Grafschaft Blankenheim

Südseite der Blankenheimer Burg, 2008.

 Ein Herr von Blan­ken­heim wird erst­mals An­fang des 12. Jahr­hun­derts in ei­ner Köl­ner Ur­kun­de er­wähnt, ein­deu­ti­ge Nen­nun­gen von Burg und Ort da­tie­ren eben­falls aus die­ser Zeit. Ver­mut­lich gin­gen, nach Aus­weis des Wap­pens, die Blan­ken­hei­mer aus ei­ner Ne­ben­li­nie der Gra­fen von Jü­lich her­vor. Zu­min­dest seit dem 14. Jahr­hun­dert wa­ren die Her­ren von Blan­ken­heim auch Be­sit­zer von Ge­rol­stein und Kas­sel­burg. 1380 wur­den sie zu Gra­fen er­ho­ben. Im 13. und 14. Jahr­hun­dert wer­den sie al­s Köl­ner, Bra­ban­ter, Kur­trie­rer und Lu­xem­bur­ger Va­sal­len be­zeich­net. Die Lehns­ho­heit von Jü­li­ch wur­de bis ins 16. Jahr­hun­dert an­er­kannt, dann aber be­strit­ten. Schlie­ß­lich ver­zich­te­te 1668 Pfalz­graf Phil­ipp Wil­helm als Her­zog von Jü­lich auf die Lehns­rech­te über Blan­ken­heim und Ge­rol­stein. Da­nach be­an­spruch­te der Graf von Man­der­scheid-Blan­ken­heim die vol­le Lan­des­ho­heit, er hat­te Stimm­recht auf den Reichs­ta­gen und im Reichs­fürs­ten­rat.

Der Man­nes­stamm der Gra­fen von Blan­ken­heim starb 1406 aus, Nach­fol­ger wur­den 1415 bis 1468 die Gra­fen von Lo­en; seit 1469 war Blan­ken­heim im Be­sitz der Gra­fen von Man­der­scheid, die auf Burg Blan­ken­heim (ne­ben Man­der­scheid und Schlei­den) ei­nen zen­tra­len Ort ih­rer Ver­wal­tung der Ei­fel­ter­ri­to­ri­en aus­bau­ten. In Blan­ken­heim wur­de 1488 nach ei­ner Erb­tei­lung ei­ne der drei Li­ni­en des Hau­ses Man­der­scheid an­säs­sig. Ihr wur­den die Herr­schaft/Graf­schaft Ge­rol­stein und die Un­ter­herr­schaft Jün­kerath zu­ge­wie­sen. Von die­ser Blan­ken­hei­mer Li­nie spal­te­te sich 1524 die Li­nie Man­der­scheid-Blan­ken­heim-Ge­rol­stein ab, die ih­ren Sitz in Ge­rol­stein nahm, aber 1697 aus­starb. Da­mit fiel die Graf­schaft Ge­rol­stein wie­der an Blan­ken­heim zu­rück. Die Man­der­scheid-Blan­ken­hei­mer Li­nie be­erb­te auch 1742 die Li­nie Man­der­scheid-Kail nach de­ren Aus­ster­ben, so dass die Burg Blan­ken­heim in der zwei­ten Hälf­te des 18. Jahr­hun­derts zur Zen­tra­le des Ge­schlechts der Man­der­schei­der in der Ei­fel wur­de. Im Jah­re 1780 er­losch die männ­li­che Li­nie des Hau­ses Man­der­scheid; es folg­te die Grä­fin Au­gus­ta von Man­der­scheid, Ge­mah­lin des Gra­fen Phil­ipp Chris­ti­an von Stern­berg, die bis zum En­de des Al­ten Rei­ches Be­sit­ze­rin al­ler Man­der­schei­der Ter­ri­to­ri­en in der Ei­fel war.

Nach ei­nem Sta­tus­buch von 1614 ge­hör­ten zur Graf­schaft Blan­ken­heim elf Schult­hei­ße­rei­en, au­ßer­dem die Kell­ne­rei Erp und die bei­den Ge­rich­te Blei­buir und Bu­re in Ton­dorf. Zu den Lehns­gü­tern der Gra­fen ge­hör­ten un­ter an­de­rem Be­sit­zun­gen in den Mo­sel­or­ten Zel­tin­gen, Rach­tig, Pünde­rich, Ür­zig, Kes­ten und Pol­ters­dorf, da­ne­ben Streu­be­sitz im Raum Daun und Witt­lich. Ein ge­schlos­se­nes Ter­ri­to­ri­um bil­de­te sich an der obe­ren Ahr, am Ober- und Mit­tel­lauf der Kyll, am Ober­lauf der Urft und auf der Was­ser­schei­de der Ei­fel (Raum Schmidtheim). En­de des 18. Jahr­hun­derts um­fass­te die Graf­schaft die Ge­rich­te Blan­ken­heim, Gau, Lor­bach, Rips­dorf, Rohr und Vus­sem und die Herr­schaf­ten Hou­ver­ath, Ober­gart­zem und Schmidtheim. Als An­ne­xe der Graf­schaft gal­ten die Herr­schaf­ten Dol­len­dorf und Jün­kerath. Die Herr­schaft hat­te um 1790 ei­nen Um­fang von 13.952 Hekt­ar, die an­ge­glie­der­ten Herr­schaf­ten Dol­len­dorf und Jün­kerath um­fass­ten zu­sam­men 6.888 Hekt­ar. Wie die ein­zel­nen Tei­le zu der Herr­schaft/Graf­schaft zu­sam­men­ge­wach­sen sind, lässt sich im ein­zel­nen nicht mehr nach­voll­zie­hen. Zwei­fel­los ha­ben ver­schie­de­ne Ehe­ver­bin­dun­gen mit Ei­feler Gra­fen­fa­mi­li­en (un­ter an­de­rem Man­der­scheid, Dol­len­dorf, Schöne­cken, Bruch) mit zur Er­wer­bung ver­schie­de­ner Grund­herr­schaf­ten und Ge­rich­te ge­führt. Bei ei­ni­gen Lan­des­tei­len lässt sich al­ler­dings nach­wei­sen, wie und wann sie in Blan­ken­hei­mer Be­sitz ka­men. Das Ge­richt Rips­dorf, das ur­sprüng­lich zum Jü­li­cher Amt Müns­ter­ei­fel ge­hör­te, kam 1725 durch ei­nen Tausch­ver­trag zu Blan­ken­heim. Graf Franz Ge­org von Man­der­scheid-Blan­ken­heim (ge­bo­ren 1669, Re­gie­rungs­zeit 1705–1731) gab da­für das Ge­richt Blei­buir ab. Die Herr­schaft Dol­len­dorf kam 1742 nach dem Aus­ster­ben der Li­nie Man­der­scheid-Kail an Blan­ken­heim, der Be­sitz wur­de aber durch den Gra­fen von Salm-Dyck bis 1781 strei­tig ge­macht. Die Un­ter­herr­schaft Schmidtheim un­ter­stand seit An­fang des 16. Jahr­hun­derts der Blan­ken­hei­mer Lan­des­ho­heit. Vus­sem wur­de zu­sam­men mit den Or­ten Bou­derath, Ro­derath und Berg­heim 1780 beim Aus­ster­ben des Man­der­schei­der Man­nes­stam­mes als Le­hen vom Kur­fürs­ten von Trier ein­ge­zo­gen. Da na­tür­li­che Gren­zen fast über­all fehl­ten, kam es im­mer wie­der zu Strei­tig­kei­ten mit Nach­barn (un­ter an­de­rem mit Aren­berg, Jü­lich, Lu­xem­burg).

Nach dem Pro­to­koll des Reichs­de­pu­ta­ti­ons­haupt­schlus­ses ge­hör­ten zur Graf­schaft Blan­ken­heim 25 Fle­cken und Dör­fer mit rund 3.900 Ein­woh­nern. In der an­ge­glie­der­ten Herr­schaft Jün­kerath zähl­te man sie­ben Dör­fer mit rund 780 Ein­woh­nern und in der an­ge­glie­der­ten Herr­schaft Dol­len­dorf drei Dör­fer mit rund 570 Ein­woh­nern.

Die Zen­tral­re­gie­rung für das Ter­ri­to­ri­um be­fand sich in Blan­ken­heim und setz­te sich aus ei­nem Di­rek­tor und drei bis fünf Rä­ten zu­sam­men. Seit 1697 gab es in der Graf­schaft Ge­rol­stein, die seit die­sem Jahr in Per­so­nal­uni­on mit Blan­ken­heim ver­wal­tet wur­de, ei­nen Land­schult­hei­ßen, der an der Spit­ze der dor­ti­gen Ver­wal­tung stand. Das Ober­ge­richt für die Graf­schaft Blan­ken­heim wird seit 1597 ge­nannt, es war in Blan­ken­heim an­säs­sig. Blan­ken­heim ge­hör­te zu­m Nie­der­rhei­nisch-West­fä­li­schen Kreis.

Nach der Be­set­zung des lin­ken Rhein­ufers durch die Fran­zo­sen bil­de­te sich in Blan­ken­heim um 1795/1797 ei­ne Zen­tral­be­hör­de für die ehe­ma­li­gen Graf­schaf­ten Blan­ken­heim, Schlei­den, Man­der­scheid und Reif­fer­scheid. Seit 1789 ge­hör­ten Kan­ton und Mai­rie Blan­ken­heim zum Ar­ron­dis­se­ment Prüm im Saar-De­par­te­ment. 1815–1818 gab es ei­nen Kreis Blan­ken­heim in der preu­ßi­schen Rhein­pro­vinz, 1818–1828 ge­hör­te Blan­ken­heim zu­m Kreis Ge­münd, 1828–1971 zum Kreis Schlei­den, seit­her zu­m Kreis Eus­kir­chen.

Quellen

En­nen, J. H., Blan­ken­hei­mer Ho­f­ord­nun­gen, in: An­na­len des his­to­ri­schen Ver­eins für den Nie­der­rhein 35 (1880), S. 134-155.
En­nen, Leon­hard, Blan­ken­hei­mer Mi­nis­te­ria­len­sta­tut, in: An­na­len des his­to­ri­schen Ver­eins für den Nie­der­rhein 9/10 (1861), S. 122-126.

Literatur

Be­cker, Jo­han­nes, Ge­schich­te der Pfar­rei­en des De­ka­na­tes Blan­ken­heim, Köln 1893.
Blan­ken­heim. Die schö­ne Ei­fel, Heft 13, Dü­ren 1960.
Die Man­der­schei­der. Ei­ne Ei­feler Adels­fa­mi­lie. Herr­schaft – Wirt­schaft – Kul­tur. Aus­stel­lungs­ka­ta­log, Köln 1990.
Fa­bri­ci­us, Wil­helm, Er­läu­te­run­gen zum ge­schicht­li­chen At­las der Rhein­pro­vinz, Band 2: Die Kar­te von 1789, Bonn 1898, Nach­druck Bonn 1965, S. 344-351.
Neu, Pe­ter, Ge­schich­te und Struk­tur der Ei­fel­ter­ri­to­ri­en des Hau­ses Man­der­scheid vor­nehm­lich im 15. und 16. Jahr­hun­dert, Bonn 1972.
Neu, Pe­ter, Man­der­scheid und das Reich, in: Rhei­ni­sche Vier­tel­jahrs­blät­ter 36 (1972), S. 53–70.
Neu, Pe­ter, Burg und Burg­fle­cken Blan­ken­heim, in: Die Stadt in der eu­ro­päi­schen Ge­schich­te. Fest­schrift Edith En­nen, Bonn 1972, S. 451-458.
Rhei­ni­scher Städ­teat­las II Nr. 11: Blan­ken­heim, be­arb. von Pe­ter Neu, Bonn 1974.
Schan­nat, Jo­hann Fried­rich / Bärsch, Ge­org, Eif­lia il­lus­tra­ta oder geo­gra­phi­sche und his­to­ri­sche Be­schrei­bung der Ei­fel, 3 Bän­de, Köln / Aa­chen 1824-1855.

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Ortspanorama Blankenheim mit Burg, undatiert. (Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland / Hans Lachmann CC BY-SA 3.0)

Grafschaft Blankenheim (Teile der gelben Umrandung), Ausschnitt aus der Karte 'Territorien im Rheinland 1789', Bonn 2010. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

 
Zitationshinweis

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Neu, Peter, Grafschaft Blankenheim, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/grafschaft-blankenheim/DE-2086/lido/57d11750abf0b7.80281129 (abgerufen am 19.03.2024)