von dem Zeitungsredakteur Conrad Herrmann (1817-1892) herausgegeben. Die Schrift mit dem Titel „Die Invasion der Franzosen in Saarbrücken im August 1870“ war eine Mischung aus Zeitzeugenberichten und offiziellen Depeschen[20]. Noch 1913 veröffentlichte der Kriegsveteran Eduard Haas seine so titulierten „Saarbrücker Kriegserinnerungen“, welche er nach eigenem Bekunden „nach eigenen Erlebnissen und Mitteilungen von Kriegskameraden“ zusammengestellt hatte[21]. Unter den zahlreichen zwischen diesen beiden Bänden publizierten Werken, zu denen beispielsweise auch Reiseführer mit Hinweisen auf die wichtigsten Erinnerungsorte von 1870 zählten, ragte besonders die „Saarbrücker Kriegschronik“ des Gymnasialprofessors Albert Ruppersberg (1854-1930) hervor[22]. Zum 25-jährigen Schlachtjubiläum veröffentlicht, entwickelte sich diese von reichsnationalem Geist durchtränkte Schrift zu einem veritablen Standardwerk nationaler Memoria. Dazu trugen mit Sicherheit die zahlreichen Illustrationen von Carl Röchling (1855-1920), einem Schüler des Hohenzollerschen Haus- und Hofmalers Anton von Werner (1843-1915), bei, welche die Augustereignisse von 1870 plastisch nacherzählten.
Über die Jahrzehnte und die einzelnen Schriftstücke hinweg blieben die Themen, Motive und Sujets stets die gleichen. Führt man eine qualitative Analyse des Inhalts zahlreicher Schrifterzeugnisse rund um Spichern durch, so schälen sich vor allem folgende Aspekte heraus:
3.1 Der Entstehungskontext des Krieges und damit die Kriegsschuldfrage
Unisono wurde Frankreich als Aggressor, Preußen als friedliebendes, aber wehrhaftes Opfer dargestellt. Der französische Imperialismus habe nach Expansion und „Rache für Sadowa“ geschrien, der preußische König habe sein Recht auf Selbstverteidigung wahrgenommen. Der „Racheruf der Franzosen nach dem Rhein“, der Schrei nach „Rache für Sadowa“, die „Ruhmredigkeit des Kaisers der Franzosen und seines chauvinistischen Anhangs“ und der Hass des katholischen Frankreichs auf „den größten Staat des Protestantismus in Europa“ hätten die Konfrontation ausgelöst, dagegen habe der „bescheidene und demüthige aber auch selbstbewusste Sinn des Königs von Preußen“ die Rolle des Verteidigers eingenommen, um nur wenige Beispiele zu zitieren.[23]
3.2 Die Rolle der Saarbrücker Bevölkerung in den Tagen der „Wacht an der Saar“
Wie bereits ausgeführt, lobte man die Saarbrücker Bevölkerung aufgrund ihres heldenhaften Einsatzes für die Truppe und beschwor eine Symbiose zwischen den Einwohnern der Saarstädte und dem preußisch-deutschen Machtstaat. Reichsgeschichte und Stadtgeschichte wurden damit eng verquickt.
3.3 Der Verlauf der Spichernschlacht
Das Versagen der Führung auf beiden Seiten wurde umgedeutet in deutschen Heldenmut, die für das Kaiserreich so charakteristische Hochschätzung des Militärs damit zementiert. Einen bis an die Zähne bewaffneten Feind habe man, so die Heldenerzählung von Spichern, dank unerschöpflicher Tapferkeit aus seiner Stellung herausgeworfen.
3.4 Die langfristigen Kriegsfolgen
Das Deutsche Kaiserreich wurde, so die Quintessenz vieler Beiträge, vor den Toren von Saarbrücken begründet. Dass es sich nur um eine erste kleine Etappe auf dem Weg zum Kriegserfolg handelte, wurde ignoriert. Man beschwor die „Erkenntnis des Werthes [...], welchen gerade jene ersten Siege für die Entwicklung des ganzen letzten Jahres gehabt haben“. Gerade sie hätten „mehr als alle späteren [Schlachten] [...] die Zusammengehörigkeit aller Theile und Stämme [Deutschlands] [...] zum überall zündenden Bewusstsein“ gebracht[24]. Richtig ist, dass die frühen Siege sicherlich auch eine enorme mentale und psychologische Bedeutung hatten; dennoch wäre mindestens bis Sedan, wahrscheinlich sogar noch darüber hinaus, jederzeit eine Wende denkbar gewesen.
3.5 Die scharfe Kontrastierung von Preußen/Deutschen und Franzosen
Komplementär zu der in den vorangehenden Punkten angedeuteten Glorifizierung der Deutschen ist die Verächtlichmachung des französischen Gegners zu sehen. Bei der Verhöhnung der Franzosen wurde nahezu kein Stereotyp ausgelassen, man unterstellte dem „Erbfeind“ Trunksucht, Zerlumptheit und sexuelle Unmoral. Über den kurzzeitigen Einmarsch der Franzosen in Saarbrücken am 2. August etwa heißt es in der Saarbrücker Kriegschronik: „In kleinen und größeren bewaffneten Trupps erschienen die [französischen] Soldaten auf den Straßen, in Läden und Wirtshäusern, schwatzend, lärmend und renommierend, saufend, bettelnd und stehlend [...]. [Sie] thaten schön mit den Frauen und Mädchen. An die Bürger [...] drängten sie sich heran und wussten ihnen gar viel von dem schönen Frankreich und von ihren Heldenthaten zu erzählen.“ Den direkten Vergleich bedient Ruppersberg anlässlich der Rückeroberung der Stadt: „Mit Stolz vergleichen die Bürger das stramme Auftreten der Deutschen mit dem schlotterigen Wesen der Franzosen [...].“[25]
4. Rituelle Inszenierung: Die Jubiläumsfeiern
Die Schlacht von Spichern hatte während des Kaiserreichs ihren festen Platz im Saarbrücker Festkalender. Jedes Jahr wurde in den ersten Augusttagen der Ereignisse des Jahres 1870 mehr oder weniger aufwendig gedacht. Bereits 1871 fand die erste Spichernfeier statt. Ihren Höhepunkt erlebten die Feierlichkeiten in den Jubiläumsjahren, besonders in den Jahren 1895 und 1910. Im Folgenden sollen die wesentlichen Elemente der Spicherntage anhand dieser beiden Schlüsseljahre vorgestellt werden[26].
Schon Tage vor den Gedenkfeiern wurden in den lokalen Blättern die Feierlichkeiten opulent angekündigt. Neben nationalen Gedichten und Abbildungen von Kriegerdenkmälern beinhalteten diese Vorberichte jeweils eine genaue Ankündigung des Programms, in dessen Mittelpunkt in allen Jahren ein großer Festzug unter Beteiligung lokaler wie überregionaler Kriegervereine sowie wichtiger an der Schlacht beteiligter Regimenter stand. Die Züge liefen nach streng militärischem Ritus ab, waren geschmückt mit Fahnen und wurden begleitet von nicht enden wollender Militärmusik. Während der Feierlichkeiten war die gesamte Stadt mit nationaler und militärischer Symbolik ausstaffiert. „Und in der That“, befand die St. Johanner Zeitung, „bieten die Straßen einen Anblick, der das Herz erheben macht“. Die Festtagsdekoration begann bereits am Bahnhof, dessen Vorplatz „mächtige Banner zieren“. Am nahe gelegenen Eingang zur Reichsstraße wurde eine Draperie quer über die Straße gespannt, vor der Bergwerksdirektion wurde eigens zum Jubiläumstag ein Standbild des zum Märtyrer stilisierten Generals von Francois nach der Vorlage Anton von Werners errichtet. Ein „prachtvolles Portal, welches einem Triumphbogen altrömischen Stils nicht unähnlich sieht“, markierte den Anfang der Bahnhofsstraße. In „reicher bunter Pracht“ strahlte die alte Brücke, während die „Häuserdekorationen in meist künstlerischer und immer geschmackvoller und reicher Ausführung“ zu gefallen wussten[27].
Der Geist von Spichern wurde in pathetischen nationalen Reden kommuniziert, in welchen die Vorfahren zu Helden und Vorbildern für die Lebenden stilisiert wurden. So ermahnte der Saarbrücker Bürgermeister Dr. Paul Neff (1853-1934) im Zuge einer Feier für die städtische Schuljugend, „sich die Heldenthaten unserer Krieger auf den Spicherer Höhen immer zum Vorbild zu nehmen“[28]. Zu den Programmpunkten zählten alljährlich des Weiteren Gottesdienste für beide christliche Konfessionen und für die jüdische Gemeinde vor Ort, große Festbankette für die Veteranen und Honoratioren, Feuerwerke, ein Unterhaltungsprogramm sowie ein Besuch im Ehrental, wo ebenfalls in pathetischen Reden des Sieges von 1870 gedacht wurde. In den Jubiläumsjahren waren zudem stets Ehrengäste anwesend, so 1895 der Großherzog Friedrich I. von Baden (Regentschaft 1856-1907). Die Spichernfeiern glichen dabei durchaus den Sedantagen am 2. September, freilich mit zwei aussagekräftigen Unterschieden. Zum einen fanden die Sedanfeiern nicht, wie von ihren kulturprotestantischen Initiatoren intendiert, reichsweit uneingeschränkte Akzeptanz. Besonders in Bayern und anderen katholischen Regionen stieß die Resonanz an Grenzen. Zum anderen verloren die Sedanfeiern besonders nach der Jahrhundertwende zunehmend an Attraktivität[29]. Beides war in Saarbrücken mit Blick auf die Spicherntage nicht der Fall. Noch 1913, am Vorabend des Ersten Weltkriegs, feierte man Spichern. Die enorme Intensität und Nachhaltigkeit der Spichernfeiern ist durch die enge Verquickung von Reichs- und Stadtgeschichte zu erklären: Spichern wurde zu einem Stück Saarbrücker Identität, die Bevölkerung feierte gleichsam sich selbst.
Seit 1905 wurde der Festtagskult sogar noch ausgeweitet, indem alljährlich den eigentlichen Spichernfeiern das sogenannte ‚Spicherer Turn- und Spielfest‘ angeschlossen wurde. Was zunächst aussah wie eine reine Sportveranstaltung, entpuppte sich bei genauerer Betrachtung auch als eine Art organisierte Wehrertüchtigung, ganz im Sinne der Initiatoren, der national gesinnten Turnvereine. Dafür spricht allein die Tatsache, dass auch im Zuge der Turn- und Spielfeste das Ehrental besucht wurde, wo nationalpathetische Reden gehalten wurden. So ermahnte bei der Premierenfeier 1905 der Gymnasialdirektor Maurer die zuhörende Jugend, „daß wir unverbrüchlich festhalten an dem, was sie [die Soldaten von 1870/1871] erstritten haben, daß wir arbeiten, jeder an seinem Platze, an der Entwickelung alles gut deutschen Wesens, daß wir dagegen nationale Fehler ablegen, daß wir keine Opfer scheuen wollen im Frieden für die Macht und das Ansehen des Vaterlandes, [...], daß wir in allem Widerstreit und in allen Kämpfen des Tages nimmer vergessen, daß über allen Gegensätzen der Ansichten und Parteiungen eines steht: Das Wohl des Vaterlandes“.[30] Die Turn- und Spielfeste boten gerade mit Blick auf die Jugend ein optimales Forum des Appells. Ebenfalls im Dunstkreis von Spichern sind die dynastischen Geburtstage zu sehen, die zuhauf in Saarbrücken begangen wurden, etwa anlässlich der Geburtstage Wilhelms I., Wilhelms II. (Regentschaft 1888-1918) oder Bismarcks (1815-1898).
5. Ikonische Verdichtung: Denkmäler und Erinnerungsorte
Waren die Spichernfeiern, bei aller Resonanz, die im Laufe der Jahre kaum nachließ, doch punktuelle Ereignisse, so manifestierte sich die Schlacht von Spichern auch dauerhaft im Saarbrücker Stadtbild. Im Laufe der Jahre bildete sich ein ganzes Netzwerk nationaler Erinnerungsorte in und um Saarbrücken heraus, dessen Knotenpunkte neben dem bereits vielfach aufgeführten Ehrental vor allem die nationalen Denkmäler bildeten. Dabei ist zwischen zwei Typen von nationalen Monumenten zu unterscheiden: auf der einen Seite solche Denkmäler, die direkt auf Spichern rekurrierten; auf der anderen Seite solche Monumente, die sich eher indirekt auf Spichern bezogen, indem sie zwar kein schlachtspezifisches Motiv hatten, aber im gleichen geistig-politischen Kontext zu sehen sind.
Unter den Denkmälern mit Spichern als direktem Referenzpunkt ragt das Winterbergdenkmal heraus, das auf einer 1870 umkämpften Anhöhe errichtet und am 9.8.1874 eingeweiht wurde. Zahlreiche narrative Elemente rund um den 20 Meter hohen, im zeittypischen neugotischen Stil gehaltenen Turm verwiesen auf den Krieg von 1870/1871, so etwa ein steinernes Inschriftenband mit einem Verzeichnis sämtlicher an der Schlacht von Spichern beteiligter Regimenter. Ostentativ prangte an der Frankreich zugewandten Seite die Aufschrift „Deutschlands Helden 1870-71", auf der der Stadt zugewandten Seite war das Wappen der Hohenzollern angebracht. Das Winterbergdenkmal avancierte während des Kaiserreichs zum beliebtesten Postkartenmotiv Saarbrückens und war auch nach 1918 Anlaufpunkt rechtsnationaler Kreise, ehe es im Zuge der Vorbereitung auf den Zweiten Weltkrieg als möglicher Zielpunkt für feindliche Artillerie gesprengt wurde[31].
Während das Winterbergdenkmal generalisierend auf Spichern als Ganzes verwies, referierten etliche Denkmäler auf einzelne Regimenter oder sonstige an der Spichernschlacht beteiligte militärische Einheiten. So entstanden etwa im Ehrental etliche Regimentsdenkmäler. Noch am 1.6.1913, kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs, wurde auf dem Schlossplatz das Ulanendenkmal errichtet. Dieses Monument war dem 7. Ulanenregiment gewidmet, das „wie kaum ein anderes mit der Stadt Saarbrücken und ihrer Bürgerschaft verwachsen“ sei, so einer der Initiatoren[32]. Das 7. Ulanenregiment war Anfang August 1870 in Saarbrücken stationiert, als der kurzzeitige französische Vorstoß erfolgte. Die von Albert Ruppersberg, dem Autor der Saarbrücker Kriegschronik, verfasste Inschrift lautete: „ZUR ERINNERUNG/ AN DIE TREUE WACHT/ DES 7TEN/ ULANEN/ REGIMENTS/ 1870.“ Stilistisch hob sich das Ulanendenkmal deutlich von anderen Militärdenkmälern dieser Zeit ab, handelte es sich doch um eine Reiterstatue in antik-klassizistischem Stil[33]. Dennoch entstand es im gleichen ideellen Kontext wie das Winterbergdenkmal. Die Einweihung beider Monumente ging mit einer national geprägten Einweihungsfeier einher, in deren Mittelpunkt ähnlich wie bei den Spicherntagen vaterländische Reden standen, in welchen der Geist von 1870/1871 beschworen wurde. Wie im Falle der Feiern offenbart sich die Langlebigkeit des Spichernkults: Zwischen der Einweihung des Winterbergdenkmals und derjenigen des Ulanendenkmals lagen immerhin rund vier Jahrzehnte.
Ebenfalls auf dem Schlossplatz, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Ulanendenkmal, entstand bis 1899 ein Standbild Bismarcks, der durch seine Besuche in den Saarstädten im August 1870 besondere Verehrung in nationalen Kreisen erfahren hatte und 1885 zum Ehrenbürger von Alt-Saarbrücken ernannt worden war. Den Bezug zu Spichern stellte Bürgermeister Friedrich Wilhelm Feldmann (1846-1911) anlässlich der Einweihungsrede wenigstens implizit her, als er ausführte: „Das Denkmal [...] soll uns erinnern an die große Zeit, in welcher das Reich entstand.“[34] Ein weiteres dynastisches Denkmal wurde am 14.5.1904 auf der alten Saarbrücke feierlich eingeweiht: ein viereinhalb Meter hohes Reiterstandbild Wilhelms I. Der Reichsgründungskaiser besuchte in den Jahren 1870/1871 die drei Saarstädte gleich zwei Mal[35]. Seine Regentschaft war gerade für die nationalen Kreise in Saarbrücken untrennbar mit der Reichsgründungszeit verbunden, damit ist auch dieses dynastische Monument zweifelsohne im geistig-politischen Kontext der Spichernrezeption zu sehen.
Spricht man über die Verdichtung der Spichernrezeption im Stadtbild, so sind auch die zahlreichen Straßennamen zu nennen, die entweder direkt an den August 1870 oder aber an den reichsnationalen Konsens erinnerten. Mit dem General von Pestel, dem Generalleutnant Kamecke oder dem Großherzog Friedrich von Baden, um nur drei Protagonisten von 1870 zu erwähnen, erhielten bedeutende Militärs ‚ihre‘ Straßen[36]. Schließlich liefen die Fäden der Spichernrezeption im alten Rathaus am Schloss, genauer gesagt in dessen Sitzungssaal, zusammen: In einer von Anton von Werner angefertigten Gemäldereihe wurden der Sturm auf den Spicherer Berg, der Besuch Wilhelms I. in Saarbrücken im August 1870 sowie die symbolische Verbrüderung zwischen Nord- und Süddeutschland dargestellt. Nationale Elemente vermischten sich symbiotisch mit lokalen Bezugspunkten, so war auf dem Gemälde der Ankunft Wilhelms I. auch die Magd Katharina Weißgerber abgebildet[37]. Wie in einem Brennspiegel werden die Grundzüge der Spichernrezeption offenbar: Stadt- und Reichsgeschichte wurden als Einheit dargestellt und wahrgenommen, was dem Spichernkult in all seinen Ausformungen eine ungemeine Intensität und Langlebigkeit verlieh.
6. Akteure und Mentalitäten: Trägerschaft und geistiges Substrat der Spichernrezeption
In dem weiten Panorama kulturpolitischer Aktivitäten, wie es hier bereits ausgebreitet wurde, manifestierten sich die beiden wesentlichen geistig-politischen Integrationsideologien weiter Teile der kaiserreichsdeutschen Gesellschaft: ein spezifischer Reichsnationalismus und ein die Kaiserreichsgesellschaft prägender Sozialmilitarismus[38]. Dies lässt sich ohne Weiteres nachweisen und stellt im Grunde genommen weder eine neue noch eine überraschende Erkenntnis dar. Verwiesen sei auf die nationalpathetischen Reden anlässlich der Spichernfeiern, die Glorifizierung des Militärs bei allen sich bietenden Gelegenheiten (Reden, Totenkult, Denkmäler) oder die Mystifizierung von Monarchie und Nation. In zarten Ansätzen war überdies auch in Saarbrücken die um die Jahrhundertwende einsetzende völkisch-germanische Erweiterung traditioneller Leitideologien feststellbar. So trug das Winterbergdenkmal germanisierende Züge, die den Anwalt Fritz Böcking, einen der Festredner anlässlich der Einweihung, an eine „altgermanische Irminsäule“ erinnerten. Die Zehn Bögen des Denkmals verwiesen Böcking zufolge auf die „zehn Stämme Deutschlands“.[39] Nach der Jahrhundertwende reiften darüber hinaus Pläne, auf dem Reppersberg eine germanisierende Bismarcksäule zu errichten. Diese wurden aber nicht realisiert[40]. Völkisch-germanische Ideologeme blieben allerdings insgesamt ein eher randständiges Phänomen. Statt letztere über Gebühr zu betonen, sollte besser noch einmal auf die hochbedeutsame Verquickung von Stadt- und Reichsgeschichte hingewiesen werden: Dem Spichernkult wohnte eine ungemeine Langlebigkeit und Intensität inne, da in der Wahrnehmung eine Symbiose zwischen Stadt und Nation stattfand. Lokal- und Nationalgeschichte wurden nicht, wie in anderen Regionen des in sich sehr heterogenen Kaiserreichs, als Antipoden oder unabhängig voneinander interpretiert, sondern als zwei Seiten derselben Medaille.
Es läge nun nahe, die gesamte Saarbrücker Gesellschaft im Gleichschritt zur Militärmusik marschieren zu lassen, sie geschlossen mit den kaiserreichsdeutschen Integrationsideologien zu identifizieren. Und ein Blick auf verschiedene Zahlen scheint diesen Eindruck zu verfestigen: 1910 sollen sich laut Saarbrücker Zeitung nicht weniger als 14.000 Menschen am Festzug der Jubiläumsfeier beteiligt haben, 1895 sollen es gar 15.000 Personen gewesen sein. „Wohl an die 50.000 Menschen“ hätten, so berichtete ebenfalls die Saarbrücker Zeitung, 1910 an der Gedenkfeier für die Gefallenen von 1870 am Fuße des Spicherer Berges teilgenommen[41]. Auch wenn diese Angaben natürlich übertrieben sind, so ist doch von außerordentlich hohen Teilnehmerzahlen an den Festzügen, Gedenkveranstaltungen und ähnlichen Ereignissen auszugehen. Außerdem erfreuten sich sämtliche Motive rund um Spichern, etwa Postkarten mit dem Winterbergdenkmal, eines reißenden Absatzes. Doch kann man davon direkt und ungefiltert auf eine breite Akzeptanz des national-militaristischen Reichskonsenses schließen? In jedem Falle ist Vorsicht geboten. Man darf nicht vergessen, dass die Spichernfeiern, in der Diktion des 21. Jahrhunderts gesprochen, „Eventcharakter“ hatten: Es gab viel zu sehen auf den Straßen, von den Paraden und Umzügen bis hin zu Feuerwerken und Kinderbelustigungen. Nicht selten wurde auch Freibier ausgeschenkt, während der Nachwuchs mit Süßigkeiten verwöhnt wurde. Die Teilnahme an derartigen Veranstaltungen bediente also oft auch den Wunsch nach Vergnügen und Ablenkung, weniger das Bedürfnis nach Präsentation seiner vaterländischen Gesinnung. Inwieweit die Reden und das militärische Gehabe dann aber doch ideell ausstrahlten, ist schwer zu beantworten. Mentalitätsgeschichte steht im Grunde genommen immer vor dem Problem, dass Ideen und Überzeugungen nicht direkt nachweisbar sind, zumal nur eine verschwindend geringe Zahl von Personen aussagekräftige Ego-Dokumente (Briefe, Tagebücher, Memoiren) hinterließ.
Eine Möglichkeit der Annäherung an solche Fragestellungen ist die Untersuchung der Trägerschaft des Spichernkultes. Woher flossen die Gelder für die Denkmäler, wer organisierte die Festzüge und wer nahm daran teil, wer verfasste die einschlägigen Spichernschriften? Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass es sich um die gleichen Trägerschichten handelte wie andernorts. Die Verfasser der national ausgerichteten Erinnerungsliteratur waren Gymnasialprofessoren (Albert Ruppersberg), Zeitungsredakteure (Conrad Herrmann) oder Kriegsveteranen (Eduard Haas). Auch für die Organisation der Feiern zeichneten im Wesentlichen bürgerliche Honoratioren und Veteranen in Form der lokalen Kriegervereine verantwortlich. Die Gelder für die Denkmäler und ähnliche Projekte flossen aus privaten und staatlichen Quellen. Das Winterbergdenkmal etwa wurde mit einem stattlichen Betrag von 2.000 Talern aus der kaiserlichen Schatulle subventioniert, weitere Beträge steuerten der Unternehmer Karl-Ferdinand Stumm (1836-1901) oder der Anwalt Fritz Böcking bei. Für das Ulanendenkmal bewilligte die Stadtverordnetenversammlung einen Zuschuss von 10.000 Mark. Auch die Einrichtung des Ehrentals wurde dank der öffentlichen Hand realisiert, denn die Stadt akquirierte das notwendige Gelände. Eine Untersuchung der Finanzierung und Förderung lässt also keine direkten Rückschlüsse auf die Beteiligung der breiten Bevölkerung zu.
Indirekt jedoch verweisen die Existenz und das breite Engagement des Saarbrücker Kriegervereins auf eine die städtischen Eliten übersteigende Akzeptanz. Am 8.8.1872, zeitnah zum zweijährigen Jubiläum der Schlacht, wurde der 35 Mitglieder zählende „Kriegerverein der Städte Saarbrücken und St. Johann“ gegründet. Am 2.9.1874, dem Sedantag, löste sich aus diesem Verein der „Saarbrücker Kriegerverein“, in dessen Vorstandschaft so einflussreiche Männer wie Fritz Röchling (1833-1892) oder Fritz von Stumm (1838-1914) saßen. Der Saarbrücker Kriegerverein wuchs kontinuierlich und erreichte am Vorabend des Ersten Weltkriegs mit 865 Mitgliedern seine größte Stärke[42]. Bei allen kulturpolitischen Initiativen rund um die Spichernschlacht waren die Kriegervereine als Akteure oder Organisatoren präsent. Die Kriegervereine fungierten, wie etwa Thomas Rohkrämer in einer grundlegenden Studie herausarbeitete, als Transmissionsriemen zwischen den kaiserreichsdeutschen Eliten und ihren Ideen auf der einen und der breiten Bevölkerung auf der anderen Seite. Waren in den Führungspositionen der Kriegervereine bürgerliche Honoratioren überproportional vertreten, so stellte die breite Mittelschicht das Gros der Mitglieder[43]. Auch in Saarbrücken könnten die lokalen Krieger- und Veteranenvereine, begünstigt auch durch die lokalpatriotischen Bezüge, für eine breite Akzeptanz des ‚Geistes von Spichern‘ gesorgt haben.
7. Nachwirkungen: Präludium zum Ersten Weltkrieg?
Groß ist zweifelsohne die Versuchung, eine gleichsam direkte Kontinuitätslinie von den großen Integrationsideologien des Kaiserreichs, von Sozialmilitarismus und Reichsnationalismus, zum Ersten Weltkrieg zu ziehen. Haben nicht die Hochschätzung alles Militärischen, ja die Apotheose führender Militärs sowie die ständige Beschwörung der eigenen Nation ein Denken befördert, das zwangsläufig auf Krieg zielte? Es ist nach den bisherigen Ausführungen kaum überraschend, dass auch im Falle von Spichern solche Überlegungen angestellt wurden. In einem Beitrag über die imperiale Kulturpolitik im Zeichen von Spichern wurde etwa die kritische Frage aufgeworfen, ob der „deklamatorische und pathetische Charakter dieser Bildzeugnisse [es geht um die Spicherndarstellungen im alten Rathaus, F.T.]“ dazu beigetragen habe, „daß nachfolgende Soldatengenerationen ihre eigene Leistungsfähigkeit überschätzten“[44]. Es wird also eine deutliche Verbindung hergestellt zwischen den Augustereignissen von 1870 und dem sogenannten ‚Augusterlebnis‘ 1914, welches am Anfang des desaströsen Weltkriegs stand.
Mehrere Punkte sprechen gegen eine derartige Kontinuitätslinie. Im Zusammenhang mit den Spichernfeiern wurde argumentiert, dass derartige Festivitäten auch den Charakter von Massenunterhaltungen hatten, vergleichbar etwa mit einer Kirmes oder einem Jahrmarkt. Es mag nicht bei der Mehrheit eine Bejahung der reichskonformen geistig-politischen Dispositionen den Ausschlag gegeben haben, sich an den Feiern zu beteiligen. Vergnügen, Abwechslung oder die Befolgung einer sozialen Konvention mögen bei vielen Menschen viel schwerer gewogen haben. Dementsprechend sollten die Teilnehmerzahlen, zumal sie oft auch übertrieben dargestellt wurden, hinsichtlich ihrer mentalitätsgeschichtlichen Aussagekraft nicht verabsolutiert werden. Auch die Analyse der Trägerschichten, die bei weitem noch nicht abgeschlossen ist und in künftigen Arbeiten intensiviert werden sollte, lässt zu holzschnittartige Folgerungen zumindest als zweifelhaft erscheinen. Es waren letztlich die eingesessenen Apologeten und Propagandisten des kaiserreichsdeutschen Konsenses, welche die Glorifizierung von Militär und Nation beförderten, nämlich in erster Linie (gehobenes) Bürgertum und Kriegsveteranen. Es lässt sich nicht mit Bestimmtheit feststellen, wie weit die Ideen von 1870 in den Köpfen der Bevölkerung verankert waren und somit auch als Substrat einer neuerlichen Kriegsbegeisterung dienen konnten. Ohnehin gilt es längst als Konsens, dass die viel beschworene Kriegseuphorie 1914 bei weitem nicht die ganze Bevölkerung erfasste, sondern dass stattdessen gerade die einfache Bevölkerung in Land und Stadt eher mit Ängsten auf die nähere Zukunft blickte. Dies gilt ganz explizit für die Menschen in grenznahen Gebieten, zu denen die Saarbrücker Bevölkerung zählte[45]. Zuletzt ist auch noch darauf hinzuweisen, dass zwischen einem zivilen Militär- und Nationalkult auf der einen und einer realen Kriegssituation auf der anderen Seite ein eklatanter Unterschied besteht: Auch ein begeisterter Teilnehmer an einer militärischen Parade (etwa im Zuge der Spichernfeiern) konnte sehr wohl zwischen einem solchen Spektakel und einem tatsächlichen Kriegsausbruch unterscheiden.
Grob fahrlässig wäre aber eine schlichte Leugnung irgendwelcher Zusammenhänge zwischen einer über Jahrzehnte gepflegten geistig-politischen Disposition, welche alles Kriegerische und Nationale anpries, und dem Kriegsausbruch 1914. Wenn der Krieg vielleicht auch nicht rückhaltlos begrüßt wurde, so wurde doch eine breite Akzeptanz befördert, sich für das Vaterland gegen den lange geschmähten ‚Erbfeind‘ jenseits der Grenze zu opfern. Gerade in Teilen der jüngeren Generation, die 1870 noch nicht geboren war, mag durch den militärisch-nationalen Spichernkult ein gewisses Bedürfnis entstanden sein, sich auch eines Tages, wie die Väter vor den Toren der Stadt, zu bewähren. Ein endgültiges Urteil über die äußerst diffizile Frage nach den Langzeitfolgen von Spichern fällen zu wollen, wäre an dieser Stelle höchst vermessen und soll entsprechend erst gar nicht angestrebt werden. Jedenfalls sollten weder einfache Kausalitäten propagiert, noch jedwede Zusammenhänge zwischen kulturpolitisch vermittelten Mentalitäten und faktischer Historie geleugnet werden.
Festzuhalten bleibt ferner, dass der Kult um die Schlacht von Spichern nach dem Untergang des Kaiserreichs keineswegs verschwand. Während der Zwischenkriegszeit diente etwa das Winterbergdenkmal als Anlaufpunkt und Kultstätte deutschnationaler Kreise, die während der Völkerbundverwaltung eine Rückkehr zu Deutschland forcierten. Als die nationalsozialistisch gesteuerte Deutsche Front 1935 die Angliederung an Hitlerdeutschland aufwendig feierte, wurde das Winterbergdenkmal mit einem riesigen Hakenkreuz illuminiert. Das hinderte die neuen Machthaber allerdings nicht, dieses Symbol Saarbrückens im Zuge der Vorbereitung auf den Frankreichfeldzug zu sprengen, da es als Zielpunkt gegnerischer Artillerie hätte dienen können[46]. Zweifelsohne wurde das Nachleben von Spichern über die Kaiserreichszeit hinaus bislang noch zu wenig erforscht.
Quellen
Alle zitierten Zeitungen befinden sich im Stadtarchiv Saarbrücken.
Literatur
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- 1: Loth, Preußens Bastion.
- 2: Die hochkomplexe und bis zum heutigen Tag kontrovers diskutierte Entstehungsgeschichte des Deutsch-Französischen Krieges kann an dieser Stelle ebenso wenig nachgezeichnet werden wie die militärischen Vorgänge. Zur Entstehungsgeschichte des Krieges und den entsprechenden divergierenden Forschungsmeinungen vgl. Kolb, Mächtepolitik. Es mag kaum verwundern, dass die Kriegsschuldfrage im Zuge der Spichernrezeption betont einseitig ausfiel, wie im Verlaufe des Beitrags noch zu zeigen sein wird. Zum Kriegsverlauf bis zur Sedanschlacht aus militärhistorischer Hinsicht vgl. Kaulbach, Der Feldzug 1870.
- 3: Kaulbach, Der Feldzug 1870, S. 63 charakterisiert die Spichernschlacht als „die am wenigsten geplante, gewünschte und gelenkte Schlacht des ganzen Feldzugs“. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu erwähnen, dass sämtliche Grenzschlachten, allen voran die Schlacht von Spichern, der vom preußischen Generalstabschef Moltke vorgegebenen Strategie im Grunde genommen vollkommen zuwider liefen, wollte man doch unter Umgehung einzelner Grenzgefechte möglichst schnell eine große Entscheidungsschlacht herbeiführen. Den Verlauf der Spichernschlacht schildert sehr detailliert Diehl, 100 Jahre Schlacht bei Spichern.
- 4: Die Angaben über die Opferzahlen schwanken etwas. Roth, La Guerre, S. 54 geht von 4.300 Toten und Verwundeten auf preußischer Seite bei weniger als 20.000 eingesetzten Soldaten aus.
- 5: Haas, Saarbrücker Kriegserinnerungen, S. 92.
- 6: Eine ausführlichere Schilderung jener ersten Augusttage 1870 in den drei Saarstädten findet sich bei Trinkaus, Nationaler Mythos.
- 7: Korn/Werth, Saarbrücken vor 130 Jahren, S. 547.
- 8: Richter, Aufzeichnungen, S. 153.
- 9: Ruppersberg, Saarbrücker Kriegschronik, S. 172-173.
- 10: So der Titel seiner umfassenden Monographie.
- 11: St. Johanner Zeitung, 13.8.1870.
- 12: St. Johanner Zeitung, 13.8.1870.
- 13: Saarbrücker Zeitung, 9.8.1870.
- 14: Saarbrücker Zeitung, 10.8.1871.
- 15: Zum Ehrental vgl. Knauf, Ehrengrabstätten.
- 16: Zur Topographie des Ehrentals sowie zu dem sich dort vollziehenden Memorialkult vgl. Knauf, Ehrengrabstätten; außerdem Trinkaus, Nationaler Mythos, S. 88-99. Zu der im Kontext der Spichernrezeption interessanten Figur der Katharina Weißgerber, im Volksmund bekannt als ‚Schulze Kathrin‘, vgl. Seguy, Schultze Kathrin. Sie verkörperte in der Deutung nationaler Kreise die propagierte Symbiose zwischen einfacher Bevölkerung und Militär.
- 17: Vgl. dazu grundlegend Mosse, Gefallen für das Vaterland. Nach Mosse waren die Soldatenfriedhöfe weniger Orte der personalisierten Erinnerung als vielmehr „Stätten nationaler Andacht“, es ging also weniger um die einzelnen Toten als Individuen, sondern vielmehr um ihre Vorbildfunktion im nationalpolitischen Kontext, Zitat S. 57.
- 18: Vgl. Münkler, Deutschen, S. 9-30, insbes. S. 21.
- 19: Über das Pressewesen in der Saarregion 1870 informiert François, Julikrise und Kriegsbeginn 1870.
- 20: Herrmann, Invasion.
- 21: Haas, Saarbrücker Kriegserinnerungen
- 22: Ruppersberg, Saarbrücker Kriegschronik.
- 23: Zitate bei Herrmann, Invasion, S. 1-5.
- 24: So in der Saarbrücker Zeitung, 10.8.1871.
- 25: Zitate in Ruppersberg, Saarbrücker Kriegschronik, S. 142, 176-177.
- 26: Zu Ablauf und festen Elementen der Spicherntage vgl. Trinkaus, kulturpolitische Rezeption, bes. S. 109-111.
- 27: Alle Zitate und Impressionen: St. Johanner Zeitung, 3.8.1895.
- 28: St. Johanner Zeitung, 7.8.1895.
- 29: Zu den Sedanfeiern und besonders zu ihrer begrenzten Integrationswirkung im Deutschen Kaiserreich vgl. Schneider, Nationalfeste.
- 30: Saarbrücker Zeitung, 6.8.1905.
- 31: Zum Winterbergdenkmal vgl. Heinz, Winterbergdenkmal.
- 32: Vgl. Stadtarchiv Saarbrücken Best. Großstadt Nr. 1539.
- 33: Zum Ulanendenkmal vgl. Trepesch, Ulanendenkmal.
- 34: St. Johanner Zeitung, 3.5.1899.
- 35: Ausführungen zu den beiden dynastischen Denkmälern finden sich in einer Monographie über den Künstler, der die Entwürfe angefertigt hat, vgl. Fuchs, Adolf Donndorf.
- 36: Zu den Straßennamen vgl. Schleiden, Die schöne Luise.
- 37: Zum Rathaus am Schlossplatz vgl. Böhm, Zwischen Képi und Pickelhaube.
- 38: Die Literatur zu diesem Themenkomplex ist kaum überschaubar. Verwiesen sei auf die entsprechenden Kapitel in: Ullmann, Kaiserreich 1871-1918 und der dort aufgeführten Literatur.
- 39: Heinz 1974, S. 192.
- 40: Vgl. Kloss/Seele, Bismarck-Türme, S. 184.
- 41: Angaben nach Saarbrücker Zeitung, 8.8.1910 und Klicker, Festbuch, S. 17. Wie gezeigt wurde, war die Saarbrücker Zeitung eine Trägerin der kaiserreichsdeutschen Integrationsideologien, ebenso verhielt es sich mit dem Kriegerverein, welcher letztgenannte Schrift herausgab. Insofern sind die kolportierten Zahlen kritisch zu hinterfragen.
- 42: Vgl. Klicker, Festbuch, S. 9-10.
- 43: Vgl. Rohkrämer, Militarismus.
- 44: Böhm, Zwischen Képi und Pickelhaube, S. 103.
- 45: Eine Zusammenfassung der unterschiedlichen Kriegsstimmungen unter den verschiedenen Bevölkerungsteilen bietet Wehler, Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Band 4, S. 14-17.
- 46: Zur Funktionalisierung des Winterbergdenkmals nach dem Ersten Weltkrieg: Paul, Winterbergdenkmal.
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Trinkaus, Fabian, Die Schlacht von Spichern und ihre kulturpolitische Rezeption in Saarbrücken während des Kaiserreichs, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/die-schlacht-von-spichern-und-ihre-kulturpolitische-rezeption-in-saarbruecken-waehrend-des-kaiserreichs/DE-2086/lido/5d10c79c98d640.55917809 (abgerufen am 07.12.2024)