Ourthedepartement (lila Umrandung), Ausschnitt aus der Karte 'Linksrheinische Departements im Rheinland 1813', Bonn 2010. (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte)

Das Our­the­de­par­te­ment, auch Our­te­de­par­te­ment, be­nannt nach dem Fluss Our­the, wur­de am 1.10.1795 nach der Be­sitz­er­grei­fung der ös­ter­rei­chi­schen Nie­der­lan­de durch Frank­reich als ei­nes der neun bel­gi­schen De­par­te­ments auf dem Ge­biet zwi­schen Lüt­tich im Nor­den und Viel­salm im Sü­den ge­bil­det. Es be­stand aus Tei­len des vor­ma­li­gen Fürst­bis­tums Lüt­tich und der Ab­tei­herr­schaft Stave­lot-Malme­dy, aus ei­nem Teil der Pro­vinz Lu­xem­burg und aus ver­schie­de­nen Tei­len der Graf­schaf­ten von Na­mur und Bra­bant. Haupt­ort des De­par­te­ments war Lüt­tich (Liè­ge). Das De­par­te­ment mit 327.121 Ein­woh­nern (1804) war in die Un­ter­prä­fek­tu­ren Lüt­tich, Huy und Malme­dy ge­glie­dert. In die­sen drei Ar­ron­dis­se­ments be­stan­den nach mehr­fa­chen Än­de­run­gen der Kan­tonsum­schrei­bun­gen 26 Kan­to­ne nebst der Stadt Lüt­tich; Lüt­tich zer­fiel in vier Kan­to­ne. Die Kan­to­ne ins­ge­samt ver­teil­ten sich wie folgt:

Lüt­tich: Dal­hem, Flé­ron, Glons, Her­ve, Hol­lo­gne, Lüt­tich (4 Kan­to­ne), Lou­veig­né, Se­ra­ing und Wa­rem­me.

Huy: Aven­nes, Bo­degnée, Fer­riè­res, Hé­ron, Huy, Lan­den und Nan­drin.

 Malme­dy: Au­bel, Eu­pen, Kro­nen­burg, Lim­burg (Lim­bourg), Malme­dy, St. Vith, Schlei­den, Spa, Stave­lot, Ver­viers und Viel­salm.

Nach der Völ­ker­schlacht bei Leip­zig (16.-19.10.1813) brach die fran­zö­si­sche Herr­schaft zu­sam­men. Das Our­the­de­par­te­ment wur­de am 12.1.1814 zu­nächst dem von den ver­bün­de­ten Mäch­ten ge­bil­de­ten Ge­ne­ral­gou­ver­ne­ment vom Nie­der­rhein mit Sitz in Aa­chen un­ter­stellt. We­ni­ge Mo­na­te spä­ter wur­de es dem neu or­ga­ni­sier­ten Ge­ne­ral­gou­ver­ne­ment vom Nie­der- und Mit­tel­rhein zu­ge­ord­net und am 12.9.1814 mit Tei­len der De­par­te­ments Nie­der­maas und Sam­bre und Maas zum Maas-und-Our­the­de­par­te­ment (Dé­par­te­ment de Meu­se-et-Our­the) mit dem De­par­te­ments­haupt­ort Lüt­tich ver­eint. Mit dem Wie­ner Kon­gress (1814/1815) kam der grö­ß­te Teil des vor­ma­li­gen Our­the­de­par­te­ments an die Ver­ei­nig­ten Nie­der­lan­de und fiel nach der Bel­gi­schen Re­vo­lu­ti­on (1830) und Grün­dung des Kö­nig­rei­ches Bel­gi­en (1839) an Bel­gi­en.

Der öst­li­che Teil des Our­the­de­par­te­ments mit den Kan­to­nen Eu­pen, Kro­nen­burg, Malme­dy, Schlei­den, St. Vith und ein klei­ner Teil des Kan­tons Au­bel ka­men 1815 als Kreis Malme­dy an den Re­gie­rungs­be­zirk Aa­chen in der preu­ßi­schen Pro­vinz Nie­der­rhein (1822 Rhein­pro­vinz). 1816 wur­den Eu­pen und St. Vith ei­ge­ne Kreis­sit­ze. St. Vith und Malme­dy wur­den 1821 zum Kreis Malme­dy ver­eint. Kro­nen­burg wur­de 1816 dem Kreis Blan­ken­heim, Schlei­den dem Kreis Ge­münd un­ter­stellt. 1818 wur­de der Kreis Blan­ken­heim mit dem Kreis Ge­münd zu­sam­men­ge­schlos­sen, die­ser wur­de 1829 in Kreis Schlei­den um­be­nannt.

Vor­über­ge­hend wa­ren zu­vor Schlei­den und fast der ge­sam­te Kan­ton Kro­nen­burg 1816 dem Haus Meck­len­burg-Stre­litz zu­ge­ord­net wor­den. Das Ge­biet ver­blieb in die­ser Zeit un­ter preu­ßi­scher Ver­wal­tung und soll­te mög­li­cher­wei­se an Meck­len­burg-Stre­litz ab­ge­tre­ten wer­den. 1819 wur­de es ge­gen Ab­schlags­zah­lung an Preu­ßen ver­kauft.

Ei­ne be­son­de­re Rol­le un­ter den vor­ma­li­gen Ter­ri­to­ri­en des Our­the­de­par­te­ments nahm das Dorf Mo­res­net im Kan­ton Eu­pen ein. In der Schluss­ak­te des Wie­ner Kon­gres­ses (1815) be­stand Un­ei­nig­keit dar­über, ob ein Teil des Dor­fes mit ei­ner der be­deu­tends­ten Erz­la­ger­stät­ten Eu­ro­pas an Preu­ßen oder an das Ver­ei­nig­te Kö­nig­reich der Nie­der­lan­de fal­len soll­te. Bei­de Staa­ten be­an­spruch­ten es für sich und ei­nig­ten sich 1816 dar­über, „Neu­tral-Mo­res­net" vor­läu­fig ge­mein­sam zu ver­wal­ten und nicht zu be­set­zen. Bis zur end­gül­ti­gen Re­ge­lung soll­te na­po­leo­ni­sches Recht gel­ten. Die Rol­le der Nie­der­lan­de über­nahm 1839 das neu ge­grün­de­te Kö­nig­reich Bel­gi­en.

Im An­schluss an den Ers­ten Welt­krieg (1914-1918) fie­len Eu­pen, Malme­dy und St. Vith 1920 an Bel­gi­en. Das zu Be­ginn des Krie­ges von deut­schen Trup­pen ok­ku­pier­te Neu­tral-Mo­res­net kam gleich­falls an Bel­gi­en und wur­de in Kel­mis (La Ca­la­mi­ne) um­be­nannt. Im Zwei­ten Welt­krieg (1939-1945) wur­den die 1920 ver­lo­re­nen Ge­bie­te wie­der von Deutsch­land an­nek­tiert und nach 1945 er­neut mit Bel­gi­en ver­eint.

Heu­te lie­gen fast al­le vor­ma­li­gen Kan­tons­haupt­or­te des Our­the­de­par­te­ments in Bel­gi­en. Kro­nen­burg und Schlei­den ge­hö­ren zum Bun­des­land Nord­rhein-West­fa­len in Deutsch­land.

Quellen

Des­mous­seaux, An­toi­ne-François-Ehr­ard-Ma­rie-Ca­the­ri­ne, Ta­bleau sta­tis­tique du de­part­ment de l’Our­the, Pa­ris, an IX [1801].

Literatur

Ber­ge­ron, Louis, Chaus­si­nand-No­ga­ret, Louis (Hg.), Grands no­ta­bles du Pre­mier Em­pi­re, Band 22/23: Doux­champs-Le­feÌv­re, Cé­ci­le: Sam­bre-et-Meu­se; Han­sot­te, Ge­or­ges: Our­the, Pa­ris 1995.
Pabst, Klaus, Das Pro­blem der deutsch-bel­gi­schen Gren­ze in der Po­li­tik der letz­ten 150 Jah­re, in: Zeit­schrift des Aa­che­ner Ge­schichts­ver­eins (77) 1965, S. 183-210.
Schmidt, Jo­han­nes, Geo­gra­phie und Ge­schich­te des Her­zog­t­h­ums Berg, sei­ner Herr­schaf­ten, der Graf­schaft Hom­burg und der Herr­schaft Gim­born-Neu­stadt, der Graf­schaft Mark, der ehe­ma­li­gen Stif­ter Es­sen und Wer­den, der Graf­schaft Lim­burg und der Stadt Dort­mund, des Rur­de­part­ments und des ehe­ma­li­gen ös­ter­rei­chi­schen Her­zog­t­h­ums Lim­burg, jetzt ein Theil der Our­te- und Nie­der­maas­de­part­mente, Nach­druck der Aus­ga­be Aa­chen 1804, Rem­scheid 1984.

Online

Des­mous­seaux, An­toi­ne-François-Ehr­ard-Ma­rie-Ca­the­ri­ne, Sta­tis­tique du Dé­par­te­ment de l'Our­the, Pa­ris an X [1802] (In­for­ma­ti­ons­an­ge­bot des Di­gi­ta­li­sie­rungs­pro­jek­tes Gal­li­ca der Fran­zö­si­schen Na­tio­nal­bi­blio­thek. Do­ku­ment in fran­zö­si­scher Spra­che). [On­line]

Zitationshinweis

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Graumann, Sabine, Ourthedepartement, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/ourthedepartement-/DE-2086/lido/57d117b9060fe0.31040579 (abgerufen am 19.03.2024)