Das Beethovenfest und die Militär- und Hofkonzerte während Victorias Rheinreise 1845

Uwe Baur (Koblenz)

Denkblatt des Beethovenfestes zu Bonn, 1845. Lithographie nach einer Zeichnung von Johann Peter Lyser (1804-1884). (Beethoven-Haus Bonn, B 534, https://www.beethoven.de/de/media/view/5278230894346240)

1. In Erwartung der Queen

Als fest­stand, dass Queen Vic­to­ria I. von Eng­land (1819-1901, Re­gent­schaft ab 1837) die Ein­la­dung des preu­ßi­schen Kö­nigs Fried­rich Wil­helm IV. (Re­gent­schaft 1840-1858/1861) an­neh­men wür­de, im Au­gust 1845 auf der Rei­se nach Co­burg, wo sie am som­mer­li­chen Tref­fen der Fa­mi­lie ih­res Prinz­ge­mahls Al­bert von Sach­sen-Co­burg (1819-1861) teil­neh­men woll­te, sich ei­ni­ge Ta­ge Zeit am Rhein Zeit zu neh­men, plan­te der Kö­nig so­gleich, den Auf­ent­halt der Queen auch mu­si­ka­lisch aus­zu­ge­stal­ten. Er be­auf­trag­te sei­nen Ge­ne­ral­mu­sik­di­rek­tor Gi­a­co­mo Mey­er­beer[1] mit der Pla­nung und Durch­füh­rung ei­ni­ger Kon­zer­te: Un­ter den wäh­rend des be­vor­ste­hen­den Auf­ent­halts Ih­rer Ma­jes­tät der Kö­ni­gin von Eng­land […] am Rhein an­zu­ord­nen­den Fest­lich­kei­ten be­ab­sich­ti­ge Ich auch mu­si­ka­li­sche Auf­füh­run­gen statt­fin­den zu las­sen, und wür­de es sehr gern se­hen, wenn Sie es mög­lich ma­chen könn­ten, bei den­sel­ben un­ge­ach­tet Sie be­reits vie­le Mo­na­te un­ter man­cher­lei Auf­op­fe­run­gen, weit über Ih­re Ver­pflich­tun­gen hin­aus, dem Auf­ent­hal­te in der Re­si­denz so wil­lig ge­schenkt ha­ben, wie­der­um zu er­schei­nen und mit­zu­wir­ken. Mey­er­beer er­wi­der­te: Um den ge­dach­ten Con­cer­ten Glanz und Ge­die­gen­heit zu glei­cher Zeit zu ver­lei­hen, dürf­ten Ari­en und Du­et­te a l l e i n nicht hin­rei­chen: es mü­ß­ten auch En­sem­ble-Stü­cke aus den Wer­ken gro­ßer Meis­ter da­bei aus­ge­führt wer­den. De­ßhalb er­scheint es zweck­mä­ßig, daß für je­de der fünf Stimm­gat­tun­gen (So­pran, Alt, Te­nor, Ba­ry­ton und Baß) ein Re­pre­sen­tant ge­wählt wer­de, der nicht nur be­rühm­ter Vir­tuo­se, son­dern au­ßer­dem auch be­fä­higt ist, d e u t s c h e Mu­sik vor­zu­tra­gen, weil von die­ser Schu­le Ih­ro Ma­jes­tät die Kö­ni­gin von Eng­land am we­nigs­ten Ge­le­gen­heit hat­te mus­ter­haf­te Aus­füh­run­gen zu hö­ren. - Jen­ny Lind[2], Pau­li­ne Vi­ar­dot Gar­cia[3], Ticha­schek[4], Pi­schek[5] und Stau­digl[6] schei­nen mir da­zu die wür­digs­ten Re­pre­sen­tan­ten ih­rer Stim­men­gat­tun­gen. Wenn von In­stru­men­ta­lis­ten Liszt und Vieux­temps […] (wel­cher letz­te­re der grö­ß­te jetzt le­ben­de Violin­spie­ler ist)[7] o­der statt sei­ner die Ge­schwis­ter Mi­la­nol­lo[8] ge­wor­ben wür­den, so wä­re ein glanz­vol­les En­sem­ble er­reicht.[9]

Der von Mey­er­beer dar­auf­hin zu­sam­men mit dem Mu­sik­in­ten­dan­ten Graf Fried­rich Wil­helm von Re­dern[10] er­stell­te Plan sah je ein fest­li­ches Hof­kon­zert in Schloss Brühl und im ehe­mals kur­fürst­li­chen Schloss von Ko­blenz vor, da­zu ei­ne Ga­la-Opern-Auf­füh­rung im dor­ti­gen Stadt­thea­ter. Zu­sätz­lich wur­de der obers­te preu­ßi­sche Mi­li­tär­mu­si­ker Wil­helm Fried­rich Wieprecht[11] be­auf­tragt, zum Emp­fang in Brühl ei­ne mi­li­tär­mu­si­ka­li­sche Se­re­na­de mit Gro­ßem Zap­fen­streich zu bie­ten.

 

Als die ge­nau­en Rei­se­da­ten der Queen be­kannt wur­den, stell­te sich her­aus, dass ex­akt zur glei­chen Zeit in Bonn das zum 75. Ge­burts­jahr Beet­ho­vens von Ernst Ju­li­us Häh­nel (1811-1891) ge­schaf­fe­ne Denk­mal ein­ge­weiht und aus die­sem An­lass ein mehr­tä­gi­ges Mu­sik­fest ge­fei­ert wer­den soll­te. Es kam so­gleich zu Be­mü­hun­gen, bei­de Ver­an­stal­tun­gen mit­ein­an­der zu ver­knüp­fen, was Än­de­run­gen in den Zeit­plä­nen er­mög­lich­ten. In Bonn wur­den zwei Ver­an­stal­tun­gen ge­tauscht, die Queen blieb län­ger in Brühl als ge­plant, da­für nur ei­nen Tag auf Schloss Stol­zen­fels, was Ein­fluss auf die in Ko­blenz ge­plan­ten Ver­an­stal­tun­gen hat­te. 

2. Die Queen reist an

Fol­gen wir den Ge­scheh­nis­se der Rei­he nach: Die Queen und Prinz­ge­mahl Al­bert ver­lie­ßen Lon­don am Spät­nach­mit­tag des 9.8.1845 auf der kö­nig­li­chen Damp­f­yacht „Vic­to­ria and Al­ber­t“ , die für die Nacht in der Them­se-Mün­dung vor An­ker ging, um am nächs­ten Mor­gen zur Über­fahrt über den Är­mel­ka­nal zu star­ten. Abends wur­de Ant­wer­pen er­reicht, wo auf der Schel­de ge­an­kert wur­de. Am nächs­ten Mor­gen, dem 11. Au­gust, ging die kö­nig­li­che Rei­se­ge­sell­schaft von Bord und fuhr per Son­der­zug durch Bel­gi­en nach Aa­chen, nach­mit­tags wei­ter nach Köln und von dort nach Schloss Brühl. Zie­le je zwei­er Aus­fahr­ten von die­sem „Hof­la­ger“ in Brühl wa­ren die Städ­te Köln und Bonn. In Köln gab es vom Schiff aus abends ein Feu­er­werk mit ben­ga­li­scher Be­leuch­tung von Stadt und Dom zu be­stau­nen und am nächs­ten Tag ei­ne Stadt- und Dom­be­sich­ti­gung. Die Be­su­che in Bonn gal­ten der Ein­wei­hung des Beet­ho­ven-Denk­mals mit an­schlie­ßen­der Be­sich­ti­gung der Uni­ver­si­tät und am dar­auf­fol­gen­den Vor­mit­tag der Teil­nah­me am Ab­schluss­kon­zert des Mu­sik­fes­tes. Der 14. Au­gust blieb der Damp­fer­fahrt auf dem Rhein von Bonn nach Ko­blenz und Stol­zen­fels vor­be­hal­ten, mit ei­nem ab­schlie­ßen­den Feu­er­werk. We­gen Re­gen­wet­ters wur­de der nächs­te Tag zum Ru­he­tag er­klärt, die Queen soll sich in­dis­po­niert, der preu­ßi­sche Kö­nig mü­de ge­fühlt ha­ben. Am 16. Au­gust folg­te die Rhein­fahrt nach Mainz, von wo es per Kut­sche über Frank­furt und Würz­burg nach Co­burg wei­ter­ging. 

In sei­nem Re­sü­mee über die Ta­ge der Queen am Rhein fühl­te sich der Re­por­ter des Pa­ri­ser „Jour­nal des dé­bats“ be­mü­ßigt zu be­rich­ten von den doch et­was bar­ba­ri­schen Ver­gnü­gun­gen, in die sie in Preu­ßen hin­ein­ge­ra­ten war, wo man kei­ne lie­bens­wür­di­ge­re Art ge­fun­den hat­te, ei­ne Frau zu emp­fan­gen, als al­le Ka­no­nen des Kö­nig­reichs ei­nen ge­mei­nen Ak­kord zu ih­ren Oh­ren schi­cken zu las­sen, und dar­an fünf In­stru­men­tal-Kon­zer­te pro Tag an­zu­fü­gen.

Und auch das Pa­ri­ser Jour­nal „Le Con­sti­ti­on­nel“ re­gis­trier­te: Die von Sei­ner preu­ßi­schen Ma­jes­tät vor­be­rei­te­ten Fes­te, um die Kö­ni­gin von Eng­land zu emp­fan­gen, wa­ren be­son­ders be­mer­kens­wert durch das Ge­tö­se der Ar­til­le­rie; dies be­deu­te­te aber wo­mög­lich, die Kö­ni­gin Vic­to­ria nicht nach ih­rem Ge­schmack zu be­die­nen, die, in Ant­wer­pen, dar­um ge­be­ten hat­te, dass man die Ka­no­ne bei ih­rer Vor­bei­fahrt schwei­gen las­se.

Liest man zu­dem die Be­rich­te der deut­schen, eng­li­schen und fran­zö­si­schen Pres­se, so fin­det sich tat­säch­lich be­stä­tigt, dass die gan­ze Fahrt der Queen den Rhein ent­lang wirk­lich vom „ge­mei­nen Ak­kor­d“ al­ler dort sta­tio­nier­ten Ka­no­nen be­glei­tet wur­de, in Köln und Ko­blenz je­weils noch zu­sätz­lich un­ter­malt von den pau­sen­lo­sen Sal­ven ei­ner fê­te de jo­ie, ei­nem mi­nu­ten­lan­gen Ge­knat­ter vie­ler hun­der­ter Ge­weh­re. Hin­zu kam dann noch das Glo­cken­ge­läut vie­ler Kir­chen der am Rei­se­weg ge­le­ge­nen Or­te.

Was al­ler­dings die fünf In­stru­men­tal-Kon­zer­te pro Tag be­trifft, über­trieb der Re­por­ter des „Jour­nal des dé­bats“ doch mehr als reich­lich, es wa­ren al­les in al­lem ge­ra­de ein­mal vier „rich­ti­ge“ Kon­zer­te, die von der Queen ge­hört wur­den. Dem muss al­ler­dings hin­zu­ge­fügt wer­den, dass die Fahrt der Queen von zahl­rei­chen klei­ne­ren mu­si­ka­li­schen Dar­bie­tun­gen al­ler Art be­glei­tet wur­de. Das be­gann schon in Ant­wer­pen, wo ihr tat­säch­lich gleich drei­mal das God sa­ve the Queen[12] ent­ge­gen tön­te, am Abend beim Ein­lau­fen des Schif­fes auf der Schel­de, am nächs­ten Mor­gen am Quai beim Land­gang und zum drit­ten Mal am Bahn­hof bei der Ab­fahrt des Son­der­zu­ges. Auch auf ver­schie­de­nen Zwi­schen­sta­tio­nen in Bel­gi­en ging das so wei­ter, so in Me­cheln, wo sich das bel­gi­sche Kö­nigs­paar der Rei­se­ge­sell­schaft an­schloss, in Lö­wen, in Ver­viers, wo sich das bel­gi­sche Kö­nigs­paar wie­der ver­ab­schie­de­te, und na­tür­lich bei der An­kunft in Aa­chen. Die Queen no­tier­te da­zu kurz und knapp in ihr Ta­ge­buch: Whe­re­ver we stop­ped the­re we­re guards of Ho­no­ur and Bands. (Über­all, wo wir an­hiel­ten gab es Eh­ren­gar­den und Mu­sik­ka­pel­len.) In Me­cheln er­reg­te die­ser mu­si­ka­li­sche Emp­fang vor al­lem da­durch ei­ni­ges Auf­se­hen, weil er et­was an­ders als er­war­tet aus­fiel, denn „The il­lus­tra­ted Lon­don News“ hiel­ten fest: Als der kö­nig­li­che Zug her­an­glitt, platz­te die Ka­pel­le nicht mit dem üb­li­chen „God sa­ve the Queen“ her­aus, son­dern mit den fröh­lich klin­geln­den No­ten der „An­nen-Pol­ka“.[13]

In Aa­chen, wo­hin der preu­ßi­sche Kö­nig sei­nen Gäs­ten ent­ge­gen­ge­fah­ren war, wur­de die Rei­se für ein paar Stun­den un­ter­bro­chen. Es wur­den ei­ne Stadt­rund­fahrt ge­macht, im Dom die Ge­denk­stät­ten Karls des Gro­ßen be­sich­tigt und schlie­ß­lich ein Früh­stück ein­ge­nom­men, wor­über die Pres­se zu be­rich­ten wuss­te: Wäh­rend ei­nes De­jeu­ners, das Al­ler­höchst­die­sel­ben so­dann ein­nah­men, hat­te un­se­re Lie­der­ta­fel die Eh­re, ei­ni­ge Ge­sän­ge, na­ment­lich das „Ru­le Bri­tan­ni­a“[14] und „Was ist des Deut­schen Va­ter­lan­d“, vor­zu­tra­gen, und ge­ru­he­te so­wohl der Kö­nig als die Kö­ni­gin Vic­to­ria per­sön­lich den Sän­gern Ih­ren Bei­fall mit de­ren Leis­tun­gen aus­zu­drü­cken. Auch im Ta­ge­buch der Queen steht zu le­sen: The com­pa­ny lun­ching to­ge­ther and an exel­lent „Lie­der­ta­fel“ sang du­ring lun­chen. (Die Ge­sell­schaft speis­te ge­mein­schaft­lich und ei­ne ex­zel­len­te „Lie­der­ta­fel“ sang wäh­rend des Es­sens.)

Am Nach­mit­tag er­folg­te die Wei­ter­fahrt, nicht oh­ne, dass an der Stre­cke ge­le­gent­lich Halt ge­macht wur­de, so in Dü­ren, wo es das üb­li­che God sa­ve the Queen zu hö­ren gab. Im Köl­ner Bahn­hof „Am Thürm­chen“ wur­de die Queen be­grü­ßt von vie­len Ho­no­ra­tio­ren mit dem Ober­bür­ger­meis­ter an der Spit­ze, der ei­ne klei­ne An­spra­che hielt[15]. In der Dom­stadt muss­te um­ge­stie­gen wer­den, vom Bahn­hof der „Rhei­ni­schen Bahn“ zur Sta­ti­on der nach Bonn füh­ren­den Bahn­li­nie. Über die da­zu not­wen­di­ge Kutsch­fahrt durch die Stadt be­rich­te­te die „Köl­ni­sche Zei­tun­g“: Die gan­ze Stre­cke ent­lang wur­de der Zug von Trup­pen-Abt­hei­lun­gen zu Pferd und zu Fuß, meis­tens in den sehr schö­nen neu­en Uni­for­men, mit Mu­sik­chö­ren in Pa­ra­de be­grü­ßt und mit lau­tem Ju­bel von der zahl­lo­sen Men­ge emp­fan­gen. Ähn­li­ches spiel­te sich auch im nach we­ni­gen Mi­nu­ten Bahn­fahrt er­reich­ten Brühl ab, wie „The il­lus­tra­ted Lon­don News“ be­schrie­ben: Das Schloss von Brühl steht et­wa fünf oder sie­ben Mei­len an der Stra­ße nach Bonn, und Ih­re Ma­jes­tät wur­de mit al­len Eh­ren bei Fa­ckel­schein und Mi­li­tär­mu­sik emp­fan­gen.

3. Die Queen hört ein „Monster-Militär-Konzert“ auf Schloss Brühl

Zum Emp­fang in Brühl wur­de mu­si­ka­lisch noch weit mehr ge­bo­ten. Die „Kö­nig­lich pri­vi­le­gir­te Ber­li­ni­sche Zei­tun­g“ be­rich­te­te kurz und knapp: J. M. die Kö­ni­gin von Preu­ßen wa­ren der ho­hen Be­su­che­rin bis an die un­tern Stu­fen der Trep­pe ent­ge­gen­ge­gan­gen, wo­selbst die herz­lichs­te Be­grü­ßung er­folg­te. Hier­auf be­gann un­ter Lei­tung des Mu­sik­di­rek­tors Wieprecht aus Ber­lin der Gro­ße Zap­fen­streich, zu dem vier Ca­va­le­rie- und zehn In­fan­te­rie-Re­gi­men­ter ih­re Mu­sik­chö­re ge­stellt hat­ten, mit dem Lie­de „Heil Dir im Sie­ger­kran­z“. Spä­ter wur­de auch das Ru­le Bri­tan­nia ge­spielt. Es war ei­nes je­ner „Mons­ter-Mi­li­tär-Kon­zer­te“, durch die Wieprecht in die Mu­sik­ge­schich­te ein­ge­gan­gen ist.

Na­tür­lich er­schie­nen dar­über um­fang­rei­che Pres­se­be­rich­te. Da im Ar­ti­kel der „Köl­ni­schen Zei­tun­g“ ge­naue­re Ein­zel­hei­ten ste­hen, sei er aus­führ­li­cher zi­tiert: Wäh­rend die ho­hen Herr­schaf­ten nun ei­ni­ge Er­fri­schun­gen ein­nah­men, wur­de vor dem Schlos­se nach der Sei­te des Bahn­hofs hin der Gro­ße Zap­fen­streich vor­be­rei­tet. An dem­sel­ben nah­men drei­zehn Mu­sik­chö­re und die sämt­li­chen Tam­bou­re der 15. und 16. In­fan­te­rie-Bri­ga­de, un­ter Lei­tung des Chefs der Mu­sik des Gar­de­co­rps, Herrn Wieprecht, Theil. Links vom Schlos­se stan­den die Trom­pe­ter des 8. Hu­sa­ren-, 4. Dra­go­ner-, 5. und 7. Ula­nen-Re­gi­ments, so wie der 8. Rei­ten­den Ar­til­le­rie-Bri­ga­de; dem Schloss ge­gen­über die Mu­sik [das hei­ßt die Mi­li­tär­ka­pel­len] des 16., 25., 28., 29., 35., 38. und 40. In­fan­te­rie-Re­gi­ments, nebst der 8. Ar­til­le­rie-Bri­ga­de zu Fuß; rechts die Tam­bou­re. Na­he vor der In­fan­te­rie-Mu­sik be­fan­den sich die Schlag-In­stru­men­te der­sel­ben, und in der Mit­te die Di­rec­tion. Um­ge­ben war das Gan­ze von meh­ren Fa­ckel­trä­gern und zahl­rei­chen Mi­li­tär-Mann­schaf­ten. Ge­gen 9 Uhr be­gann die Aus­füh­rung der Mu­sik­stü­cke, de­ren Pro­gramm fol­gen­de um­fa­ß­te: 1) God sa­ve the Queen; 2) Hul­di­gungs­marsch von Wieprecht; 3) Ge­schwind­marsch vom Gra­fen Re­dern; 4) Marsch aus dem Som­mer­nachts­traum von Men­dels­sohn-Bar­thol­dy[16]; 5) Ge­schwind­marsch über Mo­ti­ve der Oper „Ein Feld­la­ger in Schle­si­en“ von Mey­er­beer[17]; 6) die Ou­ver­tü­re zu die­ser Oper; 7) Ge­schwind­marsch von Wieprecht; 8) Ru­le Bri­tan­nia. Bei Be­ginn der bei­den eng­li­schen Volks­lie­der (Nr. 1 und 8) ver­lie­ßen die hin­ter den In­fan­te­rie-Mu­sik­chö­ren auf­ge­stell­ten Fa­ckel­trä­ger ih­re Plät­ze und tra­ten in den in­nern frei­en Raum, wo sie sich auf­stell­ten, daß sie den Na­mens­zug V bil­de­ten, was be­son­ders vom Schlos­se aus ge­se­hen, an des­sen Fens­tern die ho­hen Be­woh­ner wie­der­holt er­schie­nen, ei­ne sehr schö­ne Wir­kung ge­macht ha­ben muß. Die ein­zel­nen Mu­sik­stü­cke wur­den mit wirk­lich meis­ter­haf­ter Präci­si­on aus­ge­führt und ei­nen ganz ei­gen­t­hüm­li­chen Ein­druck üb­te die gro­ße Mas­se der Trom­meln, wel­che bei meh­ren Num­mern mit­wirk­ten. An die Har­mo­nie-Mu­sik reih­te sich das „Lo­cken zum Zap­fen­streich“, die Re­trai­te, der Zap­fen­streich selbst von gro­ßar­tigs­ter Wir­kung, und den Schluß mach­te das „Ge­be­t“.

Der in Brühl ge­bo­te­ne mi­li­tä­ri­sche Pomp stieß ver­ständ­li­cher­wei­se den Fran­zo­sen auf­grund ih­rer be­kann­ten kri­ti­schen Hal­tung ge­gen­über den Preu­ßen be­son­ders auf, wie un­schwer aus dem Be­richt Ju­les Janins[18] für das Pa­ri­ser „Jour­nal des dé­bats“ her­aus­zu­le­sen ist. Ja­nin war zwar in ers­ter Li­nie we­gen des Beet­ho­ven­fes­tes an den Rhein ge­kom­men, doch die Neu­gier­de auf die „Sen­sa­ti­on“ von Brühl hat­te ihn dort­hin ge­lockt. Nach­dem er über den Bau­stil des Schlos­ses ge­läs­tert hat­te, schrieb er: Wenn Sie wis­sen wol­len, war­um wir heu­te Abend dort­hin ge­hen wol­len, ob­wohl die Nacht her­ab­sinkt und der Re­gen droht; wir wol­len dort­hin ge­hen, weil sich un­ter den Schnör­keln die­ser ko­ket­ten Fens­ter­kreu­ze, die­sen Bal­kons aus Ko­ket­te­rie und Zier­rat ein gro­ßar­ti­ges Kon­zert vor­be­rei­tet, da­zu an­ge­tan, den al­ten Kai­ser Bar­ba­ros­sa aus sei­ner Höh­le her­vor­zu­lo­cken. Vier­hun­dert Tromm­ler und zwei­hun­dert Trom­pe­ter wer­den an die­sen Ge­sta­den kämp­fen, dass die al­ten He­ro­en des al­ten Ger­ma­ni­ens aus ih­rem schreck­li­chen Staub auf­wa­chen wer­den. Nein! Die Trom­pe­te des letz­ten Ge­richts kann nicht im Ent­fern­tes­ten ein gro­ßar­ti­ge­res Ge­tö­se er­zeu­gen.

Das trom­mel­te, das tön­te mit ei­nem ste­tig an­wach­sen­den Fu­ror; der Rhein schwieg vor Be­wun­de­rung und vor Schreck. Wil­de und den­noch lieb­li­che Har­mo­nie, von der man sich kei­ne Vor­stel­lung ma­chen kann, wenn man weiß, was dies für ein In­stru­ment ist, das man ei­ne Trom­mel nennt, und wel­ches die­ses an­de­re In­stru­ment ist, das man ei­ne Trom­pe­te nennt! In je­dem Au­gen­blick schien es mir, als ob der Schat­ten des gro­ßen Fried­rich, ge­ru­fen von die­sem über­na­tür­li­chen Lärm, aus dem Gra­be auf­stei­gen wür­de, und Kai­ser Na­po­le­on ihn be­su­chen wür­de im gan­zen Pomp sei­ner Herr­lich­keit, zwei gro­ße Ge­spens­ter, heu­te er­kenn­bar, der ei­ne wie der an­de­re in der Men­ge der kö­nig­li­chen Schat­ten, an ih­rer in den Schlach­ten ge­tra­ge­nen Uni­form und an ih­rem klei­nen Hut.

Sie ge­hen schlie­ß­lich fort, und Sie ha­ben schon die Stadt [Bonn] wie­der er­reicht, doch dies gro­ßar­ti­ge Kon­zert folgt Ih­nen noch im­mer; Sie tra­gen es atem­los keu­chend in ih­rem ge­platz­ten Schä­del mit sich, wie man ei­nen Traum, ein Traum­bild, ei­nen Alb oder ir­gend­wen aus die­sen gi­gan­ti­schen Fa­beln, von de­nen Deutsch­land er­füllt ist, mit sich trägt. Vier­hun­dert Tromm­ler und zwei­hun­dert Trom­pe­ter die rol­len und klin­gen wie kein Don­ner rollt!

Die Pa­ri­ser Aus­ga­be von „Le Con­sti­ti­on­nel“ mo­nier­te: In Brühl an­ge­kom­men, er­mü­det von ei­ner lan­gen Rei­se, muss­te die Kö­ni­gin, ehe sie sich zur Ru­he be­ge­ben konn­te, noch drei Kon­zer­te an­hö­ren: das der Tromm­ler (Tam­bou­re), ein Har­mo­nie­mu­sik-Kon­zert von Mu­si­kern aus neun Re­gi­men­tern und das Haus­kon­zert. Das ist wahr­lich zu viel.

Das war na­tür­lich über­trie­ben, denn es war im Grun­de nur ein Kon­zert, ein­mal da­von ab­ge­se­hen, dass es gar kein „Haus­kon­zer­t“ gab. In ihr Ta­ge­buch no­tier­te sich die Queen je­den­falls nur: Our peop­le not being ar­ri­ved we could not dress but went in­to one of the sa­loons to he­ar the sple­ndid Zap­fen­streich per­for­med be­fo­re the Pa­lace by 500 mu­si­ci­ans (mi­li­ta­ry) with Fa­ckeln (lamps of co­lo­red glass) which had a most sple­ndid ef­fect; - The roo­m­ing was fi­ne and the who­le was the fi­nest thing I ever heard. -  We heard them play God sa­ve the queen, from Al­bert’s dres­sing room win­dow, - it was bet­ter play­ed then I ha­ve ever heard it, and so thought L. Aber­de­en (Da un­se­re Leu­te noch nicht an­ge­kom­men wa­ren, konn­ten wir uns nicht um­klei­den, al­so gin­gen wir in ei­nen der Sä­le, um dem gro­ßar­ti­gen Zap­fen­streich zu lau­schen, der vor dem Pa­last von 500 Mu­si­kern (Mi­li­tär) auf­ge­führt wur­de, mit Fa­ckeln (Leuch­ten aus far­bi­gem Glas), was ei­nen schö­nen Ef­fekt mach­te; - die Auf­stel­lung war schön und das Gan­ze war das Schöns­te, das ich je­mals hör­te. – Wir hör­ten sie „God sa­ve the Queen“ spie­len vom Fens­ter des An­klei­de­zim­mers Al­berts aus, - es wur­de bes­ser ge­spielt, als ich es je ein­mal ge­hört ha­be, und so dach­te auch Lord Aber­de­en.)

Deutschlandreise und Bonnbesuch der englischen Königin Victoria, 1845. Darstellungen der wichtigsten Sehenswürdigkeiten. (Beethoven-Haus Bonn, B 2294, https://www.beethoven.de/de/media/view/5081250540814336)

 

4. Die Queen und das Beethoven-Denkmal in Bonn

Queen Vic­to­ria blieb die bei­den nächs­ten Ta­ge in Brühl und fuhr von hier aus zwei­mal nach Bonn. Der ers­te Be­such galt der Ent­hül­lung des Beet­ho­ven-Denk­mals am Mit­tag des 12.8.1845. Da die Queen nur wäh­rend der ei­gent­li­chen Ein­wei­hungs­fei­er zu­ge­gen war, sei nur dar­über be­rich­tet. Im „Bon­ner Wo­chen­blat­t“ war zu le­sen: Die­sel­be [die Fei­er] be­gann mit der Ou­ver­tü­re zur Oper Fi­de­lio von Beet­ho­ven, aus­ge­führt vom Mu­sik­corps des 28. In­fan­te­rie-Re­gi­ments. Hier­auf hielt Herr Prof. Brei­den­stein[19], als Vor­sit­zen­der des en­gern Co­mi­te’s, die Fest­re­de, wäh­rend wel­cher, an der pas­sen­den Stel­le, die de­cken­de Hül­le des Mo­nu­men­tes wie durch ei­nen Zau­ber­schlag plötz­lich sank, und das höchst ge­lun­ge­ne Kunst­ge­bil­de in über­ra­schen­der Voll­endung und ge­ra­de von den ers­ten Son­nen­strah­len die­ses Ta­ges fast ma­gisch be­leuch­tet, sich den er­war­tungs­vol­len Bli­cken zeig­te. Lau­ter und end­lo­ser Ju­bel, mit Böl­ler­schüs­sen und der Ge­wehr­sal­ve der das Mo­nu­ment um­ste­hen­den Schüt­zen­gil­de un­ter­mischt, er­füll­te die Luft; und al­ler Bli­cke und Her­zen lab­ten sich an dem kaum ge­ahn­ten, wahr­haft im­po­san­ten An­blick des Denk­mals und der da­durch her­vor­ge­ru­fe­nen all­ge­mei­nen Be­geis­te­rung. Zu­gleich wur­den noch die von Herrn Dom­ka­pi­tu­lar in Aa­chen Dr. Smets[20] ei­gens für das Fest ge­dich­te­te und von Herrn Pro­fes­sor Brei­den­stein für Män­ner­chor in Mu­sik ge­setz­te Can­ta­te un­ter Lei­tung des Com­po­nis­ten mit Blas­in­stru­men­ten-Be­glei­tung, so wie ein von dem Gym­na­si­al­leh­rer und Co­mi­te-Mit­glied Knei­sel[21] ver­fa­ß­tes Fest­lied nach ei­ner hei­mi­schen Volks­me­lo­die (de­ren ge­druck­te Tex­te un­ter die An­we­sen­den vert­heilt wur­den,) ab­ge­sun­gen und mitt­ler­wei­le die nach­träg­lich auch von dem en­gern Co­mi­te und den Fest­kom­mis­sio­nen mit un­ter­zeich­ne­te ei­ne Ur­kun­de in blei­er­ner, her­me­tisch ver­schlos­se­ner Kap­sel un­ter den üb­li­chen Ce­re­mo­ni­en in den Fuß des Mo­nu­ments zur im­mer­wäh­ren­den Ge­dächt­niß ein­ge­senkt und ver­mau­ert; wo­mit die­se eben so sel­te­ne als gro­ßar­ti­ge und er­he­ben­de Fest­lich­keit schloß.

Dem Be­richt der Lon­do­ner „Morning Pos­t“ vom 16. Au­gust ist zu ent­neh­men: Ih­re Ma­jes­tät war ge­wan­det in ei­nem Sei­den­kleid und ei­nen ro­sa Hut, der Prinz trug die Uni­form ei­nes Feld­mar­schalls. Sie wur­den mit en­thu­si­as­ti­schen Hoch­ru­fen und Mus­ke­ten-Sal­ven emp­fan­gen, wäh­rend die Ka­pel­le „God sa­ve the Queen“ spiel­te. Die Queen hielt in ih­rem Ta­ge­buch fest: We step­ped on the Bal­c­o­ny to see the un­vei­ling of Beet­ho­ven’s Sta­tue, in ho­no­ur of which gre­at Fes­ti­vi­ties took place, Con­certs etc. But un­for­t­u­n­a­te­ly when the Sta­tue was un­co­ver­ed it tur­ned us it’s back. – The Frei­schüt­ze fired un feu de jo­ie, and a Cho­ra­le was sung. – The peop­le chee­red us and de­ar Al­bert most par­ti­cu­lar­ly, who is bel­oved he­re – and the Band play­ed “Dusch”, at the sa­me ti­me, which is a flou­rish of trum­pets and which they al­ways do in Ger­ma­ny when health are drunk etc. (Wir tra­ten auf den Bal­kon hin­aus, um die Ent­hül­lung von Beet­ho­vens Denk­mal zu se­hen, zu des­sen Eh­ren gro­ße Fest­lich­kei­ten statt­fan­den, Kon­zer­te usw. Aber un­glück­li­cher­wei­se dreh­te uns die Sta­tue, als sie un­be­deckt war, ih­ren Rü­cken zu. – Die „Frei­schüt­ze“ feu­er­ten un feu de jo­ie, und ein Chor wur­de ge­sun­gen. – Das Volk ju­bel­te uns zu, ganz be­son­ders dem lie­ben Al­bert, der hier sehr be­liebt ist, und die Ka­pel­le spiel­te zur glei­chen Zeit „Tu­sch“, wel­ches ei­ne Trom­pe­ten-Fan­fa­re ist, und was in Deutsch­land im­mer ge­schieht, wenn je­man­dem zum Woh­le zu­ge­trun­ken wird usw.)

Hier kön­nen nicht al­le Pres­se­be­rich­te über den mu­si­ka­li­schen Teil der Fei­er zi­tiert wer­den, ein paar kur­ze Aus­schnit­te müs­sen ge­nü­gen. Der Be­richt­er­stat­ter von „La Fran­ce mu­si­ca­le“ äu­ßer­te sich reich­lich ab­fäl­lig, be­son­ders ganz all­ge­mein über das ge­sam­te Mu­sik­fest und das Denk­mal: Herr Liszt[22] hat­te sich ver­pflich­tet, ei­ne Kan­ta­te für die Ein­wei­hungs­fei­er zu lie­fern. […] Sei­ne Mu­sik ge­macht, hat­te der gro­ße Liszt, sie kön­ne nicht im Frei­en auf­ge­führt wer­den. Es war zwei­fel­los ei­ne Mu­sik, die ge­eig­net war, sich zu er­käl­ten. Es galt dar­um, sich zu­frie­den zu ge­ben mit ei­ner Im­pro­vi­sa­ti­on […]. Das war fürch­ter­lich trau­rig. Als die Fürs­ten auf ih­rem Bal­kon er­schie­nen, wur­de die­se Kan­ta­te auf­ge­führt, da­nach hob man die Stoff­hül­le auf, die Beet­ho­ven be­deck­te, und man sah ei­ne di­cke und schwe­re Sta­tue, die eher ei­nen Bür­ger­meis­ter zeigt, der über ei­nen Po­li­zei-Er­lass me­di­tiert, oder ei­nen Brau­er, der ei­ne Rech­nung re­gelt, denn ei­nen be­rühm­ten Kom­po­nis­ten, der sich der In­spi­ra­ti­on sei­nes Ge­nies aus­lie­fert.

Auch Ju­les Ja­nin fass­te sich in sei­nem Brief für das „Jour­nal des dé­bats“ zur mu­si­ka­li­schen Sei­te der Fei­er mehr als kurz: Herr Dr. Brei­den­stein, Pro­fes­sor der Mu­sik­theo­rie an der Uni­ver­si­tät von Bonn, hat ei­ne An­spra­che ge­hal­ten, Herr Dr. Smets hat die Wor­te ei­ner schö­nen Kan­ta­te ver­fasst; aber, hopp­la! Man be­merk­te sehr schnell, dass die Mu­sik die­ser Kan­ta­te nicht von Beet­ho­ven stamm­te!

Die Enthüllung des Beethoven-Denkmals auf dem Bonner Münsterplatz am 12.8.1845. Nicht bezeichnete Illustration, vermutlich nach einer Vorlage von Georg Osterwald (1803-1884) aus der Illustrirten Zeitung, Leipzig, 1845. (Beethoven-Haus Bonn, B 2119/b, https://www.beethoven.de/de/media/view/5166253815627776)

 

Hec­tor Ber­li­oz[23] wur­de da­ge­gen aus­führ­li­cher und grund­sätz­li­cher. Zu­nächst be­klag­te er sich über die chao­ti­schen Zu­stän­de auf dem Müns­ter­platz und be­rich­te­te, wie er nur durch ei­ne Hin­ter­tür hat­te ins Müns­ter ge­lan­gen kön­nen, um am Got­tes­dienst teil­zu­neh­men. Nach sei­nem Kom­men­tar über die dort ge­bo­te­ne Auf­füh­rung der Mes­se C-Dur op. 86 von Beet­ho­ven be­schreibt er: So­fort nach der Mes­se galt es, die Ein­wei­hung der Sta­tue auf dem be­nach­bar­ten Platz zu se­hen. Dort war es tat­säch­lich nö­tig, dass ich ei­nen be­harr­li­chen Ge­brauch von der Kraft mei­ner Fäus­te mach­te. Dank ih­rer und wa­cker über ei­ne Bar­rie­re sprin­gend konn­te ich ei­nen klei­nen Platz in­mit­ten des ab­ge­sperr­ten Are­als er­obern. […] Wir stan­den ein­ge­pfercht wäh­rend ei­ner sehr lan­gen Stun­de, auf die An­kunft des Kö­nigs und der Kö­ni­gin von Preu­ßen, die Kö­ni­gin von Eng­land und des Prin­zen Al­bert war­tend, die, von der Hö­he ei­nes für sie vor­be­rei­te­ten Bal­kons aus, der Ze­re­mo­nie bei­woh­nen soll­ten. Schlie­ß­lich er­schie­nen die kö­nig­li­chen Ho­hei­ten und die Ka­no­nen und die Glo­cken be­gan­nen wie­der mit ih­ren Fan­fa­ren, wäh­rend in ei­ner Ecke des Plat­zes ei­ne Mi­li­tär­ka­pel­le sich ab­müh­te, ein paar Fet­zen der Ou­ver­tü­ren zu Eg­mont und zu Fi­de­lio hö­ren zu las­sen. Nach­dem nach und nach Ru­he ein­ge­tre­ten war, hielt Herr Brei­den­stein, Prä­si­dent des Ko­mi­tees, ei­ne Re­de, die auf die An­we­sen­den ei­ne Wir­kung er­ziel­te ver­gleich­bar der­je­ni­gen, die oh­ne Zwei­fel in der An­ti­ke So­pho­kles er­ziel­te, als er sei­ne Tra­gö­di­en bei den Olym­pi­schen Spie­len vor­las. Ich bit­te Herrn Brei­den­stein um Ver­zei­hung, ihn mit dem grie­chi­schen Dich­ter zu ver­glei­chen, aber Tat­sa­che ist, dass nur sei­ne un­mit­tel­ba­ren Nach­barn ihn hö­ren konn­ten, und dass für die neun hun­dert neun­und­neun­zig Hun­derts­tel der Zu­hö­rer sein Vor­trag ver­lo­ren war. Dies war fast das glei­che mit sei­ner Kan­ta­te; wenn die At­mo­sphä­re ru­hig ge­we­sen wä­re, könn­te ich si­cher­lich Gro­ßes von die­ser Kom­po­si­ti­on be­rich­ten, man weiß um die Wir­kung, die Vo­kal­mu­sik im Frei­en her­vor­ru­fen kann, aber der Wind blies mit Kraft über die Cho­ris­ten und mein An­teil an der Har­mo­nie von Herrn Brei­den­stein wur­de un­ge­rech­ter­wei­se voll­stän­dig zu den Zu­schau­ern am an­de­ren En­de des Plat­zes ge­tra­gen […]. Von glei­cher Art war das Deut­sche Lied ge­hal­ten, ein Lied ei­nes Wett­be­werbs und von ei­ner Ju­ry ge­krönt, die es mög­lich­wei­se ge­hört hat.

Am Nach­mit­tag die­ses 12.8.1845 gab es in Brühl ein frü­hes Di­ner mit Ta­fel­mu­sik, wor­über die Queen in ihr Ta­ge­buch no­tier­te: A sple­ndid Band play­ed du­ring the din­ner. (Ei­ne her­vor­ra­gen­de Ka­pel­le spiel­te wäh­rend des Di­ners.) Die „Morning Pos­t“ konn­te so­gar An­ga­ben zu den ge­spiel­ten Stü­cken ma­chen: Ob­wohl es in nu­me­ri­scher Stär­ke weit hin­ter dem des Zap­fen­streichs oder der mi­li­tä­ri­scher Se­re­na­de stand, die Ih­re Ma­jes­tät bei ih­rer An­kunft be­grü­ß­te, wa­ren doch un­ter den hun­dert und fünf­zig Mu­si­kern die an­we­send wa­ren, vie­le Na­men von mehr als eu­ro­päi­scher Be­rühmt­heit. Die Ta­fel-Mu­sik be­stand aus Men­dels­sohns[24] Ou­ver­tü­re zu An­ti­go­ne, drei eng­li­schen Lie­dern, La­bitz­skys[25] Ro­sen­stei­ner Wal­zer, der Ou­ver­tü­re zu Lord West­mor­lands[26] rei­zen­der Oper Eroe di Lan­cast­re, ei­ner Ca­vati­ne aus Gem­ma di Ver­gy[27], und ei­nem sehr ge­schickt ge­schrie­be­nen Ge­schwind-Marsch von Wieprecht, dem Lei­ter der Ka­pel­le der Leib­gar­de, dem viel An­er­ken­nung da­für zu­kommt, die mi­li­tä­ri­sche Se­re­na­de or­ga­ni­siert zu ha­ben.

Wäh­rend des Di­ners brach­te Kö­nig Fried­rich Wil­helm IV. den fäl­li­gen Toast[28] auf sei­ne Gäs­te aus, was die Queen in ih­rem Ta­ge­buch so re­gis­trier­te: The King ga­ve out my health in the most kind way, joi­ning at the end of the speech Al­bert’s na­me, very pret­ti­ly. But twice in the be­gin­ning he was in­ter­rup­ted by a Dusch!! (Der Kö­nig sprach auf die freund­lichs­te Art auf mein Wohl an, am Schluss sei­ner Re­de Al­berts Na­men an­fü­gend, sehr nett. Zwei­mal zu Be­ginn wur­de er durch ei­nen Tusch un­ter­bro­chen.) Prin­cess Bea­tri­ce konn­te mit die­sem Dusch of­fen­sicht­lich nichts an­fan­gen, denn sie tauf­te die­sen in ih­rer Ab­schrift des Ta­ge­buchs der Queen kur­zer­hand in ein In­sect!!

Die Enthüllung des Beethoven-Denkmals auf dem Bonner Münsterplatz. Reproduktion eines u.U. von John Talfourd Smyth (1819-1851) stammenden Holzstichs. (Beethoven-Haus Bonn, B 2072, https://www.beethoven.de/de/media/view/5315007457787904)

 

Der zwei­te Be­such der Queen in Bonn galt am 13. Au­gust dem mor­gend­li­chen Ab­schluss­kon­zert des Beet­ho­ven­fes­tes, über das wie­der vie­le Pres­se­be­rich­te er­schie­nen. Stell­ver­tre­tend mö­gen hier „The il­lus­tra­ted Lon­don News“ aus­zugs­wei­se zi­tiert sein: Das Pro­gramm-Sche­ma sah ur­sprüng­lich so aus: Nr. 1 Liszts Kan­ta­te, Nr. 2 Vio­lon­cel­lo-So­lo ge­spielt von Ganz[29], Nr. 3 „Die Thei­lung der Er­de“ von Haydn[30] ge­sun­gen von Stau­digl, Nr. 4 Lied von Men­dels­sohn ge­sun­gen von Frl. Schloss[31], Nr. 5 Kla­vier­kon­zert von We­ber mit Ma­da­me Pley­el[32], Nr. 6 Arie Mo­zarts aus „Co­si fan tut­te“, Nr. 7 Chor für Män­ner­stim­men von Beet­ho­ven, Nr. 8 Arie aus „Fi­de­lio“ von Miss Sa­bi­la No­vel­lo[33], Nr. 9 Lied von Liszt ge­sun­gen von Herrn Göt­ze, Nr. 10 Vio­lin-Kon­zert von Herrn Mö­ser[34], Nr. 11 „Ade­lai­de“ von Fräu­lein Krat­ky[35], Nr. 12 Vio­lon­cel­lo-So­lo ge­spielt von Fran­co-Men­des[36], Nr. 13 Arie aus „Faus­t“ von Sp­ohr[37], ge­sun­gen von Fräu­lein Sachs, und Nr. 14 Ou­ver­tü­re zu „Eg­mon­t“. […] Kann ir­gend­et­was ab­scheu­li­cher sein als zwei Vio­lon­cel­lo-Fan­ta­si­en in ei­nem Pro­gramm. Che­ru­bi­ni wur­de einst­mals ge­fragt, was schlim­mer sein kön­ne als ein Flö­ten-So­lo, und er ant­wor­te­te ein Flö­ten-Duo. Er mag das glei­che ge­ant­wor­tet ha­ben im Blick auf Ganz und Fran­co-Men­des. Von obi­gem Pro­gramm, wie auch im­mer, wur­den die Num­mern 3, 6, 7, 9 und 13 weg­ge­las­sen. Die kö­nig­li­che Ge­sell­schaft blieb nur, um die Num­mern 1, 14, 11, 2, 5 und 8 zu hö­ren – ge­ge­ben in der von uns hier ge­nann­ten Rei­hen­fol­ge. Nach dem kö­nig­li­chen Ab­gang, der in schick­li­cher Ru­he von­stat­ten ging, be­schlos­sen die Num­mern 4, 10 und 12 das Kon­zert, weil die Es­sens­zeit er­reicht war; nur ein paar An­ders­den­ken­de der im­men­sen Ver­samm­lung drück­ten ih­re Un­zu­frie­den­heit mit der Nicht-Voll­endung die­ses un­be­frie­di­gen­den Pro­gram­mes aus.

Die „Kö­nig­lich pri­vi­le­gir­te Ber­li­ni­sche Zei­tun­g“ wuss­te zu be­rich­ten: Da das Con­cert­pro­gramm sehr lang war, wur­de Se. Maj. der Kö­nig um Ent­schei­dung er­sucht, wel­che Stü­cke Höchst­der­sel­be zur so­for­ti­gen Aus­füh­rung be­stim­me. Se. Maj. be­fahl die Wie­der­ho­lung der Can­ta­te, und äu­ßer­te hier­auf: „Ich wün­sche vor­zugs­wei­se Beet­ho­ven zu hö­ren, al­so so­viel als mög­lich von die­sem.

Auch das „Bon­ner Wo­chen­blat­t“ be­rich­te­te über die­ses Kon­zert, be­gin­nend mit der Auf­zäh­lung der Mit­glie­der der kö­nig­li­chen Ge­sell­schaft: [Sie] wur­den mit ei­nem stür­mi­schen Ju­bel­ru­fe be­grü­ßt und be­ga­ben sich in die ei­gens zu die­sem Zwe­cke er­rich­te­te Sei­ten­lo­ge. Nach Ab­sin­gen ei­ner Stro­phe des preu­ßi­schen Na­tio­nal-Lie­des: Heil dir im Sie­geskranz, wo­zu die gan­ze zahl­rei­che Ver­samm­lung mit war­mer Theil­nah­me mit ein­stimm­te, ward die Fest­kan­ta­te wie­der­holt, und als­dann, dem Wun­sche II. Ma­jes­tä­ten zu­fol­ge, wel­che aus Man­gel an Zeit dem gan­zen Con­zer­te nicht bei­woh­nen konn­ten, ab­wei­chend von der im Fest­pro­gramm an­ge­führ­ten Rei­hen­fol­ge, vor­zugs­wei­se Beet­ho­ven­sche Com­po­si­tio­nen vor­ge­tra­gen […].

Über die Kan­ta­te Liszts fass­te sich Ju­les Ja­nin ziem­lich kurz: Die Kan­ta­te von Liszt […] ist ein schö­nes Werk; sie macht ei­nen neu­en Meis­ter vor­aus­ah­nen; sie zeigt den jun­gen Künst­ler auf ei­nem ganz neu­en Weg; die An­la­ge ist klar, prä­zi­se, har­mo­nisch ge­führt; er ist schon der Meis­ter, nicht nur sei­nes Ge­san­ges, son­dern auch sei­nes Or­ches­ters. Bei ei­ner ge­wis­sen Pas­sa­ge von al­ler­grö­ß­tem Cha­rak­ter (die Kö­ni­ge sind an die His­to­rie ge­schmie­det!) ha­be ich die Ver­samm­lung schau­dern se­hen. … Aber das Schau­dern hat ganz plötz­lich ge­en­det. […] Sie hör­ten noch et­was von Beet­ho­ven! Eh! Doch war­um ha­ben sie denn das schö­ne An­dan­te des gro­ßen Meis­ters ge­nom­men, das Liszt in sei­ne Kom­po­si­ti­on ein­ge­fügt hat, und zu dem er ei­ne be­wun­derns­wer­te Be­glei­tung ge­macht hat? – Die Kan­ta­te kam zum En­de, als Ih­re Ma­jes­tä­ten an­ka­men, al­so ha­ben sie das neue Werk wie­der an­fan­gen las­sen, und ich ha­be am glei­chen Abend ge­hört, wie der Kö­nig zu Liszt sag­te, in­dem er ihm die Hand gab: „Sie ha­ben da ei­ne schö­ne Sa­che ge­macht, ich ken­ne mich da aus, und die Kö­ni­gen von Eng­land auch, sie kennt sich aus, und, mehr als ich, Prinz Al­ber­t“.

Hec­tor Ber­li­oz schrieb aus­führ­lich über die Kan­ta­te, nach­dem er die Um­stän­de und die „Qua­li­tät“ der Auf­füh­rung ent­spre­chend ge­wür­digt hat­te: Wie dem auch sei, sei­ne Kan­ta­te, wahr­haft gut auf­ge­führt und wärms­tens ap­plau­diert von drei Vier­teln und ei­nem hal­ben des Saa­les, ist ei­ne gro­ße und schö­ne Sa­che, die auf ei­nen Schlag Liszt sehr hoch un­ter die Kom­po­nis­ten hebt. Der Aus­druck dar­in ist wahr­haf­tig, der Ton­fall recht, der Stil er­ha­ben und neu, die Form gut kon­zi­piert und brav er­füllt, die In­stru­men­ta­ti­on be­mer­kens­wert durch ih­re Kraft und Viel­falt. Es gibt in sei­nem Or­ches­ter nie Fol­gen glei­cher Klän­ge, die ge­wis­se Wer­ke, einst­mals ge­schätzt, so er­mü­dend für den Hö­rer ma­chen; er weiß die klei­nen und gro­ßen Mit­tel zu nut­zen, er for­dert we­der die In­stru­men­te noch die Stim­men zu sehr; in ei­nem Wort, er hat auf ei­nen Schlag ge­zeigt, dass er, weil man be­fürch­ten konn­te, dass er ihn noch nicht ge­fun­den hät­te, in der In­stru­men­ta­ti­on und in den an­de­ren Tei­len der mu­si­ka­li­schen Kunst Stil hat.

Sei­ne Kan­ta­te be­ginnt mit ei­ner Phra­se, de­ren Ton fra­gend ist, wie es der Sinn des ers­ten Ver­ses for­dert, und die­ses The­ma, mit ei­ner sel­te­nen Ge­schick­lich­keit wäh­rend der In­tro­duk­ti­on be­han­delt, er­scheint da­nach in der Schluss­pas­sa­ge in ei­ner fröh­li­chen wie un­er­war­te­ten Form. Meh­re­re Chö­re von sehr schö­ner Wir­kung fol­gen, bis ein de­cre­scen­do des Or­ches­ters er­scheint, das die Auf­merk­sam­keit an­regt für das was folgt. Was folgt ist ein sehr wich­ti­ger Ef­fekt, es ist das va­ri­ier­te Ada­gio des Tri­os in B von Beet­ho­ven, weil Liszt die glück­li­che Idee hat­te, es am  En­de sei­ner ei­ge­nen Kan­ta­te ein­zu­füh­ren, um dar­aus ei­ne Art Hym­ne auf den Ruhm des Meis­ters zu ma­chen. Die­se Hym­ne, zu­nächst vor­ge­stellt in sei­nem Cha­rak­ter von trau­ri­ger Grö­ße, bricht schlie­ß­lich auf mit dem gan­zen Pomp und der Ma­jes­tät ei­ner Apo­theo­se; dann er­scheint das The­ma der Kan­ta­te wie­der im Dia­log zwi­schen Chor und Or­ches­ter, und al­les ist zu En­de. Ich wie­der­ho­le, das neue Werk Liszts, groß in sei­nen Di­men­sio­nen, ist tat­säch­lich in al­len Be­lan­gen schön; die­se Mei­nung, die ich oh­ne je­de Par­tei­lich­keit für den Au­tor aus­spre­che, ist eben­so die der erns­tes­ten Kri­ti­ker, die der Auf­füh­rung bei­wohn­ten; der Er­folg war voll­stän­dig, er wird noch wach­sen.

Der frü­he Auf­bruch der kö­nig­li­chen Ge­sell­schaft aus dem Kon­zert hat­te üb­ri­gens sei­nen Grund dar­in, dass am Nach­mit­tag ei­ne Be­sich­ti­gung des Köl­ner Doms an­stand, die un­ter fest­li­chem Glo­cken­ge­läut statt­fand. Hier sei zi­tiert, was die Leip­zi­ger „Il­lus­trir­te Zei­tun­g“ zum Stich­wort Mu­sik mel­de­te: Die Ma­jes­tä­ten be­ga­ben sich hier­auf durch den Haupt­ein­gang des Mit­tel­schif­fes nach dem Cho­re, in wel­chem in­mit­telst von dem cöl­ner Män­ner­ge­sang­ver­ei­ne un­ter Or­gel­be­glei­tung des Mu­sik­di­rec­tors We­ber ei­ne Fest­can­ta­te auf­ge­führt wur­de.

Von Köln ging es für die kö­nig­li­che Ge­sell­schaft schnellst­mög­lich nach Schloss Brühl zu­rück, wo es am Abend das ers­te der von Mey­er­beer im Auf­trag des Kö­nigs or­ga­ni­sier­ten „Hof­kon­zer­te“ gab. „Köl­ni­sche Zei­tun­g“, „Bon­ner Wo­chen­blat­t“ und „Kö­nig­lich pri­vi­le­gir­te Ber­li­ni­sche Zei­tun­g“ brach­ten dar­über ei­nen gleich­lau­ten­den Be­richt: Ge­gen 9 Uhr Abends fand im kö­nig­li­chen Schlos­se zu Brühl für die al­ler­höchs­ten und höchs­ten Herr­schaf­ten ein Con­cert von ganz aus­ge­zeich­ne­ten Künst­lern Statt, wel­chem nicht al­lein die Spit­zen der Be­hör­den von Köln und Bonn, son­dern auch der Rec­tor und meh­re Pro­fes­so­ren der Rhein­uni­ver­si­tät, meh­re Glie­der des Beet­ho­ven-Co­mi­te’s, der Bild­hau­er Häh­nel, die De­pu­ta­tio­nen, wel­che zu der Beet­ho­ven-Fei­er aus an­dern Staa­ten ge­kom­men wa­ren, die Künst­ler-No­ta­bi­li­tä­ten, wel­che der Beet­ho­ven-Fei­er bei­ge­wohnt hat­ten, vie­le aus­ge­zeich­ne­te Per­so­nen selbst aus ent­fern­te­ren Thei­len der Pro­vinz u.s.w. zu­ge­zo­gen wa­ren. Die Ge­sell­schaft war un­ge­mein zahl­reich und glän­zend und in Al­lem ei­ne wahr­haft fürst­li­che Pracht ent­fal­tet. Die Ma­jes­tä­ten wa­ren sehr freund­lich und un­ter­hiel­ten Sich mit vie­len Per­so­nen. Der ho­he Wirth, un­ser kö­nig­li­cher Herr, hat­te Sich zur An­ge­le­gen­heit ge­macht, den ar­tis­ti­schen Genuß Sei­ner Gäs­te auf das gro­ßar­tigs­te zu stei­gern. Es wur­den in den zwei Abt­hei­lun­gen des Con­cer­tes, zwi­schen de­nen Er­fri­schun­gen dar­ge­bo­ten wur­den, Ton­stü­cke von Gluck, Beet­ho­ven, We­ber, Liszt, Graf West­mor­land, Pa­c­i­ni[38], de Be­ri­ot und von dem k. Ge­ne­ral-Mu­sik­di­rec­tor Mey­er­beer auf­ge­führt, wel­cher let­ze­re das Con­cert lei­te­te. Un­ter den Künst­lern, die mit­wirk­ten, nen­nen wir die Da­men Jen­ny Lind, Vi­ar­dot-Gar­cia, Tuc­zek[39] und die Her­ren Liszt, Man­ti­us[40], Pi­scheck, Stau­digl und Bött­cher[41]. Das Con­cert er­öff­ne­tet ei­ne neue Com­po­si­ti­on von Mey­er­beer, „Fest­gruß zum Emp­fan­ge Ih­rer Ma­jes­tät der Kö­ni­gin Vic­to­ria I. an dem Rhei­ne“, ge­sun­gen von den eben an­ge­führ­ten Her­ren und dem Cho­re. Den Schluß des Con­cer­tes, in wel­chem zehn ver­schie­de­ne Ton­stü­cke zur Aus­füh­rung ka­men, mach­te das ers­te Fi­na­le aus der Oper „Eu­ryan­the“[42], ge­sun­gen von Jen­ny Lind und dem Cho­re. Liszt trug zwei sei­ner Com­po­si­tio­nen vor und er­freu­te sich des al­ler­höchs­ten Bei­falls; un­ser Kö­nig zeich­ne­te den Künst­ler be­son­ders aus.

Die „Morning Pos­t“ schlie­ßt ih­ren Be­richt über die­ses Kon­zert in ir­re­füh­ren­der Wei­se di­rekt an ih­ren Be­richt vom Ban­kett des Vor­ta­ges an: Das Abend­kon­zert be­gann mit ei­nem von Mey­er­beer kom­po­nier­ten Quar­tett zu Eh­ren Ih­rer Ma­jes­tät. Die­sem folg­te ei­ne wohl­be­kann­te Ro­man­ze aus Lord West­mor­lands Oper Tor­neo, die wun­der­bar von Fräu­lein Jen­ny Lind ge­sun­gen wur­de, die Ih­rer Ma­jes­tät die schmei­chel­haf­tes­ten Kom­pli­men­te für den no­blen Kom­po­nis­ten ent­lock­ten. Liszt ließ dann sei­ne Fin­ger über das Kla­vier lau­fen in ei­nem sei­ner bril­lan­ten So­lo­stü­cke und zeig­te selbst, wie bei je­der vor­her­ge­hen­den Ge­le­gen­heit, der tod­si­chers­te Pia­nist zu sein, der je an ei­nem sol­chen In­stru­ment saß. Fräu­lein Jen­ny Lind sang zu­dem, mit gro­ßem Er­folg, ei­ne Arie aus Mey­er­beers Feld­la­ger, und der ers­te Teil der Auf­füh­rung en­de­te mit der be­rühm­ten Sze­ne aus Glucks Or­feus. Er­fri­schun­gen wur­den dann Ih­rer Ma­jes­tät und der ho­hen Ge­sell­schaft ge­reicht, und nach ei­ner Pau­se von ei­ner hal­ben Stun­de, be­gann der zwei­te Teil der Vor­füh­rung mit dem Du­ett aus Die Hu­ge­not­ten zwi­schen Mar­cel und sei­ner ge­lieb­ten Her­rin, das von Stau­digl und Fräu­lein Jen­ny Lind wun­der­bar aus­ge­führt wur­de, und das klu­ger­wei­se das ab­ge­dro­sche­ne Du­ett aus Nor­ma, „Deh con te“ er­setz­te. Hän­dels „La­scia ch‘io pian­go“ folg­te und Liszt, in ei­nem an­de­ren So­lo, ent­lock­te sol­che Tö­ne aus sei­nem In­stru­ment, die kei­ner au­ßer ei­nem Ma­gi­ker ei­ner blo­ßen Kon­struk­ti­on aus Holz und Draht ent­lo­cken kann. Stau­digl und Pi­schek san­gen das Du­ett aus Fi­de­lio mit kraft­vol­lem Aus­druck, und dies bril­lan­te Kon­zert en­de­te mit dem Fi­na­le aus Eu­ryan­the, in dem Fräu­lein Lind ei­nen pro­mi­nen­ten Part im Chor ein­nahm.

Das Pro­gramm hat Mey­er­beer, wahr­schein­lich erst nach­träg­lich, für Ju­les Ja­nin auf­ge­zeich­net:

1er Con­cert à Brühl

1è­re Par­tie
1) Sa­lut du Rhin à la Rei­ne Vic­toire[43] Can­ta­te à 4 voix d’hom­mes & Cho­eur, de Mey­er­beer, chan­tée par Mes­sieurs Man­ti­us, Pi­scheck, Stau­digl, & Bött­cher
2) Ro­mance de l’Ope­ra „Il Tor­neo“ du Comte West­mor­land[44], chan­tée par Ma­de­moi­sel­le Tucz­eck
3) Air de Pa­c­i­ni chan­té par Ma­de­moi­sel­le Jen­ny Lind NB. La Rei­ne d’An­gle­terre ayant té­moi­g­né le dé­sir d’en­t­endre un morceau du Camp de Silé­sie de Mey­er­beer, on sub­sti­tua à l’air de Pa­c­i­ni, le Cho­eur des Pan­dours & la Ron­de bo­ho­emi­en­ne (chan­tée par Ma­de­moi­sel­le Lind) de ce nou­vel Opé­ra de Mey­er­beer.[45]  
4) Fan­tai­sie sur le Pia­no sur des mo­tifs de la Nor­ma, com­po­sé & exé­cu­té par Liszt
5) La gran­de scè­ne des en­fers du se­cond Ac­te d’Or­phée de Gluck[46], chan­tée par Ma­da­me Vi­ar­dot-Gar­cia & le Cho­eur.

2e Par­tie
1) Duo du 3m ac­te des Hu­gue­nots de Mey­er­beer[47], chan­té par Dl­le Lind & M. Stau­digl
2) Air de De Be­ri­ot[48] chan­té par Ma­da­me Vi­ar­dot-Gar­cia
3) Fan­tai­sie sur des Mo­tifs hon­grois, com­po­sée & exé­cu­tée par Liszt
4) Le pre­mier Fi­nal d’Eu­ryan­the de We­ber chan­té par Dl­le Lind & le Cho­eur.

Glaubt man der Pres­se, so dem ge­ra­de zi­tier­ten Be­richt der „Morning Pos­t“, aber auch dem noch zu zi­tie­ren­den Ar­ti­kel von Hec­tor Ber­li­oz, wur­de der zwei­te Teil des Pro­gramms durch die Arie „La­scia ch’io pian­ge“ aus Hän­dels „Ri­nal­do“ und das Du­ett Pi­zar­ro-Roc­co „Jetzt, Al­ter, jetzt hat es Ei­le“ aus Beet­ho­vens „Fi­de­lio“ er­gänzt, ent­ge­gen der Auf­zeich­nung Mey­er­beers. Zu­dem ist an­zu­mer­ken, dass Ju­les Ja­nin, aus des­sen Nach­lass das Do­ku­ment stammt, sich auf der un­te­ren Hälf­te der ers­ten Sei­te zu­sätz­li­che No­ti­zen ge­macht hat, so un­ter an­de­rem über die Her­kunft der So­lis­ten: Lind de Stock­holm / Vi­ar­dot de Pa­ris / Stau­digl de Lon­don / Les Cho­eurs de Darm­stadt[49]/ Pi­scheck de Stutt­gart / Les chan­teurs de Ber­lin à Mey­er­beer. Mit die­sen „Chan­teurs de Ber­lin à Mey­er­beer“ könn­ten Edu­ard Man­ti­us und Louis Bött­cher ge­meint sein, An­ge­hö­ri­ge der Ber­li­ner Oper, die Mey­er­beer wohl von dort mit­ge­bracht hat­te.

Wie schon dem zi­tier­ten Ar­ti­kel der „Köl­ni­schen Zei­tun­g“ zu ent­neh­men, wa­ren zu die­sem Hof­kon­zert zahl­rei­che Ho­no­ra­tio­ren ein­ge­la­den. Da­zu zähl­te Ju­les Ja­nin, der vor al­lem we­gen des Beet­ho­ven­fes­tes nach Bonn ge­kom­men war, was „The il­lus­tra­ted Lon­don News“ so re­gis­triert hat­ten: Ja­nin as fat und li­vely as ever. (Ja­nin so be­leibt und leb­haft wie im­mer.) Er war aus­drück­lich im Auf­trag des preu­ßi­schen Kö­nigs vom In­ten­dan­ten von Re­dern nach Brühl ein­ge­la­den wor­den: Mein Herr/ Ich be­ei­le mich ih­nen an­zu­zei­gen, dass sei­ne Ma­jes­tät der Kö­nig mich be­auf­tragt hat, sie ein­zu­la­den, am 13. Au­gust an dem Hof-Kon­zert teil­zu­neh­men, das im Schloss von Brühl um acht und ein halb Uhr statt­fin­den wird. Ja­nin hat­te sich nicht zwei­mal bit­ten las­sen und schrieb an­schlie­ßend auch ei­nen aus­führ­li­chen Be­richt für das „Jour­nal des dé­bats“. Nach­dem er dar­in die Loya­li­tät des preu­ßi­schen Kö­nigs ge­lobt hat­te, schrieb er: Er geht, er kommt, er hört, er ap­plau­diert, er er­mu­tigt; er liebt die gu­te Mu­sik, und man macht bei ihm her­vor­ra­gen­de. Sein Ka­pell­meis­ter ist kein ge­rin­ge­rer als Mey­er­beer. Es ist die­ser il­lus­tre Mey­er­beer, der am Kla­vier saß und der spiel­te, als ob er dies sein Le­ben lang aus­schlie­ß­lich ge­tan ha­be. Das Kon­zert hat­te be­gon­nen mit ei­nem vier­stim­mi­gen Ge­sang zu Eh­ren von Vic­to­ria: „Sei­en Sie will­kom­men, oh Ihr, Kö­ni­gin! – Die Men­schen er­war­ten Euch am We­ges­rand, um Euch zu hul­di­gen. – Glück­li­cher Frie­den, der uns Mu­ße­stun­den gibt. - Es le­be Vic­to­ria! Doch wenn ei­nes Ta­ges der Krieg uns zu den Waf­fen ruft, än­dern wir nicht un­ser Lo­sungs­wort: - Vic­to­ria!“. […] Der Ge­sang ist von ei­ner be­wun­derns­wer­ten Mach­art, sehr kraft­voll und sehr lei­den­schaft­lich, es ist eben bes­ter Mey­er­beer. Was soll ich Ih­nen sa­gen? Hier das Pro­gramm; Jen­ny Lind! Seit Fräu­lein Son­tag[50] hat kein mensch­li­ches Ohr ei­ne schö­ne­re Stim­me ge­hört als die Stim­me die­ser jun­gen Frau von ehr­ba­rem und en­er­gi­schem Cha­rak­ter; […]. Sie hat zwei­mal ge­sun­gen, zu­nächst un­ter dem Na­men von Pa­c­i­ni ei­ne Arie mit Chor, die vom schö­nen und gu­ten Mey­er­beer sein dürf­te, zum Bei­spiel aus dem wah­ren Feld­la­ger in Schle­si­en. Sich hin­ter dem Na­men Pa­c­i­ni zu ver­ste­cken, welch schö­ne Schel­me­rei! – Sie hat dann noch in ei­nem be­wun­derns­wer­ten Chor aus Eu­ryan­the ge­sun­gen: Schon die Nacht, usw. – Liszt hat zwei­mal ge­spielt. – Auch hat man den Chor aus der Un­ter­welt aus Or­pheus von Gluck ge­sun­gen.

Ne­ben Ja­nin hat­te der preu­ßi­sche Kö­nig aus der gro­ßen Schar mu­si­ka­li­scher Ko­ry­phä­en, die we­gen Beet­ho­ven in Bonn weil­ten, auch Hec­tor Ber­li­oz nach Brühl bit­ten las­sen, der in zwei Brie­fen über die Er­eig­nis­se be­rich­te­te, die eben­falls im „Jour­nal des dé­bats“ ver­öf­fent­licht wur­den. Den ers­ten Brief be­ginnt er mit den Wor­ten: Das Fest ist be­en­det; Beet­ho­ven steht auf dem Platz in Bonn, und schon spie­len die Kin­der, un­be­küm­mert um jeg­li­che Grö­ße, am Fu­ße sei­nes Denk­mals; sein no­bles Haupt wird von Wind und Re­gen ge­schla­gen, und sei­ne macht­vol­le Hand, die so vie­le Meis­ter­wer­ke schrieb, dient als Sitz­stan­ge für vul­gä­re Vö­gel.

Konzert in der Bonner Beethoven-Halle am 13.8.1845, anlässlich des ersten Bonner Beethoven-Festes im August 1845. Titelseite zur Leipziger Illustrirten Zeitung mit nicht bezeichneter Illustration, vermutlich nach einer Vorlage von Georg Osterwald, Leipzig. (Beethoven-Haus Bonn, B 2119/d, https://www.beethoven.de/de/media/view/4576087359094784)

 

In sei­nem zwei­ten Brief, den er üb­ri­gens aus Kö­nigs­win­ter schrieb, geht Ber­li­oz dann auf das Hof­kon­zert ein: Dank der Gü­te des Kö­nigs, der ge­kom­men war, sich mit ih­nen ei­ni­ge Mi­nu­ten zu un­ter­hal­ten, und der sie emp­fing wie al­te Be­kann­te, hat man sie ge­be­ten Platz zu neh­men, und wir konn­ten dem Kon­zert lau­schen. Mey­er­beer saß am Kla­vier. Zu­erst führ­te man ei­ne Kan­ta­te auf, die er zu Eh­ren der Kö­ni­gin Vic­to­ria kom­po­niert hat­te. Die­ses Stück, ge­sun­gen vom Chor und den Her­ren Man­ti­us, Pi­schek, Stau­digl und Boett­cher, ist frisch und leb­haft in sei­ner Kür­ze. Es ist ein klang­vol­les und schnell hin­ge­schrie­be­nes Hur­ra. Frl. Tucz­eck hat da­nach ei­ne köst­li­che Ro­man­ze aus der Oper Il Tor­neo des Gra­fen West­mor­land ge­sun­gen. […] Liszt hat zwei Stü­cke sei­ner Art ge­spielt und wir ha­ben zum ers­ten Mal die­se hoch­ge­lob­te Jen­ny Lind zu hö­ren be­kom­men, die in Ber­lin al­le Köp­fe ver­dreht. Das ist tat­säch­lich ein Ta­lent, hö­her als vie­les was man zu die­ser Stun­de in den fran­zö­si­schen und deut­schen Thea­tern zu hö­ren be­kommt. Ih­re Stim­me, von ei­nem schnei­den­den Tim­bre, me­tal­lisch, von gro­ßer Kraft, ei­ner un­glaub­li­chen Sanft­heit, ver­steht sich gleich­zei­tig zur Halb-Stim­me, zu lei­den­schaft­li­chem Aus­druck und zu den feins­ten Ver­zie­run­gen. Das ist ein voll­kom­me­nes und wun­der­ba­res Ta­lent; und, den kom­pe­ten­ten Rich­tern die sie in Ber­lin be­wun­der­ten glau­bend, kön­nen wir nur ei­ne Sei­te die­ses Ta­lents be­wer­ten, das die Be­le­bung der Sze­ne braucht, um sich zum Gan­zen zu ent­fal­ten. Sie hat mit Stau­digl das Duo aus dem drit­ten Akt der Hu­ge­not­ten ge­sun­gen, das Fi­na­le aus Eu­ryan­the und ein Lied mit Chor von ent­zü­cken­der Ori­gi­na­li­tät, von ei­ner Fri­sche ge­mischt mit un­er­war­te­ten Ef­fek­ten, vol­ler pi­kan­ter Dia­lo­ge des Cho­res mit dem So­lo-So­pran, von ei­ner vi­brie­ren­den und aus­ge­zeich­ne­ten Har­mo­nie, von ei­ner ko­ket­ten und bos­haf­ten Me­lo­die, auf dem Pro­gramm ge­nannt: Arie der Nio­bé von Pa­c­i­ni. Nie wur­de ei­ne Ver­schleie­rung glück­li­cher ge­fun­den. Si­cher­lich müss­te Herr Pa­c­i­ni gro­ße Fort­schrit­te ge­macht ha­ben und be­fremd­lich sei­ne Ma­nier ver­än­dert ha­ben, um heu­te Ari­en zu schrei­ben, die so un­ähn­lich sei­nen frü­he­ren Pro­duk­tio­nen sind. Tat­säch­lich ist die­ses Stück et­was aus der neu­en Oper von Mey­er­beer, die wir noch nicht ken­nen. Pi­schek und Stau­digl ha­ben ein Duo aus Fi­de­lio ge­sun­gen; die Stim­me von Pi­schek ist von gan­zer Schön­heit und wett­ei­fert be­wun­derns­wer­ter­wei­se mit der von Stau­digl, de­ren Stär­ke ich schon ge­prie­sen ha­be. Pi­schek hat für mich das wert­volls­te Tim­bre ei­ner Män­ner­stim­me, das ich ken­ne. Fü­gen wir hin­zu, dass er jung und groß ist, ein schö­ner Mann, der mit ei­nem un­er­schöpf­li­chen Schwung singt und sie be­grei­fen die Be­reit­wil­lig­keit, mit der der Kö­nig von Würt­tem­berg ihn vom Thea­ter von Frank­furt ab­ge­wor­ben und le­bens­läng­lich in sei­ner Ka­pel­le an­ge­stellt hat. Frau Vi­ar­dot-Gar­cia sang auch drei Stü­cke in ih­rer ex­qui­si­ten Art und mit ih­rem poe­ti­schen Aus­druck, der wäh­rend ih­res Auf­ent­hal­tes in Russ­land noch um neue Qua­li­tä­ten der Tech­nik be­rei­chert wor­den zu sein schien; es wa­ren ei­ne hüb­sche Ca­vati­ne von Ch. de Bé­ri­ot, die Sze­ne in der Un­ter­welt aus Or­phée (ab­scheu­lich ge­sun­gen vom Chor, ne­ben­bei be­merkt), und ei­ne Arie von Hän­del, er­be­ten von der Kö­ni­gin von Eng­land, die die Über­le­gen­heit kennt, mit der Fr. Vi­ar­dot-Gar­cia den al­ten anglo-säch­si­schen Meis­ter zu in­ter­pre­tie­ren weiß.

Über den Auf­tritt Liszts in die­sem Kon­zert be­merk­te Ja­nin spä­ter in sei­nem Be­richt aus Ko­blenz, dass die­ser sich of­fen­bar durch die lau­ter wer­den­de Kon­ver­sa­ti­on doch ha­be arg stö­ren las­sen, denn, wie Ja­nin schreibt, ha­be er dar­auf­hin, in ei­ner Re­gung un­ge­dul­di­gen Zorns, kur­zer­hand ab­ge­bro­chen, oh­ne die be­gon­ne­ne Me­lo­die zu ver­voll­stän­di­gen. Beim zwei­ten Ver­such hat­te er auch kei­ne Ru­he be­kom­men, und zum zwei­ten Mal hat er wie beim ers­ten auf der Stel­le sei­ne miss­ach­te­ten No­ten ab­ge­bro­chen. Nie­mand die­ses Ho­fes hat in die­sem le­gi­ti­men Hoch­muth die­ses gro­ßen Künst­lers ei­ne bö­se Lau­ne ge­se­hen, doch er sel­ber hat sich selbst über­trof­fen. Man liebt die­se Kopf­stö­ße der gro­ßen Künst­ler; um sie zu re­spek­tie­ren müs­sen sie sich selbst re­spek­tie­ren.

5. Die Queen in Koblenz und auf Schloss Stolzenfels

Der 14. Au­gust war der Damp­fer­fahrt auf dem Rhein von Bonn nach Ko­blenz und Stol­zen­fels vor­be­hal­ten, wo­bei sich der preu­ßi­sche Kö­nig als ver­sier­ter Rei­se­lei­ter be­tä­tigt ha­ben soll. Ob au­ßer dem Don­nern der Ka­no­nen von der Fes­tung Eh­ren­breit­stein und dem Knat­tern der Ge­weh­re der an bei­den Rhein­ufern auf­ge­stell­ten sol­da­ti­schen For­ma­tio­nen auch noch mu­si­ka­li­sche Klän­ge zu hö­ren wa­ren, als der Damp­fer für ein paar Mi­nu­ten am Ko­blen­zer Quai an­leg­te, ist der Pres­se nicht zu ent­neh­men. Auch in den Be­rich­ten über den Land­gang in Ka­pel­len und die Auf­fahrt zum Schloss Stol­zen­fels ist von kei­ner Mu­sik zu le­sen. Of­fi­zi­ell vor­ge­se­hen war die­se oh­ne­hin erst für den fol­gen­den Tag, al­ler­dings an­ders als dann tat­säch­lich durch­ge­führt. Der Auf­ent­halt der Queen auf Stol­zen­fels soll­te ur­sprüng­lich frü­her be­gin­nen und län­ger dau­ern, was dann aber we­gen ih­rer Teil­nah­me am Mu­sik­fest in Bonn ge­än­dert wur­de. Wie kurz­fris­tig da­mals dis­po­niert wur­de, zeigt sich auch dar­an, dass die Queen ei­gent­lich vor­hat­te, nach nur ei­ner Über­nach­tung auf Stol­zen­fels nach Mainz wei­ter zu fah­ren, dann aber doch ei­nen Tag lang blieb, wohl haupt­säch­lich we­gen des fürch­ter­li­chen Re­gen­wet­ters.

We­gen der Pro­gramm­än­de­rung hat­te der „Ko­blen­zer An­zei­ger“ am 13. Au­gust ein we­nig ent­täuscht noch ge­mel­det: So eben ver­neh­men wir, daß JJ. MM. mit der Kö­ni­gin Vik­to­ria erst am 14. d. hier an­kom­men und am fol­gen­den Frei­tag den 15. d. Abends im hie­si­gen Thea­ter[51] zur Eh­re der bri­ti­schen Ma­jes­tät die Oper „Nor­ma“ auf­ge­führt wer­de. Jen­ny Lind wird in der Ti­tel­rol­le auf­tre­ten und ist der Di­rek­tor Spiel­ber­ger in Cöln mit der Lei­tung des Gan­zen be­auf­tragt. Zur ge­hö­ri­gen De­co­ra­ti­on des Thea­ters hat man ei­ligst den Ma­ler Herrn Nol­ten hier­hin be­ru­fen.

Die­ser Opern­abend wur­de aber dann kurz­fris­tig ab­ge­sagt und durch ein Haus­kon­zert in klei­nem Rah­men auf Stol­zen­fels er­setzt. Da die Pres­se nicht di­rekt mit da­bei sein konn­te, kam es of­fen­sicht­lich zu ei­ner feh­ler­haf­ten Be­richt­er­stat­tung, denn „L’éman­ci­pa­ti­on“ aus Brüs­sel mel­de­te vom An­kunfts­abend, dass es zwi­schen dem Di­ner und dem abend­li­chen Feu­er­werk noch ein „bril­lan­tes Kon­zer­t“ ge­ge­ben ha­be, wor­an durch­aus Zwei­fel an­ge­mel­det wer­den müs­sen. Mey­er­beers Pro­gramm-Auf­zeich­nun­gen ist je­den­falls nichts zu ent­neh­men und auch die Queen hat nichts in ih­rem Ta­ge­buch fest­ge­hal­ten. Sie be­rich­tet zwar so­gar recht aus­führ­lich über das Di­ner und die an­we­sen­den Gäs­te, von mu­si­ka­li­schen Dar­bie­tun­gen no­tiert sie je­doch nichts, im Ge­gen­teil: Af­ter din­ner the Du­ke of Nas­sau ca­me for a mo­ment; in de­ep mourning and very much de­pres­sed. - We then went out on the Per­ron, and saw so­me fi­ne fire­works and il­lu­mi­na­ti­ons on the op­po­si­te si­de ar­ran­ged amongst the ru­ins, - we then re­ti­red to our apart­ments well ti­red. (Nach dem Es­sen kam der Graf von Nas­sau für ei­nen Au­gen­blick, in tie­fer Trau­er und sehr tief de­pri­miert. – Dann gin­gen wir hin­aus auf den Per­ron und sa­hen ein schö­nes Feu­er­werk und Il­lu­mi­na­tio­nen auf der ge­gen­über­lie­gen­den [Rhein-]Sei­te zwi­schen den Rui­nen, - dann zo­gen wir uns in un­se­re Zim­mer zu­rück, red­lich mü­de.) 

Nach all dem ist da­von aus­zu­ge­hen, dass es sich bei dem ge­nann­ten „bril­lan­ten Kon­zer­t“ um ei­ne zeit­li­che Ver­wechs­lung han­del­te, zu­mal „L’éman­ci­pa­ti­on“ sel­ber ei­nen Tag spä­ter be­rich­te­te: Man soll­te ges­tern Abend im Thea­ter von Ko­blenz ei­ne au­ßer­ge­wöhn­li­che Vor­stel­lung aus An­lass der An­we­sen­heit der Kö­ni­gin von Eng­land ge­ben. Die­se Vor­stel­lung war or­ga­ni­siert wor­den von Mey­er­beer auf An­ord­nung des Preu­ßi­schen Kö­nigs; doch Kö­ni­gin Vic­to­ria fand sich ein we­nig in­dis­po­niert, […], und so hat man die Ar­bei­ten ein­ge­stellt, die man seit zwei Ta­gen im Thea­ter-Saal ge­macht hat, um ihn so wür­dig als mög­lich dem ho­hen Au­di­to­ri­um, das er emp­fan­gen soll­te, an­ge­mes­sen zu ge­stal­ten. Man kann sich die Ent­täu­schung de­rer vor­stel­len, die ei­ne Ein­la­dung zu die­ser mu­si­ka­li­schen Fest­lich­keit er­hal­ten hat­ten, und die da­zu all ih­re Vor­keh­run­gen ge­trof­fen hat­ten. Die Vor­stel­lung wur­de er­setzt durch ein Kon­zert auf Schloss Stol­zen­fels in Ge­gen­wart der Ma­jes­tä­ten und ei­ner sehr klei­nen Zahl ge­la­de­ner Gäs­te.

Die­se Er­satz-Dar­bie­tung auf Schloss Stol­zen­fels bil­de­te am Spät­nach­mit­tag des 15. Au­gust dann das Hof­kon­zert, über das sich auch die Queen ins Ta­ge­buch no­tier­te: Af­ter tea we went in­to the di­ning room whe­re we had a very fi­ne Con­cert. Mey­er­beer ac­com­pa­nied and Ml­le Lind sung be­au­ti­ful and Pi­scheck sung Die Fah­nen­wacht. (Nach dem Tee gin­gen wir in den Spei­se­saal, wo wir in schö­nes Kon­zert hat­ten; Mey­er­beer be­glei­te­te und Fräu­lein Lind und Frau Vi­ar­dot san­gen und Pi­schek sang Die Fah­nen­wacht.)

In sei­ner Auf­stel­lung für Ju­les Ja­nin hielt Mey­er­beer fest: 2e Con­cert dans les pe­ti­tes ap­par­te­ments de Stol­zen­fels ou on ne pou­vait pas pla­cer des Chou­ers, & ou il n’y avoit qu’une cen­tai­ne d’in­vités & ou on ne pou­vait guè­re pla­cer avec avan­ta­ge de grands morceaux d’en­sem­ble com­me pour le 1er et le 3e Con­cert (2. Kon­zert in den klei­nen Räu­men von Stol­zen­fels, wo man kei­ne Chö­re plat­zie­ren konn­te, und wo es nur et­wa 100 ge­la­de­ne Gäs­te gab und wo man kaum vor­teil­haft gro­ße En­sem­ble-Stü­cke ge­ben konn­te wie im 1. und 3. Kon­zert.).

1re Par­tie
1) Qua­tu­or de l’Ope­ra Fe­dra du Comte West­mor­land[52], chan­té par Ml­le Tucz­eck, Mme Vi­ar­dot-Gar­cia, Mes­sieurs Man­ti­us & Bött­cher
2) Si­ci­li­en­ne de Per­go­le­se[53], chan­tée par Mme­Vi­ar­dot-Gar­cia
3) So­lo de Vio­lon joué par M. Vieux­temps[54]  
4) Mè­re-grand, noc­turne à 2 voix de Mey­er­beer[55], chan­tée par Ml­le Lind & Mme Vi­ar­dot-Gar­cia.

2e Par­tie
1) 2 Mé­lo­dies de Truhn[56] & Tau­bert[57] chan­tées par Mes­sieurs Man­ti­us & Bött­cher
2) Trio pour 3 voix de femmes du Cro­cia­to de Mey­er­beer chan­té par Dl­le Lind, Dl­le Tucz­eck & Ma­da­me Vi­ar­dot-Gar­cia
3) Le gar­de-dra­peau, Bal­la­de de Lind­paint­ner[58] chan­té par M. Pi­scheck
4) Airs na­tio­neaux suédois, chan­té par Dl­le Lind.

Aus der Tat­sa­che, dass sich Ja­nin auf dem ers­ten Blatt der Auf­zeich­nun­gen Mey­er­beers, au­ßer den oben schon zi­tier­ten Hin­wei­sen zu den be­tei­lig­ten Sän­gern, No­ti­zen zu die­sem Kon­zert ge­macht hat – aus­drück­lich ge­kenn­zeich­net mit 2me a Stol­zen­fels -, ins­be­son­de­re auch zu den da­bei an­we­sen­den Herr­schaf­ten, ist nicht ganz von der Hand zu wei­sen, dass er wo­mög­lich gar nicht sel­ber mit da­bei war, son­dern sich nur dar­über, viel­leicht so­gar von Mey­er­beer, hat be­rich­ten las­sen. Auch wei­te­re No­ti­zen, so­weit sein Ge­krit­zel über­haupt zu ent­zif­fern ist, las­sen dies ver­mu­ten. So no­tier­te er sich über die Gäs­te Tous en ha­b­its bour­geois [Al­le in bür­ger­li­cher Klei­dung]. Dem ist hin­zu­zu­fü­gen, dass auch die Queen dies für so be­mer­kens­wert hielt, dass sie noch zwei Ta­ge spä­ter in ihr Ta­ge­buch ein­trug: I for­got to men­ti­on that at Brühl all the Gent­le­men (King and Pes etc.) wo­re uni­form and that at Stol­zen­fels all we­re in ci­vil. (Ich ver­gaß zu er­wäh­nen, dass in Brühl al­le die Her­ren (Kö­nig und Prin­zen usw.) Uni­form tru­gen und dass in Stol­zen­fels al­le in Zi­vil wa­ren.)

Da die üb­ri­gen No­ti­zen Janins kaum in An­sät­zen les­bar sind, und weil auch kei­ne Klar­heit dar­über zu ge­win­nen ist aus dem, was er dann in sei­nem Zei­tungs­be­richt ge­schrie­ben hat, mag hier nicht wei­ter dar­auf ein­ge­gan­gen wer­den. In sei­nem Ar­ti­kel für das „Jour­nal des dé­bats“ hielt er zu­nächst fest: Im Schloss fand ein in­ti­mes Fest statt; we­ni­ge Leu­te wa­ren ein­ge­la­den zu die­sem Fest, bei dem die Kö­ni­ge, die Kö­ni­gin­nen und die Prin­zen sich dar­an er­freu­ten, nicht mehr zu sein als ein­fa­che Sterb­li­che. Die Män­ner tru­gen bür­ger­li­che Klei­dung und oh­ne äu­ßer­li­chen Schmuck, die Da­men wa­ren mit der ele­gan­ten Ein­fach­heit jun­ger Frau­en ge­klei­det, die sich von den Zwän­gen der Eti­ket­te er­ho­len.

Ja­nin rä­so­niert dann all­ge­mein über die Pro­gramm­aus­wahl, die im Kon­trast zu den nur ei­nem Meis­ter ge­wid­me­ten Bon­ner Kon­zer­ten auch Mu­sik von an­de­ren Ge­nies ge­bo­ten ha­be, zählt dann auf, aus wem das il­lus­tre Au­di­to­ri­um be­stand, wo­bei er recht aus­führ­lich auf die Per­son de­s Fürs­ten Met­ter­nich ein­geht, kommt schlie­ß­lich auf das Ge­schick zu spre­chen, mit dem Mey­er­beer die Schwie­rig­kei­ten der Pro­gramm­ge­stal­tung ge­löst ha­be, und gibt end­lich das Pro­gramm so wie­der, wie es Mey­er­beer für ihn no­tiert hat, nur mit ein paar we­ni­gen zu­sätz­li­chen An­mer­kun­gen. Mè­re-Grand von Mey­er­beer nennt er ei­ne köst­li­che Bal­la­de von rei­zen­dem Cha­rak­ter, und über die be­wun­derns­wer­te Sän­ge­rin, Jen­ny Lind schreibt er: Sie kön­nen sich kei­ne Vor­stel­lung ma­chen von Jen­ny Lind, wenn sie an­hebt, uns die Volks­lie­der von Schwe­den, ih­rer Hei­mat, vor­zu­tra­gen. Es ist un­mög­lich, mit mehr Ge­schmack zu sin­gen, mit mehr Geist und Ver­stand. Man fügt hin­zu, dass auf dem Thea­ter ihr jun­ges und sel­te­nes Ta­lent sich ur­plötz­lich zu dra­ma­tischs­ten Di­men­sio­nen er­hebt. Wenn je­mand be­ru­fen sein dürf­te, die so oft an­ge­kün­dig­ten Er­lö­sungs-Opern von Mey­er­beer nach Pa­ris zu brin­gen: Die Afri­ka­ne­rin, Das Feld­la­ger von Schle­si­en und Der Pro­phet, dann dürf­te mit un­zwei­fel­haf­ter Si­cher­heit die Eh­re da­für Jen­ny Lind vor­be­hal­ten sein! – Ja­nin schlie­ßt sei­nen Be­richt mit der Be­mer­kung: Nach dem Kon­zert hat sich die kö­nig­li­che Ver­samm­lung ins Ess­zim­mer be­ge­ben; ein her­vor­ra­gen­des Sou­per wur­de für den Kö­nig und die Künst­ler am sel­ben Tisch ser­viert. Das schien ihm doch sehr wich­tig zu sein, zu­mal er auch noch aus­führ­lich auf ei­ne ähn­li­che Be­ge­ben­heit zu spre­chen kam.

Zur Be­set­zung des Kon­zer­tes soll­te noch er­gänzt wer­den, vor al­lem an­ge­sichts der Tat­sa­che, dass es ei­ne ge­plan­te Fest­auf­füh­rung der Oper Nor­ma von Vin­cen­zo Bel­li­ni er­set­zen muss­te, dass fast nur Sän­ge­rin­nen und Sän­ger be­tei­ligt wa­ren, die auch für die Rol­len der Oper be­nö­tigt wor­den wä­ren: Nor­ma (So­pran) Jen­ny Lind / Ad­al­gi­sa (So­pran) Leo­pol­di­ne Tuc­zek / Nor­mas Ver­trau­te (Mez­zo) Pau­li­ne Vi­ar­dot-Gar­cia / Se­ver (Te­nor) Louis Man­ti­us / Ora­cio (Bass) Louis Bött­cher / Mey­er­beer, der beim Kon­zert am Kla­vier be­glei­te­te, hät­te di­ri­gie­ren sol­len. Aus­nah­men bil­de­ten nur Jo­hann Bap­tist Pi­scheck, der auf Stol­zen­fels sein „Pa­ra­de­stück“ sang, und der Gei­ger Hen­ry Vieux­temps.

Das Kon­zert fand im Üb­ri­gen mit Si­cher­heit auf dem in Schloss Stol­zen­fels noch heu­te be­find­li­chen In­stru­ment statt, das 1843 vom Ko­blen­zer Kla­vier­bau­er Hein­rich Knauss (1802-1872) im Auf­trag des preu­ßi­schen Kö­nigs ei­gens für Stol­zen­fels ge­fer­tigt wor­den war mit zur dor­ti­gen Ein­rich­tung pas­sen­den Ver­zie­run­gen des ein­hei­mi­schen Bild­hau­ers Her­mann Edu­ard We­sché.

Für Queen Vic­to­ria, Prinz Al­bert und ih­re Sui­ten war dies das ein­zi­ge mu­si­ka­li­sche Er­eig­nis in Ko­blenz, denn schon am nächs­ten Mor­gen gin­gen sie an Bord der klei­nen Damp­f­yacht „Fai­ry“, um rhein­auf­wärts nach Mainz wei­ter­zu­rei­sen. Trotz­dem wur­de das ge­plan­te Hof­kon­zert im ehe­mals kur­fürst­li­chen Schloss zu Ko­blenz nicht ab­ge­sagt. Das Pro­gramm ist eben­so wie das der bei­den vo­ri­gen Hof­kon­zer­ten im Au­to­graph Mey­er­beers über­lie­fert, und auch Ju­les Ja­nin war wie­der da­zu ein­ge­la­den wor­den und hat dar­um na­tür­lich auch ei­nen Be­richt nach Pa­ris ge­sandt.

3e Con­cert (à Co­blence)

1e Par­tie
1. Priè­re des Is­rae­li­tes (Cho­eur), Ro­mance de Ben­ja­min, & Duo Ben­ja­min & Ja­cob de Jo­seph de Mé­hul[59], chan­té par Dl­le Tucz­eck, M. Pi­scheck & le Cho­eur
2. So­lo de Vio­lon­cel­le exé­cu­té par M. Bat­ta[60]  
3. Le 18iè­me Pseau­me de Be­nedet­to Mar­cel­lo, chan­té par Mme Vi­ar­dot-Gar­cia & le Cho­eur
4. Fan­tai­sie pour le Vio­lon sur des Mo­tifs du Frei­schuz, exé­cu­té par M. Moe­ser
5. Le com­bat des Flu­tes: Scé­ne du Camp de Silé­sie de Mey­er­beer chan­tée par Dl­le Lind. M. Man­ti­us & le Cho­eur, & ac­com­pa­gnée par deux flu­tes.

2e Par­tie
1. Le voya­geur Mé­lo­die de Schu­bert[61] chan­tée par M. Stau­digl
2. Le son­ge de Tar­ti­ni: Bal­la­de de Pan­se­ron[62] chan­tée par Mme Vi­ar­dot-Gar­cia & ac­com­pa­gné sur le Vio­lon par M. Vieux­temps
3. Trio bouf­fe pour 3 Bas­se-tail­ler de Mar­gue­ri­te d’An­jou de Mey­er­beer[63] chan­té par Mes­sieurs Stau­digl, Pi­scheck & Bött­cher
4. Fan­tai­sie pour le Pia­no sur des Mo­tifs es­pa­gnols com­po­sée & exe­cu­te par M. Liszt
5. Air de Don Juan de Mo­zart, chan­té par Dl­le Lind[64]  
6. Airs na­tio­neaux es­pa­gnols chan­tés par Mme Vi­ar­dot-Gar­cia.

On voit que la part a été fai­tes as­sez lar­ge aux il­lus­tres Morts, glo­rieux re­pré­sen­tants de la gran­de éco­le clas­si­que, puis­que on [a] chan­té dans les 3 con­certs du Gluck, Per­go­le­se, Mar­cel­lo, Mo­zart, Beet­ho­ven, We­ber, Mé­hul, Schu­bert. (Man sieht, dass die il­lus­tren To­ten sehr brei­te Be­rück­sich­ti­gung er­fuh­ren, die glor­rei­chen Re­prä­sen­tan­ten der gro­ßen klas­si­schen Schu­le, denn man hat in den drei Kon­zer­ten von Gluck, Per­go­le­si, Mar­cel­lo, Mo­zart Beet­ho­ven, We­ber, Mé­hul, Schu­bert ge­sun­gen.) Hin­zu­zu­fü­gen ist, dass über dem Wort „com­ba­t“ bei Nr. 5 des ers­tens Teils dé­fie ge­schrie­ben steht, was so viel wie „blei­ben­las­sen“ be­deu­ten könn­te. Je­den­falls ist im Zei­tungs­be­richt Janins die­se Num­mer als ein­zi­ge nicht ge­nannt, was die Ver­mu­tung un­ter­stützt, dass sie wohl aus­ge­las­sen wor­den war. 

Ju­les Ja­nin schrieb über die­ses Kon­zert für das „Jour­nal des dé­bats“: Wie an den bei­den vor­he­ri­gen Ta­gen, lei­te­te Mey­er­beer das Ver­gnü­gen die­ses Abends und man wuss­te, dass der gro­ße Künst­ler sei­nen Ehr­geiz ver­dop­pelt hat­te. Er hat­te Bat­ta und sein wun­der­vol­les Vio­lon­cel­lo ge­trof­fen und hat­te bei­de ein­ge­la­den, der ei­ne das an­de­re tra­gend, um ihr gut Teil an die­sem Bei­fall und die­sem Lob zu er­hal­ten. Das drit­te Kon­zert hat­te be­gon­nen mit die­ser rüh­ren­den na­tür­li­chen Arie, der Arie aus Jo­seph mit Chö­ren, weil die Chö­re bei die­sem Kon­zert wie­der da­bei wa­ren. Es kam dann der 18. Psalm von Be­nedet­to Mar­cel­lo, der so wun­der­bar in Pa­ris ge­sun­gen wor­den war un­ter Lei­tung des Prin­zen von Mos­kau. Ein jun­ger deut­sche Mu­si­ker, Herr Moe­ser, spiel­te auf sei­ner Vio­li­ne die schöns­ten Stel­len aus Frei­schütz. Son­der­ba­rer Un­ter­schied! Die­ser glei­che Herr Moe­ser, es war kei­ne drei Ta­ge her, im Kon­zert von Bonn, hat­te auf der glei­chen Vio­li­ne die glei­chen Me­lo­di­en aus Frei­schütz ge­spielt, und trotz mei­nem bes­ten Wil­len war es mir un­mög­lich, den Na­men die­ses Herrn Moe­ser zu dru­cken, so hat­te sich die­ser jun­ge Mann grau­sam ver­lo­ren und ver­tan in ei­ner Mil­li­on grau­en­vol­ler Kunst­stü­cke oh­ne Ge­schmack, oh­ne An­mut, oh­ne Bil­dung. In Stol­zen­fels hat Herr Vieux­temps durch sein Spiel vol­ler An­mut, Fes­tig­keit, En­er­gie, Glanz ganz leicht Herrn Moe­ser und sei­ne un­er­klär­li­chen Va­ria­tio­nen ver­ges­sen ge­macht, doch im Schloss von Ko­blenz zeig­te sich Moe­ser als ernst­haf­ter Künst­ler; die hel­fen­de und vä­ter­li­che Hand Mey­er­beers hat­te al­le Spu­ren ei­nes ab­scheu­li­chen Ge­schmacks her­aus­ge­stri­chen und un­ter dem Vor­wand zu kür­zen war der Meis­ter zu dem Ziel ge­kom­men Herrn Moe­ser nur die schö­nen Din­ge sei­ner un­glück­li­chen Kom­po­si­ti­on ste­hen zu las­sen. – Man hat­te um ei­ne Me­lo­die von Schu­bert ge­be­ten. Herr Stau­digl sang, wie man sie nur an die­sen mit ei­ner trau­ri­gen Me­lan­cho­lie be­la­de­nen Ufern singt, die­se rüh­ren­de Me­lo­die mit dem Ti­tel Der Wan­de­rer! Ich kann hier mit Freu­den un­se­rem Ka­me­ra­den Pan­se­ron sa­gen, dass wir un­ter sol­chen be­rühm­ten Na­men die­ser wun­der­ba­ren Pro­gram­me sei­nen Na­men ge­fun­den ha­ben; wirk­lich, der Traum des Tar­ti­ni, Bal­la­de von Pan­se­ron, wur­de von Fr. Vi­ar­dot ge­sun­gen. Vieux­temps dien­te als Or­ches­ter und die­ses klei­ne Dra­ma hat gro­ße Wir­kung er­zielt. – Liszt war ge­kom­men, der auf sei­nem in­spi­rier­ten Kla­vier uns ganz Spa­ni­en er­zählt hat, und vor al­lem das Spa­ni­en der Fan­ny Els­s­ler[65]. Gut ge­hört und gut be­klatscht von den kö­nig­li­chen Hän­den war Liszt wie Sie ihn schon oft ge­hört ha­ben. […] Die Soi­ree en­de­te mit ei­ner sehr schö­nen Arie aus Don Juan von Mo­zart, die Frl. Jen­ny Lind sang wie sie nie un­se­re Ita­lie­ner in Pa­ris und der Um­ge­bung sin­gen wer­den. So war das ge­naue Pro­gramm die­ser drei kö­nig­li­chen Fes­te. Sie se­hen dass auch den il­lus­tren To­ten ihr Teil zu­ge­kom­men ist, den glor­rei­chen Re­prä­sen­tan­ten der gro­ßen klas­si­schen Schu­le, Gluck, Per­go­le­si, Mar­cel­lo, Mo­zart, Mé­hul, Schu­bert, We­ber und Beet­ho­ven.

Die­ser letz­te Satz Janins ent­spricht ziem­lich ge­nau der An­mer­kung Mey­er­beers am En­de sei­ner Pro­gramm­auf­stel­lung. Und auch da­zu muss noch ein­mal fest­ge­hal­ten wer­den, dass Mey­er­beer selbst hier zwar Beet­ho­ven nennt, in den Pro­gram­men aber nichts von ihm fest­hält, ob­wohl, wie ge­sagt, im ers­ten Kon­zert in Brühl ein Du­ett aus „Fi­de­lio“ ge­sun­gen wor­den war.

6. Die Queen in Mainz

Von der An­kunft und dem Auf­ent­halt der Queen in Mainz wuss­te die „Kö­nig­lich pri­vi­le­gir­te Ber­li­ni­sche Zei­tun­g“ nur zu be­rich­ten, dass ho­he Mi­li­tärs der Bun­des­fes­tung und ei­ni­ge Ho­no­ra­tio­ren der Stadt die höchs­ten Herr­schaf­ten un­ter Ka­no­nen­don­ner und Hur­rah­ruf fei­er­lich emp­fin­gen, wo­bei ein Kö­nigl. Preuß. Mu­sik­corps das „God sa­ve the Queen“ spiel­te. Auch im „Morning Chro­nice­l“ war zu le­sen: Wie üb­lich don­ner­ten die Ka­no­nen und die Mu­sik spiel­te, als die Queen lan­de­te. „The il­lus­tra­ted Lon­don News“ be­rich­te­ten nur über die Se­re­na­de, die am Abend vor dem als Quar­tier für die Queen re­ser­vier­ten Ho­tel Eu­ro­päi­scher Hof ge­spielt wur­de, nach­dem sich die Herr­schaf­ten schon zu­rück­ge­zo­gen hat­ten: „Das Ho­tel war il­lu­mi­niert; und spä­ter zog ei­ne Eh­ren­gar­de durch die Stadt, mit zwei gro­ßar­ti­gen Ka­pel­len, die äu­ße­ren Rei­hen der Sol­da­ten Fa­ckeln tra­gend, und nahm Auf­stel­lung un­ter den Fens­tern. Der Mond war wun­der­bar hell – die Waf­fen und Hel­me der preu­ßi­schen Sol­da­ten glänz­ten im Schein der Fa­ckeln – die Men­schen­men­ge stand eng zu­sam­men­ge­presst hin­ter den Ab­sper­run­gen, und die Ka­pel­len spiel­ten ei­ne Se­re­na­de in be­wun­derns­wer­tem Stil. Wer sie nicht ge­hört hat, kann sich kei­ne Vor­stel­lung ma­chen von der Wir­kung der Mi­li­tär­mu­sik der ös­ter­rei­chi­schen und preu­ßi­schen Ar­mee; je­de Ka­pel­le ist min­des­tens drei­mal so zahl­reich als je­de an­de­re in un­se­rem Dienst – und ent­hält erst­klas­si­sche In­stru­men­ta­lis­ten, die mit der Prä­zi­si­on und der Per­fek­ti­on der Or­ches­ter der Oper spie­len. Nach En­de der Se­re­na­de zo­gen die Sol­da­ten in glei­cher Ord­nung ab; und die Stadt war in ih­rer üb­li­chen Ru­he wie­der her­ge­stellt – und der Rhein floss sanft im Licht ei­nes glän­zen­den Mon­des.“ Aus dem Be­richt der Morning Post war über die­se Se­re­na­de zu­sätz­lich zu er­fah­ren: Ei­ne Aus­wahl von Ari­en aus Ro­bert le Dia­ble[66] wur­de von der ös­ter­rei­chi­schen Ka­pel­le mit be­wun­derns­wür­di­ger Prä­zi­si­on und Aus­druck ge­spielt, was, wie auch im­mer, gleich­ge­stellt, wenn nicht über­bo­ten wur­de durch die Vor­füh­run­gen der preu­ßi­schen Ka­pel­le.

Die Queen blieb am nächs­ten Tag in Mainz, weil Sonn­tag war und sie aus­ru­hen woll­te und setz­te dann ih­re Rei­se per Kut­sche in zwei an­stren­gen­den Ta­ges­etap­pen über Frank­furt und Würz­burg nach Co­burg fort.

Quellen

Queen Vic­to­ria‘s Jour­nal – on­line: http-blank://www.queen­virc­to­ri­as­jour­nals.org (© Queen Eli­sa­beth II. und © Bod­lei­an Li­bra­ry): Queen Vic­to­ria’s drafts, Band 4, S. 1-90; Zi­ta­te: S. 5, 7b, 9b, 12, 13b, 22, 23b; Prin­cess Bea­tri­ce’s co­pies, S. 54-153, Zi­tat S. 68. - Die Bod­lei­an Li­bra­ry wies dar­auf hin, dass die von der Queen ei­gen­hän­dig ge­schrie­be­nen „drafts“ (Skiz­zen) nicht vor, son­dern nach dem Ta­ge­buch ge­schrie­ben wor­den sind. Sie stam­men aus den 1870er Jah­ren, als Vic­to­ria of­fen­sicht­lich ein Buch über ih­re Er­fah­run­gen plan­te, ähn­lich wie „Lea­ves from the Jour­nal of Our Life in the High­lands from 1848 to 1861“, das 1868 er­schien. Das neue Buch wur­de aber nicht ver­wirk­licht. Das ei­gent­li­che Ta­ge­buch als frü­he­re Quel­le ist nur in der ge­kürz­ten Ko­pie von Prin­zes­sin Bea­tri­ce er­hal­ten.
Mey­er­beer, Gi­a­co­mo, Brief­wech­sel und Ta­ge­bü­cher, 8 Bän­de, hg. v. Heinz u. Gu­drun Be­cker, ab Band 6 v. Sa­bi­ne Hen­ze-Döh­ring, Ber­lin/New York 1960-2006, hier be­son­ders Band 3, Ber­lin 1975, S. 602, 606, 609-616.
Mey­er­beer-Au­to­graph der Kon­zert­pro­gram­me (Lan­des­bi­blio­theks-Zen­trum Rhein­land-Pfalz, Rhei­ni­sche Lan­des­bi­blio­thek Ko­blenz, Si­gna­tur H92/5). – Auch das Ein­la­dungs­schrei­ben des Gra­fen von Re­dern an Ju­les Ja­nin zum Kon­zert in Brühl liegt bei. 

Zeitungen

Co­blen­zer An­zei­ger, 23.7.-19.8.1845 (Film im Stadt­ar­chiv Ko­blenz)
Bon­ner Wo­chen­blatt, 2.8–16.8.1845 (Film in der Lan­des- und Uni­ver­si­täts­bi­blio­thek Bonn)
Köl­ni­sche Zei­tung, 4.–18.8.1845 (Film in der Lan­des- und Uni­ver­si­täts­bi­blio­thek Bonn)
Morning Post, 12.– 23.8.1845
Jour­nal des dé­bats, Pa­ris, 13.8. -3.9.1845. - Die Ar­ti­kel von Ju­les Ja­nin fin­den sich in den Aus­ga­ben vom 13., 18. und 25. 8.1845, die von Hec­tor Ber­li­oz in den Aus­ga­ben vom 22.8. und 3.9.1845
Kö­nig­lich pri­vi­li­gir­te Ber­li­ni­sche Zei­tung, 15.8.-20.8.1845 (Film im Lan­des­bi­blio­theks­zen­trum Rhein­land-Pfalz, Rhei­ni­sche Lan­des­bi­blio­thek Ko­blenz)
Morning Chro­ni­cle, 13.–20.8.1845
L’Éman­ci­pa­ti­on, Brüs­sel, 14.-16.8.1845, es wur­den nur die Nach­dru­cke im Jour­nal des dé­bats vom 19.8.1845 ein­ge­se­hen (al­le Bi­blio­thèque Na­tio­na­le de Fran­ce, on­line: un­ter http-blank://gal­li­ca.bnf.fr)
Le Con­sti­tu­tio­nel, Edi­ti­on de Pa­ris, 15.–20.8.1845
Ca­le­do­ni­an Mer­cu­ry, 18.8.1845 (Ko­pi­en der frag­li­chen Ar­ti­kel stell­te die Bod­lei­an Li­bra­ry Ox­ford freund­lichst zur Ver­fü­gung)
La Fran­ce mu­si­ca­le, Pa­ris, 24.8.1845
Il­lus­trir­te Zei­tung, Leip­zig, Band 5, 30.8.-25.10.1845 (Ori­gi­nal im Lan­des­bi­blio­theks­zen­trum Rhein­land-Pfalz, Pfäl­zi­sche Lan­des­bi­blio­thek Spey­er)
The il­lus­tra­ted Lon­don News, 16.–6.9.1845 (Ko­pi­en in der Staats- und Uni­ver­si­täts­bi­blio­thek Ham­burg) 

Literatur

The New Gro­ve Dic­tio­na­ry of Mu­sic und Mu­si­ci­ens, Lon­don 1980.
Das gro­ße Le­xi­kon der Mu­sik, Frei­burg 1978.
Bo­dsch, In­grid (Hg.), Mo­nu­ment für Beet­ho­ven, Zur Ge­schich­te des Beet­ho­ven-Denk­mals (1845) und der frü­hen Beet­ho­ven-Re­zep­ti­on in Bonn, Bonn 1995.
Baur, Uwe, Bür­ger­initia­ti­ve Mu­sik. 250 Jah­re öf­fent­li­ches Mu­sik­le­ben in Ko­blenz, Ko­blenz 2008.
Frank, Paul/Alt­mann, Wil­helm, Ton­künst­ler-Le­xi­kon, Wil­helms­ha­ven 1983.
Hein­zel­mann, Jo­sef, Prä­lu­di­um oh­ne Fol­gen, Der Mit­tel­rhein als mu­si­ka­li­sche Büh­ne preu­ßi­scher Prä­senz, in: Jahr­buch für west­deut­sche Lan­des­ge­schich­te 28 (2002), S. 498-531. - Ei­ni­ge Un­ge­nau­ig­kei­ten und irr­tüm­li­che Ver­mu­tun­gen Hein­zel­manns konn­ten aus den Ta­ge­buch-Auf­zeich­nun­gen Queen Vic­to­ri­as und aus den Be­rich­ten von Ju­les Ja­nin und Hec­tor Ber­li­oz für das „Jour­nal des dé­bats“ rich­tig­ge­stellt wer­den. 
Kutsch, Karl Jo­sef/Rie­mens, Leo, Gro­ßes Sän­ger­le­xi­kon, Mün­chen 2004.
Mi­cha­el Prinz von Preu­ßen (Hg.), Die Preu­ßen am Rhein, Köln 2011. - Im Be­richt über den Be­such Queen Vic­to­ria (S. 113) fin­den sich die all­be­kann­ten Feh­ler: Die Queen war nur ei­nen Tag und zwei Näch­te auf Stol­zen­fels und Franz Liszt wirk­te nicht im dor­ti­gen Hof-Kon­zert mit.
Pecht, An­dre­as, Schloss Stol­zen­fels, Ko­blenz 2011.  

Beethoven-Denkmal in Bonn. Lithographie, vermutlich von Aloys Weber, nach dem Denkmal von Ernst Julius Hähnel von 1845, erschienen bei Henry & Cohen, Bonn, 1847. (Beethoven-Haus Bonn, B 2049, https://www.beethoven.de/de/media/view/5083925634351104/scan/0)

 
Anmerkungen
Zitationshinweis

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Baur, Uwe, Das Beethovenfest und die Militär- und Hofkonzerte während Victorias Rheinreise 1845, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/das-beethovenfest-und-die-militaer--und-hofkonzerte-waehrend-victorias-rheinreise-1845/DE-2086/lido/5f96801bf08f49.44510904 (abgerufen am 06.12.2024)