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Johann Joseph Eichhoff hatte als Bürgermeister von Bonn, Unterpräfekt des Arrondissement Bonn und Generaldirektor der Rheinschifffahrtverwaltung unter der französischen Herrschaft im Rheinland Karriere gemacht, ehe er in seinen letzten Lebensjahren als Kunstsammler und Mäzen hervortrat.
Johann Joseph Eichhoff wurde als Sohn den kurfürstlichen Mundkochs Johann August Eichhoff (1725-1782) und seiner Frau Maria Magdalena Farber (1726-1803), die am 12.6.1752 in Bonn geheiratet hatten, am 18.5.1762 in der Pfarrkirche St. Remigius zu Bonn getauft. Am 9.11.1782 heiratete er in Bonn die Hofsängerin Eva Franziska Grau (1755-1822). Der erste Sohn Johannes Augustus wurde am 13.1.1785, der zweite Sohn Johannes Franz Rudolph am 25.6.1787 und der dritte Sohn Peter Joseph am 16.4.1790 in Bonn getauft. Weitere Kinder sind nicht bekannt.
Johann Joseph Eichhoff trat zunächst in die Fußstapfen seines Vaters und wurde 1781 kurfürstlicher Mundkoch in Bonn. Im Auftrag des Kurfürsten Max Friedrich reiste er regelmäßig nach Paris, um dort die französische Küche zu erlernen. Daher sprach er sehr gut französisch. Den ungeliebten Beruf als Mundkoch musste er bis 1790 ausüben, als er das Kaufwarengeschäft seines Schwiegervaters übernahm. Bereits während seiner Tätigkeit am Hof hatte er in der Bonner Josephstraße nebenbei ein Kolonialwarengeschäft betrieben.
Er wurde als „Desiderius“ Mitglied im Illuminatenorden und setzte sich energisch für die Ziele der Aufklärung ein. Im Illuminatenstreit von 1784 bezog er gegen den Lokaloberen Christian Neefe (1748-1798) Stellung – er war keineswegs nur der kleine Bruder des bekannten Publizisten Peter Joseph Eichhoff. Während der 1780er Jahre bildete er sich autodidaktisch fort, insbesondere in Recht und Ökonomie. Er war aber auch für die schönen Künste aufgeschlossen, Ludwig van Beethoven zählte zeitlebens zu seinen engen Freunden.
Am 8.12.1794 begann Eichhoffs steile Karriere unter den französischen Besatzern mit der Ernennung zum Nationalagenten. Ihm oblag die Überwachung der Verwaltung sowie der Gerichte in der Bezirksverwaltung der linksrheinischen kurkölnischen Lande. Gleichwohl er vom Großteil der Bevölkerung in erster Linie als Vertreter der Besatzungsmacht wahrgenommen wurde, setzte er sich als Nationalagent energisch für die kurkölnischen Lande ein. Er versuchte mehrmals, auch auf Dienstreisen in Paris, die Kontributionen für die Bestreitung der Verwaltung im Land selbst einsetzen zu dürfen und nicht nach Paris abführen zu müssen. Außerdem trat er öfters grundsätzlich für eine Verringerung der Kontributionslast ein.
Am 10. und 25.2.1795 wurde auf Eichhoffs Betreiben hin die Kontribution – auch angesichts der herrschenden Teuerungskrise – von 25 Millionen auf 8 Millionen Livre ermäßigt. Der kölnische Klerus war jedoch mit dem Verteilungsschlüssel der Bonner Bezirksregierung nicht einverstanden, wonach der Klerus sechs Zehntel des gesamten Beitrags der Bezirksregierung in Höhe von 2,5 Millionen Livre zu entrichten hatte, der Adel drei Zehntel und der Dritte Stand nur ein Zehntel. Beschwerden des Klerus bei der Zentralverwaltung des Roer-Departements in Aachen blieben erfolglos. Eichhoff setzte sich im Februar und März 1796 dafür ein, dass die neue Zentralverwaltung, die anstelle der Bezirksverwaltungen im besetzten linksrheinischen Gebiet eingeführt wurde, statt in Aachen künftig ihren Sitz in Bonn haben solle. Als er das nicht durchsetzen konnte, legte er sein Amt als Nationalagent am 23.3.1796 nieder.
1799 wurde er Gemeindemitglied in der Bonner Munizipalität, bevor er am 25.11.1800 zum Maire (Bürgermeister) von Bonn ernannt und am 10.1.1801 feierlich in das neue Amt durch den Präfekten eingeführt wurde. Wie in den vergangenen Jahren, fuhr er regelmäßig nach Paris, um sich für die Belange seiner Heimatstadt zu engagieren. Auch wenn es ihm nicht gelang, den Appellhof in Bonn zu erhalten, war zumindest eine Reise im Frühjahr 1802 ein persönlicher Erfolg. Er wurde zum Unterpräfekten des Arrondissement Bonn ernannt und hatte damit das zweithöchste Amt – er trat es am 6.6.1802 an – im gesamten Departement inne. Während seiner Amtszeit als Bürgermeister ging es den Menschen in Bonn verhältnismäßig gut, da die Kontributionslasten stark verringert worden waren und keine Armee in der Stadt einquartiert war.
Eichhoff war nicht nur einer der mächtigsten Männer der neuen Herrschaft, sondern auch deren loyaler Repräsentant. So verlangte er etwa am 9.4.1801 – unmittelbar nach dem Frieden von Lunéville, auf dem völkerrechtlich die französische Annektion des Rheinlandes anerkannt worden war –, dass die Bürgerschaft ein Tedeum wegen des geschlossenen Friedens singen sollte. Die Bürgerschaft kam dieser Aufforderung jedoch nicht nach; man empörte sich zudem über seine zunehmende Eitelkeit und Arroganz. So weigerte sich Eichhoff etwa beim Kirchbesuch, seine Finger ins Weihwasserbecken zu tauchen. Stattdessen ließ er das einen Diener tun, an dessen Finger er anschließend mit den seinen tippte. Auch kniete er in der Kirche nicht auf dem nackten Stein, sondern auf einem mit Damastpolster überzogenen Betstuhl.
Napoleon (1769-1821) entzog ihm jedoch bereits im September 1804 bei einem Besuch in Bonn alle Ämter. Eichhoff war bei ihm wohl aus zwei Gründen in Ungnade gefallen: 1. Als der Kaiser sich über Eichhoffs Vorleben erkundigte, hat er möglicherweise etwas höhnisch von einem Bonner Bürger erfahren, Eichhoff sei nur ein einfacher Mundkoch gewesen. Napoleon missfiel wohl auch das herrschaftliche Auftreten des Unterpräfekten. 2. Als ungeschickter Reiter war Eichhoff bei einem gemeinsamen Ausritt vom Pferd gestürzt, was bei dem Feldherrn und geübten Reiter Napoleon einen schlechten Eindruck hinterlassen hatte. Am 17.10.1804 wurde Peter Joseph Maria Boosfeld (1750-1819) als neuer Unterpräfekt eingesetzt.
Doch bereits 1805 wurde Eichhoff als Inspektor bei der neu begründeten französischen Rheinschifffahrts-Oktroi (Verwaltung) eingestellt. 1811 stieg er zum Generaldirektor mit Dienstsitz in Köln auf. Er richtete entlang des Rheins bis hinunter nach Amsterdam zahlreiche Unterbehörden ein.
Nicht zuletzt aufgrund seiner vielen Veröffentlichungen zur Rheinschifffahrt, in denen er sich besonders für den Abbau von Zöllen und anderen Beschränkungen des freien Handels aussprach, galt Eichhoff als Experte auf diesem Gebiet. Daher wurde er 1814/1815 als Sachverständiger für Rheinschifffahrts- und Zollangelegenheiten auf den Wiener Kongress eingeladen. Dort setzte er sich für eine vollständig zollfreie Rheinschifffahrt ein, jedoch ohne Erfolg. Das Amt des Generaldirektors übte er fortan nicht mehr aus. In Wien hatte er im Übrigen auch seinen Jugendfreund Beethoven wiedergetroffen.
Johann Joseph Eichhoff profitierte enorm von der Säkularisation mit dem Verkauf kirchlicher Besitztümer in den linksrheinischen Departements 1802. Er galt als einer der größten Aufkäufer von Grundstücken aus dem Besitz des Kölner Klerus und erwarb durch Immobilienhandel ein beträchtliches Vermögen. Er wurde einer der größten Kunstsammler und Mäzen im Rheinland, der auch die Wirtschaft, für deren Liberalisierung er stets eintrat, unterstützte. Er starb am 2.12.1827 auf seinem Landgut in Kessenich (heute Stadt Bonn). Sein Grab befindet sich auf dem Alten Friedhof in Kessenich. Sein jüngster Sohn Peter Joseph (1790-1866) wurde später Präsident der österreichischen Hofkammer und 1836 in den Freiherrenstand erhoben.
Werke
Mémoire sur les quatre départemens réunis de la rive gauche du Rhin, sur le commerce et les douanes de ce fleuve, Paris 1802.
Analytischer Entwurf einer Sammlung von Abhandlungen und Aufsätzen über die Schifffahrt, Polizei und Handlung des Rheinstromes, Mainz 1812.
Topographisch-statistische Darstellung des Rheins mit vorzüglicher Rücksicht auf dessen Schifffahrt und Handlung, Köln 1814.
Betrachtungen über den XIX. Artikel der deutschen Bundesakte, Wiesbaden 1820.
Quellen
Hansen, Joseph, Quellen zur Geschichte des Rheinlandes im Zeitalter der französischen Revolution 1780-1801, 4 Bände, Bonn 1931-1938, Nachdruck Düsseldorf 2003.
Literatur
Braubach, Max, Neue Funde und Beiträge zur Kulturgeschichte Kurkölns im ausgehenden 18. Jahrhundert, in: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 149/150 (1950/51), S. 74-180, bes. S. 167-168.
Braubach, Max, Von den Menschen und dem Leben in Bonn zur Zeit des jungen Beethoven und der Babette Koch-Belderbusch. Neue Forschungserkenntnisse, in: Bonner Geschichtsblätter 23 (1969), S. 51-121.
Gutzmer, Karl, Johann Peter Eichhoff. Ein rheinische Republikaner (1755-1825), in: Ennen, Edith/ Höroldt, Dietrich (Hg.), Aus Geschichte und Volkskunde von Stadt und Raum Bonn. Festschrift Joseph Dietz zum 80. Geburtstag am 8. April 1973, Bonn 1973, S. 233-251.
Hesse, Werner, Geschichte der Stadt Bonn während der französischen Herrschaft (1792-1815), Bonn 1879, online: http://archive.org/stream/geschichtederst00hessgoog#page/n16/mode/2up [27.9.2012].
Online
Braubach, Max, Johann Joseph Eichhoff, in: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, 1959, S. 375.
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Schlöder, Christian, Johann Joseph Eichhoff, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/johann-joseph-eichhoff-/DE-2086/lido/57c69f159a1fa0.40276060 (abgerufen am 07.12.2024)