Theodor Wiegand

Archäologe (1864-1936)

Markus Kirschbaum (Koblenz)

Porträtzeichnung Theodor Wiegands, Künstler: Konrad Böse, 1923, Lithographie auf Papier. (Architekturmuseum TU Berlin, Inv. Nr.: 51071)

Theo­dor Wie­gand fiel als Rei­ses­ti­pen­di­at des Deut­schen Ar­chäo­lo­gi­schen In­sti­tuts un­ver­se­hens die Gra­bungs­lei­tung in Prie­ne zu, als die Kräf­te von Carl Hu­mann, dem Ent­de­cker des Per­ga­mo­nal­tars, krank­heits­be­dingt er­schöpft wa­ren. Wie­gand wur­de ei­ner der er­folg­reichs­ten Aus­grä­ber sei­ner Zeit. Er konn­te be­deu­ten­de an­ti­ke Stät­ten er­for­schen, die Gra­bungs­er­geb­nis­se an­ge­mes­sen pu­bli­zie­ren und schlie­ß­lich die Fun­de in mo­der­nen Mu­se­en zeit­ge­mäß prä­sen­tie­ren.

 

Theo­dor Wie­gand wur­de am 30.10.1864 in Ben­dorf am Rhein ge­bo­ren. Dort war der Va­ter Kon­rad Wie­gand (1835-1896) als prak­ti­scher Arzt tä­tig; sei­ne Mut­ter Ida war die Toch­ter des Fa­brik­be­sit­zers Theo­dor Nei­zert, des­sen Kalk- und Zie­gel­bren­ne­rei Scha­mot­test­ei­ne für die Schwer­in­dus­trie her­stell­te. Mehr als für den Un­ter­richt der evan­ge­li­schen Pri­vat­schu­le in Ben­dorf, die Theo­dor Wie­gand von 1870-1874 be­such­te, in­ter­es­sier­te er sich für die Dampf­ma­schi­nen und Brenn­öfen der gro­ßvä­ter­li­chen Fa­brik. Vie­le Stun­den trieb sich der Kna­be lie­ber dort her­um, als zur Schu­le zu ge­hen. Die un­be­schwer­te Zeit en­de­te mit dem Um­zug nach Wies­ba­den, wo sich der Va­ter als Ba­de­arzt nie­der­ließ. Dort be­such­te Theo­dor we­nig er­folg­reich 1875-1882 das Kö­nig­li­che Gym­na­si­um. Die Leis­tun­gen in Grie­chisch, Ge­schich­te und Geo­gra­phie wa­ren „we­nig be­frie­di­gen­d“. Der Di­rek­tor riet dem Va­ter, der Sohn sol­le bes­ser ei­nen prak­ti­schen Be­ruf er­grei­fen. Kon­rad Wie­gand, wie vie­le sei­ner Be­rufs­kol­le­gen dem Mor­phi­um ver­fal­len und we­nig an der Er­zie­hung sei­nes Jun­gen in­ter­es­siert, schick­te ihn auf das Fried­richs­gym­na­si­um nach Kas­sel. Hier hat­te er Freun­de aus der Stu­di­en­zeit. Die­sen Be­zie­hun­gen ver­dank­te Theo­dor den Um­stand, dass der Di­rek­tor der An­stalt, Dr. Gi­de­on Vogt, ihn pro­be­wei­se in die Un­ter­se­kun­da auf­nahm, ob­wohl das Zeug­nis aus Wies­ba­den auf Nicht­ver­set­zung lau­te­te. Wie­gand wohn­te in Pen­si­on bei ei­nem frü­he­ren Leh­rer des Gym­na­si­ums, Dr. Höl­ting, der für ihn Er­satz­va­ter und Men­tor zu­gleich wur­de. Wie­gan­ds Per­sön­lich­keit konn­te sich fern von sei­nem schwie­ri­gen El­tern­haus un­ein­ge­schränk­ter ent­fal­ten. Er, wand­te sich jetzt Li­te­ra­tur und Kunst zu und trat der li­te­ra­ri­schen Ver­ei­ni­gung für Schü­ler der hö­he­ren Klas­sen „Ami­ci­ti­a“ bei, die in der Tra­di­ti­on stu­den­ti­scher Ver­bin­dun­gen ei­ne Mi­schung aus Li­te­ra­tur­aben­den und zu­fäl­li­gen Be­säuf­nis­sen ver­an­stal­te­te. Im Früh­jahr 1886 leg­te Wie­gand die Rei­fe­prü­fung ab.Theo­dor Wie­gand wur­de am 30.10.1864 in Ben­dorf am Rhein ge­bo­ren. Dort war der Va­ter Kon­rad Wie­gand (1835-1896) als prak­ti­scher Arzt tä­tig; sei­ne Mut­ter Ida war die Toch­ter des Fa­brik­be­sit­zers Theo­dor Nei­zert, des­sen Kalk- und Zie­gel­bren­ne­rei Scha­mot­test­ei­ne für die Schwer­in­dus­trie her­stell­te. Mehr als für den Un­ter­richt der evan­ge­li­schen Pri­vat­schu­le in Ben­dorf, die Theo­dor Wie­gand von 1870-1874 be­such­te, in­ter­es­sier­te er sich für die Dampf­ma­schi­nen und Brenn­öfen der gro­ßvä­ter­li­chen Fa­brik. Vie­le Stun­den trieb sich der Kna­be lie­ber dort her­um, als zur Schu­le zu ge­hen. Die un­be­schwer­te Zeit en­de­te mit dem Um­zug nach Wies­ba­den, wo sich der Va­ter als Ba­de­arzt nie­der­ließ. Dort be­such­te Theo­dor we­nig er­folg­reich 1875-1882 das Kö­nig­li­che Gym­na­si­um. Die Leis­tun­gen in Grie­chisch, Ge­schich­te und Geo­gra­phie wa­ren „we­nig be­frie­di­gen­d“. Der Di­rek­tor riet dem Va­ter, der Sohn sol­le bes­ser ei­nen prak­ti­schen Be­ruf er­grei­fen. Kon­rad Wie­gand, wie vie­le sei­ner Be­rufs­kol­le­gen dem Mor­phi­um ver­fal­len und we­nig an der Er­zie­hung sei­nes Jun­gen in­ter­es­siert, schick­te ihn auf das Fried­richs­gym­na­si­um nach Kas­sel. Hier hat­te er Freun­de aus der Stu­di­en­zeit. Die­sen Be­zie­hun­gen ver­dank­te Theo­dor den Um­stand, dass der Di­rek­tor der An­stalt, Dr. Gi­de­on Vogt, ihn pro­be­wei­se in die Un­ter­se­kun­da auf­nahm, ob­wohl das Zeug­nis aus Wies­ba­den auf Nicht­ver­set­zung lau­te­te. Wie­gand wohn­te in Pen­si­on bei ei­nem frü­he­ren Leh­rer des Gym­na­si­ums, Dr. Höl­ting, der für ihn Er­satz­va­ter und Men­tor zu­gleich wur­de. Wie­gan­ds Per­sön­lich­keit konn­te sich fern von sei­nem schwie­ri­gen El­tern­haus un­ein­ge­schränk­ter ent­fal­ten. Er, wand­te sich jetzt Li­te­ra­tur und Kunst zu und trat der li­te­ra­ri­schen Ver­ei­ni­gung für Schü­ler der hö­he­ren Klas­sen „Ami­ci­ti­a“ bei, die in der Tra­di­ti­on stu­den­ti­scher Ver­bin­dun­gen ei­ne Mi­schung aus Li­te­ra­tur­aben­den und zu­fäl­li­gen Be­säuf­nis­sen ver­an­stal­te­te. Im Früh­jahr 1886 leg­te Wie­gand die Rei­fe­prü­fung ab.

Im glei­chen Jahr be­gann er das Stu­di­um der Kunst­ge­schich­te in Mün­chen und hör­te bei Bert­hold Riehl (1858-1911) und Hein­rich Brunn (1822-1894). In Mün­chen war er zu­nächst ganz in sei­nem Ele­ment. Er leis­te­te ab April 1886 beim Kö­nig­lich-baye­ri­schen 1. In­fan­te­rie­re­gi­ment Kö­nig sei­nen Ein­jäh­rig-Frei­wil­li­gen Mi­li­tär­dienst ab und trat 1887 der Stu­den­ten­ver­bin­dung „Sue­vi­a“ bei. Er war we­ni­ger im Hör­saal als auf dem Fecht­bo­den an­we­send, so­dass das Stu­di­um in den Hin­ter­grund trat. Nach fünf Se­mes­tern und oh­ne Ab­schluss woll­te er von sei­nem bis­he­ri­gen Le­ben und Trei­ben Ab­stand ge­win­nen. Mit Ein­wil­li­gung des Va­ters setz­te er sich mit sei­nem al­ten Schul­freund Theo­dor Fi­scher in Ver­bin­dung, der als Buch­händ­ler in Athen ar­bei­te­te. Wie­gand woll­te sich an der Quel­le der grie­chi­schen Kunst die Fra­ge stel­len, ob er zum Ar­chäo­lo­gen tau­ge.

Das Geburtshaus Theodor Wiegands vor 1999. (Stiftung Sayner Hütte, Rheinisches Eisenkunstguss-Museum (CC BY-NC-SA))

 

Wie­der war es ein vä­ter­li­cher Freund, der ihn un­ter sei­ne Fit­ti­che nahm: Wil­helm Dör­pfeld, der Lei­ter des Deut­schen Ar­chäo­lo­gi­schen In­sti­tuts in Athen. Dör­pfeld führ­te Wie­gand an die grie­chi­sche Bau­kunst her­an und gab dem prak­tisch Ver­an­lag­ten ei­ne Auf­ga­be: Er soll­te die ar­chai­sche Po­ro­sar­chi­tek­tur auf der Akro­po­lis un­ter­su­chen. Die­se Frag­men­te aus gro­bem Kalk­stein stamm­ten von dem al­ten Tem­pel der Stadt­göt­tin Athena Po­li­as. Wie­gand blieb die­sem The­ma jah­re­lang ver­bun­den. Wich­ti­ger aber war, dass Dör­pfeld ihn an ei­nen ge­re­gel­ten Ta­ges­ab­lauf ge­wöhn­te und ihn lehr­te, selb­stän­dig zu ar­bei­ten. Die­ses hal­be Jahr in Athen, in dem er auch Hein­rich Schlie­mann (1822-1890) traf, stell­te end­gül­tig die Wei­chen für Wie­gan­ds Le­ben. Er woll­te Ar­chäo­lo­ge wer­den, er­kann­te aber auch, dass ihm da­zu bis jetzt al­le wis­sen­schaft­li­chen Vor­aus­set­zun­gen fehl­ten.

Zum Win­ter­se­mes­ter 1889/1890 schrieb er sich an der Uni­ver­si­tät Ber­lin ein, wo er nun al­le Be­rei­che der klas­si­schen Al­ter­tums­wis­sen­schaf­ten stu­dier­te. Er be­such­te die ar­chäo­lo­gi­schen Übun­gen von Karl Ro­bert (1850-1922) und Rein­hard Ke­ku­lé von Stra­do­nitz (1839-1911) eben­so wie die alt­phi­lo­lo­gi­schen Se­mi­na­re bei Her­mann Diels (1848-1922). Am meis­ten aber pro­fi­tier­te er von den Ver­an­stal­tun­gen Ot­to Puch­steins (1856-1911), der mit Carl Hu­mann 1883 den Nem­rud Dağ er­forscht hat­te und Wie­gand die an­ti­ke Ar­chi­tek­tur wis­sen­schaft­lich nä­her­brach­te. Sei­ne freie Zeit ver­brach­te Wie­gand mit Be­su­chen des Al­ten Mu­se­ums so­wie der Lek­tü­re grie­chi­scher und rö­mi­scher Au­to­ren. Er hat­te be­grif­fen, dass nur die ge­naue Kennt­nis der al­ten Schrift­stel­ler ein Fun­da­ment für wis­sen­schaft­li­che For­schun­gen bil­den konn­te. An­de­rer­seits war der Prak­ti­ker Wie­gand ent­schlos­sen, die Phi­lo­lo­gie als Mit­tel zum Zweck ein­zu­set­zen.

An­fang des Som­mer­se­mes­ters 1891 nahm Wie­gand an ei­ner Re­serve­übung teil, die ihm die Be­för­de­rung zum Skon­de­leut­nant ein­brach­te. Zum Win­ter­se­mes­ter 1891/1892 schrieb er sich in Frei­burg ein. Hier fand er in Ernst Fa­bri­ci­us (1857-1942) und Franz Stud­nicz­ka (1860-1929) die Leh­rer, die nach Dör­pfeld und Puch­stein sei­ne wei­te­re Ent­wick­lung als Ar­chäo­lo­ge ent­schei­dend be­ein­fluss­ten. Bei dem als streng be­kann­ten Stud­nicz­ka pro­mo­vier­te Wie­gand 1893 über ei­ne Bau­in­schrift von Pu­teo­li.

1894 reis­te Wie­gand für ei­nen drei­mo­na­ti­gen Stu­di­en­auf­ent­halt nach Lon­don. Nach dem Vor­bild der Haupt­stadt des Em­pi­re woll­te er durch sei­ne Ent­de­ckun­gen Ber­lin in ei­ne Stadt der Küns­te ver­wan­deln.

Theo­dor Wie­gand fehl­te der über­ra­gen­de ana­ly­ti­sche In­tel­lekt sei­nes jun­gen Kol­le­gen Au­gust Fri­cken­haus, auch konn­te er sich nicht mit dem In­stinkt Carl Hu­manns oder der me­tho­di­schen Stren­ge Wil­helm Dör­pfelds mes­sen. Für ei­ne gro­ße Kar­rie­re schien er nicht prä­des­ti­niert. Sei­ne Be­wer­bung auf ein Rei­ses­ti­pen­di­um des Deut­schen Ar­chäo­lo­gi­schen In­sti­tuts für das Jahr 1894 schei­ter­te. Die über die Ver­ga­be ent­schei­den­den Her­ren konn­ten ihn sich eher als Be­am­ten an ei­nem klei­nen deut­schen Mu­se­um mit Ne­ben­be­schäf­ti­gung am Li­mes vor­stel­len. Wie­gand blieb hart­nä­ckig und ver­such­te es er­neut für das Jahr 1895. Dies­mal er­folg­reich, weil das Athe­ner In­sti­tut die Fort­set­zung der von ihm be­gon­ne­nen Un­ter­su­chun­gen über die ar­chai­schen Ar­chi­tek­tur­frag­men­te des al­ten Athen­atem­pels wünsch­te. Die Skep­sis aber blieb. Am 7.12.1894 trat der nun­mehr 30-jäh­ri­ge Wie­gand sei­ne zwei­te Fahrt nach Athen an.

Als Carl Hu­mann we­gen sei­nes schlech­ten Ge­sund­heits­zu­stan­des dar­um bat, ei­nen As­sis­ten­ten für die Gra­bun­gen in Prie­ne, die am 16.9.1895 be­gon­nen hat­te, zu ent­sen­den, war Wie­gand nicht die ers­te Wahl. Der Rei­ses­ti­pen­di­at Hans Schra­der (1869-1948), der die Auf­ga­be über­neh­men soll­te, war noch mit an­de­rer Ar­beit be­fasst. Ke­ku­lé von Stra­do­nitz kam mit Dör­pfeld über­ein, Schra­der bis zur Fer­tig­stel­lung sei­ner Un­ter­su­chung von Wie­gand in Prie­ne ver­tre­ten zu las­sen.

Hu­mann war be­geis­tert von dem zu­pa­cken­den und ro­bus­ten We­sen Wie­gan­ds. In Prie­ne traf er in dem Jün­ge­ren ei­nen Bru­der im Geis­te. Aber schon am 5.10.1895 fühl­te sich Hu­mann so krank, dass er nach Smyr­na (heu­te Iz­mir) ab­rei­sen muss­te. Wie­gand über­nahm für den Ster­bens­kran­ken die Ver­tre­tung in Prie­ne und be­en­de­te dort die ers­te Gra­bungs­kam­pa­gne. Kurz nach Be­ginn der zwei­ten Kam­pa­gne am 22.3.1896 starb Hu­mann am 12. April in Smyr­na; die Ver­ant­wor­tung für den Fort­gang der Ar­bei­ten lag nun bei Wie­gand. Er er­wirk­te von Ke­ku­lé von Stra­do­nitz die of­fi­zi­el­le Be­stä­ti­gung sei­ner Funk­ti­on als Gra­bungs­lei­ter in Prie­ne. Das er­wies sich als au­ßer­or­dent­li­cher Glücks­fall für die Wis­sen­schaft, denn dies­mal war Wie­gand die Ide­al­be­set­zung.

Jetzt konn­te er die Stär­ken sei­nes Cha­rak­ters im Ver­bund mit sei­nen wis­sen­schaft­li­chen Fä­hig­kei­ten voll zur Gel­tung brin­gen. Ne­ben der Gra­bungs­ar­beit ob­lag ihm die Or­ga­ni­sa­ti­on al­ler üb­ri­gen Be­lan­ge. Das be­deu­te­te, mit der un­über­sicht­li­chen tür­ki­schen Ver­wal­tung über Land­kauf zur Aus­deh­nung der Gra­bung zu ver­han­deln. Er be­trach­te­te die ei­gen­ar­ti­gen Ge­pflo­gen­hei­ten des Gast­lan­des als et­was Un­ab­än­der­li­ches, das durch scho­nen­de Rück­sicht­nah­me zum ei­ge­nen Vor­teil ge­nutzt wer­den konn­te. Sein zä­hes und prag­ma­ti­sches Na­tu­rell ließ ihn die­se Ner­ven­pro­ben meis­tern und sei­ne Mit­tel da­für wa­ren die Über­re­dung, das Ar­gu­ment und die un­aus­weich­li­che Lo­gik. Charme, Warm­her­zig­keit und sein ru­hi­ges, aber be­stimm­tes Auf­tre­ten mach­ten ihn bei sei­nen Ar­bei­tern und der Be­völ­ke­rung sehr be­liebt. Selbst bei den Räu­ber­ban­den stand Wie­gand in ho­hem An­se­hen. 1922 fiel ein fran­zö­si­scher Ar­chäo­lo­ge in Ma­ze­do­ni­en in die Hän­de ei­ner Ban­de. Der Haupt­mann frag­te ihn, ob er den Dr. Wie­gand ken­ne. Der Fran­zo­se be­jah­te, ob­schon ihm nur der Na­me ge­läu­fig war. Dar­auf­hin er­klär­te ihm der Haupt­mann: „Wenn sie den Dr. Wie­gand ken­nen, sind Sie frei; denn er ist der edels­te und bes­te Mensch, den ich ken­ne“.[1] 

1897 trat Wie­gand auch die Nach­fol­ge Hu­manns als Ab­tei­lungs­lei­ter der Ber­li­ner Mu­se­en in Smyr­na an. Da­mit war er of­fi­zi­ell der Ver­mitt­ler zwi­schen der deut­schen Ar­chäo­lo­gie und der Os­ma­ni­schen Re­gie­rung. Auch auf die­sem Fel­de er­wies er sich als ge­schmei­di­ger Di­plo­mat und glän­zen­der Or­ga­ni­sa­tor. Mit sei­nem An­sprech­part­ner auf tür­ki­scher Sei­te, Os­man Ham­di Bey (1842-1910), ver­han­del­te er 1898 als ehr­li­cher Mak­ler die Fund­tei­lung von Prie­ne. Wie­gand scheu­te sich auch nicht, die In­ter­es­sen der Ar­chäo­lo­gie auf der gro­ßen po­li­ti­schen Ebe­ne zu ver­tre­ten. Durch sei­ne Be­kannt­schaft mit dem Bot­schaf­ter des Deut­schen Rei­ches in Is­tan­bul, Adolf Her­mann Frei­herr Mar­schall von Bie­ber­stein (1842-1912), nahm er den Be­such Kai­ser Wil­helms II. (Re­gent­schaft 1888-1918) 1898 in Is­tan­bul zum An­lass, die­sen zu be­we­gen, beim Sul­tan Son­der­kon­di­tio­nen für die Fund­tei­lung zu er­wir­ken. Ähn­lich wie beim tür­kisch-rus­si­schen Ab­kom­men soll­ten die Fun­de je zur Hälf­te ge­teilt wer­den, wo­bei dem Aus­grä­ber das Recht der Aus­wahl vor­be­hal­ten war. Am 1.4.1899 wur­de Wie­gand zum Di­rek­tor der Kö­nig­li­chen Ber­li­ner Mu­se­en in der Tür­kei mit Sitz in Is­tan­bul er­nannt. Nun konn­te ein küh­ner Plan in die Tat um­ge­setzt wer­den.

Beim gro­ßen Spiel der Na­tio­nen um ar­chäo­lo­gi­sche Me­ri­ten wur­de das Deut­sche Reich die welt­weit füh­ren­de Gra­bungs­na­ti­on zwi­schen 1899 und 1914. Denn es hat­te zwei As­se im Är­mel: sei­ne gu­ten Be­zie­hun­gen zum Os­ma­ni­schen Reich und Theo­dor Wie­gand. Auf dem Ter­ri­to­ri­um des Os­ma­ni­schen Rei­ches la­gen vie­le be­deu­ten­den Rui­nen­stät­ten, und zwar so­wohl die der klas­si­schen An­ti­ke als auch je­ne der alt­ori­en­ta­li­schen und me­so­po­ta­mi­schen Kul­tu­ren. So soll­ten jetzt zwei kon­zer­tier­te Ak­tio­nen die gan­ze Spann­wei­te deut­scher Gra­bungs­tä­tig­keit ent­fal­ten. Das Deut­sche Ar­chäo­lo­gi­sche In­sti­tut plan­te die Aus­gra­bung der an­ti­ken Welt­stadt Mi­let an der io­ni­schen Küs­te durch Theo­dor Wie­gand. Gleich­zei­tig be­gann Ro­bert Kol­dew­ey (1855-1929) im Auf­trag der 1898 ge­grün­de­ten Deut­schen Ori­ent­ge­sell­schaft die Er­for­schung von Ba­by­lon am Eu­phrat.

Am 3.10.1899 wur­de die Gra­bung in Mi­let durch von Bie­ber­stein fei­er­lich er­öff­net. Die Hoff­nun­gen Wie­gan­ds, un­ter der hel­le­nis­ti­schen Stadt die Über­res­te des im 5. Jahr­hun­dert von den Per­sern zer­stör­ten Mi­lets des Tha­les und Ana­xi­man­der zu fin­den, er­füll­te sich nicht. Erst 1950 be­stä­tig­ten Tie­fen­boh­run­gen im Mä­an­der­tal zur Was­ser­ge­win­nung für die Baum­wol­l­an­pflan­zung die­se An­nah­me Wie­gan­ds. Aber die Gra­bung er­gab den­noch ei­nen der spek­ta­ku­lärs­ten Fun­de der Ar­chäo­lo­gie. Ge­mein­sam mit dem Bau­for­scher Hu­bert Knack­fuß er­kann­te Wie­gand in ar­chi­tek­to­ni­schen Bruch­stü­cken, die an der süd­li­chen Ago­ra ge­fun­den wur­den, die Frag­men­te ei­nes präch­ti­gen Fas­sa­den­baus aus der rö­mi­schen Zeit (2. Jahr­hun­dert n. Chr.). Die schie­re Men­ge und die Qua­li­tät der Fund­stü­cke lie­ßen in Wie­gand den Plan rei­fen, den Fund ins­ge­samt nach Ber­lin zu schaf­fen, weil ein voll­stän­di­ger Wie­der­auf­bau mög­lich schien. Ab De­zem­ber 1907 wur­den die Trüm­mer in Kis­ten ver­packt und als Ar­chi­tek­tur­stü­cke de­kla­riert. So ka­men 533 Kis­ten von 750 Ton­nen Ge­wicht bis 1911 nach Ber­lin, wo das Markt­tor von Mi­let im Per­ga­mon­mu­se­um re­kon­stru­iert wur­de. Zwar ei­nig­te man sich mit Ham­di Bey ge­mäß dem Ab­kom­men über die Fund­tei­lung, aber die Tür­ken hat­ten den­noch kei­ne Vor­stel­lung da­von, dass sie den Deut­schen ein Mo­nu­ment von der Grö­ße des Kon­stan­t­in­bo­gens in Rom über­las­sen hat­ten.

Fotografie von Theodor Wiegand als Kleinkind. (Stiftung Sayner Hütte, Rheinisches Eisenkunstguss-Museum (CC BY-NC-SA), Inv.-Nr.: I. 2.5)

 

Auch pri­vat hat­te Wie­gan­ds En­ga­ge­ment im Os­ma­ni­schen Reich Fol­gen. Im Ge­fol­ge des Kai­ser­be­su­ches von 1898 be­fand sich der Ban­kier Ge­org Sie­mens (1839-1901). Der Grün­der und Di­rek­tor der Deut­schen Bank hat­te ein Teil­stück der Bag­dad­bahn fi­nan­ziert, das vom Kai­ser 1898 ein­ge­weiht wur­de. Im No­vem­ber be­such­te Sie­mens mit sei­nen bei­den Töch­tern Li­li und Ma­rie die Aus­gra­bun­gen in Prie­ne. Zwei Jah­re spä­ter hei­ra­te­ten Theo­dor Wie­gand und Ma­rie von Sie­mens (1876-1960), de­ren Va­ter mitt­ler­wei­le in den Adels­stand er­ho­ben wor­den war. Aus der Ehe gin­gen die Söh­ne Ge­org und Ger­hard her­vor.

Noch wäh­rend der Gra­bun­gen in Mi­let fass­te Wie­gand den Plan, das zu voll­brin­gen, was Hu­mann ver­sagt ge­blie­ben war: die Aus­gra­bung von Didy­ma, dem Apol­lono­ra­kel mit ei­nem der grö­ß­ten Tem­pel der An­ti­ke. Als Wie­gand durch sei­ne gu­ten Be­zie­hun­gen 1906 er­fuhr, dass in Didy­ma Grund­be­sitz ver­stei­gert wur­de, zö­ger­te er kei­ne Se­kun­de. Par­al­lel führ­te er mit Knack­fuß Un­ter­su­chun­gen im Lat­mos­ge­bir­ge am See von He­ra­kleia und auf Sa­mos durch. Um die im­men­sen Kos­ten zu de­cken, die be­son­ders durch den aus­ge­dehn­ten Land­kauf für die Gra­bung in Mi­let ent­stan­den, griff Wie­gand auf ei­ne Idee Dör­pfelds zu­rück. 1904 or­ga­ni­sier­te er ei­ne Bil­dungs­kreuz­fahrt auf dem Pas­sa­gier­schiff „Schles­wi­g“ des Nord­deut­schen Lloyd, um Spon­so­ren zu ge­win­nen. Auf die­se Wei­se ka­men im­mer­hin 40.000 Reichs­mark zu­sam­men.

Bei den Gra­bun­gen in Mi­let bil­de­te sich un­ter Wie­gand ein neu­er An­satz in der ar­chäo­lo­gi­schen For­schung her­aus. Er eman­zi­pier­te das rö­mi­sche Kai­ser­reich ge­gen­über der klas­si­schen Zeit und auch al­le an­de­ren Epo­chen ge­gen­über der An­ti­ke für die Ar­chäo­lo­gie. Die­se für die Zeit un­ge­wöhn­li­che Auf­fas­sung wur­de sicht­bar in der Re­kon­struk­ti­on des Markt­to­res in Ber­lin und der Wie­der­her­stel­lung der ver­fal­le­nen El­jas Bey Mo­schee in Mi­let. Wie­gan­ds Ein­tre­ten für das Mit­ein­an­der ver­schie­de­ner Zei­ten gip­fel­te schlie­ß­lich im Denk­mal­schutz­ge­setz von 1910, das er im Auf­trag der Os­ma­ni­schen Re­gie­rung aus­ar­bei­te­te. So konn­ten im al­ler­letz­ten Mo­ment we­nigs­tens die wich­tigs­ten Al­ter­tü­mer vor der Ge­schichts­ver­ges­sen­heit der Tür­ken ge­ret­tet wer­den.

1912 ging Wie­gand zu­rück nach Deutsch­land, um am 1. Ju­li die Lei­tung der An­ti­ken­samm­lung der Ber­li­ner Mu­se­en zu über­neh­men. Ihm stan­den er­eig­nis­rei­che Zei­ten be­vor. Seit 1906 schwel­te der Kon­flikt über den Neu­bau des Per­ga­mon­mu­se­ums, des­sen Vor­gän­ger 1908 ab­ge­ris­sen wur­de. All das aber über­deck­te dann der Ers­te Welt­krieg. Pflicht­ge­mäß mel­de­te sich der Haupt­mann der Land­wehr­ar­til­le­rie Theo­dor Wie­gand bei sei­nem Be­zirks­kom­man­do zum Front­ein­satz, wur­de aber auf die Zeit nach der Mo­bil­ma­chung ver­trös­tet. An die Stel­le des Ner­ven­kit­zels der Front trat zu­nächst ein Wis­sen­schafts­thril­ler. Ei­ne 1911 in Ta­rent ge­fun­de­ne spät­ar­chai­sche Sitz­sta­tue - spä­ter als „Thro­nen­de Göt­tin“ be­rühmt ge­wor­den - wur­de vom Be­sit­zer, dem Kunst­händ­ler Ja­cob Hirsch aus Mün­chen, im Mai 1914 im Pa­ri­ser Kunst­han­del an­ge­bo­ten. Nach­dem der Lou­vre im Sep­tem­ber 1914 ver­geb­lich ver­sucht hat­te, das Stück zu be­schlag­nah­men, wur­de es heim­lich in die Schweiz ver­bracht. Nun schlug aber­mals die Stun­de des bril­lan­ten Or­ga­ni­sa­tors Theo­dor Wie­gand. So­gleich sam­mel­te er un­ter den schwe­ren Be­din­gun­gen des Krie­ges die Kauf­sum­me von 1,4 Mil­lio­nen Mark und er­warb die Sta­tue für Ber­lin. Aber auf Wie­gand war­te­te ei­ne noch grö­ße­re Auf­ga­be.

1916 wur­de er Lei­ter des Deutsch-Tür­ki­schen Denk­mal­schutz­kom­man­dos. Die­ses war dem deut­schen Asi­en­korps an­ge­schlos­sen und der tür­ki­schen 4. Ar­mee un­ter Ce­mal Pa­scha (1872-1922) in Da­mas­kus un­ter­stellt. Wäh­rend der Kriegs­hand­lun­gen des Pa­läs­ti­na­feld­zu­ges soll­te das Kom­man­do Ver­mes­sun­gen und wis­sen­schaft­li­che Auf­nah­men an­ti­ker Denk­mä­ler durch­füh­ren. Von En­de 1916 bis 1917 or­ga­ni­sier­te Wie­gand den Denk­mal­schutz in Sy­ri­en, Pa­läs­ti­na und im Ost­jor­dan­land. Er setz­te zur Un­ter­su­chung von Stät­ten wie Baal­bek, Pe­tra und Pal­my­ra erst­mals Luft­bil­der ein, die von Flug­zeu­gen oder mit „Ki­te Ae­ri­al Pho­to­gra­phy“ ge­won­nen wur­den. Bei dem letz­te­ren Ver­fah­ren wur­de ei­ne Ka­me­ra durch ei­nen Fes­sel­d­ra­chen in ei­ne er­höh­te Po­si­ti­on ge­bracht. So wur­de Wie­gand ein Pio­nier der Luft­bild­ar­chäo­lo­gie und Teil ei­ner Le­gen­de, denn auf der an­de­ren Sei­te der Front ope­rier­te ein Kol­le­ge Wie­gan­ds, der bri­ti­sche Oberst Tho­mas Ed­ward La­wrence (1888-1935), be­rühmt ge­wor­den als „La­wrence of Ara­bi­a“.

Theodor und Marie Wiegand in Bad Gastein, ca. 1907. (Rheinisches Eisenkunstguss-Museum (CC BY-NC-SA))

 

1910 hat­ten die Bau­ar­bei­ten für den Neu­bau des Per­ga­mon­mu­se­ums be­gon­nen. Die In­fla­ti­on hemm­te 1922 die Voll­endung des Roh­baus; 1923 wur­den al­le staat­li­chen Mu­se­ums­neu­bau­ten ein­ge­stellt. Ob­wohl Wie­gand sich ge­sund­heit­lich an­ge­schla­gen und ge­al­tert fühl­te, zog er die Fä­den im Hin­ter­grund so er­folg­reich, dass 1924 die Fi­nan­zie­rung des Wei­ter­baus zu­nächst ge­si­chert war. Über­dies lan­de­te er ei­nen wei­te­ren Coup, als er ge­gen den mas­si­ven Wi­der­stand von lin­ken und völ­ki­schen Krei­sen die al­tat­ti­sche „Ste­hen­de Göt­tin“ er­warb. Dass Wie­gand hier­für nicht nur Mit­tel aus Wirt­schafts- und Fi­nanz­krei­sen, son­dern auch aus dem städ­ti­schen Kul­tur­fond ein­ge­setzt hat­te, trieb vie­le in die­sen schwie­ri­gen Zei­ten auf die Bar­ri­ka­den. Letzt­lich gab die Ge­schich­te Wie­gand Recht. Die „Ber­li­ner Göt­tin“ ge­hört heu­te zu den welt­weit be­rühm­tes­ten an­ti­ken Kunst­wer­ken. En­de der 1920er Jah­re ent­wi­ckel­te sich der Kampf um das Per­ga­mon­mu­se­um zu­neh­mend güns­tig, und die Er­öff­nung konn­te für 1930 in Aus­sicht ge­stellt wer­den. 1929 er­reich­te Wie­gand das Pen­si­ons­al­ter. Um aber zu ge­währ­leis­ten, dass das An­ti­ken­mu­se­um an­läss­lich sei­ner Hun­dert­jahr­fei­er 1930 mit der be­deu­ten­den Per­sön­lich­keit Theo­dor Wie­gand an der Spit­ze die  Er­öff­nung des Per­ga­mon­mu­se­ums fei­ern konn­te, wur­de durch ei­ne Aus­nah­me­re­ge­lung er­wirkt, dass er erst zum 1.4.1931 aus­schied.

Sein Ru­he­stand währ­te nur kurz, denn 1932 wur­de Wie­gand zum Prä­si­den­ten des Ar­chäo­lo­gi­schen In­sti­tuts des Deut­schen Rei­ches ge­wählt. Sei­nen letz­ten Kampf führ­te er für die Un­ab­hän­gig­keit des In­sti­tuts vor dem Zu­griff der neu­en Her­ren in Deutsch­land. Es ist nicht zu klä­ren, ob Wie­gand mit dem Na­tio­nal­so­zia­lis­mus sym­pa­thi­siert hat. Er wi­der­setz­te sich je­doch dem Ver­such des Am­tes Ro­sen­berg, die ar­chäo­lo­gi­sche For­schung nach ras­se­kund­li­chen Grund­la­gen zu be­trei­ben. An­de­rer­seits war er wie vie­le an­de­re der An­sicht, durch ein be­stimm­tes Maß an Ko­ope­ra­ti­on Schlim­me­res ver­hin­dern zu kön­nen.

Im Früh­jahr 1934 in­iti­ier­te Wie­gand ei­ne Kund­ge­bung deut­scher Wis­sen­schaft­ler zu­guns­ten der Wahl Adolf Hit­lers (1889-1945) zum Reichs­prä­si­den­ten nach dem Tod Paul von Hin­den­burgs (1847-1934, Reichs­prä­si­dent seit 1925). Am 18.4.1934 wur­de ein Auf­ruf im Völ­ki­schen Be­ob­ach­ter ver­öf­fent­licht: „Wir ha­ben Ver­trau­en zu Adolf Hit­ler als Staats­füh­rer, daß er das deut­sche Volk aus sei­ner Not und Be­drü­ckung her­aus­füh­ren wird. Wir ver­trau­en auf ihn, daß auch die Wis­sen­schaft un­ter sei­ner Füh­rung die För­de­rung er­fah­ren wird, de­ren sie in ih­rer Ge­samt­heit be­darf, um die ho­he Auf­ga­be zu er­fül­len, die ihr beim Wie­der­auf­bau der Na­ti­on zu­komm­t“.[2] 

Abbildung des Ehrenbürgerbriefs von der Stadt Bendorf für Theodor Wiegand. (Stiftung Sayner Hütte, Rheinisches Eisenkunstguss-Museum (CC BY-NC-SA), Inv.-Nr.: I. 2.29)

 

In sei­nen letz­ten Le­bens­jah­ren wur­de Theo­dor Wie­gand durch sei­ne her­aus­ra­gen­de Stel­lung in­ner­halb der deut­schen Wis­sen­schaft zu vie­len Pro­jek­ten als Be­ra­ter hin­zu­ge­zo­gen. Be­son­de­re Auf­merk­sam­keit schenk­te er sei­ner rhei­ni­schen Hei­mat. Er nahm 1934 an Be­spre­chun­gen in Köln und Düs­sel­dorf zum Ab­schluss der Trier­kom­mis­si­on teil. Die­se Kom­mis­si­on soll­te die ar­chäo­lo­gi­schen Denk­mä­ler des rö­mi­schen Trier un­ter­su­chen und als Schutz­zo­nen be­wah­ren. Gleich­falls war er bei der Er­öff­nung des neu­ge­ord­ne­ten Lan­des­mu­se­ums Bonn (heu­te LVR-Lan­des­Mu­se­um) an­we­send. Auch in den vor­be­rei­ten­den Aus­schuss der XI. Olym­pia­de wur­de er ge­wählt und setz­te sich noch für die Wie­der­auf­nah­me der deut­schen Gra­bun­gen in Olym­pia ein. Ei­ne ver­schlepp­te Ma­la­ria­er­kran­kung setz­te sei­nem Le­ben am 19.12.1936 in Ber­lin ein En­de.

Theo­dor Wie­gan­ds Zä­hig­keit ver­dankt die Welt den Wie­der­auf­bau des Per­ga­mo­nal­tars. Er war ein Mann des Kai­ser­reichs, oh­ne sich de­zi­diert ge­gen den Na­tio­nal­so­zia­lis­mus zu wen­den. Gleich­wohl blieb er sei­nem uni­ver­sa­lis­ti­schen wis­sen­schaft­li­chen An­satz stets treu, der je­den Ge­gen­stand und je­de Epo­che als gleich­wer­tig er­ach­te­te.

Werke (Auswahl)

Be­richt über die Aus­gra­bun­gen in Per­ga­mon 1927, Ber­lin 1928.

[zu­sam­men mit] Schra­der, Hans (Hg.), Prie­ne. Er­geb­nis­se der Aus­gra­bun­gen und Un­ter­su­chun­gen in den Jah­ren 1895–1898, Ber­lin 1904.

[zu­sam­men mit] Schu­chardt, Carl (Hg.), Der Ent­de­cker von Per­ga­mon Carl Hu­mann. Ein Le­bens­bild, Ber­lin 1931.

Pal­my­ra. Er­geb­nis­se der Ex­pe­di­tio­nen von 1902 und 1917, 2 Bän­de, Ber­lin 1932.

Die Denk­mä­ler als Hilfs­mit­tel der Al­ter­tums­for­schung, Mün­chen 1939.  

Literatur

Alt­hoff, Jo­han­nes, Ein Meis­ter des Ver­wirk­li­chens. Der Ar­chäo­lo­ge Theo­dor Wie­gand, in: Rheidt, Klaus/Lutz, Bar­ba­ra, (Hg.), Pe­ter Beh­rens, Theo­dor Wie­gand und die Vil­la in Dah­lem. Im Auf­trag des Deut­schen Ar­chäo­lo­gi­schen In­sti­tuts an­läss­lich sei­nes 175jäh­ri­gen Be­ste­hens, Mainz 2004, S. 134-159.

Auf den Spu­ren der An­ti­ke. Theo­dor Wie­gand, ein deut­scher Ar­chäo­lo­ge, Ka­ta­log zur gleich­na­mi­gen Aus­stel­lung im Städ­ti­schen Mu­se­um Ben­dorf vom 22. März bis 30. Sep­tem­ber 1985, Ben­dorf 1985.
 
Bit­tel, Kurt, Theo­dor Wie­gand, in: Lul­lies, Rein­hard/Schier­ing, Wolf­gang (Hg.), Ar­chäo­lo­gen­bild­nis­se. Por­träts und Kurz­bio­gra­phi­en von Klas­si­schen Ar­chäo­lo­gen deut­scher Spra­che, Mainz 1988, S. 154-155.

Bo­de, Wil­helm von, Mein Le­ben, 2. Band, Ber­lin 1930.

Gae­th­gens, Tho­mas W./Schie­der, Mar­tin (Hg.), Theo­dor Wie­gand und der Er­werb der „Thro­nen­den Göt­tin“ für das Ber­li­ner An­ti­ken­mu­se­um, in: Mä­ze­na­ti­sches Han­deln. Stu­di­en zur Kul­tur des Bür­ger­sinns in der Ge­sell­schaft. Fest­schrift für Gün­ter Braun zum 70. Ge­burts­tag, Ber­lin 1998, S. 82-104.

Lietz­mann, Hans/Sche­de, Mar­tin/Wieckert, Karl/Schmidt-Ott, Fried­rich, Ge­dächt­nis­re­den für Theo­dor Wie­gand. Ar­chäo­lo­gi­sches In­sti­tut des Deut­schen Rei­ches, Ber­lin 1937.

Ro­den­waldt, Ger­hart, Ge­dächt­nis­re­de auf Theo­dor Wie­gand. Son­der­aus­ga­be aus den Sit­zungs­be­rich­ten der Preu­ßi­schen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten. Öf­fent­li­che Sit­zung vom 1. Ju­li 1937, Ber­lin 1937.

Trüm­pler, Char­lot­te, Das Deutsch-Tür­ki­sche Denk­mal­schutz-Kom­man­do und die Luft­bild­ar­chäo­lo­gie, in: Trüm­pler, Char­lot­te (Hg.), Das Gro­ße Spiel. Ar­chäo­lo­gie und Po­li­tik zur Zeit des Ko­lo­nia­lis­mus (1860-1940). Be­gleit­buch zur Aus­stel­lung "Das Gro­ße Spiel - Ar­chäo­lo­gie und Po­li­tik", Ruhr-Mu­se­um, Welt­kul­tur­er­be Zoll­ver­ein, Es­sen, 11. Fe­bru­ar - 13. Ju­ni 2010, Köln 2008, S. 474-483.

Watz­in­ger, Carl, Theo­dor Wie­gand. Ein deut­scher Ar­chäo­lo­ge, Mün­chen 1944.

Wi­ckert, Lo­thar, Bei­trä­ge zur Ge­schich­te des Deut­schen Ar­chäo­lo­gi­schen In­sti­tuts 1879 bis 1929, Mainz 1979.

Wie­gand, Ger­hard (Hg.), Halb­mond im letz­ten Vier­tel. Brie­fe und Rei­se­be­rich­te aus der al­ten Tür­kei von Theo­dor und Ma­rie Wie­gand 1895 bis 1918, Mün­chen 1970. 

Anlässlich der Theodor Wiegand-Ausstellung im Jahr 1985 von der Stadt Bendorf herausgegebenes Medaillon. (Rheinisches Eisenkunstguss-Museum (CC BY-NC-SA))

 
Zitationshinweis

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Kirschbaum, Markus, Theodor Wiegand, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/theodor-wiegand-/DE-2086/lido/60e69e82591f22.92452152 (abgerufen am 09.12.2024)