Johann Joseph Eichhoff

Politiker (1762-1827)

Christian Schlöder (Halle)

Johann Joseph Eichhoff, Gemälde eines unbekannten Künstlers, um 1790. (Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn/Karl Steinle)

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Jo­hann Jo­seph Eich­hoff hat­te als Bür­ger­meis­ter von Bonn, Un­ter­prä­fekt des Ar­ron­dis­se­ment Bonn und Ge­ne­ral­di­rek­tor der Rhein­schiff­fahrt­ver­wal­tung un­ter der fran­zö­si­schen Herr­schaft im Rhein­land Kar­rie­re ge­macht, ehe er in sei­nen letz­ten Le­bens­jah­ren als Kunst­samm­ler und Mä­zen her­vor­trat.

Jo­hann Jo­seph Eich­hoff wur­de als Sohn den kur­fürst­li­chen Mund­kochs Jo­hann Au­gust Eich­hoff (1725-1782) und sei­ner Frau Ma­ria Mag­da­le­na Far­ber (1726-1803), die am 12.6.1752 in Bonn ge­hei­ra­tet hat­ten, am 18.5.1762 in der Pfarr­kir­che St. Re­mi­gius zu Bonn ge­tauft. Am 9.11.1782 hei­ra­te­te er in Bonn die Hof­sän­ge­rin Eva Fran­zis­ka Grau (1755-1822). Der ers­te Sohn Jo­han­nes Au­gus­tus wur­de am 13.1.1785, der zwei­te Sohn Jo­han­nes Franz Ru­dolph am 25.6.1787 und der drit­te Sohn Pe­ter Jo­seph am 16.4.1790 in Bonn ge­tauft. Wei­te­re Kin­der sind nicht be­kannt.

Jo­hann Jo­seph Eich­hoff trat zu­nächst in die Fuß­stap­fen sei­nes Va­ters und wur­de 1781 kur­fürst­li­cher Mund­koch in Bonn. Im Auf­trag des Kur­fürs­ten Max Fried­rich reis­te er re­gel­mä­ßig nach Pa­ris, um dort die fran­zö­si­sche Kü­che zu er­ler­nen. Da­her sprach er sehr gut fran­zö­sisch. Den un­ge­lieb­ten Be­ruf als Mund­koch muss­te er bis 1790 aus­üben, als er das Kauf­wa­ren­ge­schäft sei­nes Schwie­ger­va­ters über­nahm. Be­reits wäh­rend sei­ner Tä­tig­keit am Hof hat­te er in der Bon­ner Jo­seph­stra­ße ne­ben­bei ein Ko­lo­ni­al­wa­ren­ge­schäft be­trie­ben.

Er wur­de als „De­si­de­ri­us“ Mit­glied im Il­lu­mi­na­ten­or­den und setz­te sich en­er­gisch für die Zie­le der Auf­klä­rung ein. Im Il­lu­mi­na­ten­streit von 1784 be­zog er ge­gen den Lo­kal­o­be­ren Chris­ti­an Nee­fe (1748-1798) Stel­lung – er war kei­nes­wegs nur der klei­ne Bru­der des be­kann­ten Pu­bli­zis­ten Pe­ter Jo­seph Eich­hoff. Wäh­rend der 1780er Jah­re bil­de­te er sich au­to­di­dak­tisch fort, ins­be­son­de­re in Recht und Öko­no­mie. Er war aber auch für die schö­nen Küns­te auf­ge­schlos­sen, Lud­wig van Beet­ho­ven zähl­te zeit­le­bens zu sei­nen en­gen Freun­den.

Am 8.12.1794 be­gann Eich­hoffs stei­le Kar­rie­re un­ter den fran­zö­si­schen Be­sat­zern mit der Er­nen­nung zum Na­tio­nal­agen­ten. Ihm ob­lag die Über­wa­chung der Ver­wal­tung so­wie der Ge­rich­te in der Be­zirks­ver­wal­tung der links­rhei­ni­schen kur­k­öl­ni­schen Lan­de. Gleich­wohl er vom Gro­ß­teil der Be­völ­ke­rung in ers­ter Li­nie als Ver­tre­ter der Be­sat­zungs­macht wahr­ge­nom­men wur­de, setz­te er sich als Na­tio­nal­agent en­er­gisch für die kur­k­öl­ni­schen Lan­de ein. Er ver­such­te mehr­mals, auch auf Dienst­rei­sen in Pa­ris, die Kont­ri­bu­tio­nen für die Be­strei­tung der Ver­wal­tung im Land selbst ein­set­zen zu dür­fen und nicht nach Pa­ris ab­füh­ren zu müs­sen. Au­ßer­dem trat er öf­ters grund­sätz­lich für ei­ne Ver­rin­ge­rung der Kont­ri­bu­ti­ons­last ein.

Am 10. und 25.2.1795 wur­de auf Eich­hoffs Be­trei­ben hin die Kont­ri­bu­ti­on – auch an­ge­sichts der herr­schen­den Teue­rungs­kri­se – von 25 Mil­lio­nen auf 8 Mil­lio­nen Li­v­re er­mä­ßigt. Der köl­ni­sche Kle­rus war je­doch mit dem Ver­tei­lungs­schlüs­sel der Bon­ner Be­zirks­re­gie­rung nicht ein­ver­stan­den, wo­nach der Kle­rus sechs Zehn­tel des ge­sam­ten Bei­trags der Be­zirks­re­gie­rung in Hö­he von 2,5 Mil­lio­nen Li­v­re zu ent­rich­ten hat­te, der Adel drei Zehn­tel und der Drit­te Stand nur ein Zehn­tel. Be­schwer­den des Kle­rus bei der Zen­tral­ver­wal­tung des Ro­er-De­par­te­ments in Aa­chen blie­ben er­folg­los. Eich­hoff setz­te sich im Fe­bru­ar und März 1796 da­für ein, dass die neue Zen­tral­ver­wal­tung, die an­stel­le der Be­zirks­ver­wal­tun­gen im be­setz­ten links­rhei­ni­schen Ge­biet ein­ge­führt wur­de, statt in Aa­chen künf­tig ih­ren Sitz in Bonn ha­ben sol­le. Als er das nicht durch­set­zen konn­te, leg­te er sein Amt als Na­tio­nal­agent am 23.3.1796 nie­der.

1799 wur­de er Ge­mein­de­mit­glied in der Bon­ner Mu­ni­zi­pa­li­tät, be­vor er am 25.11.1800 zum Mai­re (Bür­ger­meis­ter) von Bonn er­nannt und am 10.1.1801 fei­er­lich in das neue Amt durch den Prä­fek­ten ein­ge­führt wur­de. Wie in den ver­gan­ge­nen Jah­ren, fuhr er re­gel­mä­ßig nach Pa­ris, um sich für die Be­lan­ge sei­ner Hei­mat­stadt zu en­ga­gie­ren. Auch wenn es ihm nicht ge­lang, den Ap­pell­hof in Bonn zu er­hal­ten, war zu­min­dest ei­ne Rei­se im Früh­jahr 1802 ein per­sön­li­cher Er­folg. Er wur­de zum Un­ter­prä­fek­ten des Ar­ron­dis­se­ment Bonn er­nannt und hat­te da­mit das zweit­höchs­te Amt – er trat es am 6.6.1802 an – im ge­sam­ten De­par­te­ment in­ne. Wäh­rend sei­ner Amts­zeit als Bür­ger­meis­ter ging es den Men­schen in Bonn ver­hält­nis­mä­ßig gut, da die Kont­ri­bu­ti­ons­las­ten stark ver­rin­gert wor­den wa­ren und kei­ne Ar­mee in der Stadt ein­quar­tiert war.

Eich­hoff war nicht nur ei­ner der mäch­tigs­ten Män­ner der neu­en Herr­schaft, son­dern auch de­ren loya­ler Re­prä­sen­tant. So ver­lang­te er et­wa am 9.4.1801 – un­mit­tel­bar nach dem Frie­den von Lun­é­vil­le, auf dem völ­ker­recht­lich die fran­zö­si­sche An­nek­ti­on des Rhein­lan­des an­er­kannt wor­den war –, dass die Bür­ger­schaft ein Te­de­um we­gen des ge­schlos­se­nen Frie­dens sin­gen soll­te. Die Bür­ger­schaft kam die­ser Auf­for­de­rung je­doch nicht nach; man em­pör­te sich zu­dem über sei­ne zu­neh­men­de Ei­tel­keit und Ar­ro­ganz. So wei­ger­te sich Eich­hoff et­wa beim Kirch­be­such, sei­ne Fin­ger ins Weih­was­ser­be­cken zu tau­chen. Statt­des­sen ließ er das ei­nen Die­ner tun, an des­sen Fin­ger er an­schlie­ßend mit den sei­nen tipp­te. Auch knie­te er in der Kir­che nicht auf dem nack­ten Stein, son­dern auf ei­nem mit Da­mast­pols­ter über­zo­ge­nen Bet­stuhl.

Na­po­le­on (1769-1821) ent­zog ihm je­doch be­reits im Sep­tem­ber 1804 bei ei­nem Be­such in Bonn al­le Äm­ter. Eich­hoff war bei ihm wohl aus zwei Grün­den in Un­gna­de ge­fal­len: 1. Als der Kai­ser sich über Eich­hoffs Vor­le­ben er­kun­dig­te, hat er mög­li­cher­wei­se et­was höh­nisch von ei­nem Bon­ner Bür­ger er­fah­ren, Eich­hoff sei nur ein ein­fa­cher Mund­koch ge­we­sen. Na­po­le­on miss­fiel wohl auch das herr­schaft­li­che Auf­tre­ten des Un­ter­prä­fek­ten. 2. Als un­ge­schick­ter Rei­ter war Eich­hoff bei ei­nem ge­mein­sa­men Aus­ritt vom Pferd ge­stürzt, was bei dem Feld­herrn und ge­üb­ten Rei­ter Na­po­le­on ei­nen schlech­ten Ein­druck hin­ter­las­sen hat­te. Am 17.10.1804 wur­de Pe­ter Jo­seph Ma­ria Boos­feld (1750-1819) als neu­er Un­ter­prä­fekt ein­ge­setzt.

Doch be­reits 1805 wur­de Eich­hoff als In­spek­tor bei der neu be­grün­de­ten fran­zö­si­schen Rhein­schiff­fahrts-Ok­troi (Ver­wal­tung) ein­ge­stellt. 1811 stieg er zum Ge­ne­ral­di­rek­tor mit Dienst­sitz in Köln auf. Er rich­te­te ent­lang des Rheins bis hin­un­ter nach Ams­ter­dam zahl­rei­che Un­ter­be­hör­den ein.

Nicht zu­letzt auf­grund sei­ner vie­len Ver­öf­fent­li­chun­gen zur Rhein­schiff­fahrt, in de­nen er sich be­son­ders für den Ab­bau von Zöl­len und an­de­ren Be­schrän­kun­gen des frei­en Han­dels aus­sprach, galt Eich­hoff als Ex­per­te auf die­sem Ge­biet. Da­her wur­de er 1814/1815 als Sach­ver­stän­di­ger für Rhein­schiff­fahrts- und Zol­lan­ge­le­gen­hei­ten auf den Wie­ner Kon­gress ein­ge­la­den. Dort setz­te er sich für ei­ne voll­stän­dig zoll­freie Rhein­schiff­fahrt ein, je­doch oh­ne Er­folg. Das Amt des Ge­ne­ral­di­rek­tors üb­te er fort­an nicht mehr aus. In Wien hat­te er im Üb­ri­gen auch sei­nen Ju­gend­freund Beet­ho­ven wie­der­ge­trof­fen.

Jo­hann Jo­seph Eich­hoff pro­fi­tier­te enorm von der Sä­ku­la­ri­sa­ti­on mit dem Ver­kauf kirch­li­cher Be­sitz­tü­mer in den links­rhei­ni­schen De­par­te­ments 1802. Er galt als ei­ner der grö­ß­ten Auf­käu­fer von Grund­stü­cken aus dem Be­sitz des Köl­ner Kle­rus und er­warb durch Im­mo­bi­li­en­han­del ein be­trächt­li­ches Ver­mö­gen. Er wur­de ei­ner der grö­ß­ten Kunst­samm­ler und Mä­zen im Rhein­land, der auch die Wirt­schaft, für de­ren Li­be­ra­li­sie­rung er stets ein­trat, un­ter­stütz­te. Er starb am 2.12.1827 auf sei­nem Land­gut in Kes­se­nich (heu­te Stadt Bonn). Sein Grab be­fin­det sich auf dem Al­ten Fried­hof in Kes­se­nich. Sein jüngs­ter Sohn Pe­ter Jo­seph (1790-1866) wur­de spä­ter Prä­si­dent der ös­ter­rei­chi­schen Hof­kam­mer und 1836 in den Frei­her­ren­stand er­ho­ben.

Werke

Mé­moi­re sur les quat­re dé­par­te­mens réu­nis de la ri­ve gau­che du Rhin, sur le com­mer­ce et les doua­nes de ce fleuve, Pa­ris 1802. 
Ana­ly­ti­scher Ent­wurf ei­ner Samm­lung von Ab­hand­lun­gen und Auf­sät­zen über die Schiff­fahrt, Po­li­zei und Hand­lung des Rhein­stro­mes, Mainz 1812.
To­po­gra­phisch-sta­tis­ti­sche Dar­stel­lung des Rheins mit vor­züg­li­cher Rück­sicht auf des­sen Schiff­fahrt und Hand­lung, Köln 1814.
Be­trach­tun­gen über den XIX. Ar­ti­kel der deut­schen Bun­des­ak­te, Wies­ba­den 1820.

Quellen

Han­sen, Jo­seph, Quel­len zur Ge­schich­te des Rhein­lan­des im Zeit­al­ter der fran­zö­si­schen Re­vo­lu­ti­on 1780-1801, 4 Bän­de, Bonn 1931-1938, Nach­druck Düs­sel­dorf 2003.

Literatur

Brau­bach, Max, Neue Fun­de und Bei­trä­ge zur Kul­tur­ge­schich­te Kur­k­ölns im aus­ge­hen­den 18. Jahr­hun­dert, in: An­na­len des His­to­ri­schen Ver­eins für den Nie­der­rhein 149/150 (1950/51), S. 74-180, bes. S. 167-168.
Brau­bach, Max, Von den Men­schen und dem Le­ben in Bonn zur Zeit des jun­gen Beet­ho­ven und der Ba­bet­te Koch-Bel­der­busch. Neue For­schungs­er­kennt­nis­se, in: Bon­ner Ge­schichts­blät­ter 23 (1969), S. 51-121.
Gutz­mer, Karl, Jo­hann Pe­ter Eich­hoff. Ein rhei­ni­sche Re­pu­bli­ka­ner (1755-1825), in: En­nen, Edith/ Höroldt, Diet­rich (Hg.), Aus Ge­schich­te und Volks­kun­de von Stadt und Raum Bonn. Fest­schrift Jo­seph Dietz zum 80. Ge­burts­tag am 8. April 1973, Bonn 1973, S. 233-251.
Hes­se, Wer­ner, Ge­schich­te der Stadt Bonn wäh­rend der fran­zö­si­schen Herr­schaft (1792-1815), Bonn 1879, on­line: http://ar­chi­ve.org/stream/ge­schich­te­der­s­t00hess­goo­g#pa­ge/n16/mo­de/2up [27.9.2012].

Online

Brau­bach, Max, Jo­hann Jo­seph Eich­hoff, in: Neue Deut­sche Bio­gra­phie (NDB). Band 4, 1959, S. 375.

 
Zitationshinweis

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Schlöder, Christian, Johann Joseph Eichhoff, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/johann-joseph-eichhoff-/DE-2086/lido/57c69f159a1fa0.40276060 (abgerufen am 07.12.2024)