Otto Brass

Sozialistischer Politiker, Gewerkschafter und Widerstandskämpfer (1875-1950)

Tobias Kühne (Bonn)

Otto Brass. (Gedenkstätte Deutscher Widerstand)

Der po­li­ti­sche Le­bens­weg von Ot­to Brass und auch sei­nes gleich­na­mi­gen, wenn auch we­ni­ger be­kann­ten Soh­nes Ot­to Brass jun. (1900-1972) ist ein Bei­spiel für die eben­so in­ter­es­san­ten wie ver­schlun­gen We­ge deut­scher So­zia­lis­tin­nen und So­zia­lis­ten im spä­ten 19. und 20. Jahr­hun­dert. Brass war in sei­ner po­li­ti­schen Lauf­bahn Funk­tio­när in fünf ver­schie­de­nen lin­ken Par­tei­en, in der SPD und der USPD so­gar je­weils zwei­mal, doch ver­stand er sich zeit­le­bens vor al­lem als Ge­werk­schaf­ter.

Ot­to Brass wur­de am 21.12.1875 in Wer­mels­kir­chen ge­bo­ren. Als sechs­tes von sie­ben Kin­dern von Ot­to und Ber­tha (geb. Hüt­her) Brass wuchs er in ei­ner alt­ein­ge­ses­se­nen We­ber­fa­mi­lie in ei­nem klein­städ­ti­schen Ar­bei­ter­mi­lieu auf, in dem so­zia­lis­ti­sche und pie­tis­ti­sche Tra­di­tio­nen ne­ben- und auch mit­ein­an­der exis­tier­ten. Im Zu­ge der In­dus­tria­li­sie­rung wa­ren aber ge­ra­de die­se Heim­ar­bei­ter von Ar­mut und so­zia­lem Ab­stieg be­droht, ei­ne Er­fah­rung, die Ot­to Brass mit vie­len So­zi­al­de­mo­kra­tin­nen und So­zi­al­de­mo­kra­ten sei­ner Ge­ne­ra­ti­on teil­te. Ob­wohl evan­ge­lisch ge­tauft wur­de er im Reichs­tags­hand­buch als „Dis­si­den­t“ ge­führt, doch war er trotz sei­nes Kir­chen­aus­tritts in frei­re­li­giö­sen Ge­mein­den ak­tiv. Nach dem Be­such der Volks­schu­le ging er 1889-1892 in die Leh­re zum Fei­len­hau­er und sie­del­te 1897 ins be­nach­bar­te Rem­scheid über, wo er als selbst­stän­di­ger Fei­len­hau­meis­ter tä­tig war. Schon zu die­sem frü­hen Zeit­punkt sei­nes Le­bens war er fest in der ört­li­chen Ar­bei­ter­be­we­gung ver­wur­zelt. Rem­scheid galt als ein Zen­trum des klas­sen­kämp­fe­ri­schen Ra­di­ka­lis­mus im Rhein­land, nach der Ok­to­ber­re­vo­lu­ti­on in Russ­land 1917 wur­de die Stadt auch als „Ber­gisch Mos­kau“ be­zeich­net.

Über das Pri­vat­le­ben Ot­to Brass‘ ist nur we­nig be­kannt, nicht zu­letzt, weil er ei­nen Gro­ß­teil sei­nes Le­bens und auch sei­ner Er­in­ne­run­gen der po­li­ti­schen Ar­beit wid­me­te. Mit sei­ner ers­ten Ehe­frau An­na, über die an­sons­ten we­nig be­kannt ist, hat­te er sechs Kin­der, Er­na, An­na, Ot­to, Kurt und die Zwil­lin­ge Hans und Fritz. Seit et­wa 1920 aber leb­te er mit sei­ner 1887 ge­bo­re­nen Ge­nos­sin Ber­tha Hüt­her zu­sam­men, die er nach sei­ner erst 1947 er­folg­ten Schei­dung dann auch im sel­ben Jahr ehe­lich­te.

Die po­li­ti­sche Kar­rie­re des Ot­to Brass ver­lief schon früh zü­gig und durch­aus ty­pisch für so­zi­al­de­mo­kra­ti­sche Funk­tio­nä­re sei­ner Ge­ne­ra­ti­on. Schon als Lehr­ling von ei­ner er­folg­lo­sen Streik­ak­ti­on und dem Sta­tus­ver­lus­tes sei­nes Va­ters ge­prägt, trat er 1893 der Ge­werk­schaft und zwei Jah­re spä­ter der SPD bei, wur­de Vor­sit­zen­der des lo­ka­len Fei­len­hau­er-Ver­eins und üb­te ver­schie­de­ne eh­ren­amt­li­che Funk­tio­nen im SPD-Orts­ver­ein aus; spä­ter war er Vor­sit­zen­der des Be­zirks Nie­der­rhein des ein­fluss­rei­chen und ra­di­ka­len Deut­schen Me­tall­ar­bei­ter­ver­ban­des (DMV). Für zwei Jah­re ver­dien­te er sei­nen Le­bens­un­ter­halt als An­ge­stell­ter der Rem­schei­der Orts­kran­ken­kas­se – die selbst­ver­wal­te­ten Kran­ken­kas­sen gal­ten im Kai­ser­reich aus gu­tem Grund als „so­zia­lis­ti­sche Ka­der­schmie­den“ – und seit 1905 als Mit­be­grün­der und Ge­schäfts­füh­rer der „Rem­schei­der Ar­bei­ter­zei­tun­g“. Auch die Tä­tig­keit in und für die Ar­bei­ter­pres­se war ei­ne zeit­ge­nös­si­sche Stra­te­gie der so­zia­lis­ti­schen Be­we­gung, ih­re an­sons­ten un­be­sol­de­ten und häu­fig mit­tel­lo­sen Funk­tio­nä­re fi­nan­zi­ell ab­zu­si­chern. Die­se Viel­zahl an Funk­tio­nen und Ver­net­zun­gen in­ner­halb der Rem­schei­der Ar­bei­ter­be­we­gung führ­ten schon früh­zei­tig da­zu, dass Brass so­wohl ehr­fürch­tig als auch iro­nisch „der Kö­nig des Ber­gi­schen Lan­des“ ge­nannt wur­de.

Mit der „Burg­frie­dens­po­li­ti­k“ der SPD seit 1914 und den zu­neh­men­den in­ner­par­tei­li­chen Spal­tungs­ten­den­zen muss­te auch der re­gio­na­le Par­tei- und Ge­werk­schafts­füh­rer Ot­to Brass ein­deu­tig Po­si­ti­on be­zie­hen. So­wohl Brass als auch die über­wie­gen­de Mehr­heit der Rem­schei­der So­zi­al­de­mo­kra­ten lehn­ten die Be­wil­li­gung von Kriegs­kre­di­ten sei­tens der so­zi­al­de­mo­kra­ti­schen Reichs­tags­frak­ti­on ent­schie­den ab. Als sich Ot­to Brass jun. an ei­nem Streik in ei­ner Mu­ni­ti­ons­fa­brik be­tei­lig­te, wur­de er aus sei­nem Ar­beits­ver­hält­nis ent­las­sen, zur Dis­zi­pli­nie­rung ein­ge­zo­gen und an die Front ab­kom­man­diert. Die­se häu­fig an­ge­wand­te Me­tho­de zur Ein­schüch­te­rung op­po­si­tio­nel­ler Ar­bei­ter dürf­te so­wohl in der Fa­mi­lie Brass als auch in der Rem­schei­der Ar­bei­ter­be­we­gung zu ei­ner wei­te­ren Ra­di­ka­li­sie­rung bei­ge­tra­gen ha­ben.

Als sich schlie­ß­lich 1917 die SPD über die Fra­ge der Kriegs­kre­di­te spal­te­te, ge­hör­te Ot­to Brass zu den Mit­be­grün­dern der kriegs­kri­ti­schen Un­ab­hän­gi­gen So­zi­al­de­mo­kra­ti­schen Par­tei (USPD) und wur­de Vor­sit­zen­der des Be­zirks Nie­der­rhein, Mit­glied des Zen­tral­ko­mi­tees der USPD so­wie Ge­schäfts­füh­rer der re­gio­na­len Par­tei­zei­tung „Ber­gi­sche Volks­stim­me“.

Wäh­rend der Re­vo­lu­ti­on von 1918/1919 spiel­te Ot­to Brass vor Ort die ent­schei­den­de Rol­le. Bei der von ihm ge­lei­te­ten kon­sti­tu­ie­ren­den Sit­zung der Ar­bei­ter- und Sol­da­ten­rä­te des Re­gie­rungs­be­zirks Düs­sel­dor­f in Bar­men (heu­te Stadt Wup­per­tal) am 9.12.1918, in der An­hän­ger der USPD die kla­re Mehr­heit stell­ten, wur­de Brass in den fünf­köp­fi­gen Voll­zugs­rat und als De­le­gier­ter für den Reichs­rä­te­kon­gress in Ber­lin ge­wählt. Brass und sei­ner Par­tei ge­lang es zu­nächst, die Mehr­heits­so­zi­al­de­mo­kra­tie und ih­ren „star­ken Man­n“ Ernst Drö­ner (1879-1951) sys­te­ma­tisch an den Rand zu drän­gen. Die „Ber­gi­sche Volks­stim­me“ be­rich­te­te schon am 22. Ok­to­ber da­von, dass Brass bei meh­re­ren Ver­an­stal­tun­gen als Red­ner auf­ge­tre­ten und bei „ei­ner nach Tau­sen­den zäh­len­den Ver­samm­lung […] von stür­mi­schen Zu­stim­mungs­be­zeu­gun­gen un­ter­bro­chen wor­den sei. Der Ebers­fel­der Se­kre­tär der Re­gie­rungs­so­zia­lis­ten Drö­ner hin­ge­gen, so die Volks­stim­me wei­ter, ver­such­te die Po­li­tik der ehe­ma­li­gen So­zia­lis­ten zu ent­schul­di­gen. Er fiel in bei­den Ver­samm­lun­gen glatt ab. Stür­mi­scher Pro­test be­lehr­te ihn, daß die Volks­mas­se die ar­bei­ter­ver­rä­te­ri­sche Po­li­tik der Re­gie­rungs- und Mi­nis­ter­par­tei rich­tig be­wer­tet.“ Ent­schei­dend war je­doch in die­sen an­ge­spann­ten Ta­gen, dass die Re­vo­lu­ti­on un­ter Füh­rung von Ot­to Brass und sei­nen Mit­strei­tern fried­lich voll­zo­gen wur­de, wie wie­der­um die Volks­stim­me be­rich­te­te: „Die Stra­ßen­de­mons­tra­tio­nen ver­lie­fen über­all ru­hig und un­ge­stört. Die Po­li­zei leg­te über­all Ru­he und Zu­rück­hal­tung an den Tag.“[1] So wur­den et­wa in Rem­scheid we­der der li­be­ra­le Bür­ger­meis­ter Walt­her Hart­mann (1873-1964, Bür­ger­meis­ter 1915-1937) noch die Stadt­ver­ord­ne­ten ab­ge­setzt.

Die Be­richt­er­stat­tung der „Ber­gi­schen Volks­stim­me“ war na­tür­lich nicht neu­tral, aber bei der Wahl zur Na­tio­nal­ver­samm­lung am 19.1.1919 wur­den die Macht­ver­hält­nis­se in­ner­halb der Ar­bei­ter­be­we­gung im Wir­kungs­be­reich von Ot­to Brass deut­lich. Wäh­rend die SPD mit 37,9 Pro­zent reichs­weit klar die stärks­te Kraft wur­de und die USPD le­dig­lich 7,6 Pro­zent der Stim­men er­rin­gen konn­te, kam die USPD im Wahl­kreis Düs­sel­dorf-Ost[2] auf 18,7 Pro­zent ge­gen­über 25,7 der SPD – stärks­te Par­tei wur­de al­ler­dings knapp das ka­tho­li­sche Zen­trum mit 27,6 Pro­zent. Ein­deu­tig war das Er­geb­nis in Brass‘ Hei­mat­stadt Rem­scheid: Die USPD wur­de mit fast 17.000 Stim­men klar stärks­te Par­tei, wäh­rend die SPD mit we­ni­ger als 6.000 Stim­men noch hin­ter der DDP auf dem drit­ten Platz lan­de­te[3]. Am Schluss wur­den 22 Mit­glie­der der USPD in die Na­tio­nal­ver­samm­lung ge­wählt, da­von zwei aus der Rhein­pro­vinz, die bei­de in Düs­sel­dorf-Ost kan­di­diert hat­ten: Lo­re Agnes (1876-1953) und Ot­to Brass.

Bei der Wahl vom Ju­ni 1920 er­ziel­te die USPD im Wahl­kreis Düs­sel­dorf-Ost mit 32,8 Pro­zent (SPD: 10 Pro­zent, ein Ab­ge­ord­ne­ter) ein her­aus­ra­gen­des Er­geb­nis und ent­sand­te nun­mehr fünf Ab­ge­ord­ne­te, ge­gen­über 17,6 Pro­zent und 84 Ab­ge­ord­ne­ten reichs­weit. Wäh­rend sei­ner Zeit als Ab­ge­ord­ne­ter der Na­tio­nal­ver­samm­lung und dann von 1920 bis 1924 im Reichs­tag, fiel Ot­to Brass als Hin­ter­bänk­ler sei­ner Frak­ti­on nur be­dingt auf. Wenn er vor das Ple­num trat, be­schäf­tig­te er sich, an­ge­sichts sei­nes po­li­ti­schen Wer­de­gangs ver­ständ­lich, vor al­lem mit ge­werk­schaft­li­chen und ar­beits­recht­li­chen Fra­gen. So be­tei­lig­te er sich et­wa in­ten­siv an der Dis­kus­si­on über das Be­triebs­rä­te­ge­setz, wel­ches aber am 18.1.1920 ge­gen die Stim­men der USPD mit brei­ter Mehr­heit ver­ab­schie­det wur­de. Sei­ne letz­te Re­de im Reichs­tag hielt er am 11.2.1922 zur Fra­ge des Streik­rechts von Be­am­ten.

Die über zwei­jäh­ri­ge Ab­sti­nenz von Ot­to Brass am Red­ner­pult des Reichs­tags war ei­ne di­rek­te Fol­ge der in­ner­par­tei­li­chen Aus­ein­an­der­set­zun­gen, die 1920 die USPD und spä­ter die Kom­mu­nis­ti­sche Par­tei Deutsch­lands (KPD) vor per­ma­nen­te Zer­rei­ß­pro­ben stell­ten. Auf dem Par­tei­tag der USPD im Ok­to­ber 1920 in Hal­le spal­te­te sich die Par­tei um die Fra­ge, ob sie un­ter An­nah­me der „21 Be­din­gun­gen“ der Kom­mu­nis­ti­schen In­ter­na­tio­na­le (Kom­in­tern) bei­tre­ten sol­le. Wäh­rend ei­ne Mehr­heit der Funk­tio­nä­re die­sen Schritt ab­lehn­te und sich 1922 wie­der der SPD an­schloss, fu­sio­nier­te die Mehr­heit der Par­tei­mit­glie­der, un­ter ih­nen Ot­to Brass, im De­zem­ber 1920 mit der KPD zur Ver­ei­nig­ten Kom­mu­nis­ti­schen Par­tei Deutsch­lands (VKPD). Als Mit­glied des Se­kre­ta­ri­ats der VKPD konn­te sich Brass aber nicht lan­ge in füh­ren­der Po­si­ti­on hal­ten, da er die un­ter an­de­rem auch von Paul Le­vi (1883-1930) und Cla­ra Zet­kin (1857-1933) kri­ti­sier­te „Of­fen­sivstra­te­gie“ ab­lehn­te. Im Zu­ge die­ses grund­le­gen­den Kon­flikts wur­de Brass im Ja­nu­ar 1922 aus der VKPD aus­ge­schlos­sen, nach Zwi­schen­sta­tio­nen in der Kom­mu­nis­ti­schen Ar­beits­ge­mein­schaft (KAG) und der Rest-USPD kehr­te er im Sep­tem­ber 1922 wie­der zur SPD zu­rück. Dort nahm er aber kei­ne lei­ten­den Funk­tio­nen mehr wahr, son­dern ar­bei­te­te als Ver­le­ger. Sei­nen Le­bens­mit­tel­punkt hat­te er mitt­ler­wei­le vom Ber­gi­schen Land nach Prenz­lau­er Berg in Ber­lin ver­legt.

Nach der „Macht­er­grei­fung“ der NS­DAP wur­de Ot­to Brass im März 1933 von der SA ver­schleppt und im KZ Co­lum­bia-Haus ge­fol­tert. Nach sei­ner Frei­las­sung sam­mel­te Brass zu­sam­men mit Her­mann Brill (1895-1959) und Os­kar De­bus (1886-1942), den er noch aus sei­ner rhei­ni­schen Hei­mat kann­te, zahl­rei­che Re­gime­geg­ner. Die­se Grup­pe wur­de spä­ter un­ter dem Na­men „Deut­sche Volks­front“ oder „Zehn-Punk­te-Grup­pe“ be­kannt und hat­te en­ge Kon­tak­te zur Wi­der­stands­grup­pe „Neu Be­gin­nen“ um Fritz Er­ler (1913-1967). Auf­grund kon­spi­ra­ti­ver Nach­läs­sig­kei­ten konn­te die Deut­sche Volks­front 1938 von der Ge­sta­po auf­ge­rollt wer­den. Ot­to Brass wur­de, nach­dem er in der Ge­sta­po­zen­tra­le in der Prinz-Al­brecht-Stra­ße wie­der­um schwer ge­fol­tert wor­den war, vom Volks­ge­richts­hof zu zwölf Jah­ren Haft ver­ur­teilt. Im April 1945 wur­de er schlie­ß­lich von der Ro­ten Ar­mee aus dem Zucht­haus Bran­den­burg be­freit.

Nach 1945 nahm Ot­to Brass vor al­lem sei­ne ge­werk­schaft­li­chen Tä­tig­kei­ten wie­der auf und war seit 1946 Mit­glied der So­zia­lis­ti­schen Ein­heits­par­tei Deutsch­lands (SED). Er ver­starb am 13.11.1950 im thü­rin­gi­schen Mas­ser­berg. In sei­ner al­ten Hei­mat ist der So­zia­list und Wi­der­stands­kämp­fer Ot­to Brass weit­ge­hend ver­ges­sen, in der DDR wur­de ein ge­werk­schaft­li­ches Frei­zeit­heim in Plau am See nach ihm be­nannt. Sei­ne letz­te Ru­he­stät­te fand er, wie so vie­le sei­ner Ge­nos­sin­nen und Ge­nos­sen, auf dem Zen­tral­fried­hof Fried­richs­fel­de in Ber­lin, der zu Recht den Bei­na­men „So­zia­lis­ten­fried­hof“ trägt.

Im his­to­ri­schen Ge­dächt­nis noch we­ni­ger prä­sent ist sein gleich­na­mi­ger Sohn. Ot­to Brass jun. wur­de am 11.9.1900 in Rem­scheid ge­bo­ren, ar­bei­te­te als Elek­tri­ker und war seit 1920 eben­falls Mit­glied der (V)KPD und Ak­ti­vist der Ro­ten Ruhr­ar­mee. In den re­vo­lu­tio­nä­ren Jah­ren nach 1918 so­zia­li­siert, fand er nie wie­der ganz zu­rück ins Zi­vil­le­ben und wan­der­te nach ei­ner Zwi­schen­sta­ti­on in Ser­bi­en 1932 in die So­wjet­uni­on aus. Im Zu­ge der sta­li­nis­ti­schen Säu­be­rungs­wel­len wur­de Ot­to Brass jun. 1937 zu zehn Jah­ren La­ger­haft in Si­bi­ri­en ver­ur­teilt, sei­ne Fa­mi­lie um Ehe­frau Bar­ba­ra eben­falls de­por­tiert. Nach sei­ner Ent­las­sung im April 1954 und der Re­ha­bi­li­tie­rung 1955 ver­starb er 1972 in Ferg­ha­na im heu­ti­gen Us­be­kis­tan.

Literatur

Lo­renz, Ger­lin­de, „Leit­stern“ So­zia­lis­mus. Die po­li­ti­sche Bio­gra­fie des Rem­schei­der Ar­bei­ter­füh­rers Ot­to Braß (1875-1950) und sei­nes Soh­nes Ot­to (1900-1972), Es­sen 2010 (Ver­öf­fent­li­chun­gen des In­sti­tuts für so­zia­le Be­we­gun­gen, Schrif­ten­rei­he A: Dar­stel­lun­gen, Bd. 46).
Sand­voß, Hans-Rai­ner, Die „an­de­re“ Reichs­haupt­stadt. Wi­der­stand aus der Ar­bei­ter­be­we­gung in Ber­lin von 1933 bis 1945, Ber­lin 2007, S. 109-118.

Online

1914-1918: Ein rhei­ni­sches Ta­ge­buch. [on­line
Hand­buch der Deut­schen Kom­mu­nis­ten. [on­line
Ver­hand­lun­gen des Deut­schen Reichs­tags. [on­line]
Zen­tra­le Da­ten­bank Nach­läs­se. [on­line

 
Zitationshinweis

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Kühne, Tobias, Otto Brass, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/otto-brass/DE-2086/lido/5cb70aa488fae8.63531573 (abgerufen am 07.10.2024)