René Deltgen

Schauspieler (1909-1979)

Birgit Bernard (Heidelberg)

Porträtfoto von René Deltgen, undatiert. (Rheinisches Bildarchiv | rba_d055691 | https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/40035716)

Der aus Lu­xem­burg stam­men­de Schau­spie­ler Re­né Deltgen war ei­ner der be­deu­tends­ten deutsch­spra­chi­gen Schau­spie­ler des 20. Jahr­hun­derts. Er war glei­cher­ma­ßen er­folg­reich auf der Büh­ne, beim Film so­wie in Hör­funk- und Fern­seh­pro­duk­tio­nen.

Re­né Deltgen stamm­te aus Esch-sur-Al­zet­te, ei­ner Klein­stadt im Gro­ßher­zog­tum Lu­xem­burg. Hier wur­de er am 30.4.1909 als Sohn von Ma­thi­as Deltgen (1877-1969) und sei­ner Frau Ka­tha­ri­na, ge­bo­re­ne Pütz (1881-1957), ge­bo­ren. Deltgens Va­ter be­stritt den Le­bens­un­ter­halt der Fa­mi­lie als Che­mi­ker beim Escher Stahl­werk der AR­BED (Acié­ries Ré­unies de Bur­bach-Eich-Du­de­lan­ge).

Deltgen be­such­te die Volks­schu­le in sei­nem Hei­mat­ort, was ihm nach ei­ge­nem Be­kun­den kein son­der­li­ches Ver­gnü­gen be­rei­te­te, und an­schlie­ßend bis zum Ab­itur die dor­ti­ge In­dus­trie-und Han­dels­schu­le. Er sei ein wil­des Kind ge­we­sen, sag­te er über sich, ein ech­ter Rauf­bold, und ob­wohl er ers­te schau­spie­le­ri­sche Ver­su­che in ei­nem Thea­ter­ver­ein un­ter­nahm, ha­be er sich als Ju­gend­li­cher doch eher für De­tek­tiv­fil­me im Ki­no in­ter­es­siert. An­de­rer­seits, so Deltgen, sei er aus Er­man­ge­lung ei­nes lu­xem­bur­gi­schen Na­tio­nal­thea­ters erst nach dem Be­such von Gast­spie­len gro­ßer deut­scher Büh­nen, un­ter an­de­rem des Köl­ner Schau­spiel­hau­ses, vom Thea­ter fas­zi­niert ge­we­sen. Auf die Idee, Schau­spie­ler zu wer­den, kam er durch die An­non­ce der Köl­ner Schau­spiel­schu­le, die er zu­fäl­li­ger­wei­se in ei­ner Zei­tung ent­deck­te. Ge­gen den ent­schie­de­nen Wi­der­stand der El­tern be­harr­te er auf sei­nem Be­rufs­wunsch: Ich ver­kauf­te mein Fahr­rad, mei­ne Bü­cher, all mei­ne Ha­be und fuhr [1927] nach Köln.[1] 

Der Re­gis­seur Al­fons Go­dard (1886-1959) er­in­nert sich an ei­nen ge­hemm­ten und be­schei­de­nen jun­gen Mann. Von der mit Ver­ve vor­ge­tra­ge­nen Bal­la­de, die Deltgen zum Vor­spre­chen aus­ge­wählt hat­te, ha­be er al­ler­dings nichts ver­stan­den, denn Deltgen sprach Lu­xem­bur­gisch. Ich hat­te kein Wort ver­stan­den und sag­te nur: ‚Sie kön­nen ja nicht rich­tig Deutsch spre­chen. Wo kom­men Sie denn her? Auch Schau­spiel­in­ten­dant Theo Mo­des (1888-1962) sei nicht eben be­geis­tert ge­we­sen und ha­be ver­ständ­nis­los ge­fragt, Go­dard, was wol­len Sie denn mit dem? Der kann doch nicht ein­mal rich­tig Deutsch.[2] 

Die In­ten­si­tät sei­nes Vor­trags ha­be sie je­doch über­zeugt, und Deltgen recht­fer­tig­te das in ihn ge­setz­te Ver­trau­en. Nach kur­zer Zeit er­hielt er be­reits sei­ne ers­ten klei­nen Sprech­rol­len, und am 12.1.1928 wur­de sein Na­me erst­mals auf ei­nem Pro­gramm­zet­tel ge­nannt.

Die Kos­ten für die zwei­jäh­ri­ge Aus­bil­dung an der Köl­ner Schau­spiel­schu­le be­tru­gen bei sei­ner Auf­nah­me 400 Reichs­mark jähr­lich. Da Deltgen weit­ge­hend mit­tel­los war, er­hielt er ei­ne hal­be Frei­stel­le, den­noch litt er un­ter chro­ni­schem Geld­man­gel. Da­her re­zi­tier­te er bei „Hei­mat­aben­den“ und schrieb Ge­dich­te und Ar­ti­kel für Köl­ner und Lu­xem­bur­ger Zei­tun­gen.

Nach der Be­en­di­gung sei­ner Schau­spiel­aus­bil­dung wur­de Deltgen im Sep­tem­ber 1929 mit ei­nem Drei­jah­res­ver­trag über­nom­men. Lo­ben­de Kri­ti­ken er­hielt er im März 1930 für sei­ne Dar­stel­lung des Ha­ken­fin­ger­ja­kobs in der „Drei­gro­schen­oper“ von Ber­tolt Brecht (1898-1956) un­ter der Re­gie von Go­dard. Im Fe­bru­ar 1931 ge­lang ihm der künst­le­ri­sche Durch­bruch in der Ti­tel­rol­le von Fried­rich Forsters (1895-1958) Stück „Der Grau­e“. End­gül­tig ar­ri­viert war er, als ihm der re­nom­mier­te Thea­ter­kri­ti­ker Her­bert Ihe­ring (1888-1977) im Fe­bru­ar 1932 be­schei­nig­te: „Ein gro­ßes und per­sön­li­ches Ta­lent scheint Re­né Deltgen zu sein“ und ihm ei­ne gro­ße Zu­kunft vor­aus­sag­te.[3] 

In Köln lern­te Deltgen als jun­ger Mann Büh­nen­grö­ßen der da­ma­li­gen Zeit ken­nen, die Gast­spie­le am Rhein ga­ben, wie At­ti­la Hör­bi­ger (1896-1987), He­le­ne Thi­mig (1889-1974) oder Paul We­ge­ner (1874-1948). Im Ju­ni 1928 stand der 19-Jäh­ri­ge mit Kä­the Dorsch (1890-1957) in Carl Zuck­may­ers „Schin­der­han­nes“ auf der Büh­ne, we­nig spä­ter kam Til­la Du­rieux (1880-1971) zu ei­nem Gast­spiel nach Köln.

Im März 1929 spiel­te Deltgen den Ers­ten Mör­der in „Kö­nig Ri­chard III.“ von Shake­speare (1564-1616). Es war sein De­büt als Bö­se­wicht, ei­ne Rol­le, die er in den fol­gen­den Jahr­zehn­ten im­mer wie­der ver­kör­pern soll­te. Bis zum En­de sei­nes Köl­ner En­ga­ge­ments im Jah­re 1935 trat er in 65 ver­schie­de­nen Rol­len auf. 

Ab­ge­se­hen da­von wur­de er fall­wei­se zu Hör­spiel­pro­duk­tio­nen der West­deut­schen Rund­funk AG (WER­AG) her­an­ge­zo­gen. Ein An­knüp­fungs­punkt er­gab sich al­lein schon durch Deltgens gro­ße Lei­den­schaft, den Fuß­ball. So ge­hör­te er et­wa zur „Büh­ne-Funk-El­f“, in der Kol­le­gen von Thea­ter und Ra­dio ge­mein­sam Fuß­ball spiel­ten. Die­se Tra­di­ti­on führ­te er auch En­de der 1940er Jah­re bei sei­ner Rück­kehr nach Köln fort, jetzt in der (N)WDR-Pro­mi­nen­ten­mann­schaft un­ter an­de­rem zu­sam­men mit den Re­por­tern und Re­dak­teu­ren Kurt Brum­me o­der Franz Win­ter (1914-2003) un­d Bern­hard Ernst als Schieds­rich­ter. Als er sich im Jah­re 1950 ei­ne Ver­let­zung beim Fuß­ball zu­zog, ent­ließ es sich am Abend selbst aus dem Kran­ken­haus, um im Gips­ver­band auf der Büh­ne zu ste­hen – aus Angst, man wer­de ihm am Thea­ter am En­de das Fuß­ball­spie­len ver­bie­ten. Nach der Vor­stel­lung be­gab er sich zu­rück ins Hos­pi­tal.

Die Zu­sam­men­ar­beit mit der WER­AG dürf­te Deltgen al­lein aus fi­nan­zi­el­len Grün­den will­kom­men ge­we­sen ein – der Köl­ner Rund­funk­sen­der war be­kannt für über­durch­schnitt­li­che Ga­gen. Bis 1933 ist sei­ne Mit­wir­kung in fünf Pro­duk­tio­nen nach­ge­wie­sen, dar­un­ter drei Hör­spie­lin­sze­nie­run­gen des In­ten­dan­ten Ernst Hardt, be­gin­nend mit „Gas“ von Ge­org Kai­ser (1878-1945) am 27.11.1928.

Schon zu Be­ginn sei­ner Büh­nen­kar­rie­re äu­ßer­te sich Deltgen pro­gram­ma­tisch zum zeit­ge­nös­si­schen Thea­ter. So lehn­te er so­wohl die Tren­nung von Büh­ne und Zu­schau­er­raum ab als auch Ex­pe­ri­men­tel­les als l’art pour l’art. Ge­ra­de Letz­te­res soll­te für Deltgens Ar­beit als Re­gis­seur nach dem Zwei­ten Welt­krieg kenn­zeich­nend sein und ihn mit dem WER­AG-In­ten­dan­ten Ernst Hardt ver­bin­den.

Über den Vor­gang der Er­ar­bei­tung ei­ner neu­en Rol­le äu­ßer­te er in der Rück­schau: Das Ein­tau­chen in ei­ne an­de­re Iden­ti­tät ist ein höchst kom­pli­zier­ter, an­stren­gen­der und schwer er­klär­ba­rer Vor­gang. […] Ei­ne Rol­le, die mich in­ter­es­siert – und an­de­re ha­be ich ei­gent­lich nie ge­spielt -, ist wie ei­ne frem­de Per­son, die um mich her­um­geht und kein Wort spricht, wäh­rend ich stän­dig ver­su­che, Kon­takt mit ihr zu be­kom­men. Die ein­zi­ge Mög­lich­keit ist selbst­ver­ständ­lich der Text […]. Ich su­che die­se Fi­gur, die sich wie hin­ter Ne­bel­schwa­den vor mir ver­steckt. Ich ver­su­che ih­rer hab­haft zu wer­den und in sie hin­ein­zu­krie­chen. Das führt dann oft da­zu, daß ich nachts nicht schla­fen kann und bis mor­gens drei, vier Uhr her­um­wan­de­re, ver­folgt von mei­nen Ge­dan­ken… Ha­be ich Zu­gang zu ei­ner Rol­le ge­fun­den, se­he ich die Fi­gur le­ben­dig vor mir. Ich weiß, wie die­ser Mensch spricht und wie er sich be­wegt.[4]

Auch in pri­va­ter Hin­sicht spiel­te Köln zeit­le­bens ei­ne be­son­de­re Rol­le für Deltgen. Ob­wohl er sei­nem Selbst­ver­ständ­nis nach ein „Escher Jon­g“ blieb, war Köln für ihn Wahl- und zwei­te Hei­mat. Im­mer wie­der kehr­te er zu län­ge­ren En­ga­ge­ments oder Gast­spie­len an den Rhein zu­rück, Köln war ei­ne Kon­stan­te im Le­ben des um­trie­bi­gen, rast­lo­sen und viel­be­schäf­tig­ten Re­né Deltgen.

Hier spiel­te er zum ers­ten Mal sei­ne Pa­ra­de­rol­le als Flie­ger­ge­ne­ral Har­ras in „Des Teu­fels Ge­ne­ral“ von Carl Zuck­may­er, knüpf­te le­bens­lan­ge Freund­schaf­ten zu dem Schau­spie­ler Jo­chen Poel­zig (ge­stor­ben 1946) und zu dem WER­AG-In­ten­dan­ten Ernst Hardt. Und hier mach­te er nicht zu­letzt die Be­kannt­schaft mit der aus Köln stam­men­den Schau­spiel­kol­le­gin und Ab­sol­ven­tin der Schau­spiel­schu­le, Eli­sa­beth („El­si“) Sche­rer (1914-2013), sei­ner ers­ten Frau. Mit sei­ner zwei­ten Frau Ani­ta Ire­ne („Re­née“) d’Orio (1938-2022) und der 1962 ge­bo­re­nen Toch­ter leb­te er bis zu sei­nem Tod in der Köl­ner Alt­stadt. Mit der Spiel­zeit 1934/1935 en­de­te Deltgens En­ga­ge­ment in Köln.

Im Mai 1934 hei­ra­te­ten Re­né Deltgen und El­si Sche­rer. Aus der Ehe gin­gen drei Kin­der her­vor: Mat­thi­as Pier­re (ge­bo­ren 1936), Flo­ri­an (ge­bo­ren 1940) und Kat­rin (ge­bo­ren 1943). Die Ehe wur­de 1949 ge­schie­den.

Im Sep­tem­ber 1935 wech­sel­te Deltgen mit ei­nem Drei­jah­res­ver­trag an die Städ­ti­schen Büh­nen in Frank­furt am Main. Den Ver­trag hat­te er be­reits un­ter­schrie­ben, be­vor ihn ein An­ge­bot des Deut­schen Thea­ters in Ber­lin er­reich­te. Deltgen lös­te ihn be­reits ein Jahr spä­ter auf zu­guns­ten ei­nes Wech­sels an die Volks­büh­ne Ber­lin zur Spiel­zeit 1936/1937. Hier gab er sei­nen Ein­stand als Franz Moor in Fried­rich Schil­lers (1759-1805) „Die Räu­ber“ an der Sei­te von Gus­tav Knuth (1901-1987). Im Som­mer 1937 gas­tier­te er in Shake­speares „Ro­meo und Ju­li­a“ mit Gi­se­la Uh­len (1919-2007) in der weib­li­chen Ti­tel­rol­le bei den Reichs­fest­spie­len in Hei­del­berg.

Im Jah­re 1941 wur­de „Faust I“ von Jo­hann Wolf­gang von Goe­the (1749-1832) in Ber­lin zeit­gleich am Staats­thea­ter und an der Volks­büh­ne auf­ge­führt. Wäh­rend Gus­taf Gründ­gens (1899-1963) den Me­phis­to als „in­tel­lek­tu­el­len Sa­lon­teu­fel“ gab, war Deltgens Me­phis­to nach Jean-Paul Raths Ur­teil „erd­ge­bun­de­ner“ und „ver­ei­nigt[e] so­wohl den flin­ken und agi­len Har­le­kin, der mit Witz und Bau­er­schläue aus­ge­stat­tet ist, über den auf­brau­send Ge­de­mü­tig­ten bis hin zum fie­sen In­tri­gan­ten, der scharf­sin­nig sei­ne zer­stö­re­ri­schen Zie­le ver­folgt.“[5] 

Deltgens Kar­rie­re beim Film ge­lang erst im drit­ten An­lauf. Be­reits im Fe­bru­ar 1931 hat­te er sei­nem Bru­der be­rich­tet, ein Agent des Film­kon­zerns Ufa sei auf dem Weg zu ihm nach Köln, um Mög­lich­kei­ten der Zu­sam­men­ar­beit aus­zu­lo­ten. Rück­bli­ckend äu­ßer­te er, es sei da­bei um ei­ne am En­de nicht rea­li­sier­te Ver­fil­mung von „Der Grau­e“ ge­gan­gen. Für ei­nen wei­te­ren Film, für den er eben­falls im Ge­spräch war, er­hielt er kei­nen Thea­ter­ur­laub.

Sein Film­be­düt gab Re­né Deltgen des­halb erst 1935 mit der Pro­duk­ti­on „Das Mäd­chen Jo­han­na“ (über Jean­ne d’Arc) an der Sei­te von Gus­taf Gründ­gens. Noch im sel­ben Jahr folg­te der Film „Ei­ner zu­viel an Bor­d“ mit Al­brecht Scho­en­hals (1888-1978), Lí­da Baa­ro­vá (1914-2000) und Wil­ly Bir­gel (1891-1973). 

Auf­grund sei­nes ath­le­ti­schen, durch­trai­nier­ten Kör­pers und sei­ner rau­en Stim­me ver­kör­per­te Deltgen in den fol­gen­den Jah­ren im­mer wie­der Aben­teu­rer, Spie­ler und Glücks­rit­ter, rup­pi­ge Ma­chos, kurz­um: Drauf­gän­ger, die sich um ge­sell­schaft­li­che Kon­ven­tio­nen nicht sche­ren. Und nicht zu­letzt Ar­tis­ten. Sel­ten nur wur­de er für Ko­mö­di­en en­ga­giert, und wenn, dann in der Rol­le des un­ge­schlach­ten Gro­bi­ans. Sei­nen Durch­bruch als Film­star er­reich­te er mit dem Film „Kau­tschuk“ von 1938 über ei­ne Ur­wald­ex­pe­di­ti­on; in „Kon­go“ von 1939 spiel­te er ei­nen Busch­pi­lo­ten, der mit Wil­ly Bir­gel um die Gunst der Haupt­dar­stel­le­rin Ma­ri­an­ne Hop­pe (1909-2002) kon­kur­riert.

Deltgens ver­mut­lich po­pu­lärs­ter Film in die­ser Ära war „Zir­kus Ren­z“ aus dem Jah­re 1943, der die per­sön­li­che Hit­lis­te sei­nes Film­schaf­fens an­führ­te. Für die Pro­duk­ti­on ließ er sich von ech­ten Ar­tis­ten an­lei­ten und trai­nier­te wo­chen­lang die Ar­beit un­ter der Zir­kus­kup­pel. Rück­bli­ckend mein­te er: Wenn ich nicht Schau­spie­ler ge­wor­den wä­re, wä­re ich si­cher Ar­tist ge­wor­den.[6]

Für den Film „Das gro­ße Spiel“ (1941/1942), in dem Deltgen – zum wah­ren Le­ben pas­send – ei­nen Mit­tel­stür­mer gab, er­hielt er so­gar Trai­nings­ein­hei­ten von Reichs­trai­ner Sepp Her­ber­ger (1897-1977) und stand mit „Gast­spie­lern“ wie Fritz Wal­ter (1920-2002) auf dem Platz.

Im Lau­fe sei­nes Le­bens spiel­te Deltgen in cir­ca 60 Spiel­fil­men und dreh­te bis 1945 mit wei­te­ren Film- und Thea­ter­grö­ßen wie Bri­git­te Hor­ney (1911-1988), Lu­cie Höf­lich (1883-1956), Hans Söhn­ker (1903-1981) und Bern­hard Mi­net­ti (1905-1998).

Am 20.4.1939 wur­de Deltgen zum Staats­schau­spie­ler er­nannt. Ge­gen En­de des Zwei­ten Welt­kriegs fin­det er sich auf der so ge­nann­ten „Gott­be­gna­de­ten-Lis­te“, das hei­ßt auf der Lis­te der Schau­spie­le­rin­nen und Schau­spie­ler, die für die Film­pro­duk­ti­on un­ent­behr­lich wa­ren. En­de der 1930er Jah­re in der Ka­te­go­rie der Spit­zen­stars an­ge­kom­men, ver­dien­te Deltgen bis zu 50.000 Reichs­mark pro Film. Hin­zu ka­men Ho­no­ra­re aus sei­ner Tä­tig­keit als Syn­chron­spre­cher. In den Jah­ren von 1936 bis 1939 wur­de er al­lein zehn­mal von der deut­schen Nie­der­las­sung der Me­tro Gold­wyn Mey­er ver­pflich­tet. Da­bei lieh er sei­ne Stim­me ins­be­son­de­re Spen­cer Tra­cey (1900-1967).

Ne­ben sei­ner Ar­beit am Thea­ter und beim Film ar­bei­te­te Deltgen wie be­reits in Köln für den Hör­funk in nach­weis­lich fünf Hör­spiel­pro­duk­tio­nen für den Deutsch­land­sen­der be­zie­hungs­wei­se den Reichs­sen­der Ber­lin. Be­gin­nend mit der In­sze­nie­rung „Ra­di­um“ von Gün­ter Eich (1907-1972) mit Eli­sa­beth Fli­cken­schildt (1905-1977) und Hein­rich Ge­or­ge (1893-1946), aus­ge­strahlt am 19.9.1937. 1939 wirk­te er in den Pro­duk­tio­nen des Deutsch­land­sen­ders „Su­e­z“ (6.10.1939) und „Opi­um“ (21.12.1939) mit.

Im No­vem­ber 1943 brach­te Deltgen sei­ne Fa­mi­lie vor den Luft­an­grif­fen auf die Reichs­haupt­stadt in das in der Nä­he von Ech­ter­nach in Lu­xem­burg ge­le­ge­ne Schloss Lau­ter­born in Si­cher­heit. Er selbst kehr­te nach Ber­lin zu­rück, dreh­te wei­ter und wur­de im Ja­nu­ar 1945 zu Tä­tig­kei­ten als Hilfs­kraft in ei­ne Bau- und Holz­hand­lung be­or­dert. Vor der Er­obe­rung Lu­xem­burgs durch die US Ar­my im Sep­tem­ber 1944 wur­de Deltgens Fa­mi­lie nach Oberst­dorf im All­gäu eva­ku­iert. Dort tra­fen sie sich im Früh­jahr 1945 wie­der.

Deltgens Frau Re­née sag­te über ihn, er sei ganz im Ge­gen­satz zu den Drauf­gän­gern, die er häu­fig spiel­te, ein „sehr in­tro­ver­tier­ter“ Mensch ge­we­sen, für den der Cha­rak­ter ei­nes Men­schen aus­schlag­ge­bend ge­we­sen sei, nicht Macht oder ge­sell­schaft­li­che Stel­lung.[7] 

Ab­seits der Büh­ne mied Deltgen das Ram­pen­licht, Gla­mour und Star­kult la­gen ihm nicht. Ge­sell­schaft­li­chen An­läs­sen in der Thea­ter- und Film­sze­ne ging er nach Mög­lich­keit aus dem Weg. In sei­ner Frei­zeit trieb er lie­ber Sport – ab­ge­se­hen vom Fuß­ball­spie­len box­te er und war ein be­geis­ter­ter Schwim­mer –, wid­me­te sich sei­ner Fa­mi­lie und sei­ner Mo­dell­ei­sen­bahn und fuhr nach Lu­xem­burg, wann im­mer es ihm sei­ne Zeit ge­stat­te­te.

Auch von der Ta­ges­po­li­tik hielt er sich fern. Deltgen war we­der Mit­glied der NS­DAP noch der „Volks­deut­schen Be­we­gun­g“ (VdB) Lu­xem­burgs. Er nahm vor­nehm­lich Rol­len in vor­der­grün­dig „un­po­li­ti­schen“ Un­ter­hal­tungs­fil­men an und mied ag­gres­si­ve an­ti­se­mi­ti­sche Pro­pa­gan­da oder Pro­duk­tio­nen, die die „Eu­tha­na­sie“ pro­pa­gier­ten. Ei­ne Mit­wir­kung an dem Hetz­film „Jud Süß“ (1940) ver­moch­te er sich zu ent­zie­hen. Für die Rol­le des Jo­seph Süß Op­pen­hei­mer, die schlie­ß­lich an Fer­di­nand Ma­ri­an (1902-1946) hän­gen blieb, war er un­ter an­de­rem ne­ben Gus­taf Gründ­gens, Wil­li Forst (1903-1980) und Paul Dah­l­ke (1904-1984) im Ge­spräch und ab­sol­vier­te im No­vem­ber 1940 Pro­be­auf­nah­men. Ma­ri­an äu­ßer­te spä­ter über das Cas­ting: „Es war der ein­zig da­ste­hen­de Kon­kur­renz­kampf von sechs Künst­lern, der schlech­tes­te zu sein.“[8] 

Nach Kriegs­en­de über­nahm El­si Sche­rer die Lei­tung des Oberst­dor­fer Bau­ern­thea­ters, wäh­rend sich Re­né Deltgen als Koch bei den fran­zö­si­schen Be­sat­zungs­trup­pen be­tä­tig­te und mit ei­ner Pfer­de­dres­sur Gast­spie­le bei ei­nem Schwei­zer Zir­kus gab. Zu­sam­men „tin­gel­te“ das Ehe­paar durch die Pro­vinz.

Im Sep­tem­ber 1945 be­fand sich Deltgen wie­der in Lu­xem­burg – im Ge­fäng­nis. Es ist nicht ganz klar, ob er aus­ge­lie­fert wur­de oder sich frei­wil­lig dort­hin be­gab, um sich dem ge­richt­li­chen Ver­fah­ren der „Epu­ra­ti­on“ zu stel­len, in dem der Vor­wurf der Kol­la­bo­ra­ti­on mit den Na­tio­nal­so­zia­lis­ten ver­han­delt wur­de. Da­bei wur­de ihm zur Last ge­legt, am 31.8.1940 ei­nen Auf­ruf in der Ta­ges­zei­tung „Lu­xem­burg Wort“ un­ter­zeich­net zu ha­ben, der of­fen für die Ein­glie­de­rung Lu­xem­burgs ins Deut­sche Reich plä­dier­te und im März 1941 ei­nen Auf­ruf an die Lu­xem­bur­ger Ju­gend­li­chen, sich der „Lu­xem­bur­ger Volks­ju­gend“ an­zu­schlie­ßen. Das Ver­fah­ren ge­gen ihn be­gann am 29.11.1945 und zog sich über fünf Mo­na­te hin. Ge­gen En­de des Pro­zes­ses brach er im Zeu­gen­stand zu­sam­men, zog sich auf die Aus­sa­ge zu­rück, er ha­be den Auf­ruf aus dem Jah­re 1940 nicht un­ter­schrie­ben, wäh­rend der Auf­ruf an die Ju­gend nach­träg­lich re­di­giert wor­den sei. Wie auch im­mer sich der Vor­gang zu­ge­tra­gen ha­ben mag, sein Image bei den Lu­xem­bur­ger Lands­leu­ten war in je­dem Fall be­schä­digt.

 

Das Ur­teil im Pro­zess er­ging am 30.4.1946. Ob­wohl der Staats­an­walt zu der An­sicht ge­langt war, Deltgen sei kein Na­zi ge­we­sen, hielt er ihn doch für schul­dig im Sin­ne der Kol­la­bo­ra­ti­on mit den Na­tio­nal­so­zia­lis­ten. Als „ge­fü­gi­ges Werk­zeug der Na­zi­pro­pa­gan­da“ wur­de er zu zwei Jah­ren Haft und zu ei­ner Geld­bu­ße von 100.000 Francs ver­ur­teilt. Au­ßer­dem wur­de ihm die lu­xem­bur­gi­sche Staats­bür­ger­schaft ent­zo­gen.[9] Bis zu de­ren Wie­der­er­lan­gung im Jah­re 1952 war Deltgen staa­ten­los. Um ei­nen deut­schen Pass hat­te er sich nie be­müht, we­der in der NS-Zeit, noch nach dem Schuld­spruch in Lu­xem­burg. Of­fen­bar ver­bü­ß­te Deltgen nur ei­nen Teil der Stra­fe, denn ein Auf­tritt im Stadt­thea­ter Kon­stanz ist für den 17.9.1946 be­legt.

Im Fe­bru­ar 1947 nahm er ein En­ga­ge­ment bei den Städ­ti­schen Büh­nen in Köln an, „die in den fol­gen­den zwei Jahr­zehn­ten zu Deltgens künst­le­ri­scher Hei­mat auf dem Thea­ter­sek­tor wer­den.“[10] Er bril­lier­te wie­der­um in „Des Teu­fels Ge­ne­ral“, aber auch in der Ti­tel­rol­le des Tartuf­fe im gleich­na­mi­gen Schau­spiel von Mo­liè­re (1622-1673). Es wur­de re­kord­ver­däch­ti­ge 133 Mal an den Köl­ner Kam­mer­spie­len auf­ge­führt und vom Pu­bli­kum auch bei Gast­spie­len am Deut­schen Schau­spiel­haus in Ham­burg und in Mün­chen am Staats­thea­ter ge­fei­ert. Die Ham­bur­ger Freie Pres­se be­fand gar: „Re­né Deltgen spielt ei­nen schlecht­hin ide­al zu nen­nen­den Tar­tüff.“[11] 

Im Ja­nu­ar 1965 be­gann sei­ne bis An­fang der 1970er Jah­re wäh­ren­de Zu­sam­men­ar­beit mit dem Tour­nee­thea­ter-En­sem­ble „büh­ne 64“. 1966 folg­te ei­ne Ver­pflich­tung an die Münch­ner Kam­mer­spie­le für die In­sze­nie­rung von Ha­rold Pin­ters (1930-2008) „Die Heim­kehr“, und in den Spiel­zei­ten 1966-1969 war er am Schau­spiel­haus Zü­rich en­ga­giert. „Von nun an pen­delt er zwi­schen den Städ­ten Zü­rich, Mün­chen und Köln stän­dig hin und her, mit ei­ner Rast­lo­sig­keit, die ihn schon öf­ters aus­zeich­ne­te: Al­lein für die Spiel­zeit 67/68 be­deu­tet dies fünf Pre­mie­ren in Zü­rich, zwei in Mün­chen und ei­ne Wie­der­auf­nah­me in Köln. Spä­ter kom­men noch Ham­burg [Tha­lia-Thea­ter] und [das Burg­thea­ter] Wien als wei­te­re Spiel­stät­ten hin­zu.“[12]

En­de der 1940er Jah­re be­ginnt auch Deltgens Tä­tig­keit als Re­gis­seur am Thea­ter. Bis 1975 in­sze­nier­te er 22 Stü­cke, ins­be­son­de­re aus der Zeit des Rea­lis­mus und Na­tu­ra­lis­mus, und in 16 die­ser Pro­duk­tio­nen spiel­te er selbst die Haupt­rol­le. Ab 1953 er­folg­te ei­ne An­nä­he­rung an zeit­ge­nös­si­sche Au­to­ren, be­gin­nend 1953 mit der In­sze­nie­rung von „End­sta­ti­on Sehn­such­t“ von Ten­nes­see Wil­liams (1911-1983). Es folg­ten un­ter an­de­rem „Got­tes Uto­pi­a“ von Ste­fan And­res im Jah­re 1961 in Köln und „Die Heim­kehr“ von Ha­rold Pin­ter am Schau­spiel­haus Zü­rich 1967.

Da­bei ist Deltgens Re­gie­ar­beit ge­kenn­zeich­net durch die Ab­leh­nung äs­the­ti­scher Ex­pe­ri­men­te und jed­we­der Art von Star­kult so­wie der In­stru­men­ta­li­sie­rung des Thea­ters zu po­li­ti­schen Zwe­cken, et­wa durch die Un­ter­bre­chung von Vor­stel­lun­gen durch die 68er-Be­we­gung zwecks Ver­le­sung po­li­ti­scher Ma­ni­fes­te.

Für ihn stan­den das Werk und die Leis­tung des En­sem­bles im Vor­der­grund, hin­ter die der Re­gis­seur, Haupt­dar­stel­ler oder an­de­re Mo­ti­ve zu­rück­zu­tre­ten hat­ten. In die­sem Sin­ne äu­ßer­te Erik Ode (1910-1983) nach Deltgens Tod: „Er ge­hör­te zu den we­ni­gen Men­schen in die­sem Be­ruf, die im­mer fair, an­stän­dig und kol­le­gi­al ar­bei­te­ten. Er spiel­te nie für sich al­lein – im­mer für den Part­ner mit.“[13]

Deltgens Kar­rie­re beim Film kam nach 1945 nur lang­sam wie­der in Gang. Er war zwar nach wie vor hoch­pro­duk­tiv, schaff­te es je­doch nicht mehr, sich in der Rie­ge der Spit­zen­stars zu eta­blie­ren. Gro­ße Rol­len wur­den ihm im­mer sel­te­ner an­ge­bo­ten. Deltgens Image als Aben­teu­rer, Drauf­gän­ger und har­ter Kerl wen­de­te sich nun ins Ge­gen­teil. Hel­den wa­ren jetzt, nach­dem die deut­sche Film­wirt­schaft ge­gen En­de der 1940er Jah­re wie­der Fahrt auf­nahm, beim weib­li­chen Pu­bli­kum nicht mehr ge­schätzt. Ge­fragt wa­ren jetzt smar­te­re Nach­wuchs­schau­spie­ler wie O. W. Fi­scher (1915-2004), Curd Jür­gens (1915-1982) oder Die­ter Bor­sche (1909-1982). Deltgen spiel­te wei­ter in Zir­kus-, Ar­tis­ten, Aben­teu­rer- und Exo­ten­fil­men wie „Der Ti­ger von Eschna­pur“ von Fritz Lang (1890-1976) und der Fort­set­zung „Das in­di­sche Grab­mal“ (1958/1959), doch selbst in sei­ner Pa­ra­de­rol­le als Flie­ger­ge­ne­ral Har­ras in Zuck­may­ers „Des Teu­fels Ge­ne­ral“ hat­te er nun bei dem Re­gis­seur Hel­mut Käut­ner das Nach­se­hen ge­gen­über Curd Jür­gens.

Zu­dem griff Deltgen in den 1950er Jah­ren eher auf be­währ­te Kon­tak­te zu­rück und dreh­te un­ter der Re­gie von Wolf­gang Lie­ben­ei­ner (1905-1987) „Kö­ni­gin Lui­se“ (1957) in der Rol­le Na­po­le­ons mit Ruth Leu­we­rik (1924-2016) oder mit Veit Har­lan (1899-1964) den Spiel­film „Ster­ne über Co­lom­bo“ (1953) mit Kris­ti­na Sö­der­baum (1912-2001) und Wil­ly Bir­gel. Jun­ge Re­gis­seu­re wie Wolf­gang Staud­te (1906-1984) oder Bern­hard Wi­cki (1919-2000) feh­len hin­ge­gen.

An­fang der 1960er Jah­re stell­te er fest: Man hat kei­ne Stof­fe mehr für mich. Jean Ga­bin und Spen­cer Tra­cey wür­den wahr­schein­lich in Deutsch­land auch spa­zie­ren ge­hen. Den deut­schen Film an sich be­trach­te­te er als fest­ge­fah­ren und ei­nen ziem­lich hoff­nungs­los[en] Fall.[14]

Deltgens Film­ga­gen wa­ren auch nach 1945 be­trächt­lich, be­lie­fen sich al­ler­dings zum Teil nur auf ein Vier­tel des­sen, was die neue Ge­ne­ra­ti­on an Film­stars wie Curd Jür­gens, O. W. Fi­scher oder Ma­ria Schell (1926-2005) ver­lan­gen konn­te. Oh­ne Zwei­fel war Deltgen als Film­schau­spie­ler nach wie vor er­folg­reich – das Thea­ter stand für ihn je­doch im­mer an ers­ter Stel­le. Als er das An­ge­bot er­hielt, an der Sei­te von Ri­chard Bur­ton (1925-1984) im Film „The Spy Ca­me In From The Col­d“ (1965) zu spie­len, lehn­te er zu­guns­ten ei­ner Thea­ter­tour­nee ab.

Ei­nem brei­ten Pu­bli­kum in Er­in­ne­rung ge­blie­ben ist Deltgen nicht zu­letzt durch die Ver­kör­pe­rung der Rol­le des He­x­ers im Film „Der He­x­er“ von 1964 und „Neu­es vom He­x­er“ von 1965 nach Ed­gar Wal­lace (1875-1932).

Im Ge­gen­satz zum deut­schen Film, den Deltgen ge­gen En­de der 1950er Jah­re in ei­ner Sack­gas­se sah, stand er dem neu­en Me­di­um Fern­se­hen grund­sätz­lich po­si­tiv ge­gen­über. Schon 1960-1962 er­scheint Deltgen in drei Fern­seh­spie­len auf der Matt­schei­be: 1960 in „Die Fried­hö­fe“ von Rolf Häd­rich (1931-2000), pro­du­ziert vom Hes­si­schen Rund­funk, 1961/1962 in der WDR-Pro­duk­ti­on „Ein ver­dien­ter Staats­man­n“ nach T. S. Eli­ot (1888-1965) mit Bern­hard Mi­net­ti und 1962 in er­neu­ter Zu­sam­men­ar­beit mit Häd­rich für den HR im Fern­seh­spiel „Der Ge­fan­ge­ne“ an der Sei­te von Die­ter Bor­sche.

In den bei­den letz­ten Jahr­zehn­ten sei­nes Le­bens kris­tal­li­sier­te sich ein neu­er Rol­len­typ für Deltgen her­aus. Nun spiel­te er Pa­tri­ar­chen, die ih­re Macht an­ge­sichts schwin­den­der Kräf­te im Al­ter zu ver­tei­di­gen ver­su­chen. Im Ge­gen­satz zu Schau­spiel­kol­le­gen wie Erik Ode (1910-1983) oder Horst Tap­pert ver­mied er es je­doch, sich auf Se­ri­en­rol­len fest­le­gen zu las­sen. Auch in die­sem Fall hat­te das Thea­ter für ihn Prio­ri­tät.

Ei­ne Aus­nah­me von der Se­ri­en­ab­sti­nenz mach­te er ge­gen En­de sei­nes Le­bens für die 26-tei­li­ge Fern­seh­se­rie „Hei­di“ (1978), in der er den Alp-Öhi ver­kör­pert. Im sel­ben Jahr be­ein­druck­te er zu­sam­men mit Bru­no Ganz (1941-2019) in der Pro­duk­ti­on von Wolf­gang Pe­ter­sen (1941-2022) mit dem Ti­tel „Schwarz und weiß wie Ta­ge und Näch­te“. Bis zu sei­nem Tod spiel­te Deltgen in ins­ge­samt 31 Fern­seh­pro­duk­tio­nen.

In Zu­sam­men­hang mit Deltgens um­fang­rei­cher Be­schäf­ti­gung im Hör­funk als Schau­spie­ler, Spre­cher oder Re­zi­ta­tor ist in ers­ter Li­nie sei­ne Pa­ra­de­rol­le als Pri­vat­de­tek­tiv Paul Temp­le zu nen­nen. Zahl­rei­che Staf­feln der be­lieb­ten Mehr­tei­ler nach den Ro­ma­nen von Fran­cis Durbridge (1912-1998) pro­du­zier­te der (N)WDR Köln vom 7.11.1949 bis zum 1.4.1966 mit Re­né Deltgen in der Haupt­rol­le.

Im Al­ter litt Re­né Deltgen an den Fol­gen ei­ner nicht aus­ge­heil­ten He­pa­ti­tis, die er sich mög­li­cher­wei­se bei Dreh­ar­bei­ten in den Tro­pen zu­ge­zo­gen hat­te. In der Fol­ge ent­wi­ckel­ten sich ei­ne Le­ber­zir­rho­se und ein Le­ber­kar­zi­nom. Deltgen starb am 29.1.1979 in Köln. Sein Grab be­fin­det sich auf dem Me­la­ten­fried­hof.

Im April 1979 wur­de er zum Eh­ren­mit­glied der Büh­nen der Stadt Köln er­nannt. Be­reits 1954 hat­te er den Deut­scher Film­preis als bes­ter Haupt­dar­stel­ler für die Pro­duk­ti­on „Weg oh­ne Um­kehr“ er­hal­ten und im Ju­ni 1978 das Film­band in Gold für sein Le­bens­werk.

Der Thea­ter­kri­ti­ker Gün­ther Rüh­le wür­dig­te ihn in ei­nem Nach­ruf in der „Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Zei­tun­g“: „Deltgen wur­de im­mer fei­ner, zu­rück­hal­ten­der, durch­sich­ti­ger im Spiel. […] Er spiel­te gern Bru­ta­li­tät, Schlä­ger­tum, Zy­nis­mus und Ab­ge­feimt­heit, Hin­ter­list, Trot­zig­keit, dann aber auch Un­be­küm­mert­heit, Le­bens­freu­de, Charme, Wa­ge­mut und auch Kau­zi­ges, Ver­kom­me­nes: Men­schen aus vie­len so­zia­len Schich­ten. In dem har­ten Kerl steck­te ei­ne wei­che See­le, und je mehr man von die­ser sah, um­so mehr glaub­te man dar­an, daß er sich die har­te Sei­te sei­ner Auf­trit­te ab­ge­trotzt ha­be.“[15] 

Literatur

Jung, Uli, Das um­kämpf­te Ter­rain. Die po­li­ti­schen Fil­me Re­né Deltgens im „Drit­ten Reich“, in: Jung, Uli /Lesch, Paul/Raths, Jean-Paul /Wenk, Mi­cha­el, Re­né Deltgen. Ei­ne Schau­spie­ler­kar­rie­re, Du­de­lan­ge 2002, S. 119-141.

Klee, Ernst, Kul­tur­le­xi­kon zum Drit­ten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frank­furt am Main 2009, S. 97.

Lesch, Paul, Der „Fal­l“ Deltgen. Lu­xem­burgs ge­spal­te­nes Ver­hält­nis zu ei­nem sei­ner be­kann­tes­ten Künst­ler, in: Jung, Uli /Lesch, Paul/ Raths, Jean-Paul /Wenk, Mi­cha­el, Re­né Deltgen. Ei­ne Schau­spie­ler­kar­rie­re, Du­de­lan­ge 2002, S. 13-35.

Raths, Jean-Paul, 48 Jah­re Büh­nen­treue. Re­né Deltgens Thea­ter­ar­beit, in: Uli Jung / Paul Lesch / Jean-Paul Raths / Mi­cha­el Wenk, Re­né Deltgen. Ei­ne Schau­spie­ler­kar­rie­re, Du­de­lan­ge 2002, S. 37-117. 

Wenk, Mi­cha­el, „Ech sin en Escher Jong, dât sét jo al­les. Bio­gra­phi­sche No­ti­zen zum Lu­xem­bur­ger Schau­spie­ler Re­né Deltgen, in: Uli Jung / Paul Lesch / Jean-Paul Raths / Mi­cha­el Wenk, Re­né Deltgen. Ei­ne Schau­spie­ler­kar­rie­re, Du­de­lan­ge 2002, S. 143-155.

Wenk, Mi­cha­el, Ein Kerl zum Pfer­de­ste­hen. Der Schau­spie­ler Re­né Deltgen in Film und Fern­se­hen, in: Jung, Uli /Lesch, Paul/ Raths, Jean-Paul /Wenk, Mi­cha­el, Re­né Deltgen. Ei­ne Schau­spie­ler­kar­rie­re, Du­de­lan­ge 2002, S. 65-141. 

Zeichnung von René Deltgen, angefertigt von Olga Guszalewicz, 1948. (Historisches Archiv der Stadt Köln Best. 1497 A 46)

 
Zitationshinweis

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Bernard, Birgit, René Deltgen, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/ren%25C3%25A9-deltgen/DE-2086/lido/64c8ce23974a23.29444229 (abgerufen am 27.04.2024)